• Keine Ergebnisse gefunden

Eine-Welt-PresseNord-Süd-Zeitung der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN)Nr. 1 / 2012 | 29. Jahrgang | ISSN 1614-5437

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Eine-Welt-PresseNord-Süd-Zeitung der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN)Nr. 1 / 2012 | 29. Jahrgang | ISSN 1614-5437"

Copied!
8
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Seite 3

Wälder unter Druck

Seite 4

Grüne Wirtschaft in der Diskussion

Seite 5

China wird grüner

Seite 5

Ökolandwirtschaft in Uganda

Seite 6

Windpark zerstört Regenwälder

Seite 7

Barbados setzt auf Solarenergie

Seite 8

Nachhaltige Ener- gie für alle

Eine-Welt-Presse Online

www.dgvn.de

Eine-Welt-Presse Nord-Süd-Zeitung der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) Nr. 1 / 2012 | 29. Jahrgang | ISSN 1614-5437

Frank Kürschner- Pelkmann

Wenn es so weitergeht, ist die Zukunft düster: Etwa 1,4 Milliarden Menschen auf der Welt müssen mit weniger als 1,25 Dollar am Tag überle- ben. Seit Jahrzehnten wird von Experten vorherge- sagt, die Wirtschaft müsse wachsen, dann würden auch die Armen profitieren. Aber tatsächlich bleibt die Kluft zwi- schen Arm und Reich auf der Welt gewaltig. 2007 verfügten nach UN- Berechnungen die reichsten 20 Prozent der Weltbevölkerung über fast 83 Prozent des globalen Ein- kommens, die ärmsten 20 Prozent zusam- men nur über ein Prozent. Wirtschaftliches Elend geht meist einher mit fehlender Ge- sundheitsversorgung, Bildung, Wasser- und Abwasserversorgung. Die Folgen fehlender Gerechtigkeit sind häufig tödlich. So ster- ben laut UNICEF jeden Tag mehr als 3.000 Kinder an Durchfall, weil sie verseuchtes Wasser trinken.

Auf diese wirtschaftlichen und sozialen Missstände bietet das Vertrauen auf die Kräfte des Marktes keine Antwort. Auch

nehmen die öko-

logischen Probleme trotz, ja wegen des Strebens nach immer mehr Wirtschafts- wachstum zu. Ein Beispiel für die Übernut- zung der natürlichen Ressourcen der Welt ist die Überfischung der Meere. Mehr als 30 Prozent aller Fischbestände werden so stark übernutzt, dass ein Aussterben zahl- reicher Meerestiere droht. 2010 haben die

klimaschädlichen CO2-Emissionen trotz aller Bekundungen zum Kli- maschutz und trotz mancher

Initiativen um sechs Prozent zugenommen.

Wenn es nicht gelingt, diesen Trend vor 2020 umzukehren, droht ein Prozess des raschen globalen Klimawandels, der nicht mehr rückgängig zu machen ist. Ein wirt- schaftliches „Weiter so“ führt offenkundig

zu noch mehr sozialen Konflikten und noch mehr Umwelt- und Klimakatastro- phen. Deshalb propagieren die Vereinten Nationen, viele Regierungen und zahlreiche Unternehmen den Übergang zu einer „grü- nen Wirtschaft“. Viele Hoffnungen werden mit diesem Konzept verbunden – aber auch

manche Skepsis.

„China wird seine Zusage einhal-

ten, eine grü- ne Wirtschaft aufzubauen.“

Diese Er- klärung des chinesischen Prä- sidenten Hu Jintao macht deutlich, dass die Vision einer grünen Wirtschaft inzwischen in praktische Politik umgesetzt wird. Auch viele andere Re- gierungen und Unternehmen

haben sich verpflichtet, Schritte auf dem Weg zu einer grünen Wirtschaft zu gehen. Das UN-Umwelt- programm UNEP propa- giert seit 2008 das Konzept

einer grünen Wirtschaft.

Mehr Wohlstand soll verbunden werden mit

der Schonung natürlicher Ressourcen und mit sozialer Gerechtigkeit. Dafür sind in- zwischen detaillierte Vorstel- lungen erarbeitet worden. Auch werden in vielen Ländern Erfah- rungen damit gesammelt, wie die Umstellung auf eine grüne Wirtschaft konkret gestaltet werden kann. Bei der Präsentation einer UNEP-Studie zu dem Thema im November 2011 betonte UN-

Generalsekretär Ban Ki-moon: „Mit einer klugen Politik können Regierungen ihre Wirtschaft wachsen lassen, angemes- sene Arbeitsplätze schaffen und den sozialen Fortschritt auf eine Weise be- schleunigen, die den ökologischen Fuß- abdruck der Menschheit in einem Rahmen hält, den der Planet verkraften kann.“

Im UNEP-Bericht wird dieses Konzept so beschrieben: „Auf einfachste Weise kann grüne Wirtschaft verstanden werden als eine CO2-arme, ressourceneffiziente und sozialverträgliche Wirtschaft.“ Mit der

Fortsetzung auf Seite 2

Angesichts globaler Wirtschafts- und Finanzkrisen, Klimaerwärmung, bedrohter Umwelt sowie

wachsender sozialer Spannungen verspricht das Konzept der grünen Wirtschaft umfassende Lösungen. Weltweit wird über den Über- gang zu einer grü- nen Wirtschaft auf nationaler und glo- baler Ebene nachge- dacht.

Globale Grüne Wirtschaft

Nachhaltige Entwicklung, Armutsbekämpfung und robuste Institutionen erfordern ein radikales Umdenken

© panthermedia.net/soleilc1

(2)

2

Schaffung einer grünen Wirtschaft auf glo- baler Ebene wird die Hoffnung verbunden, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dies ist nach Auffassung der meisten Klimaexperten eine Grundvoraus- setzung dafür, dass auch zukünftige Genera- tionen auf dieser Erde leben können.

Entgegen manchen Befürchtungen kommt das UN-Umweltprogramm zum Ergebnis, dass die Volkswirtschaften durch eine Um- stellung auf eine grüne Wirtschaft mindes- tens so stark wachsen werden wie bei einer Fortführung der bisherigen Wirtschaftswei- se. Es können aber die Risiken vermieden werden, die bei einem „Weiter so“ durch einen beschleunigten Klimawandel und andere Umweltschädigungen entstehen würden.

Investitionen in Höhe von zwei Prozent des globalen Bruttosozialpro-

dukts reichen aus, um die bisherige umweltschädliche Wirtschaft in eine grüne Wirtschaft umzuwandeln.

Bis 2050 werden nach UNEP-Berechnungen hier- für jährlich etwa 1,3 Billio- nen US-Dollar erforderlich sein. Dem werden aber bei Umsetzung des Konzepts 760 Mrd. US-Dollar im Jahr an eingesparten Energieko- sten und Investitionskosten in konventionelle Energie- anlagen gegenüberstehen.

Für eine globale Energiewende

Einen deutlichen Schwer- punkt im Konzept der grü- nen Wirtschaft bildet der Energiesektor. Hier ist die Notwendigkeit besonders deutlich, einen besseren Zugang für die Armen

mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu verbinden. Weit mehr als eine Milliarde Menschen haben bisher keinen Zugang zu Elektrizität. In ländlichen Gebieten in Afrika südlich der Sahara verfügt höchs- tens jede zwanzigste Familie über Strom.

Die Beseitigung dieser Benachteiligung soll einhergehen mit der sehr viel stärke- ren Nutzung erneuerbarer Energie. Nach UNEP-Einschätzung sind jährlich Inves- titionen von mindestens 650 Mrd. Dollar erforderlich, um global den Übergang zur erneuerbaren Energie zu schaffen. Solche Investitionen haben auch das Ergebnis, dass ärmere Entwicklungsländer nicht weiterhin immer höhere Anteile ihrer Exporterlöse für den Import von Mineralöl aufwenden müssen.

Auffällig ist, dass im UNEP-Bericht deut- liche Kritik an der Subventionierung der fossilen Energieerzeugung geübt wird. Alle Produktions- und Preissubventionen für fossile Energiequellen im Jahre 2008 etwa betrugen allein 650 Mrd. US-Dollar – viel zuviel laut UNEP, was „den Übergang zur Verwendung erneuerbarer Energie nach- teilig beeinflussen“ kann. Von „perversen Subventionen“ ist die Rede, die der Umwelt schaden.

Inzwischen werden in vielen Ländern ver- änderte Investitionsentscheidungen getrof- fen. 2010 sind weltweit die Investitionen in erneuerbare Energievorhaben um 32 Prozent gewachsen. Besonders hoch ist der Zuwachs in Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien. Aber auch in afrika- nischen Ländern nehmen diese Investiti- onen zu. Wurden in Kenia 2009 praktisch überhaupt keine Investitionen im Bereich der erneuerbaren Energie getätigt, so stieg die Summe 2010 auf 1,3 Mrd. US-Dollar für kleine Wasserkraftwerke, Windkraftanlagen etc.

Größere Erwartungen an den Staat Bemerkenswert am Konzept der grünen Wirtschaft ist, dass nicht länger allein auf die Kräfte des Marktes vertraut wird, um Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft zu verändern. Elizabeth Thompson, die für die Vereinten Nationen die Rio+20-Konferenz koordiniert, betont: „Regierungen haben eine entscheidende Rolle dabei, Nachhal- tigkeit in den Mittelpunkt zu stellen und zu praktizieren.“ Unternehmen werden zwar eine aktive Rolle beim Übergang zu einer grünen Wirtschaft übernehmen, aber die Verantwortung des Staates wird sehr viel stärker betont als etwa in neoliberalen Wirtschaftskonzepten.

