• Keine Ergebnisse gefunden

Zur Funktion einer Elite : das United States Marine Corps als Stifter nationaler Identität

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Zur Funktion einer Elite : das United States Marine Corps als Stifter nationaler Identität"

Copied!
23
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

I

Zur Funktion einer Elite ­

Das United States Marine Corps als Stifter nationaler Identität Philipp Fraund

Zu den vielen Mythen, die von dem Verhältnis der amerikanischen Regierung zu ihren Streitkräften handeln, gehört auch die Geschichte von der ersten Re­

aktion innerhalb amerikanischer Regierungskreise, wenn irgendwo eine Krise ausbricht, in der amerikanische Interessen massiv bedroht sind. Die Geschich­

te will es, dass dann stets die Forderung "Send the Marines" als erste Option erwogen wird. Offenbar wird diese Forderung nur aus einem Reflex heraus vorgebracht, denn die eigentliche Reaktion fällt in den meisten Fällen weit gemäßigter und der Situation angemessener aus.

Die Soldaten des UNITED STATES MARINE CORPS (USMC)I sehen sich selbst gerne als eine Art Feuerwehr, die ausrückt, wenn es irgendwo auf der Welt für amerikanische Interessen brenzlig wird. Wenn nun die Forderung

"Send the Marines" gewissermaßen zum Standardrepertoire populärer ameri­

kanischer Politik gehört, liegt auch die Frage nahe, warum dies so ist. Dieser Frage wird in den folgenden Ausführungen auf der Ebene der filmischen Konstruktion der besonderen Rolle dieser Truppe für das amerikanische Selbstbild nach gegangen.

Bevor allerdings das mediale Bild des Marine Corps und seine Bedeutung für das amerikanische Selbstbild anband von ausgewählten Kriegsfilmen un­

tersucht werden kann, soll zunächst kurz die Geschichte des Marine Corps skizziert werden. Die - wenigstens oberflächliche - Kenntnis des historischen Kontextes ist flir das Verständnis der Filme und ihrer politischen Logik not­

wendig.

Angesichts der Vielzahl der Filme, in denen das United States Marine Corps vorkommt (Hemenz 2001: 413 - 653), kann nur eine Auswahl zur Un­

tersuchung herangezogen werden. Diese Auswahl erfolgt nach der Relevanz der Darstellung des USMC im Film und nach deren Verfügbarkeit. Außerdem werden inhaltliche Kriterien herangezogen. Ein großer Teil der nach einem

Die Begriffe "USMC", "Marines" und ,,Marine Corps" werden von nun an synonym gebraucht, da sich alle diese Begriffe letztendlich auf die Organisation des UNITED STA­

TES MARINE CORPS als solches beziehen

Ersch. zuerst in: Politische Identität - visuell / hrsg. von Wilhelm Hofmann u.

Frank Lesske. Münster: Lit-Verl., 2005, S. 87-109

Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) URL: http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2008/4689/

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-opus-46895

(2)

88 Philipp Fraund

solchen Selektionsprozess verbleibenden Filme scheint aus filmästhetischen Gründen für eine weitere Untersuchung und Beschäftigung nicht lohnenswert.

Drei Produktionen weichen jedoch von diesem Muster ab und sollen daher näher betrachtet werden: Stanley Kubricks (Anti)Kriegsfilm Full Metal Jacket von 1987, John Woo's im Jahre 2002 gedrehter Spielfilm Windtalkers und Lewis Milestones 1951 erschienener Streifen Die Hölle von Okinawa. 2 Diese drei Filme beschäftigen sich mit zwei Kriegen des 20. Jahrhunderts: Die Vor­

lage für Die Hölle von Okinawa und Windtalkers lieferten die Kämpfe auf dem pazifischen Kriegsschauplatz des Zweiten Weltkriegs, während Full Me­

tal Jacket auf den Kampfhandlungen des Vietnam-Krieges basiert.

Anband dieser drei Filme sollen Diskurse, die sowohl rür das Selbstbild der Marines als auch für das amerikanische Bild von den Marines von großer Be­

deutung sind, thematisiert werden. Es soll untersucht werden, wie in diesen Filmen der Typus des (amerikanischen) Kriegers konstruiert wird und wel­

ches Bild von den Kämpfen und vom Krieg diese Filme zeichnen. Abschlie­

ßend wird gefragt werden, wie "die Debatte über Amerikas Auserwähltheit, seine besondere Mission der Freiheit, sein Verhältnis zu Gott, Vorsehung und Geschichte" (Junker 2003: 9) in den Filmen dargestellt wird.

Vorbemerkung: Von Kriegern und nationaler Identität

Wenige Phänomene sind so gut zur Rekonstruktion der nationalen Identität geeignet wie das Soldatenbild einer Gesellschaft. Die gesellschaftlich domi­

nierende Vorstellung von den Menschen, die zur Verteidigung des Landes und seiner Interessen eingesetzt werden sollen und deren Leben dabei aufs Spiel gesetzt wird, nötigt geradezu zu einer Selbstverständigung über das We­

sen der eigenen Nation. Deshalb bestehen gerade in demokratischen Ordnun­

gen Interdependenzen zwischen der gesellschaftlichen Selbstbeschreibung und dem ihr korrespondierenden Bild vom Soldaten.

Wie John Keegan (Keegan 2001: 16 - 17) bemerkt, bildet das Regiment, zu dem der Soldat gehört, den Mittelpunkt in seinem Leben. Mit ihm verbringt er oft mehr Zeit als mit seiner Familie. Im Rahmen der Zugehörigkeit zu einem

2 ,Die Hölle von Okinawa' trägt im Original den Titel ,Halls ofMontezuma'.

(3)

89

3

Das UNITED STATES MARINE CORPS als Stifter nationaler Identität

Regiment, das als stammesähnliche Gruppe verstanden werden kann, bildet sich ein Selbstverständnis aus, dessen Wurzeln in der "Unverwechselbarkeit"

(Keegan 2001: 16) der militärischen Einheit liegen. Erst durch dieses Selbst­

bewusstsein kann sich eine Truppe bilden, die eine organisierte Kampffüh­

rung möglich macht. In dieser Gruppe zählen vor allem militärische Werte.

Diese spezifischen Werte erst ermöglichen es der Truppe, als militärische Einheit zu funktionieren und so auf dem Schlachtfeld zu überleben. Zu diesen Werten gehört unter anderem die Treue, jene römische Schlüsseltugend der fidelitas, gegenüber dem eigenen Kameraden, dem eigenen Regiment und dem eigenen Staat. Das Selbstverständnis der Soldaten weist aber noch eine andere Dimension auf: Sie treten in der idealen Projektion ein "für Werte wie Mut und Pflichterfüllung" (Keegan 2001: 18) und kämpfen damit nicht nur für das eigene Überleben, sondern auch für das Wohl des Staates. Damit aber ergeben sich notwendig Überschneidungen mit den nationalen Wertvorstel­

lungen insgesamt.

In den USA sind die erwähnte Werte formelhaft zusammengefasst in den Leitmotiven "et pluribus unum", "in god we trust", "one nation under god"

und "novo ordus secIorum,,3. Weil die Vereinigten Staaten von Amerika eine Nation von Einwanderern sind, die stärker der symbolischen Stiftung einer nationalen Identität bedarf als die "alten" Nationen Europas, müssen diese Wertvorstellungen immer wieder symbolisch erneuert werden. Das dabei zum Ausdruck kommende amerlkanische Selbstverständnis lässt sich am ehesten mit "der amerikanischen Dreieinigkeit von Gott, Vaterland und Freiheit"

(Junker 2003: 7) beschreiben. In der amerikanischen Erinnerungskultur sind sowohl die Vergangenheit wie auch die Zukunft aufs engste mit dem Be­

wusstsein verbunden, dem Land anzugehören, dessen (göttliche) Mission es ist, Freiheit und Demokratie in der Welt zu verbreiten. Aus amerikanischer Perspektive stellt sich die Gründung der USA als Gegenentwurf zu jenem, von Kriegen und Tyrannei geplagten, (alten) Europa dar, wie es die Grün­

dungsväter erlebten (Guinsburg 1982: 14).

