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Archiv "Österreichischer Ärztetag 1995: Gesundheitsreform längst überfällig" (15.12.1995)

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THEMEN DER ZEIT

D

ie Reform des Gesundheits- wesens ist über Jahre ver- schleppt worden. Waren die letzten 30 Jahre bestimmt durch die Ideologie der Konzentrati- on auf die Spitäler, muß ab sofort die Umorientierung in Richtung des am- bulanten Sektors stattfinden." So lei- tete Prim. Dr. med. Michael Neu- mann, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, das „Standpunkte- papier" der Ärzteschaft zu den Refor- men im Gesundheitswesen ein. Zu den dringlichsten Aufgaben der Poli- tiker gehöre eine grundlegende Re- form der Krankenhausfinanzierung und der Sozialversicherung sowie die Schaffung eines einheitlichen Ar- beitszeitgesetzes für Kranken- hausärzte und die Einführung eines

„Gruppenpraxengesetzes". Dabei ge- he es nicht um die Reform von „Ein- zelteilen", sondern um einen umfas- senden Umbau des österreichischen Gesundheitssystems.

Ausgabenboom im Krankenhaus

Jährlich entfällt rund die Hälfte der Gesundheitsausgaben in Öster- reich auf die Krankenhäuser. Im lau- fenden Jahr sind das nach Schätzun- gen der ÖÄK umgerechnet rund 15,7 Milliarden DM. Seit den 70er Jahren hätten sich die Kosten je Kranken- haustag mehr als verdreifacht, und die Zahl der stationär behandelten Pati- enten habe sich beinahe verdoppelt.

BLICK INS AUSLAND

Damit nehme Österreich im europäi- schen Vergleich eine Spitzenstellung ein. Maßnahmen, um die Ausgaben- expansion im Krankenhausbereich zu bremsen, seien bisher erfolglos ge- blieben. Nach Ansicht der ÖÄK reicht es nicht aus, das System der

„Unser Gesundheitswesen braucht einen neuen Soli alpakt", meint Prim. Dr. Michael Neumann, Präsident der Österreichischen Ärztekammer. Foto: ÖÄK

Abrechnung von Krankenhauslei- stungen zu reformieren oder Abtei- lungen zu schließen. Vielmehr müß- ten solche Leistungen aus dem Kran- kenhausbereich ausgegliedert wer- den, die ebenso gut, aber weniger ko- stenintensiv auch von einem nieder-

gelassenen Arzt erbracht werden könnten. Voraussetzung für eine Ent- lastung der Krankenhäuser sei die ef- fektive Verzahnung von ambulantem und stationärem Bereich sowie eine Aufwertung der Tätigkeit der nieder- gelassenen Ärzte.

In diesem Zusammenhang kriti- siert die Ärztekammer, daß es bisher nicht gelungen ist, die Kapazitäten der niedergelassenen Ärzte zu erwei- tern, indem sie die Möglichkeit erhal- ten, andere Ärzte anzustellen oder Gruppenpraxen einzurichten. Letzte- re seien patientenfreundlich und er- möglichten einen rationelleren Um- gang mit Ressourcen. Außerdem fehlten sowohl die organisatorische Struktur als auch die Pflegekräfte, um eine flächendeckende krankenhaus- entlastende Versorgung aufzubauen.

Das Zusammenspiel von Kranken- haus und niedergelassenen Ärzten müsse intensiviert werden.