Eine staatliche Struktur- und Sozialpolitik ist erforderlich, weil im UNEP-Bericht davon ausgegangen wird, dass es Wirt- schaftsbereiche gibt, in denen durch den

Übergang zu einer grünen Wirtschaft zu- mindest kurzfristig Arbeitsplätze verloren- gehen. Aber es werden in Bereichen wie der erneuerbaren Energie und der nachhaltigen Landwirtschaft gleichzeitig zahlreiche neue Jobs geschaffen.

Kritik am Konzept der grünen Wirtschaft

Vor allem Nichtregierungsorganisationen, die sich für weltweite soziale Gerechtigkeit und für den Umweltschutz engagieren, kri- tisieren im Vorfeld der Rio+20-Konferenz das Konzept der grünen Wirtschaft. Eine grundsätzliche Kritik lautet, dass bisherige Wachstumsvorstellungen nicht grundsätz- lich infrage gestellt werden. Dabei sei der Ressourcenverbrauch in vielen Ländern der Welt schon heute weit höher, als unser Pla- net dies verkraften kann. In diesen Ländern kann ein weiteres Wachstum des Brutto- sozialprodukts im Blick auf die bedrohte Umwelt und den gefährlichen Klimawandel nicht das Ziel sein. Stattdessen muss es um ein Mehr an Lebensqualität gehen, bei gleichzeitiger Reduzierung des Verbrauchs natürlicher Ressourcen. In den reichen Ländern sind die „Grenzen des Wachs- tums“ längst überschritten, während es in den wirtschaftlich armen Ländern darauf ankommen wird, die materielle Lebenssi- tuation der Bevölkerung zu verbessern und dabei die Natur und das Klima möglichst wenig zu schädigen. Der Himalaja-Staat Bhutan hat inzwischen Abschied davon genommen, seine Entwicklung am Wachs- tum des Bruttosozialprodukts zu messen.

Stattdessen wird versucht, das „Brutto- sozialglück“ zu steigern.

Die Kritiker eines grünen Wachstums be- zweifeln, dass bei nachhaltigen Formen des Wirtschaftens so viel natürliche Ressourcen eingespart und klimaschädliche Emissio-

nen vermieden werden, dass die weltweite Wirtschaftsproduktion weiter ungebremst zunehmen kann. Höhere Energie- und Res- sourceneffizienz sind unverzichtbar, aber es wäre nichts gewonnen, wenn durch eine ständig steigende Produktion die Einspa- rungsgewinne zunichte gemacht würden.

Es sei eine Illusion, allen mehr grünes Wachstum zu versprechen, statt Einschrän- kungen und Verzicht bei denen einzufor- dern, die heute über die Verhältnisse un- serer Erde produzieren und konsumieren.

Jens Martens vom „Global Policy Forum Europe“ plädiert in einer Studie für „Ansät- ze der Selbstbegrenzung, des Konsumver- zichts und der Entschleunigung“.

Auffällig an den Konzepten einer grünen Wirtschaft ist, dass, von Ausnahmen abge- sehen, die offene Auseinandersetzung mit denen vermieden wird, die bisher Umwelt und Klima schädigen. Barbara Unmüßig, Vorstandsmitglied der Heinrich-Böll-Stiftung, vermisst die Bereitschaft, sich mit der nicht-nachhaltigen Ökonomie auseinanderzuset- zen. In der Zeitschrift „Ver- einte Nationen“ (Heft 1/2012) schreibt sie: „Das UNEP bleibt dem Mythos der ‚Win- win-Strategie' verhaftet und umschifft klare Aussagen zum politischen Umgang mit den größten Umweltverschmut- zern und Ressourcenausbeu- tern.“

Gerade soziale Bewegungen kritisieren, dass die Fragen von sozialer Gerechtigkeit und Menschenrechten (ins- besondere Frauenrechten) zu wenig beachtet werden, wenn die Umstellung auf eine grü- ne Wirtschaft diskutiert und praktiziert wird. Viele soziale Bewegungen, besonders aus dem Süden der Welt, fordern radikale Ver- änderungen der globalen Wirtschaft und eine Überwindung des Kapitalismus. Daher misstrauen sie dem Reformkonzept der grü- nen Wirtschaft. Der portugiesische Soziolo- ge Boaventura de Sousa Santos erklärte beim Weltsozialforum 2011 in Dakar/Senegal:

„Kapitalismus mit menschlichem Antlitz ist das gleiche wie ein vegetarischer Tiger.“

Schließlich wird kritisiert, dass das UNEP- Konzept vor allem die Länder des Sü- dens im Blick hat, während doch in den Industrie ländern der Übergang zu einer grünen Wirtschaft mindestens ebenso notwendig ist. Hier entstehen die meisten klimaschädlichen Emissionen und hier fällt am meisten Abfall an, um nur zwei Beispie- le zu nennen.

Grün – oder tiefschwarz

Die Kritik am Konzept der grünen Wirt- schaft lässt erkennen, dass es bisher deutli- che Schwachstellen hat. Es kann trotzdem zu einer Grundlage für eine Umgestaltung der globalen Wirtschaftsbeziehungen, des Umgangs mit der Natur und der sozialen Beziehungen werden. Im Rahmen des Übergangs zu einer grünen Wirtschaft lassen sich zahllose bereits bestehende und neue Initiativen einbeziehen, die eine Nach- haltigkeit zum Ziel haben. Die Herausfor- derung wird darin bestehen, diese Inte- grationskraft zu bewahren, ohne die Augen und den Mund zu verschließen angesichts der vielen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Missstände und deren Verur- sachern. Nur so ist dem Vorwurf zu begeg- nen, dass auch die übelsten Unternehmen, die Natur und Menschen ausbeuten, sich durch ein „greenwashing“ rein waschen können. Ein „Weiter so“ führt ökologisch und sozial in die Sackgasse. Die Zukunft der Wirtschaft ist grün – oder tiefschwarz.

» Die Welt steht an einem Scheidepunkt:

Wir brauchen jede Regierung, jeden Minister und Politiker, jede Führungskraft von

Unternehmen und der Zivilgesellschaft sowie junge Leute, um zusammen den Wandel unserer

Ökonomien voranzutreiben, um unsere Gesell- schaften gerechter und gleicher zu machen und

um unsere Ressourcen zu schützen, von denen unsere gemeinsame Zukunft abhängt.«

Ban Ki-moon, UN-Generalsekretär

Biogasanlagen sind auch in den nördlichen Ländern eine sinnvolle Ergänzung im Mix der erneuerbaren Energien. Foto: panthermedia.net / Liane Matrisch

China: Kochen mit Solarkraft ist eine umweltfreund- liche Alternative zur Zubereitung über Feuerholz.

Foto: epd-Bild / Manfred Bail

Windenergie gewinnt überall in der Welt an Bedeu- tung für eine nachhaltige Energieerzeugung.

Foto: UN Photo / Eskinder Debebe

Familien in der Mongolei nutzen Solarenergie, um Elektrizität für ihr „Ger“, ihre traditionelle Jurte, zu erzeugen. Foto: UN Photo / Eskinder Debebe

Offshore-Windanlagen nutzen die hohen durch- schnittlichen Windgeschwindigkeiten auf dem Meer:

hier der Bau eines neuen Prototyps.

Foto: BMU / Edelhoff

(3)

333

Gespräch mit Stephan Opitz,

Bereichsleiter KfW Entwicklungsbank

Sind nachhaltige Formen der Energieerzeugung ein „Luxus“, den arme Länder sich nicht leisten können?

Heute haben 1,3 Milliarden Menschen auf der Welt keinen Zugang zu modernem Strom. Das ist eine der großen He- rausforderungen unserer Zeit und deshalb 2012 auch The- ma des UN-Jahres „Nachhaltige Energie für alle“. Ziel die- ser UN-Initiative ist, dass bis 2030 jeder Mensch Zugang zu moderner Stromversorgung und sauberer Kochenergie erhält. Wir müssen es schaffen, weltweit Elektrizität her- zustellen und Wirtschaftswachstum zu ermöglichen, ohne Umwelt und Klima zu belasten. Dabei sollten Zusatzkos- ten für saubere Energie allerdings nicht ausgerechnet von den Armen dieser Welt getragen werden. Dies stellt die KfW Entwicklungsbank in ihren Energievorhaben seit vielen Jahren sicher.

Eine Möglichkeit, Menschen im Süden der Welt den Zugang zu Elektri- zität zu eröffnen, sind dezentrale Solarstromsysteme. Welches Potenzial haben sie, zur Lösung des Energiebedarfs beizutragen?

Kleine dezentrale Solarstromsysteme bestehen aus einem fest installierten Photovoltaikmodul und einem Akku. Sie eignen sich vor allem für die Grundversorgung in unter- versorgten ländlichen Gebieten. Haushalte, Schulen und andere Einrichtungen mit geringem Strombedarf haben so immerhin für einige Stunden am Tag Elektrizität für die Nutzung einer Lampe oder eines Radios. Diese Technolo- gie ist auf dem Vormarsch: In Afrika sind 500.000 solcher Systeme im Einsatz. In Bangladesch werden jeden Monat rund 30.000 dieser Anlagen verkauft. Diese Lösung ersetzt auf Dauer aber nicht den Anschluss an ein Stromnetz, weil dezentrale Stromsysteme beispielsweise für den Betrieb von Maschinen nicht ausreichen.

Welche anderen Möglichkeiten gibt es, Menschen in abgelegenen Regionen mit Elektrizität zu versorgen?

