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Der allgegenwärtige Blick des Richters. Juridische Evidenz bei Albrecht Dürer und Lucas Cranach d.Ä.

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Der allgegenwärtige Blick des Richters.

Juridische Evidenz

bei Albrecht Dürer und Lucas Cranach d. A.

• • C l a u d i a B lü m l e

I m Englischen steht evidence f ü r den Beweis, der w ä h r e n d des Gerichtsverfah­

rens erbracht werden muss. Dieser Sprachgebrauch m a c h t deutlich, wie stark die juridische Praxis bis heute v o n einer R h e t o r i k des Sehens b e s t i m m t ist.1 I n der V e r s c h r ä n k u n g v o n Reden u n d Sehen w i r d das Gericht als ein theatralischer R a u m erkennbar, in d e m B e w e i s f ü h r u n g a u f den F l u c h t p u n k t einer u n m i t ­ telbaren Sichtbarkeit verwiesen ist. D a b e i v e r w a n d e l t sich der G e r i c h t s r a u m in eine Szene, in der sich die W a h r h e i t s f i n d u n g unter d e m richterlichen Blick ereignet. D i e folgenden Ü b e r l e g u n g e n befassen sich m i t den historischen A n ­ fängen dieser Konstellation i m 15. J a h r h u n d e r t , w o b e i a n h a n d des Kupferstichs Sol Iustitiae v o n A l b r e c h t D ü r e r sowie des G e m ä l d e s Das Urteil Salomonis v o n Lucas C r a n a c h d. Ä . u n d seiner Werkstatt gezeigt werden soll, dass Bilder i n m a ß g e b l i c h e r W e i s e an der H e r a u s b i l d u n g dieses R a u m s j u r i d i s c h e r Sichtbar­

keit beteiligt waren.

I

D e r u m 1498/99 datierte Kupferstich Sol Iustitiae gehört nach Er­

w i n P a n o f s k y »trotz seines k l e i n e n M a ß s t a b e s [79 x 107 m m ] z u D ü r e r s e i n ­ drucksvollsten Schöpfungen«.2 [Abb. 1] D a s Bild zeigt einen g r i m m i g blickenden L ö w e n , auf dessen R ü c k e n eine m ä n n l i c h e Figur m i t weit aufgerissenen A u ­ gen sitzt. Eine aus d e m Fleisch herausragende F l a m m e n m a s k e u m r a h m t die schwarzen P u n k t e seiner Pupillen u n d die kreisrunden A u g e n , deren A u s s t r a h ­ lung mittels Strahlenkranz u n d doppelten N i m b u s verstärkt wird. A n h a n d die­

ser aus drei F l a m m e n z u n g e n bestehenden Maske, die auf eigentümliche Weise m i t der Nase u n d den durch mehrere Linien u m r i s s e n e n A u g e n verwachsen ist,

Originalveröffentlichung in: Boehm, Gottfried u. a. (Hrsg.): Movens Bild : zwischen Evidenz und Affekt, München u.a. 2008, S. 409-430

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thematisiert der Kupferstich die Tätigkeit des Schauens, die überdies in der di­

rekten Konfrontation des Betrachters mit dem grimmigen Löwenblick besteht.

Da die sitzende Person den Kopf nach rechts wendet, scheint ihre Blickrich­

tung einen außerhalb des Bildes befindlichen Punkt zu fokussieren. Von der Fußspitze und dem Grashalm über den Zipfel der Stola bis zum strahlenden Kopf entsteht innerhalb dieser männlichen Figur, die fast den gesamten Raum des Bildes einnimmt, eine zentrierte Vertikalität, die das Bild in zwei Hälf­

ten teilt und dadurch formal den Aspekt des Gleichgewichts und Ungleichge­

wichts in die Komposition überführt. Die halbkreisförmige, reich drapierte Stola betont die leichte Diagonale der Armbewegung, die ein Ungleichgewicht zwischen dem parallel zum Bildrand gerade nach oben weisenden Schwert und der leeren Waage darstellt, deren vordere Schale nach unten geneigt ist. Diese

C l a u d i a Blümle

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Thematisierung des Urteilens, die sich, verbunden mit derjenigen des Sehens, auf unheimliche Weise in der Darstellung von Tier und Flammenmaske ma­

nifestiert, steht in Verbindung mit einer äußerst komplexen Ikonographie, die heidnisch-antike, astrologische, christliche und juridische Bezüge aufweist.

Der im antiken Sonnenkult verehrte, griechisch Helios und römisch

Sol genannte Sonnengott wurde auf Münzen, Grabsteinen oder Tempeln durch

einen Heiligenschein aus Lichtstrahlen gekennzeichnet. [Abb. 2] Dieser konnte in zwei geometrisch unterschiedlichen Formen in Erscheinung treten: einer­

seits als Nimbus in Form einer runden Scheibe oder eines Kreises, anderer­

seits als Strahlenkranz »in Form radial vom Kopf ausgehender Strahlen«.

3

Der Nimbus, der ursprünglich in Anlehnung an die Sonne für die solare Lichtgott­

heit reserviert war, wurde bald auf Halbgötter, Heroen oder Personifikationen

Der allgegenwärtige Blick des Richters.

Juridische Evidenz bei Albrecht Dürers und Lucas Cranach d.Ä.

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2 Helios, Metope übertragen, der a n der S o n n e entwickelte S t r a h l e n k r a n z hingegen setzte sich vomAthena-TempeiinTroja, b e s o n d e r s i n Herrscherdarstellungen d u r c h . I n D ü r e r s K u p f e r s t i c h s i n d d i e -

um 390 v.Chr. ° r

se beiden T y p e n des Heiligenscheins vereint: D e r d u n k e l schraffierte Strahlen­

k r a n z w i r d v o n e i n e m k r e i s f ö r m i g e n N i m b u s , der in k l e i n e n Parallelstrichen u n d d o p p e l t gezeichnet ist, u m r a h m t . [Abb. 1] W i e die D a r s t e l l u n g Helios rei­

tet auf dem Tierkreisbild des Löwen z u e r k e n n e n gibt, [Abb. 3] geht die I k o n o ­ graphie der auf d e m R ü c k e n eines L ö w e n sitzenden Gestalt neben der a n t i k e n B i l d t r a d i t i o n der Sol Iustitiae4 auf einen astrologischen T y p u s z u r ü c k . Diese B u c h i l l u s t r a t i o n , m i t der Friedrich Teja Bach das D ü r e r - B i l d vergleicht, ist überdies hinsichtlich der D a r s t e l l u n g des K o p f e s aufschlussreich, da sie den aus D r e i e c k s e l e m e n t e n gebildeten S t r a h l e n k r a n z ebenfalls m i t d e m k r e i s f ö r m i g e n N i m b u s v e r b i n d e t . Teja Bach rückt D ü r e r s K u p f e r s t i c h Sol Iustitiae, [Abb. 1]

der bis d a h i n als Einzelblatt betrachtet w u r d e , in einen größeren astrologi­

schen Z u s a m m e n h a n g , i n d e m er zeigt, dass dieser m i t der Luna als B i l d p a a r den A b s c h l u s s der f ü n f Planetenbilder b i l d e n könnte.5

Z u r a n t i k e n u n d astrologischen I k o n o g r a p h i e tritt eine christliche Lesart h i n z u , die visuell u n d a u f g r u n d der fehlenden A t t r i b u t e weniger of­

fensichtlich ist. Es w a r E r w i n P a n o f s k y s Verdienst, die allegorische B i l d e r f i n ­ d u n g , »die christliche u n d heidnisch-antike Vorstellungen, Planetengottheit u n d christliches G o t t e s b i l d verbindet«,6 z u entschlüsseln. Diese spätantike T r a d i t i ­ on7 geht a u f die Ü b e r e i n s t i m m u n g des Festtages z u E h r e n Sols a m 25. D e z e m ­ ber m i t der christlichen W e i h n a c h t s f e i e r z u r ü c k .8 So w u r d e auch Sol invictus als unbesiegter S o n n e n g o t t m i t der A u f e r s t e h u n g C h r i s t i i n V e r b i n d u n g ge­

bracht.9 Seit d e m 2. J a h r h u n d e r t gehört die biblische F o r m e l der Sol Iustitiae z u r k i r c h l i c h e n Rhetorik,1 0 die sich a u f d e n P r o p h e t e n M a l e a c h i stützt: »Euch aber, die ihr m e i n e n N a m e n fürchtet, soll aufgehen die S o n n e der G e r e c h t i g ­ keit«." N a c h P a n o f s k y hatten die K i r c h e n v ä t e r d a n k dieser Z e i l e n Sol invictus, den h ö c h s t e n G o t t des r ö m i s c h e n Reiches, i n eine Sol Iustitiae u m w a n d e l n k ö n n e n , u n d diese » k ü h n e G l e i c h u n g , w o h l geeignet, die Furcht des Gerichts in die H e r z e n der G l ä u b i g e n z u senken, überlebte m e h r als ein Jahrtausend«.1 2

Claudia Blümle

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Dürers direkte Quelle war wahrscheinlich das vom Benediktiner Petrus Ber-

chorius verfasste Werk Repertorium

morale, eines der meistgelesenen theolo­

gischen Handbücher des späteren Mittelalters. Anton Koberger, der Taufpate Albrecht Dürers, gab neben der Gesamtausgabe des Corpus Iuris Civiles des Justinian, der Schedeischen

Weltchronik

und dem im Jahre 1484 erstmals ge­

druckten Nürnberger Stadtrecht

13

1489 auch dieses Handbuch heraus, in dem folgende Passage zu lesen steht:

»Vor allem aber sage ich von jener Sonne [der Gerechtigkeit], dass sie in Flammen [inflammatus] stehend sein wird, wenn sie die Mensch­

heit richten wird im Gericht, so sie selbst hart und streng sein wird, auf dass sie sich zeigt, wie es heisst. In der Blutröte wird diese dann ganz glühend und schrecklich sein in ihrer Gerechtigkeit und Strenge.

