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Zeitgenössische Musik: Strukturen und Entwicklungen

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» Vielfalt und Situation

Die Infrastruktur der zeitgenössischen Musik in Deutschland ist in ihrer Vielfalt bemerkenswert.

Schon die Zahl der deutschsprachigen Bezeichnun- gen, die synonym für die in den letzten gut 100 Jahren entstandene „ernste“ Musik und das damit verbun- dene Aufführungs- und Publikationswesen stehen, ist immens und vermag davon einen ersten Eindruck zu vermitteln: z. B. zeitgenössische Musik, Musik des 20./21. Jahrhunderts, moderne Musik, aktuelle Mu- sik, akute Musik, Musik unserer/der Zeit, Avantgarde- Musik, Musik der Gegenwart, neue bzw. Neue Musik (mithin auch neueste Musik). Bereichert wird dieses breite Feld von Begriffen – meist von Journalist*innen oder Konzertveranstaltern erfunden – seit etlichen Jahren noch um inhaltlich weitgefasstere Bezeichnun- gen wie Klangkunst, audiovisuelle Kunst, Musikper- formance, Hörkunst, Radiophonie, Ars Acustica oder Musik im Netz. Deren dazugehörende Phänomene

sind oft im Zwischenbereich von Bildender Kunst und (E-)Musik angesiedelt, präsentieren sich als klingende Räume oder tönende Objekte, spielen ästhetisch mit den mannigfachen produktionstechnischen Möglich- keiten der (neuen) Medien und überwinden die traditionellen Grenzen von künstlerischen Genres. Auch diese Ausdrucksformen sind oft im Bereich der zeitgenössischen Musik beheimatet und werden auf den einschlägigen Festivals und in der Fachpresse häufig als solche präsentiert. Selbiges gilt für die zwischen ar- riviertem Jazz und „ernster“ Avantgarde changierende Improvisierte Musik sowie für das sogenannte neue, von der narrativen Oper sich abgrenzende Musiktheater, das seit den 1990er Jahren einen großen Zuspruch erlebt. Kurzum: Zeitgenössische Musik ist weder ein stabiler, konturenscharfer Begriff noch bezeichnet dieser ein ästhetisch präzise abgezirkeltes Terrain. Er benennt vielmehr eine bemerkenswert vielfältige Kunstklangproduktion von heute und den Jahrzehnten zuvor sowie eine aktuelle vielgesichtige, offene und offener werdende Szene, die sich vornehmlich aus dem Geist der „ernsten“ Musik speist – bislang je- denfalls. Denn die Übergänge zu arrivierten Formen der sich wesentlich rasanter entwickelnden populären Musik und zum Jazz – und umgekehrt von diesen zur neuen Musik – sind mittlerweile überaus fließend. Die einstigen Grenzen und Demarkationslinien zwischen den Genres verringern sich zunehmend, so dass das

Entwicklungen

» Mehr aus dem Infoangebot des MIZ:

Themenportal Neue Musik mit Angaben zu Spezialensembles und Festivals und Übersichten mit Verbänden, Zeitschriften und Jahrbüchern; außerdem Doku- mente, Nachrichten, Links und Literaturempfehlungen

Institutionen: Archive und Forschungsinstitute mit Schwerpunkt angeboten im Bereich zeitgenössische Musik

Ausschreibungskalender mit Förderungsmöglichkeiten

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Spektrum dessen, was der Begriff zeitgenössische Musik alles umfasst, ein großes Terrain verschiedenster musikästhetischer Artefakte benennt.

Die stetig wachsende und diversifizierende Mannigfaltigkeit zeitgenössischer Musik bildet ein markantes Kennzeichen unserer Zeit, ein Merkmal, das positiv zu bewerten ist: Noch nie erreichte während der letz- ten 100 Jahre so viel zeitgenössische Musik die Öffentlichkeit wie heute, noch nie gab es so viele Spezial- ensembles. Mit dieser vor allem seit den 1980er Jahren zu konstatierenden Entwicklungsdynamik geht ein stark erhöhter Finanzbedarf zur Realisierung der Konzerte und Projekte einher. Denn die zeitgenös- sische Musik bedarf wie jede andere Form „ernster“ Musik (zu im Übrigen allen Zeiten) der materiellen Unterstützung durch die Gesellschaft. Doch die z. T. seit Jahren anhaltenden monetären Kürzungen im Kulturbereich (bzw. die gleichbleibenden Haushaltetats bei steigenden Kosten) schränken die weitere Entwicklung der zeitgenössischen Musik als Live-Erlebnis mitunter ein. Immerhin haben einige Kommu- nen und Bundesländer im Anschluss an das von der Bundeskulturstiftung aufgelegte Projekt „Netzwerk Neue Musik“ (2007-2011) ihre bisherige Förderung in diesem Sektor erhöht. Auch der Bund hat mit dem 2016 auf Initiative der Beauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung gegründeten Musikfonds e.V. ein weiteres Förderinstrument für die zeitgenössische Kunstklangproduktion etabliert, das derzeit mit ca. 1 Million Euro ausgestattet ist. Zudem engagieren sich seit einigen Jahren immer mehr private und öffentliche Stiftungen für die neue Musik. Indes haben die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die bislang verlässliche Finanzsäulen der zeitgenössischen Musik darstellten, ihr Engagement im Vergleich zu dem vor etwa 20 oder 30 Jahren spürbar verringert, vor allem was den Umfang von Eigenveranstaltungen betrifft.