Größere Solaranlagen können in Kombination mit Wech- selrichtern und Speichern auch in lokalen „Inselnetzen“

eingesetzt werden. Auf diesem Weg können Gemeinschaf- ten und auch einfache Produktionsanlagen mit Strom versorgt werden. Diese Variante bietet sich in abgelegenen Gebieten an, die in absehbarer Zeit nicht an zentrale Netze angeschlossen werden können. Voraussetzung ist, dass die Nutzer sich in räumlicher Nähe befinden.

Welche Formen der nachhaltigen Energieerzeugung lassen sich in Entwicklungsländern besonders gut einsetzen?

Windkraftanlagen ermöglichen bereits heute in wind- reichen Gegenden eine wirtschaftliche Stromerzeugung.

Hierfür sind allerdings große Anfangsinvestitionen not- wendig, was in vielen Entwicklungsländern eine große Barriere darstellt. In sonnigen Gegenden sind Solarkollek- toren für die Warmwassergewinnung sehr geeignet. Be- sonders in städtischen Gebieten oder in der Touristik kön- nen hierüber Gas- und Stromverbrauch verringert werden.

In welcher Weise werden solche Vorhaben im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gefördert?

Die größten Hürden für eine breite Nutzung vieler erneu- erbarer Energiesysteme bestehen in den hohen Investi- tionskosten und dem schwierigen Zugang zu Finanzie- rungsmöglichkeiten. Die KfW verfügt über eine Palette maßgeschneiderter Angebote, die sie im Auftrag der Bun- desregierung einsetzt: Im Falle kleiner Haushaltslösungen fördern wir über Partnerorganisationen in den jeweiligen Ländern günstige Mikrokredite oder Zuschüsse an die Endnutzer. Bei einem anderen Modell gibt der Stromver- sorger die günstigen Finanzierungskonditionen über nied- rige Entgelte an die Endkunden weiter. So können auch arme Bevölkerungsgruppen erreicht werden.

Auch größere Solarprojekte in Verbindung mit Inselnetzen können wir in Zusammenarbeit mit regionalen Stromver- sorgern über Kredite mit langen Laufzeiten und günstigen Konditionen finanzieren. Die Programme werden durch entsprechende Marketing- und Beratungskomponenten begleitet.

Ein Drittel des Fördervolumens der KfW Entwicklungs- bank fließt inzwischen in erneuerbare Energien und Ener-

gieeffizienz. In 2011 waren dies Zusagen in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro. Wir gehören damit zu den weltweit größten Finanziers von nachhaltiger Stromerzeugung in Entwicklungsländern.

Das Gespräch führte Frank Kürschner-Pelkmann.

László Maráz

Die Waldzerstörung ist für etwa ein Fünftel der vom Men- schen verursachten Treibhausgasemissionen verantwort- lich. Angesichts des globalen Klimawandels und der Zer- störung vieler ursprünglicher Wälder soll der Klimaschutz mit dem Waldschutz verbunden werden.

Einer der wichtigsten Erfolge der Klimaschutz- konferenz vom Dezember 2010 in Cancún war es, den Waldschutz zu stärken. Es wurden spe- zielle Waldschutzprogramme unter dem Namen

„REDD“ aufgelegt. REDD steht für „Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degra- dation“ („Verringerung von Emissionen durch Abholzung“) und ist ein internationaler Vertrag über die Regelung des Waldschutzes, insbesondere der Kostenverteilung. Im Rahmen dieses UN- Programms sollen Regierungen, Firmen und an- dere Waldbesitzer in Entwicklungsländern dafür bezahlt werden, dass sie ihre Wälder erhalten, statt sie durch Holzeinschlag oder Rodung zu zerstö- ren. Doch in Abwesenheit eines globalen Klima- schutzabkommens bleiben REDD-Projekte bis auf Weiteres auf den wenig lukrativen Nischenmarkt freiwilli- ger Projekte beschränkt. Unternehmen, die etwas für den Klimaschutz tun wollen, können aber solche Projekte auch im Rahmen einer grünen Wirtschaft finanzieren, selbst wenn einzelne Projekte nur wenig zur Lösung der Wald- krise beitragen dürften.

REDD bietet keinen umfassenden Schutz für Wälder. Die Emissionen aus Rodung und Raubbau sollen nur verrin- gert werden. Wer bei der Waldnutzung geringere Schäden verursacht, als dies üblicherweise der Fall wäre, wird dafür belohnt. Die Grundidee ist aber zu begrüßen: Wie in einer grünen Wirtschaft ist es hilfreich, Investitionen in weniger schädliche, nachhaltigere Projekte zu lenken und schonen-

dere Formen der Waldnutzung zu finanzieren. Umwelt- und Entwicklungsverbände fordern aber, dass wirklich nur zusätzliche Maßnahmen finanziert werden und dass sich Unternehmen nicht durch Zahlungen für REDD-Projekte lediglich ihrer Treibhausgas-Reduktionspflichten entledi- gen. Vorrangig muss der Schutz der biologischen Vielfalt

und der Menschenrechte erfolgen, denn Wälder haben viel mehr Funktionen als die der Speicherung von Kohlenstoff.

REDD ist nicht vor Fehlentwicklungen und Missbrauch gefeit. Selbst eine Holzernte im Urwald ist zulässig, wenn man sie schonender durchführt oder gerodete Waldstücke durch Holzplantagen ersetzt, in denen etwas mehr Koh- lenstoff gespeichert wird als auf Kahlflächen. Und wird ein Waldgebiet vom Holzeinschlag verschont, kann dies dazu führen, dass die Holzfirmen in andere Gebiete eindringen.

Kurzfristige Gewinne oder dauerhafte Erträge Länder, die bereits viel für den Waldschutz geleistet ha- ben, besitzen geringere Chancen, für die Schonung der

Wälder bezahlt zu werden, als solche, deren Wälder durch illegalen Holzeinschlag stark gefährdet sind. Zudem ist der Verzicht auf eine Ausbeutung von Wäldern mit einem beträchtlichen Verzicht auf Einnahmen verbunden. Mit Palmöl und Zuckerrohr lässt sich mehr Geld verdienen als mit einer behutsamen Waldnutzung. Letztere bietet zwar

lokalen Gemeinschaften über sehr lange Zeiträu- me dauerhafte Erträge, Erwerbsmöglichkeiten und Lebensraum. Doch solche nachhaltigen Nutzungsformen sind in einem auf kurzfristige Gewinne ausgerichteten Markt nicht wettbe- werbsfähig. Bei steigenden Energiepreisen wird der Druck auf die Wälder weiter zunehmen:

Energieholz und Bioenergiepflanzen, die auf gerodeten Waldflächen angebaut werden, finden in industrialisierten Ländern zahlungskräftigere Käufer.

Konzepte von REDD und einer grünen Wirt- schaft müssen darauf eine Antwort geben und solche Waldvernichtung zumindest eindämmen.

Sie haben aber auch vergleichbare Schwächen.

Die grundlegende Ursache der Wald- und Um- weltkrise wird nicht angepackt, nämlich der heute schon zu hohe Energie- und Rohstoffverbrauch, der weiter ansteigt, obwohl einige Grenzen dieses Wachstums längst überschritten sind.Werden strenge Qualitätskriteri- en beachtet, können REDD-Projekte durchaus einen Bei- trag zu nachhaltiger Waldnutzung leisten. Ein Patentrezept sind sie aber nicht, denn solange gleichzeitig der Holz- und Papierverbrauch und die Umwandlung von Wäldern in Agrarflächen zunehmen, wird der Wald früher oder später zugrunde gehen.

László Maráz ist Koordinator der Plattform „Nachhaltige Biomasse“ beim Forum Umwelt und Entwicklung.

Grüner Strom für arme Länder

Ein Hauptproblem für die Nutzung von Windenergie in wirtschaftlich armen Ländern sind häufig die hohen Investi- tionskosten. Entwicklungsbanken haben Instrumente entwi- ckelt, um diese finanziellen Engpässe zu beheben.

Foto: panthermedia.net / Ivan Mikhaylov

Internationales Waldschutzabkommen: Wegbereiter einer grünen Wirtschaft

Wälder unter druck

Stephan Opitz ist Wirtschaftsinge- nieur und seit 1993 für die KfW in Frankfurt am Main tätig. Seit 2011 leitet er dort den Bereich Förderung der Entwicklungsländer, Umwelt und Klima, Lateinamerika und Karibik.

(4)

4

Greening everything

Nur ein Traum?

Achim Brunnengräber

Ein alternativer Entwicklungspfad scheint das Gebot der Stunde zu sein. Die For- derungen nach einer Green Economy kommen also zur rechten Zeit. Die Erde kann nicht weiter für unseren riesigen Ressourcenverbrauch ausgepresst und die Atmosphäre nicht weiter von unseren schädlichen Treibhausgasen übernutzt werden. Deshalb legte der „Wissenschaftli- che Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltfragen“ 2011 ein Gutachten mit der Forderung nach einem „Gesellschaftsver- trag für eine Große Transformation“ vor.

Unser kohlenstoffbasiertes Wirtschaftsmo- dell wird darin als „unhaltbarer Zustand“

bezeichnet.

Erste Anzeichen der Transformation lassen sich beobachten: Im globalen Norden wie im globalen Süden nimmt

der Ausbau erneuerba- rer Energien rasant zu, immer mehr Umwelttech- nologien werden in den globa- len Süden exportiert.

Rund um den Globus entstehen

„green jobs“, die Finanzins- titutionen erfin- den nachhaltige Geldanlagen und auch neue Mo- bilitätskonzepte werden überall auf der Welt erprobt. Aber belegen die schönen Leuchtturmprojekte wirk- lich, dass eine Green Economy kein Hirngespinst und gree- ning everything möglich ist?

Die Strategiepapiere, die bisher vorgelegt wurden, bleiben auf halbem Weg stecken.

