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Waffenembargo gegen Saudi-Arabien

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Academic year: 2022

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112 |IP • März/April 2020

Positionen Pro und Contra

Pro

Dr. Johann David Wadephul ist stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundes- tagsfraktion für Außen-, Verteidi- gungs- und Sicher- heitspolitik und den Europarat.

A

m 31. März 2020 läuft der aktuelle Exportstopp von deutschen Rüs- tungsgütern nach Saudi-Arabien aus. Forderungen nach einer abermali- gen Verlängerung werfen die Frage auf, ob Deutschland in Zukunft lediglich ein Zaungast der sicherheitspolitischen Entwicklungen in der Region sein wird.

Ich meine: Zwischen einer Fortfüh- rung des mehrmals verlängerten Ex- portstopps und einer Aufhebung gibt es politische Spielräume, die man nut- zen kann. Notwendig wäre ein Sig nal in Richtung Riad, dass wir das Königreich auch weiterhin als strategischen Partner betrachten wollen. Denn Saudi-Arabien gehört zu den wenigen Staaten in der Region, die prowestlich orientiert sind und über regionalen Einfluss verfügen.

Klar ist: Wir halten an unserer For- derung fest, dass der verheerende Je- men-Krieg dringend beendet werden muss. Ebenso ist es unabdingbar, dass die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul weiter aufgeklärt wird. Wenn Saudi-Arabien Fortschritte in diesen Punkten vorweist, wäre eine Verlän- gerung des Exportverbots bei gleich- zeitiger schrittweiser qualifizierter Lockerung denkbar. Ein erster Schritt könnte die Differenzierung zwischen defensiven und offensiven Rüstungsgü- tern sein. Das heißt, die Lieferung rein defensiver Güter wäre wieder erlaubt.

Im September 2019 wurden saudi- sche Ölanlagen mit Drohnen angegrif-

fen. Defensive Rüstungsgüter wieder zu liefern, wäre darum ein wichtiges Zei- chen. Wir zeigen damit, dass wir Riad darin unterstützen wollen, sein eigenes Staatsgebiet zu verteidigen. Das ent- spricht unserem Grundverständnis von sicherheitspolitischer Partnerschaft.

Entscheidungen über Rüstungsex- porte sind wertebasierte Abwägungen.

Zugleich müssen wir aber realistisch sein: Rüstungsexporte sind immer auch ein elementarer und regulärer Bestand- teil der Außen- und Sicherheitspolitik.

In der strategisch so relevanten und krisenanfälligen Golfregion braucht es außenpolitische Verlässlichkeit und si- cherheitspolitischen Realismus.

Ein nationaler Exportstopp bei mul- tinational hergestellten Rüstungsgütern sollte im europäischen Rahmen mit unseren Partnern abgestimmt werden.

Wenn Frankreich und Großbritannien keinen Exportstopp wollen, muss man über die europäische Dimension eines deutschen Verbots nachdenken und die Partner konsultieren. Notwendig ist, dass Deutschland auch weiterhin nicht nur ein wirtschafts- und handelspoliti- scher, sondern auch ein sicherheitspo- litischer Partner für die Staaten in der Golfregion bleibt. Hinzu kommt, dass eine deutsche und europäische Distan- zierung von Saudi-Arabien das König- reich noch abhängiger von Staaten wie Russland und China machen könnte.

Das wäre nicht in unserem außenpoli- tischen Interesse.

Spielräume nutzen

Von Johann David Wadephul

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IP • März/April 2020 |113

Contra

S

eit mehr als fünf Jahren dauert im Jemen der Konflikt zwischen den schiitischen Huthi-Rebellen und der von Saudi-Arabien und den Verei- nigten Arabischen Emiraten unterstütz- ten Regierung von Präsident Hadi an, die im September 2014 von den Rebellen aus Sanaa vertrieben wurde. Die zu- nächst auf wenige Wochen angelegte Militärintervention entpuppte sich als nicht enden wollender Albtraum. Der Bürgerkrieg hat Tausenden Menschen das Leben gekostet. Ein Großteil der Be- völkerung ist auf humanitäre Hilfe an- gewiesen, Millionen sind auf der Flucht.

Zu Recht sprechen die Vereinten Natio- nen deshalb von einer der schlimmsten humanitären Katastrophen unserer Zeit.

Noch vor wenigen Wochen gab es leichte Anzeichen von Hoffnung. Der UN-Sondergesandte Martin Griffiths zeigte sich zuversichtlich, dass die Verhandlungen zwischen den vom Iran unterstützten Huthis und ihren Gegnern vorankommen könnten. Es war gelungen, einen Gesprächskanal zwischen den verfeindeten Kriegspar- teien zu etablieren. Die gegenseitigen Angriffe kamen zwischenzeitlich zum Erliegen. Nun aber eskaliert die Lage wieder. Möglicherweise spielt dabei auch die Tötung des iranischen Gene- rals Qasem Soleimani eine Rolle. Von einer Beilegung des Konflikts ist man weiter entfernt denn je.

Deswegen stellt sich zum gegenwär- tigen Zeitpunkt die Frage gar nicht, das

Exportverbot von Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien wieder aufzuheben.

Es wäre das völlig falsche Signal. Die Gründe für die im Koalitionsvertrag von der SPD durchgesetzte „Jemen-Klausel“, die besagt, dass keine Genehmigungen für deutsche Waffenlieferungen an die direkt am Jemen-Krieg beteiligten Län- der erteilt werden dürfen, bestehen fort.

Vielmehr sollten wir unser politi- sches Engagement darauf konzentrie- ren, den UN-Sondergesandten zu unter- stützen und die Kriegsparteien zu einem echten Waffenstillstand zu verpflichten.

Eine militärische Lösung des Konflikts kann es ohnehin nicht geben. Dies ha- ben im Prinzip auch die Konfliktpartei- en erkannt. Jetzt muss es darum gehen, die diplomatischen Anstrengungen zu intensivieren. Dabei spielt die deutsche Außenpolitik eine nicht unerhebliche Rolle. Außenminister Heiko Maas und das Auswärtige Amt bemühen sich seit Längerem hinter den Kulissen, eine friedliche Konfliktbeilegung zu ermöglichen. Deutschland genießt in der Region nach wie vor einen hohen Vertrauensvorschuss. 

Zugleich sollten wir unsere Kontakte zu Saudi-Arabien nutzen, das Land bei seinem innenpolitischen Wandel zu un- terstützen. Die eingeleiteten Reformen im politischen, kulturellen und wirt- schaftlichen Bereich bieten die Chance, Saudi-Arabien aus seiner jahrzehntelan- gen Selbstisolation herauszuführen. Da- für braucht es Geduld und Engagement.

Das falsche Signal

Von Nils Schmid

Nils Schmid ist außenpoliti- scher Sprecher der SPD-Fraktion im Deutschen Bun- destag.

Das Waffenembargo gegen Saudi-Arabien aufheben?

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