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Psychische Belastungen in Verwaltungen mit Publikumsverkehr

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Academic year: 2022

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veranstaltet. Dieser Gesundheitstag diente nicht nur dazu, die Betroffe- nen für das Thema zu sensibilisieren, sondern auch über die geplante Per- sonalbefragung zu informieren. Der Gesundheitstag wurde sehr gut be- sucht und gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Gelegenheit, sich sowohl durch Vorträge und Im- pulsreferate zu informieren als auch mit Hilfe von Untersuchungen, prakti-

Psychische Belastungen in Verwaltungen mit Publikums- verkehr

Zu den Zielen dieses Vorhabens ge- hörten die Sensibilisierung von Be- troffenen und Führungskräften für die Problemstellung und die Förde- rung der Handlungskompetenz der Beschäftigten im Umgang mit psy- chischen Belastungen, die aus dem Publikumsverkehr resultieren (Verhal- tensprävention). Ein weiteres wichti- ges Ziel stellte die Entwicklung geeig- neter Maßnahmen zur Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen der Verhältnisprävention dar.

Für die Durchführung des Projektes wurden drei Abteilungen des Refera- tes „Kinder, Jugend und Familie“ aus- gewählt. Grundlage des Projektes wa- ren die vorhandenen Beurteilungen der Arbeitsbedingungen der drei Ab- teilungen. Um alle Beschäftigten der ausgewählten Bereiche von Anfang an „ins Boot zu holen“ und zur Mit- arbeit zu motivieren, wurde zum Pro- jekteinstieg ein PeP-Gesundheitstag

Teilbereiche der öffentlichen Verwaltung sind durch intensiven Publikumsverkehr ge- kennzeichnet. Daraus resultieren für die Beschäftigten je nach Aufgabengebiet und Art des Publikums spezifische Belastungen, die sich negativ auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden auswirken können.

Um hier für eine psychische Entlastung der Beschäftigten zu sorgen, führten die Stadtverwaltung Gelsenkirchen und die Unfallkasse NRW in den Jahren 2008 bis 2009 gemeinsam das Projekt „Psychische Belastungen in Verwaltungen mit Pub- likumsverkehr“ – kurz „PeP“ – durch. Im Rahmen des Projektes wurden nach der Erfassung und Analyse der psychischen Belastungen Präventionsmaßnahmen abge- leitet und umgesetzt.

schen Übungen zum Biofeedback und Entspannungsübungen eigene Erfah- rungen zu sammeln. Desweiteren konnten die Interessenten auf dem

„Markt der Möglichkeiten“ viele wei- tere Erkenntnisse gewinnen.

Im Anschluss an diesen Gesundheits- tag wurden die spezifischen Belastun - gen mittels einer Befragung systema- tisch erfasst, um ihnen gezielt gegen - zu steuern. Dabei wurden ca. 100 Mit - arbeiterinnen und Mitarbeiter in die Befragung einbezogen. Als Erhebungs - instrument wurde in Anlehnung an den „Impuls-Stern“ (S. 16) eigens ein papiergestützter Fragebogen entwi- ckelt. Dieses Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass den Befragten zu jedem Punkt (Item) jeweils zwei Aus- wertungsskalen vorgelegt werden.

So wird neben dem IST-Zustand durch die Skala „Wirklichkeit“ auch der SOLL-Zustand durch die Skala

„Wunsch“ erfasst.

Blickpunkt UK NRW 02/2010 15 Psychische Belastungen in Verwaltungen mit Publikumsverkehr

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Der Fragebogen umfasste insgesamt 30 Fragen, die 12 Kategorien zuge- ordnet wurden. Dazu gehörten ne- ben den „klassischen“ Themen wie Handlungsspielraum, vielseitiges und ganzheitliches Arbeiten sowie Arbeitsanforderung und -menge vor allem Bereiche, die speziell im Zu- sammenhang mit Publikumsverkehr von großer Bedeutung sind, wie z. B.

Zusammenarbeit, soziale Rücken- deckung, auf die Arbeit mit Kunden ausgerichtete Arbeitsumgebung und Belastungen durch den Umgang mit Kunden.

