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Archiv "Grundschüler im Internat: „Zwergenhaus“ und „Spatzennest“" (09.11.2001)

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A2984 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 45½½½½9. November 2001

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erade bei Arztehepaa- ren sind häufig beide Partner stark in den Be- ruf eingebunden. Die Zeit für die Familie ist knapp bemes- sen – zum Leid der Kinder wie der Eltern. In einer sol- chen Situation mag sich die Frage stellen, ob die Spröss- linge in einem Internat viel- leicht besser aufgehoben sind.

In Deutschland ist die In- ternatserziehung längst nicht so populär wie in den angel- sächsischen Ländern, gleich- wohl gibt es eine Reihe inter- essanter Angebote. Ob die Kinder allerdings schon im Grundschulalter das Internat besuchen sollten, wird als Ge- wissensfrage behandelt.

Nur in begründeten Fällen ins Internat

Von einem Internatsbesuch vor der fünften Klasse rät Dr.

phil. Detlef Kulessa von der Agentur „Töchter und Söh- ne“ eher ab. Nur in begründe- ten Fällen, zum Beispiel bei sehr gespannten Familiensi- tuationen oder für verwaiste Kinder, stelle das Internat eine Alternative dar. Die Nachfra- ge nach Internatsplätzen für Grundschüler sei mit einem Anteil von ungefähr fünf Pro- zent relativ gering.

Bis zur siebten Klasse ist die räumliche Nähe zum El- ternhaus noch bedeutsam.

„Das Gefühl, dass Mutter und Vater in kurzer Zeit das Internat erreichen können, ist für jüngere Kinder wichtig“, so Kulessa. Ab der Pubertät ist es für die Heranwachsen- den „cooler“, wenn sie weiter von zu Hause weg sind. Das ist dann häufiger für die El- tern ein Problem.

Bernhard Marohn vom Verband Deutscher Privat-

schulen e.V., Frankfurt, ver- tritt ebenfalls die Meinung, dass für Grundschüler die Unterbringung in einem In- ternat lediglich als Notfallhil- fe zu verstehen sei.

Ein deutsches Internat mit einer privaten Grund- schule gibt es bisher nur in Baden-Baden. Grundschu- len in freier Trägerschaft sind überhaupt recht selten.

Das liegt vor allem daran, dass das Grundgesetz die Entstehung von Grundschu- len in freier Trägerschaft er- schwert. Im Vergleich zu an- deren Schulzweigen müssen besondere Auflagen erfüllt sein oder bestimmte (zum Beispiel religiöse) Prägun- gen vorliegen, damit eine private Grundschule staat- lich anerkannt werden kann.

Nur ein Prozent der Kinder im Grundschulalter besucht überhaupt eine private Schu- le, bei den älteren Schülern sind es fünf bis sechs Prozent, bei Gymnasiasten sogar zehn.

Zum traditionsreichen Päd- agogium Baden-Baden ge- hören neben der Realschule, dem allgemein bildenden und dem Wirtschaftsgymnasium auch ein Tageskindergarten sowie die Wohn- und Tages- grundschule. In einer separa- ten, kindgerechten Anlage am Waldrand ist reichlich

Platz für bis zu 25 Internats- kinder und 135 Tagesschüle- rinnen und -schüler. Die zwei- zügigen Klassen 1 bis 4 lernen in der „Eulenschule“ und nehmen im „Futterhaus“ ge- meinsam die Mahlzeiten ein.

Die kleinen Internatler woh- nen zu zweit oder zu dritt in ihren „Spatzennest“-Zim- mern. Die Kinder sind aber nicht völlig abgeschirmt. Sie besuchen die älteren Schüler im „großen Päda“, unterneh-

men Ausflüge nach Karlsru- he, Heidelberg oder in die Schullandheime des Pädago- giums.

Der Tagesablauf lässt kei- ne Langeweile aufkommen:

Es gibt ausreichend Zeit für Spiel und Sport, auch eine halbe Stunde zum gemeinsa- men Lesen ist fest eingeplant.

Einen Fernseher brauchen die Kinder nicht.

Alle zwei Wochen können die Kleinen nach Hause fah- ren. Im Pädagogium wird die Auffassung vertreten, dass zu häufige Heimfahrten die Kin- der beunruhigen und in ihrer kontinuierlichen Entwick- lung stören würden.

Auch in anderen Interna- ten sind Erst- bis Viertkläss- ler oft gut aufgehoben. So betreut zum Beispiel die Schloss-Schule Kirchberg zur- zeit fünf Schüler, die vormit- tags die gegenüber liegende staatliche Grundschule besu- chen. In der übrigen Zeit kümmert sich eine Erzieherin im „Zwergenhaus“ um die Kleinen.

Zwei von ihnen stammen aus einer Binnenschiffer-Fa-

milie, die ständig zwischen Rotterdam und Budapest un- terwegs ist. Es gibt aber auch andere Beweggründe dafür, ein Kind ins Internat zu ge- ben. Maximilian zum Beispiel ist ein Einzelkind, und seine Eltern sind beruflich stark en- gagiert. In der Nähe ihres Wohnortes gibt es weder eine Schule noch gleichaltrige Spiel- kameraden.

Das Wochenende verbrin- gen die Kinder meist zu Hau- se. „Das ist ein spannender Wechsel“, so Dr. Michael Knoll, der Leiter der Schloss- Schule. „Zu Hause hat sich die Familie dann viel zu er- zählen.“ Beate Kühn

Grundschüler im Internat

„Zwergenhaus“ und „Spatzennest“

Wenn es um den Internatsbesuch Sechs-

bis Zehnjähriger geht, scheiden sich die Geister.

Informationen: Pädagogium Baden- Baden, Am Schlossberg, 76530 Ba- den-Baden, Telefon Grundschule:

072 21/2 98 85, Internet: www.

Paedagogium.Baden-Baden.de, E-Mail: paedagogium.baden-baden@

t-online.de

Schloss-Schule Kirchberg, Schul- straße 4, 74592 Kirchberg, Telefon:

0 79 54/98 02-0, Internet: www.

schloss-schule.de, E-Mail: info@

schloss-schule.de

In der Freizeit erkunden die Großen mit den „Zwergen“ die Umgebung des Internats. Foto: Schloss-Schule Kirchberg Bildung

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