Denn wie die Sonne am heissesten ist, wenn sie in der Mitte des Him­

mels steht, im Zenit, so auch Christus, wenn er inmitten des Him­

mels und der Erden im Gericht erscheinen wird [...],und dann in der Strenge und Gerechtigkeit glühen und die Sünder schrecklich und hart verdammen wird. Was gut dargestellt ist in Offb 19 wo es heisst, dass der Sonne gegeben wird die Menschen mit Hitze und Feuer heimzusuchen. [...] Denn wie die Sonne im Sommer, wenn sie im Löwen steht, die Pflanzen verbrennt, die der Frühling dann wieder­

belebt, so wird Christus in der Hitze des Gerichts erscheinen als ein grimmiger und löwengleicher Mann [homoferus

et leoninus] und die

Sünder verwelken lassen und das Glück der Menschen zerstören.«

14

3 Helios reitet auf dem Tierkreisbild des Löwen, Liber Bohan, Cod. Bodl. Or. 133.

Ausgehend von diesem im Text entworfenen Christusbild, das den Gottessohn als Löwen und Richter beschreibt, ist es möglich, die sitzende Fi­

gur in Dürers Stich christlich zu lesen. Folgt man der dem Text entnomme­

nen apokalyptischen Deutung, würde es sich bei der männlichen Gestalt mit dem Flammenblick um Christus als Weltenrichter handeln. Diese Verbindung zwischen antikem Sonnenglauben und Christentum wird zu Dürers Zeiten

Der allgegenwärtige Blick des Richters.

Juridische Evidenz bei Albrecht Dürers und Lucas Cranach d.Ä.

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mehrmals erläutert, so bei Marsilio Ficino, der die platonische Vorstellung

von der Sonne und die Sonnenhymnen der Pythagoräer mit dem Psalmwort

»in der Sonne hat er sein Zelt errichtet«

15

verknüpft. Auch dürfte um 1500 all­

gemein Ficinos Bemerkung aus dem Libellus

de Sole gelten: »Wer sieht nicht,

dass die Sonne in der Welt Gottes Bild und Stellvertreter ist.«

16

Neben Ficino ist auch bei Berchorius die Wesensgleichheit von Sol als antikem Sonnengott und Christus als Weltenrichter ausführlich belegt.

17

II

Im Holzschnitt des Lateinischen Almanachs für das Jahr 1495 von Johannes Virdung wird die Verbindung Sol-Christus deutlich. [Abb. 4] Dabei wird Christus mit einem Kreuznimbus und Sol mit einem flammenden Strah­

lenkranz sowie einer Strahlenkrone dargestellt. Beide Figuren, die bei Virdung getrennt nebeneinander stehen, sind in Dürers Kupferstich übereinander ge­

lagert und zu einer Figur vereint. Als Vorläufer der bildlichen Beziehung Sol-

Christus gelten zahlreiche römische Münzen, in denen der jeweilige Kaiser-an

prominenter Stelle stehen Probus, Aurelius und Konstantin-im Profil neben dem Sonnengott mit Strahlenkrone erscheint und sich physiognomisch an diesen angleicht. [Abb. 5] Anhand des Phänomens der Doppelbildnisse konnte Ernst Kantorowicz zeigen, dass nur Dank dieser bildlichen Wirksamkeit derge-

minatio,

einer »Verdoppelung« im Sinne von Kantorowicz,

18

der Kaiser zur per­

sona geminata-»menschlich

von Natur, göttlich durch die Gnade«

19

-gemacht werden konnte.

Die am Beispiel römischer Münzen aus dem 3. und 4. Jahrhundert erläuterte geminatio wird in der christlichen Hermeneutik typologisch gewen­

det. Nach Friedrich Ohly nimmt die Typologie, die ihren Ort in der Auslegung der Bibel hat, in ihrer deutenden Denkform ebenfalls Bezug auf außerbiblische Gegenstände aus der antiken Philosophie, Dichtung oder historischen Profan­

geschichten.

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Als christliche Deutungslehre, die auf diese Weise dennoch zu

einer antiken Überlieferung beigetragen hat, allegorisiert die Typologie nicht

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n u r O d y s s e u s , A p o l l o , P r o m e t h e u s , A u g u s t u s , P i a t o n u n d a n d e r e G e s t a l t e n , 5 Doppelprofit von s o n d e r n sieht u n d liest i n i h n e n P rä f i g u r a t i o n e n Christi.2 1 D i e s e D e n k w e i s e Konstantin und soi invictus.

° Gold-Sohdus.

m a n i f e s t i e r t sich i n der b i l d e n d e n K u n s t als e i n S y s t e m v o n Ä h n l i c h k e i t e n .

»Eine das G e m e i n s a m e ü b e r das U n t e r s c h e i d e n d e h e b e n d e u n d bis z u r ge­

genseitigen D u r c h d r i n g u n g v o n T y p u s u n d A n t i t y p u s g e h e n d e A n n ä h e r u n g b e i d e r Seiten d u r c h A s s i m i l a t i o n e n «2 2 ist d a b e i i n der b i l d e n d e n K u n s t so ge­

l ä u f i g , »dass T y p u s u n d A n t i t y p u s i m E r s c h e i n u n g s b i l d n a h e z u z u s a m m e n ­ fallen.«2 3 E i n e b e k a n n t e R e i h e v o n G e m ä l d e n u n d Z e i c h n u n g e n L e o n a r d o d a V i n c i s , die J o h a n n e s d e n T ä u f e r u n d B a c c h u s z u s a m m e n f ü h r e n , v e r d e u t l i ­ c h e n dieses P h ä n o m e n . W ä h r e n d das G e m ä l d e v o n 1509 aus d e m L o u v r e e i n ­ d e u t i g J o h a n n e s d e n T ä u f e r zeigt, erhält i n der Z e i c h n u n g Johannes-Bacchus v o n 1513 d i e m ä n n l i c h e F i g u r a u f g r u n d i h r e r a n t i k i s i e r e n d e n N a c k t h e i t u n d d e n B a u m k r o n e n , d i e i h r A n g e s i c h t u m h ü l l e n , E l e m e n t e eines B a c c h u s , u m s c h l i e ß l i c h i m G e m ä l d e v o n 1 5 1 3 - 1 5 d o m i n a n t e r h e r v o r z u t r e t e n : D i e F i g u r ist m i t e i n e m L e o p a r d e n f e l l u n d e i n e m W e i n b l ä t t e r k r a n z i m H a a r g e s c h m ü c k t u n d das K r e u z z e i c h e n a m Stab v e r s c h w u n d e n .2 4 L e o n a r d o da V i n c i gibt e i n e n a n t i k e n u n d e i n e n b i b l i s c h e n T y p u s »so i n e i n s z u sehen, dass b e i d e v o r e i n e m n i c h t geistig s c h a u e n d e n A u g e i n e i n a n d e r sich verbergen.«2 5 D i e V e r s c h m e l ­ z u n g v o n A l t u n d N e u , v o n A u ß e r b i b l i s c h e m u n d B i b l i s c h e m b e z e i c h n e t O h l y als » I n e i n a n d e r s c h a u « .2 6 D i e s e ist f o l g l i c h n i c h t n u r i k o n o g r a p h i s c h a n h a n d d e u t b a r e r A t t r i b u t e , K e n n z e i c h e n o d e r S y m b o l e , s o n d e r n a u c h a u f g r u n d der s p e z i f i s c h e n W i r k s a m k e i t des Bildes m ö g l i c h , die d a r i n b e r u h t , E l e m e n t e , d i e geistig g e t r e n n t o d e r l i n e a r gelesen w e r d e n , gleichzeitig w a h r z u n e h m e n . E i n e s o l c h e Z u s a m m e n s c h a u n e n n t P a n o f s k y i n A n l e h n u n g a n L u c a n e i n numen mixtum,17 das h e i ß t e i n e aus z w e i g e g e n s ä t z l i c h e n G o t t h e i t e n z u s a m m e n g e ­ f ü h r t e , g e m i s c h t e G o t t h e i t . D a n k F i c i n o w u r d e dieser F a c h t e r m i n u s i m 15.

J a h r h u n d e r t w i e d e r e n t d e c k t . W a s die V e r s c h m e l z u n g a n t i k e r , a s t r o l o g i s c h e r u n d c h r i s t l i c h e r E l e m e n t e i n e i n u n d d e r s e l b e n Figur, hier des Sol-Christus a n b e l a n g t , v e r w e n d e t D ü r e r e i n ä h n l i c h e s V e r f a h r e n . [ A b b . 1] D i e s erweist a u c h die k ü n s t l e r i s c h e R e z e p t i o n der d ü r e r s c h e n B i l d e r e r f i n d u n g Sol Iustitiae:

Der allgegenwärtige Blick des Richters.

