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Modellvorhaben Daseinsvorsorge 2030

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Daseinsvorsorge 2030

Innovativ und modern –

eine Antwort auf den demografischen Wandel

(2)

2 | INHALT

2. BIOENERGIEDORF Seite 12

SACHSEN 1. AIZ GREIFSWALD

Seite 8

4. JUGENDMOBIL Seite 20

5. KITAMOBIL Seite 24

6. PARTNER_STADT Seite 28

Frankfurt/M.

DEMOGRAFISCHER WANDEL

Seite 6

SACHSEN-ANHALT

BRANDENBURG MECKLENBURG-VORPOMMERN

3. KOMBIBUS Seite 16

(3)

Dr. Christoph Bergner, Beauftragter der Bun- desregierung für die Neuen Bundesländer

Bundes und der Länder zu kooperieren und die ausgewählten Projekte von Beginn an flankierend zu unterstützen.

Vor diesem Hintergrund können wir von einem Einstieg in gemeinsames Handeln anhand von sechs Beispielen sprechen. Dabei wurden in einer ersten Phase die verschiedenen Konzepte der Projektideen präzisiert und zur Um­

setzbarkeit gebracht. Zusätzlich haben wir wertvolle Hinweise gewonnen, wo noch weiterer Handlungsbedarf für ein erfolgreiches Modernisieren in den untersuchten Bereichen der Daseins­

vorsorge liegt. Wir können nun in der zweiten Phase des Gesamtprojekts gemeinsam daran gehen, die konkrete Umsetzung der Projekte in der gut ein­

geführten Kooperation von Bund und Ländern zu begleiten. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Beteiligten des Modellvorhabens für ihre engagierte und konstruktive Mitarbeit bedanken.

Die Idee des hier dokumentierten Modellvorhabens „Daseinsvorsorge 2030 – innovativ und modern – eine Antwort auf den demografischen Wan­

del“ war und ist, den Einstieg in das demografische Modernisieren direkt zu unterstützen. Das ist gelungen. We­

sentlich dabei war die Bereitschaft des Unsere Gesellschaft wird sich auf einen Wandel hin zu weniger und vor allem zu älteren Menschen einstellen müssen. An dieser Tatsache führt kein Weg vorbei. Ein wichtiger Ansatzpunkt zum Umgang mit dieser Veränderung ist eine Neukonzeption der Daseins­

vorsorge. Dies setzt zweierlei voraus:

erstens einen von Bund, Ländern und Kommunen den Anforderungen des demografischen Wandels angepasster rechtlicher Rahmen, der Spielraum für flexible, regional unterschiedliche und auch technisch variantenreiche Formen der Erbringung öffentlicher Daseinsvorsorge eröffnet; zweitens die Bereitschaft von Bürgerinnen und Bür­

gern, von Wirtschaft und Gesellschaft vor Ort, sich an diesem Prozess aktiv zu beteiligen. Die Neuorganisation der technischen und sozialen Infrastruktur vor Ort erfordert Mut und Innovations­

freude und braucht ein gehöriges Maß an Selbstvertrauen. Der ernste Wille, neue Wege zu wagen, ist unverzicht­

bar. Unsere Erfahrung ist, dass in allen Neuen Bundesländern viele Bürgerin­

nen und Bürger hierzu bereit und in solchen Initiativen bereits unterwegs sind.

Das Modellvorhaben setzt Ansätze aus dem Handlungskonzept „Daseins­

vorsorge im demografischen Wandel zukunftsfähig gestalten“ um und ist ein erster Schritt einer gemeinsamen De­

mografiepolitik von Bund und Ländern in Ostdeutschland. Ich bin zuversicht­

lich, dass wir auch die weiteren Schritte gemeinsam erfolgreich gehen werden.

Dr. Christoph Bergner

Beauftragter der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer

(4)

4 | VORWORT

Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen

Die demografische Modernisierung, das Sich-neu-Erfinden unter den Be­

dingungen einer kleiner werdenden Bevölkerung, ist eine große Aufgabe.