Der viel zitierte Gedanke, die USA seien ein "Leuchtturm, der der ganzen Welt die Wege der menschlichen Bestimmung weist" stammt von einem der

Diese Stichworte fmden sich, bis auf "one nation under god" auf den amerikanischen Dollarnoten.

(4)

90 Philipp Fraund

einflussreichsten amerikanischen Schriftsteller, Ralph Waldo Emerson (Bier­

ling 2003: 13). Indem beispielsweise amerikanische Bürger am 4. Juli, dem Nationalfeiertag der Vereinigten Staaten, ihre Vergangenheit immer wieder aufs Neue feiern, wird ein kollektives Bild der amerikanischen Geschichte erschaffen, dessen leitmotivisch geführte Grundidee es ist, die "manifest destiny", jenen Gründungsmythos der USA, eine Mischung aus "Auserwählt­

heit" und "Einzigartigkeit" (Junker 2003: 8), zu transportieren und jedem a­

merikanischen Bürger, ohne Unterschied in der Herkunft, verständlich zu ma­

chen. Diese Perpetuierung von (ausgeWählten) amerikanischen Geschichtser­

eignissen führt zu einem Geschichtsbild, das zwar nicht unbedingt den histo­

rischen Tatsachen entspricht, jedoch perfekt zur Konstruktion einer universel­

len amerikanischen Geschichtsideologie geeignet ist. Einen besonderen Platz in dieser universellen Geschichte nimmt das United States Marine Corps ein, jene Teilstreitkraft, die wie keine andere für diese amerikanischen Werte ein­

steht.

Kurze Geschichte des Marine Corps

Die Wurzeln der Marines reichen zurück bis zu einer Entscheidung des Zwei­

ten Kontinentalkongresses4 vom 10. November 1775. Dort beschlossen die Abgeordneten die Aufstellung einer eigenen Marine. Nach britischem Vorbild erschien es sinnvoll, den Kapitänen der amerikanischen Kriegsschiffe eine Gruppe Marineinfanteristen an die Seite zu stellen. (Cureton 1997: 5; Millett 1991: 7). Keine vier Wochen später wurde die erste Einheit aufgestellt. Als Aushebungslokal diente eine Kneipe in Philadelphia, die "Tun Tavern". Der Kommandeur dieser ersten Gruppe Marines war - so will es wiederum die Legende - der Wirt jener Kneipe, die ersten Rekruten waren Freiwillige. Seit

4 Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges übernahm der Zweite Kontinen­

talkongress immer mehr die Rolle einer Regierung. Die Darstellung der Gründungsge­

schichte ist an dieser Stelle auf diese Tatsache zu beschränken. Die genauen Umstände sind hier zu komplex und einer eigenen Untersuchung wert.

(5)

Das UNITED STATES MARINE CORPS als Stifter nationaler Identität 91

diesen Tagen nimmt das Marine Corps fast ausschließlich Freiwillige (Clancy 2000: 29) auf.5

Die ersten Bewährungsproben für diese neuaufgestellte Teilstreitkraft ka­

men bald.6 Im Ersten Weltkrieg kämpften die Marines auch an der europäi­

schen Westfront, wo sie sich unter anderem in der Schlacht von Belleau Wood7 bewährten. Nach dem Ersten Weltkrieg spielten sie eine große Rolle bei Missionen in beinahe der ganzen Welt (Millett 1991: 212 - 235). Der Schwerpunkt dieser Operationen lag jedoch in Lateinamerika und in der Kari­

bik (Clancy 2000: 34 - 35; Cureton 1997: 5 - 6; Millett 1991: 178 - 211, 236­

263).

Im Zweiten Weltkrieg schließlich hatte das Marine Corps, neben der US Navy und Teilen der US Army, die Hauptlast der Kämpfe im Paziflk zu tra­

gen. Zwar wurden die amerikanischen Verbände, nach dem japanischen An­

griff auf Pearl Harbor (7. 12. 1941), erst einmal zurückgeschlagen, doch kam der Wendepunkt relativ bald: In der Schlacht von Midway (4.7. 1942) konnte die japanische Schlachtflotte vernichtend geschlagen werden.

Die Marines spielten, als die amerikanischen Streitkräfte den Pazifik Stück für Stück zurückeroberten, bei allen Schlachten, die in die Militärgeschichte eingegangen sind, sei es "Guadacanal" (1942), "Okinawa" (1945) oder "Iwo Jima" (1945) die entscheidende Rolle, meist kämpften sie dabei in der vor­

dersten Frontlinie. Insbesondere die Schlacht um "Iwo Jima" bekräftigte den Ruf der Soldaten des Marine Corps, die ersten am Feind, also "first to fight", zu sein (Clancy 2000: 36 - 42; Krebs 2001; Rahn 1991).

5 Clancy behauptet, es seien nur Freiwillige genommen worden. Für die Zeit des Zweiten Weltkrieges ist jedoch bezeugt, daß es in den Reihen des Marine Corps auch einige Sol­

daten gab, die im Marine Corps ihren Wehrdienst ableisteten.

6 Detaillierter auf diese einzugehen, würde hier zu weit führen. Aus diesem Grund soll hier nur das, was als "Krieg gegen die Berberpiraten (1801 - 1815)" (Sietz 2002: 50 ­ 55; Millett 1991: 42 - 45) und ,,Krieg gegen Mexiko (1846 - 1848)" (Millett 1991: 72­

76) in die Geschichte eingegangen ist, stellvertretend für alle Einsätze der Marines in den Jahren zwischen 1775 und 1900 stehen (Cureton 1997: 5). Gleichzeitig dienten die­

se heiden Missionen auch als Inspiration für die erste Zeile der Hymne des Marine Corps: ,,From the Halls of Montezuma to the shores of Tripoli".

7 Noch heute ist ein Landungsschiff der Tarawa-Klasse der US Navy nach dieser Schlacht benannt: LHA 3 ,,Belleau Wood". Zur Schlacht von ,,Belleau Wood" siehe Millet 1991:

301 - 307

(6)

Das UNITED STATES MARINE CORPS als Stifter nationaler Identität 93

Die Konstruktion des Kriegers im Film

In den Filmen, Die Hölle von Okinawa, Full Metal Jacket und Windtalkers, spielen die Angehörigen des United States Marine Corps eine tragende Rolle.

In jedem dieser Filme wird der Typus des "Marine", als Subtypus des überge­

ordnet Typus des "Kriegers", anders konstruiert. Dabei ergeben sich eine Rei­

he von Auffalligkeiten, auf die näher eingegangen werden soll. Insbesondere die beiden Begriffe "Mut" und "Ehre" sind hier zu berücksichtigen, gehören sie doch offenbar zu den hervorragenden soldatischen Verhaltensmustern und zugleich zu den idealen Spannungsträgern eines Kriegsfilmes.

In allen drei Filmen kommen allerdings Marines vor, die nach zivilen Maß­

stäben zu Friedenszeiten kein normales gesellschaftliches Leben führen könn­

ten. Alle leiden entweder unter physischen und I oder psychischen Verletzun­

gen. Die Soldaten mit psychischen Verletzungen leiden zumeist unter Formen einer Posttraumatischen Belastungsstörung10Sie sind definitiv nicht mehr in der Lage zu kämpfen. Dennoch tun diese Soldaten alles, um am jeweiligen Krieg teilzunehmen. Was auf den ersten Blick extrem paradox wirkt, ergibt Sinn, legt man den Gedanken, dass es sich hier bei den Truppen um stammes­

ähnliche Sozialgebilde handelt, zu Grunde: Innerhalb eines solchen Verban­

des ist es unmöglich, ohne das Gesicht zu verlieren, aus der Gruppe auszu­

scheren. Das individuelle Ausscheiden aus der Gruppe würde zumindest Schande über den Stamm bringen und - im Extremfall - sein Überleben in Frage stellen.

