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Management von Generationenvielfalt in Unternehmen

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præview Nr. 2 | 2013 7 6

Der demografische Wandel ist eine der zentralen Herausforderungen für die Unternehmen in der heutigen Zeit. Neben einem steigenden Durch- schnittsalter sind Unternehmen und Führungs- kräfte auch mit einer zunehmenden Genera- tionenvielfalt ihrer Belegschaft konfrontiert.

Während noch um die Jahrtausendwende eine Vielzahl von Unternehmen kaum Mitarbeitende beschäftigten, die älter als 50 Jahre waren, hat die Zahl erfahrener Mitarbeitender in den Un- ternehmen in der letzten Dekade stark zuge- nommen. Das führt dazu, dass mehrgeneratio- nale Teams und Abteilungen heute zum Regel- fall in vielen Unternehmen geworden sind. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit den Leistungskonsequenzen dieser steigenden Ge- nerationenvielfalt für Unternehmen und stellen, basierend auf empirischer Forschung, Manage- mentstrategien für erfolgreiches Generationen- management vor.

Folgen steigender Generationenvielfalt In der Diskussion zu steigender Generationen- vielfalt in Unternehmen herrscht häufig der Te- nor vor, dass Vielfalt an sich etwas Positives für Team und Unternehmensleistung ist. In der Tat ist es möglich, dass ältere und jüngere Mitar- beitende sich zum Wohle gemeinsamer Ziele gegenseitig ergänzen und somit generations- gemischte Teams und Unternehmen bessere Leistungen erbringen, als Teams und Unterneh- men, in denen nur Mitarbeitende einer Gene- ration zusammenarbeiten. Die Ergebnisse em- pirischer Forschung sind leider weniger ermu- tigend. Auf Teamebene kommen Metaanalysen (Zusammenfassung von vielen empirischen Stu- dien) zu dem Ergebnis, dass Generationenvielfalt hauptsächlich negativ für die Teamleistungs- fähigkeit ist. Das lässt sich dadurch erklären, dass Alter leicht zur sozialen Kategorisierung genutzt werden kann und dadurch generatio- nale Subgruppen in Unternehmen entstehen.

Mitarbeitende der gleichen Generationen fühlen sich nämlich eher zu gleichaltrigen Kollegen hingezogen und pflegen mit ihnen mehr for- male und informale Beziehungen. So wird unter gleichaltrigen Kollegen in Projekten eher kom- muniziert, aber z. B. auch gemeinsam Mittag gegessen, als unter Mitarbeitenden unterschied- lichen Alters. Zwischen den dadurch entstehen- den generationalen Subgruppen kann es daher leichter zu wechselseitigen Vorurteilen, Diskri-

Management von Generationenvielfalt in Unternehmen

Heike Bruch, Florian Kunze

gative Leistungskonsequenzen steigender Ge- nerationenvielfalt zu verhindern. Unternehmen sollten deshalb darauf achten, ihre obersten Führungskräfte für ihre zentrale Vorbildrolle zu sensibilisieren, und ihre Personalmanagement- strategie auf eine Förderung im Umgang mit Vielfalt ausrichten.

Literatur

Kunze, F., Boehm, S. & Bruch, H. (2011). Age Diversity, Age Dis - crimination, and Performance Consequences – A Cross Orga - nizational Study. Journal of Organizational Behavior, 32(2), 264-290.

Kunze F., Boehm, S. & Bruch, H (2013). Organizational Perfor- mance Consequences of Age Diversity: Inspecting the Role of diversity-friendly HR Policies and Top managers’ Negative Age Stereotypes. Journal of Management Studies, 50 (3): 413-442.

Die Autoren

Prof. Dr. Heike Bruch ist Direktorin am Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen. Sie forscht zu Organi- sationaler Energie, Leadership, Gesundheits- management und Auswirkung des demografi- schen Wandels für Unternehmen.

heike.bruch@unisg.ch

Dr. Florian Kunze ist wissenschaftlicher Projekt- leiter und Habilitand am Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St.

Gallen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Diversitätsmanagement und Unternehmen diskriminieren, kann dies eine ne-

gative Vorbildwirkung für die ganze Organisa- tion haben. Einfache Führungskräfte können es zum Beispiel eher als akzeptabel betrachten, dass bestimmte generationale Gruppen (zumeist ältere) von Karriere- und Fortbildungsmöglich- keiten ausgeschlossen werden, wenn sie durch die Kommunikation ihrer Unternehmensleitung wissen, dass dieses Verhalten geduldet oder so- gar gefördert wird. In unserem empirischen Mo- dell führen demnach niedrige Altersvorurteile der Top-Führungskräfte zumindest dazu, dass sich starke Generationenvielfalt nicht negativ auf die Unternehmensleistung auswirkt.

