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Was ist ein ^HilanH, was ein >bit hilänii?

Von Friedkich Wachtsmuth, Marburg/L.

Die vorstehende Frage hat zuerst Robert Koldewey 1898 zu beant¬

worten versucht, als er mit seinem Bericht über die Ausgrabungen in

Sendschirli (Sam'al) an die Öffentlichkeit trat*. Aus dem Vergleich der

inschriftlichen Überlieferungen mit den freigelegten Bauresten kam er

zu dem Ergebnis, daß unter >Hilani< ein aus der 1. Hälfte des 1. vor¬

christlichen Jahrtausends stammender Bautyp zu verstehen sei, der in

dem von den Hethitern eroberten nordsyrischen Gebiet Verbreitung

gefunden habe. Koldewey stellte als Merkmale dieses Bautyps die Zwei¬

turmfassade mit einer dazwischenliegenden Stützenvorhalle und den

querliegenden Hauptinnenraum mit begrenzenden Stirnseitengemächern

hin. Schon Koldewey verschloß sich nicht der Tatsache, daß die

charakteristische )Hilani<-Fassade sich auch vor einen Langraum (z. B.

beim salomonischen Tempel in Jerusalem) wie vor einen quadratischen

Hauptraum (z. B. bei den Apadanas in Persepolis und an den naba¬

täischen Tempeln in Syrien) habe setzen können^. Wie dem auch sei, der

Bautyp mit den oben geschilderten Eigentümlichkeiten erhielt seit

Koldeweys Darlegungen die Bezeichnung >Hilani<, die als terminus

technicus allgemeine Verbreitung fand.

Die Schlüsse, die Koldewey seinerzeit aus den Grabungsfunden

gezogen hatte, und seine geschichtlichen Einordnungen der Einzelfunde

haben im Laufe der Zeit Widersprüche, Ergänzungen und auch andere

Deutungen erfahren. Zuerst war es F. Oelmann*, der den Begriff

,, Hilani" im Gegensatz zu Koldewey auch auf die Einturmbauten in

Sam'al ausdehnte und neue Planungsvorschläge brachte. Im Jahre 1923

griff ich zum ersten Mal die Frage auf* und gab 1929 und 1931 eine

Typenentwicklimg vom Ischtar-Tempel der E-Schicht zu Assur bis zum

Bau HI in Sam'al ; — mit der TypendarsteUung war eine neue Zeitenfolge

* Robebt Koldewey, Die Architektur von Sendschirli, in Mitteilungen aus

den Orientalischen Sammlungen, Berlin 1898, Heft XII, insbesondere

Seite 183ff. ^ ß Koldewey, a. a. O. Seite 187 bzw. 191ff.

' F. Oelmann, Die Baugeschichte von Sendschirli, Berlin 1921, JDAI

38, Seite 85 ff.

* Fbiedbich Wachtsmuth, Die Baugeschichte von Sendschirli (Samal), in

JDAI 38/39, Berlin 1923/24, Seite 158—169; — derselbe. Der Raum I.,

Marburg-Lahn, 1929, Seite 76—92, insbes. Seite 81 u. 87; derselbe. Zum

Problem der hethitischen und mitannischen Baukunst, Berlin 1931, JDAI 46,

Seite 32—44.

(2)

Was ist ein >Hilani<, was ein )bü hilänii ? m

der Entstehung der einzelnen Bauten verbunden und gleichzeitig auch

eine geflissentliche Ersetzung des Ausdrucks >Hilani< durch >bit hilänii.

Oelmann und ich blieben dabei, daß es sich bei den Endlösungen um

einen Bautyp handele, dessen Fronttürme (oder -türm) eine Stützen¬

vorhalle einfasse, hinter der ein Quer-, Lang- oder Quadrathauptraum zu liegen komme.

Im Jahre 1939 wandte sich H. Weidhaas dem >Hilani<-Problem zu;

ihm folgte 1941 R. Naumann mit gleich beachtlichen Ausführungen^.