Die Hauptakteure in Lewis Milestones Film Die Hölle von Okinawa gehö­

ren zu einer Kompanie, die von Leutnant Anderson angeführt wird. Anderson scheint zwar um jeden einzelnen seiner Männer besorgt, wäre aber nach heu­

tigen Maßstäben nicht mehr einsatzfähig. Er ist ein physisches wie psychi­

sches Wrack, das unter einer Art von Kriegstrauma leidet, dessen Symptome migräneartige, krampfartige Kopfschmerzen sind, die offenbar nur mit immer stärkeren Dosen von Schmerzmitteln, in immer kürzeren Abständen verab­

10 Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS, engL Posttraumalic Stress Disorder) wird als Folge "eines kurzzeitigen oder auch länger dauernden Ereignisses, das außer­

halb der üblichen menschlichen Erfahrung liegt, das fast fiir jeden belastend wäre und das üblicherweise mit Gefiihlen von intensiver Angst, Schrecken und Hilflosigkeit er­

lebt wird" definiert (Hoffmann I Hochapfel 2004: 169).

(7)

92 Philipp Fraund

Der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ausbrechende "Kalte Krieg"

brachte dem Marine-Corps eine Fülle von neuen Aufgaben und Herausforde­

rungen. Das erste neue Einsatzgebiet war in Korea: Am 25. Juni 1950 über­

schritten schwer bewaffnete Einheiten der nordkoreanischen Volksarmee die Grenze zu Südkorea entlang des 38. Breitengrades. Die sowohl materiell wie auch personell unterlegenen südkoreanischen VerteidigerS wurden zusammen mit den wenigen amerikanischen Militärberatem zurückgedrängt. In einer au­

ßergewöhnlichen Operation landeten die Marines mit Einheiten der Army, unter dem Kommando von General MacArthur, am 15. September 1950 in Inchon (Millett 1991: 485 - 489) und marschierten bis zum Grenzfluss zwi­

schen Nordkorea und China. Die Jahre bis zum Waffenstillstand 1953 ver­

brachten die in Korea stationierten Einheiten in einer Art modernem Stel­

lungskrieg.

Nach dem Einsatz in Korea folgte der Krieg in Vietnam. "Amerikas längs­

ter Krieg" (Herrlng 1996) wurde auch für die Soldaten des Marine Corps zum längsten Krieg. Von 1965 bis 1975 waren Angehörige des Marines Corps in diesen Krieg involviert. Bezeichnenderweise waren sie es, die am 30. April 1975 - als letzte Amerikaner - das Gelände der amerikanischen Botschaft in Saigon verließen. Die ersten Marines in Vietnam waren Angehörige einer Hubschrauber Staffel. Sie sollten hauptsächlich Unterstützungsdienste für die anderen amerikanischen Militärberater (MAAG)9 leisten (Millen 1991: 563, Murphy 1997).

8 Südkorea hatte damals nur eine etwas schwerer bewaffnete Polizeitruppe, die es sowohl an Ausbildung als auch an Kampferfahrung nicht mit der nordkoreanischen Volksbe­

freiungsarmee aufnehmen konnte. Ca. 120.000 nordkoreanischen Soldaten standen etwa 10.000 südkoreanische Polizisten gegenüber. Sie hatten im Gegensatz zu den Truppen Nordkoreas weder Panzer noch Flugzeuge, vgl. Millett 1991: 475 - 476

9 MIliTARY ASSISTANCE ADVISORY GROUP

(8)

94 Philipp Fraund

reicht, in den Griff zu bekommen sind. Er klammert sich an seine Freunde, Veteranen, die, wie er auch, bisher alle Einsätze überlebt haben.

Auch in Stanley Kubricks Film Full Metal lacket weisen einige Protago­

nisten Anzeichen für psychische Erkrankungen auf. Der Ausbilder der Rekru­

ten, Gunnery Seargent Hartmann, scheint eine perverse Freude dran zu emp­

finden, seine ihm anvertrauten Männer bis zum Wahnsinn zu schinden. Einer der Rekruten, Lennart Lawrence (Private Pyle), zeiht von Anbeginn die Auf­

merksamkeit und den Hass des Ausbilders auf sich. Lawrence erscheint zu­

rückgeblieben und langsam - ein Umstand, der ihn nicht gerade zum Militär­

dienst befähigt. Der Ausbilder demütigt ihn nach Kräften so lange, bis Law­

rence zuerst ihn und dann sich selbst erschießt.

Die Soldaten, die schließlich in Vietnam eingesetzt sind, weisen, vermut­

lich aufgrund der Kriegssituation in Vietnam, ebenfalls Zeichen von psychi­

schen Schäden auf. Eine normale Kommunikation ist mit vielen von ihnen nicht mehr möglich. Dies zeigt sich auch im Vorgehen der Marines bei den Straßenkämpfen zur Rückeroberung der alten vietnamesischen Kaiserstadt Hue im Rahmen der Tet-Offensive 1968. Der Umstand, dass keine Kommu­

nikation mehr zwischen den Angehörigen dieses Zuges möglich ist, führt in Verbindung mit immer weiteren Verlusten zum sprichwörtlichen Weg in die Katastrophe.

Eine der Hauptfiguren in John Woo's Film Windtalkers, Joe Enders, leidet unter den Folgen einer Verletzung, die er sich bei der Verteidigung einer Stel­

lung zugezogen hat. Durch die Explosion einer japanischen Handgranate wurde sein Trommelfell perforiert, sein Gehöhr zumindest teilweise angegrif­

fen und sein Gleichgewichtssinn in Mitleidenschaft gezogen. Trotzdem will er so bald wie möglich wieder zurück in den Krieg, auch wenn er kaum in der Lage ist, einige Schritte ohne Gleichgewichtsprobleme zu gehen. Zudem ist Enders von seinem letzen Einsatz, bei dem er sich diese Verwunden zugezo­

gen hat, zutiefst traumatisiert. Er kann die Tatsache, dass 15 Männer unter seinem Kommando gefallen sind, nicht verwinden.

Anderson in Die Hölle von Okinawa und Enders in Windtalkers ist gemein­

sam, dass sie ein Kommando über Männer haben wollen, obwohl sie eigent­

lich, dazu gar nicht in der Lage sind. Die Diagnose, die die Filme zumindest ermöglichen, scheint klar zu sein: Anderson und Enders, leiden unter einer

(9)

Das UNITED STATES MARINE CORPS als Stifter nationaler Identität 95 Posttraumatischen Belastungsstörung. Bei Anderson sind es eher die körperli­

chen Symptome, die darauf hindeuten, während es bei Enders sowohl körper­

liche als auch psychische Symptome sind. Er leidet unter anderem an soge­

nannten "Flashbacks", einem filmähnlichen psychischen Zustand, in dem sich immer wieder Sequenzen, in denen das Trauma entstanden ist, in das Be­

wusstsein einspiegeln.11 Geht man vom Schweregrad der angedeuteten Belas­

tungsstörung aus, dann lässt sich sagen, dass Anderson und Enders bereits an den Folgen dessen leiden, was die in Vietnam eingesetzten Marines in Full Metal Jacket erst noch durchmachen werden. Die Hölle von Okinawa und Windtalkers sind in dieser Beziehung ein Vorgriff auf die filmisch beschrie­

benen Schrecken des Krieges in Full Metal Jacket.

