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Führung auf Distanz erfordert wertschätzende Kommunikation Analyse

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Academic year: 2022

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Beim Führen aus der Ferne sind die regelmäßige Kontaktaufnahme zu den Mitarbei- terinnen und Mitarbeitern sowie eine intensive Kommunikation wichtig.

GUTE FÜHRUNG IN ZEITEN VON MOBILEM ARBEITEN |

Führung auf Distanz erfordert wertschätzende Kommunikation

Hat die Art und Weise der Führung ohnehin schon große Auswirkungen auf die Gesundheit und Motivation von Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern, dann stellt Führen auf Distanz in Zeiten der Pandemie noch höhere Anforderungen an Führungskräfte.

Gerade dann, wenn sie aus der Ferne führen, dürfen Chefs sich nicht nur für die Leistung der Beschäftigten inte- ressieren, sondern müssen Interesse am einzelnen Menschen zeigen.

Saarlandzahlen belegen Nachholbedarf

Der DGB-Index „Gute Arbeit Saar 2019“

gibt Aufschluss darüber, wie Führungs- qualität und Betriebsklima im Saarland wahrgenommen werden.4 Diese beiden Merkmale ergeben sich aus der Summe verschiedener Einzelfaktoren.

Faktor Wertschätzung

Dieser wichtige Punkt wurde in der Be- schäftigtenbefragung der Arbeits-

Foto: Adobe Stock/Elnur

Mitarbeiterführung ist ein sehr komple- xer Vorgang.1 Dies umso mehr in Zeiten, in denen viele Kollegen und Kollegin- nen im Homeoffice beziehungsweise mobil arbeiten. Für Führungskräfte gilt grundsätzlich: Führung beginnt als Füh- rung der eigenen Person. Mit ihr verbun- den ist, sich selbst in Frage zu stellen und über die eigenen Ziele, Werte und Visionen zu reflektieren. Führung be- deutet, für die eigene Person, Werte und Handlungen Verantwortung zu übernehmen und zu ihnen zu stehen.

Eine Führungskraft sollte Menschen mögen. Nur auf der Basis einer wert- schätzenden Haltung wird eine vorbild- liche Führungskraft authentisch, glaub- haft und ernsthaft soziale Unterstützung vermitteln. Und genau diese fördert so- wohl Mitarbeiterarbeitergesundheit, Motivation und Arbeitszufriedenheit.

Das Verhalten einer Führungskraft kann je nach Ausprägung für die Beschäftig- ten eine positive Ressource oder einen negativen Stressfaktor darstellen.2 Ein Stressfaktor wäre beispielsweise die Ungeduld der Führungskraft oder ein Konflikt mit ihr. All dies ist nicht zuletzt für die Gesundheit der Beschäftigten wichtig.3 Verschiedene Studien zeigen, dass zufriedene Beschäftigte gesünder sind und auch weniger am Arbeitsplatz fehlen.

kammer des Saarlandes abgefragt, die im Rahmen des DGB-Index „Gute Ar- beit“ durchgeführt wurde. Rund die Hälfte (48,8 Prozent) der Beschäftigten im Saarland finden, dass ihre Vorgesetz- ten ihnen in hohem Maße Wertschät- zung entgegenbringen, 16 Prozent sa- gen sogar, dass ihnen in sehr hohem Maße Wertschätzung entgegenge- bracht wird. Auffallend dabei ist der Ver- gleich zu den Ergebnissen im Bundes- gebiet. Dort sagen mit 23 Prozent der

• Von Klaudia Dewes-Schwarz und Gertrud Schmidt

Fakten-Service der Arbeitskammer des Saarlandes arbeitskammer.de Nummer 2|2021

Analyse 2021 März

Wege aus der Corona-Krise XV • 1 2|2021

We ge au s d

er

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V

AK-Kernforderungen

1.

Führung auf Distanz muss mit ihrer hohen Bedeutung für den Arbeits- und Gesundheitsschutz der Beschäftigten erkannt werden. Dementspre- chend ist sie in den Betrieben aktiv auszugestalten, Führungskräfte brauchen dabei Unterstützung im Sinne von Fortbildungen.

2. Gesundheitsorientierte mobile Arbeit fängt bei den Führungsbeziehun-

gen an. Alle Akteure, Führungskräfte wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, müssen in ihrer (Teil-)Autonomie unterstützt und gefördert werden.

3. Es braucht eine sehr regelmäßige Kommunikation zwischen Führung

und Beschäftigten. Inhalte sollten gemeinsame Absprachen über zumut- bare Ziele und damit auch die Einbeziehung eines präventiven Gesund- heitsschutzes sein. Hierzu bietet die Technik viele geeignete Wege.