Der derzeitige Stand der zeitgenössischen Musik in der Bundesrepublik Deutschland erweist sich daher als ein ambivalenter: Einerseits ist eine kontinuierliche Zunahme an Komponist*innen, Interpret*innen, Musikwissenschaftler*innen, Produzent*innen und Publizist*innen in diesem Bereich zu konstatieren, zudem ein stetig wachsendes Publikum, das sich sehr für gegenwärtige musikalische Ausdrucksformen interessiert und sich mit ihnen auf hohem Niveau auseinandersetzen darf; andererseits wird dieses ästheti- sche wie rezeptible Wachstum durch ausbleibende oder nicht genügende finanzielle Mittel sehr gebremst.

» Konzert- und Festivallandschaft

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk

Die Vielzahl der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland, von denen nahezu alle eine Re- daktion für neue Musik unterhalten, ist ein wichtiger Motor für die Vielfalt der zeitgenössischen Musik.

Dies betrifft sowohl die Produktion und Information als auch die Distribution. Dabei spielen auch die sendereigenen Klangkörper (Orchester, Chöre, teils auch die Big Bands) eine große Rolle, von denen sich manche sehr stark für die Musik unserer Zeit engagieren. Zudem betreibt der Südwestrundfunk seit 1971 das in Freiburg ansässige „Experimentalstudio des SWR“, in dem in Koproduktion von Komponisten und Audiotechnikern (live-)elektronische Werke laborhaft entwickelt und realisiert werden. Mit den alljährlich stattfindenden Donaueschinger Musiktagen (seit 1921) besitzt das Musikleben Deutschlands nicht nur das älteste Festival zeitgenössischer Musik weltweit, sondern zugleich eines der bis heute international renommiertesten. Das Festival wird seit Anfang der 1950er Jahre wesentlich vom SWR in Kooperation mit der Stadt Donaueschingen und anderen Partnern getragen. Ein weiteres wichtiges Festival – die Wittener Tage für neue Kammermusik – veranstaltet der Westdeutsche Rundfunk (WDR) seit 1969 in Allianz mit der Kommune. Auch die anderen deutschen Sendeanstalten besitzen eigene Festival- und Konzertreihen:

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etwa das gemeinsam von Deutschlandfunk Kultur und Radio Berlin-Brandenburg (rbb) getragene Festival

„Ultraschall“ in Berlin (seit 1998) sowie das seit 2011 im Rhein-Main-Gebiet stattfindende Festival „Cresc.“, eine „Biennale für Moderne Musik“, die – initiiert und nachhaltig finanziert vom öffentlichen Kulturfonds Frankfurt RheinMain – das Ensemble Modern und das Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks (hr) gemeinsam mit weiteren Partnern aus der Region realisieren. Die Sinfonieorchester einzelner öffentlich- rechtlicher Rundfunkanstalten engagieren sich langfristig für die zeitgenössische Musik auch in eigens da- für gegründeten Konzertreihen, etwa „musica viva“ beim BR (seit 1948) oder „Musik der Zeit“ beim WDR (seit 1951), in denen vielfach Auftragskompositionen uraufgeführt werden.

Zentral für die Landschaft der neuen Musik sind auch die gesendeten Musikprogramme, ihre zugleich kultur- wie bildungspolitisch orientierten, über die unterschiedlichsten Aspekte der zeitgenössischen Mu- sik mehrmals pro Woche informierenden Sendungen. Manche Redaktionen für neue Musik haben eigene Sendereihen entwickelt und realisiert, die gerade für die Vermittlung zeitgenössischer Musik programmati- sche und pädagogische Maßstäbe gesetzt haben und so ein überaus großes und breites Publikum erreichen.