Juridische Evidenz bei Albrecht Dürers und Lucas Cranach d.Ä. 4141415

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N i c h t i m m e r w u r d e die g e s a m t b i l d h a f t e V e r s c h m e l z u n g der u n t e r s c h i e d l i c h e n Bezüge ü b e r n o m m e n , s o n d e r n eine A u f l ö s u n g derselben i n ihre Bestandteile angestrebt. Jacob B i n k s D a r s t e l l u n g der Justitia hat beispielsweise die m ä n n ­ liche Figur w i e d e r i n eine nackte Frau m i t Schwert u n d W a a g e i n der H a n d a u f e i n e m L ö w e n sitzend z u r ü c k ü b e r s e t z t , o h n e die christlichen oder astro­

logischen E l e m e n t e a u f z u n e h m e n , w ä h r e n d u m g e k e h r t der H o l z s c h n i t t des F r a n k f u r t e r K a l e n d e r s v o n 1547 d e n S o n n e n g o t t Sol o h n e Bezüge z u r G e r e c h ­ tigkeit in d e n V o r d e r g r u n d rückt.2 8

I n n e r h a l b dieser Sol-Christus-Deutung bildet i k o n o g r a p h i s c h ge­

sehen j e d o c h die W a a g e ein P r o b l e m , da C h r i s t u s als W e l t e n r i c h t e r stets m i t weißer Lilie u n d Schwert dargestellt w u r d e . A u c h Dürers Darstellungen des Jüngsten Gerichtes folgen diesen aus d e m J o h a n n e s e v a n g e l i u m e n t n o m m e n e n christlichen A t t r i b u t e n , [Abb. 6] w ä h r e n d Waage u n d Schwert d e m Erzengel M i ­ chael oder der weiblichen Personifikation der Justitia [Abb. 7] zugeschrieben wer­

den.29 Handelt es sich n u n b e i m Kupferstich Sol Iustitiae [Abb. 1] u m ein numen mixtum oder u m eine Allegorie? Vermittelt das Bild die Tätigkeit des richterli­

chen Urteilens als abstrakte Idee oder als heilsgeschichtliches Geschehen? K u r t Rathe betonte 1927, dass es D ü r e r gelungen sei, die »spätmittelalterliche u n d a n ­ tike A u f f a s s u n g des Gerechtigkeitsthemas z u e i n e m erschütternden Bildgesicht seiner eigensten P r ä g u n g zu verschmelzen«,3 0 u n d auch T h o m a s W ü r t e n b e r g e r stellte d e n Kupferstich Sol Iustitiae in den umfassenderen Rechtskontext des d ü - rerschen Werkkorpus.3 1 Rainer Schoch verabschiedet hingegen diejenige juristi­

sche Lesart, die den Kupferstich lediglich als Justitia oder Nemesis deuten wollte.

Teja Bach betont, dass die Bezüge zur weiblichen P e r s o n i f i k a t i o n der Gerechtig­

keit nicht völlig negiert werden k ö n n e n , d o c h zeige »Dürers Stich [...] n u n frei­

lich nicht Justitia, s o n d e r n C h r i s t u s als >Sonne der Gerechtigkeit.«3 2 I n n e r h a l b der Sol- Christus-Typologie ist der juridische A s p e k t insofern relevant, als nicht die Attribute, sondern v i e l m e h r der Bezug z u r richterlichen K ö r p e r h a l t u n g die Figur als christlichen Weltenrichter deutbar m a c h e n . D a es sich u m einen Z u ­ s a m m e n f a l l antiker, astrologischer, christlicher u n d allegorischer I k o n o g r a p h i e

Claudia Blümle

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sowie u m die Z u s a m m e n s c h a u all dieser unterschiedlichen Bereiche i n einer Figur handelt, k a n n j e d o c h nicht eindeutig entschieden werden, welcher A s p e k t d o m i n i e r t . Bei d e n Bacchus-Johannes-Daxstelhmgen v o n da V i n c i k a n n n o c h in klarer W e i s e z w i s c h e n den zwei G o t t h e i t e n unterschieden werden, da die­ se heilsgeschichtlich z u deuten sind: Bacchus als P r ä f i g u r a t i o n des J o h a n n e s . I n d e m M o m e n t , in d e m j e d o c h A t t r i b u t e einer abstrakten P e r s o n i f i k a t i o n ins Spiel k o m m e n , stellt sich das P r o b l e m k o m p l e x e r dar. D e n n es sind W a a g e u n d Schwert, die, w i e S c h o c h betont, »der D a r s t e l l u n g d e n h ö h e r e n A b s t r a k t i o n s ­ grad der Allegorie«3 3 verleihen.

N e b e n der ideellen P e r s o n i f i k a t i o n der Gerechtigkeit v e r k o m p l i z i e r t sich die i k o n o g r a p h i s c h e Lesart v o n Sol Iustitiae n o c h weiter, d a n i c h t z u l e t z t B e z ü g e z u r richterlichen B e a m t e n t ä t i g k e i t v o r h a n d e n sind. D i e s w i r d a n h a n d eines Bildvergleichs zwischen der venezianischen Reliefdarstellung Sols [Abb. 8]

u n d D ü r e r s Z e i c h n u n g Jüngling mit Stab v o n 1498 [Abb. 9] deutlich. D a s u m 1415 entstandene Kapitell der Planetengötter a m P o r t i k u s des Dogenpalastes in V e n e d i g präsentiert Sol als wellenden L o c k e n k o p f , der m i t d e m Zeigefinger a u f eine r u n d e S o n n e n s c h e i b e m i t d o p p e l t e m K r a n z weist. Dieses solare A t t r i b u t scheint in d e m M o m e n t , i n d e m D ü r e r s Sol W a a g e u n d Schwert als Z e i c h e n der Gerechtigkeit in den H ä n d e n hält, a u f d e n N i m b u s übertragen w o r d e n z u sein. P a n o f s k y n i m m t an, dass D ü r e r w ä h r e n d seiner Italienreise die venezia­

nische D a r s t e l l u n g des Sonnengottes gesehen hat, die auch leicht seine » A u f ­ m e r k s a m k e i t erregt h a b e n k o n n t e : an e i n e m der Kapitelle des Dogenpalastes z u V e n e d i g , der orientalischsten Stadt der westlichen Welt.«3 4 Bei d i e s e m SoZ-Kapi- tell [Abb. 8] w ü r d e es sich folglich u m ein nicht islamisches Beispiel der i s l a m i ­ schen Darstellungsweise h a n d e l n , die das Tierkreiszeichen des L ö w e n m i t Sol verbindet. [Abb. 3] Weiter gilt die Z e i c h n u n g Jüngling mit Stab [Abb. 9] als V o r ­ studie z u r Sol Iustitiae, die m i t d e n Bildelementen des v e n e z i a n i s c h e n Reliefs in einer Skizze übereinander gelagert w u r d e . [Abb. 8] D a s drapierte G e w a n d w i e auch die r u n d e L o c k e n f r i s u r w u r d e v o n der Z e i c h n u n g ü b e r n o m m e n , j e d o c h nicht das Schwert, das s o w o h l als A t t r i b u t der Justitia als auch des Sonnengottes

8 Sol, Kapitell der Planeten­

götter, um 1415, Portikus des Dogenplastes in Venedig.

9 Albrecht Dürer, Jüngling mit W a a g e und Stab, 1498.

Der a l l g e g e n w ä r t i g e Blick d e s Richters.

J u r i d i s c h e E v i d e n z bei A l b r e c h t Dürers und Lucas Cranach d. A .

416 [ 417

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10 Lucas Cranach d.Ä. und Werkstatt, Das Urteil Salomonis, um 1537 (Detail).

Sol gilt.35 Stattdessen hält der J ü n g l i n g einen geschälten Stab als »Zeichen der richterlichen Gewalt«3 6 i n seiner l i n k e n H a n d . Schließlich n i m m t dieser J ü n g ­ ling a u f einer H o l z b a n k m i t gekreuzten B e i n e n sitzend genau diejenige K ö r p e r ­ h a l t u n g ein, »die einen r u h i g e n u n d überlegenen Geisteszustand anzeigt« u n d die »Richtern i n alten deutschen R e c h t s b ü c h e r n tatsächlich vorgeschrieben«3 7

w u r d e . I m Vergleich z u d e m v e n e z i a n i s c h e n SoZ-Relief erweist sich diese ü b e r ­ kreuzte B e i n h a l t u n g , die i m Kupferstich spiegelverkehrt ü b e r n o m m e n w u r d e , als die m a ß g e b l i c h e Ä n d e r u n g D ü r e r s (vgl. A b b . 1 m i t A b b . 8 u n d 9 ) . D a d u r c h erhält die Sol Iustitiae neben der ideellen abstrakten Gerechtigkeitsallegorie Justitia [Abb. 7] auch einen B e z u g z u r weltlichen Rechtspraxis der Zeit.

III

D i e Richter waren i m Mittelalter, wie die A r b e i t e n v o n S u s a n n e L e p - sius deutlich m a c h e n , n o c h d a v o n entlastet, eine eigene Entscheidung treffen z u m ü s s e n . D e n n »nach der d a m a l i g e n Ü b e r z e u g u n g offenbarte sich durch das göttliche Eingreifen i m Gottesurteil u n d i m Eid u n m i t t e l b a r die >Wahrheit der Sache<«.38 A u f G r u n d l a g e der metaphysischen Vorraussetzung, dass G o t t selbst a u f w u n d e r b a r e Weise über Rechtsfragen entscheide, k o n n t e »aus Sicht der a m Prozess beteiligten Gerichtspersonen ein vollständiges W i s s e n u m Sachverhalt u n d Recht hergestellt«39 werden. I m H i n b l i c k a u f dieses Recht der P r o b e k a n n deshalb nicht v o n e i n e m Richter i m heutigen Sinne die Rede sein, da er k e i n urteilender, s o n d e r n lediglich ein K a m p f r i c h t e r war, dessen A u f g a b e d a r i n be­

stand, das E i n h a l t e n der Regeln des Parteikampfes, der Eidesleistung oder des Gottesurteils z u ü b e r w a c h e n . M i t der W i e d e r e n t d e c k u n g u n d N e u ü b e r s e t z u n g des r ö m i s c h e n Rechts standen die Richter u n d die urteilende G e w a l t i m Spät­

mittelalter j e d o c h plötzlich vor d e m P r o b l e m , selbst urteilen z u m ü s s e n . Diese f ü r den Richter n e u auftauchende Tätigkeit des Urteilens verbindet sich in Sol Iustitiae [Abb. 1] nicht n u r m i t den allegorischen A t t r i b u t e n der Gerechtigkeit (Schwert u n d W a a g e ) , s o n d e r n auch m i t der astrologischen I k o n o g r a p h i e Sols:

