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Archiv "Konjunktur 1992: Bescheidene Wachstumsrate, aber keine Rezession" (06.01.1992)

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Prognose des Sachverständigenrates (in Prozent gegenüber dem Vorjahr)

Westdeutschland in Preisen von 1985

Ostdeutschland in Preisen von 1990 1991 1992 2. Halbjahr 1992

1991 Bruttosozialprodukt

Privater Verbrauch Staatsverbrauch

Ausrüstungs-Investitionen Bauinvestitionen

2 —10,5 9,5

3,5 8

— 4,5 30 18,5 3,5

2

— 0,5 10

3,5

2 2 3,5 2

10,5 81

7 Bruttolohn- und

-gehaltssumme Verbraucher-Preise

8,5 5,5 20 bis 25

3,5 4 19,5 8,5

In Millionen:

Arbeitslose Kurzarbeiter ABM-Maßnahmen

1,7 1,86 0,92 1,36

0,15 0,23 1,64 0,92

0,09 0,08 0,19 0,4

Konjunktur Bescheidene Wachstumsrate,

1992 aber keine Rezession

Defizit in der Sozialversicherung von 20 Milliarden?

Der wirtschaftliche Aufschwung, der nun seit fast neun Jahren für steigenden Wohlstand und mehr Be- schäftigung sorgt, geht zu Ende. In den alten Bundesländern mehren sich die Zeichen einer konjunkturel- len Abschwächung und Stagnation auf hohem Niveau. In den neuen Bundesländern scheint dagegen die

„Talsohle" des wirtschaftlichen Ab- schwungs erreicht zu sein. Erste An- zeichen einer Besserung werden sichtbar.

In dieser Einschätzung stimmen fast alle Konjunkturbeobachter überein. Für die westlichen Bundes- länder wird im nächsten Jahr eine Wachstumsrate bis zu zwei Prozent nach 3,5 Prozent im laufenden Jahr prognostiziert. Die bislang wirksa- men Auftriebskräfte, die Investitio- nen und die Nachfrage aus den neu- en Bundesländern, werden sich zu- nächst weiter abschwächen. In den neuen Ländern wird ein Wirtschafts- wachstum bis zu etwa 10 Prozent, freilich von einem sehr niedrigen Ni- veau aus, für möglich gehalten. Der Sanierungsprozeß kommt voran. Die Investitionen, finanziert vor allem aus dem Bundeshaushalt und von westdeutschen Unternehmen, neh- men kräftig zu. Das wird auch zu ei- ner Ausweitung der Produktion füh- ren. Zum ersten Mal könnte sich da- her nach Einschätzung des Sachver- ständigenrates der Abstand in der Leistungskraft zwischen den neuen und den alten Bundesländern verrin- gern. Das läßt hoffen, auch wenn 1992 noch einmal mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen um mehr als 300 000 zu rechnen ist.

Für das Gesamtbild der wirt- schaftlichen Entwicklung bleibt die wirtschaftliche Entwicklung in der alten Bundesrepublik bestimmend.

So weist der Sachverständigenrat zu Recht darauf hin, daß selbst bei ei- ner konsequenten wachstumsorien- tierten Politik die grundlegende Er- neuerung der Wirtschaft in den neu-

en Bundesländern nicht in zwei, drei Jahren zu schaffen sei. Diese seien noch eine geraume Zeit auf einen hohen Mittelzufluß aus den alten Bundesländern angewiesen. „Um so mehr kommt es darauf an, die Wachstumskraft in den alten Bun- desländern zu erhalten und die Sta- bilität des Geldwertes zurückzuge- winnen", heißt es wörtlich im Jahres- gutachten des Sachverständigenra- tes.

Beruhigend wirkt da die Fest- stellung im Gutachten der Konjunk- turforschungs-Institute, daß wenig dafür spreche, daß aus der Stagnati- on eine Rezession werden könne.