Folgende Punkte standen im Vorder- grund:

1. Nonverbale und verbale Beleidi- gungen, Bedrohungen und tätliche Übergriffe durch Kunden

2. Umgang mit aggressiven Kunden 3. Intensität der subjektiven Bean-

spruchung durch Beleidigung, Bedrohung und tätliche Übergriffe 4. Unterstützung und Hilfe von Kolle- ginnen und Kollegen bei o. g. Vor- fällen

5. Art der Vorbereitung auf solche Geschehnisse

Die Rücklaufquote lag in den befrag- ten Abteilungen bei etwas über 50 %.

Nach der Durchführung und Auswer- tung der Befragung wurden die Ergeb- nisse zunächst mit den zuständigen Führungskräften besprochen. Noch bevor eine Rückmeldung der Ergeb- nisse an die Beschäftigten erfolgte, wurden im kleinen Kreis Sofortmaß- nahmen erarbeitet.

Diese umfassten die Ausweitung bzw.

Überarbeitung und Ergänzung der Gefährdungsbeurteilungen speziell in Bezug auf den Umgang mit Publi- kumsverkehr. Die Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den Themen „Umgang mit Gewalt“,

„Deeskalation“, „Balance halten“

sowie einen Schnupperkurs zur „Ak- tiven Entspannung“. Im Bereich der Organisation wurde die Anbringung von Notruftasten an die PC-Tastaturen der Beschäftigten im Innendienst beschlossen. Danach wurden die Beschäftigten sowohl über die Ergeb- nisse als auch über die geplanten So- fortmaßnahmen in Kenntnis gesetzt.

Im Anschluss werden nun gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitar- beitern weitere Handlungsmöglich- keiten entwickelt, die aus einer Viel- falt spezifischer Einzelmaßnahmen bestehen werden. Darüber hinaus

A) Handlungsspielraum B) Vielseitiges Arbeiten C) Ganzheitliches Arbeiten D) Soziale Rückendeckung E) Zusammenarbeit

F) Passende inhaltliche Arbeitsanforderung G) Passende mengenmäßige Arbeit H) Passende Arbeitsabläufe I) Passende Arbeitsumgebung J) Information und Mitsprache K) Entwicklungsmöglichkeiten L) Weitere frei wählbare Bereiche

(z. B. Belastungen durch Publikumsverkehr)

IST = Wirklichkeit Soll = Wunsch Abb.: Beispielhafte Darstellung eines Impuls-Sterns zur betrieblichen Analyse von Arbeitsbedingungen

Genauere Erläuterungen zur Anwendung dieses Verfahrens finden Sie in der GUV I 8766

„Psychische Belastungen – Checklisten für den Einstieg“ (S. 19 ff.).

wurde die Durchführung von Work- shops zur Erarbeitung weiterer Schrit- te mit zwei bis drei Mitarbeiter/innen je Abteilung geplant. Die Durchfüh- rung dieser zusätzlichen Maßnahmen erfolgt in alleiniger Arbeit der Stadt- verwaltung Gelsenkirchen.

Fazit

Im Rahmen des PeP-Projektes wur- de mit Hilfe einer umfassenden Be- urteilung der Arbeitsbedingungen eine Analyse zur besseren Gestal- tung der Arbeitsprozesse mit Bürger- kontakten geleistet. Der Einsatz des Fragebogens und die differenzierte Auswertung nach unterschiedlichen Variablen ermöglichte die Ableitung einer Reihe gezielter Maßnahmen.

Durch die konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen und intensive Begleitung durch die Führungskräf- te aller Ebenen ist es möglich, auch im Umgang mit schwierigen Kunden die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser zu schützen und zu entlasten.

Heike Walgenbach

Referentin für Arbeits-/Organisations- psychologie

A L

K

J D

I E

F G

H

B

C 5

4 3 2 1

16 Blickpunkt UK NRW 02/2010

Psychische Belastungen in Verwaltungen mit Publikumsverkehr

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