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Archiv "Bionik" (21.05.1981)

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Flexibles „Ellenbogengelenk"

Drehbarer

„Unterarm" „Oberarm"

Flexibles und drehbares

„Handgelenk"

„Hand"-Greifer

114,

Sensoren

Flexibles

„Schultergelenk"

Darstellung 1: Dem menschlichen Arm nachgebildeter technischer Manipulator (aus Heynert)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin DEFINITION

Bionik

Im Jahre 1958 wurde für ein interdis- ziplinäres Wissensgebiet zwischen Biologie und Technik der Begriff Bionik geprägt. Dieser Begriff stellt nach seinem Schöpfer nicht eine Zu- sammenziehung der beiden Worte Biologie und Elektronik oder Tech- nik dar, sondern er wurde aus dem griechischen Wort bios für Leben und der Endung -onics für Studium einer Sache aufgebaut. Demgemäß will die Bionik die in und von der belebten Natur benutzten Konstruk- tionen, Systeme und Prozesse stu- dieren, daraus Anregungen für tech- nisch realisierbare, bessere, effekti- vere oder empfindlichere Lösungen für Konstruktionen, Geräte und Ver- fahren gewinnen und sie auf diese Weise für eine praktische Nutzung vorbereiten.

Gliederung

Eine Gliederung der Bionik nach ih- rem methodischen Vorgehen unter- scheidet:

O Allgemeine Bionik

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Systematische Bionik

• Spezifisch angewandte Bionik.

Die allgemeine Bionik will die Viel- falt der Erscheinungen des Lebendi- gen auf technisch, technologisch und architektonisch verwertbare Prinzipien und Verfahren analy- sieren.

Die systematische Bionik soll die so gefundenen Ergebnisse aufbereiten, gliedern, ordnen; sie soll sie im Hin- blick auf die Anwendung und Nut- zung systematisch darstellen, damit interessierende Erkenntnisse bei Bedarf übersichtlich zur Verfügung stehen. Die bionische Systematik muß keine direkten Beziehungen zur bestehenden Systematik der Pflan- zen und Tiere haben. Hauptgruppen in diesem System sind:

■ biologische aktive und passive Flugsysteme, ■ biologische Profile, III tierische Sonare, ■ biologische Informationsaufnahme, -leitung,

-speicherung und -verarbeitung. Darstellung 2: Gliederung der Bionik nach ihren sachlichen Arbeitsgebieten

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 21 vom 21. Mai 1981 1049

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Bionik

Die spezifisch angewandte Bionik sieht ihre Aufgabe in der Umsetzung der biologischen Anregungen in technisch nutzbare Anwendungen;

hierbei kommt natürlich die Zusam- menarbeit der Biologie mit der Tech- nik zum Tragen. Ein besonderes An- wendungsgebiet der spezifisch an- gewandten Bionik ist die Medizin- technik. Hier stammt nicht nur das Vorbild aus dem humanbiologi- schen Bereich, sondern der Einsatz nach der technischen Realisierung liegt auch im humanbiologischen Bereich, zum Beispiel als Ersatzsy- stem (künstliche Hand, Hilfen für Blinde) (Darstellung 1).

Je nachdem, welche physikalisch- technische Seite der biologischen Strukturen und Prozesse untersucht und genutzt werden soll, unterschei- det man (Darstellung 2) zwischen:

Strukturbionik

Energetobionik

(;) Informationsbionik

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Molekularbionik

Strukturbionik

Die Nutzung von biologischen Strukturen als statisch oft überlege- ne Konstruktionen für Bauten ist na- heliegend und Gegenstand der Ma- kro-Strukturbionik; daneben aber auch ihre Untersuchung als Vorbil- der für den Maschinen-, Flugzeug- und Schiffsbau. Zu erwähnen sind die Nutzung von biologischen For- men im Bauwesen und die Anwen- dung von Formen der Fische bei der Konstruktion neuer Schiffsrumpffor- men (Bug-Wulst-Schiff oder dem Wal nachgebildete Transportschif- fe); diese Formen zeigten wesentlich verbesserte Eigenschaften. Noch moderner ist die Entwicklung von Robotern und Manipulatoren (Dar- stellung 1) als Nachbildung mensch- licher Arme und Beine zum Einsatz in einer wegen Hitze, Vakuum, Schmutz oder Radioaktivität men- schenfeindlichen Umwelt.