Kostenkontrolle gefordert

Um eine Kostendämpfung im Krankenhaussektor zu verwirklichen, fordert die ÖÄK neben mehr Kosten- transparenz auch eine Verbesserung der Arbeitsstrukturen im Kranken- haus. Kritisiert wird vor allem, daß nach wie vor kein einheitliches Ar- beitszeitgesetz für Krankenhausärzte existiert, das bundesweit gilt und nicht klinikträgerbezogen ist. Ein sol- ches Gesetz scheiterte bislang aus Ko- stengründen am Widerstand der Bun- desländer. „Die Ausbeutung der Spi- talsärzte mittels unzumutbarer Nachtdienst- und Überstundenrege- lungen hat sich verstärkt", heißt es im

„Standpunktepapier". Die für die Ärzte unerträgliche Arbeitssituation in den Krankenhäusern müsse auch im Hinblick auf Qualitätssicherung und Patientenversorgung schnellstens beendet werden. Der Vorschlag der ÖÄK sieht unter anderem eine Re- duktion der Nachtdienste und der durchgehenden Arbeitszeiten sowie eine maximale Wochenarbeitszeit von 67 Stunden vor.

Unumgänglich ist nach Auffas- sung der Ärztekammer eine Reform der gesetzlichen Krankenversiche- rung. Sie müsse den veränderten wirtschaftlichen, gesellschaftlichen

Österreichischer Ärztetag 1995

Gesundheitsreform längst überfällig

Österreichs Ärzte haben auf ihrem Ärztetag am 15. November in Wien eine tief- greifende Reform des Gesundheitswesens gefordert. Die Österreichische Ärzte- kammer (ÖÄK) legte ein „Standpunktepapier" vor, in dem sie ihre wichtigsten Reformvorschläge formuliert. Das Papier soll den Sozialpartnern als Diskussi- onsgrundlage dienen und die längst überfälligen Reformen vor allem im Bereich der Krankenhausfinanzierung und der Sozialversicherung vorantreiben.

A-3544 (24) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 50, 15. Dezember 1995

(2)

THEMEN DER ZEIT BLICK INS AUSLAND/AUFSATZE

D

as gegenwärtige Verständnis der HIV-Pathogenese ist eng verknüpft mit Beobachtun- gen zur Replikation des Virus in vivo. Das Fehlen genügend sensiti- ver Methoden zum Nachweis freier Viren in der Zirkulation während der klinisch unauffälligen Krankheitssta- dien hat ursprünglich zur Einordnung der HIV-Infektion unter die latenten oder persistierenden Virusinfektionen geführt. Heute geht man davon aus, daß die virämische Phase durch einen dynamischen Prozeß aus kontinu- ierlicher de-novo-Virusinfektion, Re- plikation und schnellem Turnover zir- kulierender CD4-positiver Lympho- zyten aufrechterhalten wird.

Unabhängig vom Krankheits- stadium kann mittlerweile mit Hilfe moderner molekularbiologischer Me- thoden virusassoziierte RNA im Plas- ma nahezu aller HIV-Patienten nach- gewiesen werden. Dies ist selbst dann möglich, wenn das Virus über klassi- sche Kultivierungsversuche nicht an- gezüchtet werden kann.

Trotz der offensichtlichen Be- deutung der Virusreplikation für die HIV-Pathogenese ist bis vor kurzem relativ wenig über die Kinetik der Vi- rusproduktion, die Eliminierung der Viren und Halbwertszeit der CD4-po- sitiven Lymphozyten in vivo bekannt gewesen (Tabelle 1). Diese Fragestel- lungen werden in Veröffentlichungen der Arbeitsgruppen von Ho und Shaw (2, 3) angesprochen. Potente In-

hibitoren der HIV-Replikation wur- den eingesetzt, um bei 42 HIV-Infi- zierten, unabhängig von deren indivi- dueller Virusbelastung und ihrem

Tabelle 1

Neue pathophysiologische Entwicklungen

Ca. 1,9 Milliarden CD4-Zellen pro Tag neu gebildet, Turnover ca. 15 Tage Zahl der peripher gemessenen CD4- Zellen vom Abbau (Virusmenge) abhängig

Ca. 0,6 Milliarden HI-Viren pro Tag.