Waren dies bisher allesamt negative Ansätze zur Konstruktion des Krie­

gers, so dürfen neben diesen gezeigten Deformationen die positiven Konnota­

tionen nicht übersehen werden. Lewis Milestone beginnt seinen Film Die Hölle von Okinawa mit der Truppenansprache eines Colonel der Marines an Bord eines Landungsschiffs kurz vor Beginn der amerikanischen Invasion von Okinawa. So wie dieser Colonel darstellt wird, handelt es sich hierbei um eine Führerfigur der Marines die, den Truppen vor dem Gefecht noch mit ei­

ner anfeuernden Rede zeigen will, worauf sie bei den nun kommenden Kampfhandlungen zu achten haben und warum dieser Krieg wichtig ist. Die ganze Szene erinnert an die entsprechenden Reliefs an der Trajanssäule in Rom. Dort ist Kaiser Trajan abgebildet, wie er vor dem Abmarsch zur Schlacht eine aufmunternde und anfeuernde Rede, eine adlocutioJ2, hält. Jener amerikanische Colonel verkörpert allerdings nicht die Imago des Kaisers, wie dieser strahlt er zwar auch gravitasJ3 und virtusJ4 aus, scheint jedoch eher den Typ des alten, erfahrenen Soldaten zu verkörpern, der um seine Männer be­

sorgt ist.

11 Gleichzeitig sind diese ,,Flashbacks" wichtige Symptome, wenn es um die Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsstörong geht. (Hoffmann I Hochapfel 2004: 171).

12 lat. adlocutio

=

Ansprache

13 lat. gravitas = Gewicht, Las~in diesem Zusammenhang eher Ernst und Würde

14 lat. virtus = Tüchtigkeit, in diesem Zusammenhang aber auch Mannhaftigkeit, Kraft, Stärke, Tapferkeit, Mut

(10)

96 Philipp Fraund Bisher war fast nur von Offizieren die Rede. Jedoch auch innerhalb der Mannschaftsdienstgrade lassen sich Indizien für die Konstruktion des Krie­

gers ausmachen. Beinahe archetypisch für die Konstruktion des einfachen Soldaten sind Männer, wie sie in Die Hölle von Okinawa und in Full Metal Jacket vorkommen: Männer, die zwar jahrelange Erfahrung beim Militär ha­

ben, aber es in a11 den Jahren nie weiter als bis zum einfachen Soldaten ge­

bracht haben. In normalen Zeiten sind sie so etwas wie Querköpfe, in Krisen­

zeiten sind sie jedoch der "väterliche" Kitt, der die Truppe zusammenhält. Sie vollbringen meist, ohne Rücksicht auf das eigene Leben, Heldentaten.

Angesichts von immer drohender oder aktueller Deformation scheinen Selbstüberwindung und Opferbereitschaft jedenfalls die zentralen Kennzei­

chen des filmisch konstruierten Kriegers zu sein, was im Fall des kritischen Diskurse Kubricks in seiner Sinnlosigkeit demaskiert wird.

Darstellung des Krieges

Alle drei Filme spielen in einem Dschungel. Die Schlachten auf den mit Dschungel bewachsenen pazifischen Inseln des Zweiten Weltkrieges bilden den Hintergrund für Die Hölle von Okinawa und Windtalkers. Nimmt man das Sujet des Dschungelkrieges als eigenes Genre innerhalb des Kriegsfilms, dann variiert Kubrick mit Full Metal Jacket dieses Genre: Seine Soldaten kämpfen zwar auch in einem Dschungel. Es handelt sich hier jedoch um einen anderen Dschungel als den üblichen - den "Dschungel" der Straßenkämpfe.

Im Jargon der Militärs heißt diese Art von Kriegsftihrung MOUT15Dieses Akronym dient gleichzeitig als Euphemismus für diejenigen, bei denen das Wort "Straßenkämpfe" Erinnerungen an die Schrecken solcher Schlachten wie "Stalingrad" (1942/43), "Berlin" (1945) oder eben "Hue" (1968) wach­

ruft.

Kubrick versucht, den Krieg in Vietnam anhand der Rückeroberung der al­

ten Kaiserstadt Hue nach der Tet-Offensive darzustellen. Seine Darsteller a­

gieren in einer grauen, trostlosen, fast wie eine Mondlandschaft anmutenden Kulisse, in der neben dem Grau des Betons vor allem das Rot-Orange der ü­

15 Military Operations in Urban Territory

(11)

Das UNITED STATES MARINE CORPS als Stifter nationaler Identität 97

berall wütenden Brände dominiert. Diese Brände verleihen dem Schauplatz etwas Gespenstisches und Apokalyptisches. Nicht zu Unrecht ist es auch möglich, von einer "Seelenlandschaft" (Kilb 2003: 41) zu sprechen: Die Landschaft ist genauso zerstört, wie die Seelen der dort kämpfenden Soldaten deformiert sind.

Kubrick gelingt es dabei, den Krieg darzustellen, ohne Heerscharen von u­

niformierten Statisten aufbieten zu müssen. Mit wenigen Panzern und Hub­

schraubern ist es ihm möglich, einen Eindruck von der Intensität der Kampf­

handlungen um Hue zu geben. Er zeigt aber auch exemplarisch, dass - trotz aller Propaganda von "Air Power", Luftüberlegenheit und der Stärke gepan­

zerter Truppenverbände - es am Ende immer noch die Infanteristen, also die

"Boots on the ground" sind, die sich der Hauptlast der Kämpfe und damit der größten Gefahr ausgesetzt sehen. Auch in den beiden anderen Filmen ist deut­

lich zu sehen, dass Kriege nicht ohne diese "Boots on the ground" entschie­

den werden können. Am Ende braucht man, dies ist besonders deutlich in Die Hölle von Okinawa zu sehen, immer opferbereite Menschen, die ohne Rück­

sicht auf das eigene Leben dem Kriegsziel dienen.

Im Gegensatz zu Full Metal lacket stellen die Regisseure der beiden ande­

ren Filme die Kampfhandlungen mit Massen von uniformierten Statisten nach. Bei Windtalkers ist noch der exzessive Einsatz moderner Computer­

technik hervorzuheben. Die Anwendung moderner Bildverarbeitung mag zwar neue Möglichkeiten in der Regie, der Bildgestaltung und bei den Spezi­

aleffekten ermöglichen, doch bei Windtalkers wirkt sich der Einsatz von Computertechnik insgesamt negativ auf das Gesamtbild aus. Gerade die Sze­

nen, in denen amerikanische Flugzeuge angreifen, wirken dadurch bzw. durch die errechnete Kameraposition extrem unglaubwürdig und gestellt. Auch in Punkto Lichtsetzung sieht man deutlich den Anspruch der Regie, perfekte Bilder zu liefern, alle Szenen wirken zu farbig und zu hell.

Trotz des massenhaften Einsatzes von Statisten gelingt es den Regisseuren von Die Hölle von Okinawa und Windtalkers nicht, die Intensität der jeweili­

gen Schlachten darzustellen. Ihre Version des Krieges wirkt eher, dies gilt um so mehr für John Woo's Windtalkers, wie ein etwas gefährlicherer Spazier­

gang durch feindlich besetztes Gelände. Wären da nicht die prächtigen Explo­

sionen des gegnerischen Artillerie- und Gewehrfeuers, dann wäre die Illusion

(12)

98 Philipp Fraund

eines idealen Sonnentages perfekt. Hinzu kommt, dass hier die Bilder mit al­

len abgegriffenen Klischees eines Krieges spielen: etwa dem grausamen Tod eigener Kameraden, wobei das Opfer im filmischen Idealfall in den Armen des besten Freundes stirbt. Auch der Beschuss durch "frredly-fire" ist ein ger­

ne wiederholtes Motiv.

Windtalkers liefert daher, mehr noch als Die Hölle von Okinawa, eine auf Hochglanz getrimmte Technicolor Version von Krieg, wie sie wohl eher der Phantasie des Regisseurs als der Wirklichkeit entsprungen sein mag. Bei Die Hölle von Okinawa entspricht zumindest das Gelände dem Originalschau­

platz. Die Darsteller laufen zum größten Teil durch eine, durch das Artillerie­

feuer von heiden Seiten in eine Mondlandschaft verwandelte, Szenerie, in der es kaum einen Flecken Grün gibt. Das Grau von Staub und Sand dominiert, grüne, blühende Bäume gibt es kaum, nur noch grotesk zerfetzte Baumstümp­

fe.