Beide Forscher sind unabhängig voneinander zu ähnlichen Erkenntnissen

gelangt. Sie lehnen die Bezeiclmung >bit hilänii (oder >Hilani<) für einen

Bautyp ab, sie wollen sie nur für eine Fassadengestaltung gelten lassen.

H. Weidhaas ist bei seiner Untersuchung mehr von der sprachwissen¬

schaftlichen Seite ausgegangen, — R. Naumann legt dagegen seinen

Schlußfolgerungen in erster Linie bautechnische und -geschichtliche

Erwägungen zugrunde. Ich gebe die Erkeimtnisse im Wortlaut wieder.

H. Weidhaas schreibt a. a. 0. auf Seite 130:

,, Befragt man mit Hilfe der hier vorgeführten Wortdeutungen die

Inschriften, so zeigt es sich, daß der BH (= bit hiläni, der Verfasser)

mit wenigen Worten beschrieben ist. Er bestand aus nichts weiter,

als aus einer Reihe von Säulen (es konnte übrigens auch, wie noch

zu zeigen sein wird, nur eine durch eine einzige Säule gehälftete

Maueröfihung sein). Über diese war eine Trägerkonstruktion gelegt

und diese trugen wieder ein Schirmdach, so daß sich das

Büd einer Vorlaube ergab. Etwas anderes als diese Elemente hat zum

BH nicht gehört. Die sonst so redseligen Inschriften schweigen sich

über alles aus, was sonst noch bei einem Palast zu erwarten wäre".

Er setzt seine Ausführungen auf Seite 133 mit folgenden Worten fort :

„Da ja aus den Inschriften hervorgeht, daß der BH eine Neuein¬

führung in Assyrien ist, könnte man gerade eine recht ausführliche

Beschreibung erwarten und muß annehmen, daß Elemente, die nicht

erwähnt sind, am BH auch gar nicht vorhanden gewesen sind ...

Was sie aber beschreiben, ist eine Außenseite, kein ganzer Palast".

Dementsprechend kommt R. Naumann nach der Untersuchung der Aus¬

drücke „hilammar" und „bit hiläni" auf Seite 49 zu folgendem Schluß:

„Nachdem nun festgestellt worden ist,daß dashethitische Wort Äitow-

mar (auf Seite 45 erwälmt Naumann : 'in den hethitischen Texten

kommt das akkadische Wort hiläni nicht vor' ! der Verfasser) einen

Bauteil, nämlich nur eine Vorhalle bezeichnet, und daß in assyrischer

* Hermann Weidhaas, Der bit hiläni, in Zeitschrift für Assyriologie und

Vorderasiatische Archäologie, NF Band 11, 1939, Seite 108—168; — Rudolf

Naumann, in Yazilikaya, 61. WVDOG, Leipzig 1941, Seite 45—49.

(3)

68 Fbibdbich Wachtsmuth

Zeit die Bezeichnung BU hiläni noch in gleicher Weise gehraucht

wird (Gebäude werden mit einem bit hiläni in der Art des Westlandes

verziert), komme ich zu dem Schluß, daß dies eine der Fassaden¬

erscheinung abgewonnene Bezeichnung ist, welche weder über seitliche

Türme noch über die Raumdisposition im Innern etwas aussagt".

H. Weidhaas und R. Naumank machen wiederum unabhängig von¬

einander einen fast gleichen Vergleichsvorschlag. Weidhaas läßt den

Ausdruck >Hilani< im Sinne, wie ihn Koldewey geprägt hat, weiter

als terminus technicus bestehen, während er unter >bit hilänii etwas

Grundverschiedenes, erkannt zu haben, annimmt (a. a. 0. Seite 133).

R. Naumanns Empfehlung geht demgegenüber dahin, die hethitische

Eingangsvorhalle mit thilamman imd das mit einer solchen Vorhalle

versehene Einzelhaus mit dem bekannten, oben geschilderten Grundriß

mit }hit hilänii weiterhin zu bezeichnen (a. a. 0. Seite 49).

