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Archiv "Honorarreform 2009: Zufall oder politische Absicht?" (20.02.2009)

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A344 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 8⏐⏐20. Februar 2009

B R I E F E

wir in wenigen Jahren einen ganz großen Schnitt in der ambulanten ärztlichen Versorgung unserer Pati- enten haben. Wir werden ertrinken in unüberschaubaren Einzelverträgen, die Arbeitszeit von Kassenangestell- ten und übrig gebliebenen Praxen wird mit Bürokratie . . . Die Qualität der Behandlung der Patienten geht den Bach herunter – und das bei der zu erwartenden Alterspyramide. Al- so: . . . Entweder wir schaffen es jetzt, die Notwendigkeit der ambu- lanten fach- und hausärztlichen Ver- sorgung klarzumachen und durchzu- setzen, oder es gibt den niedergelas- senen Facharzt sobald nicht mehr.

Anke Yacoub,August-Bebel-Straße 11 a, 04425 Taucha

Zufall oder politische Absicht?

Ganz abgesehen davon, dass in ner- venärztlichen Praxen nun auch Ar- beitsplätze abgebaut werden: Viel gra- vierender sind die Folgen der neuen Honorarregelungen für die Patienten:

Es werden nur noch psychiatrische Gespräche von insgesamt 30 Minuten in drei Monaten bezahlt, damit können weder Depressionen leitliniengerecht behandelt (in den ersten vier Wochen wöchentlich Termine, dann zwei- wöchentlich) noch überhaupt eine ers- te Untersuchung angemessen durch- geführt werden. 13,48 Euro für ein zehnminütiges fachpsychiatrisches Behandlungsgespräch, da lohnt sich ein Vergleich mit einem Friseurbesuch oder dem Autoservice. Eigentlich kann man sich gar nicht vorstellen, dass es wirklich politisch gewollt ist, bei mehr Honorar insgesamt ausge- rechnet die sprechende Medizin weni- ger zu honorieren, wo doch bekannt sein dürfte, dass nahezu jeder zweite Bundesbürger im Laufe seines Lebens mindestens einmal an einer psychi- schen Störung erkrankt . . . Wir hatten ja gar nicht mehr Honorar in 2009 er- wartet, aber warum man bei einem Honorarplus von 4,2 Prozent im ersten Quartal in Bayern dann ein Minus von 35 Prozent hinnehmen muss, hat bis- her noch keiner von der KV, den Kas- sen oder den Politikern erklären kön- nen. Alles nur Zufall durch die Zah- lenspielereien am Computer? Oder politische Absicht? Dann sollte bitte

klar geäußert werden, dass keine Fachärzte mehr erwünscht sind. Äuße- rungen von Lauterbach und Schmidt weisen leider in die Richtung . . .

Dr. med. Andreas Meißner,

Tegernseer Landstraße 49, 81541 München

BETRIEBSWIRTSCHAFT

Die Hinweise zur Be- wertung von Arzt- praxen wurden überarbeitet (DÄ 51–52/2008: „Über- arbeitung soll dem Ausgleich der Inter- essen dienen“ von Barbara Berner).

Große Schwankungen

Für die Berechnung des Zeitwerts einer Arztpraxis stehen über zehn Verfahren (darunter auch die Ärzte- kammermethode) zur Verfügung.

Die Hauptschwäche der überwie- genden Anzahl dieser Verfahren ist die betriebswirtschaftliche Betrach- tung der Praxis mit Blick auf die Ertragslage in der Vergangen- heit . . . Es sei als Beispiel folgende Konstellation „aus dem richtigen Leben“ aufgeführt: Eine Facharzt- praxis war vor drei Jahren (bei etli- chen an der Nachfolge interessier- ten Ärzten) im freien Markt 90 000 Euro wert. Vor zwei Jahren (auf- grund der Praxisaufgabe eines Arz- tes der gleichen Arztgruppe wegen schwerer Erkrankung vor Ort) nur noch 50 000 Euro. Vor einem Jahr stieg der Marktpreis (wegen des Ankaufsinteresses eines örtlich an- sässigen Krankenhauses für die Be- setzung seines Medizinischen Ver- sorgungszentrums) wieder auf 60 000 Euro an. Das Krankenhaus gab dann den Gedanken an die Gründung eines Medizinischen Ver- sorgungzentrums auf, und deshalb fiel in diesem Jahr der Marktpreis der Praxis aufgrund der künftig zu erwartenden schlechten Ertragsaus-

sichten bei ambulanten Leistungs- erbringern auf 30 000 Euro. Falls im nächsten Jahr in dieser Praxis Personal und (angemietete) Praxis- fläche abgebaut werden müssen, kann der Praxiswert aufgrund der dann anfallenden Ablösesummen auch ins Negative abdriften. In den drei vergangenen Jahren hatte der Ertragswert der Praxis kaum nen- nenswerte Schwankungen ausge- wiesen. Diese Fallbeschreibung legt überdeutlich dar, dass bei der Bewertung einer Praxis auch die Orientierung am (immer vergan- genheitsorientierten) Ertragswert zu völlig falschen Rückschlüssen führen kann.