Wie immer in solchen Situationen und ganz besonders in demokrati­

schen Gesellschaften hängt der Erfolg einer solchen Modernisierung ent­

scheidend von der Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger ab, die neu­

en Strukturen zu ihrer eigenen Sache zu machen. Die Bürgerinnen und Bürger selbst sind die Subjekte der demografischen Erneuerung. Diese Tatsache wird in den sechs Projekten, die hier vorgestellt werden, ein­

drucksvoll belegt. Es ist richtig, die Erneuerungswilligen in ihrer Vielfalt ins Zentrum der Unterstützung und Förderung zu rücken. Diese Bürge­

rinnen und Bürger brauchen aber zu ihrer Ermutigung und zur Mobilisie­

rung eigener auch finanzieller Res­

sourcen neben der grundsätzlichen Anerkennung ihrer Bereitschaft zur Modernisierung auf der staatlichen Seite verlässliche und offene Partner und – noch wichtiger – Strukturen, in denen sich ihr neues Denken ganz praktisch entfalten kann.

Der Ansatz des Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bun­

desländer, mit dem Modellvorhaben ganz konkret den Einstieg in die de­

mografische Modernisierung zu orga­

nisieren, ist beeindruckend bürger­

freundlich. Er kann dazu beitragen, dem kommunalen Leben in kleinen Städten und Dörfern draußen in den dünn besiedelten ländlichen Räumen neue Lebensinhalte, neue Würde und damit eine attraktive Lebensqualität zurückzugeben.

Jahren hat die Zahl der Bürgerstif­

tungen, größere und kleinere, enorm zugenommen. Viele dieser Stiftungen stehen bereit, den Bürgerinnen und Bürgern in ihrem Modernisierungs­

willen an die Seite zu treten und diese ganz konkret in ihren Projekten zu unterstützen. Insofern ist das Mo­

dellvorhaben auch für die deutschen Stiftungen ein ganz besonderes Signal. Der Beauftragte trägt mit sei­

nem Modellvorhaben auch dazu bei, dass die Bürgerinnen und Bürger, der Staat und die Stiftungen gemeinsam die Strukturen der Modernisierung gestalten und voranbringen. Dafür bedanke ich mich bei dem Beauftrag­

ten und allen Beteiligten in den Pro­

jekten ganz ausdrücklich. Wir sind bereit, mit dem Beauftragten darüber zu sprechen, wie wir den großen Pool der deutschen Stiftungen dichter an den Prozess der demografischen Mo­

dernisierung heranführen können.

In diesen Prozessen gewinnt der freiwillige Einsatz, der Beitrag der Gesellschaft selbst, Modernisie­

rungsprozesse voranzubringen, größere Bedeutung. In den letzten

Prof. Dr. Hans Fleisch Generalsekretär des Bundes­

verbandes Deutscher Stiftungen und Vorsitzender der Auswahljury im Modellvorhaben

(5)

Robert Skopp, Director, Management Consulting Öffentlicher Sektor, KPMG AG Wirtschaftsprüfungs- gesellschaft

KPMG wurde vom Bundesministe­

rium des Innern mit der Aufgabe betraut, die durchgeführten Modell­

projekte auf der Grundlage unserer Branchen- und Fachkompetenz qua­

litätssichernd zu unterstützen. Bei der Begleitung lag der wesentliche Beitrag unseres Teams darin, als Bin­

deglied zwischen dem Ministerium und den Einzelprojekten zu dienen beziehungsweise als verstärkendes Element in der Abstimmung und dem Wissenstransfer die Einzelprojekte untereinander zu vernetzen. Für uns lag aufgrund des Pilotcharakters eine wesentliche Herausforderung im Bereich der Abstimmung und Kom­

munikation, da keine eingefahrenen Wege eingeschlagen werden konnten, sondern neue Handlungsstrukturen und Denkweisen angeregt werden sollten.

Die fachliche Projektbegleitung und Assistenz war eine höchst spannende und fordernde Aufgabe. Für unsere Berater war es beindruckend, mit welchem Engagement die Beteiligten ihre Projekte vorangetrieben haben und dies trotz auftretender fachlicher Probleme, rechtlicher Hürden oder des knappen Zeitplans. Dieses Enga­

gement hat das gesamte KPMG-Team angesteckt und unterstützte auch maßgeblich die reibungslose Zusam­

menarbeit zwischen allen Beteiligten.

der wirtschaftlichen Umsetzbarkeit.