Soweit der augenblickliche Stand der Forschung. — In meiner

Besprechung des Werkes: Rudolf Naumann, Die Architektur Klein¬

asiens, Tübingen 1955, (erscheint demnächst in ZDMG) habe ich einen

neuen Gesichtspunkt zur >Hilam<-Frage geltend gemacht, — er soll hier

näher beleuchtet werden. Ich verweise zuvor auf die in Frage kommenden

Inschriften, so u. a. auf die Tiglat-Pilesers III. (745—727) in der Keil¬

inschriftlichen Bibliothek, Berlin 1890, Seite 22/23, wo die Bezeichnung

ihi-it-la-an-nii vorkommt, dann auf die Inschrift Sargons II. (721—705)

— a. a. 0. Seite 76/77 —, wo >hi-la-an-nii zu lesen ist und schließlich

auf die von Asmbanipal (668—626) — a. a. O. Seite 234/235 —, in der

uns die Bezeichnung )hi-la-ni-Sui entgegentritt. H. Weidhaas erwähnt

a. a. O. Seite 108—111 die gleichen Texte und ergänzt sie durch andere

aus der Zeit von Sargon II. und Sanherib (704—681). In sämtlichen In¬

schriften, die er unter Beistand von W. v. Soden in neuer Lesart,

Umschriftung und Ubersetzung gibt, kehren die obigen Bezeichnungen

wieder, ohne daß für das ausschlaggebende Wort )hi-la-an-nii usw. eine

verbindliche Übersetzung gegeben wird, die meines Wissens auch noch

bis heute nicht gefunden ist. Es bedarf des besonderen Hinweises, daß

das Wort yhilänii üi seinen verschiedenen Abarten stets mit dem

Wort ybiti (= Haus) verkoppelt erscheint. — Hierbei komme ich auf

ein Gespräch zurück, das ich vor Jahren mit Peteb Jensen gehabt

habe. Ich bat ihn damals, mir eine wortgetreue Übersetzung des Aus¬

drucks )hilänii zu geben. Seine Antwort lautete dem Sinne nach, er

fände eine solche nicht, nach seiner Ansicht bedeute der Ausdruck 'etwas

Geöffnetes', 'etwas Dmchbrochenes', es könne auch 'etwas Fensterartiges'

sein; jedenfalls — fügte er hinzu — gehöre zu dem Wort „hilani" unbe¬

dingt ein Hauptwort, wie hier in den Texten sich das Wort ,bit" dazu-

gesellt. Auf Grund dieser Belehrung durch einen hervorragenden Orien-

(4)

Was ist ein )Hilam(, was ein )bU hilänii ? 69

talisten habe ich seitdem niemals mehr von einem >hilänii, sondem

immer nur von einem >bit hilänii, einem >bit hilänii-Vrohlem usw. ge¬

sprochen. In der Wortdeutung greife ich die Ansicht Peter Jensens

auf imd lege sie den weiteren Ausführungen zugrunde. Damit hat die

Themastellung im ersten Teil ihre Antwort erhalten. Die seinerzeit

von Koldewey eingeführte Bezeichnung >Hilani< dürfte aus sprach¬

lichen Gründen abzulehnen sein, an ihre Stelle müßte selbst als terminus

technicus )Ut hilänii treten.

Die obigen Ausführungen ergeben eindeutig, daß in den erwähnten

Texten stets ein Bau beschrieben wird, der ,,nach Art eines hethitischen Palastes" oder „im Stil des Chattilandes" errichtet war, und den man ,,in der Amurrusprache" oder ,,in der Sprache des Westlandes" >bit

hi-la-an-nii (>Mt hilänii) nannte®. Diesen Hinweisen folgt dann in den

Inschriften die Aufzählung der einzelnen Bestandteile des Baues, ohne

daß sich aus ihr die ausschlaggebende Eigentümlichkeit des ybit hilänisi

widerspruchslos zu erkennen gibt.