Neue plötzliche Virusbelastung von Neubildungsrate abhängig

Turnover-Rate 2 Tage

Reduktion der Virusmenge um 99%

möglich

Resistenzentwicklung häufig

CD4-Lymphozytenstatus, die Virus- vermehrung zu arretieren und dabei die Balance zwischen Virus- produktion und Eliminierung von freiem Virus bzw. virusinfizierten Zel- len zu stören. Durch die Abnahme der Virusäquivalente während der an- tiviralen Therapie konnte die Halb- wertszeit der HI-Viren auf 1,2 bis 3,3 Tage festgelegt werden. Dies bedeu- tet, daß jeden Tag durchschnittlich et- wa 50 Prozent der im Plasma zirkulie- renden Viren durch das Immunsy- stem eliminiert und gleichzeitig von frisch infizierten Zellen neu syntheti- siert werden. Die Virusmenge ist und demographischen Verhältnissen

angepaßt werden. Es fehle auch in diesem Bereich an Kostentranspa- renz, Kostenbewußtsein und Steue- rungselementen. Statt Zentralisie- rung und Bürokratie zu fördern, müßten die Deregulierung sowie der Ausbau der Verantwortung aller Be- teiligten im Gesundheitswesen vor- angetrieben werden.

Sozialversicherung nicht mehr zeitgemäß

Für die gesetzliche Krankenver- sicherung ist nach Ansicht der Kam- mer das Gesamtangebot medizini- scher Leistungen nicht mehr finan- zierbar. Undifferenzierte Kosten- dämpfung oder Ausgabendeckelung stellten nicht einmal eine mittelfristi- ge Lösung dar, da das Leistungsange- bot ständig steige und die Patienten Leistungen vermehrt in Anspruch nähmen Die Reformvorschläge der ÖÄK sehen deshalb vor, die Zustän- digkeit der gesetzlichen Krankenver- sicherung auf die medizinische Grundversorgung zu beschränken.

Außerdem solle dem Patienten im Rahmen der Versicherungspflicht das Recht eingeräumt werden, eigenver- antwortlich seine Versicherung zu wählen. Die ÖÄK plädiert für eine Einkommensobergrenze, die die Zu- gehörigkeit zur gesetzlichen Kran- kenversicherung regelt. Die Reprä- sentanten der Ärzteschaft setzen sich zudem für eine obligatorische Frei- zeit- und Unfallversicherung ein, die erhöhte Risiken abdeckt und so die Krankenversicherung entlasten könn- te. Zur finanziellen Entlastung der Kassen würde auch eine eindeutige gesetzliche Regelung der außerver- traglichen ärztlichen Leistungen bei- tragen. Mehr Kostentransparenz ge- genüber dem Patienten habe densel- ben Effekt und fördere Kostenbe- wußtsein und Kostenkontrolle.

Auch müsse die Prävention stär- ker in den Vordergrund rücken. Es gel- te, die Primärprävention und die schul- ärztlichen Leistungen zu fördern. Um die medizinische Vorsorge vom Kin- des- bis zum Erwachsenenalter konti- nuierlich gewährleisten zu können, for- dert die ÖÄK die Einführung eines Gesundheitspasses. Heike Korzilius

Beurteilung c er HIV-Infektion

Zuverlässig und schnell per Virusquantifizierung

ans Jäger und Ralf Wagner

Leistungsfähige Verfahren der HI-Virusquantifizierung haben zu einem Umden- ken in der AIDS-Therapie geführt. Denn mit der pro Milliliter Plasma tatsächlich vorhandenen Virusmenge wird den Behandlern ein — bezüglich Entwicklung, Pro- gnose und therapeutischen Ansprechens — aussagekräftiger Parameter der HIV- Infektion an die Hand gegeben. Als Richtlinie zum klinischen Einsatz des Verfah- rens kann ein Konsensus-Meeting (1) dienen, das in Bethesda stattfand.

Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 50, 15. Dezember 1995 (25) A-3545

Referenzen

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