Allerdings weisen alle Sachverstän- digen darauf hin, daß der nächsten Tarifrunde eine Schlüsselrolle für die Entwicklung der Konjunktur und der Arbeitslosigkeit zufalle. So wird

die Gefahr gesehen, daß Lohnerhö- hungen, die deutlich über den Zu- wachs der Produktivität hinausge- hen, die Bundesbank zwingen könn- ten, ihre Geldpolitik zu verschärfen, um die Stabilität zu sichern. Dies könne in eine Stabilisierungskrise führen. Sowohl der Sachverständi- genrat als auch die Konjunktur-For- schungsinstitute rechnen damit, daß die Tarifparteien die veränderte La- ge berücksichtigen und ihre Ab- schlüsse auf etwa fünf Prozent nach mehr als sieben Prozent in diesem Jahr begrenzen. Die Tarifforderun- gen, über die derzeit diskutiert wird, sprechen nicht dafür.

Eine zweite Mahnung richtet der Rat an den Staat. Bund, Länder und Gemeinden werden aufgefor- dert, ihre Neuverschuldung durch ei- ne sehr restriktive Ausgabenpolitik abzubauen. Dem Sachverständigen- rat ist zuzustimmen, wenn er ver- langt, die Prioritäten der Politik neu zu gewichten. Es sei bislang ver- säumt worden, weniger dringliche Aufgaben zurückzustellen und altge- wohnte Subventionen einschneidend zu kürzen. Die Finanzhilfen für die

Dt. Ärztebl. 89, Heft 1/2, 6. Januar 1992 (19) A1-19

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neuen Bundesländer seien in immer größerem Umfang am Kapitalmarkt aufgenommen worden. Unvertretba- re Ansprüche seien zurückzuweisen;

vorläufig dürften keine neuen Felder für öffentliche Leistungen erschlos- sen werden. Damit meint der Rat auch das Projekt der Pflegeversiche- rung, für das er eine privatwirtschaft- liche Lösung mit Kapitalbildung empfiehlt.

Das Defizit der Gebietskörper- schaften ist für 1992 auf etwa 130 Milliarden Mark zu schätzen; das ist etwas weniger als im laufenden Jahr.

Für die Finanzpolitik kann dies je- doch kein Signal sein, die Konsoli- dierung zu vernachlässigen. Der Sachverständigenrat, die Bundes- bank und die wissenschaftlichen In- stitute ermahnen vor allem die west- lichen Länder und Kommunen, die den Belastungen aus der deutschen Vereinigung bislang zuwenig Rech- nung tragen und noch immer ihre Ausgaben um sechs bis acht Prozent erhöhen. Der Bund bemüht sich, den Ausgabenzuwachs auf etwa drei Pro- zent zu begrenzen.

Die Sozialversicherung trägt in diesem Jahr noch mit einem Einnah- me-Überschuß von rund 15 Milliar- den Mark zur Entlastung des Kapi- talmarktes bei; im nächsten Jahr wird jedoch mit einem Defizit von 20 Milliarden Mark gerechnet. Diese Zahlen nennt die Bundesbank. Der auf rund 35 Milliarden Mark ge- schätzte „swing" kündigt eine dra- matische Veränderung der Finanzla- ge der Sozialversicherung an. Zu die- sem Defizit tragen die Rentenversi- cherung, die Krankenversicherung und die Arbeitslosenversicherung bei. Die Treuhandanstalt wird 1992 Kredite von wenigstens 30 Milliar- den Mark aufnehmen müssen. Die kreditfinanzierten Investitionen von Bahn und Post bleiben hoch. Alles in allem wird der Kapitalmarkt von der öffentlichen Hand (einschließlich Sozialversicherung) im nächsten Jahr mit gut 200 Millarden Mark in Anspruch genommen Das ist noch mehr als im laufenden Jahr. Diese

Politik ist indes nicht lange durchzu- halten.

Die Lohnerhöhungen, die Defi- zitwirtschaft des Staates und die kräftige Erhöhung der Steuern und Sozialabgaben in diesem Jahr haben zu einer Beschleunigung des Preis- auftriebs geführt; er dürfte sich auch 1992 nur wenig abschwächen. Im Jahresdurchschnitt wird ein Anstieg von 3,5 Prozent erwartet. Die Bun- desbank versucht mit einer restrikti- ven Geldpolitik gegenzusteuern.

Aber die Fehlentscheidungen der Tarif- und Finanzpolitik sind nicht durch die Geldpolitik auszugleichen.