Neben der jederzeitigen Ansprech­

barkeit unseres Teams haben wir hierfür je nach Notwendigkeit weite­

re, eigene Experten eingebunden.

Neben dem Einsatz der Projekte war unsere qualitäts- und risikoorientier­

te Begleitung während der gesamten Projektlaufzeit ein weiterer Erfolgs­

faktor. Je nach individuellem Fort­

schritt wurden die einzelnen Projekte mit unterschiedlichen Maßnahmen unterstützt: Absicherung einer funk­

tionsfähigen Projektstruktur, Analyse rechtlicher Hürden, Schaffung einer politischen Akzeptanz sowie Sicher­

stellung eines Beitrags zur Zukunft der Daseinsvorsorge und Beurteilung

Die Kombination von engagierten Projektverantwortlichen und -be­

teiligten, deren fachliche Unter­

stützung, der Wissensaustausch untereinander sowie ein striktes Zeitmanagement waren die Basis für das Erreichen des ersten Projekt­

ziels. Wir sind stolz, als begleitender

„Coach“ und „Inkubator“ aber auch als „Wächter“ des Zeitplanes und der Zielerreichung in diesem Projekt mitgewirkt zu haben.

Die abgeschlossenen Modellprojek­

te sind ein positives Beispiel, wie Öffentlicher Sektor und privatwirt­

schaftliche Fachberatung gemeinsam wirkungsorientierte Erfolge für die ostdeutschen Bundesländer und perspektivisch für das gesamte Land erreichen können. Wir danken für ihr Vertrauen und wünschen den Projektträgern für die Umsetzung ihrer Konzepte alles Gute und viel Erfolg.

Robert Skopp

Director, Management Consulting Öffentlicher Sektor, KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Leiter der Projektassistenz im Modellvorhaben

(6)

6 | DEMOGRAFISCHER WANDEL

Daseinsvorsorge im

demografischen Wandel zukunftsfähig gestalten

Bevölkerung, gehören sie heute zu denen mit der ältesten. Dieser Trend wird sich auch in den nächsten 20 Jahren fortsetzen. Anstelle der Abwanderung in die alten Länder gewinnt dabei die Wanderung in die erstarkenden Zentren der neuen Län­

der an Bedeutung.

In den neuen Ländern ist der de­

mografische Wandel deutlich vor­

angeschritten. Der Rückgang der Bevölkerungszahl bei gleichzeitigem Anstieg des Durchschnittsalters hat die Bevölkerungsstruktur verändert.

Durch die politischen und sozialen Umbrüche 1989/90 kam es in hohem Maße zu Abwanderungen insbeson­

dere junger Menschen und zu einem starken Rückgang der Geburten. In der Folge führten beide Entwicklun­

gen zu einer ungünstigen Altersstruk­

tur. Zählten die neuen Länder 1990 noch zu denen mit einer recht jungen

Lösungen und Ansätze entwickelt werden, die dem heutigen und künf­

tig zu erwartenden Bedarf Rechnung tragen. Dabei können prinzipiell alle Handlungsoptionen von der Erhö­

hung der Erreichbarkeit, Dezentrali­

sierung von Versorgungsstrukturen über mobile Angebote bis hin zur Neuorganisation zum Einsatz kom­

Die Abnahme und die Alterung der

men. Auch die Schließung von Ein­

Bevölkerung nehmen Einfluss auf

richtungen kann eine Option sein.

alle Versorgungsbereiche der Da­

seinsvorsorge. In Abhängigkeit von den konkreten regionalen Ausgangs­

bedingungen müssen individuelle

Ein wesentlicher Schlüssel für eine demografiefeste Infrastruktur liegt in der Modernisierung. Dort, wo

Abbildung 1: Abwanderung aus und Zuwanderung in die neuen Länder ohne Berlin

225.000 250.000

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2008 2010 175.000

200.000

125.000 150.000

75.000 50.000 100.000

Abwanderung

Zuwanderung Quelle: Statistisches Bundesamt 2010

(7)

Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2030

Datenbasis: BBSR-Bevölkerungsprognose 2005-2030/bbw

Veränderung der Bevölkerungszahl 2005 bis 2030 in %

bis unter -20 -20 bis unter -10 -10 bis unter -3 -3 bis unter 3 3 bis unter 10 10 und mehr Veränderung der Bevölkerungszahl

2005 bis 2030 in % bis unter -10 -10 bis unter -3 -3 bis unter 3 3 bis unter 10 10 und mehr

Künftige Bevölkerungsdynamik

Geometrische Grundlage: BKG, Kreise 31.12.2008 Hamburg

Berlin

Köln

Frankfurt/M.

