Conference Paper, Published Version
Müller, Uwe; Spänhoff, Bernd; Kranich, Johannes; Jahns, Christin;
Schuch, Stephan; Weißbach, Jörg
RegioNet WasserBoden ein Projekt zur Unterstützung des Strukturwandels
Dresdner Wasserbauliche Mitteilungen
Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit/Provided in Cooperation with:
Technische Universität Dresden, Institut für Wasserbau und technische Hydromechanik
Verfügbar unter/Available at: https://hdl.handle.net/20.500.11970/110928 Vorgeschlagene Zitierweise/Suggested citation:
Müller, Uwe; Spänhoff, Bernd; Kranich, Johannes; Jahns, Christin; Schuch, Stephan;
Weißbach, Jörg (2023): RegioNet WasserBoden ein Projekt zur Unterstützung des
Strukturwandels. In: Technische Universität Dresden, Institut für Wasserbau und technische Hydromechanik (Hg.): Wasserbau und Wasserwirtschaft im 'Stresstest'. Dresdner
Wasserbauliche Mitteilungen 69. Dresden: Technische Universität Dresden, Institut für Wasserbau und technische Hydromechanik. S. 85-89.
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46. Dresdner Wasserbaukolloquium 2023
„Wasserbau und Wasserwirtschaft im `Stresstest`“
B2-01
RegioNet WasserBoden ein Projekt zur Unterstützung des Strukturwandels
Uwe Müller Bernd Spänhoff Johannes Kranich
Christin Jahns Stephan Schuch
Jörg Weißbach
Stichworte: Strukturwandel, Transformation, Wasserhaushalt, Boden
1 Einführung
Das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) und die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen (LTV) haben am 01.01.2023 das Verbundvorhaben "Regionale Netzwerke für ein nachhal- tiges Wasser- und Bodenmanagement (RegioNet WasserBoden)" begonnen.
Die Förderung des Projektes erfolgt durch das Bundeswirtschaftsministe- rium aus den Finanzmitteln des Investitionskohlegesetzes mit dem Schwer- punkt, den Transformationsprozess der Kohleregionen zu einer innovativen Wirtschaftsstruktur zu unterstützen. Das Projekt RegioNet WasserBoden fo- kussiert auf die nachhaltige Nutzung der Umweltressourcen in sächsischen Braunkohlefolgeregionen des Lausitzer und Mitteldeutschen Reviers und soll als Unterstützung für die Regionen dienen, damit wirtschaftliche Trans- formation unter nachhaltiger Umweltressourcennutzung gelingen kann. Für die Bearbeitung des Projektes wurden für den Zeitraum der Fördermittelbe- willigung von zunächst vier Jahren Projektstellen geschaffen, die die regiona- len Behörden und weitere Akteure fachlich zu den wichtigen Fragen der Ge- wässer- und Bodenbewirtschaftung sowie des Naturschutzes unterstützen sollen. Weiterhin sind Vergabeleistungen zur Einbeziehung von Fachexper- ten eingeplant, um zusätzliche Daten zu erheben und konkrete lokale Frage- stellungen zu bearbeiten.