Bemerkenswert ist, dass in allen drei untersuchten Filmen die Marines fast immer zu Fuß unterwegs sind. Es gibt zwar Panzer zu ihrer Unterstützung, doch diese werden meist getroffen und sind nicht mehr verwendungsfähig ­ vom Schicksal ihrer Besatzungen ganz zu schweigen. Dabei verfügt das Ma­

rine Corps durchaus über Fahrzeuge, mit denen sich größere Mengen Solda­

ten transportieren lassen. Indem aber ein Bild von einer Truppe filmisch kon­

struiert wird, die - in guter, alter Infanteristenmanier - zu Fuß unterwegs ist, wird hier auch ein Bild des Kriegers gezeichnet, wie es klassischer nicht sein könnte. Hier wird bewusst auf die Vorbilder der römischen Legionen und der mittelalterlichen Landsknechtheere zurückgegriffen, um sowohl die Härte der GI' s zu demonstrieren als auch zu zeigen, dass der wahre Soldat zu Fuß, Mann gegen Mann, kämpft.

Darstellung des Ethos der Marines

Während die Rekruten in Full Metal Jacket an ihren Gewehren ausgebildet werden, weist sie Hartmann auch auf die Verdienste der Schützen des Marine­

Corps hin. Insbesondere die eigenwillige "Ahnengalerie", die Hartmann bei dieser Gelegenheit anführt, verdient Beachtung. Als Vorbild für das, was ,,(...)

(13)

Das UNITED STATES MARINE CORPS als Stifter nationaler Identität 99

Those individuals showed what one motivated marine and his rifle can do!(... )" (Full Metal Jacket, TC: 00:29:03 - 00:31:05) werden zwei Personen genannt: zum einen ein Massenmörder, zum anderen der mutmaßliche Ken­

nedy-Mörder Lee Harvey Oswald. Es klingt fast wie eine düstere Prophezei­

ung, als Hartmann ihnen vorhersagt: ,,(...) And before you ladies leave my island, you will be able to do the same thing!" (Full Metal Jacket, TC:

00:29:03 - 00:31 :05). Der Verweis auf zwei Mörder als Vorbilder für die Re­

kruten ist zumindest genauso fragwürdig wie der in allen Filmen zur Schau gestellte Kult um die Waffe. Führt man sich das "Glaubensbekenntnis" der Marines, so wie es beispielsweise in Full Metal Jacket vorgebetet wird, vor Augen, wird diese pseudoreligiöse Ausrichtung des Corps noch deutlicher:

"This is my Rifle. There are many like it but this one is mine. My rifle is my best friend. It is my life. 1 must master it as 1 master my life.

My rifie, without me, is useless. Without my rifie, 1 am useless. 1 must fire my rifie true. 1 must shoot straighter than any Enemy who is trying to kill me. 1 must shoot him before he shoots me 1 will ...

My rifie and myself know that what counts in this war is not the rounds we fire, the noise olour burst, nor the smoke we make. We know that it is the hits we counts. We still hit...

My rifle is human, even as I, because it is my life. Thus, 1 willieam its weakness, its strenth, its parts, its accessories, its sights and its barrel. 1 will keep my rifie clean and ready, even as 1 am clean anti ready. We will become part of each other. We will...

Before God 1 swear this creed. My rifle and myself are the defenders of my country.

We are the masters ofour enemy. We are the saviors of my life.

So be it, until victory is America's anti there is no enemy, but Peace!"

(Clancy 2000: 119/6

Hierbei kommt immer wieder die schon fast religiöse Verehrung des Marine­

Corps für die eigene Waffe und die daraus resultierende Ansicht, ,,(...) God has a hard-on for marines because we kill everything we see (...)" (Full Metal Jacket, TC: 00:31 :05 - 00:32:29) zum Ausdruck. Insgesamt haftet allen diesen Szenen, sei es nun das "Gebet" mit der Waffe in der Hand im Bett oder das

]6 Die auf der Homepage der Historical Division des United States Marine Corps (http://hqinetOO1.hqmc.usmc.millHDlHistoricaVFrequently_RequestedlMarines%27_Ri fle_Creed.htm) dargestellte Geschichte dieses "Glaubensbekenntnisses" ist in der Tat bemerkenswert: 1942 wurde es auf Anregung seines Generals von einem Pfarrer des Marine Corps verfasst, um den Soldaten die Bedeutung ihrer Waffe klar zu machen.

(14)

100 Philipp Fraund

Singen von "Happy Birthday Jesus", etwas Religiöses an. Diese Religiosität bekommt aber dadurch, wie sie praktiziert und inszeniert wird, einen zwei­

deutigen Beigeschmack. Dieser Beigeschmack entlarvt diese oberflächlich religiösen Rituale als das, was sie in Wirklichkeit sind: pseudoreligiöse oder gar blasphemische Praktiken, die mit dem christlichen Glauben kaum etwas gemeinsam haben. Angesichts der in den Vereinigten Staaten, und hier wie­

derum besonders im Militär, zur Schau getragenen, oft schon ans Fanatische grenzenden, Religiosität ist dies sicherlich auch als ein Seitenhieb auf eine militärisch pervertierte Glaubenspraxis zu sehen. Gleichzeitig wird aber in dieser Szene auch der Führungsanspruch Amerikas in der Welt thematisiert.

Das Glaubensbekenntnis der Marines suggeriert hierbei, wie auch Hartmans

"Ankündigung" des Gottesdienstes, dass dieser Führungsanspruch gewisser­

maßen von Gott persönlich so gewollt und damit dem amerikanischen Volk auferlegt wurde (Weigel-Klinck 1996: 94). Auch die Hymne des Marine Corps ist ein weiteres Indiz für die Sonderstellung, die das Marine Corps als Instrument des auserwählten Volkes innerhalb der amerikanischen Gesell­

schaft beansprucht:

"From the Halls of Montezuma /to the Shores ofTripoli, Wefight our country's bal­

tles / In the air, on land and sea. First to fight for right and freedom, / And to keep our honor clean, We are proud to claim the tille /01 United States Marine.

Our flag's unfurl'd to every breeze / From dawn to setting sun,· We have fought in every clime anti place / Where we could take a gun. In the snow offar-off northem lands / And in sunny tropic scenes, You will find us always on the job / The United States Marines.

Bere's health to you anti to our Corps / Which we are proud to serve; In many a strife we've fought for life / And never lost our nerve. Ifthe Anny and the Navy / Ever look on Heaven's scenes, They will find the streets are guarded / By Un;ted States Marines. ,,17

Berücksichtigt man das kaum vermeidbare Pathos, das dieses Lied zur Hymne der Marines werden ließ, bietet der Text Ansatzpunkte für Rückschlüsse auf das ideologisch konstruierte und im Film problematisierte Ethos des Corps an.

Die zeilen "From the Halls of Montezuma I to the Shores of Tripolr' stehen nicht nur, wie bereits erwähnt, für die ersten Bewährungsproben des Corps,

17 (http://hqinetOO1.hqmc.usmc.miVHDlHistoricaIlCustomes_TraditionsIMarines_

Hymn.htm)

(15)

Das UNITED STATES MARINE CORPS als Stifter nationaler Identität 101

sondern auch, wie die Zeilen "We have fought in every clime and place / Where we could take a gun. / In the snow of far-off northern lands / And in sunny tropic scenes", für den Anspruch auf eine globale und beinahe univer­

selle Einsetzbarkeit der Soldaten. Dies vereinigt offensichtlich soldatisches Potenzial mit politischer Anforderung.