Dr. med. Karl-Jürgen Seez,

Fürst-Wilhelm-Straße 10, 72488 Sigmaringen

PRÄVENTION

Das allgemeine Wer- tesystem und die Gewinnorientierung erschweren eine Än- derung des Gesund- heitsbewusstseins (DÄ 51–52/2008:

„Gesundheitsförderung und Prävention:

Mühsamer Weg zum richtigen Lebens- stil“ von Norbert-Ullrich Neumann et al.).

Mehr Prävention vor Ort

. . . Es bedarf in der Tat in der BRD eines beharrlichen Engagements für mehr Gesundheitsförderung, Präventi- on und eine gesündere Lebensweise.

Die Prävention von Erkrankungen spielt bei uns derzeit noch eine absolut untergeordnete Rolle, im Unterschied z. B. zu China, wo Ärzte nicht für die Behandlung, sondern für die Verhin- derung von Krankheiten bezahlt wer- den. Präventionsmaßnahmen wären aus meiner Sicht ein probates Mittel, den Gesundheitszustand der Bevölke- rung entscheidend zu verbessern und damit die überbordende Kostenent- wicklung in unserem Gesundheitssys-

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adressen. Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und voller Anschrift gebracht. Nur in besonderen Fällen können Briefe ohne Namensnennung publi- ziert werden – aber nur dann, wenn der Redaktion bekannt ist, wer geschrieben hat.

ANONYM

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 8⏐⏐20. Februar 2009 A345

B R I E F E / M E D I E N

tem einzudämmen. Die Politik hat in- zwischen zwei vergebliche Versuche unternommen, ein Präventionsgesetz zu verabschieden . . . Derzeit richtet sich die Masse der Präventionsange- bote der Krankenkassen an jene, die ohnehin gesundheitsbewusst leben.

Viel wichtiger wäre es aber, die Prä- vention vor Ort in sozialen Brenn- punkten, in Schulen, Kindergärten, Sportvereinen oder Betrieben zu stär- ken. Dahin fließen aktuell aber nur sechs Prozent aller Präventionsausga- ben. Es ist aus meiner Sicht überfällig, dass die Politik mit einer entsprechen- den Gesetzgebung den Rahmen für dringend erforderliche Präventions- maßnahmen schafft.

Prof. Dr. med. Gerald Schiller,Ärztlicher Direktor des Zentrums für Soziale Psychiatrie Hochtaunus gGmbH, Emil-Sioli-Weg 1–3, 61381 Friedrichsdorf

Umdenken gefordert

Ich pflichte den Aussagen des Autors bezüglich riskanter Verhaltensweisen in der Bevölkerung und der Notwen- digkeit, Verhaltensänderungen und eine Umorientierung von Wertesyste- men zu erreichen, bei. Zur Etablie- rung einer Änderung gehört aber nicht nur jemand, der sich verändern soll, sondern auch jemand, der ihm die notwendigen Änderungen erklärt, ihn bei der Umsetzung unterstützt und ihn positiv motiviert. Leider er- scheinen trotz aller Beteuerungen ne- ben Politik und Wirtschaft insbeson- dere auch große Teile der Ärzteschaft nicht wirklich „aus ganzem Herzen“

daran interessiert zu sein, einen „rich- tigen Lebensstil“ zu vermitteln. Dies ist z. B. sichtbar an der geringen Zahl von Ärzten, die präventive Angebote (wie etwa professionelle Raucherent- wöhnung) fest in ihre Arbeit etabliert haben, am Desinteresse von Politik und Ärzteverbänden an der Zusam- menarbeit mit Gruppierungen, die Weiterbildung in Präventivmedizin anbieten und an der geringen Zahl von Teilnehmern bei Ausbildungsse- minaren zum Präventivmediziner.