Tiglat-PUeser III. hat den Bau, auf den sich seine Inschrift bezieht, in

Nimrud errichtet, Sargon II. seinen in Dur-Sarrukin und Sanherib und

Aiurbanipal ihre in Ninive ausgeführt, sie sind somit alle in Assyrien

entstanden, wo zu damaliger Zeit das Hofhaus die Baukunst fast aus¬

schließlich beherrschte. Das Haus des Westlandes war aber das aus der

mitannischen und hethitischen Zeit herrührende Einzelhaus, das nur aus

in sich zusammengefügten Räumen bestand und keinen Innenhof besaß.

Dieses Einzelhaus , das nach dem Vorbild des westländischen Hauses

in Assyrien erbaut wurde, hat mit allen seinen Eigentümliclikeiten nach

der Ansicht der assyrischen Bauherren in der Sprache des Westlandes

(d. h. in der Amurrusprache) )bit hilänii gehießen. Die Textstelle der

Sanheribschen Prisma-Inschrift (K. B. II. Seite 112/3) ließe sich un¬

schwer und sinnvoll ergänzen, sie könnte in der Übersetzung lauten:

„In einem glücklichen Monat, an einem günstigen Tage ließ ich auf diesem

Untergrund nach der Weisheit meines Herzens einen Palast von Kalk¬

steinen (?) und Zedernholz im Stile (Art ?) des Hattilandes (d. h. in der

Art eines Einzelhauses) und einen mächtigen Palast in assyrischem Stil

(d. h. in der Art eines Hofhauses) errichten".

Das von Sargon II. in Dur-Sarrukin beschriebene Einzelhaus glaubte

Koldewey in den Bauresten ,,an der westlichen Ecke des Palastes

unmittelbar neben Letzterem" (a. a. 0. Seite 189) erkannt zu haben,

während er in Ninive in den zu selbständigen Raumgruppen zusammen¬

gefaßten und als Einzelhäuser gestalteten Anlagen einmal den San¬

heribschen, das andere Mal den A§urbanipalschen vermutete; — der

« H. Weidhaas, a. a. O. Seite 108/9 bzw. 109 und K. B. II. Seite 112, 113

bzw. 76/77.

(5)

70 Fbiedrich Wachtsmuth

erstere erhebt sich im Norden des Hofes XIX der Palastgruppe (a. a. 0.

Seite 189), der letztere ,,i8t zweifellos in dem Gebäude A" der Palast¬

gruppe vorhanden (a. a. 0. Seite 190).

Die dürftigen Reste des Sargonbaues ergänzte Koldewey nach dem

Muster von H I in Sam'al, — die Bauten sind fast gleichzeitig entstanden,

die Gleichartigkeit der Gestaltung kann hingenommen werden. Diebeiden

jüngeren Anlagen sind besser erhalten, sie zeigen im Alter und in der

Planung eine auffallende Übereinstimmung mit den Einzelhäusern des

oberen Palastes zu Sam'al.