Das zeigen die Vorbereitungspapiere zum Rio+20-Gipfel, das WBGU-Gutachten oder das UNEP-Papier zur Green Economy. In den Papieren wird nicht danach gefragt, welche Interessen und machtvollen Akteu- re der großen Transformation entgegenste- hen und wie Blockaden überwunden wer- den können. Die internationale Klimapoli- tik, die auf der Stelle tritt, ist ein Lehrstück dafür. Im Rahmen der internationalen Klimapolitik werden auf der „input“- Seite, also hinsichtlich der Reduktion des Verbrauchs fossiler Energien (Kohle, Öl, Gas), keine Maßnahmen wie Verbote oder Steuern ergriffen oder verabschiedet. Die Maßnahmen setzten im Wesentlichen an der „output“-Seite, den schädlichen Treibhausgasen, an. So bleiben die harten Interessenkonflikte, die die Energiepolitik kennzeichnen, außen vor. Stattdessen steht der Umgang mit den Emissionen im Vor- dergrund. Aber auch solche Maßnahmen, die ökologisch und sozial nachhaltig sein sollen, können sich mindestens als proble- matisch, wenn nicht gar als kontraproduk-

tiv erweisen: Emissionen, die in Kohle- kraftwerken erzeugt werden, sollen unter der Erdkruste gespeichert werden. Die Kohlenutzung soll dadurch in die Zukunft verlängert werden. Die Gefahrenpotenziale dieser Technologie sind aber kaum ab- schätzbar.

Wälder vornehmlich im globalen Süden werden als Senken ausgewiesen, denn Bäu- me nehmen im Wachstumsprozess CO2 auf und speichern dieses solange, bis das Holz verbrannt wird. So entsteht der Anreiz zu Monokulturen oder gar zur Brandrodung von Urwäldern, um daraufhin Neuanpflan- zungen als Senkenprojekte ausweisen zu können.

Agrotreibstoffe sollen die Abhängigkeit von fossilen Energien reduzieren. Deren lukrativer Anbau in Schwellen- und Ent- wicklungsländern führt aber zur Nutzungs-

konkurrenz, weil die Flächen dann nicht mehr für die Nahrungsmittel- oder

Tierfutterproduktion zur Verfügung ste-

hen.

Statt einer grundsätzlichen

Transfor- mation der

energie- und kohlenstoff- intensiven Wirtschafts- weise ent- spricht ein solches greening oft einer Politik, die soziale und ökologische Folgen nicht in ihrer Gesamtheit abschätzt. Sie wirkt sich auf die Menschen im globalen Norden wie

im globalen Süden negativ aus. In beiden Welt-

regionen artikuliert sich bereits Protest, es kommt zu sogenannten Brotaufständen, weil die Nachfrage nach Agrotreibstoffen für die leeren Tanks die Nahrungsmittel verteuern, oder zu Demonstrationen, weil die Menschen mit der Abspeicherung von Emissionen in ihrer Region nicht einver- standen sind.

Warum ist die Idee einer Green Economy trotzdem in aller Munde? Die Antwort:

Green Economy ist ganz wesentlich ein machtförmiger Diskurs, der das Ziel hat, ein weiter so des vorherrschenden Wirt- schaftssystems neu zu legitimieren. Er dient dazu, unsere gar nicht so nachhaltigen Lebens- und Produktionsweisen unter be- grünten Vorzeichen und ohne einen klaren Richtungswechsel in die Zukunft fortzu- schreiben. Die „große Transformation“ ist aber ohne einen tiefgreifenden Wandel der Lebens- und Produktionsweise, des Ener- giesektors und des Welthandels nicht zu haben. Bleibt die Hoffnung, dass die Im- pulse in Richtung einer Energiewende und einer nachhaltigen Gesellschaft von neuen sozialen Bewegungen, nicht-staatlichen Organisationen, den sogenannten NGOs, oder den Wut-Bürgerinnen und -Bürgern ausgehen.

Dr. Achim Brunnengräber ist Privatdozent am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften der FU Berlin.

Bruttosozialglück

Suche nach einer neuen Art von Fortschritt

Achim Steiner

Zwei Dekaden nach dem Erdgipfel von 1992 in Rio, der die Weichen für eine zeit- gemäße nachhaltige Entwicklung gestellt hat, steht die Welt vor Rio+20 im Juni die- ses Jahres, und die Debatte um die Qualität der Entwicklung und den Sinn des Wachs- tums ist wieder voll in Gange.

Die Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008, die ständig präsenten Krisen um Nahrungsmittel und Treibstoff, das Pro- blem der Jugendarbeitslosigkeit und der Verlauf der Umweltzerstörung verlangen nach Mitteln und Wegen zur konkreten Umsetzung einer nachhaltigen Entwick- lung im wahren Sinne des Wortes. Als das UN-Umweltprogramm UNEP 2008 seine Arbeit zur grünen Wirtschaft begann, konnten wir nicht vorhersehen, wie viele trotz oder gerade

wegen der durch die Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelösten Erschüt- terungen offen waren für eine neue Idee – in Nord und Süd. In der Tat haben die Wege

und Strategien hin zu einer Wirtschaft, die wirtschaftli- chen Fortschritt ermöglicht und menschenwürdige Beschäftigung er- zeugt, ohne dabei die Grenze zur Zerstörung der Natur zu überschrei- ten, eine fast universelle Akzeptanz gewonnen.

Während einige Länder und Grup- pen der Zivilgesellschaft das Konzept der grünen Wirtschaft zunächst vor allem als Reform oder Nachrüstung von Indust- rieländern wahrgenommen haben, setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass sie für alle Volkswirtschaften in un- terschiedlichen Phasen ihrer Entwicklung eine Antwort bietet – und vielleicht sogar noch wichtiger für aufstrebende als für entwickelte Volkswirtschaften ist. Dieser Perspektivenwechsel wird von der Tatsache belegt, dass alle 54 Staaten des afrikani- schen Kontinents auf die grüne Wirtschaft als wichtigen Teil ihrer Beiträge zu Rio+20 setzen.

UNEPs Bericht „Auf dem Weg zu einer grünen Wirtschaft: Pfade zu nachhaltiger Entwicklung und der Beseitigung von Ar- mut“ wurde Ende 2011 veröffentlicht. Der Bericht schätzt, dass die Einleitung eines Übergangs hin zu einer grünen Wirtschaft ein globales Investment von zwei Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) bis 2050 in zehn wichtigen Bereichen erfordert.

Im Jahr 2010 erreichten die weltweiten Investitionen in den Ausbau erneuerbarer

Energien eine Größenordnung von über 210 Mrd. Dollar. Sie liegen damit höher als die Investitionen für die Ausbeutung neuer fossiler Brennstoffe. Mit Bezug auf die intensivere Nutzung erneuerbarer Ener- giequellen auf einem Kontinent wie Afrika liegen die größten Herausforderungen nicht mehr bei den Kosten und der Tech- nologie, sondern bei der Finanzierung und der Infrastruktur.

Rio+20 muss sich auch mit den Grundla- gen eines umfassenden, neuen und trans- formativen Indikators für Wohlstand be- fassen. Daher kommt die äußerst lebhafte Debatte hinsichtlich neuer Indikatoren, die über die Aussagekraft des Bruttoinlands- produkts hinausreichen. Das blinde Streben nach Wachstum des BIP kommt die Gesell- schaft äußerst teuer zu stehen.

Die bei der UNEP angesiedelte Interna-

tionale Ressour- cen-Kom- mission hat

Analysen vorge- legt, wie man das Wirt- schafts- wachstum vom Ressour- cenverbrauch entkoppeln kann – vor dem Hintergrund der Sorge, der Ressourcenver- brauch könnte sich bis zum Jahr 2050 ohne diese Ent- koppelung verdreifachen.

Die Analyse und Wege, die die Arbeit der grünen Wirtschaft umfassen, zeigen, dass dies kein Wunschdenken, son- dern eine realistische Möglichkeit ist.

Die ermutigenden Signale sind, dass in vielen Teilen der Welt aktiv nach Wegen zu einer nachhaltigen Wirtschaft und sozialem Fortschritt gesucht wird. Die Chinesen nennen es eine „ökologische Zivilisation“

und Bhutan sucht sein „Bruttosozialglück“

zu steigern. Klar ist, dass es eine Suche nach einer neuen Art von Fortschritt sowie wirtschaftlicher und sozialer Analyse gibt, die seit Jahrzehnten schwelt und nun in den Vordergrund tritt. Das gilt auch für die außerordentliche Anzahl und Auswahl an bemerkenswerten Projekten und Maßnah- men, die sowohl in Entwicklungsländern als auch in Industrieländern erprobt und getestet werden und die in einigen Fällen beginnen, eine kritische Masse zu errei- chen.

Rio+20 ist ein Zeitpunkt, an dem diejeni- gen, die den Willen und Mut haben, Archi- tekten der Zukunft zu sein, die Gelegenheit haben, diese Führungsstärke zur Unterstüt- zung eines wirklich nachhaltigen und fort- schrittlichen 21. Jahrhunderts zu zeigen.

Achim Steiner ist Untergeneralsekretär bei den Vereinten Nationen und UNEP-Exekutivdirektor. Wir veröffentlichen hier Auszüge aus einer Ansprache vor einem Symposium des Deutschen Bundestages am 21.3.2012.

(5)

5

Haibing Ma, Danielle Nierenberg und Laura Reynolds

Chinas beeindruckende wirtschaftliche Ent- wicklung in den letzten Jahren war mit einem hohen Preis für Umwelt und Gesundheit ver- bunden. Mehr als die Hälfte der chinesischen Städte werden mit stark belastetem Grundwas- ser versorgt, und 70 Prozent der Flüsse und Seen des Landes sind stark verunreinigt. Einige der Umweltschäden sind allenfalls langfristig wieder zu beseitigen.