RegioNet WasserBoden ein Projekt zur Unterstützung des Strukturwandels
2 Aufgaben und Lösungsansätze
Der Braunkohlenbergbau hat die Lausitz und Mitteldeutschland geprägt und den natürlichen Wasserhaushalt der Oberflächengewässer und des Grund- wassers erheblich gestört. Nun sind in Vorbereitung der Einstellung des Koh- leabbaus konkrete Überlegungen erforderlich, wie eine nachhaltige Sanie- rung der Region gelingen kann. Durch den Kohleausstieg mit den Auswirkun- gen auf den bislang anthropogen stark überprägten Wasserhaushalt und der z. T. drastischen Landschaftsveränderung, dem anstehenden Strukturwan- del und den Auswirkungen des Klimawandels stehen die Regionen vor im- mensen Herausforderungen. Das nachbergbauliche Wasserdargebot wird nach aktueller Einschätzung nicht alle bestehenden Wasserbedarfe decken können, so dass ein strategisches Wassermanagement notwendig wird um Nutzungskonflikten vorzubeugen. Wasser ist ein wesentlicher Standortfak- tor für die dringend erforderliche wirtschaftliche Neuausrichtung der Regio- nen. Das Vorhaben soll das zukünftige Wassermanagement maßgeblich un- terstützen. Dazu wird ein Projektteam im LfULG und in der LTV aufgebaut, welches für die Region relevante Daten des Wasserhaushaltes, des Unter- grundes und der Böden erfasst, zusammenstellt und bewertet. Durch Ent- wicklung von Bewertungsinstrumenten sollen Prognosen unter Beachtung des Klimawandels und des perspektivischen Wasserbedarfs möglich wer- den. Der Transformationsprozess muss dabei neben wirtschaftlichen auch ökologische Aspekte beachten, so dass auch Fragen des Naturschutzes vor allem bezüglich wasserabhängiger Biotope wie Auelandschaften und Moore als natürliche Wasserspeicher eine große Rolle spielen. Ein weiteres Ziel ist es, bereits während der Projektlaufzeit große Investitionsvorhaben mit er- höhten Wasserbedarf fachlich zu begleiten, um deren Umsetzung so nach- haltig zu gestalten, dass es zu keiner Übernutzung der Umweltressourcen kommt. Die Gegenüberstellung der regionalen Ist-Wasserdargebote und der zukünftigen Bedarfe zeigt etwaige Defizite und ermöglicht das Ableiten von Handlungserfordernissen bzw. Strategien zur nachhaltigen Bewirtschaftung (Bewirtschaftungsgrundsätze) im Flussgebiet. Die Auswirkungen der Klima- entwicklungen in den vergangenen 5 Jahren führten die Gewässer in den Bergbauregionen bereits an Grenzen, so das nicht mehr alle Wasserbedarfe (Mindestwasser) gedeckt werden konnten. Daraus ergaben sich bereits kon- krete Handlungserfordernisse wie z.B. die Untersuchungen zusätzlicher Speichermöglichkeiten auch in Bergbaufolgeseen oder der Einbezug der
Teichwirtschaften im Lausitzer Revier bei weiteren Planungen zur Wasser- mengenbewirtschaftung.
Diese fachlichen Erkenntnisse der Auswirkungen des Kohleausstiegs, des Kli- mawandels und des Strukturwandels auf den regionalen Wasserhaushalt sollen in die Regionen vermittelt und gemeinsam wirksame Anpassungs- und Schutzmaßnahmen für ein nachhaltiges Wasser-, Naturschutz- und Boden- management unter Beachtung der rechtlichen Zielanforderungen entwickelt und umgesetzt werden. Um die Datensätze, Instrumente und Planungs- grundlagen auch nach Ablauf des Projektes weiterhin verfügbar zu halten, soll während der Projektlaufzeit ein Netzwerk in und mit den Regionen auf- gebaut werden, dass neben den relevanten Behörden und Kommunen auch Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft einbezieht.
3 Erwartete Ergebnisse
Momentan wird das Projektteam aufgebaut. Nach der Einarbeitungsphase, in dem sich das Projektteam untereinander vernetzt und die Datengrundla- gen aufgearbeitet werden, wird der Kontakt in die Regionen, zunächst vo- raussichtlich zu den Regionalbehörden, intensiviert, Bedarfe erfasst und ge- meinsame Projekte initiiert. Als nächster wichtiger Meilenstein mit Außen- darstellung des Projektes und Information der Regionen ist je eine Auftakt- veranstaltung in beiden Revieren geplant. Der Einbezug und die Mitwirkung aller relevanten Akteure in den Regionen wird eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Projektbearbeitung sein.
Für eine erfolgreiche Netzwerkarbeit sollen vorhandene Daten und Informa- tionen zielgerichtet aufgearbeitet und ggf. für besondere Fragestellungen noch ergänzt werden. Bereits im Zuge der Erarbeitung des Projektantrags wurde deutlich, dass die bestenfalls dauerhafte Verfügbarkeit der Ressour- cen als wesentliche Grundlage eines Strukturwandels bei allen Akteuren auch anerkannt werden muss, um wirtschaftliche Investitionen erfolgreich und nachhaltig umzusetzen. Fehlplanungen und schlimmstenfalls Fehlinves- titionen, die aufgrund ungenauer oder unzureichender Datengrundlagen, entstehen, sollen vermieden werden. Industrie- und Gewerbe mit hohen Wassernutzungsansprüchen an Menge und Güte kann nur dort erweitert o- der neu angesiedelt werden, wo dieser Bedarf auch so gedeckt werden kann,
RegioNet WasserBoden ein Projekt zur Unterstützung des Strukturwandels
ohne das die Wasserressourcen übernutzt und die gesetzliche geregelten Ziele verfehlt werden.