Zweitens konnten wir zeigen, dass Unterneh- men, in denen Personalmanagementpraktiken auf eine steigende Vielfalt ausgerichtet sind, ebenfalls in der Lage sind, einen negativen Zu- sammenhang zwischen Generationenvielfalt und Unternehmensleistung aufzuheben. Solche Personalmanagementmaßnahmen beinhalten zum Beispiel Workshops und Trainings für un- terschiedliche Mitarbeitergruppen, in denen die Chancen und Risiken von Vielfalt in Unterneh- men, in Hinblick auf Alter, aber auch andere Kriterien (z. B. Geschlecht, Nationalität), the- matisiert werden. Wenn die Mitarbeitenden durch solche Maßnahmen für den Umgang mit Generationenvielfalt sensibilisiert sind, scheint es ebenfalls möglich, Diskriminierung zwischen den unterschiedlichen generationalen Gruppen und damit die Beeinträchtigung der Unterneh- mensleistung zu verhindern.

Fazit Generationenvielfalt aktiv managen

Die Ergebnisse der vorliegenden beiden Studien machen deutlich, dass ein aktives Management im Umgang mit generationaler Vielfalt in Un- ternehmen dringend geboten ist. Nur wenn das Top-Management als Vorbild im Umgang mit Generationenvielfalt auftritt und ein diversitäts freundliches Personal- management eingeführt wird, kann es gelingen, ne- minierung und Konfliktpotenzialen kommen,

die einer produktiven Kooperation der verschie- denen Generationen entgegenstehen.

In einem von der Hans-Böckler-Stiftung geför- derten Forschungsprojekt konnten wir in zwei Studien (Kunze, Boehm & Bruch, 2011, 2013) mit 275 deutschen Unternehmen, in denen wir mehr als 49.000 Mitarbeitende befragt haben, feststellen, dass negative Effekte durch Gene- rationenvielfalt nicht nur in Teams, sondern auch in ganzen Unternehmen zu finden sind.

Steigt die Generationenvielfalt an, nimmt nach unseren Ergebnissen auch die Altersdiskrimi- nierung im ganzen Unternehmen zu, was letzt- endlich negativ für die Unternehmensleistung ist. Diese Ergebnisse scheinen verlässlich zu sein, da wir sie in zwei unterschiedlichen Unterneh- mensstichproben bestätigen konnten.

Managementstrategien für Generationenvielfalt

Solche negativen Auswirkungen von Generatio - nenvielfalt sind natürlich aus einer Praxisper- spektive problematisch, da viele Unternehmen durch den demografischen Wandel zwangsläu- fig mit einer steigenden Generationenvielfalt konfrontiert sind. Deshalb haben wir uns im zweiten Schritt unserer empirischen Forschung damit beschäftigt, welche Rahmenbedingungen dabei helfen können, diese negativen Effekte von Generationenvielfalt zu vermindern. Hier scheinen insbesondere zwei Faktoren eine große Rolle zu spielen: die Einstellungen und das Ver- halten der obersten Führungskräfte und Perso- nalmanagementmaßnahmen, die Vielfalt im Unternehmen fördern, wie es auch grafisch in Abb. 1 dargestellt ist.

Erstens scheinen die Einstellungen und das da- raus resultierende Verhalten der obersten Füh- rungskräfte ein entscheidender Faktor dafür zu sein, wie sich Generationenvielfalt auf die Leis- tung von Unternehmen auswirkt. Wir konnten feststellen, dass große Altersvorurteile im Top- Management-Team der Unternehmen dazu führen, dass die Altersdiskriminierung in Un- ternehmen mit hoher generationaler Vielfalt noch zunimmt. Wenn die obersten Füh- rungskräfte Altersvorurteile haben und durch diese auch bestimmte generationale Gruppen im

Heike Bruch, Florian Kunze

Forschungsmodell zum Zusammenhang zwischen Generationen- vielfalt und Unternehmensleistung

+ -

+ -

- Indirekter Zusammenhang

Unternehmens- leistung Altersdiskriminie-

rungsklima Diversitätsfreundliches Personalmanagement Altersvorurteile

Top Management

Generationale Vielfalt

Management des demografischen Wandels in Unternehmen.

florian.kunze@unisg.ch Das Projekt

Ergebnisse dieses Artikels beruhen zum Teil auf einer Projektförderung der Autoren durch die Hans-Böckler-Stiftung in dem Projekt

„Produktives Management von altersgemisch- ten Teams“ (S-2010-353-3 B).

Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-285513 Erschienen in: Praeview : Zeitschrift für innovative Arbeitsgestaltung und Prävention ; 4 (2013), 2. - S. 6-7

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