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Aus den Traditiones Fuldenses.

Bd. 2, Stuttgart 1895, S. 1-354 u. Karte

(2)

Einleitung,

1. Die Handschrift.

Die Quelle für die Fuldaer Traditionen innerhalb Württembergs bildet der schon in der Einleitung zu den Lorscher Traditionen1) genannte Codex Eberhardi2). Dieses Werk des Fuldaer Mönches Eberhard ist in zwei Bänden wohl erhalten3) und befand sich früher in Fulda, seit 1871 aber auf dem Kgl. preussischen Staatsarchiv in Marburg.

Der erste Band enthält 178 Blätter Pergament in Folio, aber von kleinerem Formut als der Lorscher Codex, der ziceite 196 Blätter, die mit geringen Ausnahmen von einer Hand geschrieben sind. Im ersten Band sind nur zwei Notizen von zwei verschiedenen Händen des 13. Jahrhunderts fol. 177 h eingef ügt1). Im zweiten Band ist von einer Hand des 13. Jahrhunderts fol. 157 b eine kurze Notiz über die Lehen des Grafen Ludwig von Oftingen5) und auf fol. 196 a eine Notiz über die Speisung und die Badstube der Brüder von einer etwas späteren Hand eingetragen*).

Die Schrift Eberhards7) entbehrt der Begelmässigheit, welche die Schrift im Lorscher Codex auszeichnet, und ist reich an Abkürzungen.

Während im grösseren Teil der Handschrift der Text über die ganze Breite des Blattes in ununterbrochenen Linien geht und nur durch Initialen, Arabesken, Tiergestalten und allerlei Phantasiegebildc ge­

ziert ist, sind die Seiten gespalten, wo nur kurze Urkundenauszüge

*) S. 8 ff. — 2) Beschreibungen der Handschrift geben Dronke, Tradi- tiones et Antiquitäten FuMemes (Kassel 1844), und Foltz, ..Eberhard von Fulda und die Kaiser Urkunden des Stifts'' in den Forschungen zur deutschen Geschichte 18, 495. 3) Im ersten Band ist fol. 2 und 3 herausgeschnitten, fol. 145—156 sind verbunden. 4) Dronke (künftig mit Dr. nach Kapiteln, die Einleitung mit römischen Ziffern citiert) l. c. c. 32". — 6) c. 63. — 6) c. 77 (fälschlich c. 67). — 7) Eine Sehrifttafel giebt Dr. I. c.

(3)

(Summarien) gegeben sind. Jede Seite ist kunstvoll durch drei in matten Farben buntgemalte Säulen abgeteilt, welche oben in Bogen schliessen und den Eingang in eine Halle darstellen l).

Die Originalhandschrift wurde am Ende des 13. Jahrhunderts oder Anfang des 14. in Fulda auf 248 Pergamentblättern mit schlichtem Text ohne alle Zierat abgeschrieben. Diese Handschrift, welche die im Original jetzt fehlenden Blätter wie die ursprünglichen Lesarten Eberhards enthält, dessen, Werk von späterer Hand öfters korrigiert ist, bildet jetzt das Kopiarium I I I des Kgl. preussischen Staatsarchivs in Marburg2). Schon beim Lorscher Codex ist gezeigt

•worden3), wie der Plan, nach -welchem die Urkundenwerke von Fulda und Lorsch angelegt sind, im grossen und ganzen derselbe ist. Die Hauptbestandteile sind: 1. Privilegien von Päpsten und Königen und Schenkungen der letzteren und der Grossen; 2. Schenkungen Privater;

3. Güterbeschreibung, Dienst- und Zinsregister; 4. Oblationen für die Brüder. Nur war das Fuldaer Werk von Anfang auf zwei einander entsprechende Teile berechnet, was bei dem Reichtum an päpstlichen Urkunden, die sich in Lorsch nur spärlich fanden, er­

klärlich ist. Der erste Band sollte die päpstlichen Privilegien und die königlichen Präzefte, der zweite vorzugsweise die Schenkungen der Könige, der Grossen und Privaten, die Güterbeschreibung, soivie die Oblationen an die Brüder geben. Aber bald bemerkte Eberhard, dass dann die beiden Bände ganz ungleichmässig würden, so dass der erste Band später noch Stücke, die nach seinem Plan in den zweiten gehören, aufnehmen musste. Er gab im ersten Band:

I. 59 P apsturkunden1) in 2 Reihen mit 27 und32 Nummern.

Dann als die Bullen bis zur Zeit des Abtes Richard 1019—1035 fol. 30a geschrieben waren, fand sich eine Reihe bisher übersehener im Armarium, so dass Eberhard eine neue Reihe beginnen musste, welche bis 1155/59 reicht6).

II. Die königlichen P räzepte über Verleihung oder Be­

stätigung von Immunität, Wildbann und anderen Rechten bis 11516).

Nun begann Eberhard den zweiten Band mit:

III. Scheukungen der Kaiser und Könige und einzelner Grossen. Bis hieher gab er die Urkunden nach den Originalen in ihrem ganzen Wortlaut1).

. ') Dr. I. c. X. — s) Vgl. Gegenbawr, das Kloster Fulda im Karolinger Zeitalter (Fulda 1871), S. 103. Über 3 Papierabschriften vgl. Foltz, l. e. 513.

Sie stammen erst aus dem achtzehnten Jahrhundert. 3) 3. 8. — *) 1, fol 1—89. — s) Dr. VI. - °) 1, fol. 70—135 b. — ') 3, fol. 1-83 >>.

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Aus den Traditionea Fuldenses. 221

IV. S chenkunge n geringer er heute*'), die Eberhard nicht ganz übergehen ivollte, da bei Gott kein Ansehen der Person sei und die zwei Scherflein der Witwe mehr gepriesen iverden, als die Schätze der Reichen*), die er aber nur im Auszug gab3).

Hiebei legte er nicht mehr die Originalurkunden, sondern acht im 9. Jahrhundert entstandene Kopialbücher zu Grunde*). Eine strenge Durchführung des Prinzips der Scheidimg ist Eberhard nicht gelungen. Er giebt nicht selten Schenkungen von Königen5) und Grafen6) als Auszüge in diesem Teil, ja selbst, mitten im Güterver­

zeichnis ein königliches Präzept Pippins7), icie er umgekehrt Privat­

urkunden in ihrem vollen Wortlaut unter den Königsurkunden auf­

zeichnete, z. B, die der Bleonsvind in Möckmühl9).