Jahre 70

(2)

Quelle: DGB Index „Gute Arbeit 2019“, Grafik: Arbeitskammer des Saarlandes 10%0%

20%

30%40%

50%

60%70%

80%90%

100%

Wertschätzung gar

nicht Wertschätzung in

geringem Maße Wertschätzung in

hohem Maße Wertschätzung in sehr hohem Maße

52% 61% 77% 91%

Schaubild I - Begeisterung für die Arbeit

2 • Wege aus der Corona-Krise XV 2|2021

Befragten deutlich mehr Beschäftigte, dass man ihnen in sehr hohem Maße Wertschätzung entgegenbringt

Um noch stärker zu verdeutlichen, wie sich Wertschätzung auf das Wohlbefin- den und die Gesundheit von Beschäf- tigten auswirkt, wurden im DGB-Index Gute Arbeit (2019) verschiedene Indika- toren abgefragt, die im Folgenden dar- gestellt werden. Eine ähnliche Erhe- bung auf Saarlandebene gibt es bisher nicht. Die erhobenen Daten für den Bund werden durch andere Studien auf Bundesebene belegt.5 An den gezeig- ten Beispielen zeigt sich der deutliche Zusammenhang zwischen Wertschät- zung und verschiedenen gesundheits- relevanten Faktoren. Es ist naheliegend, dass sich diese Ergebnisse auch auf das Saarland übertragen lassen.

Bei der Frage „Wie häufig kommt es vor, dass Ihre Arbeit Sie begeistert, wenn gar keine Wertschätzung erfolgt?“ (siehe Schaubild I)* gaben lediglich knapp die Hälfte der Befragten an, dass ihre Arbeit sie „häufig oder oft“ begeistert. Erfolgte die Wertschätzung durch Dritte in sehr hohem Maße, waren jedoch 91 Prozent von ihrer Arbeit begeistert.

Vertrauen ist ein

Ausdruck von Wertschätzung

Vertrauen ist zum Beispiel ein Aus- druck von Wertschätzung. Gerade in Zeiten von Termindruck, Projektarbeit und Führung auf Distanz ist Vertrauen wichtiger denn je. Wertschätzung hat außerdem eine Auswirkung darauf, wie stark sich Beschäftigte „ausgebrannt“

fühlen (siehe Schaubild II). Empfinden die Beschäftigten eine hohe bis sehr hohe Wertschätzung, waren 73 Prozent von ihnen nach eigenen Angaben nie oder nur selten „ausgebrannt“. Im Fol- genden (siehe Schaubild III) zeigt sich sogar der Zusammenhang mit konkre- ten gesundheitlichen Einschränkun- gen: 53 Prozent der Befragten berichte- ten, dass sie selten oder nie Kopfschmerzen verspüren, wenn sie keine Wertschätzung ihrer Arbeit er- fahren. Hingegen litten bei sehr hoher Wertschätzung 75 Prozent der Befrag- ten selten oder nie unter Kopfschmer- zen. Ähnlich ist es bei der Frage nach dem seelischen Befinden (siehe Schau- bild IV): Erfolgt keine Wertschätzung seitens der Führungskräfte, fühlen sich 47 Prozent der Befragten nie oder sel- ten niedergeschlagen. War die Wert- schätzung hoch bis sehr hoch, waren 86 Prozent nie oder selten niederge- schlagen. Auch für das Saarland gibt es eine Reihe von validen Untersuchungs- ergebnissen, die die hohe Bedeutung von Führungsverhalten belegen. Dabei

Inwieweit bringt Ihr Vorgesetzter bzw. Ihre Vorgesetzte Ihnen persönlich Wertschätzung entgegen?

Gültige Angaben in %, Saar, n = 992 / Bund, n = 6.484 7,3

8,6

23,3 26,6

46,5 48,8

23,0 16,0

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Bund Saar

gar nicht in geringem Maß in hohem Maß in sehr hohem Maß

AK-Analyse

Quelle: DGB Index „Gute Arbeit 2019“, Grafik: Arbeitskammer des Saarlandes 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

Wertschätzung gar

nicht Wertschätzung in

geringem Maße Wertschätzung in

hohem Maße Wertschätzung in sehr hohem Maße

34% 47%

73% 73%

Schaubild II - Sich ausgebrannt fühlen: selten oder nie

Quelle: DGB Index „Gute Arbeit 2019“, Grafik: Arbeitskammer des Saarlandes 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

Wertschätzung gar

nicht Wertschätzung in

geringem Maße Wertschätzung in

hohem Maße Wertschätzung in sehr hohem Maße

53% 67% 77% 75%

Schaubild III - Kopfschmerzen: selten oder nie

Quelle: DGB Index „Gute Arbeit 2019“, Grafik: Arbeitskammer des Saarlandes 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

Wertschätzung gar

nicht Wertschätzung in

geringem Maße Wertschätzung in

hohem Maße Wertschätzung in sehr hohem Maße 47%

70% 86% 86%

Schaubild IV - Niedergeschlagenheit: selten oder nie

(3)

wurden noch andere Faktoren in den Blick genommen.