Zum Mythos des USMC, der mit dessen Ethos eng verbunden ist, gehört auch der Umstand, dass das Marine Corps bestrebt ist, ähnlich wie die franzö­

sische Fremdenlegion, seine Toten nicht auf dem Schlachtfeld zurückzulas­

sen. 18 Dies hat auch etwas mit der schon oben angesprochenen fidelitas zu tun. Die Nähe dieser Verhaltensprojektion zum Motto "Semper fidelis" des Marine Corps kommt nicht von ungefähr. "Semper fidelis" lässt sich auf deutsch mit "immer treu" übersetzen. Bei der Parade zur Vereidigung der neuen Marines heißt Hartman in Full Metal lacket dann auch die neuen Trup­

penmitglieder in der Bruderschaft der Marines willkommen. Einige von ihnen würden, so Hartman, nicht aus Vietnam zurückkommen. Sie sollten immer daran denken, dass (auch) Marines sterblich und eigentlich zum Sterben da seien. Dadurch, dass aber das Marine Corps bis in alle Ewigkeit leben werde, so Hartman, würden auch die Gefallenen des Corps bin in alle Ewigkeit leben (Full Metal lacket: TC 00:36:45 - 00:37:30). Die Treue zum Corps besteht und wirkt sogar über den Tod des einzelnen hinaus. Der Einzelne ist dabei nichts, das Corps jedoch alles.

Die Unterordnung des Einzelnen unter die Einheit ist in der militärischen Ordnung eine funktionale Notwendigkeit. Dieses Moment, Unterordnung des Einzelnen unter die Einheit, taucht, wie auch seine Variation, Härte gegen sich selbst, als ein Leitmotiv in allen drei Filmen auf. Alle in diesen Filmen vorkommenden Soldaten müssen sich den Befehlen des Corps unterordnen.

Vermeintliche Ausreißer, wie etwa der Übersetzer in Die Hölle von Okinawa, weichen nur durch ihr unmilitärischen Aussehen und durch ihren Habitus von diesem Schema ab. Auch sie sind jedoch dem militärischen Reglement unter­

worfen. Ihre Eigenwilligkeit wird mehr oder minder stillschweigend geduldet, da sie, dies zeigt das Beispiel des Übersetzers deutlich, über besondere, selte­

18 Die Filme Die Hölle von Okinawa und Windtalkers suggerieren zwar etwas anderes, doch in aller Regel versucht man seine Toten und Verwundeten in die Heimat zurück­

zublingen. In diesen heiden Filmen wird das Motiv derfidelitas anders modelliert.

(16)

102 Philipp Fraund ne Fähigkeiten, etwa japanische Sprachkenntnisse, verfügen, die es in der Truppe nicht genügend oft gibt, die das Corps aber dringend benötigt.

Stanley Kubrick zeigt deutlich wie prekär diese Hierarchien sind und wo­

hin es führen kann, wenn solche Ordnungen durcheinander geraten. Die Ma­

rines jener Patrouille, die durch Hue pirscht und deren Schicksal Kubrick im zweiten Teil von Full Metal Jacket dokumentiert, geraten unter das Feuer ei­

nes feindlichen Heckenschützen. Vorher hat die Gruppe schon ihren Gruppen­

führer und seinen Stellvertreter verloren. Nun wird ein Kamerad angeschos­

sen, der Sanitäter der Gruppe versucht ihm zu helfen, wird aber selbst getrof­

fen. Der Heckenschütze demonstriert nun seine Macht, in dem er die beiden Verwundeten immer wieder unter gezieltes Feuer nimmt. In diesem Moment beginnt dem derzeitigen Gruppenführer, dem ranghöchsten Unteroffizier,

"Cowboy" die Kontrolle über seine Gruppe zu entgleiten. Nachdem nicht mit dem von Cowboy angeforderten Panzer zur Unterstützung zu rechnen ist, be­

fiehlt er den Rückzug. Doch Animal Mother weigert sich - getreu dem Motto

"semper fidelis" - seine beiden verwundeten Kameraden im Stich zu lassen.

Er rennt, mit seinem schweren Maschinengewehr um sich schießend, über das Schlachtfeld auf seine beiden verwundeten, im Todeskampf liegenden, Kame­

raden zu und wird in diesem Moment zum eigentlichen Anführer, der die Gruppe immer weiter in die Ruinen Hues hineinlockt. Cowboy besieht sich die mutmaßliche Stellung des Heckenschützen und will sich via Funk mit sei­

nem Vorgesetzen in Verbindung setzen, wird jedoch bei diesem Versuch er­

schossen. Animal Mother übernimmt nun auch de jure Cowboys Position als Gruppenführer. Es dürfte kein Zufall sein, dass die gescheiterte Kommunika­

tion bei gleichzeitig blinder Gefolgschaft gegenüber dem Kameraden zu ei­

nem der Höhepunkte des Filmes zählt.

In Windtalkers dagegen wird der Topos der Rücksichtslosigkeit gegen sich selbst auf die Spitze getrieben. Einer der Funker gerät in japanische Gefan­

genschaft und bittet seinen zögernden Leibwächter ihn zu erschießen. Damit, so die Botschaft des Films, rettet er durch seine Selbstopferung das Leben vieler anderer. Diese Opferbereitschaft modelliert filmisch wohl die extremste Form der Treue. Der Furtker ist seinen Kameraden bis über den Tod hinaus treu.

(17)

Das UNITED STATES MARINE CORPS als Stifter nationaler Identität 103

"Power and Mission,,·9

Unter der Prämisse, dass Filme immer auch Dokumente für den zum Zeit­

punkt ihrer Entstehung herrschenden Zeitgeist sind, lässt sich an den drei hier zur Diskussion stehenden Filmen sehr gut zeigen, wie unterschiedlich zu den jeweiligen Entstehungsdaten über die Rolle des Militärs innerhalb der ameri­

kanischen Gesellschaft und Politik gedacht wurde. Die Untersuchung dieses Diskurses ist um so interessanter, da hierbei auch die Visualisierung von Poli­

tik am soldatischen Modell deutlich wird. Zwei der drei Filme, Die Hölle von Okinawa und Full Metal Jacket, stammen, wie schon erwähnt, aus dem Zeit­

alter des Kalten Krieges, während Windtalkers in der jüngeren Vergangenheit entstanden ist.

So ist es wohl kein Zufall, wenn zu Beginn von Lewis Milestones Die Höl­

le von Okinawa die Hymne der Marines ertönt. Zu hören ist, zu einer extrem schmissigen Variante der Melodie dieses Liedes, allerdings nur die erste Stro­

phe mit der Schlüsselpassage "First to fight for right and freedom". Auch in der schon erwähnten Ansprache legt der Colonel der Marines dar, warum es sich hier zu kämpfen lohnt. Während des Films sieht man den Sanitäter der Gruppe immer wieder, wie er etwas in einen Block schreibt. Nach seinem Tod, der Anderson sehr nahe geht, werden diese Notizen als eine Art Ver­

mächtnis verlesen. Dabei handelt es sich bis in den Bildautbau hinein um eine extrem pathetische Darstellung. Während der Kriegsberichterstatter, der die Gruppe begleitet, den hinterlassenen Text verliest umgeben ihn glorifizieren­

de und zugleich kriegsreale Rauchschwaden. Seine ganze Rede ist mit dunk­

ler und sehr getragen wirkender Streichermusik unterlegt. Dem verlesenen Inhalt ist die Situation angemessen. Von der Frage ausgehend, warum ein Soldat fällt und der andere nicht, führen die Gedanken zum "Glauben an die Weisheit Gottes" als Antwort auf diese Frage. Diese mag darin bestehen, dass Gott die Überlebenden nur deshalb verschont hat, damit sie die Menschheit und sich selbst an die Schrecken des Krieges erinnern könnten. Sie sollten aber niemals vergessen, dass die Freiheit das "höchste und erhabenste Gut auf Erden" sei. In pathetischer Übersteigerung hört der dadurch in die Truppe einbezogene Zuschauer, dass die kämpfenden Truppen ein Teil der Welt sind

19 So der Titel des gleichnamigen Buchs von Detlef Junker (Junker 2(03)

(18)

104 Philipp Fraund

und die Welt ein Teil von ihnen. Wenn ein Teil leiden muss, so müssen alle leiden. Wenn ein Teil die Freiheit verlöre, dann würden alle die Freiheit ver­

lieren Die Überlebenden des "tapferen Marine Corps" würden feierlich schwören, die Schrecken und die Leiden des Krieges niemals zu vergessen, aber "mutig und stark bleiben, in dem Bewusstsein, dass (sie) für diese Frei­

heit zu kämpfen haben". Danach hört man aus dem Off das "Vater unser".