Die Urkundenauszüge gab Eberhard nach dem Vorgang der alten Kopialbücher, wenn er sich auch nicht streng daran hielt noch sie ausschliesslich benützte 9), nach Landschaften 10), indem er im all­

gemeinen vom Norden nach Süden und von Osten nach Westen ging, so dass einander folgen: Thüringen11), Grabfeld und Tullifeld1', Bayern und Schwaben1*), Sachsen und Frieslandu), Maingau und Wetterau15). Nunmehr griff Eberhard auf den ersten Band zurück und gab dort die Fortsetzung der Privaturkunden 16) mit einer kurzen Einleitung1'1). Er ging vom Rhein aus mit den Schenkungen im Wormsgau, Rheingau und Elsass samt einigen jüngeren aus dem Grabfeld1S), dann wandte er sich zu den östlichen Gauen Volkfeld, Gollachgau, Taubergau, Jagstgau, Rattgau, Badenachgau19), Saal­

gau, Werngau20) und endlich zu den westlichen Hessen, Lalmgau, Engersgau, Lothringen, Westfalen21) und (West-)Friesland22).

') 2, fol. 83—115l. 2) Dr. VIII. — 3) ut suinmatim ac nomiaatim eos . . . deacribamus, 2, fol, 83 b; Dr. VIII. — *) que omnia descripta sunt in octo codicellis et reposita in librario sancte Fuldensis ecelesie, e. 65.

») So von Karl c. 4, 11; c. 39, 147; c. 42, 165. — 6) c. 3, 10, 32, 35, 42, 114, 213; c. 4, 37, 58, 81. — ') 2, fol. 153". Vgl. Dr. 8. 137, Anm. 1. ") a, fol.

75". Dronke, Codex Diplomaticus Fuldensis (Kassel 1850, künftig mit C. D.

eitiert) n. 105. Die Urkunde fehlt im württembergischen Urkundenbuch. —

9) Vgl. K. Roth, Kleine Beiträge (München 1850 ff.) 2, 83. — '») Wie Dronke erkannt hat. Vgl. die Übersieht bei Roth, l. c. 2, 76 ff. — " ) 2, fol. 83-90«;

c. 38. — ") 2, fol, 90 b—99 >•: c. 39. — ,s) 2, fol. 100-102»; c. 40. — ,4) 2, fol.

102b—l(J7b; c. 41. — ,6) 2, fol. 108«—115b; c. 42. — 16) Dass 1, fol. 137h

die Fortsetzung zu 2, fol. 115b bildet, hat Koltz zuerst erkannt, l. c. 495. —

") c. 2. — ,s) 1, fol. 137"—143"; e. 3. — 19) l,fol. 143«—144b, 149«—149b, J 5 J o —1 5 1* (verbunden); c. 4. — 1, fol. 150«—15Ob, 157«-162*. c. 5.

") 1, fol. 153«—156h, 145"—148b; c. 6. — **) 1, fol 163«—170 b; c. 7.

(5)

Im zweiten Band folgen entsprechend dem Plan :

V. Tau schür künden, soweit sie sich im Original fanden1), während die in den Kopialbüchern enthaltenen Tauschurhunden gleich den Schenkungsurkunden nur im Auszug bei den einzelnen Gauen eingereiht mir den2).

VI. Das Güterverzeichnis des Klosters 3) in zwei Teilen, wobei alles, auf was das Kloster Fulda nach Eberhards Ansicht irgendwie Ansprüche zu machen berechtigt war, Lehen, Besitz der Tochterklöster Fuldas und der von ihm gestifteten Kirchen, mit eingerechnet wurde.

Den Hauptteil giebt Eberhard im zweiten Band mit einer kurzen Vorrede1), im ersten Band aber Nachträge6).

VII. Die Oblationen9) zum besondern Gebrauch der Brüder1).

Den Schluss des ganzen Codex bildet die Selbstbiographie oder, wie Foltz richtiger sagt, der Bericht des Abts Markward, über seine Verwaltung, den Eberhard von dem Abt erhalten haben muss8), und der zugleich den Schlüssel zum Verständnis des Anlasses, des Zweckes und der Entstehungszeit des Codex Eberhardi giebt.

2.

Entstehung

des Codex Eberhardi9).

Die Lage des Klosters Fulda icar vor dem Amtsantritt Mark- wards eine sehr schwierige10). Den Abt Alolf hatte der Papst Eugen wegen Fahrlässigkeit abgesetzt11). An seine Stelle ivählten die Mönche nicht, loie der Papst wollte, einen Fremden, sondern einen ihrer Klosterbrüder, Bogger, aber die Wahl wurde für ungültig erklärt.

Der Abt von Hersfeld, welcher die Leitung des Klosters einstweilen übernommen hatte1"2), musste auf Drängen des Erzbischofs Heinrich

') 2, fol. 116—131''. 2) Vgl. c. 4, 35; c. 38, 306: c. 42, 310. —

s) . . nunc de reditibaa eorum prediorum, que abbati et fratribns serviunf, pei- tractemus. 2, fol 131''. — ") 2, fol. 132«—157. — 5) 1, fol. 170-178. Dass dies eine Fortsetzung zu 2, fol. 132 ff. ist, kann nicht zweifelhaft -sein. Ein­

künfte des Klosters hatte Eberhard schon vereinzelt mitgeteilt, z. B. c. 3, 16 (Churwalehen): c. 7,31 ff. (Friesland) ; e. 34 (Thüringen); c. 35 (verschiedene Gegenden); c. 36 (Fulda); c. 37 (Friesland). 6) 2, fol. 158—190. Dass es sich hier nicht um Schenkungen der Mönche und Klosterangehörigen handelt, wie Dr. I. e. IX, Roth, l. c. 2, 67, Gegenbaur, l. e. 1. 102 annehmen, hat Foltz erkannt, l. c. 496. — ?) Eberhard redet ganz klar von Schenkungen an die Brüder, z. B. c. 64: ut fratres specialiter in sua proprietate haberent. —

8) 2, fol. 191—195. — 9) Vgl S. U oben. — ">) Vgl. Giesebrecht 4"-, 313 ff-, 334. — ") Abt 1141—1147 Dez. — I2) dominus Heiniicus Hei Jsjveldensia, qui tunc et noster abbas fuerat, c. 71.