Faktor Kritikfähigkeit

So zeigt sich beispielsweise, dass es beim Thema Offenheit und Kritik offen- sichtlich im Saarland noch Entwick- lungspotential gibt. Fast 48 Prozent der Beschäftigten gaben an, dass es in ih- rem Betrieb nur in geringem Maße oder gar nicht die Möglichkeit gibt, Probleme gegenüber den Vorgesetzten oder der Geschäftsführung offen anzusprechen.

Im Bundesdurchschnitt liegt dieser Wert bei den Befragten „nur“ bei 42 Pro- zent. Mit anderen Worten war der Anteil derjenigen, die sich wagen, Probleme und Kritik offen anzusprechen, im Bund deutlich höher.

Faktor Informationsfluss

Um gute Arbeit leisten zu können, ist es wichtig, rechtzeitig über Entscheidun- gen, Veränderungen oder Pläne infor- miert zu werden – dies gilt umso mehr, wenn Beschäftigte mobil arbeiten. Hier zeigt sich im Saarland aus der Beschäf- tigtenbefragung Nachholbedarf. So antworteten im Saarland auf die Frage, ob Beschäftigte rechtzeitig über be- triebliche Zusammenhänge informiert werden, rund 60 Prozent, dass sie min- destens in hohem Maße informiert wer- den. Dies ist jedoch im absoluten Maß eher wenig (immerhin 40 Prozent wer- den schlecht informiert) und auch im Vergleich zum Bund liegen die positi- ven Antworten zurück (dort werden mindestens 64 Prozent gut informiert).

Faktor Planung

Ähnlich ist es mit der Frage, ob die je- weiligen Vorgesetzten ihre Arbeit gut planen. Abgesehen davon, dass diese Frage theoretisch bleiben muss, da die Planungen nicht allen Beschäftigten bekannt sein dürften, schätzen rund 40 Prozent der Befragten die Planung eher schlechter ein („gar nicht oder im gerin- gen Maße“). Auch dieser Wert liegt im Bund etwas niedriger.

Faktor kollegiale Unterstützung Beim Thema Kollegialität gaben im Saarland 57,8 Prozent der Befragten an, dass sie in hohem bis sehr hohem Maße gefördert wird. Im Bundesdurch- schnitt waren es 65,8 Prozent. Die Höhe dieser Differenz zwischen Saarland und Bund lässt sich nicht ohne weiteres er- klären.Bei der Frage, ob bei Bedarf Un- terstützung von Kollegen und Kollegin- nen gewährt wird, steigt der Wert bei der Ausprägung mit mindestens „ho- hem Maß“ und darüber hinaus auf über 83 Prozent an. Dies ist ein Zeichen da- für, dass Kollegialität untereinander ein wichtiger Wert an sich ist (auf Bun- desebene: cirka 86 Prozent).

Es stellt sich die Frage, wie wichtig ge- lungene Führung unter den derzeitigen 2|2021

AK-Analyse

Wege aus der Corona-Krise XV • 3 Erleben Sie in Ihrem Betrieb ein Meinungs-Klima, in dem sich jeder traut, Probleme auch gegenüber Vorgesetzten oder der Geschäftsführung offen anzusprechen?

Gültige Angaben in %, Saar, n = 996 / Bund, n = 6.469 13,2

19,3

28,8 28,5

40,7 36,8

17,2 15,5

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Bund Saar

gar nicht in geringem Maß in hohem Maß in sehr hohem Maß

Werden Sie rechtzeitig über wichtige Entscheidungen, Veränderungen oder Pläne informiert, die für Sie oder Ihre Arbeit wichtig sind?

Gültige Angaben in %, Saar, n = 1.009 / Bund, n = 6.515

8,6 9,4

27,4 30,4

44,6 43,3

19,4 16,9

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Bund Saar

gar nicht in geringem Maß in hohem Maß in sehr hohem Maß

Inwieweit plant ihr Vorgesetzter die Arbeit gut?

