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Notizen und Correspondenzen.
Ein drittes Hpecimen
aus dem babylonischen Propheten-Codex.
Von Dr. Oeiger.
Den zwei vorangegangenen, welche in dieser Zeitschrift hereits
besprochen worden (oben Heft I S. 148 ff. nnd Heft II S. 487 ff.),
lässt Hr. Dr. Strack nunmehr ein drittes Specimen seines photo-
lithographirten Abdrucks aus dem babylonischen Codex der Prophe¬
ten vom J. 916 folgen. Indem er die acht Seiten von 55" bis 58''
darbietet, so wiederholt er die eine Seite des ersten Specimen in
verbessertem Abdrucke und fügt sieben neue Seiten hinzu. Das
Ganze umfasst das Stück in Jerem. von 2, 19 ('n nN) bis 5, 15
(i3iiob). Da uns die Veröffentlichung der ganzen ersten Hälfte in
■einiger Zeit in Aussicht gestellt wird, so mag auf dieses vorläufige
Bruchstück nur kurz hingewiesen werden, um die Aufmerksamkeit
dem Ganzen zuzuwenden.
An Bestätigungen, Berichtigungen und neuen Wahrnehmungen
lässt es auch dieses Stück nicht fehlen. Schon im zweiten Artikel
ist bemerkt worden, dass die Setzung eines Dagesch in den mit
Schewa versehenen Buchstaben, welcher einem ebenso punctirten
folgt, nicht blos auf Fälle beschränkt ist, in denen der dritte fol¬
gende Buchstabe ein schwacher, wie Alef oder 'Ain, ist, sondern
durchgreifend Statt findet, und so finden wir auch hier nicht blos
insm: (2, 34), iN'^ip'^ (3, 17), ■'N'^pn (19), ly-^tn (4, 3), ny«i^N (29)", sondem auch' maiSTO (4, 'i9), was übrigens bereits "von
Pinsker in seiner „Einieitung etc." S. III ausgeführt worden.
Hingegen weicht der Codex wiederum von der einige Male befolgten
Punctation nach Ben Nafthali ab, indem er nicht bNIffiib, sondern
mit uns bNiiD^b liest (2, 31). — Andere Abweichungen in der
Vocalisation hat' bereits Pinsker besprochen, wie nioa für w^b
(2, 36, vgl. Einl. S. 91), 1D30M mit Dagesch (4, 7, vgl. Einl. S. 7Ü),
ny72Ti3 mit Cholem (Kamez bei uns, wie offenbar auch Kimchi,
während das Thargum mit dem Codex zu lesen scheint, 4, 19, vgl.
Einl. S. 91). Sonst will ich nur noch mit Uebergehung unwesent¬
licher Dinge in Vocalisation, Gebrauch der Lesemütter, den masso-
Bd. xxvm. 44
676 Notizen und Correnpoiulenizeu
thischen Angahen — einzelnes Wichtigere herausgreifen. Der Codex
liest 2, 26 cni:n3 ohue vorhergehendes Wav, hat 3, 2 ein Khetlnb
n-iEN^a neben einem mit unserer Lesart übereinstimmenden Keri,
hingegen V. 21 neben der unsrigen als Khethib noch ein Keri
O'lND'O , was die hanaschriftliche Randmass. für drei Stellen ver¬
langt. In 5, 8 liest der Codex D"'3T''n, ohne etwas von einem ab¬
weichenden Khethib zu bemerken. Unsere „Chillufin-" Liste weiss
an allen diesen Stellen Nichts von einer Differenz zwischen Me-
dinchae und Ma'arbae, ebensowenig bis jetzt bekannt gewordene
handschriftliche derartige Listen-, auch Pinsker giebt keine Andeu¬
tung. Hingegen hat Norzi zu letzter Stelle die Bemerkung, das
Wort werde „nach den Ma'arbae" mit Jod gelesen, aber mit Wav
geschrieben; ihm muss demnach bekannt gewesen sein, dass die
Medinchae anders verfahren, und seine Angabe wird durch unsern
Codex bestätigt und erklärt.