Dabei kann diese Tätigkeit für Ärzte, Kassen, den Staat und insbesondere auch für die Bevölkerung sowohl ideell als auch materiell durchaus at- traktiver sein als die immer noch als vorrangig propagierte Reparaturme- dizin . . . Es besteht also auch auf-

seiten der „Anbieter“ großer Verän- derungsbedarf. Nur wenn hier ein Umdenken stattfindet, haben wir eine Chance, Prävention zu etablieren und mehr Menschen für einen „richtigen Lebensstil“ zu gewinnen.

Dr. med. Udo Böhm,Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für präventive Medizin DGpM, Kruchenhausen 35, 83246 Unterwössen

Vorsicht Sackgasse!

Ausdrücklich bedanken möchte ich mich bei den Kollegen aus Günzburg für die von ihnen aufgezeigten sehr subtilen und gesamtgesellschaftlich extrem relevanten Zusammen- hänge . . . Gerade Psychiatrie, Psy- chotherapie und Psychosomatik wer- den exponentiell zunehmend konfron- tiert mit den ausufernden Ergebnissen und Problemlagen der reizüberfluten- den Medien- und Kommunikations- angebote, den vermehrt Unsicherheit und weniger Verlässlichkeit ausstrah- lenden Bedingungen der Arbeitswelt und den wegbrechenden halt- und sinngebenden familiären, religiösen und sozialen Fundamenten. Wenn- gleich wir uns in diesen medizini- schen Disziplinen durchaus noch en- gagiert der gesellschaftlichen Heraus- forderungen und ihrer krankmachen- den Mechanismen beziehungsweise der zunehmenden „Drop-outs“ anneh- men, so ist doch absehbar, dass wir damit die dringend notwendige Ver- änderung von Lebenseinstellungen, Lebensbedingungen, Lebensstilen und gesellschaftlichen und Markt- mechanismen nicht ändern können!

Das ist ja auch nicht unsere Aufgabe.

Die Veränderung der Strukturen braucht als erstes die breite Einsicht, dass wir in eine Sackgasse laufen und dann die konzertierte Aktion, Schritt für Schritt die Weichen umzustellen.

Dr. med. Josef J. Leßmann,Ärztlicher Direktor der LWL-Kliniken Warstein und Lippstadt, LWL-Klinik Warstein, Franz-Hegemann-Straße 23,

59581 Warstein

Treffsicherer Beitrag

Den Autoren herzlichen Glück- wunsch zu diesem notwendigen, sachlichen und treffsicheren Beitrag!

Priv.-Doz. Dr. med. habil. Dagmar Pöthig, Vorsitzende des Vorstandes der Europäischen Vereinigung für Vitalität und Aktives Altern (eVAA) e.V.

im Business & Innovation Centre Leipzig, Karl-Heine-Straße 99, 04229 Leipzig

BROSCHÜRE

Früherkennung von Brustkrebs

Mit der Broschüre „Mammographie- Screening. Früherkennung von Brust- krebs. Was Sie darüber wissen sollten“

informieren der Krebsinformations- dienst des Deutschen Krebsfor- schungszentrums und die Koopera- tionsgemeinschaft Mammographie über das Mammografie-Screening-Pro- gramm in Deutschland. Übersichtlich und allgemeinverständlich werden darin die häufigsten Fragen zum Screening- programm beantwortet, um interessierten Frau- en eine Orientierungs- hilfe bei ihrer Entschei- dung über die Teilnah- me am Programm zu geben.

Mit der 24-seitigen Broschüre erhalten die Frauen präzise Infor- mationen unter ande- rem zum Ablauf des Programms, zu Nutzen und Risiken der Untersuchung und zum Krank- heitsbild. Ergänzt wird der Inhalt durch ein Glossar, in dem wesentli- che Fachbegriffe erklärt werden. Die Broschüre ist im Internet als PDF- Datei abrufbar unter www.dkfz.de und www.mammo-programm.de. EB

DISKUSSIONSPORTAL

Verteilungskämpfe im Gesundheitswesen

Ein Portal zur Verteilungsdebatte im Gesundheitswesen hat die Presse- agentur Gesundheit, Berlin, unter der Adresse www.gerechte-gesundheit.de eröffnet. Das Portal will gesund- heitspolitische Entscheidungsprozes- se transparent machen, über politische und gesetzliche Hintergründe infor- mieren und so Licht in komplizierte Zusammenhänge bringen. Das Portal stellt „führende Köpfe“ in Wissen- schaft und Politik vor, gibt einen Nachrichten- und Veranstaltungsüber- blick und enthält ein Glossar wichti- ger Fachbegriffe. Interessierte kön- nen einen kostenfreien Newsletter

abonnieren. EB

Referenzen

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