V o n alters her w i r d auch Sol als Planetengott m i t der F u n k t i o n des Richters i n Claudia Blümle

(11)

V e r b i n d u n g gebracht. So begegnet er bei Vettius Valens als Sachverwalter des 11 Albrecht Dürer,

Urteils, eine Charakterisierung, »die letztlich auf den b a b y l o n i s c h e n S o n n e n - S o l l u s , l t l a e'u m 1 4 9

gott z u rü c k f ü h r t . «4 0 D i e neue Fokussierung auf den Richter i n n e r h a l b eines strafrechtlichen Verfahrens w i r d in Das Urteil Salomonis v o n Lucas C r a n a c h d . Ä . u n d seiner Werkstatt dargestellt u n d reflektiert.4' [Abb. 10 u n d 12] I n d e m u m 1537 datierten G e m ä l d e , das mehrere Ä h n l i c h k e i t e n z u D ü r e r s Sol Iustitiae aufweist, ist K ö n i g S a l o m o n ebenfalls v o n vier g r i m m i g blickenden L ö w e n u m ­ geben. D e r L ö w e verweist hier zunächst auf eine juridische I k o n o g r a p h i e . V i t a l H u h n k o n n t e zeigen, »dass der L ö w e sich aus antik-orientalischen A n s c h a u u n ­ gen der M a c h t heraus besonders in Italien schon in der f r ü h c h r i s t l i c h e n Zeit als W a h r z e i c h e n des Gerichts entwickelte«.42 Seit d e m karolingischen Reich steht er f ü r das Hochgericht.4 3 D i e Säulen, a n denen die Todesurteile verlesen w u r d e n , hatten jeweils vier h o c k e n d e L ö w e n als Träger, die in B a m b e r g »Tattermannsäu­

len« genannt w u r d e n , da m a n bei i h r e m A n b l i c k v o n e i n e m »datterig«, das heißt v o n e i n e m Angstzittern erfasst wurde.4 4 Schließlich soll der Richter nach der Soester R e c h t s o r d n u n g »>als ein g r i s g r i m m e n d e r Löwe< seines A m t e s walten«.45

N e b e n d e m i k o n o g r a p h i s c h e n B e z u g des L ö w e n z u m Recht ent­

spricht die K ö r p e r h a l t u n g spiegelverkehrt genau derjenigen in Sol Iustitiae.

[Abb. 10 u n d A b b . 11] Nicht n u r überschlägt K ö n i g S a l o m o n i n richterlicher M a ­ nier seine Beine, s o n d e r n sein K o p f neigt sich auch i n gleicher W e i s e zur Seite.

Betrachtet m a n das G e s a m t b i l d C r a n a c h s , so w i r d deutlich, dass der k ö n i g l i c h e Richter i m F l u c h t p u n k t des Bildes erhöht t h r o n t u n d sein K o p f sich a u f g r u n d dieser P o s i t i o n i e r u n g nach l i n k s wendet, u m a u f die Szene i m V o r d e r g r u n d blicken z u k ö n n e n . [Abb. 12] D o r t erkennt m a n zwei einander gegenüber k o m ­ p o n i e r t e F r a u e n f i g u r e n : W ä h r e n d die eine neben e i n e m toten K i n d k n i e t , hält die andere stehende Figur ein lebendes K i n d i n d e n A r m e n . D a z w i s c h e n b e f i n ­ det sich ein H e n k e r , der nach d e m lebenden K i n d greift u n d sein Schwert zieht, u m das K i n d z u zerteilen. Basierend a u f d e m ersten B u c h der K ö n i g e des A l t e n T e s t a m e n t s w i r d i n C r a n a c h s G e m ä l d e die Geschichte erzählt, w o n a c h K ö n i g S a l o m o n a u f g r u n d zweier unterschiedlicher A u s s a g e n ein Urteil fällen m u s s .

Der a l l g e g e n w ä r t i g e Blick d e s Richters.

J u r i d i s c h e E v i d e n z bei A l b r e c h t Dürers und L u c a s C r a n a c h d . Ä .

418|419

(12)

12 Lucas Cranach d.Ä. Er ist mit zwei Müttern konfrontiert, die in derselben Nacht ein Kind gebaren,

und Werkstatt Das urteil W O V On eines starb. Beide Frauen erhoben vor dem Richter den Anspruch, die

Salomonis, um 1537. r

leibliche Mutter des lebenden Kindes zu sein. Da befahl der König, dass man ihm ein Schwert hole, und er entschied:

»Schneidet das lebende Kind entzwei, und gebt eine Hälfte der einen und eine Hälfte der anderen!«'16 Daraufhin bat die eine der Frauen darum, das Kind nicht zu töten, während die andere forderte, dass das Kind weder ihr noch der anderen gehören sollte. Da konnte der König feststellen, dass die Erstere die wahre Mutter des Kindes sei und ganz Israel erkannte, »dass die Weisheit Gottes in ihm war, wenn er Recht sprach.«47

(13)

Die Wahl der dargestellten Erzählung steht im Zusammenhang mit

der rhetorischen Figur des Exemplums, das im strengen Sinn als ein Beispiel aus der Geschichte zu verstehen ist und im Unterschied zur poetischen Fiktion (fa-

bula) »auf der Seite der historia (res gestae) oder des argumentum (res ut gestae)

steht«.

48

Diese Unterscheidung ist im 2. Buch der Rhetorik von Aristoteles über das Beweisverfahren und die Beweismittel zu finden, die sich auf Enthymeme oder Beispiele beziehen. Die rhetorische Kunst liegt dabei in der Reduktion des historischen Materials auf einzelne hervorragende Ereignisse oder berühmte Personen,

49

und gerade das Ideal der »Kürze«

50

oder der »Verdichtung«

51

eines Exemplums rückt diese rhetorische Figur in die Nähe des Bildes.

52

Wie John D.

Lyons gezeigt hat, war die antike und mittelalterliche Assoziation des Exemplums

Der allgegenwärtige Blick des Richters.

Juridische Evidenz bei Albrecht Dürers und Lucas Cranach d.Ä.

(14)

m i t der Malerei, den Intarsienarbeiten aus H o l z oder der rhetorischen imago i n der Renaissance vielfach präsent.53 D o c h nicht n u r der m e t a p h o r i s c h e Vergleich des E x e m p l u m s m i t e i n e m Bild, s o n d e r n die F u n k t i o n r ü c k t diese rhetorische Figur in den Bereich einer a r g u m e n t a t i v geleiteten Sichtbarkeit. E t y m o l o g i s c h gesehen s t a m m t E x e m p l u m v o n exrmere->herausnehmen<, >wegnehmen<, >ent- rücken<. D a s E x e m p l u m n i m m t etwas heraus u n d rückt es i n einen anderen Z u s a m m e n h a n g . N a c h Lyons ist deshalb das E x e m p l u m Teil einer A r g u m e n ­ tation als E v i d e n z i m S i n n e der lateinischen evidentia: Etwas außerhalb der Sichtbarkeit Liegendes k a n n gesehen werden (ex und videre). D a s E x e m p l u m w i r d als Schauspiel inszeniert, i n d e m es eine b e d e u t s a m e E r s c h e i n u n g v o n a u ­ ßerhalb v o r f ü h r t . A u f das G e m ä l d e v o n C r a n a c h u n d seiner Werkstatt bezogen w i r d diese S t r u k t u r besonders i n der A r c h i t e k t u r u n d den verschiedenen B e o ­ b a c h t e r p o s i t i o n e n deutlich. D e r exemplarische Fall findet unter d e m Blick Sa- l o m o n s i n e i n e m theatralen G e r i c h t s r a u m statt, w ä h r e n d das P u b l i k u m weiter o b e n v o n einer E m p o r e aus den Streit z w i s c h e n d e n beiden M ü t t e r n beobachtet.

Diese Szene präsentiert sich a u f der vordersten Bildebene w i e a u f einer B ü h ­ ne: V o r e i n e m steinernen Stufenabsatz betont der rot bekleidete H e n k e r eine Mittelachse, die m i t der D i a g o n a l e seines Schwertes d u r c h k r e u z t w i r d . H i n t e r i h m steht auf einer Stufe ein Soldat, dessen Speer sich d i a g o n a l der v e r t i k a ­ len Mittelachse a n n ä h e r t u n d einen sitzenden L ö w e n teilweise verdeckt. D i e auffallende S y m m e t r i e des G e m ä l d e s k u l m i n i e r t in der Figur des k ö n i g l i c h e n Richters, der i m H i n t e r g r u n d a u f e i n e m m i t zwei w e i ß e n Säulen g e s c h m ü c k t e n T h r o n sitzt. D i e schwarzen drapierten V o r h ä n g e u n d die steinernen Sitzbänke z u r l i n k e n u n d rechten Seite des T h r o n e s verstärken die steile zentralperspekti­

vische K o n s t r u k t i o n der B ü h n e . I n n e r h a l b dieses i n sich geschlossenen R a u m e s tritt der richterliche Blick in d e n H i n t e r g r u n d , w ä h r e n d die Szene als O r t der reinen Sichtbarkeit in d e n V o r d e r g r u n d des G e m ä l d e s rückt. Diese architek­

tonisch b e d i n g t e B l i c k k o n s t e l l a t i o n i m B i l d weist eine auffällige N ä h e z u der­

jenigen des Renaissancetheaters auf, das, wie H a n s - C h r i s t i a n v o n H e r r m a n n deutlich m a c h t , mittels Perspektive, V o r h ä n g e n u n d Beleuchtungseffekten eine Szene herstellt, so dass »die v o n Aristoteles f o r m u l i e r t e Einheit des D r a m a s n u n a u s d r ü c k l i c h als Einheit eines d u r c h einen einzigen Blick konstituierten Schau­

platzes«54 verstanden werden k a n n . Diese d u r c h >einen< singulären Blick k o n ­ stituierte Szene perspektiviert das G e s c h e h e n a u f eine einzige Position, die i m Theater der K ö n i g u n d i m G e r i c h t s r a u m der Richter als herausgehobener Z u ­ schauer u n d Beobachter e i n n i m m t . I m G e m ä l d e C r a n a c h s b e t o n e n die graue E m p o r e n w a n d sowie die T r e n n u n g des Richters v o m P u b l i k u m , das nach h i n ­ ten auf die E m p o r e gerückt ist, die H e r v o r h e b u n g eines einzigen s o u v e r ä n e n A u g p u n k t e s a u f der B ü h n e ; besonders auch, weil dieser souveräne A u g p u n k t m i t d e m perspektivischen F l u c h t p u n k t z u s a m m e n f ä l l t .