Zu den wesentlichsten Unterschieden zwischen einem Hofhaus

und einem Einzelhaus gehört neben der andersgearteten Grundri߬

planung die voneinander abweichende Gestaltung der äußeren Hoch¬

wände. Im Hofhaus öffnet sich das Haus gewissermaßen dem Innenhof

zu. Fenster und Türen durchbrechen die hofumschließenden Wände, die

in sich auch noch die Durchlässe der Hallen und Laubengänge aufnehmen,

während die Außenwand bis auf die Portalöffnung und untergeordnete

Fensterschlitze fast undurchbrochen bleibt. Demgegenüber zeigt der

Aufbau eines Einzelhauses ein grundverschiedenes Bild ! Das Gesicht des

Baues strahlt nach außen, — die Türen und Fenster, die HaUen und

Laubengänge öffnen sich nach der Außenwelt, vermitteln den Verkehr,

gewähren den Aus- und Einblick und ermöglichen die Lichtzufuhr in das

Innere des Baues. Diese Eigenarten haften jedem Einzelhaus anl Sie

lassen unsere Blicke auf die oben angeführten Hinweise Peter Jensens

lenken und gestatten die Annahme, daß ein )bU hilänU ein Einzelhaus

mit in die Augen fallenden Öffnungen in der Außenwand sei ! Ich könnte

mir dabei denken, daß diese begriffliche Bestimmung in abgekürzter

Fassung u. a. als „Fensterhaus" gebraucht worden wäre. Hierbei ist es

durchaus verständlich, daß die Inschriften ergänzend berichten, daß das

kostbarste Material verwendet worden sei, daß Löwenkolosse die Portale

geschmückt hätten, daß Säulen (Stützen) in die Öffnungen der Zugänge

gestellt worden wären, daß bronzebeschlagene Türflügel als Zierde erschie¬

nen wären und dergleichen mehr! Ich lege mich mit dem Ausdruck ,, Fen¬

sterhaus' ' keineswegs endgültig fest, ich will nur damit sagen, daß m. E. ein

>bit hilänii ein Einzelhaus mit auffallenden Durchbrechungen in der

Außenwand darstellt, wobei diese Durchbrechung keineswegs nur eine

bestimmte Öffnungsart zu sein braucht.

Ich komme zum Schluß und habe noch Rechenschaft abzulegen, wie sich

meine neue Erkenntnis mit der Typenentwicklung, die ich verschiedent¬

lich in memen Arbeiten dargelegt habe, in Einklang zu bringen ist'.

' Vgl. Raum I. Seite 84—87; — Die Planung des rechteckigen Einheits¬

raumes in der alt-morgenländischen Kunst, Heidelberg 1951, in Jahrbuch für

Kleinasiatische Forschung, Bd. I., Seite 239ff. ; — Widerspiegelung völkischer

(6)

Was ist ein )Hilani{, was ein ibü hilänii ? 71

Ich hahe vorweg festzustehen, daß die oben gegebene Untersuchung

meine bisherige Ansicht über die Typenentwicklung nicht im geringsten

erschüttert. Hier gilt es, dem Begriff )hit hilänii eine Deutung zu geben,

dort soUte gezeigt werden, wie sich aus der rein mitannischen Planung

eines Ischtar-Tempels der E-Schicht zu Assur bzw. der des Gebäudes

515—517 der Schicht V in Tepe Gaura der Plan des Baues H I von

Sam'al mit dem ausgesprochenen Repräsentationscharakter entwickelt

hat. Ich gebe in Kürze den Entwicklungsgang mit einzelnen Ergänzungen

wieder. Zu den Grundmotiven eines mitannischen Planes gehört die

Ausführung des Einzelbaues und in ihm die beharrliche Durchbildung

des Querlangraumes mit der aus der Mittelachse einer Langseite ver¬

schobenen Zugangstür. Diese einfache Lösung erschien in Assur und in

Tepe Gaura (siehe oben); ihr folgt in späterer Zeit eine Erweiterung

durch die Anordnung eines Vorraumes vor dem Hauptraum. Der Vor¬

raum kann nach südmesopotamischem Muster geschlossen bleiben (z. B.