China bemüht sich nun um die Umstellung auf eine grüne Wirtschaft. Es werden nachhaltige Energieformen geför- dert, der öffentliche Nahverkehr ausgebaut und Millionen Hektar aufgeforstet. Diese Bereiche stehen auch im Mittel- punkt des Berichts „Grüne Wirtschaft und Grüne Jobs in China: Gegenwärtige Situation und Potenziale bis 2020“

des „Worldwatch Institute“ in Washington/USA.

Chinas Wälder werden bei der Betrachtung der wirtschaft- lichen Entwicklung des Landes oft übersehen, obwohl gesunde Wälder unverzichtbar für die menschliche Exis- tenz sind. Auch sind Wälder der größte oberirdische Spei-

cher von Kohlendioxid und die größte Quelle biologischer Vielfalt auf der Erde. Chinas Wälder sind das Zuhause von mehr als 1.800 Spezies wilder Tiere, mehr als 2.000 Baumarten und mehr als 6.000 Gehölzarten. Viele davon gibt es nur in China. Wälder sind außerdem unverzichtbar für die Erhaltung der Wasserqualität, die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit, die Reinigung der Luft und die Ver- minderung der Staubbelastung.

Erfolgreiche Wiederaufforstung zeigt Wirkung Aber wie die übrige Umwelt sind auch die Wälder Chi- nas durch das Handeln der Menschen stark geschädigt worden. Nach offiziellen Angaben waren 1948 nur noch 8,6 Prozent der Fläche Chinas mit Wäldern bedeckt. Bis 2009 stieg dieser Anteil auf 20,4 Prozent. Von den heute 195 Millionen Hektar Wald wurde mehr als ein Drittel neu gepflanzt, die größte Baumpflanzinitiative der Welt.

Die Wiederaufforstung und Neuanpflanzung von Bäumen zeigt bereits deutliche positive Umweltwirkungen. Nach Daten des „Nationalen Programms zum Klimawandel“

haben die Forstaktivitäten in der Zeit von 1980 bis 2005 zur zusätzlichen Speicherung von 3,1 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in den Wäldern geführt.

Mit Wäldern lässt sich auch Geld verdienen. 2008 haben

Mit Bio-Ananas den

globalen Markt erobern

Uganda erntet die Erträge des Ausbaus der Ökolandwirtschaft

Megan Billings

Afrika stellt sich auf einen wach- senden Markt für ökologisch hergestellte Nahrungsmittel ein.

Eine führende Rolle beim Ausbau der Ökolandwirtschaft hat in den letzten zehn Jahren Uganda über- nommen. Davon haben bereits viele Tausend Bauernfamilien des ostafrikanischen Landes profitiert.

Andere afrikanische Länder wie Zimbabwe bemühen sich, von den ugandischen Erfolgen zu lernen.

Die weitaus meisten Bauernfamilien in Uganda verfügen über Ackerflä- chen von weniger als fünf Hektar.

Die Umstellung auf einen Ökoanbau ist hier besonders attraktiv, weil es möglich ist, dabei an weit verbrei- tete traditionelle Anbaumethoden anzuknüpfen. Moses Muwanga, der Geschäftsführer der „Nationalen Ökolandwirtschafts-Bewegung von Uganda“ (NOGAMU), erläutert dies so: „Die Ökolandwirtschaft hat sich als die angemessene Form des landwirtschaftlichen Anbaus erwie- sen, weil sie umfassende Lösungen für die komplexen Bedürfnisse der armen Kleinbauern in Afrika bietet.“

So kommt die Ökolandwirtschaft ohne Chemiedünger aus und beruht weitgehend auf Inputs, die auf den Bauernhöfen selbst vorhanden sind (z.B. Kuhdung oder Pflanzenreste).

Außerdem hat sich gezeigt, dass es geringere Risiken und einen leichte- ren Marktzugang als beim konventio- nellen Obst- und Gemüseexport gibt.

Deshalb hat sich die Ökolandwirt- schaft in den letzten zehn Jahren zu einem dynamischen Sektor der ugandischen Wirtschaft entwickelt.

Inzwischen werden etwa 226.954 Hektar für die Ökolandwirtschaft genutzt, knapp drei Prozent der Ackerfläche des Landes. 2011 expor- tierten diese Betriebe Bio-Nahrungs- mittel im Wert von 45 Millionen US-Dollar, im Jahr davor waren es erst 37 Millionen US-Dollar ge- wesen. Da der globale Markt für Bio-Nahrungsmittel und -Getränke rasch wächst und auf gegenwärtig 50 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, gibt es noch ein großes Expansions- potenzial für ugandische Biobauern.

Höhere Einnahmen und glänzende Geschäftsaussichten Dieser internationale Markt für Bio- produkte eröffnet den ugandischen Bauern die Möglichkeit zu deutlich höheren Einnahmen. Bio-Ananas können zum Beispiel an Exporteure wie „BioFresh“ zum dreifachen Preis, den konventionell angebaute Ana- nas auf dem lokalen Markt erzielen, verkauft werden. Die Arbeiter, die die Bio-Ananas verpacken, erhalten von ihren Betrieben deutlich höhere Löhne als ihre Kollegen in konven-

tionellen Vermarktungsbetrieben.

Außerdem übernehmen die Ökobe- triebe die Kosten für ein Mittagessen und für die Fahrt zum und vom Arbeitsplatz. „Die Steigerung der internationalen Nachfrage nach Bio- produkten hat ganz direkt zur Erhö- hung der Einkommen in ländlichen Gebieten beigetragen“, sagt Muwan- ga. „Es ist die beste Maßnahme, um den Armen in Afrika zu helfen.“

Aufbau eines lokalen Absatzmarktes

Die Ökolandwirtschaftsbewegung NOGAMU wurde 2001 gegründet und ist ein Zusammenschluss von Bauern, Produktionsbetrieben, Ver- arbeitungsbetrieben, Exporteuren und anderen an der Förderung der Ökolandwirtschaft und des Exports in Uganda Beteiligten. Inzwischen gibt es 187.000 zertifizierte Ökofa- milienbetriebe. NOGAMU bemüht sich, auch den lokalen Markt für Bio- produkte auszuweiten. So wurde zum Beispiel in der Hauptstadt Kampala ein Bioladen eröffnet, um die Erzeug- nisse der Kleinbauern zu verkaufen.

Zusätzlich wurde ein Lieferservice für Haushalte aufgebaut. Noch ist der lokale Markt für Erzeugnisse der Ökolandwirtschaft relativ klein, aber er ist in den letzten Jahren immerhin um 200 Prozent gewachsen.

„Die grüne Wirtschaft ist wichtig für Uganda, weil sie viele Einkommens-

möglichkeiten für unterschiedliche Akteure schafft, von den Bauern bis hin zu den Händlern. Dies geschieht auf eine Weise, die nachhaltig ist und die Umwelt schützt“, stellt Muwanga fest. Das UN-Umweltprogramm UNEP unterstützt gemeinsam mit Partnern die „grüne“ Ausrichtung der ugandischen Landwirtschaft.

Hier und in den Nachbarländern soll so ein Instrument geschaffen werden,

um nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung miteinander zu verbinden. Asad Naqvi, eine Ökono- min der „Green Economy Initiative“

von UNEP, sagt: „Ökolandwirtschaft hat sich als Win-win-Möglichkeit erwiesen, indem die Produktivität der Kleinbauern und ihre Einbindung in internationale Versorgungsketten erhöht werden konnte und gleichzei- tig die Natur erhalten bleibt.“

China wird grüner

Das riesige Land erkennt

die Bedeutung gesunder Wälder

die neu gepflanzten oder wieder aufgeforsteten Wälder einen wirtschaftlichen Ertrag von 7,4 Mrd. US-Dollar erbracht. Die Tourismuseinnahmen, die durch Wälder ermöglicht werden, betragen fast 2,9 Milliarden US-Dollar im Jahr. Im Bereich der Forstverwaltung werden Leistun- gen von jährlich 1,6 Mrd. US-Dollar erbracht. Und wenn sich die Entwicklungsziele der Regierung bis 2020 erfüllen, werden diese Beträge noch stark steigen.

Von Mouni lernen

Zusätzlich zu den Regierungsanstrengungen spielen lokale Gruppen eine wichtige Rolle beim Schutz der Wälder. Im Nordwesten der Provinz Sichuan haben die Bewohner des Dorfes Mouni sich auf das Verbot des kommerziellen Holz- einschlags in ihrer Region eingestellt und einen örtlichen Wald-Tourismus aufgebaut. Inzwischen führen sie Wande- rungen und Rundfahrten durch die Wälder ihrer Heimat durch, vermitteln den Touristen Informationen über nicht- zerstörerische Aktivitäten in Wäldern wie die Bienenzucht und gestalten Kunstausstellungen mit Materialien, die aus den Wäldern stammen. Die Menschen in China werden mehr Initiativen wie die Bewohner des Dorfes Mouni er- greifen müssen, wenn Chinas Wälder eine größere Rolle bei der „Begrünung” des Landes übernehmen sollen.

In seinem „Green Economy“-Bericht macht das „World- watch Institute“ eine Reihe von Vorschlägen, wie China ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum erzielen kann.

Auch wenn quantitative Ziele wichtig sind, um Verände- rungen zu erreichen, müssen die konkreten Auswirkungen auf die Umwelt beachtet werden. So ist es ein positiver Schritt, dass die Solarenergie ausgeweitet werden soll.