C r a n a c h s G e m ä l d e zeigt, w i e das G e r i c h t z u r Szene w i r d . G o t t e s ­ urteile, P a r t e i k ä m p f e oder Eidesleistungen b e s a ß e n w i e die K r e i s a n o r d n u n g i m mittelalterlichen Theater keine Szene i n d e m Sinne, dass ein u m g r e n z t e r R a u m v o n e i n e m einzigen s o u v e r ä n e n A u g p u n k t aus beobachtet w i r d . Statt­

dessen k o n n t e das i m Kreis a n g e o r d n e t e P u b l i k u m die rechtlichen S c h a u ­ spiele v o n verschiedenen P o s i t i o n e n aus b e o b a c h t e n u n d g e m e i n s a m m i t d e m Richter die E i n h a l t u n g der Regeln ü b e r w a c h e n . I n d e m M o m e n t , i n d e m nicht

Claudia Blümle

(15)

mehr Gott, sondern der Richter das Urteil fällen muss, bedarf es während des

Gerichtsverfahrens eines zentralen szenischen Ortes im Gerichtsraum, inner­

halb dessen sich das Geschehen ereignen soll. Die Szene wird daher der neue Schauplatz einer nicht mehr theologischen Wahrheit. Fortan steht das Publi­

kum hinter dem souveränen richterlichen Blick, um im selben Zug an diesem teilzunehmen. Cranachs theatrale Darstellung des Königssaals als Raum des Hochgerichts setzt rechtshistorisch zugleich eine antike Tradition fort. Vor der Teilung der antiken runden und geschlossenen Rennbahn in eine Bühne als

Szene bestand eine unmittelbare Verbindung zwischen dem antikem Theater

und der Rechtssprechung: »Das Gericht wird zunächst am selben Ort aufge­

führt wie die Tragödie, und es ist kein Zufall, dass es sich in dem Moment da­

von löst, als die Tragödie mit der Skene ihren entscheidenden Umbau erfuhr.«

55

Mit der Wiederentdeckung des antiken Theaters in der Renaissance wird nun das Gericht mittels der Szene wieder zu einem Theater. Entscheidend ist dabei die architektonisch entwickelte Unterteilung in Schauspieler und Publikum, in Aktive und Passive, in Bewegende und Zuschauende, wie sie im Gemälde Cranachs gezeigt wird. Denn die Frage der Entscheidung und des Urteils, mit der die Richter in dieser Zeit konfrontiert waren, ist an diese theatrale Unter­

scheidung gebunden: »Die, die zusehen, können auch entscheiden. Distanz­

nehmen, Sicht und Einsicht, Einsicht und Entscheidung bilden eine verkettete Reihe, an deren Ende das auf sich gestellte, reflexive Sich-Entscheiden stehen wird.«

56

Erst im Spätmittelalter ist der Blick des Richters für die gerichtliche Ermittlung von Wahrheit maßgeblich geworden. Da er an Stelle Gottes Urteile fällt, muss er auch einen entsprechend göttlichen Blick einnehmen, u m den Ort einer absoluten Wahrheit zu besetzen.

IV

Mit dem Blick des Richters und dem Volk als Publikum auf der Em­

pore werden in Cranachs Gemälde diejenigen Beobachterpositionen präsen­

tiert, die das ganze Bild in ein >Theater auf dem Theaten überführen. [Abb. 12]

Während die Szene als Ort der reinen Sichtbarkeit nach vorne rückt, bildet der Blick des Richters im Fluchtpunkt der zentralperspektivischen Konstruktion das Zentrum des Bildes. Der Blick des Richters mündet jedoch nicht nur in den Fluchtpunkt, sondern konstituiert im selben Zug auch den Ausgangspunkt der Szene. Erst wenn der Richter im Gerichtsraum die Szene überblickt, kann das Publikum, wie es hinter der Tribüne dargestellt ist, am Wahrheitsgeschehen teilhaben. Erst in dem Moment, in dem der Richter als Souverän des juridischen Theaters in seiner erhöhten Übersicht den Zusammenhang des Geschehens auf der Szene garantiert und auf diese Szene schaut, kann ein Wahrheitsgeschehen stattfinden, und erst dann kann das Publikum, wie es hinter der Tribüne dar­

gestellt ist, an diesem Ereignis teilnehmen. Ohne richterlichen Blick über die Szene, der während des Gerichtsverfahrens stets gegenwärtig sein muss, kann das Gericht kein Ort der Wahrheitsfindung sein.

Dürers Sol Iustitiae [Abb. 1 und 11] überführt genau diese Bedin­

gungen juridischer Evidenz in ein Bild, indem die mit den Attributen der Ge­

rechtigkeit versehene und auf einem Löwen sitzende männliche Richterfigur Dürers den Glanz eines Heiligenscheines erhält. Aufgrund der Entwicklung

Der a l l g e g e n wä r t i g e Blick d e s Richters.

J u r i d i s c h e E v i d e n z bei A l b r e c h t Dürers und Lucas Cranach d . Ä .

422|423

(16)

von Nimbus und Strahlenkranz des antiken Sonnengottes hin zu einer christli­

chen Verwendung kann hinsichtlich des Heiligenscheins nicht klar zwischen Sol und Christus unterschieden werden. Der Lichtglanz der feurigen Sonnengott­

heit, dessen solare Konnotation mit der Zeit »zugunsten eines umfassenderen Lichtcharakters etwas in den Hintergrund«

57

trat und auf Christus übertragen wurde, wird bei Dürer nun in Verbindung mit dem Sehen thematisch, indem die lodernde Flammenmaske seiner Sol Iustitiae sich mit den weit aufgeris­

senen Augen verbindet. [Abb. 1,11 und 13] Wie Panofsky aufgefallen ist, taucht eine ähnliche Maske im ersten Blatt der dürerschen Bildreihe zur

Apokalypse™

auf, die den Titel Johannes

erblickt die sieben Leuchter [Abb. 14] trägt:

»Aber das Gesicht des Mannes ist von einem bebenden Strahlen­

hof umzogen, seine Augen brechen in Flammen aus, wie die des Menschsohns in der Vision der Sieben Leuchter, und seine Züge zei­

gen einen wild gewaltigen, doch kummervollen Ausdruck, seltsam verwandt dem seines phantastischen Reittiers.«

59

Das Argument, dass es sich bei der Sol Iustitiae um Christus als Weltenrichter handle, gewinnt an Überzeugungskraft im Vergleich mit die­

sem im selben Jahr entstandenen Holzschnitt aus der Apokalypse. Auf beiden Blättern gehen die Feuerstrahlen ins gelockte Haar und die Linien des Strah­

lenkranzes über. Während bei Christus die aus zwei Teilen bestehende Mas­

ke, die die gerunzelte Stirn frei lässt, als Verlängerung der Augenbrauen und Wimpern erscheint und die beiden Flammen sich der Mandelform der Augen anpassen, [Abb. 13] herrschen in der Sol Iustitiae Kreis- und Kreuzformen vor.

