• Keine Ergebnisse gefunden

Thesen zur Demokratie 1. Demokratie ist

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Thesen zur Demokratie 1. Demokratie ist"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Prof. Dr. Christian Thies (Universität Passau), christian.thies@uni-passau.de Wintersemester 2010/11, Montag, 16-18 Uhr: Vorlesung „Politische Ethik“

Elfter Termin (17.1.2011)

Thesen zur Demokratie

1. Demokratie ist besser als alle anderen Herrschafts- bzw. Regierungsformen. Denn sie entspricht am ehesten unseren normativen Prinzipien, seien dies Menschenwürde (als wechselseitiger Anspruch auf Achtung), Freiheit (verstanden als Selbstbestimmung) oder Gleichheit (als egalitäre Partizipation) sowie unserem ‚Recht auf Rechtfertigung’ (d.h.

unserem Anspruch auf die Begründung von Entscheidungen, die uns betreffen).

2. Da unsere normativen Prinzipien universal sind, ist auch die politische Forderung nach Demokratie ein weltweit geltendes Postulat. Zumindest tragen diejenigen, die Betroffene aus einem Staatsvolk ausschließen oder die eine Gruppe für demokratie-untauglich erklären, die Begründungslast.

3. Demokratie macht die Menschen nicht glücklicher und moralischer, nicht einmal freier und reicher (wenn man die letzten beiden Begriffe in einem ‚materialistischen’ Sinne versteht).

Selbst die friedensstiftende und wohlfahrtssichernde Funktion der Demokratie ist empirisch zweifelhaft. Kurzfristig stehen die existierenden Demokratien sogar vor großen Problemen:

o Krise „von oben“: Übergewicht der Exekutive, Herrschaft der Hinterzimmer, Mediokratie u.a.

o Krise „von unten“: allgemeiner Vertrauensverlust, Erosion der Zivilgesellschaft u.a..

4. Demokratie braucht einen rechtlichen Rahmen, der Folgendes umfasst:

• normative Prinzipien und individuelle Rechte (Menschenwürde und Menschenrechte)

• Gewaltenteilung horizontaler und vertikaler Art (Machtkontrolle)

• Festlegung bestimmter Prozeduren (u.a. als Orte der Deliberation) Der Rechtsstaat ist fundamentaler als die Demokratie.

5. Demokratie beruht auf vielerlei Voraussetzungen, die nicht durch sie selbst erzeugt werden können und die auch heute nicht überall gegeben sind. Zu diesen Funktionsbedingungen gehören wahrscheinlich demographische, technische, ökonomische, kulturelle und soziale Faktoren. Übergreifende historische Tendenzen bewirken aber, dass sich die Chancen für Demokratien mittelfristig verbessern.

6. Auf Grund unterschiedlicher historisch-sozialer Kontexte gibt es eine Pluralität legitimer Gestalten von Demokratie.

7. Demokratie war bisher (fast ausschließlich) an den Nationalstaat gebunden. Aber der Nationalstaat ist heute für die großen Probleme zu klein und für die kleinen Probleme zu groß. Deshalb müssen die sub- und die supra-nationalen Formen der Demokratie gestärkt werden, die sich qualitativ von ihren nationalstaatlichen Formen unterscheiden.

8. Es gibt zwei große Gefahren für supra-nationale oder sogar globale Formen der Demokratie:

(a) Überkomplexität (wie man jetzt schon am Demokratiedefizit der Europäischen Union beobachten kann)

(b) ökologische Rahmenbedingungen (wenn denn ein bestimmtes Wohlstandsniveau für Demokratie notwendig ist, dieses aber aus ökologischen Gründen nicht aufrechterhalten werden kann)

Deshalb könnte es sein, dass die Chancen für die Demokratie langfristig wieder sinken.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Unter den Studierenden, die ein geringes oder gar kein Interesse an der Politik bekunden (fast ein Drittel aller Befragten), erklären sich 85 % zu Angehörigen der „politischen

Hier können alle Jugendlichen ihre Wünsche und Ideen für eine attraktivere Stadt einbringen, diese mit anderen Jugendlichen diskutieren und später im Begleitausschuss

Man kann nicht vom schweizerischen Soldaten oder Bürger im Wehrkleid erwarten, dass er sich für eine gemeinsame Sache ganz einsetze, wenn er nicht auch die Ueberzeugung hat,

Das ist für mich aber nicht Föderalismus, ich würde ein solches System nicht als föderal bezeichnen, sondern Föderalismus im Sinne eines Gestaltungsföderalismus verlangt

Schulunterrichtsgesetz (SchUG) für jede Klasse eine Klassensprecherin oder ein Klassensprecher und eine Stellvertretung zu wählen..  Ab der neunten Schulstufe wird

Möglichkeiten, politisches Engagement und eine demokratische Streitkultur kennenzulernen und einzuüben sowie sich aktiv für die Demokratie einzusetzen Angebote der

Wenn die etablierten Parteien sich der Probleme/Themen annehmen, die von den Herausforderern aufge- bracht werden, heißt das noch lange nicht, dass sie auch die Antworten

te, hatte ich als Reisende in Polen, auch gemeinsam mit meinen Studierenden, das Gefühl, dass Polen nach Europa gerückt ist und sich als tragendes europäisches Land versteht..