Aber die Nutzung dieser Energie führt zu Problemen, wenn giftige Abfälle der Produktionsbetriebe in ländlichen Gebieten „entsorgt“ werden.

Aber China ist durchaus in der Lage, die Wirtschaft des Landes auf eine grüne Wirtschaft umzustellen, und der politische Wille dafür ist vorhanden. Der Wechsel von ei- ner umweltzerstörenden Wirtschaft zu einer nachhaltigen Wirtschaft, die weiterhin Gewinne erwirtschaftet, ist ein wertvolles Beispiel für andere Länder.

Haibing Ma ist Manager des China-Programms des „World- watch Institute“, Danielle Nierenberg ist Direktorin des

„Nourishing the Planet Project“ des Instituts und Laura Reynolds Forschungsmitarbeiterin dieses Projektes.

5

Ugandische Bauernfamilien werden intensiv dabei beraten, den Übergang zur Ökolandwirtschaft zu schaffen. Höhere Einnahmen und stabile Märkte gehören zu den wichtigsten Argumenten für diesen Übergang. Foto: David Koch/UNEP

Bio-Ananas sind zu einem der erfolgreichsten Exportartikel der nachhaltig ar- beitenden ugandischen Landwirtschaft geworden. Davon profitieren Bauernfa- milien ebenso wie Vermarktungsbetriebe. Foto: David Koch/UNEP

© panthermedia.net / Yali Shi

(6)

6

Rainer Hörig

Energie aus Windkraft soll in vielen Ländern einen großen Beitrag dazu leisten, die Abhän- gigkeit von klimaschädlichen Kohlekraftwer- ken zu vermindern. Aber nicht nur in Deutsch- land, sondern zum Beispiel auch in Indien erhebt sich Widerstand gegen den Bau großer Windparks. Ein besonders krasses Beispiel für die Zerstörung der Natur und der Schädigung der Interessen der lokalen Bevölkerung im Na- men der Förderung der erneuerbaren Energie ist der Bau eines Windparks mitten in einem wertvollen Regenwaldgebiet.

Auf kurvenreichen, engen Straßen mit zahlreichen Schlag- löchern erreichen wir das Bergdorf Kude. Der kleine Ort liegt fast eintausend Meter hoch in den Western- Ghats-Bergen, rund einhundert Kilometer nördlich der Megastadt Mumbai, die früher Bombay hieß. Nur wenige Kilometer von Kude entfernt beginnt das Wildschutzgebiet Bhimashankar, in dem dichter, immergrüner Regenwald wächst, eines der letzten Refugien für das seltene Rie- seneichhörnchen. „Wir sind daran gewöhnt, dass gele- gentlich wilde Tiere unser Dorf besuchen: Wildschweine, Affen, Pfauen, sogar Leoparden“, sagt die Bäuerin Suman Kanaskar. „Früher mussten wir nachts unsere Felder bewa- chen, damit die Tiere sie nicht verwüsteten. Aber seitdem der Windpark gebaut wird, sehen wir kaum noch wilde Tiere. Die Vögel sind verstummt.“

Auf den nahen Bergkuppen ragen Windräder und Bau- kräne in den Himmel. Kude ist einer von drei Standorten des Andhra Lake-Windparks bei Bhimashankar. Seit März 2010 errichtet die Firma „Enercon India“ hier insgesamt 142 Windkraftanlagen. Mit Dynamit und Bulldozern werden Zufahrtsstraßen in die Berghänge getrieben, Fun- damente für die mächtigen Windräder ausgehoben. Zu- nächst hätten die Dorfbewohner gar nicht gewusst, was sie erwartet, erklärt Suman Kanaskar. Weder die Regierung noch „Enercon India“ habe sie über das Windfarm-Projekt informiert: „Als wir sahen, wie viel Wald da zerstört wird, blockierten wir die Zufahrt zur Baustelle und verlangten Auskunft.“

Die Bauarbeiten machen der Bevölkerung das Leben schwer. „Der Straßenverkehr ist sprunghaft gewachsen“, klagt die Bäuerin. „Betonmischer und Lastwagen brausen

durch unser Dorf. Der Staub, den sie aufwirbeln, weht auf die Felder, behindert die Bestäubung und verdirbt die Ernte. Normalerweise kann ich fünf Säcke Hirse ernten, aber in diesem Jahr habe ich nicht einmal einen Sack be- kommen!“

Wenn „grüne Technologie“ die Lebensgrundlagen bedroht

„Die lokale Bevölkerung war von Anfang an gegen das Windkraftvorhaben“, meint Atul Kale, ein engagierter Journalist, der den Dorfbewohnern eine Stimme gibt. „Sie haben verstanden, dass das Projekt ihre Lebensgrundlagen bedroht, ohne dass sie daraus irgendeinen Vorteil ziehen könnten. Die sind sehr wütend. Während die Forstbehörde strikt darüber wacht, dass die Dorfbewohner keine Bäume fällen, zerstört die Windkraftfirma den Wald in großem Stil!“

Über fast 2.000 km erstrecken sich die Western Ghats-Ber- ge entlang der gesamten indischen Westküste. Hier ent- springen fast alle großen Flüsse Südindiens. Wissenschaft- ler stufen den Gebirgszug als einen der artenreichsten Lebensräume Indiens ein. Die Vereinten Nationen haben ihn als „Biodiversity Hotspot“ klassifiziert, als einen von 18 Regionen der Welt, die nicht nur besonders artenreich sind, sondern auch unter hohem Druck durch menschli- che Aktivitäten stehen. „Die Western Ghats sind eines der weltweit wichtigsten Lebensräume für wilde Verwandte unserer Nutzpflanzen“, urteilt der renommierte Ökologe Madhav Gadgil. „Sie bilden ein genetisches Reservoir für Mango, Brotfrucht, Pfeffer, Kardamom und viele andere Gewürze.“

Doch dieser einzigartige Lebensraum ist akut bedroht.

Allein zwischen Mumbai und Goa sollen 16 große Kohle- kraftwerke entstehen, dazu neue Eisenerzminen, mehrere Häfen sowie der mit 9.900 MW größte Atomkraftwerk- komplex der Welt. „Kein Zweifel, die hohe Zahl großer Industrieprojekte wird einen schädlichen Effekt auf die Ökologie der Region haben“, meint Madhav Gadgil, der im Auftrag des Umweltministeriums in Neu Delhi eine ökolo- gische Bestandsaufnahme der Western Ghats durchführt.

Dorfbewohner protestieren gegen viele dieser Großprojek- te, weil sie sich um ihre Fischgründe, ihre Ackerböden, ihr Grundwasser, also um die Grundlagen ihrer Existenz sor- gen. Wie das Beispiel des Andhra Lake-Windparks zeigt, können selbst moderne, sogenannte grüne Technologien schädliche Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Wachsender Energiebedarf und ehrgeizige Regierungspläne

Indien zählt zu den Wachstumsmotoren der Welt, seine Wirtschaftsleistung erhöht sich jährlich um sieben bis zehn Prozent. Wenn der Boom anhalten soll, benötigt das Land vor allem viel Energie. Schon heute klafft zwi- schen Angebot und Nachfrage eine große Lücke – selbst in Großstädten fällt häufig der Strom aus. Rund 70 Pro- zent des Stroms wird aus Kohle gewonnen. Innerhalb der kommenden fünf Jahre soll, so will es die Regierung, die Gesamtleistung der Kohlekraftwerke verdoppelt werden.

Indien schickt sich ebenfalls an, die Nutzung der Atom- kraft erheblich auszubauen.

Aber auch bei der Nutzung erneuerbarer Energiequellen mischt Indien ganz vorne mit. Der immense Energiebe- darf führte dazu, dass die Regierung bereits in den siebzi- ger Jahren ein „Ministerium für unkonventionelle Ener- gien“ einrichtete, das Biogasanlagen, Solarkocher und klei- ne Wasserkraftwerke fördert. Heute sind in Indien mehr als eine Million kleinbäuerlicher Biogasanlagen in Betrieb, nur China unterhält noch mehr. Bei der Windenergie steht

Das Andhra Lake Wind Farm Projekt

Die „Andhra Lake Wind Farm“ ist auf 142 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 113 Megawatt projektiert.

Die indische Forstbehörde hat dafür 194 Hektar Waldland zur Nutzung frei gegeben. Der Investor „China Light and Power“, ein in Hongkong ansässiger Energieriese, lässt in Indien Windkrafträder aufstellen, die in Deutschland ent- wickelt und erprobt wurden. Die ausführende Firma ist nämlich ein Tochterunternehmen des deutschen Wind- kraftherstellers Enercon. Doch die Deutschen verloren nach eigenen Angaben bereits 2008 die Kontrolle über den indischen Ableger. Im Dezember 2010 erklärte ein indisches Gericht einige ihrer Patente für ungültig. Zum

„Andhra Lake Wind Park“ erklärt Enercon Deutschland:

„Enercon hat von diesem Thema selbst erst aus den Me- dien Kenntnis erhalten ... Mangels Einfluss auf Enercon Indias unternehmerische Entscheidungen trägt Enercon keine Verantwortung für das wirtschaftliche Handeln von Enercon India und dessen Folgen.“

Die Vögel sind verstummt

Ein Windpark zerstört Regenwaldgebiete in Indien

(7)

7

Die Vögel sind verstummt

Megan Billings

Die kleinen Inselstaaten der Karibik sind sich sehr bewusst, wie verletzlich sie für den Kli- mawandel sind. Barbados hat deshalb mit großer Konsequenz begonnen, sich diesen Her- ausforderungen zu stellen. Die Regierung will, dass Barbados „das am stärksten ökologisch entwickelte grüne Land in Lateinamerika und der Karibik“ wird. Besonders große Erfolge hat Barbados auf dem Gebiet der Warmwassererzeugung mit Solarenergie erzielt.