Noch zwei Punkte mögen nicht mit Schweigen übergangen
werden. Wir begegnen hier 3, 17 wiederum immer isWiT, einer
Schreibweise , welche, wie schon vor längerer Zeit nachgewiesen wor¬
den (Urschrift S. 236), in dem babyl. Codex auch für die Propheten
festgehalten worden, während sie in unserm Texte auf den Penta¬
teucb beschränkt ist. Seltsamer Weise ignorirt Pinsker diese Va¬
riante, ja er will sie sogar an zwei Stellen, Jes. 39, 1 und Ezechiel
26, 17, die er selbst abdruckt, als blossen Schreibfehler ansehen
(Einl. S. 52 u. 53, 66 u. 75)! Unsere Stelle bietet einen neuen
Beleg. Die Variante aber ist um so wichtiger, weil man in dieser
Schreibung eine Eigentbümlicbkeit des Pentateucb finden wollte. —
Für eine zweite schon bekannte sehr interessante Eigenheit der
babylonischen Vocalisation bietet gleichfalls das neue Specimen
einen weitern Beleg zugleich mit einer wichtigen Massorah. 4, 8
ist nämlich liWa punctirt, und die Randmassorah bemerkt, das
Wort (in der Bedeutung „von uns" im Gegensatze zu der „von
ihm", welches dort i;7?53, gleich unserm isMn, lautet) komme so
24 Male vor. Nun war schon früher nachgewiesen worden, dass
diese von den Alten schon angegebene Variante, weil in unklaren
Ausdrücken besprochen, bis jetzt missverstanden werden musste;
eine briefliche Mittheilung Pinsker's, welche auch der Randmassorah gedachte, führte erst zur Aufhellung des thatsächlichen Verhältnisses
(vgl. die hebr. Zeitschrift Kerem Chemed Bd. IX, Berlin 1859,
S. 69 ff. und Urschrift S. 487). In diese Mittbeilung Pinsker's
aber hatte sich der Irrthum eingeschlichen, als gebe die Mass. die
Zahl 22 an, und Pinsker selbst (Einl. S. 2) bezieht sich lediglich
auf die Abhandlung in Kerem Chemed, ohne die Zahl zu berichti¬
gen. Wir haben nun die genauere Angabe, wenn anch freilich die
Stellen nicht einzeln aufgezählt sind; Hr. Dr. Strack, der in seinen
Prolegomena S. 39 die 22 Stellen nachwies, hat nun noch zwei
weitere aufzusuchen.
Notiaen wuL Correspondenzen. 677
Genug, für die Textesgesciiiclite bietet die volle Eröffnung
dieser Quelle eine sehr scbätzenswertbe Bereicbernng, und wir sehen
daher der treuen Herausgabe des Codex, wie wir sie mit Zuversicht
von Hrn. Dr. Str. erwarten dürfen, mit Begierde entgegen.
Nachtrag
zu dem Aufsatze S. 125—137 dieses Bandes.
Von Eberhard Sehrader.
S. 134 Anm. 2 ergänzten wir das auf dem Taylor-Cylinder
Sanherib's col. HI, 6 am Ende verderbte a-ra- ... „zuversichtlich
zu a-ra-na oder a-ra-an-na'''' d. i. „Sünde". Es gereicht uns zu
einer besondern Freude, auf einem unedirten Thontäfelchen des
Britischen Museums, das wir während unserer Anwesenheit in Lon¬
don untersuchten (es ist das Bruchstück eines zweiten Cylinders
Sanherib's), die Richtigkeit unserer Conjektur monumental bestätigt gefunden zu haben. Dasselbe bietet a-ra-an-su „seiue Sünde".
Bemerkung
zu S. 161 dieses Bandes.
Von Dr. Engen Prym.
Die von Herrn Dr. Goldziher erwähnte Handschrift des vjUi'
s-\jLji.l\^ von Ibn Kuteiba haben Socin und ich schon im Jahre
^
1869 mit Bewilligung Mustafa Effendi's in Damascus abschreiben
lassen und mit der Abschrift genau collationirt. Ein Ankauf der
Handschrift dürfte daher kaum nothwendig sein, besonders da M.
E., soweit mir erinnerlich ist, überaus hohe Preise zu fordern liebt.
Ein drittes Exemplar des Buches befindet sich bekanntlich zu Paris
im Privatbesitze des Herrn Schefer. Auf Grund dieser Pariser und
der Wiener Hdschr. hatte Herr Rittershausen in Leiden , ein Schülfer
de Goeje's, die Bearbeitung einer Ansgabe unternommen; nachdem
wir demselben vor einiger Zeit, durch Hrn. Prof. de Goeje veranlasst,
auch unsere Abschrift zur Benutzung überlassen haben, ist nun¬
mehr begründete Aussicht vorhanden, bald eine brauchbare Aus¬
gabe des Buches zu erhalten.
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