Gültige Angaben in %, Saar, n = 972 / Bund, n = 6.170

13,0 9,6

25,4 30,0

44,2 43,9

17,4 16,5

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Bund Saar

gar nicht in geringem Maß in hohem Maß in sehr hohem Maß

Wird in Ihrem Betrieb Kollegialität gefördert?

Gültige Angaben in %, Saar, n = 999 / Bund, n = 6.452 9,6

13,9

24,6 28,3

45,5 43,2

20,3 14,6

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Bund Saar

gar nicht in geringem Maß in hohem Maß in sehr hohem Maß

Erhalten Sie Hilfe und Unterstützung von Ihren Kollegen und Kolleginnen, wenn Sie diese benötigen?

Gültige Angaben in %, Saar, n = 1.003 / Bund, n = 6.476

2,9 5,7

10,4 11,7

52,3 54,6

34,4 28,0

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Bund Saar

gar nicht in geringem Maß in hohem Maß in sehr hohem Maß

Arbeitsbedingungen vieler Menschen im Homeoffice ober bei mobiler Arbeit ist – wenn man sieht, dass sie schon in

„normalen Zeiten“ hohe Auswirkungen hat. Führung aus der Distanz stellt für viele Führungskräfte eine große Heraus- forderung dar. Sie weist noch einmal zu- sätzliche Herausforderungen und er- schwerte Umstände gegenüber der gewohnten Führungsarbeit auf. Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte verändern

die Arbeitsweise und die Zusammenar- beit. Der gewohnte direkte Kontakt – ob gezielt oder zufällig – wird deutlich we- niger, die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter sind in ihrer Aufgabenerfüllung viel mehr auf sich selbst gestellt. Die Auf- gabe der Führungskraft besteht deshalb jetzt mehr denn ja darin, den Beschäftig- ten als Coach zur Seite zu stehen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbei- ten mehr als sonst selbstständig und

(4)

tenz der Mitarbeitenden zur Selbststeu- erung.

Konkret bedeutet Führen aus der Ferne zum Beispiel, mit den Beschäf- tigten im Dialog zu klären, wie ihre konkrete Arbeitsausstattung vor Ort ist. Selbst wenn das technische Gerät vom Arbeitgeber gestellt wird, heißt das noch lange nicht, dass sich die Mit- arbeitenden darüber bewusst sind, in welcher Sitzhaltung auf welchen Mö- beln sie dauerhaft sitzen sollten, damit sie keine gesundheitlichen Schäden erleiden. Eine Arbeitsplatzbegehung ist – etwa in Lockdown-Zeiten, aber auch sonst – nicht ohne Weiteres machbar, deshalb muss eine diesbe- zügliche Beratung (auch unter Einbe- ziehung der dafür vorgesehen Fach- leute im Betrieb) aus der Ferne gewährleistet werden.

Es braucht Interesse am Menschen und regelmäßige Kontaktaufnahme Ferner ist darauf zu achten, dass die vereinbarten Arbeitszeiten sowie die Erholungspausen eingehalten werden, Überstunden sind zu dokumentieren.

Gerade im Bereich der mobilen Arbeit ist die Versuchung groß, länger als ver- einbart zu arbeiten, Zeiten zu verlegen, zu erweitern oder Pausen nicht einzu- halten. Diese im Homeoffice gerne als

„Ausnahmen“ angesehenen Verhal- tensweisen können auf Dauer dazu führen, dass der Gesundheitsschutz der Beschäftigten ins Hintertreffen ge- rät. Indem die Führungskraft auf diese Dinge auch aus der Ferne achtet und immer wieder darauf hinweist, wird die gesundheitsbezogene Achtsamkeit der Beschäftigten gefördert.

AK-Analyse

Eine Führungskraft muss auch motivie- ren können, sonst wird‘s schwierig.

Foto: Adobe Stock / sewcream

2|2021

IMPRESSUM |

Verleger: Arbeitskammer des Saarlandes, Fritz-Dobisch-Straße 6-8, 66111 Saarbrücken; Kontakt: Telefon 0681 4005-430, E-Mail:

redaktion@arbeitskammer.de; Herausgeber: Jörg Caspar, Thomas Otto; Redaktion: Peter Jacob (Chefredakteur), Dörte Grabbert, Simone Hien, Wulf Wein. – Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichtet die Redaktion überwiegend auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beide Geschlechter.

4 • Wege aus der Corona-Krise XV

eigenverantwortlich. Führungskräfte, die traditionell vielleicht viel kontrollie- ren, müssen lernen „loszulassen“ und ihren Beschäftigten mehr Vertrauen ent- gegenzubringen. Zeigt es sich dann, dass die vereinbarten Ziele nicht erreicht werden können, sollten Führungskräfte unterstützend und gezielt eingreifen.