[Abb. 14] Einerseits bringen Kreislinien die schwarze Pupille, die Augenform, die Augenlider und die Formation der Flammen im Innern der Maske hervor, die auf diese Weise die Ausweitung der kreisrunden Augen aufnehmen. A n ­ derseits ergeben die in drei Richtungen weisenden Flammenzungen ein Kreuz, ähnlich der Darstellungsweise des Kreuznimbus, die im Holzschnitt Virdungs zu finden ist. [Abb. 4 und 14]

13 Albrecht Dürer, Sol Iustitiae, um 1498/99 (Detail).

Claudia Blümle

(17)

N a c h N i k o l a u s v o n K u e s liegt die B e d e u t u n g des gö t t l i c h e n Blicks 14 Albrecht Dürer, aus d e m B i l d , wie sie D ü r e r darstellt, [Abb. 14] in seiner P a r t i k u l a r i t ä t u n d ^annss erblickt die sieben

1 ' Leuchter, 1498 (Detail),

gleichzeitigen A l l g e g e n w a r t . Jacques L a c a n zu Folge ist die F u n k t i o n der I k o n e erstes Blatt der Illustration ebenfalls d a r i n z u sehen, dass »auch der G o t t , d e n sie darstellt, sie anblickt«.6 0 z u r Akalvpse-

D i e s e n o m n i p r ä s e n t e n Blick erläutert v o n K u e s a n h a n d einer Vera Icon, die er z u s a m m e n m i t seiner Schrift De Visione Dei6' a n seine Brüder geschickt hat. I n dieser Schrift beschreibt er, dass der Betrachter v o r d e m B i l d v o n j e d e m belie­

bigen S t a n d p u n k t aus v o n C h r i s t u s angeblickt werde. D e r Effekt, dass der i n - k a r n i e r t e göttliche Blick m i t d e m Beobachter m i t w a n d e r t u n d i h n verfolgt, o b er n u n l i n k s oder rechts v o r d e m B i l d steht, entsteht d a d u r c h , dass die A u g e n nicht n u r aus d e m B i l d herausschauen, s o n d e r n w i e bei d e m a p o k a l y p t i s c h e n W e l t e n r i c h t e r D ü r e r s [ A b b . 14] die g e m a l t e n P u p i l l e n zwei u n t e r s c h i e d l i c h e P u n k t e f i x i e r e n . D e r daraus resultierende o m n i p r ä s e n t e Blick G o t t e s ist bei D ü r e r zusätzlich an eine M a s k e g e b u n d e n , sodass das B l i c k h a f t e des allsehen­

d e n G o t t e s in dieser D a r s t e l l u n g des Weltenrichters n o c h verstärkt w i r d . I m U n t e r s c h i e d z u m göttlichen Blick i m a p o k a l y p t i s c h e n H o l z s c h n i t t Johannes erblickt die sieben Leuchter [Abb. 13] richtet sich der B l i c k i n der Sol Iustitiae j e d o c h nicht a u f d e n Betrachter v o r d e m Bild, s o n d e r n fokussiert i n n e r h a l b des B i l d r a u m e s die rechte untere Ecke. [Abb. 14] D i e F i x i e r u n g eines b e s t i m m t e n P u n k t e s ist deshalb relevant, weil sie das H e r v o r t r e t e n jenes Blickes v e r h i n d e r t , der d e n zugleich p a r t i k u l a r e n w i e o m n i p r ä s e n t e n B l i c k G o t t e s z u i n k a r n i e r e n v e r m a g . Stattdessen w i r d a u f g r u n d der N e i g u n g des K o p f e s u n d der L e n k u n g des Blicks a u f einen b e s t i m m t e n P u n k t exakt diejenige P o s i t i o n des Richters ü b e r n o m m e n , w i e sie sich auch in C r a n a c h s G e m ä l d e f i n d e t . [Abb. 10 u n d 11]

D i e B i l d e r f i n d u n g D ü r e r s unterscheidet sich v o n der D a r s t e l l u n g des göttli­

chen Weltenrichters, i n d e m sie, in der T e r m i n o l o g i e Jacques Lacans, v o m Blick z u m A u g e übergeht: D e r G e r i c h t s r a u m v e r w a n d e l t sich in d e m M o m e n t i n einen R a u m der Sichtbarkeit, in d e m sich der Blick des Richters senkt u n d d a m i t z u m A u g e w i r d . D a s A u g e , das w i e i n der z e n t r a l p e r s p e k t i v i s c h e n K o n ­ s t r u k t i o n mittels A u g p u n k t über das G e s c h e h e n a u f der B ü h n e z u herrschen

Der allgegenwärtige Blick des Richters.

Juridische Evidenz bei Albrecht Dürers und Lucas Cranach d. Ä.

424|425

(18)

glaubt, s c h mü c k t sich m i t d e m Blick, der sich z u s a m m e n m i t d e m Licht i n d e n D a r s t e l l u n g e n des christlichen G o t t e s w i e auch des a n t i k e n Sol/Helios als allgegenwärtiger zeigt.

D e r Betrachter b e f i n d e t sich in Sollustitiae [Abb. 1] a u f A u g e n h ö h e m i t d e m gebückten L ö w e n , der seinen K o p f nach o b e n hebt. D a d u r c h entsteht der E i n d r u c k , dass die m ä n n l i c h e Figur eine erhöhte B e o b a c h t e r p o s i t i o n e i n ­ n i m m t u n d a u f diese W e i s e a u f d e n Betrachter h i n u n t e r b l i c k e n k ö n n t e . D i e s e niedere H o r i z o n t l i n i e w i r d d u r c h die D a r s t e l l u n g des n i m b i e r t e n M a n n e s m i t der F e u e r m a s k e verstärkt, dessen K i n n t r o t z der starken S e n k u n g des K o p f e s i n Untersicht dargestellt ist. [Abb. 13] A u c h i m G e m ä l d e C r a n a c h s f ü h r e n die steile perspektivische K o n s t r u k t i o n des R a u m e s einerseits u n d die P o s i t i o n S a l o m o n s i m o b e r e n F ü n f t e l des Bildes anderseits z u einer B e t o n u n g des ä u ­ ßerst h o h e n S t a n d p u n k t e s . [Abb. 12] D i e s e erhöhte B e o b a c h t e r p o s i t i o n erklärt sich aus der älteren P r a x i s der Rechtssprechung, f ü r die sie u n a b d i n g b a r war, w i e das W o r t Li oder Lee zeigt, das i m M i t t e l h o c h d e u t s c h e n d e n Gerichtshügel bezeichnete. D e n n der erhöhte Platz b e i m H o c h g e r i c h t diente d e m Z w e c k »der besseren Sichtbarkeit als Richtplatz«.6 2 D e r l a n d l ä u f i g e G e b r a u c h des W o r t e s Lee w u r d e z u d e m o f t m i t d e m ä h n l i c h k l i n g e n d e n W o r t Lewe ( L ö w e ) verwechselt, w e s h a l b dieses Tier s y m b o l i s c h f ü r das H o c h g e r i c h t stand. Z u s a m m e n f a s s e n d lässt sich daher sagen, dass nicht n u r die K ö r p e r h a l t u n g m i t d e n ü b e r k r e u z t e n B e i n e n , s o n d e r n auch die erhöhte B e o b a c h t e r p o s i t i o n sowie die F i x i e r u n g der A u g e n a u f e i n e n b e s t i m m t e n P u n k t in e i n e m rechtspraktischen u n d d a m i t w e ­ der i n e i n e m christlichen n o c h in e i n e m allegorischen Z u s a m m e n h a n g stehen.

D i e Schau des Richters, die Ü b e r b l i c k über das g a n z e V e r f a h r e n verschafft, ist zugleich eine physische u n d metaphysische, da sie i m m e r auch a n die Stelle des göttlichen Blicks tritt. D ü r e r t r a n s z e n d i e r t m i t H i l f e des H e i l i g e n s c h e i n s dieses Sehen, das d e n A u s g a n g p u n k t des j u r i d i s c h e n W a h r h e i t s g e s c h e h e n s b i l ­ det u n d f o r t a n die n e u a u f t a u c h e n d e Tätigkeit des A b w ä g e n s u n d Urteilens ü b e r n e h m e n m u s s .

K a n t o r o w i c z k o n n t e zeigen, wie, vermittelt d u r c h d e n H e i l i g e n ­ schein, ü b e r i n d i v i d u e l l e n Ideen der Zeitaspekt eines K o n t i n u u m s verliehen werden k o n n t e : »In der spätantiken K u n s t w i r d ein N i m b u s , der Vorläufer des Heiligenscheins, oft solchen Figuren verliehen, die eine ü b e r i n d i v i d u e l ­ le Idee darstellen.« Dieses Z e i c h e n des Ranges sollte z u m A u s d r u c k bringen, dass »die Figur in jeder H i n s i c h t ein K o n t i n u u m repräsentierte, etwas D a u e r n ­ des, I m m e r w ä h r e n d e s jenseits der Zufälligkeiten der Zeit u n d des Verderbs«.63

K a n t o r o w i c z betont, dass die meist als A b s t r a k t i o n e n oder P e r s o n i f i k a t i o n e n bezeichneten weiblichen Gestalten, beispielsweise r ö m i s c h e P r o v i n z e n , d a d u r c h i h r e n »überzeitlichen Charakter« i n n e r h a l b der k o n t i n u i e r l i c h verlaufenden Zeit erhielten. D a s Gleiche gilt »für Begriffe u n d T u g e n d e n : Justitia oder Pru- dentia als antike G o t t h e i t e n sollten K r ä f t e darstellen, die ewig wirkten.«6 4 D i e ­ se Z e i t d i m e n s i o n f ü h r t z u r U n t e r s c h e i d u n g z w i s c h e n tempus, aeternitas u n d aevum, z w i s c h e n vergänglicher, irdischer Zeit, a p o k a l y p t i s c h e r Ewigkeit u n d i m m e r w ä h r e n d e r Dauer. A u f diese W e i s e a r t i k u l i e r t der H e i l i g e n s c h e i n eine Ä n d e r u n g i m W e s e n der Zeit, er versetzt seinen Träger »scholastisch gesagt v o m tempus z u m aevum, aus der Zeit i n die ewige Dauer, jedenfalls i n ein K o n ­ t i n u u m einer Zeit o h n e Ende«.65

Claudia Blümle

(19)

Es soll n o c h m a l s in E r i n n e r u n g gerufen werden, dass es sich bei Sol Iustitiae [Abb. 1] weder u m eine Allegorie der Justitia [Abb. 7] n o c h u m das solare Sternzeichen des Lö w e n , [Abb. 3] weder u m C h r i s t u s als a p o k a l y p t i s c h e n W e l t e n r i c h t e r [ A b b . 6] oder den a n t i k e n S o n n e n g o t t Helios/Sol [ A b b . 2 , 3 u n d 8] n o c h u m e i n e n Richter in A u s ü b u n g seines A m t e s [Abb. 9 u n d 10] handelt.