Assur, Ischtartempel des Tukulti Ninurta I. im 13. Jahrhundert), oder

er erhält nach Durchbrechung der Frontwand und Einfügung von

Stützen den Charakter einer offenen Stützenvorhalle, diese wird fortab

zum Wahrzeichen dieser Typenfolge. Als älteste Lösung dieser Art muß

zur Zeit der aus dem 15. /14. Jahrhundert stammende Palast der Schicht IV

in Teil A9ana angesehen werden. Die weite Durchbrechung der Eingangs¬

wand läßt churritischen Einschlag erkennen, da offene Vorplätze oder

liwanartige Vorhallen, die beiderseits von Räumen eingefaßt sind, an

den von mir als churritisch bezeichneten Langraumbauten in Tepe

Gaura X—VIII A erscheinen^. Die Einstellung von Stützen indie weite

Hallenöffnung am Bau von Teil Agana IV muß ich einstweilen als örtliche

— vielleicht auch churritische — Neuerfindung bezeichnen. — Es ist

schon von Weidhäas und Naumann darauf hingewiesen worden, daß

die Grundrißlösung von Teil A9ana IV eine fast genaue Widerspiegelung

in dem etwas jüngeren Grundriß des Gebäudes E auf Büyükkale in

Bogazköy gefimden hat, ohne daß dort eine regelrechte Nachfolgerlösung

bisher festgestellt werden konnte. Die einmalige Verpfianzung des Grund¬

risses aus dem Mitannireich nach Bogazköy darf einen nicht wunder¬

nehmen, wenn man bedenkt, daß das Mitannireich im 14. Jahrhundert

hethitischer Vasallenstaat war. Die Übertragung des Bautyps muß als

Aneignung eines ,, Beutestücks" betrachtet werden, das die Sieger aus

dem eroberten Land in die Heimat mitgenommen hatten. Eine derartige

einmalige Übertragung ist in der Greschichte der Baukunst keine Einzel¬

erscheinung, — so baut zum Beispiel Tukulti Ninurta I. zum Ruhm seines

Sieges über Babylon in seiner neuen Residenz seinem Gotte Assur einen

Eigentümlichkeiten in der alt-morgenländischen Baugestaltung , Leipzig 1938, Seite 28 ff. " Siehe Fußnote 7, Seite 70.

(7)

72 Fbiedbich Wachtsmuth

Tempel nach rem babylonischem Muster und nicht nach assyrischem!

(siehe Raum I, Seite 41/2). Ein zweites Beispiel führt uns in das Mittel¬

alter. Ich konnte in dem Aufsatz „Der Grundriß der Elisabethkirche in

Marburg" (Hessenland, Heft 7 und 12, Marburg-Lahn 1930) den Nach¬

weis erbringen, daß der Deutsche Ritterorden die Grundrißidee und

Grundrißmaße für den Neubau der Elisabethkirche der Bethlehemer

Geburtskirche entnommen hat, die von den Ordensrittern auf deren

Kreuzzug bewundert und bestaunt worden ist. Derartige ,, Beutestücke"

köimen Einzelerscheinungen bleiben (Kar-Tukulti-Ninurta), oder sie

erzeugen eine Nachfolgerschaft und gründen eine Schule (Elisabeth¬

kirche zu Marburg). —

Von Teil A5ana IV geht die Entwicklungsreihe weiter, wo aber die

Vorläufer der reifen Planung von Teil A9ana IV zu suchen sind, läßt sich

im Augenblick nicht sagen. Es ist aber auffällig, daß die ältere Lösung

von Teil A9ana VII sich in Bezug auf die Frontgestaltung wesentlich

von der jüngeren unterscheidet.

Nach der Einschaltung des Palastes von Teil A§ana IV in meine Tjrpen-

folge kehren wir nach Assur zurück, wo im 13. Jahrhundert Tukulti-

Ninurta I. einen Neubau des Ischtartempels vornimmt, der mit einem

geschlossenen Vorraum nach babylonischem Muster versehen wird. Die

Raumanordnung des Ischtartempels findet eine Fortsetzung im Tempel-

Palast zu Teil Halaf (9. Jahrhundert') nur mit dem Unterschied, daß hier

im westlicheren Gebiet die offene Stützenvorhalle erscheint. Ab TeU

Halaf voUzieht sich die weitere Tjrpenentwicklung im Westen, wo sie

im Bau H I zu Sam'al ihren Ausklang findet. Es erübrigt sich, an dieser

Stelle eine Wiederholung des Werdeganges zu geben, — ich verweise

hierzu auf meine Ausfülirungen in Raum I, Seite 78 —89, und auf die

späteren Ergänzungen (vgl. Anmerkung 7). Als neues Glied schiebt sich

der Palast von Teil Tajänat in die von mir gegebene Typenfolge; er

gehört dem 8. Jahrhundert an, seine Entstehung fällt somit zeitlich mit

der des Baues K in Sam'al zusammen, woraufauch die Übereinstimmung

in der Grundrißplanung hinweist^'*.