Während die Soldaten beten, sieht man Leutnant Anderson die Flasche mit seinem Schmerzmittel auf dem Boden werfen und sie mit dem Kolben seines Gewehrs zertrümmern (Die Hölle von Okinawa, TC 01:43:00 - 01:45:20). Der beschädigte Held schöpft aus der Trauer und einer damit verbundenen Ka­

tharsis neuen Mut im Bewusstsein des Auftrages, an den ihn ausgerechnet das Sterben des Kameraden erinnert hat. Danach schreitet er seinen Soldaten vor­

an in die nächste Schlacht, während - langsam lauter werdend - wieder die Hymne des Marine Corps einsetzt, bevor der Film endet.

Angesichts des Entstehungszeitraums, Lewis Milestone drehte diesen Film 1951, scheint die Botschaft der oben geschilderten Passage klar: Die USA ­ als Wir zugleich Truppe und Nation - müssen die Freiheit, jenes "höchste und erhabenste Gut auf Erden" nicht nur im Kampf gegen die Japaner, sondern auch gegen die Kommunisten verteidigen. Geradezu programmatisch macht dies die Analogie der Zugehörigkeit der Truppe zur Welt deutlich. Wenn ein Teil der Welt die Freiheit verlieren würde, so würde die gesamte Welt die Freiheit verlieren. In aller Deutlichkeit handelt es sich hierbei um die filmi­

sche Darstellung von George F. Kennans Containment-Theorie, wobei natür­

lich das Argumentationsmuster "Kampf für die Freiheit" schon beim Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg verwandt wurde. Franklin D. Roosevelt gebrauchte den Topos des Freiheitskampfes in seiner Rede vor dem Kongress, als er den Kriegszustand zwischen den Vereinigten Staaten und dem Dritten Reich verkündete: "Rapid und united effort by all of the peoples of the world who are determined to remain free will insure a world victory of the forces of justice and of righteousness over the forces of savagery and of barbarism."

(FRUS 1941: 590)20

Der andere Film des Kalten Krieges, Stanley Kubricks Full Metal Jacket, greift den Krieg in Vietnam (1960 - 1975) auf. Auch hier wird, wie oben ge­

20 Roosevelt hielt diese Rede am 11. Dezember 1941 vor dem Kongress

(19)

Das UNITED STATES MARINE CORPS als Stifter nationaler Identität 105

zeigt, der Führungsanspruch der USA und seine religiös Untermauerung the­

matisiert. Die Rekruten, die sich der Ausbildung des US Marine Corps unter­

ziehen, kommen in eine entmenschlichte, entindividualisierte und vermasste Gruppe hinein, in der pseudoreligiöse und pseudosexuelle Rituale eine große Rolle spielen. Die Rekruten werden zu Killermaschinen erzogen - um den Preis einer deformierten Persönlichkeit. Die Kampfhandlungen, die die Mari­

nes in Vietnam erleben, haben mit dem, was ihnen beigebracht wurde, kaum noch etwas zu tun. Die einzelnen Charaktere verrohen zusehends angesichts eines Gegners, der nicht sichtbar ist, aber dennoch erhebliche Opfer in den Reihen der Soldaten fordert. Der Führungsanspruch der Vereinigten Staaten von Amerika bekommt hier aber eine vollkommen andere Konnotation. Wird die Verteidigung der Freiheit in Die Hölle von Okinawa als oberstes und höchstes Ziel dargestellt, so wird dieses Ziel bei Full Metal Jacket immer fragwürdiger. Die Werte, für die es sich zu kämpfen lohnt, verschwinden in eine.m Nebel aus Ziellosigkeit und Frustration. Die GI' s, die in Vietnam kämpfen, wissen genau, dass der Krieg, den sie hier führen, in ihrer Heimat extrem unpopulär ist und die Demonstrationen gegen diesen Krieg von Tag zu Tag mehr Zulauf gewinnen. Die (üblichen) Argumente, mit denen der Krieg seitens der politischen und militärischen Führungsebene der USA gerechtfer­

tig wird, verlieren angesichts der realen Situation in Vietnam jegliche Glaub­

würdigkeit. In Full Metal Jacket werden damit auch die Auswirkungen einer Politik skizziert, die auf Kennans Containment Theorie beruht. Getreu dem Motto Kennedys ,,(...) Let every Nation know, whether it wishes us weIl or ill, that we shall pay any price, bear any burden, any hardship, support any friend, oppose any foe to assure the survival and the succes of liberty (...)" (Hochman 1997: 29)21 und dem herrschenden Kalten Krieg, scheint das amerikanische Engagement in Vietnam ein zwingendes Resultat einer Politik gewesen zu sein, die Amerika darauf festlegte, dass es überall dort, unter Anwendung al­

ler Mittel einzugreifen habe, wo der Kommunismus die "westliche Hemisphä­

re" zu bedrohen schien. Die damals auf amerikanischer Seite vorherrschenden Ideologien, Theorien, Doktrinen und Glaubenssätze führten, verbunden mit der durch McCarthy ausgelösten Angst, dem Kommunismus gegenüber zu weich zu sein, dazu, dass man sich in den USA der Selbsthypnose hingab,

21 Rede Kennedys zu seiner Amtseinführung am 20.01. 1961

(20)

106 Philipp Fraund man müsse Südvietnam retten, um eben dadurch die freie, demokratische Welt vor den Tentakeln des Kommunismus zu retten.

Die oben geschilderte Prämisse, nach der Filme auch immer Dokumente des Zeitgeists sind, scheint für John Woo's Windtalkers nicht mehr zu stim­

men. John Woo drehte seinen Film im Jahre 2002. Angesichts der veränderten Weltlage seit dem 11. September 2001 könnte man vermuten, dass dieser Film irgendwelche spezifischen Botschaften enthalten müsse, die mit der Po­

litik des "Global War on Terror" korrespondieren. Dem ist aber nicht so.

Vielmehr enthält Windtalkers die üblichen Botschaften von der Freiheit als höchstem Gut, das es zu verteidigen gilt. Lediglich der mehrmals geäußerte Unmut von Enders darüber, dass er, anstatt Japaner zu töten, "Kindermäd­

chen" für irgendwelche indianischen Funker spielen müsse, erscheint als To­

pos neu. Die Tatsache, dass die wesentlichen Elemente der Codierung sich auch in Zeiten des transnationalen Terrors nicht geändert haben, legt den Schluß nahe, dass es so kurz nach jenem schicksalhaften Datum noch filmi­

schen Diskurs sich die Grundmuster der Auseinandersetzungen des Kalten Krieges auch auf die Phase des Global War on Terror anwenden haben lassen.

Schlussbemerkung

Krieg und Militär sind immer wieder gern verwendete Sujets im Film. Warum sollten also Filme, in denen das United States Marine Corps eine wichtige Rolle spielt, etwas besonderes sein? Auf den ersten Blick sind sie auch nicht anders als alle anderen Filme, in denen Einheiten der anderen Teilstreitkräfte - Army, Navy und Air Force - eine Rolle spielen.