V i e l m e h r f i n d e n sich all diese A s p e k t e , v o n d e n e n es einzelne Darstellungen gibt, bei D ü r e r in e i n e m Bild, i n einer n i m b i e r t e n Figur m i t F l a m m e n b l i c k ver­

einigt. H a n d e l t es sich also in A n b e t r a c h t dieser U m s t ä n d e u m die A l l e g o r i e einer weltlichen Tätigkeit oder u m ein göttliches numen mixtum? Diese Fra­

ge ist deshalb nicht nebensächlich, weil Allegorie u n d numen mixtum u n t e r ­ schiedliche Z e i t k o n z e p t e involvieren. Liest m a n die Sol Iustitiae t y p o l o g i s c h , das heißt Sol als P r ä f i g u r a t i o n C h r i s t i , so bezieht sich die D a r s t e l l u n g a u f ein heilsgeschichtliches Z e i t v e r s t ä n d n i s u n d d a m i t a u f eine r ä u m - u n d z e i t e n t h o ­ bene z u k ü n f t i g e Ewigkeit. Liest m a n das B i l d j e d o c h als Allegorie, steht dieses f ü r eine i m m e r w ä h r e n d e abstrakte Idee. D i e W i r k s a m k e i t u n d M a c h t des B i l ­ des, als s i m u l t a n e Z u s a m m e n s c h a u verschiedene Elemente, Vorstellungen u n d Ideen z u vereinen, spitzt sich i n Sol Iustitiae n o c h weiter z u , i n d e m dieses B i l d zugleich numen mixtum u n d A l l e g o r i e ist. I n der Ü b e r b l e n d u n g v o n numen mixtum u n d A l l e g o r i e verleiht Sol Iustitiae s o w o h l der Tätigkeit des Urteilens ein allegorisches G e w i c h t , i n d e m sie m i t Löwe, W a a g e u n d Schwert ausgestattet ist, als auch d e m A m t des Richters eine Dauer, i n d e m der H e i l i g e n s c h e i n sich m i t F l a m m e n m a s k e u n d B l i c k f o k u s s i e r u n g verbindet. N e b e n d e m o m n i p r ä - senten A u g e des Richters in der erhöhten B e o b a c h t e r p o s i t i o n erhält z u d e m der L ö w e als S y m b o l der W a c h s a m k e i t den A s p e k t einer Dauer, da sich seine A u g e n selbst i m Schlaf nicht schließen. Sol Iustitiae vereint diese b e i d e n K o n z e p t e i n ­ einander, u m das A m t des Richters t y p o l o g i s c h zu w e n d e n u n d i h m ein aevum w i e auch die v o r d e m d e m Bereich des G ö t t l i c h e n vorbehaltene M a c h t z u ver­

leihen. D a s jüngste Gericht w a n d e l t sich in ein innerweltliches G e s c h e h e n , u n d das innerweltliche j u r i d i s c h e A m t tritt in den Bereich des Heiligen (bzw. der a n t i k e n Götter, der A s t r o l o g i e u n d der A p o k a l y p s e ) ein. So v e r s c h r ä n k e n sich a u f g e n u i n bildliche W e i s e I m m a n e n z u n d T r a n s z e n d e n z . Bei der Schau des Richters handelt es sich folglich, w i e D ü r e r s Sol Iustitiae zeigt, u m ein u n v e r ­ stelltes u n d direktes Sehen, das über das b l o ß e u n d kontigente V o r h a n d e n s e i n hinausgeht. A l s metaphysische Schau b e s t i m m t sie stattdessen die Szene des Wahrheitsgeschehens u n d d a m i t auch den O r t der E v i d e n z als A u g e n s c h e i n

u n d O f f e n k u n d i g s e i n .

Der a l l g e g e n wä r t i g e Blick d e s Richters.

J u r i d i s c h e E v i d e n z bei A l b r e c h t Dürers und Lucas Cranach d . Ä .

426|427

(20)

Endnoten

1 Vgl. Piyel Haldar, The Evidencer's Eye. Representations of truth in the laws of evidence, in: Law and Critique 2/2,1991, S. 171-189.

2 Erwin Panofsky, Das Leben und die Kunst Albrecht Dürers, München 1977, S. 105.

3 Martin Wallraff, Christus verus sol. Sonnenverehrung und Christentum in der Spätantike, in:

Jahrbuch für Antike und Christentum, Ergänzungsband 32, Münster 2001, S. 145. Überdies wurde Sol oft mit einer Strahlenkrone geschmückt. Im Gegensatz zum Strahlenkranz auf Dürers Kup­

ferstich umgeben dabei die Strahlen der Krone nicht den Kopf, sondern gehen von einem auf dem Kopf getragenen Reifen aus. Vgl. zu Sol und seiner christlicher Deutung sowie zu Nimbus, Strahlenkranz, Glorie und Mandorla ebd., S. 144-151.

4 Vgl. weiter zum Antikenbezug der Sol lustitiae Erwin Panofsky, Dürers Stellung zur Antike, in:

Jahrbuch für Kunstgeschichte, Bd.I, 1921/22, S.43-92.

5 Friedrich Teja Bach, Struktur und Erscheinung. Untersuchungen zu Dürers graphischer Kunst, Berlin 1996.

6 Reiner Schoch, Die Sonne der Gerechtigkeit (Sol lustitiae), in: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (Hg.), Albrecht Dürer. Das druckgraphische Werk, Bd. I, München 2001, S.79f.

7 Zu den künstlerischen Darstellungen Christi als Helios/Sol in der Spätantike vgl. Wallraff, Chris­

tus verus sol (Anm.3), S. 158-165.

8 Vgl. ebd., S. 174-195.

9 Franz Joseph Dölger, Sol salutis. Gebet und Gesang im christlichen Altertum. Mit besonderer Rücksicht auf die Ostung in Gebet und Liturgie, Münster 1972, S. 364-379; sowie Wallraff, Chris­

tus verus sol (Anm. 3), S. 110-125.

10 Teja Bach, Struktur und Erscheinung (Anm. 5), S. 100.

11 Mal3,20,Vulgata,Mal4,2.

12 Zitiert nach Panofsky, Das Leben und die Kunst Albrecht Dürers (Anm. 2), S. 106.

13 Elfriede Scheil, Albrecht Dürers Melencolia § I und die Gerechtigkeit, in: Zeitschrift für Kunstge­

schichte 2,2007, S.201-214, S.203.

14 Zitiert nach Teja Bach, Struktur und Erscheinung (Anm.5), S. 101.

15 Ebd., S. 99.

16 Ebd.

17 Ebd.,S.90-100.

18 Ernst H. Kantorowicz, Die zwei Körper des Königs. Eine Studie zur politischen Theologie des Mittelalters, Stuttgart, 1992, S.74. Horst Bredekamp hat gezeigt, dass die Souveränität als fiktive Person im juridischen Sinne einer Bildproduktion bedarf, da die Souveränität selbst nur als Bild zu denken ist: Horst Bredekamp, Politische Zeit. Die zwei Körper von Thomas Hobbes' >Levia- than<, in: Wolfgang Ernst, Cornelia Vismann (Hg.), Geschichtskörper. Zur Aktualität von Ernst H.

Kantorowicz, München 1998, S. 105-118.

19 Kantorowicz, Die zwei Körper des Königs (Anm. 18), S.78.

20 Friedrich Ohly, Halbbiblische und außerbiblische Typologie, in: ders., Schriften zur mittelalterli­

chen Bedeutungsforschung, Darmstadt 1977, S.361-400.

21 Ebd., S. 396.

22 Ebd.

23 Ebd.

24 Vgl. ausführlich zum bildlichen Zusammenfall von Johannes und Bacchus Erwin Panofsky, A My- thological Painting by Poussin in the Nationalmuseum Stockholm, Stockholm 1960, S. 36-44 und Ohly, Halbbiblische und außerbiblische Typologie (Anm.20), S.396-400, Abb.27-30.

25 Ebd., S. 397.

26 Ebd.

27 Panofsky, A Mythological Painting by Poussin in the Nationalmuseum Stockholm (Anm. 24), S.40.

28 Vgl. Teja Bach, Struktur und Erscheinung (Anm. 5), S. 102; besonders Abb. 109 und Abb. 110.

29 Vgl. zur Ikonographie der Gerechtigkeit Rudolf Ott Kissel, Die Justitia. Reflexionen über ein Sym­

bol und seine Darstellung in der bildenden Kunst, München 1984.

30 Kurt Rathe, Der Richter auf dem Fabeltier, in: Arpad Weixlgärtner, Leo Planiscig (Hg.), Festschrift für Julius Schlosser zum 60. Geburtstage, Zürich 1927, S. 187-208, S. 188.

31 Thomas Würtenberger, Recht und Gerechtigkeit in der Kunst Albrecht Dürers, in: Kunst und Recht. Festgabe für Hans Fehr, Bd. 1, Karlsruhe 1948, S. 221-235 und ders., Albrecht Dürer. Künst­

ler-Recht-Gerechtigkeit, Frankfurt 1971.

32 Teja Bach, Struktur und Erscheinung (Anm. 5), S.97.

Claudia Blümle

(21)

33 Schoch, Die Sonne der Gerechtigkeit (Sol Iustitiae) (Anm.6), S.80.

34 Panofsky, Das Leben und die Kunst Albrecht Dürers (Anm.2), S. 105.

35 Teja Bach, Struktur und Erscheinung (Anm.5), S. 101.

36 Schoch, Die Sonne der Gerechtigkeit (Sol Iustitiae) (Anm. 6), S. 80.

37 Panofsky, Das Leben und die Kunst Albrecht Dürers (Anm. 2), S. 105.

38 Susanne Lepsius, Wissen = Entscheiden, Nichtwissen - Nichtentscheiden? Zum Dilemma richter­

licher Beweiserhebung im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit, in: Cornelia Vismann, Tho­

mas Weitin (Hg.), Urteilen/Entscheiden, München 2006, S. 119-142, S. 120.