Es ist für die Typenfolge kennzeichnend, daß der mitannische Quer¬

langraum sich durch die ganze Reihe hindurchzieht, und daß er ohne,

mit einem oder mit zwei Stirnseitengemächern ausgebüdet werden kann.

Die Ausgestaltung der Ein- und Zweiturmfront erfolgt verhältnismäßig

spät, die erstere Lösung tritt uns an den Bauten K, K II, H III und

H II in Sam'al (8. —7. Jahrhundert) entgegen, sie könnte auch an J 1 —3

in Sam'al und am Palast von Teil Tayinat ergänzt werden, die letztere

» M. V. Oppenheim, Teil Halaf II„ Berlin 1950, nach R. Naumann,

Seite 380ff.

" R. Naumann, Architektur Kleinasiens, Tübingen 1955, Seite 366,

(8)

Was ist ein )Hilani(, was ein )bU hilänii 1 73

Form schmückt den Bau H I zu Sam'al und ließe sich in Dur-Sarrukin

denken. — Die Pfeüervorlagen zu beiden Seiten der Hauptzugänge an

den östlichen Gliedern der Reihe, u. a. an den Ischtartempeln zu Assur

imd am Tempel-Palast in Teil Halaf, dürfen mit den Turmgebilden der

oben genannten Beispiele nicht verglichen werden, sie sind Wandglieder,

d. h. Schmuckelemente der aufstrebenden Wand und nicht selbständige

TeUe des Baukörpers. Es liegt auch nicht einmal eine unbedingte Veran¬

lassung vor, die Wandvorsprünge im Oberhau als höhergeführte Türme

ausklingen zu lassen, sie körmten — vor aUem die mit fast quadratischer

Querschnittform — in bescheidener Höhe liegengeblieben sein, um als

Sockel für Kandelaber, Räucherschalen und dergleichen mehr gedient

zu haben. Regelrechte Turmfassaden (siehe oben) treten somit erst an

den Einzelbauten von mehr oder weniger repräsentativem Charakter

auf, sie fehlen an den ältesten Vorhallenbauten in Teil Agana IV und in

Bogazköy wie an den jüngeren Einzelhäusern des oberen Palastes zu

Sam'al und an den Nineveer Lösungen, auf die die obigen Inschriften

bezogen werden können. Daraus folgt, daß die seinerzeit von Kolde¬

wey festgelegte Begriffsbestimmung in bezug auf das )Hilanii und die

dann von ihm vorgenommenen Wiederherstellungsversuche von H II

und H III nicht mehr in vollem Umfang aufrechtzuerhalten sind bzw.

ganz abgelehnt werden müssen.

Ich fasse das Gesagte kurz wiederholend dahin zusammen:

1. Die Inschriften sprechen nicht von einem >hilänii aUein, sondem

stets von einem )bit hilänii.

2. Unter einem >btt hilänii ist, solange uns die Sprachwissenschaft

keine wortgetreue Übersetzung zu geben vermag, ein Einzelhaus mit

Außenwanddurchbrechungen verschiedenster Art zu verstehen.

3. Der Ausdruck >btt hilänii könnte weiter als terminus technicus in

Gehrauch bleiben, da er zu sehr in der Baugeschichte verankert ist; —

in ihm ist aber ein Einzelhaus zu erkemien, dessen Frontseite eine Stützen¬

vorhalle aufweist, die ihrerseits von RaumgebUden eingefaßt wird, —

die keineswegs ausschließlich Türme zu sein brauchen; der Hauptraum

hinter der Vorhalle kann als Quer-, Querlang-, Lang- oder Quadratraum

ausgebildet sein.