An der institutionellen Schnittstelle von Produktion und Distribution (inklusive Information und Publi- kation) sendereigener Projekte zeitgenössischer Musik erweist sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland als eine der wichtigsten infrastrukturellen Säulen der neuen Musik. Seine Relevanz kann durch die ergänzende Programmierung von senderfremden Projekten – Aufzeichnungen von Konzerten, Produktionen mit freien Ensembles, Vergabe von Auftragskompositionen (auch elektronische und Hör- spiel-Musik), Berichte und Essays von freien Autoren – nicht hoch genug eingeschätzt werden, zumindest für den Hörfunkbereich. In den jeweiligen Fernsehprogrammen ist das Aufkommen zeitgenössischer Musik sehr gering. Im Hörfunkbereich haben sich in den letzten Jahren die Sendeminuten mit zeitgenössischer Musik in manchen Rundfunkanstalten erhöht, in anderen Sendern aber verringert. Deutlich weniger als noch vor einigen Jahren begegnet man der neuen Musik allerdings im Tagesprogramm.

Kommunen, Länder und Bund

Nahezu in jeder deutschen Großstadt sowie in etlichen kleineren Städten und Gemeinden finden sich namhafte Festivals, Konzertreihen und/oder Initiativen für zeitgenössische Musik. Man muss sogar kon- statieren, dass diese seit den 1980er Jahren eher zugenommen haben als weniger geworden sind. Über 100 solcher Aktivitäten in den unterschiedlichsten Kommunen ließen sich auflisten. Manche davon sind nur von kurzlebiger Dauer, andere existieren hingegen schon viele Jahre und sind selbst zur Institution geworden. Großformatige Veranstaltungen wie die beiden großen Berliner Klangkunst-Retrospektiven „sonambiente“ (1996 und 2006) oder „Sound Art“ im ZKM Karlsruhe (2012/13) stellen ausschließlich Werke

eines erweiterten Musik- wie Kunstbegriffs in den Mittelpunkt ihrer Programmatik und sprengen so den gewohnten Festivalbetrieb. Zuweilen ist die zeitgenössische Musik auch in kommunale Festivals, Musik- feste oder Konzertreihen integriert, so dass sie – z. B. beim Beethovenfest Bonn – eine Programmsäule neben anderen Musikformen bildet.

Bei den auf die Region ausgerichteten Musikfestspielen, die teils maßgeblich privat finanziert sind (Schles- wig-Holstein Musik Festival, Rheingau Musik Festival), beim Musikfest Berlin oder thematischen Projekten wie dem Klavier-Festival Ruhr steht ebenfalls oft Zeitgenössisches, mitunter Brandaktuelles neben Älterem auf dem Programm. Dasselbe gilt auch für einige der auf mehrere Kunstsparten ausgerichteten Veran- staltungen, bei denen die zeitgenössische Musik einen zentralen Programmschwerpunkt neben anderen

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künstlerischen Produktionen unserer Zeit bildet. Sind diese Misch-Konzeptionen finanziell noch verhältnis- mäßig gut ausgestattet und verfügen über eigene Infrastrukturen, so haben es die rein auf zeitgenössische Musik konzentrierten Festivals in den unterschiedlichsten Städten, die sich meist der Initiative Einzelner oder eines Vereins verdanken, oft schwer, sich längerfristig zu behaupten. Aber es gibt auch einige Verste- tigungen und Neugründungen zu benennen. Seit 2002 existiert in Berlin die zu den vom Bund getragenen Berliner Festspielen gehörende MaerzMusik, die sich seit 2014 als „Festival für Zeitfragen“ versteht, so wie – in Nachfolge der 1982 gegründeten „Inventionen“ – das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (Berliner Künstlerprogramm) seit 2014 organisierte „Festival experimenteller Musik und Sound Art“ mit dem Namen „mikromusik“. Das 2011 gegründete Festival „Acht Brücken - Musik für Köln“ – Nachfolger der programmatisch eher gemischten MusikTriennale Köln – legt den Akzent vornehmlich auf die zeitgenössi- sche Musik und bietet in ihrem Selbstverständnis auch den lokalen Komponist*innen, Klangkünstler*innen und Interpret*innen eine Plattform. Dieses, jedenfalls temporäre Zusammengehen von etablierten Institu- tionen (Kölner Philharmonie) und freier Szene sollte Modellcharakter für andere Kommunen haben.

Orchester und (freie) Ensembles / Musiktheater

Neben den Rundfunkklangkörpern ist auch auf den Spielplänen der anderen öffentlich finanzierten Orches- ter zeitgenössische Musik in unterschiedlicher Konzentrierung vertreten. Manche der Orchester engagieren sich regelmäßig für die zeitgenössische Musik, andere spielen sie gelegentlich oder nur selten. Weit über 90 Prozent der (Ur-)Aufführungen von Gegenwartsmusik bestreiten die mehr als 180 freien Ensembles, die in der Bundesrepublik ansässig sind und die sich auf die Realisation zeitgenössischer Musik spezialisiert haben.