Wie alle kleinen Inselstaaten leidet Barbados darunter, dass es nur sehr begrenzte natürliche Möglichkeiten zur Energieerzeugung für seine Bevölkerung von 287.000 Einwohnern besitzt. Das Land ist deshalb stark von Ener- gieimporten abhängig. Um auf diesem Gebiet selbststän- diger zu werden, legt man großes Gewicht auf den Ausbau erneuerbarer Energiequellen.

Der „Nationale Strategische Plan von Barbados“ für die Jahre 2006 bis 2025 stellt dar, wie die Regierung die Ver- sorgung des Landes mit erneuerbarer Energie ausbauen will. Ein wichtiges Ziel ist die Erhöhung der Zahl der So- laranlagen zur Warmwasserbereitung um 50 Prozent bis 2025. Gleichzeitig will man bereits bis Ende 2012 mindes- tens 30 Prozent der Elektrizität durch erneuerbare Ener- giequellen erzeugen. Die bisherigen Anstrengungen zur Nutzung von erneuerbarer Energie haben bereits Wirkung gezeigt. Im Jahre 2008 gab es etwa 40.000 Solaranlagen zur Warmwasserbereitung. Drei Viertel von ihnen waren auf Wohnhäusern installiert und versorgten 91.000 Wohnein- heiten mit Warmwasser.

Die Regierung bietet eine ganze Reihe von Anreizen, um die Nutzung von Solarenergie in Haushalten zu fördern.

So wurden alle Importzölle für Komponenten für den lokalen Bau von Solaranlagen zur Warmwasserbereitung aufgehoben. Gleichzeitig wurde eine Steuer von 30 Prozent auf den Verbrauch von Strom für elektrische Geräte zur Warmwasserbereitung eingeführt. Seit 2008 kann jeder Haushalt bis zu 1.000 US-Dollar Aufwendungen für die Analyse des Energieverbrauchs eines Gebäudes von der Einkommenssteuer abziehen. Ein Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energie ermöglicht es, die Hälfte der Kosten

der Umrüstung oder Neuausrüstung des Energiesystems eines Hauses erstattet zu bekommen, wenn keine fossilen Energiequellen mehr genutzt werden. Zu erwähnen ist auch die Schaffung von Ausbildungsangeboten für Tech- niker auf dem Gebiet der Solaranlagen zur Warmwasser- bereitung. Die Regierung hat außerdem ein Programm ins Leben gerufen, um die Energiebilanz von öffentlichen Gebäuden zu verbessern. In manchen Fällen konnte der Energieverbrauch für die Klimaanlagen um bis zu 40 Pro- zent vermindert werden.

Ein Beispiel soll Schule machen

Das UN-Umweltprogramm UNEP arbeitet seit Jahren partnerschaftlich mit der Regierung von Barbados zu- sammen, um die Erzeugung von erneuerbarer Energie zu fördern. In jüngster Zeit hat UNEP eine landesweite Umweltverträglichkeitsstudie gefördert, deren Ergebnisse in eine Konferenz zur „green economy“ für die karibische Region eingebracht werden sollen, die auf Einladung der Regierung auf Barbados stattfinden wird.

Dr. Winston Moore von der „University of the West In- dies“ und einer der Verfasser der Studie hat festgestellt, dass die Bemühungen der Regierung bisher schon zu einer Verminderung der CO2-Emissionen von mehr als 15.000 Tonnen und Energieeinsparungen im Wert von mehr als 100 Millionen US-Dollar geführt haben. Moore betont:

„Der Erfolg der Solaranlagen zur Warmwasserbereitung bietet einen ausgezeichneten Ausgangspunkt für den Ausbau anderer Formen der Erzeugung von erneuerbarer Energie, zum Beispiel für Windenergie, Biogas und Pho- tovoltaik. Es gibt inzwischen Einspeisungstarife für Elek-

trizität aus Photovoltaikanlagen. Auf diese Weise soll die Erzeugung von Elektrizität aus Solarenergie auf das gleiche Niveau gehoben werden, das man bei der Warmwasserer- zeugung mit Solaranlagen erreicht hat.“

Jyotsna Puri, Beraterin der „Green Economy Initiative“

des UN-Umweltprogramms, stimmt dieser Einschätzung zu und betont: „Die Erfahrungen von Barbados auf dem Gebiet der Solaranlagen zur Warmwasserbereitung stellen ein hervorragendes Beispiel für die Nutzung von grüner Technologie und eine umweltfreundliche Politik dar.“ Sie plädiert dafür, dass die Erfahrungen von Barbados mit solchen Projekten von anderen karibischen Staaten sowie Inselstaaten in anderen Teilen der Welt genutzt werden sollten, um dringend benötigte Energie zu erzeugen und gleichzeitig Kosten zu sparen.

Megan Billings arbeitet als freie Journalistin in den USA und schreibt u.a. für „The Global Journal“. Sie hat ein Masterpro- gramm der Internationalen Politik erfolgreich abgeschlossen.

Grüne Wirtschaft „erhitzt“ die Insel

Der karibische Inselstaat Barbados setzt auf Solarenergie

Indien weltweit auf Rang fünf. Und auch in der Nutzung der reichlich vorhandenen Sonnenenergie verfolgt das Land ehrgeizige Ziele.

Ein Windpark am falschen Standort?

Unter dem Eindruck des Klimawandels, der für Indien be- sonders verheerende Folgen hat, fördert die Regierung mas- siv den Ausbau von Wind-, Sonnen- und Bioenergie. Solche Kraftwerke sind im Unterschied zu allen anderen Großpro-

Ein Windpark zerstört Regenwaldgebiete in Indien

jekten von einer Umweltverträglichkeitsprüfung ausgenom- men. Eine solche Untersuchung und die damit verbundene Gelegenheit für die Betroffenen, ihre Beschwerden öffent- lich zu machen, hätte im Falle der Andhra Lake-Windfarm vielleicht das Schlimmste verhindern können.

Macht es wirklich Sinn, schützenswerten Regenwald ab- zuholzen, um umweltschonende Windkraftanlagen auf- zustellen? Auch Atul Kale beschäftigt diese Frage: „Ich bin natürlich auch für umweltschonende Energiegewinnung

wie beispielsweise durch Windkraftanlagen. Aber warum muss man sie ausgerechnet hier, im dichten Regenwald aufstellen? Warum baut man sie nicht dort, wo das Land sowieso brach liegt?“

Rainer Hörig lebt seit dreiundzwanzig Jahren im indischen Pune. Er produziert Hörfunkbeiträge, Presseartikel, Bücher und Fotografien für Medien im deutschsprachigen Raum (www.rainerhoerig.com und www.indienbilder.com).

Barbados spielt in der Karibik eine Vorreiterrolle bei der Nut- zung von Solaranlagen für die Warmwasserbereitung. Das

„Solar House“ dient zu Demonstrationszwecken und zur Bera- tung von Hausbesitzern.

Foto: UNEP/Ministry of Energy and Environment, Barbados

Indien bemüht sich, seinen gewaltigen Energiebedarf vor allem mit erneuerbarer Energie zu decken. Windkraftanlagen spielen dabei eine große Rolle. Umstritten ist, ob man Windparks ausgerechnet in Regenwaldgebieten anlegt wie hier in Bhimashankar. Nicht nur die Natur ist hier bedroht, sondern auch die Lebensweise und die wirtschaftliche Existenz der lokalen Bevöl- kerung. Die Windräder, die das Dorf Kude überragen, sind für die einen ein Zeichen des Fortschritts, für die anderen hingegen eine Bedrohung. Alle Fotos: Rainer Hörig

7

© pixelio.de/Hans-Jürgen Spengemann

(8)

8

EINE-WELT-PRESSE

DIE NORD-SÜD-ZEITUNG

Sie sind am Bezug der EINE-WELT-PRESSE oder an bereits erschienenen Ausgaben interessiert?

Auf Anfrage senden wir Exemplare gerne zu – auch größere Stückzahlen für die Bildungsarbeit.

Herausgeber

Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V.

Zimmerstraße 26/27 D-10969 Berlin

Telefon (0 30) 25 93 75 - 0 Telefax (0 30) 25 93 75 29 E-Mail info@dgvn.de Web www.dgvn.de

Verantwortlich

Dr. Beate Wagner, Generalsekretärin Redaktion

Frank Kürschner-Pelkmann, Ulrich Keller, Florian Demmler Gestaltung / Produktion Michael Adrian, Königswinter

I M P R E S S U M Die EINE-WELT-PRESSE erscheint in der

Regel einmal jährlich und befasst sich jeweils mit einem thematischen Schwerpunkt.

Die Publikation wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.

ISSN 1614-5437

Gedruckt auf 100%-Recycling-Papier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel.

Literatur und Internet-Tipps

„Auf dem Weg zu Rio+20“, Schwerpunkt der Zeitschrift VEREINTE NATIONEN, Ausgabe 1/2012:

www.dgvn.de/zeitschrift.html

„Rio+20: Die UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung 2012“ von Jens Martens, herausgegeben von „terre des hommes“ und „Global Policy Forum Europe“, Bonn/Osna- brück 2012, 56 S. www.globalpolicy.org/aktuell.html Fundierte und gut verständliche Analyse der Themen, die bei der Konferenz Rio+20 im Juni 2012 diskutiert werden, län- gerer Abschnitt zur Green Economy.