(6)

Aus den Traditiones Fuldenses 223

von Mainz zurücktreten x). König Konrad III. kam selbst im April 1150 nach Fulda und überzeugte sich an Ort und Stelle von der dringend nötigen Abhilfe der das Kloster bedrohenden Schäden durch einen tüchtigen Mann, wenn es vor dem gänzlichen Zerfall bewahrt werden sollte2). . Denn das Kloster hatte keinerlei Vorräte für den täglichen Bedarf der Mönche'*). Um den Ansprüchen des königlichen Dienstes und der römischen Kurie zu genügen, hatte man schon unter Alolfs Vorgängern wertvolle Kirchengeräte veräussert und den Schmuck der Kirche aller Kostbarkeiten beraubt4). Die Meiereien des Klosters waren auf die Hälfte herabgesunken, da die Meier sie als Erbe an ihre Söhne brachten und die besten Güter als Eigentum betrachteten. Die dem Kloster schuldigen Dienste hatten sie verkürzt, statt 14 Tage dienten einige mir 7, andere statt 6 nur 3 Tage, andere gar nicht. Die angrenzenden Grossen rissen vom Kloster­

besitz an sich, was sie erlangen konnten, indem sie die Belehnung erzwangen. Die geringen heute rodeten in des Klosters Wäldern und legten daselbst Dörfer an-),

Konrad III. schlug den Mönchen den ehemaligen Hirsauer Mönch Markwarcl6), der sich als Abt von Deggingen im Eies be­

währt und sich vielleicht bei den Kämpfen im Bies und um Floch- berg im Febr. 1150 Verdienste um die königliche Sache erworben hatte, als den richtigen Mann vor. Die Mönche gingen mit Freuden a.uf den Vorschlag des Königs ein'') und wählten Markward.

. Von dem Vertrauen, das Markward genoss, zeugt, dass der König ihn mit den Bischöfen von Basel und Konstanz, welche Ende 1150 als seine Gesandten nach Born gingen*), an den Papst schickte, um ihm dessen Unterstützung zu sichern9), denn Marhvards Auf­

gabe war schwierig. Erschien er doch in Fulda als ein Fremdling, nicht vertraut mit der Volksart, in einem andern Kloster gebildet, und ohne Familienverbindungen, auf welche er sich hätte stützen

') Böhmer-Will, Regenten zur Geschichte der Erzbischöfe von Mainz,

S. 341, n. 115. —

2

) desolatam hanc et pene ad nichilum redactam ecclesiam, b/76, 153. —

s

) tarn nobilis locus et omnibus fidelibus adamatus atque exop- tatus ad tantam negligentia™ devenerat, ut non esset in omni apoteca fratrum vel abbatis, unde possent fratres . . . per diem sustentari, l. c. —

4

) l. c. 154.

mu 6) Doch war die Rodung des Bramfirsies und die Anlage des Dorfes Rächers von Abt Heinrich (1127—33) selbst ausgegangen, c. 67. Gegenbaur, l. c. 2, 33.

Vgl. G. D. 824. — «) Cod. Hirs. fol. 18 ». — ') C. D. 802. — ») Giesebrecht

4-, 344. — ') ad Eugenium papam sublimandum et promovendum direxi.

C. D. 802. Die Bulle vom 13. Januar 1151 wird Markward persönlich in ]>'erentino erhalten haben. C. D. 801.

(7)

können1). Aber König und Papst hatten ihm, ihren Beistand zu­

gesagt. Vom König hatte er sich noch besonders den Auftrag geben lassen, die Klosterhöfe von den Laien zurückzufordern, sie unter die Leitung von Mönchen zu stellen und keinem Lehensmann seine Lehen aufs neue zu geben, er habe denn seine Beeide darauf nachgewiesen'1'').

Die Grossen aber trotzten allen BecMsansprüchen Fuldas mit Berufung auf das Lehenrecht und trugen bei öffentlichen Gerichts­

tagen durch gewandte Verteidigung ihrer angeblichen Bechte den Sieg davon. Ihnen gegenüber galt es, die Bechte des Klosters ur­

kundlich und wohl verbrieft nachzuweisen. Die Klostermeiereien suchte Markward persönlich auf, stellte mit Hilfe zuverlässiger Männer den Umfang des entfremdeten Klosterbesitzes fest und forderte auf Grund der „Landleite", des Markwngsumgangs, allenthalben die längst entfremdeten Güter zurück^).

Das Vorgehen des Abtes, ivelcher keinerlei Familienrücksichten kannte, rief einen wahren Sturm unter den Fuldaer Ministerialen hervor. Sie schlössen sich fest zusammen5) und leisteten kräftigen Widerstand6). Der Abt musste erleben, dass man seine Bevoll­

mächtigten blutig schlug, blendete und selbst tötete1). Unter der Führung Gerlachs von Haselstein rotteten sich alle Widersacher des Abtes zusammen, um von der Burg Haselstein aus das Kloster zu schädigen8). Der alte Hirsauer Mönch überwand alle Bedenken, denn Gewalt müsse man mit Gewalt vertreiben9), und griff zu den Waffen. Zunächst legte er gegenüber Haselstein die Burg Biberstein an und besetzte sie mit treuergebenen Mannen. Dann eroberte er unter eigener Lebensgefahr Haselstein, befestigte die Burg neu und legte eine Besatzimg hinein; ebenso befestigte er die königliche Burg Boineburg10), umgab Fulda selbst mit Mauern, Wall, Bollwerken und eisernen Thoren, legte eine Wasserleitung an und machte die

' ) . . h o m o sine p a r e n t u r a a d j u t o r i o , a d v e n a e t a l i e n u s ; c. 76. Dr.

I. c. 154. — a) . . in m a n d a t i s d e d i m u s , ut o m n e s v i i l i e a t i o n e s a laicis r e c i - p e r e t e t p e r p r e p o s i t o s s u o s , v i r o s h o n e s t o s e t r e l i g i o s o s , . . d i s p o n e r e t . O, D. 803. — 3) . . e x a u e t o r i t a t e d o m i n i p a p e E u g e n i i e t p r e e e p t o d o m i n i mei l e g i s C h u n r a d i n u l l i h o m i n u m v e l m i n i s t e r i a l i u m m e o r u m q u i e q u a m , nisi q u o d s u u m est, in b e n e f i e i o p r e s t i t i ; c. 76. Dr. I. c. 154. — 4) c. 76, S. 156.

5) . . o m n e s m i n i s t e r i a l e s e c c l e s i e a s s i s t e b a n t s i b i ; l. c. 155. — 6) . . c u m m i h i m u l t e n a s c e r e n t u r c o n t r a r i e t a t e s et c o n t r a d i c t i o n e s . Ebd. &'. 154. ' ) . . m a g n a m c o n t r a d i c t i o n e m , e t i a m o e c i s i o n e m m e o r u m e t o e u l o r u m e x c e - e a t i o n e m et s a n g u i n i s e f f u s i o n e m . . . p e r t u l i . Ebd. 154. 8) Ebd. t —

9) q u i a m u n d u s in m a l i g n o p o s i t u s n e s c i t a i n a l o r e c e d e r e , nisi p e r v i o l e n t i a m ei r e s i s t a t n r . Ebd. ,0) Ebd. 154, 155.