Trotz dieses großartigen und ästhetisch zukunftsweisenden Engagements können nur äußerst wenige En- sembles auf einer mehr oder minder soliden Finanzbasis arbeiten: Dazu zählen momentan das Ensemble Modern (Frankfurt am Main), das Ensemble Musikfabrik (Köln), das ensemble recherche (Freiburg i. Br.), das Ensemble Mosaik (Berlin) und die Neuen Vocalsolisten (Stuttgart). Aber auch diese Formationen, von denen keine dauerhaft institutionalisiert ist, müssen wie auch alle anderen Ensembles, darunter viele wei- tere international renommierte, um ökonomische Kontinuität, mithin gar um ihr Überleben kämpfen. Ein deutliches Zeichen für die eindrucksvolle Musiklandschaft Deutschlands ist die Zunahme neuer Ensembles, was jedoch über die vorherrschend desolate pekuniäre Situation der meisten Formationen nicht hinweg- täuschen darf.

Etliche der gut 80 öffentlich finanzierten Musiktheater in den deutschen Städten engagieren sich seit einigen Jahren (wieder) vermehrt für die zeitgenössische Musik: sowohl mit eigenen Produktionen und Auftragswerken als auch in der Entwicklung eigenständiger Formate und Wettbewerbe (etwa die Deutsche Oper Berlin). Überhaupt erlebt das klassisch moderne wie das zeitgenössische Musiktheater in unterschied- lichsten großen und kleinen Ausdrucksformen eine Renaissance – gerade auch in der freien Szene, die allerdings für ihre innovativen Produktionen selbstständig Finanzmittel einwerben und eigene temporäre Infrastrukturen wie Probe- und Aufführungsorte schaffen muss. Einen gewichtigen Grundstein für diesen wachsenden Zuspruch in der Szene wie beim Publikum legte die 1988 von dem Komponisten Hans Werner Henze in München gegründete Biennale für Musiktheater.

» Publikationswesen – Archive

Abgesehen von den regelmäßigen Berichten in teils ausschließlich der zeitgenössischen Musik gewidme- ten Radiosendungen der Rundfunkanstalten und den ebenfalls regelmäßigen, gleichwohl in Menge und

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Umfang anscheinend zurückgehenden Artikeln in den Feuilletons der deutschen Tageszeitungen sind In- formationen zur neuen Musik hauptsächlich den Fachzeitschriften zu entnehmen, die ausnahmslos oder sehr intensiv darüber berichten. Dazu gehören u. a. die schon 1834 gegründete Neue Zeitschrift für Musik (sechs Ausgaben pro Jahr; Mainz), die MusikTexte (seit 1983; vier Ausgaben; Köln), Positionen (seit 1988;

vier Ausgaben; Mühlenbeck bei Berlin), Musik & Ästhetik (seit 1997; vier Ausgaben; Stuttgart) und Seiltanz (seit 2010; zwei Ausgaben; Berlin). Teilweise unterhalten sie auch eigene aktuelle Internetportale, etwa die Neue Zeitschrift für Musik (NZfM) oder die neue musikzeitung (nmz). Zudem haben sich in jüngerer Zeit mehrere, teils kostenpflichtige, teils kostenlose Internetzeitschriften konstituiert, die ebenfalls Themen der neuen Musik aufgreifen, etwa „Van – Webmagazin für klassische Musik“ und „faustkultur“. Überhaupt sind im Internet zahlreiche wichtige und interessante Portale und Homepages zur zeitgenössischen Musik zu finden, die von Verlagen, Verbänden, Vereinen, Konzertveranstaltern und anderen Institutionen oder von Privatpersonen betrieben werden. Auch das Themenportal „Neue Musik“ des Deutschen Musikinforma- tionszentrums vermittelt neben einem differenzierten Überblick über die Infrastruktur der Neue-Musik- Szene eine Vielfalt an weiterführenden Quellen. Hingewiesen sei auch auf die mithin sehr umfangreichen Programmhefte diverser Festivals mit grundsätzlichen Informationen zu ästhetischen und sozio-politi- schen Aspekten neuer Musik. Überdies mehren sich die Internetprojekte zur zeitgenössischen Musik, etwa die vornehmlich musikpädagogisch orientierten Websites „Explore the score“ des Klavierfestivals Ruhr, die

„Datenbank Neue Musik“, betrieben von verschiedenen Initiativen in Baden-Württemberg, oder das Ange- bot „Abenteuer Neue Musik“, das der Deutsche Musikrat in Kooperation mit Schott Music unterhält.