München

Hamburg

Berlin

Veränderung der Bevölkerungszahl 2005 bis 2030 in %

bis unter -20

-20 bis unter -10 -10 bis unter -3 -3 bis unter 3 -3 bis unter 10

10 und mehr

Veränderung der Bevölkerungszahl 2005 bis 2030 in %

bis unter 10

-10 bis unter -3 -3 bis unter 3 3 bis unter 10

10 und mehr

Datenbasis: BBSR-Bevölkerungsprognose 2005-2030/bbw Geometrische Grundlage: BKG, Kreise 31.12.2008

BERLIN

BERLIN HAMBURG

HAMBURG

ROSTOCK KIEL

SCHWERIN

POTSDAM

KÖLN HANNOVER

FRANKFURT/M.

MÜNCHEN

MAGDEBURG

COTTBUS

DRESDEN LEIPZIG

HALLE/S.

ERFURT

CHEMNITZ

© BBR Bonn 2010

sich herkömmliche Angebote für die Infrastruktur nicht beliebig ver­

kleinern oder an veränderte Nach­

fragestrukturen anpassen lassen, müssen flexible Angebotsformen und effizientere Organisationsstrukturen gefunden werden.

fähig gestalten“ erarbeitet. Es unter­

breitet einen Vorschlag, wie unter den sich verändernden demografi­

schen und finanziellen Rahmenbe­

dingungen eine an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger orien­

tierte wirtschaftliche und effiziente Infrastruktur nachhaltig gesichert Bei der Entwicklung und Erprobung

werden kann.

von innovativen Lösungen zur Siche­

rung der infrastrukturellen Daseins­

vorsorge haben die neuen Länder vielfältige Erfahrungen gewonnen.

Diese Erfahrungen sollen gemeinsam mit den Erkenntnissen des Bundes in eine übergreifende Demografiestra­

tegie einfließen. Dafür wurde ge­

meinsam mit den neuen Ländern das Handlungskonzept „Daseinsvorsorge im demografischen Wandel zukunfts­

del gestaltbar ist, wenn Bereitschaft und Mut vorhanden sind, Prozesse neu zu denken, Strukturen zu verän­

dern und die Potenziale der Zivilge­

sellschaft zu aktivieren. Erfolgreiche Demografiepolitik braucht einen Schulterschluss aller Akteure in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Das Modellvorhaben „Daseinsvor­

sorge 2030 – innovativ und modern – eine Antwort auf den demografi­

schen Wandel“ wurde flankierend zur Erarbeitung des Handlungskonzepts durchgeführt und lieferte wichtige inhaltliche Impulse. Die Erfahrungen aus den neuen Ländern und die Er­

gebnisse der Modellprojekte verdeut­

lichen, dass der demografische Wan­

(8)

8 | AIZ GREIFSWALD

MECKLENBURG-VORPOMMERN

1. Aktivierungs- und Integrationszentrum für ältere Menschen in und um Greifswald

Das Projekt „Aktivierungs- und Integrations- zentrum für ältere Menschen“ (AIZ) zeigt Lösungswege insbesondere für die älteren Menschen in der Region auf, den Auswirkungen des demografischen Wandels zu begegnen.

Rahmenbedingungen des Projekts

Seit 2006 gibt es in Greifswald einen positiven Trend in der Bevölkerungs­

entwicklung bei den Senioren. Die Bevölkerungsgruppe ab 65 Jahre hat mit einem absoluten Zuwachs von 4.856 Senioren bis 2030 zu rechnen.

Kontinuierlich steigt auch der Anteil der Pflegebedürftigen in Greifswald.

Perspektivisch führt dies dazu, dass die Kosten für pflegerische und medi­

zinische Betreuung weiter ansteigen werden. Diese Entwicklung bedingt die Notwendigkeit der Anpassung der Angebote der öffentlichen Daseins­

vorsorge.