Voraussetzung hierfür sind optimale Kommunikation und klare Zielvorgaben für die Beschäftigten.

In einer flexiblen, virtuellen Arbeitsum- gebung spielt deshalb auch die Weiter- entwicklung von speziellen Kompeten- zen eine große Rolle. Gefragt sind insbesondere Kommunikations- und Medienkompetenzen. Der Dialog über technische Medien mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann möglicherweise rein technisch schneller als sonst ablau- fen – ob aber die Botschaften alle an- kommen, zeigt sich häufig erst danach.

Außerdem gehen viele nonverbale kleine, aber häufig wichtige Botschaften verloren, die die Kommunikation auf Dauer lebendig erhalten. Relevant sind daher für Führungskräfte neben einer aufmerksamen Kommunikation auch die Sensibilisierung für die Bedürfnisse der Beschäftigten. Diese Kompetenzen sind – vor allem in schwierigen Zeiten wie beispielsweise während der Coro- na-Krise – hilfreich, um Vertrauen, Bin- dung an die Beschäftigten sowie das erforderliche Gefühl von Gemeinschaft aufzubauen und zu erhalten.

Um all dies leisten zu können, sollten Führungskräfte sich auch der Wichtig- keit der eigenen Gesundheit bewusst sein. Sie sind selbst zahlreichen Belas- tungen ausgesetzt und gleichzeitig ge- stalten sie die Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeitenden. Ihre physische und psy- chische Verfassung hat letztlich einen wesentlichen Einfluss auf das Arbeits- klima. Die Sensibilisierung für die eige- nen Bedürfnisse, Möglichkeiten und Grenzen ist daher ein wesentlicher Schritt, um Stress-Signale rechtzeitig wahrzunehmen und entsprechende Verhaltensänderungen einzuleiten. Da- durch werden gesundheitsfördernde Verhaltensweisen begünstigt. Die Be- schäftigten wiederum nehmen die Ver- haltensweisen der Führungskraft wahr und orientieren sich an ihr. Dadurch wird die Führungskraft zum Vorbild und ver- bessert gleichzeitig indirekt die Kompe-

Ferner wirken sich die erweiterte Er- reichbarkeit sowie die Unfähigkeit, ge- danklich von der Arbeit abzuschalten im Homeoffice noch mehr als sonst negativ auf das Wohlbefinden der Beschäftigten aus. Erschöpfung, Schlafstörungen und erhöhter Stress können die Folgen sein.

Im Privatleben können wegen fehlender Trennung zwischen Arbeit und Privatle- ben (neue) Konflikte entstehen.

Alles in allem heißt gesundheitsorien- tierte Mitarbeiterführung gerade aus der Ferne, dass sich die Führungskraft nicht nur für die Leistung der Beschäftigten interessiert. Um Überlastungssignale frühzeitig zu erkennen und anzuspre- chen, braucht es Interesse am Men- schen und dazu regelmäßige Kontakt- aufnahme und intensive Kommunikation.

Wie stark sich dabei Wertschätzung für die Person auf deren Gesundheit aus- wirken kann, zeigen die oben genannten Beispiele aus der Forschung.

Klaudia Dewes-Schwarz ist Referentin für Betriebliche Gesundheitspolitik.

Gertrud Schmidt leitet das Referat Frauen und Gleichstellungspolitik

ANMERKUNGEN |

1) Sonderheft „Führungsforschung” der ASU - Zeitschrift für medizinische Prävention. Erste Ergebnisse des BAuA-Projekts „Führung und Organisation im Wandel”, in: ASU, Zeitschrift für medizinische Prävention, Volume 55, Ausgabe Mai 2020 Stuttgart: Gentner Verlag 2020. Seiten 1-44, Projektnummer: F 2436 2) D. May, J. Schilling, B. Schyns , Destruktive Führung erkennen und verhindern, Springer- Verlag Berlin Heidelberg 2015

3) Kowalevski & Bruch, 2015, Wie Unternehmen eine gesunde Performancekultur entwickeln

4) Index Gute Arbeit Saar 2019, www.

arbeitskammer.de/themenportale/gute- arbeit/ ak-beschaeftigten-befragung/

5) Gesunde Führung, Begleitstudie zur Mindful Leadership Konferenz am 8./9.

April 2016 an der Universität Wit-ten/

Herdecke, https://gesundefuehrung.

com/wp-content/uploads/2016/08/

Studie_gesundes-fuehren-druck-final.pdf

*) Die Schaubilder I bis IV wurden auf Grundlage von Daten aus dem DGB-Index „Gute Arbeit 2019“ durch die Arbeitskammer erstellt.

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