Ein ebenfalls in Deutschland ansässiges und ambitioniertes Publikationsprojekt ist das international ausgerichtete Lexikon Komponisten der Gegenwart, das seit 1992 fortlaufend Komponistenbiografien, Werkdarstellungen und Bibliografien publiziert (Edition text + kritik, München). Ebenso informativ, vor allem für den Bereich der Musikwissenschaft, ist das auf 14 Bände angelegte „Handbuch der Musik im 20. Jahrhundert“ (1999-2011), das größere Themenkomplexe zur zeitgenössischen Musik zusammenhän- gend präsentiert (Laaber-Verlag). Jüngere Veröffentlichungen zum Sachgebiet sind die Nachschlagewerke

„Sound des Jahrhunderts“, 2013 von der Bundeszentrale für politische Bildung (Bonn) publiziert, sowie das 2016 veröffentlichte „Lexikon Neue Musik“ (Bärenreiter/Metzler, Kassel/Stuttgart).

Neben den großen deutschen bzw. mit einer Dependance in Deutschland vertretenen Musikverlagen, die seit Langem und vornehmlich im Notenbereich etabliert sind, etwa Bärenreiter (Kassel), Boosey & Hawkes/

Bote & Bock (Berlin), Ricordi (Berlin), Schott (Mainz), Sikorski (Hamburg), Breitkopf & Härtel (Leipzig) oder Edition Peters (Leipzig), gibt es eine Reihe kleinerer Verlage, die sich für die zeitgenössische Musik enga- gieren, etwa die Edition Juliane Klein (Berlin) oder der Furore-Verlag (Kassel), der ausschließlich Musik von Komponistinnen publiziert. Zunehmend veröffentlichen Komponist*innen ihre Partituren auch im Ei- genverlag oder stellen sie (kostenlos) auf ihren websites zum Download bereit. Im Bereich Bücher über zeitgenössische Musik verdienen besondere Erwähnung der Pfau-Verlag (Friedberg), der Wolke-Verlag (Hofheim/Ts.), der transcript-Verlag und der auf Klangkunst-Literatur spezialisierte Kehrer-Verlag (Heidel- berg). Die großen Literatur- und Sachbuchverlage publizieren indes nur recht selten Bücher zur neuen Mu- sik, wie auch die größeren Publikumszeitschriften nur äußerst sparsam darüber berichten.

Im Bereich der Tonträgerindustrie sind die wichtigsten deutschen Labels, die sich ganz oder wesentlich auf zeitgenössische Musik konzentriert haben, u. a.: Wergo, Cybele, Neos, Edition Zeitklang, edition RZ, Maria de Alvear World Edition, gruenrecorder, Edition Telemark, coviello, sowie Winter & Winter. Darüber hinaus gibt der Deutsche Musikrat seit 1986 eine eigene CD-Reihe heraus: die „Edition Zeitgenössische Musik“.

Über 100 Porträt-CDs von deutschen oder in Deutschland lebenden Komponistinnen und Komponisten

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umfasst diese bei WERGO erscheinende Serie zurzeit. Sie erweitert sich jährlich um etwa drei Porträts;

Komponist*innen, die jünger als 40 Jahre sind, können sich selbst bewerben und werden von einer vom Deutschen Musikrat berufenen Jury ausgewählt und können dann auch die musikalische Zusammenstel- lung der CD inklusive Booklet bestimmen.

Eine andere vom Deutschen Musikrat getragene CD-Edition „Musik in Deutschland 1950-2000“ mit über 130 Einzel-CDs, die die Entwicklung der zeitgenössischen Musik in beiden deutschen Staaten (DDR und BRD) bis 1990 sowie im vereinten Deutschland bis zur Jahrtausendwende dokumentiert, wurde 2010 abge- schlossen (erschienen bei Sony Music).

Ein wichtiges auf zeitgenössische Musik spezialisiertes Archiv ist das Internationale Musikinstitut Darmstadt (IMD). Als deutsches Informationszentrum für zeitgenössische Musik mit einer umfangreichen Spezialbib- liothek hält es seit 2017 den einzigartigen Bestand von mehreren tausend Text-Bild-Audio- Dokumenten zu den vom IMD seit 1946 organisierten Internationalen Ferienkursen für Neue Musik als Digitalisate frei zugänglich im Internet bereit. Eine ebenso zentrale Einrichtung ist das Europäische Zentrum der Künste Hellerau, das über das dort angesiedelte Deutsche Komponistenarchiv seit dem Jahr 2005 auch Nachlässe von Komponist*innen sammelt. In Darmstadt ist auch das Jazzinstitut mit einem großen thematischen For- schungsarchiv zur improvisierten Musik beheimatet. Überdies besitzen verschiedene Akademien, z. B. die Akademie der Künste Berlin, umfangreiche Nachlässe von verschiedenen Komponist*innen, Interpret*innen und Musikwissenschaftler*innen der Gegenwart. Auch gibt es auf Persönlichkeiten des Musiklebens spe- zialisierte Archive und Forschungsstätten, etwa das Hindemith Institut Frankfurt am Main (seit 1974). Zu- dem besitzen die Schallarchive des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sowie das von seinen Körperschaf- ten getragene Deutsche Rundfunkarchiv (Frankfurt am Main/Potsdam- Babelsberg) einen riesigen Fundus von akustischen Aufzeichnungen und Produktionen zeit genössischer Musikwerke und Gesprächen mit Interpret*innen, Komponist*innen und Musikolog*innen.