Die Mikro-Strukturbionik überträgt Erkenntnisse im Aufbau zellulärer und subzellulärer Strukturen auf Probleme des Leichtbaus, der Elek-

tronik und der Textilindustrie. Die Analyse und Übertragung der Archi- tektur des menschlichen Ober- schenkelknochens als rechtwinklig sich schneidende Spannungstrajek- torien ist ein Beispiel, bei dem mit geringstem Materialeinsatz maxima- le Festigkeit erreicht und Hinweise für den Leichtbau gegeben werden.

Energetobionik

Unter dem Zwang zur Energieein- sparung wird die Energetik von Or- ganismen immer interessanter. Ge- länge eine wirtschaftliche Umwand- lung von chemischer Energie in elektrische Energie nach den Prinzi- pien der bei biologischen Systemen angewandten Energieumwandlung, zum Beispiel die Nachbildung der Fähigkeit der grünen Pflanzen, über die Fotosynthese Licht in chemische Energie umzuwandeln und zu spei- chern, so könnte dies ein wichtiger Beitrag zu unserer Energieversor- gung werden. Die Elektrobionik be- faßt sich mit der Erzeugung und Speicherung elektrischer Energie durch lebende Systeme, wobei ins- besondere die Vorgänge in den elek- trischen Organen der elektrischen Fische Gegenstand der Untersu- chungen sind und möglicherweise Ideen für technische Brennstoffele- mente liefern können. Auch die Bio- lumineszenz bei Leuchtkäfern und manchen Pflanzen nutzt weit besser als jeder bisher bekannte technische Prozeß die chemische Energie für die Lichterzeugung aus.

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Informationsbionik

Im Rahmen der Informationsbionik werden einmal die Fragen der Infor- mationsaufnahme und -verarbeitung in Organismen als Rezeptorbionik bearbeitet, zum anderen in der Neu- robionik die Probleme der neuralen Informationsübertragung und -spei- cherung. Bei der Rezeptorbionik sind Fragen hinsichtlich der Aufnah- mesysteme der chemischen Sinne (Geruch und Geschmack), des Tem- peratursinnes, des Lichtsinnes, des Tast- und Vibrationssinnes, des Schweresinnes und des Gehörsin- nes zu untersuchen und auf ihre vielfältig denkbaren, technischen

Nutzungen zu prüfen. Die Anwen- dungsmöglichkeiten der Neurobio- nik beim Bau von Computern sind offensichtlich. Könnte das Prinzip der bei Lebewesen realisierten par- allelen Signalverarbeitung auf den

fast immer noch ausschließlich se- riell arbeitenden — Computer über- tragen werden, so würde die Lei- stungsfähigkeit um Größenordnun- gen steigen.

Molekularbionik

In der Molekularbionik widmet sich das Teilgebiet der Membranbionik der Untersuchung und technischen Nutzung von Prinzipien im Bereich biologischer Membranen. Ihre Er- gebnisse könnten Ideen und Hinwei- se für die Lösung eines wichtigen Problems unserer Zivilisation erbrin- gen, für die Gewinnung und Versor- gung mit Trinkwassr. Denkbar und vorgeschlagen wurden membran- bionische Verfahren auch zur Ge- winnung von Rohstoffen aus dem Meerwasser. Es ist bekannt, daß Pflanzen und Tiere verschiedene Elemente aus dem Meerwasser au- ßerordentlich stark anreichern kön- nen. Allerdings sind technisch ver- wendbare Verfahren auf diesem Ge- biet noch nicht bekannt geworden.

Chemobionische Verfahren wollen Anregungen aus dem natürlichen Stoffwechsel von Pflanzen und Tie- ren gewinnen. Es ist durchaus denk- bar, daß von der Vielzahl der in der lebenden Zelle ablaufenden Reak- tionen Teilprozesse mit höherer Ef- fektivität nachgeahmt werden kön- nen. Die Bedeutung der Enzyme für den Ablauf von chemischen Reaktio- nen in Lebewesen ist allgemein be- kannt, sie werden in der chemischen Industrie aber nur zu einem gerin- gen Teil genutzt. Eine besonders in- tensive Entwicklung nahm die Bio- nik in den Vereinigten Staaten, wo sich insbesondere die Raumfahrt- technik der Problemstellung an- nahm, und in der Sowjetunion, wo sie im Zusammenhang mit kyberne- tischen und ökologischen Fragestel- lungen diskutiert wurde.

Literatur

Heynert, H.: Grundlagen der Bionik, Heidel- berg, 1976

A. Habermehl 1050 Heft 21 vom 21. Mai 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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