4. Die Typemeihe bleibt nach wie vor bestehen, sie ist unabhängig von

der Begriffsuntersuchung zu verfolgen. — Und endlich

5. Die in der Tjrpenentwicklung vermerkten neuen Entstehungszeiten

der einzelnen Bauten ergeben sich aus der Überprüfung der Grabungs¬

berichte wie aus der Verwendung der neuzeitlichen Forschungsergebnisse.

(9)

La Conception Phonetique des Arabes

d'apres le Sirr Sinä'at al I'räb d'Ibn Ginni

Par Henri Fleisch, Beyrouth

Introduction

a) Ouvrages arabes sur la phonetique

En phüologie europ^enne on commence la grammaire par la phonitique

afin de bien determiner d'abord les sons qui sont le support du langage

etudie. Danslems exposes grammaticaux, lesanciens grammairiens arabes

n'ont pas traite la phonetique pour elle-meme, mais pour pouvoir expli¬

quer Vidgäm. La phonetique se trouve etre des preliminaires ä Vidgäm.

Sibawayhi a traite de Vidgäm ä la fin du Kitäb, ch. 565-568 (ed. de Paris).

La phonetique est dans le premier chapitre de cette Section: ch. 565

d'une importance capitale. az-Zamahsari a terminö lui aussi son Mufassal

par Vidgäm, §§ 731 —759 (2e ed. de J. P. Broch) ; la phonetique est dans

les preliminaires, §§ 732, 733, 734. Ibn Ya'iä commentant le texte du

Mufassal a suivi exactement le meme ordre. L'edition de ce Sarh par

G. Jahn* donne en titre courant les numeros des chapitres ou para¬

graphes du Mufassal dans l'edition de J. B. Broch. Le Öumal de az-

Zaggägi^ (Alger, 1927) se termine aussi par Vidgäm, p. 375—383, avec, en

premier lieu, les notions de phonetique, p. 375—378, l. 7. Ibn al-Hägib

qui a divise en deux son expose: aS-Säfiya et al-Käfiya, a traite de

Vidgäm dans aS-Säfiya (morphologie, ä la maniere arabe), k la fin de

cette aS-Säflya. Radi ad-Din al-Astaräbädi a suivi le meme ordre dans son

Sarh^ Vidgäm est presente: S. S., III, p. 233 fin — 292, l. 3. Les notions de

phonetique s'y Inserent: p. 250, l. 6—264, l. 6 et le texte meme d'Ibn

al-Hägib, p. 250, l. 6-16; p. 254, 1. 12-16; p. 257, 1. 16-258, 1. 13.

Ibn Smä a consacre un opuscule h la phonetique : asbäb hudüt al-hurüf,

20 p. ^1-8", LeCahe, 1332; nouvelle edition, Teheran, 86 p. ^1-8«, par

* Une autre edition au Caire, moins pratique pour la consultation, car elle suit une autre division du texte. Nous citerons I'edition de G. Jahn.

^ Reedite, Paris, 1957 (fitudes Arabes et Islamiques. Premiere Sörie:

Manuels).

^ Sarh ai-Säfiya, nouvelle edition au Caire, sans date, 3 vol. (plus 1 vol,

pour le Sarh des Sawähid par <Abd al-Qädir al-Bagdädi), par Muh. Nür al-

Hasan, Muh. az-Zafzäf, Muh. Muliyi ad-Dm 'Abd al-Hamid; designee par

l'abreviation: S. S.

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&lt;S&gt;&lt;/S&gt; mit Bindestrich daran ohne Spatium, S.. Reihen etc.) spielen insofern keine Rolle, da sie über die Stücktitelaufnahme sowieso auch indirekt mit dem

Beförderungsvertrag in diesem Sinne sei aber nur das zwischen dem Absender des Guts und dem Frachtführer bestehende Rechtsverhältnis, nicht jedoch der Vertrag zwischen