» Ausbildung

An den 24 staatlichen Musikhochschulen in Deutschland, die alle einen Kompositionsstudiengang besit- zen – manche haben auch einen Studiengang Elektronische bzw. elektroakustische Musik –, finden zahl- reiche Aktivitäten im Bereich zeitgenössischer Musik statt. Viele Hochschulen haben mittlerweile auch eigene Institute oder Studios für neue Musik etabliert, die teils unabhängig von den Curricula der anderen Studien gänge autonom operieren und ästhetische Konzepte der Gegenwart als Grundlagen- bzw. Quer- schnittkompetenzen vermitteln.

Die im Hochschulvergleich sehr unterschiedlich intensiven Ausrichtungen auf die zeitgenössische Musik hängen stark vom Selbstverständnis der jeweiligen Institution und vom Engagement des Lehrkörpers ab – natürlich auch von dem der Studentenschaft –, so dass hochschulbezogene Zentren neuer Musik temporär stark variieren können. Auch an einigen wenigen Musikschulen, etwa der Rheinischen Musikschule Köln, wird zeitgenössische Musik gelehrt. Eine Musikhochschule jedoch, die ihre Lehre ausschließlich auf die zeitgenössische Musik konzentriert, gibt es in Deutschland nicht, wie auch kein musikwissenschaftliches Institut an einer deutschen Universität sich in Forschung und Lehre ausschließlich diesem Thema zuwen- det. Immerhin bieten die Internationale Ensemble Modern Akademie (IEMA) und die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main seit 2006 als gemeinsames Ausbildungsprojekt einen einjäh- rigen Masterstudiengang „Zeitgenössische Musik“ an. Zudem unterhält die Frankfurter Musikhochschule seit 2013 die Stiftungsprofessur „Interpretatorische Praxis und Vermittlung neuer Musik“. Überhaupt

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haben auch andere deutsche Musikhochschulen – darunter die in Köln, München und Stuttgart – in den letzten Jahren die Bedeutung der zeitgenössischen Musik und ihre Ausbildungsnotwendigkeit erkannt und entsprechende Masterstudiengänge eingerichtet. Selbiges gilt für die musikwissenschaftliche Ausbildung an den Universitäten und Musikhochschulen. Für die Musik der Gegenwart gibt es speziell ausgestattete Lehrstühle u. a. an den musikwissenschaftlichen Instituten der Universitäten Köln, Würzburg und Frank- furt am Main (hier namentlich auch Klangkunst). Das seit gut drei Jahrzehnten wachsende Interesse der Studierenden an der zeitgenössischen Musik manifestiert sich zugleich in der wachsenden Zahl diesbezüg- licher akademischer Abschlussarbeiten.

Für den Bereich installative Klangkunst bzw. audiovisuelle Kunst haben bislang u. a. die Hochschule für Me- dien Köln, die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, die Hochschule der Bildenden Künste Saar und die Hochschule für Musik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eigene Studiengänge eingerichtet.

Nicht allein die Ausbildung des freien Klangkünstlers befördert indes der 2002 an der Universität der Küns- te Berlin installierte Studiengang „Sound Studies“; hier werden auch auf die wirtschaftlich-industrielle Lebenspraxis anwendbare akustische Möglichkeiten und Beteiligungsformen vermittelt. Überhaupt fin- den sich ähnliche Projekte, die z. B. das Verhältnis von neuer Musik und Architektur, Sounddesign, Soundart, Radiokunst praktisch und theoretisch thematisieren, mittlerweile an zahlreichen Hochschulen, etwa der für Technik, Wirtschaft und Medien in Offenburg und der Hochschule Darmstadt/Campus Dieburg. Auch das Institut für Angewandte Theaterwissenschaft an der Universität Gießen engagiert sich sehr für eine die künstlerischen Sparten übergreifende Ausbildung, in der die zeitgenössische Musik fest verankert ist.