Parallel hierzu steigt auch die Inan­

spruchnahme der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung an. Die Anzahl der anspruchsberech­

tigten Personen hat sich für Greifs­

wald signifikant und kontinuierlich erhöht.

Den älteren Menschen soll so entgegenge- kommen werden, dass ihnen ein länger selbstbestimmtes und aktives Leben in ihrem gewohnten Umfeld er- möglicht wird.

Dieser Aspekt ist Grundlage der Projektidee des Aktivierungs- und Integrationszentrums. Das AIZ soll von der Volkssolidarität Greifswald- Ostvorpommern e.V. als Bestandteil des Vereins errichtet und betrieben werden.

Zentrale Zielsetzung des Projekts Aktivierungs- und Integrationszentrum

Zentrale Zielsetzung des Projekts ist es, durch Aktivierungs- und Integra­

tionsmaßnahmen Vereinsamung und Isolation im Alter zu verhindern. Das Aktivierungs- und Integrationszen­

trum für ältere Menschen bietet den älteren Seniorinnen und Sen ioren aus Greifswald und der ländlichen

(9)

Region zukünftig miteinander verzahnte Gesundheits­, Beratungs­

und Dienstleistungsangebote sowie soziokulturelle Angebote, mit denen sich die Senioren langfristig kör­

perlich und geistig gesund halten können. Aus diesem Grunde soll ein Zentrum geschaffen werden, in dem die Aktivierung, die Integration und die Gesundheitsförderung alter und psychisch kranker Menschen im Vor­

dergrund steht.

men zu sein und sowohl geistig als auch körperlich aktiv zu bleiben und dennoch so lange wie möglich im eigenen Haushalt zu leben. Neben vielfältigen Beratungsangeboten, zum Beispiel der Alzheimergesell­

schaft, Gesundheitsämter, Pflegebe­

ratungen, Polizeisprechstunden etc., werden auch entsprechende Ange­

bote zur Gesundheitsförderung zur Verfügung gestellt.

Im AIZ sollen dafür unterschiedliche Dienstleistungen vorgehalten wer­

den, zum Beispiel Dienstleistungs-, Gesundheits- und Beratungsangebo­

te und unterschiedliche Mobilitäts­

hilfen. Die Senioren werden durch das Zentrum in die Lage versetzt, auch im hohen Alter noch mit ande­

ren Menschen soziokulturell zusam­

Im Vordergrund des Projekts steht zudem die Bildung eines offenen und niedrigschwelligen Netzwerkes in der Region, welches die verschiedenen Akteure und Angebote koordiniert.

Über eine Vernetzung der Akteure können zu Gunsten der Angebote Synergieeffekte erzielt werden, die den Nutzern zugutekommen und unmittelbaren Nutzen stiften.

Bedarfsermittlung

Im Rahmen einer Analyse wurde der Bedarf in Bezug auf die geplan­

ten Maßnahmen bei den Senioren nachgefragt. In die Bedarfser­

mittlung wurden die wesentlichen regionalen (Wohlfahrts-)Verbände, die Krankenkassen, die zuständigen Jugend­ und Sozialämter und weitere regionale Akteure einbezogen. Im Ergebnis wurde die Notwendigkeit der geplanten Leistungsangebote für die Region festgestellt und von den Akteuren befürwortet. Mit einer stetigen Netzwerk- und Öffentlich­

keitsarbeit und mit der Einwerbung von Fördergeldern konnte zusätzlich eine breite Akzeptanz für das Projekt geschaffen werden.

Gemeinsam aktiv: Auch im hohen Alter sollen sich die Senioren soziokulturell engagieren können.

(10)

10 | AIZ GREIFSWALD

Projektinhalte im Detail

Für das AIZ ist die Errichtung eines neuen barrierefreien, zweigeschos­

sigen Gebäudes geplant. Die Räum­

lichkeiten in dem Zentrum sollen architektonisch so eingerichtet werden, dass die Angebote auch von Menschen mit Behinderungen, zum Beispiel von Gehörlosen, genutzt werden können.

Eine Reihe von Aktivierungs- und Integrationsmaßnahmen ist Teil des geplanten Projekts. Hierunter fallen beispielsweise diverse Gesundheits­

angebote für die Senioren, unter anderem die Durchführung von Vitalitätstraining, Muskelerhalt und -aufbau sowie die Durchführung von Rückenschulkursen.