(8)

Aus den Traditionea Fuldenses. 225

Bürger wehrhaft1), denn die „vier Glaubensburgen", welche nach Böhmers „sinnigem" Ausdruck die Grabstätte des hl. Bonifatius um­

gaben 2), die vier Klöster, hatten sich als unzureichend erwiesen. Ist es auch Markward nicht gelungen, den ganzen alten Kloslerbesitz wieder zu gewinnen 3), musste er sich als kluger Mann auch begnügen, von Vielem Weniges erlangt zu haben4), so durfte er sich doch rühmen, in dem unter Friedrich I. aufs neue heftig entbrennenden Streit um das Kirchengut einen glänzenden Sieg davongetragen zu haben0). Aber der Sieg war nur ein vorübergehender, denn Mark­

ward musste 1165 aus dem Kloster weichen und starb am 23. Juli 1168 ferne von seinem Kloster6).

In diesen Streitigkeifen ist der Anlass zu Eberhards Werk zu suchen. Es sollte aber nicht allein durch Verzeichnen der Rechtstitel, sondern auch auf anderem Wege das Ansehen des Klosters gehoben werden. Fulda erscheint jetzt a Deo et a sanctis patribus ainatum et honoratum '), auf göttliche Eingebung hin gegründet*), sacrosanct3).

Geschickt wusste man die Wirksamkeit10) und den Märtyrertod11) des Bonifatius, des Stifters von Fulda, zu benützen, um darauf Rechte des Klosters zu gründen und ihm das Zuströmen der von den Zeit­

genossen f ür überflüssig erklärten1'1) Gaben der Gläubigen zu sichern.

Bonifatius wurde auf jede Weise verherrlicht1*). Aus einem päpst­

lichen Legaten wird er im Handumdrehen Apostel von Gallien, Ale- mannien und Deutschland, die daher Fulda zinsbar sein sollten1*).

Doch Hess sich der einstige Missionar und Kirchenfürst nicht, wie der kriegerische Nazarius in Lorsch, als Mittler der divina ultio

') Dr. 155. Mariward kann als Gründer der „Stadt" Fulda betrachtet werden. — !) Böhmer AVill, l. c. L. — 3) Omnes . . distractiones requirere minime potui, c. 76, S. 155. — 4) pauca de multis requisivi. Ebd. — 6) Deus oiunipotens . . dedit . . miram et ineredibileru victoriam de iniinicis et hosti- bus ecclesie. — 6) Vgl. oben S. 15. — ') Dr. VII. Vgl. venerabile s. Salva- toris templum. Ebd. - ") Ebd. — ») Dr. V, VI, VIII. — >«) Seine Wirk­

samkeit in Thüringen und in Bayern wird als Missionierung hingestellt und darauf das Hecht an den Zehnten von Thüringen, wie an jährliehe Abgaben aas Bayern gegründet. Dr. c. 46, 65. • Vgl. zu den auf die Bulle des Papstes Zacharias von 751 gegründeten Zehntansprüchen Sickel, Beiträge zur Diplomatik (Wiener Silzungsberichte), 39, 43. - ») Dr. VII. — '2) Dr. IX. ,3) Als Prophet c. 33, als Fürsprecher c. 62, 64, 73. — ") Dr. c. 65. Zu beachten ist die Unterscheidung Alemannie et Germanie. Nimmt man den mit fran­

zösischem Vorschlag gebildeten Ortsnamen Esnide (n. 56) hinzu, so möchte man vermuten, dass Eberhard kein geborener Deutscher war, was auch den Mangel an allem Nationalgefühl erklärte. Vgl. auch die Behandlung von F, B, W. Vgl. n. 58, Anm. 9.

15

(9)

verwenden 1). Dafür stand Fulda unter päpstlichem Schutz *); der Bann­

fluch von mehr als 40 Päpsten3) sollte als kräftigste Wehr und als Ab­

schreckungsmittel^') gegen die Eingriffe der Laien in das Klostergut dienen.

Die Anschauungen des alten Hirsauers Markward fanden einen fruchtbaren Boden in Fulda. Als geschicktes Werkzeug, denselben in einem Urkundenwerk Ausdruck zu geben, enoählte Markward den sonst unbekannten Mönch Eberhard5), einen rede- und federgewandten, auch im Malen erfahrenen Mann, der sich mit grossem Fleiss an seine Arbeit machte. Denn in jedenfalls nicht mehr als 10 Jahren hatte er das Urkundenmaterial des Klosters in seiner Weise bear­

beitet. Der erste Band, der nicht vor dem Begierungsantritt des Kaisers Friedrich I. 1152 begonnen wurde, ist nicht vor 1155, der zweite aber zwischen 1158 und 1162 fertig geworden6).

Foltz hat die Frage offen gelassen, ob nicht 1, fol. 3—11 van einem Andern verfasst sei. Dafür scheint zu sprechen, dass die dort gegebenen Urkunden alle noch einmal1), teilweise in veränderter Fas­

sung, wiederkehren'6). Allein dasselbe ist auch bei Papsturkunden von fol. 12 an mehrfach der Fall. Ja das Privilegium Johannes XII.

ist, auf Zwei unmittelbar einander folgenden Blättern wiederholt*).

Eberhard hat sich selbst darüber gerechtfertigtl0). Gegen einen andern Bearbeiter spricht in erster Linie die ganze einheitliche Anlage des Werkes. Sodann hätte das Werk jedenfalls eine anders geartete Vorrede von dem ersten Bearbeiter erhalten, während die uns vor­

liegenden Vorreden alle in Eberhards hochtrabendem Ton gehalten sind. Auch hätte Eberhard nicht versäumt, seine Arbeit im Unter­

schied von der seines Vorgängers in den Vorreden hervorzuheben.

Gebraucht sollte Eberhards Werk nicht nur von den Kloster­

brüdern werden, die darin eine Rüstkammer von Waffen zur Ver-

') Vgl. oben 8. 23. — a) Dr. VI. — 3) Dr. VI: bannum plus quam 40 apostolicorum. Vgl. c. 62, 67. — 4) Vgl. in dem Meinen Abschnitt Dr. VI:

Terreantur, timeat, paveat, perhorrescat.. Paveant. Vgl. auch oben 6". 13, 22.

6) Er nennt sich 2, fol. 5« als Verfasser: Scriptus est über iste regnante imperatore Friderico sub Markvardo abbate a frätrö Eberhardo Dutone cel- lerario membranam subministrante ad laudein et gloriam doraini Jhesu Christi, und zeichnete sein Bild in weissem Mönchsgewahd zu den Füssen der Fuldaer Heiligen Bonifatius und Sturm mit einem Spruchband in den Händen, auf dem steht: Fratris Ebevhardi uiiserere, pater Bonifaci, auf fol. 6" ein.