Eine wichtige Rolle spielt in Deutschland auch die elektronische bzw. elektroakustische Musik. Hatte es in den 1950er und 1960er Jahren gerade an Rundfunkanstalten und Hochschulen etliche Gründungen von Stu- dios für elektronische Musik gegeben, so sind einige dieser Einrichtungen geschlossen worden, aber auch neue bzw. technisch neu ausgestattete hinzugekommen. Obgleich viele Musikhochschulen über eigene Studios für elektronische Musik samt Personal verfügen, ist die elektronische Musik nur selten ein Pflicht- fach im Kompositionsstudium und noch weniger in der Instrumentalausbildung, was insofern verwundert, als Werke mit (live) elektronischen Aspekten ein mittlerweile umfangreiches und wachsendes Repertoire bilden. Seit 2001 unterhält die Technische Universität Berlin in enger Kooperation mit dem Berliner Künst- lerprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) die Edgard-Varèse-Gastprofessur für elektronische Musik und Computermusik, die semesterweise mit einem international renommierten Komponisten / einer Komponistin und/oder einem Theoretiker / einer Theoretikerin besetzt wird.

Zu den Besonderheiten innerhalb der Ausbildung zeitgenössischer Musik in Deutschland gehören auch die 1946 gegründeten und weltweit einzigartigen „Internationalen Ferienkurse für Neue Musik“ in Darm- stadt. Zweijährlich werden hier zwei Wochen lang einige hundert Studierende von etwa zwei Dutzend Dozent*innen in den Fächern Komposition, Interpretation und Musikologie unterrichtet. Das Ensemble Modern gründete 2003 eigeninitiativ die „Internationale Ensemble Modern Akademie“, um im Rahmen ästhetisch interdisziplinärer Foren die Erfahrungen im Umgang mit neuer Musik weiterzugeben. Seit 2004 existiert zudem in Freiburg die Baden-Württembergische Ensemble-Akademie, in deren Veranstaltun- gen – zum Teil in Verbindung mit dem ensemble recherche und dem Freiburger Barockorchester – ebenfalls praktische und theoretische Aspekte zeitgenössischer Musik unterrichtet werden. Eine weitere wichtige freie Lehrinstitution ist das Institut für Neue Musik und Musikerziehung Darmstadt (INMM), das seit 1946 alljährlich mehrtägige Arbeitstagungen durchführt, in denen es um die Vermittlung ästhetischer und pä- dagogischer Positionen zur zeitgenössischen Musik geht. Zudem gibt es einige Initiativen in den Bereichen der kompositorischen Kinder- und Jugendförderung. Hierzu zählen die 1976 in Halle (Saale) gegründete

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Kinderkomponistenklasse am Händel-Konservatorium, die in Winsen an der Luhe vom Ensemble L’art pour l’art seit 1999 selbst organisierten und getragenen Kompositionskurse für Kinder und Jugendliche sowie in verschiedenen Landesverbänden des Deutschen Musikrats die Projekte „Jugend komponiert“ und der seit 1986 von der der Jeunesses musicales Deutschland in Weikersheim ausgerichtete Bundeswettbewerb Komposition.

» Verbände – Vereine – Initiativen

Die Gesellschaft für Neue Musik (GNM) – die Deutsche Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM/ISCM) – ist der älteste (seit 1922) und größte Dachverband aller Interessenten und Interessen- gruppen zeitgenössischer Musik in Deutschland. Mitglieder sind Privatpersonen aus den verschiedensten Berufssparten sowie etliche Institutionen und Firmen (Rundfunkanstalten, Konzerthäuser, Vereine, Verla- ge). In verschiedenen Städten und Regionen hat die GNM sogenannte Regionalgruppen, die sich inten- siv für die Förderung zeitgenössischer Musik in Konzerten und ästhetisch wie kulturpolitisch orientierten Diskussionsrunden engagieren. Auch die Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik (DEGEM), de- ren Mitglieder aus dem Bereich der elektronischen bzw. elektroakustischen Musik stammen und die eine eigene CD-Reihe und ein eigenes Webradio unterhält, ist Mitglied der GNM, die wiederum selbst Mitglied des Deutschen Musikrats ist, den sie in Fragen zeitgenössischer Musik berät. Überdies hat die GNM bzw.

eines ihrer Mitglieder bereits einige Male in der Bundesrepublik Deutschland die alljährlich stattfindenden IGNM-World New Music Days ausgerichtet (erstmals 1927 in Frankfurt am Main, zuletzt 2006 in Stuttgart).

Insgesamt ist die Zahl von Vereinen und Initiativen zur zeitgenössischen Musik in Deutschland sehr groß;

sie sind in vielen Städten und Regionen aktiv. Manche agieren lokal oder regional, andere – wie die GNM – weitestgehend national und international. Etliche dieser inhaltlich verschieden ausgerichteten Initiati- ven sind nur von kurzer Dauer, dafür entstehen permanent neue, teils mit anderen Konzepten und Ideen.