„Welt im Wandel: Gesellschaftsvertrag für eine große Trans- formation“, Beitrag des Wissenschaftlichen Beirates der Bun-

desregierung Globale Umweltveränderungen zur Konferenz Rio+20

www.wbgu.de/hauptgutachten/hg-2011-transfor- mation

„Weltwende – Wie eine grüne Wirtschaft, neue Politik und höheres Bewusstsein die Zukunft gestalten“ von Ervin Lasz- lo, Berlin und München 2012, 170 S.

Analyse der globalen Krisen und der Perspektiven für eine grüne Wirtschaft, die auf der aktiven Mitwirkung der Bevöl- kerung beruht. Ein Taschenbuch mit vielen Anstößen für Ini- tiativen für eine grüne Wirtschaft.

„Robuste Menschen, Robuster Planet. Für eine lebenswerte Zukunft“, Blaue Reihe 112, DGVN 2012.

Internet-Links

Themenschwerpunkt Rio+20 www. dgvn.de/rioplus20.html Grüne Wirtschaft und

Weltgipfel Rio+20

Initiativen zur grünen Wirtschaft siehe: Eine-Welt-Presse Online www.dgvn.de

Internet-Themenportale

www.menschliche-entwicklung-staerken.de www.klimawandel-bekaempfen.de

Christina Kamp

Etwa 1,5 Milliarden Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu Elektrizität. Das hat gravierende Auswirkungen auf ihre Entwicklungschancen und verhindert Fort- schritte in so wichtigen Bereichen wie Gesundheit, Bildung, Geschlechtergerechtig- keit, Landwirtschaft und fast allem, was Entwicklung ausmacht. Energiemangel hält die Menschen weiter in der Armut gefangen, und ohne eine Energiewende werden sich die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen kaum erreichen lassen.

Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2012 zum „Internationalen Jahr der nach- haltigen Energie für alle“ erklärt. Drei Ziele sollen bis zum Jahr 2030 erreicht werden:

die Sicherung des allgemeinen Zugangs zu einer modernen Energieversorgung, eine Verbesserung der Energieeffizienz um 40 Prozent und die Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien auf 30 Prozent.

Um unter den UN-Organisationen eine Ko- härenz in Energiefragen und das gemein- same Engagement mit anderen Akteuren zu fördern, wurde 2004 „UN Energy“ ins Leben gerufen – als „organisationsüber- greifender Koordinationsmechanismus der Vereinten Nationen zu Energiefragen“. Da es im UN-System keine einzelne Organisa- tion gibt, die die Hauptverantwortung im Energiebereich trägt, soll „UN Energy“ eine Koordination herstellen. 21 UN-Organisati- onen und -Programme sind daran beteiligt, die Länder auf ihrem Weg zu einer nachhal- tigen Energieversorgung zu unterstützen.

Kein Schulbesuch ohne elektrische Wasserpumpen

Das Aufgabenspektrum von „UN Energy“

ist breit, denn Energiefragen tangieren prak- tisch alle Lebensbereiche. Saubere, erneuer- bare Energie und verbesserte Technologien können zum Beispiel die Belastungen durch Atemwegs erkrankungen verringern. Denn der Rauch, der beim Kochen mit Holz oder

Holzkohle entsteht, ist gesundheitsschädlich.

Erhöht man die Energieeffizienz durch ver- besserte Öfen mit Rauchabzug oder stellt auf Biogas um, hat das auch positive Auswirkun- gen auf die Gesundheit vor allem von Frauen und Kindern.

Wasser für den Haushalt zu beschaffen, ist in vielen ländlichen Gegenden beschwer- lich. Frauen und Mädchen müssen dafür oft weite Strecken zurücklegen. Mädchen können mancherorts allein deswegen nicht zur Schule gehen. Wenn mit Strom betrie- bene Pumpen das Wasser näher zu den Menschen bringen, ergeben sich dadurch nicht nur enorme Erleichterungen für Frau- en und Mädchen, sondern auch bedeutende Entwicklungsimpulse.

So lässt sich durch den Zugang zu Energie die Armut wesentlich mindern. „UN Ener- gy“ legt den Schwerpunkt auf die Ärmsten der Armen in ländlichen Gebieten und städtischen Slums. Dabei müssen moderne Energietechnologien nicht nur eingeführt werden, sondern auch an die Bedürfnisse der Menschen vor Ort angepasst werden. In günstigen Fällen werden mit emissionsar- mer Energie zugleich produktive Tätigkei- ten gefördert.

Förderprogramme für erneuerbare Energien

„UN Energy“ setzt sich dafür ein, ein güns- tiges politisches Umfeld dafür zu schaffen

– einschließlich institutioneller Reformen zur Schaffung transparenter, gut geregelter Energiemärkte und zur Förderung der Be- teiligung der Privatwirtschaft.

Mit einem aktuellen „Renewables 2011 Glo- bal Status Report“ zeigt „UN Energy“, dass trotz Wirtschaftskrise und zurückgehender Fördermittel die erneuerbare Energie weiter auf dem Vormarsch ist. Rund 20 Prozent der weltweiten Elektrizität werden mittler- weile aus Sonne, Wind, Wasser oder Biogas produziert. Den größten Anteil hat die Wasserkraft. Dass der Anteil erneuerbarer Energie zunimmt, ist insbesondere gezielter Regierungspolitik in vielen Ländern der Welt zu verdanken.

Die Erzeugung erneuerbarer Energie erfordern oft erhebliche Investitionen.

„UN Energy“ setzt sich dafür ein, solche Investitionen zu erleichtern, zum Beispiel durch steuerliche Anreize, klare Standards und leicht zugängliche Finanzierungspro- gramme. Mindestens 119 Länder besaßen Anfang 2011 eine Förderpolitik für erneu- erbare Energien – mehr als doppelt so viele Länder wie noch 2005. Über die Hälfte dieser Länder sind Entwicklungsländer, wo viele Menschen dank erneuerbarer Ener- gien erstmals Anschluss an eine moderne Stromversorgung bekommen. Beleuchtung und Kommunikationsmittel, verbesserte Kochmöglichkeiten, Heizung und Kühlung sowie strombetriebene Wasserpumpen erleichtern das Leben und haben enorme Entwicklungswirkungen.

Energieeffizienz –

eine „niedrig hängende Frucht“

Eine weitere große Herausforderung besteht in der Erhöhung der Energieeffizienz, zum Beispiel von Gebäuden, Transportsystemen und der Industrie. Dazu braucht es unter

anderem eine zukunftsorientierte Politik, entsprechende Regulierungsmechanismen und technische Anpassungen an die lokalen Gegebenheiten. Die Art des Finanzierungs- bedarfs von Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz unterscheidet sich erheblich von dem für die Erzeugung er- neuerbarer Energie, denn es lässt sich durch diese Maßnahmen direkt Energie sparen – und damit Kosten. Energieeffizienz ist eine „niedrig hängende Frucht, die jedoch niemand pflückt“, so Kandeh K. Yumkella, Generaldirektor der UNIDO und seit 2007 Vorsitzender von „UN Energy“. Sie ist von zentraler Bedeutung, um die wirtschaftliche Entwicklung baldmöglichst vom steigenden Energiebedarf abzukoppeln.

Christina Kamp ist freie Journalistin und Übersetzerin mit Schwerpunkt Tourismus und Entwicklung.

Nachhaltige Energie für alle

Das konzertierte Handeln der Vereinten Nationen in Energiefragen

Wer ist „UN Energy“?

„UN Energy“ ist in den drei zentralen Hand- lungsfeldern aktiv, die auch das „Internationale Jahr nachhaltige Energie für alle“ prägen. Jedes Arbeitsfeld wird von jeweils zwei UN-Organi- sationen federführend betreut. Der Zugang zu Energie wird vor allem von der UN-Hauptab- teilung für Wirtschaftliche und Soziale Angele- genheiten (UN DESA) und dem Entwicklungs- programm der Vereinten Nationen (UNDP) in Kooperation mit der Weltbank vorangebracht.

Für den Bereich erneuerbare Energie sind die Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation (FAO) und das Umweltprogramm der Verein- ten Nationen (UNEP) mit Unterstützung der UN-Bildungs- und Wissenschaftsorganisation UNESCO zuständig. Der Bereich Energieeffizi- enz liegt in den Händen der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) und der Internationalen Atomenergie- Organisation (IAEA). www.un-energy.org

Foto: Christina Kamp

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

1.1 Die Menschheit steht an einem entscheidenden Punkt ihrer Geschichte. Wir erleben eine Festschreibung der Ungleichheiten zwischen und innerhalb von Nationen, eine

Der Kampf gegen den Hunger wird auf dem Land entschie- den. Denn die Mehrheit der Hungernden lebt in ländlichen Gebieten und ist meist in der Landwirtschaft beschäftigt. Über

(2) Der Generalsekretär unterrichtet mit Zustimmung des Sicherheits- rats die Generalversammlung bei jeder Tagung über alle die Wahrung des Weltfriedens und der

Bedenkt man, dass viele Unter- nehmen in Entwicklungsländern das Internet bisher vor allem für den E-Mail-Verkehr und kaum als Marketinginstrument oder für finanzielle

Auch wenn zentrale Bereiche der Kon- vention bisher wenig ambitioniert wirken, könnte sie sich mit der Zeit zu einem wir- kungsvollen Instrument gegen Quecksilber-

Ein Service des Bundesministeriums der Justiz sowie des Bundesamts für Justiz ‒ www.gesetze-im-internet.de. - Seite 1 von

Ein Service des Bundesministeriums der Justiz sowie des Bundesamts für Justiz ‒ www.gesetze-im-internet.de. - Seite 1 von

Auch Menschen, die einen relativ hohen Hilfebedarf haben, müssen das Recht haben in einer eigenen Wohnung zu leben und dort die notwendigen Hilfen erhalten.. Der