Berücksichtigt man jedoch beim zweiten Blick auf die Filme alle oben auf­

geführten Umstände, so ergibt sich ein anderes Bild. Dann kommt dem Mari­

ne Corps eine besondere Stellung bei der Identitätsprojektion der amerikani­

schen Gesellschaft zu, deren Bedeutung im Film exemplarisch wird. Diese Sonderstellung resultiert zum einen aus der Rolle, die das Corps in beinahe allen Kriegen in den letzten 100 Jahren spielte. Im Arsenal der amerikani­

schen Streitkräfte stellen sie gewissermaßen eine Allzweckwaffe dar, deren Einsatz immer in einem symbolischen und praktischen Sinn die Präsenz Ame­

(21)

Das UNITED STATES MARINE CORPS als Stifter nationaler Identität 107

rikas bedeutet. Durch ihre Verdienste im Kampf und damit um den Staat, die durch eine exzellente PR-Arbeit noch weiter glorifIZiert wurden, sind sie ein Teil des kollektiven amerikanischen Gedächtnisses geworden.

So verwundert es nicht, wenn amerikanische Präsidenten gerne auf Marines zurückgreifen, auch wenn es um Repräsentationszwecke geht. Die Wachen vor den Eingängen des White House sind Marines. Wie der Präsident, werden auch amerikanische Botschaften im Ausland von Marines bewacht und ge­

schützt. Die United States Marine Band nennt sich stolz "Tbe Presidents Own". Auch die offizielle Hymne der Vereinigten Staaten, "The Stars and Stripes Forever" ist eigentlich ein Lied der Marines. Der Leiter der Marine Band, John Philip Sousa (1854 - 1932), schrieb diesen Marsch während sei­

ner Dienstzeit. Am 10. Dezember 1987 wurde "Tbe Stars and Stripes Fore­

ver" zur offiziellen Hymne der USA erklärt. Man begründete diese Wahl damit, daß "Tbe Stars and Stripes Forever" ein "integral part of the celebra­

tion of American life" seien.22

Die permanente Wiederholung des eigenen Mythos in Filmen dient als Werbung für das Marine Corps und zugleich zur Perpetuierung der amerika­

nischen Selbstverständigung entlang der wechselvollen medialen Erlebnisse einer kämpfenden Elite. Somit bilden die Filme wiederum die Möglichkeit, Grundbausteine nationaler Identität in allen Teilen der USA zu verbreiten.

Das gilt auch dann noch und ist sogar Vorraussetzung einer solchen Strategie, wenn ein kritischer visueller Diskurs, wie der von Full Metal Jacket, an die­

sen Projektionen anknüpft und sie gegen sich selbst wendet.

Literatur

Assmann, Jan (2000): Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identi­

tät in frühen Hochkulturen, München.

Beham, Mira (1996): Kriegstrommeln. Medien, Krieg und Politik, München.

Bierling, Stephan (2003): Geschichte der amerikanischen Außenpolitik. Von 1917 bis zur Gegenwart, München.

22 hup://www.marineband.usmc.miVedu_sousa.html

(22)

108 Philipp Fraund Chiari, Bernhard (2003): USA - Sowjetunion. Gewalt, Krieg und Nation im Film; in: Chia­

ri, B.I Rogg, M.I Schmidt, W. (Hrsg.): Krieg und Militär im Film des 20. Jahrhunderts;

München, S. 157 - 162.

Clancy, Tom (2000): US Marines. Die legendäre Elitetruppe, München.

Cureton, Charles H. (1997): The U.S. Marine Corps, LondonlPennsylvania

Foreign Relations of the Unites States (PRUS): 1941 Vol. I, S. 590 (zitiert als: FRUS 1941)

Guinsburg, Thomas N. (1982): The Pursuit of isolationism in the United States Senate from Versailles to Pearl Harbor, New YorklLondon.

Harper, Sue (1997): Popular Film, Popular Memory. The Case ofthe Second World War;

in: Evans, M./Lunn, K. (Hrsg.): War and Memory in the Twentieth Century, Ox­

fordlNew Yorlc, S. 163 - 176.

Hellman, John (1997): The Vietnam Film and American Memory; in: Evans, M.I Lunn, K.

(Hrsg.): War and Memory in the Twentieth Century, Oxford, New York, S. 177 - 188 Hemenz, Richard L. (2001): The United States Marine Corps in books and the Performing

Arts, Jefferson I North Carolina, London.

Herring, George C. (1996): America's Longest War. The United States and Vietnam, 1950 - 1975. New York.

Hochman, Eleanor (1997): The Penguin Dictionary of Contemporary American History.

1945 to the Present; New York.

Hoffman, Sven OlaflHochapfel, Gerd et al. (Hrsg.) (2004): Neurotische Störungen und Psychosomatische Medizin. Mit einer Einführung in Psychodiagnostik und Psychothe­

rapie; Stuttgart.

Junker, Detlev (2003): Power and Mission. Was Amerika antreibt, FreiburgIBrsg.

Keegan, lohn (2001): Die Kultur des Krieges, ReinbeckIHamburg.

Kilb, Andreas (2003): Die endlose Schrecksekunde. Nur wer den Tod gesehen hat, kann den Krieg erkennen: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. 11. 2003, S. 41

Krebs, Gerhard (2001): Der Krieg im PazifJk 1943 - 1945, in: Boog, H./Krebs, G.Nogel, D. (Hrsg.): Das Deutsche Reich in der Defensive. Strategischer Luftkrieg in Europa, Krieg im Westen und in Ostasien 1943 -1944/45, StuttgartlMünchen, S. 643 -771.

MilIeu, Allan R. (1991): Semper Fidelis. The History of the United States Marine Corps, New York.

Murphy, Edward F. (1997): Semper fi Vietnam. From Da Nang to the DMZ, Marine Corps Campaigns 1965 - 1975. Novato/Ca.

Paul, Gerhard (2003): Krieg und Film im 20. Jahrhundert. Historische Skizz~ und metho­

dologische Überlegungen; in: Chiari, B./Rogg, M.I Schmidt, W. (Hrsg.): Krieg und Mi­

litär im Film des 20. Jahrhunderts, München, S. 3 - 76.

Rahn, Werner (1990): Der Krieg im PazifJk; in: Boog, H./Rahn, W.lStumpf, R./Wegner, B.

(Hrsg.): Der globale Krieg. Die Ausweitung zum Weltkrieg und der Wechsel der Initia­

tive 1941 - 1943, Stuttgart, S. 173 - 271.

(23)

109 Das UNITED STATES MARINE CORPS als Stifter nationaler Identität

Sietz, Henning (2002): Die Piraten von Tripoli. Erster Krieg der USA gegen einen Orienta­

lischen Despoten, in: Informationen für die Truppe 1/2002, S. 50 - 55.

Walker, Alexander (1999): Stanley Kubrick. Leben und Werk, Berlin, S. 310 - 341.

Weigel-Klinck, Nicole (1996): Die Verarbeitung des Vietnam-Traumas im US­

Amerikanischen Spielfilm seit 1968, Alfeld.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

A servosystem as defined in claim 6 wherein said cycling means includes an amplifier for modifying said energizing signal and having an intermittent deadband condition whereby

An oscillator as defined defined in claim 6 wherein said current control means comprises a transistor in each circuit having common base connections and means to vary the voltage

A peak detector according to claim 1, further defined by said trigger circuit comprising a level com parator having input terminals defining said first and second comparator

Apparatus for use in conjunction with a predeter mined data pattern applied to a data storage surface in reporting the location of a data transfer device with re spect to a

The present invention comprises a baseplate assem bly for a disc drive utilizing a stiff inner baseplate sec tion having means for uspporting the recording disc and the

The servo tracks are prerecorded on the medium and have a frequency difference which is small in comparison to the frequency of the signals themselves and by multi plying

A disc drive apparatus, comprising a baseplate, means for supporting a plurality of recording discs arrayed in packs on the baseplate for rotation about respective

of a mangnetic tape cartridge from the operative position; and a pair of elements pivotably mounted on the housing : adjacent the different catches, each of the elements