~ «) Das Nähere bei Foltz, l. c. 495. — ') Z. B. C. D. 557, 575, 618, 642, 665, 685. — 8) C. D. 713, 725, 728, 750, 763. - 9) C. D.7U. 1 ) Non ergo ctriquam videatur frivolura sive supervaeiium, sanctorum patrum privilegia bis vel ter describere. Dr. VI.

(10)

Aus den Traditiones Fuldenses. 227

teidigung ihres Klosters finden sollten J); sondern mich von den Gästen des Klosters, Klerikern und Bischöfen, durch ivelche dann die Laien, vel idiote et non intelligentes, neue Kunde von des Klosters ge­

waltiger Schutzmacht erhalten würden'2). So ivollte Eberhard einen geheimnisvollen schreckhaften Nimbus um das Kloster und seinen Besitz schaffen, wozu ihm eine nie ermüdende Fülle von Rhetorik zu Gebote stand.

3. Charakteristik von Eberhards Werk.

Der kräftige Populismus, der durch Eberhards Werk weht, ist fern von einem weitsehenden kirchlichen Universalismus. Hart ur­

teilt Eberhard über Weltgeistliche'6), iceniy wohlwollend stellt er sich selbst zu den von Fulda, aus gegründeten Klöstern*). Ihn kümmern nur die Rechte seines Klosters.

Das Vertrauen auf die päpstliche Autorität und die Kraft des Bannes, das stolze Gefühl der kirchlichen Selbständigkeit, das trotzig aller Welt die Stirne bietet9), geht gegenüber der muhen Wirklichkeit alsbald in die Brüche. Ängstlich klammert sich der Mönch an die weltliehe Gewalt der Könige und Fürsten an6), denen er ihre Pflicht, Fulda zu schützen, direkt '') und im Spiegel der Ver­

gangenheit vorhält*). Er kann es sich nicht verbergen, dass der weltliche Arm, dessen Schlitz oft teuer erkauft werden musste9), Fulda zu seinen Ansprüchen verhalf10). Wenn er die Zuversicht ausspricht: privilegiis apostolicorum et preeeptis regum et impera- torum munita hec sacrosaneta F . ecclesia a nullius prineipis in- vasione vacillabit1 1), so fällt im Grund für Eberhard der Nachdruck auf die zweite Schutzmacht.

') Dr. VI, Z. 1 oben. Z. 11 unten: deficienti ecclesie citius poterit sub- veniri. Dr. VIII, unten Z. 5: que per nos possumus defendere. — !) Dr. VIII, vgl. die Belege S. lä, Anm. 2 u. 3. — 3) Uli (sc. clerici seculares) . . ludis et stiperfluitatibus ea (sc. oblationes fidelium) insumunt. Dr. IX. — 4) ut si quando . . aliqua nobis cum ei3 oriatur diseeptatio, reddere cogantur, quod nostrum est, et sie nudi remaneant, tamquam avis, que f'urtim snblatis pennis redditis nudata remansit, c. 61. — 5) Seviat mundua, quantum velit, fratres F. monasterii Semper pronunciabunt magnalia Dei. Vgl. die unmittelbar vor­

ausgehenden Worte. Dr. VII. — 6) .. majora, que regum et prineipum indigent defensione. Dr. VIII. — *) Est . . eonveniens, ut . . preeeptis regum et im- peratoium immunitatibus defendantur. Dr. VII. — 8) Nam et reges et prin- eipes ceterique mundi hujus potentes sua defensione illud mum're . . studu- erunt. Ebd. — 9) So der Schutz Heinrichs des Löwen, c. 74. Vgl. das ganze c. 62. — lr') So in dem Zehntstreit mit Erzbischof Liutbei't von Mainz, e. 46.

~ ") Ebd.

(11)

Aber noch nach einer andern Seite erweht sich die Gesinnung Eberhards wenig stichhaltig. Denn seine stolze Zuversicht endigt mit dem schmählichsten Betrug, mit bewusster Fälschung der alten Fuldaer Urkunden. Diese ist von Foltz in eingehender und un­

widerleglicher Weise nachgeiviesen1). Vorhandene Urkunden machte Eberhard für seine Zwecke zurecht und schaltete die Erwähnung der päpstlichen Autorität und des Bannes ein%). Eine ganze Beihe Privaturkunden wandelte er in Königsurkunden um und erfand Im- munitätsurkunden, um den Königsschutz in weitgehendster Weise für den Fuldaer Besitz in Anspruch nehmen zu können3). Wie iveit diese Manipulationen den Absichten des Abtes Markward entsprachen, der die Sicherung des Fuldaer Besitzes nicht nur der Unterstützimg des Papstes, sondern vor allem der kräftigen Hilfe des Königs Kon­

rad III. verdankte, ist fraglich. Foltz ist mit Becht geneigt, „Eber­

hard nicht für ein blosses Werkzeug des Abtes zu halten", sondern nimmt an, „dem Eberhard aus eigenem Antrieb und, um die recht­

liche Stellung der Brüder vor allem besorgt, neben der mechanischen Thätigkeit des Abschreibens auch jene umfassende geistige Thätigkeit verrichtete, das ganze Urkundenmaterkd in einer bestimmten Absicht zuzurichten und zu verfälschen1"1). Deshalb fügt Eberhard in den Urkunden überall die Brüder ein&). Was Eberhard als letztes Ziel anstrebte, verrät er durch eine kleine Bemerkung in dem „ c a p i - t u l u m n e c e s s e s e i e n d u m " , das der Aufmerksamkeit des Abtes und

') Foltz, l. c. 499 ff. Schon Falcke, Traditiones Gorheienses, 8. 81 nannte Eberhard einen „falsarius", ebenso K. Roth nach langem Widerstreben (Kleine Beiträge 3,177), während Dr. (I. c. I X ) und Gegenbaur (l. c. 94) Eberhards sittliche Integrität noch zu retten suchten. 2) Sogar in eine Urkunde Hein­

richs I I I . bei Foltz, l. c. 514, wo Eberhard zwischen auctorifati predeoessorum nostrorum die Worte sanctorum patrnm einfügte. Besonders beachtenswert ist der von Eberhard erfundene Schhtss der Urkunde, l. c. 497, der wegen der Worte „banno apostolicorum eeterortiraqiie sanctornm patrnm, etiam et ipsius sancti Bonifacii interdicto" gemacht ist. — s) Vgl. Foltz, l. e. 499 ff. — 4) l. e. 496.