Die Besucher finden eine Kantine mit Integrationscafé, die täglich frisches und gesundes Essen aus der Region anbietet und die gesunde Ernährung für die Senioren und Besucher ge­

währleisten kann. Dabei wird ins­

besondere auf die Verwendung von industriell gefertigten, pürierten und gefrosteten Zutaten verzichtet. Die gesunde Ernährung soll zum persön­

lichen und seelischen Wohlbefinden der Senioren beitragen, indem zum Beispiel zum gemeinsamen Kochen in der Generationenkochschule angeregt werden soll. Die Mahlzeiten sollen zudem in Gemeinschaft einge­

nommen werden. Hierdurch werden Bindungen aufgebaut, das Miteinan­

der gefördert und die Integration der Senioren gestärkt.

soziokulturelle Dienstleistungen angeboten. Darunter fallen, um nur einige zu nennen, ein Internet­

café für Senioren, Ausstellungen, Bibliotheks angebote, Reisevorträge, Gesprächsrunden, gemeinsame Le­

sungen, Handy- und Computerkurse.

In den Gemeinschaftsräumen werden vielfältige und unterschiedliche

Diese Angebote zeich- nen sich insbesondere durch einen genera- tionenübergreifenden Ansatz aus und fördern den Austausch zwischen den Generationen.

Ins Auge gefasst ist darüber hinaus die Einrichtung eines Senioren­

Shuttles, um dem Problem der Im­

mobilität älterer und körperlich ein­

geschränkter Menschen zu begegnen.

Hierdurch soll die Inanspruchnahme und die Erreichbarkeit der Angebote sichergestellt werden.

Geplant ist zudem, im AIZ Zuver­

dienstmöglichkeiten und Praktika für psychisch kranke Volljährige in Kooperation mit Tages- und Be­

hindertenstätten zu schaffen und Arbeitsangebote für ältere und erwerbslose Menschen vorzuhalten.

Mit Hilfe dieser Maßnahmen können öffentliche Haushalte entlastet und die Inanspruchnahme von Soziallei­

stungen verhindert werden.

Wiedereinstieg in den ersten Arbeits­

markt ermöglicht werden.

Neben dem Effekt der Kostensen­

kung kann dem prognostizierten Fachkräftemangel in der Region aktiv begegnet werden. Den älteren erwerbslosen Menschen kann so der

Für psychisch beeinträchtigte Menschen werden die Chancen zur Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt erhöht, indem sie in einzelne Tätigkeitsbereiche mit Prak­

tika- und Zuverdienstmöglichkeiten integriert und individuell gefördert werden. Hiermit kann eine Alternati­

ve zu einem dauerhaften Verbleib in einer Betreuungseinrichtung eröffnet werden.

Innovativer Charakter des Ansatzes

Das Projekt zeichnet sich insbeson­

dere durch eine Vernetzung verschie­

dener Anbieter und regionaler Ak­

teure aus. Das AIZ wird ein zentraler Anlaufpunkt für ältere Menschen, in dem verschiedene Beratungs­, Gesundheits-, Dienstleistungs- sowie soziokulturelle Angebote von ver­

schiedenen Anbietern vernetzt – und nicht wie bisher einzeln und an verschiedenen und schlecht erreich­

baren Orten – in zentraler Lage vorgehalten werden. Kombiniert mit Angeboten zur gesunden Ernährung sowie unter Einbindung von Mobili­

tätshilfen trägt das Projekt gleichzei­

tig – entgegen dem vorherrschenden Trend – zur Senkung der Kosten für pflegerische und medizinische Betreuung sowie sozialer Leistungen bei, es unterstützt Senioren dabei, ihre Selbsthilfepotenziale zu stär­

ken und fördert damit eine längere Unabhängigkeit von stationären und klinischen Einrichtungen.

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Das geplante Zentrum in Greifswald wird komplett barrierefrei sein und neben einem Friseur und einer Bibliothek auch ein Internetcafé bieten.

Ausblick

Das Modellprojekt wurde in seiner Konzeptionierungsphase zwischen Oktober 2010 und August 2011 vom Verein bearbeitet.

