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Graduiertenkonferenz: "Verkoerperte Differenzen" - Wien
Andrea Griesebner - call for papers
Call for papers
3. Internationale Graduiertenkonferenz Kulturwissenschaften/ Cultural Studies an der Universitaet Wien
Verkoerperte Differenzen Wien, 24. – 26. April 2003 Plenarvortraege
Prof. Dr. Viktoria Schmidt-Linsenhoff , Universitaet Trier Dr. Maren Lorenz, Hamburger Institut fuer Sozialforschung Von Do 24. - Sa 26. April 2003 findet an der Geistes- und Kulturwissenschaftlichen Fakultaet der Universitaet Wien die 3.
Internationale Graduiertenkonferenzen Kulturwissenschaften/Cultural Studies
statt. Gemeinsames Ziel der Graduiertenkonferenzen ist es,
kulturwissenschaftlich arbeitende NachwuchswissenschaftlerInnen zu foerdern,
indem ihnen die Moeglichkeit geboten wird, ihre Forschungsprojekte in einem
internationalen Kontext vorzustellen und zu diskutieren. Sie richten sich an
Graduierte im Dissertationsstadium und an Postdocs im In- und Ausland (Ca:
15 ReferentInnen). Die Konferenzen werden von einem Team nationaler und internationaler ExpertInnen betreut. Eine Publikation der Beitraege ist geplant.
Fuer die auswaertigen TeilnehmerInnen uebernehmen die VeranstalterInnen die Reise- und Aufenthaltskosten. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch, nach Moeglichkeit und Wunsch auch eine romanische Sprache. Voraussetzungen fuer die Teilnahme sind das nachweisliche Interesse fuer den thematischen und methodologischen Rahmen der Kulturwissenschaften/ Cultural Studies, transdisziplinaere Arbeitsweise sowie eine Themenstellung, die dem Rahmen
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der Konferenz gerecht wird.
Verkoerperte Differenzen
Der Koerper ist in den letzten Jahren zu einem vieldiskutierten Gegenstand der Kulturwissenschaften geworden. Mehrere Jahrhunderte als Garant fuer Natur, als das Nicht-Historische, Nicht-kultuell-Gewordene,
Nicht-Semiotische gedacht, wird dem Koerper seit einigen Jahren diese
"Natuerlichkeit" von vielen Seiten abgesprochen. Warum dem so ist, hat viele Gruende: Erkenntnistheoretisch ist vor allem die poststrukturalistische Kritik am Rationalismus und Subjektbegriff der philosophischen Tradition des
„Abendlandes“ zu nennen. Medizin und Gentechnologie machen die Vorstellung von einem ganzen, natuerlichen Koerper fragwuerdig. Koerper werden von
Menschenhand veraendert, auseinandergenommen, wieder zusammengesetzt, mit kuenstlichen Organen bestueckt, kuenstlich reproduziert und mittels
Gentechnologie in ihrer Substanz veraendert. Die Simulation des Koerpers in den virtuellen Welten der Neuen Medien haben zu neuen Grenzerfahrungen gefuehrt.
Kulturwissenschaftliche Forschungen, insbesondere feministische Analysen, haben gezeigt, dass und wie der Koerper immer auch kulturell codiert ist.
Differenz- und Herrschaftskategorien wie Geschlecht, Stand bzw. Klasse, Ethnie, Rasse aber auch Alter, Schoenheit und Gesundheit finden am Koerper nicht nur ihre ideologische Stuetze, sondern sie formen den Koerper auch real, schreiben sich in den Koerper ein. Ein ‚weiblicher Gang’ muss ebenso eingelernt werden, wie ein ‚aristokratisches’ Auftreten. Eine buergerliche Kleidung machte aus einem Bauern/einer Baeurin keinen Buerger/keine Buergerin. Die zu verschiedenen Zeiten und verschiedenen Orten mit verschiedenen Herrschaftskategorien verbundenen Bewegungen und
Verhaltensweisen, Koerperwahrnehmungen und Koerperempfindungen ergeben sich nicht natuerlich. Sie sind zu erlernen, sie werden internalisiert, sie
muessen kulturell benannt und eingepraegt werden. In den performativen Akten liegt gleichzeitig aber auch das Potential zu Veraenderung.
Vergeschlechtlichende wie auch ethnisch, sozial, religioes etc.
differenzierende Kleidung, Haartracht, Schminke etc. unterstuetzen und verstaerken diese Prozesse. Viele Wirtschaftszweige verdanken ihre Existenz der Darstellung und Disziplinierung der Koerper.
Bei der Graduiertenkonferenz soll nach den soziokulturellen Konstruktionen, den Repraesentationen und Imaginationen wie auch nach den Disziplinierungen der Koerper gefragt werden. Indem Individuen an den Schnittpunkten
verschiedener Diskurse und Praktiken konstituiert werden und sich selbst konstituieren gilt das Interesse auch der Frage, wie sich der
Forschungsgegenstand Koerper veraendert, wenn keine der Differenzkategorien (Geschlecht, Stand bzw. Klasse, Ethnie etc.) privilegiert wird und oft
widerspruechlichen Verhaltensanforderungen nicht uebersehen werden? Welche Herrschaftskategorien werden den Koerpern eingeschrieben und damit
naturalisiert? Wann und in welchen Kontexten verstaerken sich
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Herrschaftskategorien, heben sich auf oder ergaenzen sich. Inwieweit koennen Koerper als Medium wirken und gelesen werden? Die inhaltliche Klammer soll nicht der untersuchte Zeitraum, sondern der Forschungsgegenstand Koerper sein. UEberzeugt davon, dass es keinen KoenigInnenweg gibt, sondern die Wahl des frameworks von der konkreten Fragestellung abhaengig ist, wird bei der Auswahl der TeilnehmerInnen darauf geachtet werden, dass verschiedene methodologische und theoretische Ansaetze - diskursanalytische,
poststrukturalistische, konstruktivistische, anthropologische, ethnomethodologische etc. - vertreten sein werden.
Ausfuehrlichere Informationen entnehmen Sie bitte den folgenden Internetseiten:
http://wk.philo.at
http://www.univie.ac.at/Geschichte/graduiertenkonferenz
Bewerbungsunterlagen: Curriculum vitae (mit Angabe, in welchen Sprachen Sie Vortraege hoeren und halten koennen), Themenvorschlag und Abstract (300 Woerter).
Ihre Bewerbung richten Sie bitte bis zum 25.10.2002 per email an:
graduiertenkonferenz.geschichte@univie.ac.at
Fuer Planung und Konzeption verantwortlich: Univ. Prof. Dr. Karl Brunner (Universitaet Wien), ao.Univ. Prof. Dr. Daniela Hammer-Tugendhat (Universitaet fuer Angewandte Kunst, Wien), ao.Univ. Prof. Dr. Andrea Griesebner (Universitaet Wien) und Univ. Prof. Dr. Karl Stuhlpfarrer (Universitaet Klagenfurt), in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Kulturwissenschaften an der Universitaet Wien.
Quellennachweis:
CFP: Graduiertenkonferenz: "Verkoerperte Differenzen" - Wien. In: ArtHist.net, 24.08.2002. Letzter Zugriff 27.02.2022. <https://arthist.net/archive/25139>.