5) So im Tauschvertrag des Grafen Stefan und des Abtes Huoggi 3, f o l 118:

f r a t r u m regnlariter D e o servientium (Foltz, l. c. 504), in der Urkunde Lud­

wigs d. D. von 874: concordantibus episoopis, m o n a c h i s , principibua atque eomitibua, c. 35. Vgl. G. D. 610. Geflissentlich wird hervorgehoben: cum con- siiio fratrum, c. 67. Die Abgaben der vier bayerischen Bischöfe gehören den Brüdern, c. 65. Vgl. die Gebete der Brüder, die Konfraternität in dem Ob- lationenverzeichnis, c. 64, 66, 68 ff. Stipendium fratrum steht selbständig neben hnjus monasterii res. Dr. VI. Vgl. sacroaanctum urbor et stipendia fratrum.

e. 63; . . ambiant, u n d e fratrea D e o sanctoque Bonifacio s e r v i r e debebant.

Ebd.

(12)

A u s den Traditioues Fuldenseä. 2 2 9

der Brüder empfohlen wurde '). Was hier aus den Beschlüssen der Aachener Synode von 817 mitgeteilt wird, ist auch bei Berücksich­

tigung der schwer lesbaren Vorlage dürftig und nicht einmal richtig.

Denn der Papst, vollends Gregor IV., hatte an jenen Synodalbe­

schlüssen keinerlei Anteil. Aber Eberhard ivar es nicht um eine historische Notiz, sondern um die Fürsorge für eine gelinde Disziplin und behagliche Existenz der Mönche zu thun.

Vergleicht man das Lob, das Eberhard dem Kellermeister Tuto spendet, der, fraterne caritatis plenus, stets auf usum ecclesie et fratrum bedacht war und, seine Spenden für die Brüder bestimmte2), so legt sich die Vermutung nahe, dass er zu Eberhards Werk um so bereitwilliger das Pergament lieferte, je mehr er durch Eberhard seinen Geist den Klosterbrüdern einhauchen konnte.

Die Unzuverlässigkeit Eberhards in der Wiedergabe seiner Ur­

kunden sticht grell von dem Versprechen an seine Leser ab, denen er seine Arbeit als blosses colligere, conscribere, describere und tran- scribere bezeichnete3). Er betont geflissentlich die Benützung der testamenta und scedule4) aus dem Armarium des Klosters, das frei­

lich schlecht geordnet war5). Eberhard empfing vom Bibliothekar erst neue Urkunden, wenn die gebrauchten zurückgegeben waren6).

Die Urkunden waren teils schlecht erhalten, teils in angelsächsischer Schrift geschrieben7), so dass Eberhard vielfach einen Text gab, den er nur erraten hatte9), während die eigenartigen Zeichen der angel­

sächsischen Schrift sich doch heute noch bei einiger Aufmerksamkeit entziffern lassen, WM denn Eberhard selbst, wenn er nur wollte, seine Vorlagen stellenweise gut wiedergab. Aber er glaubte sich be­

rechtigt, die Texte nach seinem Sinn zu verbessern9).

') Dr. c. 2: Soiebat enim vir prudens et spiritu sancto plenus (sc. Lud­

wig der Fromme!), plus valere ad divinum ministerium exigendtim lieitam et honestam atque modestam corporis fortitudinem, quam miseram aut egram vel potius indigesfam corporis infirmitatem, que, si immoderato labore affi- eeretur, citius deficeret. — 2) Dr. c. 72. — *) singula collecta . . atque tran- scripta . . . incepimus colligere et conscribere. Dr. IV; bis vel ter descri­

bere. Ebd. VI; über collectus. Ebd. VII; accingamur ad describendas tradiciones. Ebd. VIII; pauca descripsimus. Ebd.; non suffieimus ad de- scribendum ff. Ebd.; accingamur ad colligendum de singulis scedulis et in unum conscribendmn. Ebd. IX. — 4) conscribere de vetustissimis scedulis.

Dr. V; a vetustissimis scedulis colligentes. Dr. VI; liber collectus ex testa- mentis. Dr. VII. — 6) Dr. VI. — «) Dr. V. — ') Vgl. Dr. V, VIII. c. 2.

8) Magna vigilantia perscrutantes enicmatice vix cuncta perlustravimus.

Dr. VIII. c) ubi opus fuit, correcta. Dr. V.

(13)

Noch mehr Misstrauen als die Wiedergabe der Originalurkunden erregen die Auszüge aus den Privaturkunden, welche Eberhard in den acht wahrscheinlich unter Abt Baban 822—842 in angelsäch­

sischer Schrift angelegten Kopialbüchcrn vorfand1). Von diesen ist heutzutage nur eines erhalten"1), ein zweites3) konnte Pistorius noch 1607 aus der Bibliothek des Grafen Job. Georg von Zollern be­

nutzen*); seitdem ist es gleich den andern sechs spurlos verschwunden.

Eine Vergleichimg von Eberhards Auszügen mit dem Text des er­

haltenen und des von Pistorius, freilich unvollkommen, wiedergegebenen Textes ergiebt5);

1. Namen werden meist in der Form des 12. Jahrhunderts ge­

geben*); viele sind falsch gelesen'') oder ganz verkehrt gegeben8).

'\ 2. Tauschurkunden iverden zu Schenkungsurkunden gemacht9).

3. Privaturkunden kehren in zwei oder drei Auszügen wieder w), die auf einer Vorlage beruhen, was bei der Verschiedenheit der Aus­

züge oft erst ans dem Text der Urkunde zu erkennen ist11).

l) Oben 8, 221. — Vgl. Dr. V, Both, l c. 2, 85. — 2) Auf dem K. preuss.

Staatsarchiv in Marburg. Es enthält Schenkungen im Worms- und Rheingau, im Elsass und spätere im G-rabfeld. 3) Es enthielt die Schenkungen im Saal- uttd Werngati, im Grab- und Tullifeld. 4) Herum Germanicarum scriptores.

Francofurti 1607, S. 445—588. Wie dieses Kopialbuch aus der Bibliothek von Fulda in die Hände des Grafen von Zollern gelangte, ob es Flacius entwendete (Gegenbaur, l. c. 98), oder ob es unter den Manuskripten war, welche der Basler Drucker Basilius Joh. Herold neben der Handschrift der lex Alamannorum (gedruckt Basel 1557) von Abt Wolfgang erhalten hatte (vgl. Monumenta Ger- maniae Leg. S. I, Tom. 5. P. 1, S. 18), lässt sich nicht mehr feststellen.

6) Über die Art der Benützung der Kopialbüclier durch Eberhard vgl. Both, l. c. 2,83. — ") Vgl. die von Dronke nicht immer genau abgedruckten Namens­

formen in den Anmerkungen zu c. 3 j 5: 39 mit Eberhards Text. — ') Vgl.