Die Zinsen bleiben hoch Das bedeutet auch, daß die Zin- sen hoch bleiben. Das beeinträchtigt die Investitionen und die Baukon- junktur. Impulse für eine Erholung der Konjunktur sind also von dieser Seite kaum zu erwarten, trotz des hohen Fehlbedarfs bei den Wohnun- gen. Die Konjunkturprognosen, die ja alles in allem nicht schlecht sind, stützen sich vor allem darauf, daß der Export wieder stärker als bisher zum Wachstum beiträgt. Dem liegt die Erwartung zugrunde, daß die wirtschaftliche Rezession oder Sta- gnation in wichtigen Industrielän- dern überwunden wird. Erfahrungs- gemäß kommt der Export in Schwung, wenn die Konjunktur im Ausland anzieht. Das belebt in der Regel nach einiger Zeit auch im In- land die Nachfrage der Investitions- güter. Aber noch ist ein konjunktu- reller Aufschwung des Welthandels nicht gesichert.

Die deutsche Wirtschaft wird nur dann auf dem Wachstumspfad zu halten sein, wenn alle, die für die Konjunktur Verantwortung tragen, dazu einen positiven Beitrag leisten.

Die Politik muß die Neuverschul- dung zurückführen und in den neuen Ländern einer wachstumsorientier- ten Politik gegenüber einer struktur- konservierenden Politik Vorrang ge- ben. Die Tarifpolitik in West und Ost hat wieder der Produktivität Rechnung zu tragen. Wer sich über diese Forderungen leichtfertig hin- wegsetzt, nimmt die Risiken einer Stabilisierungskrise und deren sozia- le Folgen in Kauf. wst

Fettwerte

Magere Schweine

Der Fettgehalt von Rinder- und Schweinefleisch müsse in der Nähr- stoffberechnung neu beurteilt wer- den. Zu diesem Ergebnis kommt ei- ne Untersuchung der Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulmbach.

Die Bundesanstalt — eine For- schungsinstitution des Bundesland- wirtschaftsministeriums — hat die Be- rechnung der Nährwerte von Schwei- ne- und Rindfleisch bundesweit ana- lysiert. Das Ergebnis: Die derzeit vielfach gebräuchlichen Nährwertta- bellen enthalten Fett- und Kalorien- werte, die nicht mehr der heutigen Fleischbeschaffenheit entsprechen.

So enthält laut verschiedenen Bro- schüren und Tabellen mageres, schieres Schweinefilet etwa zehn Prozent Fett. Die Analyse ergab in- des einen Fettgehalt von zwei Pro- zent. Bei einer Grillhaxe ging man bisher von 25 Prozent Fettgehalt aus.

Die Bundesanstalt kommt in ihrer Untersuchung auf elf bis zwölf Pro- zent. Ähnliches gilt auch für andere Frischfleischstücke.

„Die heute verwendeten Fett- werte stammen meist aus den 50er und 60er Jahren", begründete Prof.

Dr. Karl Otto Konikel, Leiter der Studie, die starken Abweichungen.

Besonders Schweine seien aber heu- te durch geänderte Zuchtmethoden wesentlich magerer. Sie hätten weni- ger Speck und Fett und damit auch weniger intramuskuläres Fett. Au- ßerdem legten die Verbraucher heu- te mehr Wert darauf, daß der Metz- ger das Fleisch magerer zuschneide.

„So haben beispielsweise Stücke zum Braten im Vergleich zu früher jetzt so gut wie kein Oberflächenfett mehr, weil dieses beim Zuschnitt entfernt wird", so Konikel. Mit den fettarmen Züchtungen von Schwein und Rind seien die Fleischproduzen- ten teilweise schon über das Ziel hin- ausgeschossen. Denn das Fett sorge auch für Aroma und Saftigkeit. Ko- nikel: „Bei einem Fettgehalt von drei bis vier Prozent besteht ein optima- les Verhältnis von Geschmack und Energieaufnahme." WA

I

Sozialversicherung:

„Dramatische Verschlechterung"

A1 -20 (20) Dt. Ärztebl. 89, Heft 1/2, 6. Januar 1992

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