39 Ebd., S. 121.

40 Teja Bach, Struktur und Erscheinung (Anm.5), S. 101.

41 Vgl. zu diesem Bild Max J. Friedländer, Jakob Rosenberg, Die Gemälde von Lucas Cranach, Berlin 1932, S. 62; Kurt Simon, Abendländische Gerechtigkeitsbilder, Frankfurt a. M. 1948, S. 60 und S. 103;

Rainer Michaelis, Deutsche Gemälde 14.-18. Jahrhundert, Berlin 1989, S.25; Gemäldegalerie Ber­

lin: Gesamtverzeichnis, bearb.v. Henning Bock, Berlin 1996, S.35.

42 Vital Huhn, Löwe und Hund als Symbol des Rechts, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 7,1955, S. 1-63, S.62.

43 Ebd., S. 58.

44 Ebd.,S.U.

45 Rathe, Der Richter auf dem Fabeltier (Anm.30), S.201.

46 I.Kön 3, 16-28.

47 Ebd.

48 Peter von Moos, Geschichte als Topik. Das rhetorische Exemplum von der Antike zur Neuzeit und die historiae im >Policraticus< Johanns von Salisbury, Hildesheim 1988, S.60.

49 Ebd., S.62-63.

50 Kurth Gebien, Die Geschichte in Senecas philosophischen Schriften. Untersuchungen zum histo­

rischen Exempel in der Antike, Konstanz 1969, S. 40 - 42.

51 Karlheinz Stierle, Geschichte als Exemplum-Exemplum als Geschichte. Zur Pragmatik und Poe­

tik narrativer Texte, in: Reinhart Koselleck, Wolf-Dieter Stempel (Hg.), Geschichte-Ereignis und Erzählung (Poetik und Hermeneutik 5), München 1973, S.347-375, S.358.

52 Auch Markus Schürer betont die ausgeprägte Bildlichkeit des Exemplums. Markus Schürer, Das Exemplum oder die erzählte Institution. Studien zum Beispielgebrauch bei den Dominikanern und Franziskanern des B.Jahrhunderts, Berlin 2005, S.58-59.

53 John D. Lyons, Exemplum. The Rhetoric of Exemple in Early Modern France and Italy, Princeton 1989, S. 28-29.

54 Hans-Christian von Herrmann, Das Archiv der Bühne. Eine Archäologie des Theaters und seiner Wissenschaft, München 2005, S.62.

55 Cornelia Vismann, Das Drama des Entscheidens, in: dies., Weitin (Hg.), Urteilen/Entscheiden (Anm.38),S.91-100,S.98.

56 Ebd., S. 92.

57 Wallraff, Christus verus sol (Anm. 3), S. 145.

58 Vgl. zum Gesamtkontext Peter Krüger, Dürers »Apokalypse«. Zur poetischen Struktur einer Bil­

derzählung der Renaissance, Wiesbaden 1996.

59 Panofsky, Das Leben und die Kunst Albrecht Dürers (Anm.2), S. 105.

60 Jacques Lacan, Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse. Das Seminar. Buch XI, Weinheim 1996, S. 120. Michel de Certeau weist strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen Nikolas von Kues und Lacan nach. Michel Certeau, Nikolas von Kues, Das Geheimnis eines Blickes, in: Volker Bohn (Hg.), Bildlichkeit, Frankfurt a.M.1990, S.325-356, besonders S.345-348. Des Weiteren zur Unterscheidung von Auge und Blick Claudia Blümle, Anne von der Heiden, Blickzähmung und Augentäuschung. Zu Jacques Lacans Bildtheorie, Berlin/Zürich 2005.

61 Nicolaus Cusanus, Über das Sehen Gottes (de visione Dei) oder: Über das Bild (de icone), in: ders., Philosophische und theologische Schriften, übers, v. Anton Scharpff und Eberhard Döring, Wies­

baden 2005, S.233-282. Vgl. zur bildtheoretischen Relevanz dieser Schrift Gottfried Boehm, Stu­

dien zur Perspektivität. Philosophie und Kunst in der Frühen Neuzeit, Heidelberg 1969, S. 137-171 sowie Holger Simon, Bildtheoretische Grundlagen des neuzeitlichen Bildes bei Nikolaus von Kues, in: Concilium medii aevi 7, 2004, S.45-76.

62 Huhn, Löwe und Hund als Symbol des Rechts (Anm.42), S.60.

63 Kantorowicz, Die zwei Körper des Königs (Anm. 18), S.97.

Der a l l g e g e n wä r t i g e Blick d e s Richters.

J u r i d i s c h e E v i d e n z bei A l b r e c h t Dürers und Lucas C r a n a c h d . Ä .

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Endnoten/Abbildungsnachweis

64 Ebd.

65 Ebd., S. 102.

Abbildungsnachweis

1 Albrecht Dürer, Sol Iustitiae, um 1498/99, 7,9x 10,7cm, Kupferstich, The Metropolitan Museum, New York, in: Erwin Panofsky, Dürers Stellung zur Antike [1921/2], in: ders., Deutschsprachige Aufsätze, hg. v. Karen Michels, Martin Warnke, Bd. 1, Berlin 1998, S.273, Abb. 17.

2 Helios, Metope vom Athena-Tempel in Troja, um 390 v. Chr., 85,8 x 86,3 cm, Marmor, Pergamon­

museum, Berlin, in: Erwin Panofsky, Dürers Stellung zur Antike [1921/2], in: ders., Deutschspra­

chige Aufsätze, hg. v. Karen Michels, Martin Warnke, Bd. 1, Berlin 1998, S. 275, Abb. 18.

3 Helios reitet auf dem Tierkreisbild des Löwen, Uber Bohan, Cod. Bodl. Or. 133, Bodleian Library, Oxford, aus: Friedrich Teja Bach, Struktur und Erscheinung. Untersuchungen zu Dürers graphi­

scher Kunst, Berlin 1996, S. 102, Abb. 97.

4 Johannes Virdung, Christus und Sol, 1495 (Detail), Lateinischer Almanach für das Jahr 1495, Holz­

schnitt, in: Friedrich Teja Bach, Struktur und Erscheinung. Untersuchungen zu Dürers graphischer Kunst, Berlin 1996, S. 106, Abb. 98.

5 Doppelprofil von Konstantin und Sol invictus, Gold-Solidus, Bibliotheque Nationale, Paris, in:

Ernst Kantorowicz, Die zwei Körper des Königs. Eine Studie zur politischen Theologie des Mittel­

alters, Stuttgart, 1992, Abb. 32 e.

6 Albrecht Dürer, Christus als Weltenrichter mit Schwert und Lilie (Die kleine Passion: Das Jüngste Gericht), 1509/11, 24x 17cm, Holzschnitt, in: Albrecht Dürer. Sämtliche Holtzschnitte, bearb.v.

Monika Heffels, Ramerding 1981.

7 Albrecht Dürer, Justitia, 1495, 20,4 x 10,6scm, Federzeichnung, vormals Museum Boymns-van-Be- uningen, Rotterdam.

8 Sol, Kapitell der Planetengötter, um 1415, Portikus des Dogenpalastes in Venedig, in: Erwin Pa­

nofsky, Das Leben und die Kunst Albrecht Dürers, München 1977, S. 105.

9 Albrecht Dürer, Jüngling mit Waage und Stab, 1498,24,2 x 20,8 cm, Federzeichnung, Eremitage, St.

Petersburg, Inv.-Nr. 16, in: Ministerium für Kultur der DDR (Hg.), Deutsche Kunst der Dürerzeit, Dresden 1971, Kat. Nr. 148 [Katalog zur Ausstellung »Deutsche Kunst der Dürerzeit«, Albertinum, Dresden 1971].

10 Lucas Cranach d.Ä. und Werkstatt, Das Urteil Salomonis, um 1537 (Detail), 206,5 x 142 cm, ö l auf Pappelholz, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 11.76, Preußischer Kulturbesitz, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin, Foto: Jörg P. Anders.

11 Albrecht Dürer, Sol Iustitiae, um 1498/99, 7,9x 10,7cm, Kupferstich, The Metropolitan Museum, New York, in: Erwin Panofsky, Dürers Stellung zur Antike [1921/2], in: ders., Deutschsprachige Aufsätze, hg.v. Karen Michels, Martin Warnke, Bd. 1, Berlin 1998, S.273, Abb. 17.

12 Lucas Cranach d.Ä. und Werkstatt, Das Urteil Salomonis, um 1537, 206,5 X 142 cm, Öl auf Pappel­

holz, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 11.76, Preußischer Kulturbesitz, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin, Foto: Jörg P. Anders.

13 Albrecht Dürer, Sol Iustitiae, um 1498/99 (Detail), 7,9 x 10,7 cm, Kupferstich, The Metropolitan Museum, New York, in: Erwin Panofsky, Dürers Stellung zur Antike [1921/ 2], in: ders., Deutsch­

sprachige Aufsätze, hg.v. Karen Michels, Martin Warnke, Bd. 1, Berlin 1998, S.273, Abb. 17.

14 Albrecht Dürer, Johannes erblickt die sieben Leuchter, 1498 (Detail), erstes Blatt der Illustration zur Apokalypse, 39,2 x28,1 cm, Druckgraphik, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabi­

nett, Dresden, in: Rudolf Chadabra, Dürers Apokalypse, Prag 1964.

Claudia Blümle

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Der a l l g e g e n wä r t i g e Blick d e s Richters.

J u r i d i s c h e E v i d e n z bei A l b r e c h t Dürers und L u c a s C r a n a c h d. A .

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