Folgende Ergebnisse werden erwartet:
Aggregierte Bereitstellung von Daten und Ergebnissen zum Wasser- und Bodenhaushalt, zu Ökosystemen/Biotopen/Arten
Prognosen und Weiterentwicklung von Methoden und Prognosewerk- zeugen
Erarbeitung eines ganzheitlichen wasserwirtschaftlichen Gesamtkonzep- tes für die Reviere unter Einbezug der Themen Boden- und Naturschutz als regionalspezifische behördliche Handlungsgrundlage
Beratung/Coaching für Akteure in den zwei Bergbaufolgeregionen
-
zur Unterstützung bei der Antragstellung und Beratung zur Ge- nehmigungsfähigkeit geplanter Strukturwandelmaßnahmen-
zur Abwägung der Vor- und Nachteile verschiedener Wasser- und Flächennutzungen (Landwirtschaft, Forst, Industrie, Sied- lungen, Tourismus etc.) und-
im Hinblick auf eine ökologische und klimaresiliente Gewässer- entwicklung inklusive Auen und Moore-
zur Verringerung negativer Auswirkungen insbesondere von Dürreperioden, Hochwasser, Starkniederschlag, Erosion, Klima- wandel,-
zur Minimierung von Ewigkeitskosten im Boden- und Wasser- management,Förderung positiver Wirkungen durch Verbesserung der Wasserbeschaf- fenheit, der biologischen Besiedlung der Gewässer, der Gewässermor- phologie, des Wasser- und Stoffrückhalts in der Fläche, des Naturschut- zes.
Netzwerkbildung der Akteure direkt ab Projektbeginn (Partizipation) Wissenstransfer/Bewusstseinsbildung durch Empowerment, d.h. die re- gionalen Akteure sind nach dem Projekt in der Lage, die weitere Entwick- lung überwiegend eigenverantwortlich zu gestalten
breite Bewusstseinsbildung durch Öffentlichkeitsarbeit.
4 Fazit
Das Projekt stellt wesentliche Fachinformationen zum Themenfeld Wasser, Boden und Naturschutz für die Strukturwandelregionen adressatengerecht bereit. Regionale Entscheidungsprozesse sollen anhand ausgewählter Vor- haben unterstützt und die Erfahrungen in allgemeingültige Konzepte über- nommen werden.
Durch den Transformationsprozess und den Klimawandel sind Veränderun- gen zu erwarten, die in den bisherigen Analysen und Bewertungen nicht aus- reichend berücksichtigt werden konnten. Als Grundlage für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung werden regionalspezifische Bewertungen und Prognosen zu den Ressourcen Wasser und Boden erarbeitet.
Die laufenden Entscheidungsprozesse regionaler Akteure sollen durch das zu entwickelnde Netzwerk unterstützt werden. Das Netzwerk wird so ange- legt, dass eine längerfristige Unterstützung des Transformationsprozesses darauf aufbauen kann.
Insbesondere in wirtschaftlich eher weniger starken Teilregionen muss die immanente Bedeutung der Ressourcen Wasser und Boden für die Wirt- schaftsentwicklung durch eine Öffentlichkeitsarbeit stärker ins Bewusstsein gerückt werden.
Autoren:
Dr.-Ing. habil. Uwe Müller Stephan Schuch Dr. Bernd Spänhoff Dr. Jörg Weißbach Johannes Kranich
Dr. Christin Jahns
Sächsisches Landesamt für Landestalsperrenverwaltung Umwelt, Landwirtschaft und Geologie des Freistaates Sachsen
Pillnitzer Platz 3 Bahnhofstraße 14
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Uwe.Mueller@smekul.sachsen.de Stephan.Schuch@ltv.sachsen.de Bernd.Spaenhoff@smekul.sachsen.de Joerg.Weissbach@ltv.sachsen.de Johannes.Kranich@smekul.sachsen.de
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