Schließlich ist die zeitgenössische Musik wie alle Gegenwartskunstformen kein starres Gebilde, sondern ändert sich stetig und damit auch die fast immer auf Privatinitiative basierenden Unternehmungen. 2012 formierte sich das Kompetenz-Netzwerk Neue Musik in Baden-Württemberg, ein Zusammenschluss vie- ler im Bundesland ansässiger Institutionen und Ensembles, um die Neue Musik gemeinschaftlich zu be- fördern und kooperative Projekte durchzuführen. 2015 konstituierte sich die Initiative Zeitgenössisches Musiktheater Berlin als ästhetische, diskursive und organisatorische Plattform für die stark anwachsende freie musiktheatralische Szene, die derzeit wohl vor großen Herausforderungen steht, um sich längerfristig behaupten zu können.

» Preise – Stipendien – Förderungen

Die zeitgenössische Musik in Deutschland kennt wie auch die aktuellen Ausdrucksformen in den anderen Künsten zahlreiche Preise, Stipendien und Förderungen sowie die oft auch öffentlich ausgeschriebene tem- poräre Position eines artist- oder composer-in-residence. Sie lassen sich hier allesamt nicht im Einzelnen aufführen, zumal manche aufgegeben werden mussten, dafür aber neue entstehen. Aktuell informiert auch hierüber das Deutsche Musikinformationszentrum, insbesondere über seinen Ausschreibungska- lender, der mit detaillierten Informationen einen umfassenden Überblick über verschiedene Förderungs- möglichkeiten im Bereich zeitgenössischer Musik in Deutschland bietet. Projekte zeitgenössischer Musik unterstützen im Rahmen ihrer Bestimmungen – mit finanziellen oder geldwerten Mitteln – vornehmlich Institutionen und Einrichtungen wie die Kulturstiftung des Bundes (Halle), der Musikfonds und das Zent- rum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM) (Arbeitsstipendien). Zu nennen sind auch die GEMA

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© Deutsches Musikinformationszentrum 2018

mit der Verleihung des Deutschen Musikautorenpreises, der Karl-Sczuka-Preis für Akustische Kunst (beim Südwestfunk), der beim Internationalen Musikinstitut Darmstadt angesiedelte Reinhard-Schulz-Preis für zeitgenössische Musikpublizistik sowie das ebenfalls auf das Schreiben über Neue Musik ausgerichtete „Forum junger Autoren“ der Kölner MusikTexte. Weitere wichtige Stipendien-und Förderprogramme für Neue Musik und Klangkunst, die in den letzten Jahren erfreulicherweise zugenommen haben, sind die des Berliner Senats, die hierin vorbildlich für die anderen Bundesländer oder auch Metropolregionen sein könn- ten, die ihrerseits über landesnahe Stiftungen, etwa die Stiftung Kunst und Kultur NRW, die aktuelle Mu- sikszene unterstützen, ferner verschiedene Kulturstiftungen deutscher Unternehmen (z. B. Aventis, Allianz, Deutsche Bank) sowie private Stiftungen (z. B. Ernst von Siemens Musikstiftung).

» Fazit

Die zeitgenössische Musik in Deutschland ist längst keine Nischenkunst mehr. Die Zahl derer, die sich hierzulande für aktuelle, avanciert-subtile Kunstklangproduktionen interessieren, sie hören und sich mit ihnen auseinandersetzen, wächst weiterhin stetig und ist auch das Resultat des jahrzehntelangen und an- haltenden Engagements von Komponist*innen, Interpret*innen, Musikolog*innen, Vermittler*innen und Veranstalter*innen. Ein Engagement, das weiterhin eine breite Unterstützung benötigt und zugleich der nachhaltigen materiellen wie ideellen Förderung durch die Gesellschaft bedarf.

Sicher sind die sozial-ökonomischen Infrastrukturen der zeitgenössischen Musik in Deutschland weder de- solat noch unterentwickelt. Dennoch benötigt das seit jeher fragile Sujet „Zeitgenössische Musik in der Ge- sellschaft“ stets größte Aufmerksamkeit, Fürsorge und Engagement, Vision, Fantasie und allerbeste Grund- lagenstrukturen. Hier gilt es, auf unterschiedlichsten Ebenen des Kulturlebens weiterhin eigenständige wie zukunftsorientierte Konzeptionen für die neue Musik zu entwerfen, zu diskutieren und schließlich auch gesamtgesellschaftlich zu verankern. Zweifellos war und ist Deutschland nicht nur ein Musikland; vielmehr zählt die Bundesrepublik zu den führenden Nationen im internationalen Feld der zeitgenössischen Musik.

Dies allerdings muss der Gesellschaft und den (Kultur-)Politikern deutlicher als bisher vermittelt werden.

Stand: 1. Januar 2018

Stefan Fricke ist Redakteur für Neue Musik/Klangkunst beim Hessischen Rundfunk und lehrt als Honorarpro- fessor an der Hochschule für Musik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

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