CD. 568: Reginhart et A l b w i z c o n j u x ; c. 39,4: A l b v i n et c o n j u x e j u s ; CD. 569: A l b w i n et dno filii mei A l b w i n et R a c h o l f ; c. 39, 8: A l b u w i n et duo filii mei T a c h o l f et A l t m a n n ; C. D. 33: E g i et conjux mea Sigihilt; c. 39, 14:

Eigil et u x o r ejus U t a ; C D. 163: R u d u c h ; c. 39, 15: K u d e g e r ; Frumeher e. 3,96 fehlt in C D. 162. — s) Vgl. Anm, 7: A l b w i z , A l b w i n , Sigihilt, Uta.

,J) Vgl. z. B. C. D. 190 und e. 39,17. 10) Besonders lehrreich sind Eber- hards Angaben über H n c im Elsass. c. 3, 3, 3; c. 39, 24. Das einemal zieht Eberhard zwei Urkunden in eine zusammen, macht aus marea Oncbysasheim in loco Rigoltesberg K y r e c h e i m . Vgl. C. D. 82, 83. Das anderemal c. 3, 3 behandelt er Huc als einen andern Mann als c. 3, 2. Hnc macht beide Schen­

kungen für das Seelenheil seines Sohnes Hahicho auf der nach Baderborn be­

rufenen Reichsversammlung 17. Juni 785. Karl ist offenbar noch nicht an­

wesend, aber seine Mannen. Vgl. dazu Abel-Simson, Jahrb. d. 1). Reichs unter Karl d. Gr. P, 494. Vgl. weiter c. 8; 34; 47. — ") Vgl. C. D. 562 und c. 39, 1, 8: c. 3, 39 und 4, 124.

(14)

Aus den Traditiones Fuldenses. 2 3 1 4. Die geschenkten Ohjekte werden sehr unvollständig'), von mehreren Orten nur einer angegeben2), Schenkungen aus verschiedener Zeit9) und von verschiedenen Personen*) verschmolzen.

5. Die grundsätzlich gewollte Anordnung nach Gauen6) ivird vielfach nicht eingehalten6).

6. Die objektiv referierende Redeweise wird vielfach durch die den Urkunden eigentümliche subjektive unterbrochen: E g o t r a d o7) . 7. Die Güterverzeichnisse sind verschiedenartig gehalten und von verschiedenem Wert. Das beste ist das über Thüringen c. 43, sonst giebt Eberhard nur den Besitz des Klosters*) oder die darauf ruhenden Abgaben 9).

Eigenartig ist auch c. 44 mit seiner historisch unhaltbaren Überschrift10), das die Schenkungen in Schiraben und Bayern giebt.

Nirgends hat man die Bürgschaft, dass die Angaben richtig und vollständig sind, was um so mehr zu beklagen ist, als Eberhard in der Lage ivar, für nahezu, 1800 deutsche Orte meist die älteste und grösstenteils die einzige Nachricht aus karolingischer Zeit zu geben und für Württemberg gerade den in den S. Gatter und Lorscher

Urkunden nicht berücksichtigten Nordosten zu beleuchten.

4. Ausgaben und ivissenschaftliche Benützung des

Codex Eberhardi.

Eine Gesamtausgabe des Codex Eberhardi ist bis heute noch nicht vorhandenu). Was der Luxemburger Joh. Fr. Schamiat in verschiedenen Werken darbot12), war bei edlem Reichtum an neuem ') c. 3,18: 200 Morgen und einen Weinberg; C. D. 63: ausserdem drei areae. — J) Vgl. C D. 123; c. 39,21. C D. 124; e. 39,22, wo 13 Orte weg­

gelassen sind. — 3) 0. D. 58 (28. April 777) und C D. 150 (25. April 798) und c.3,21, ivo domibus angefügt wird. —4) Vgl. CD. 33,62; c.3,29 und unten n. 1. Vgl auch Eberhards Versprechen: eos cum bonis et donis suis . . . desciibamus. Dr. VIII. — 6) ut summatim ac nomiuatim . . . ex ordine de- scribamus. — ") Vgl. z. B. c. 39, 28: c. 39, 78; n. 51; c. 6,165; n. 49, vgl. c. 4, 13, 14, 15 ff.; n. 9—11. Im Kapitel „Schwaben und Bayern" finden sich Schen­

kungen im Altgau c. 40,5 tmd Rheingau c. 40,6 ff. etc. — 7) Z. B. c. 4,117;

n. 41; c. 4, 119; n. 92. e. 5, 6, 7, 8, 11, 12, 16, 32; c. 6, 11, 14, 15. — 8) c. 9;

c. 11; c. 10 die Leistungen teilweise. — 9) c. 7, 31—48; c. 13; c. 37; c. 48

—59. — 10) Schenkungen Pippins und Karls sind nur für Deiningen und Hammelburg sicher. O. D. 21, 57. — **) Die Ausgabe des einen Kopialbtiches durch l'istorius (vgl. S. 230) und Struve (Regensburg 1726) bleibt hier ausser Betracht. — f j Corpus traditionum Jh\ Lipsiae 1724; Dioecesis Fuldensis.

Francofurti 1727; Historia Fuldensis mit Codex probationum. Ebd. 1729.

2 Bände.

(15)

Material vielfach für die historische Forschung unbrauchbar, was schon Kregssig in den Diplomataria et scriptores historiae germanicae (Altenburg 1753) nachwies. Erst ein Jahrhundert später gab der Schlesier Ernst Friedr. Joh. Dronke, seit 1841 Gyrnnasialdirektor in Fulda, die Summarien, Zins- und Dienstregister und teilweise die Oblationen, die bezeichnenden Vorreden aber in der Einleitung heraus1).

Dronke las seinen Text meist gut, aber Hess es an Textkritik fehlen'*) und gab ein völlig unbrauchbares Register mit ungenügender Orts­

erklärung. Die Urkunden des Codex Eberhardi gab Dronke mit dem gesamten Urkundenmaterial des Klosters in chronologischer Reihe, aber ohne orientierende Einleitung und mit nicht genügenden text­

kritischen Noten3).

Tüchtiges zur Kritik der fuldischen Quellen hat K. Roth in freilich ungeniessbarer Form geleistet4). Bahnbrechend ivaren die Untersuchungen Sickels in seinen Beiträgen zur Diplomatik, welche aber Eberhards Summarien nicht berühren^). Der fleissigen Arbeit Gegenbaurs konnte es nicht gelingen, Eberhards Ruf zu retten6).

Seine Schuld ist durch Foltz, der auch zuerst die ganze Anlage des Werkes in ihrem Plan klar stellte, endgültig nachgewiesen'1).

Zur Verwertung des in den Fuldaer Quellen gegebenen Materials ist allenthalben vieles geschehen8). Für Württemberg hat zuerst Chr. Fr. Stalin'3) Eberhards Werk benützt. Da er aber noch auf Schannats Ausgabe angewiesen iva.r, so bedarf sein Verzeichnis des fuldischen Besitzes in Württemberg der Sichtung und Ergänzung.

Denn Schunnat gab das Güter Verzeichnis nicht, weshalb Stälin eine Reihe von Orten nicht berücksichtigen konnte. Andere Orte hat er noch nicht nachzuweisen vermocht, wieder andere waren anders zu bestimmen, ivährend Chirecheim ganz zu streichen ist. Manches ist durch Herrn. Bauer für 'württembergisch FrankenI0) und den Be­

zirk Neresheimll) geschehen. Auch die neueren Beschreibungen der

') Vgl. oben S. 219. Bruck gut, Papier schlecht. 2) Vgl. die teilweise unbilligen Urteile von K. ttoth, l. c. 1,75; 3, öl ff. — 3) S. 221, Anm. 8. Die Herausgabe erfolgte nach Dronkes Tod durch G. Landau. Das Register von Schmincke ist brauchbar, aber nicht vollständig. — *) 8. 221, Anm. 9. Besonders wertvoll ist die Abhandlung zur Geschichte Buchens l. c. 2, 51—100. b) S. 225, Anm. 10. Auch Wiener Sitzungsberichte 36, 47, 49. — 6) S. 220, Anm. 2. — ') S. 219, Anm. 2. — •) Vgl. die für Lorsch angegebenen Werke S. 48.

8) Wirt. Geschichte 1, 384; vgl. 312. 10) Vgl. S. 48. — " ) Beschreibung des Oberamts Neresheim, herausgegeben vom K. statistischen Bureau. Stutt­

gart 1872.

(16)

Aus den Traditiones Fuldenses. 233

Oberämter und die Beschreibung des Königreichs Württemberg *) haben, zu besserer Erkenntnis des fuldischen Besitzes beigetragen. Aber es bedurfte einer neuen Untersuchung des Werkes Eberhards auf Grund der Handschrift, um zu einer genaueren Würdigung seiner Bedeutung für die württembergische Geschichte zu gelangen. Das Resultat dieser Arbeit ist die folgende Zusammenstellung, deren Ergebnisse allerdings nur bescheidene sind. Der bequemeren Vergleichung wegen sind die Nummern in der Ordnung Drankes gegeben, obgleich n. 1—49 (Die Traditionen des ersten Bandes Eberhards) erst nach n. 73 (Traditionen des zweiten Bandes) folgen sollten.

') Das Königreich Württemberg, dritter Band: Bezirks- und Ortsbe­

schreibung, herausgegeb. vom statistischen Landesamt. Stuttgart 1SS6.

(17)

D e s c r i p t i o e o r u m , q u i d e p a g o W o r i n a c e n s e J) e t R i n e n s e ' ) etFoL137a- d e A l s a t i a3) e t C r a p h e l t4) s a n e t o B o n i f a c i o i n F u l d e n s i i n o n a s t e r i o s u a p r e d i a s e u m a n e i p i a c o n t u l e r u n t .

5 15) . ( D r . 3 , 2 9 ) .

H a g e n o e t H a r t n a n t e t G e b e h a r t e t K a t b e r e t r a d i d e r u u t s a n e t o B o n i f a e i o v i n e a m u n a m i n Z a r g e n h e i r a6) e ta ) [ a l i a m v i n e a m i n M o r a o n b e i m7) v i l l a . C u n i b e r t u sB) t r a d i e i i t s a n e t o B o n i f a c i o ] p r o p r i e - t a t e s s u a s i n b i s l o c i s : H o b d o r f e '•'), G r u n i n g e n1 0) , I n g e [ r ] e s h e i mb l u) ,

a) Zargenheim et proprietates suas. I'ie in Klammer geyebemn Worte sind den Urkunden entsprechend eingesetzt. b) Ingenesheini.

') Wormsgau. -) Rheingau, 3) Elsass. 4) Grabfeld, ostfrlinki­

scher Gau, nördlich vom Main. 6) Eberhard hat hier, wie schon Dronhc annahm, ganz Mar zwei Urkunden zusammengenommen, indem er aus Versehen die in der Klammer gegebenen Worte seines Konzeptes ausfallen Hess. Die erste Urkunde findet sich G. D. 33, wonach H a g u n o , H a r t n a n d , R a t h a t , G e b a - h a r t , R a t h e r i und H l u d w i n 771 je einen Weinberg in Z a r e g a u h e i m und M o - m o n h e i i n an das Kloster Fulda gaben. Die andere Urkunde findet sich l. c. 62 (Abdruck WU. 2,436). Sie stammt aus dem Jahr 770 und ist nur eine Er­

weiterung einer früheren Schenkung, in welcher Gumbert an Fulda nur seinen Besitz in B u n n i n g e n , L u t e r a und S a u l e h e i n i gegeben hatte. Vgl. n. 12. In einer dritten Urkunde, die auch nur in Eberhards Auszug (n. 44) enthalten ist, fehlt I n g e r e s h e i i n , ivofiir C h i r e c h e i m stM, nach Wü l f i n g e n aber folgt B o t e - b u r o n und nach L ü t r a H e s s i n g e s h e i m , so dass luir hier eine zweite erweiterte Schenkung Gumberts vor uns haben. Eine Vergleichung der vollständigen Ur­

kunden C. D. 33 und 62 beweist die Oberflächlichkeit, mit der Eberhard ar­

beitete, überall jüngere Namensformen wählte und die Namen öfters falsch las.

6) Zornheim hess. Kr. Mainz. — ') Mommenheim hess. Kr. Oppenheim.

8) Graf in Franken, der Fulda auch am Main zu W e r t h e i m , B i s c o f e s h e i m , K u f f e s e , R o w i l e n h e i m K a m e i d i n g e begabte (vgl. n. 45) und vielleicht 795 ge­

storben ist. (Vgl. C u n i b r a h t in Faid. Necrol. Dr. S. 165.) — ") »°) Entweder Kochdorf OA. Waiblingen und Neckargröningen OA. Ludwigsburg, oder Hoch­

dorf OA. Vaihingen und Markgröningen OA. Ludwigsburg; ersteres wahr­

scheinlicher, da sonst die Orte nicht vor I n g e r e s h e i m , sondern neben F e i n g e n genannt wären. — ") Gross- und Kleiningersheim OA. Besigheim.

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