Wegen der bevorstehenden Land- und Kreistagswahlen sowie der bevorstehenden Kreisgebietsreform werden erst nach Fest- legung der Verantwortlichkeiten nach der Wahl verbindliche Ent- scheidungen im Rahmen der Einwerbung finanzieller Unterstüt- zung des Projekts durch Land und Kommunen getroffen werden können.

(12)

12 | BIOENERGIEDORF

MECKLENBURG-VORPOMMERN

2. (Bio)EnergieDörfer als Daseinsvorsorge

Untersuchung und Darstellung der

Wert s chöpfungspotenziale von (Bio)EnergieDörfern sowie der Entwicklung von Teilhabekonzepten

für Kommunen und ihre Bürger.

Rahmenbedingungen und Zielsetzung des Projekts Das Projekt (Bio)EnergieDörfer als Daseinsvorsorge ist ein Pro­

jekt im Landkreis Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern und wurde von der Akademie für Nach­

haltige Entwicklung MV (ANE), das Thünen-Institut sowie dem Institut für angewandtes Stoffmanagement entwickelt.

Wegen des sozioökonomischen Um­

bruchs der vergangenen Jahrzehnte und des sich noch verstärkenden demografischen Wandels ist die Entwicklung von Strategien insbe­

sondere für den ländlichen Raum zur Sicherstellung der Daseinsvorsorge erforderlich geworden.

zu erweitern, neue Einkommensquel­

len, Arbeitsplätze und Teilhabemög­

lichkeiten zu erschließen und Raum für die selbstbestimmte Gestaltung des Arbeits- und Lebensumfeldes durch die Bevölkerung im ländlichen Raum zu schaffen. Nur dann können akzeptable Lebensbedingungen für die ältere und mittlere Generati­

on erhalten, die Abwanderung der jüngeren Generation begrenzt und die Finanzierung der Infrastruktur gesichert werden.

Ziel des Projekts ist es, Voraussetzun­

gen zu schaffen, um das lokale und regionale Wertschöpfungspotenzial

Das Projekt (Bio)EnergieDörfer als Daseinsvorsorge greift die sich bietenden Chancen auf, durch die dezentrale Erzeugung erneuerba­

rer Energien wirtschaftlich tätig zu werden und erzielte Einkünfte zum Erhalt oder zum Aufbau der dörfli­

chen Strukturen zu verwenden.

Ein (Bio)EnergieDorf ist eine Ge­

meinde oder ein Gemeindeteil, der sich aus lokal selbst erzeugten erneuerbaren Energien auf eine nachhaltige und umweltkompatible Weise weitgehend selbst versorgt und dabei die Teilhabe der Bevölkerung ermöglicht. Dabei soll eine Strompro­

duktion von 100 Prozent des im Ort verbrauchten Stroms und mindestens 75 Prozent der benötigten Wärme erreicht werden.

Die (Bio)EnergieDörfer für sich allein sind zu schwach, um in größerer Zahl und erfolgreich die Schwierigkeiten des Anfangs durchzustehen, die Kon­

zepte zu entwickeln, die Finanzierung zu beschaffen sowie den Aufbau und Betrieb dieser neuen und umfas­

senden energetischen Infrastruktur ländlicher Siedlungen wirtschaftlich erfolgreich zu gestalten.

(13)

Die Akademie für Nachhaltige Entwicklung (ANE) unterstützt die Bürger mit Workshops bei der Entwicklung von (Bio)EnergieDörfern.

Dörfer auf dem Weg zum ( Bio)- EnergieDorf können erfolgreich sein, wenn sie sich gegenseitig unterstüt­

zen, wenn sie voneinander lernen und wenn sich Bottom­up und Top-down sinnvoll verstärken, also die Aktivität der Bürger und Unter­

nehmen vor Ort mit entsprechenden Rahmenbedingungen und Förderun­

gen verstärkt werden.

terstützung und die Zusammenarbeit geschaffen, zum Beispiel den Runden Tisch der Ingenieurbüros und eine Workshop-Reihe.

In Mecklenburg-Vorpommern ist in den vergangenen drei Jahren eine (Bio)EnergieDörfer-Bewegung entstanden. Über 80 Dörfer wol­

len (Bio) EnergieDörfer werden, in zehn Jahren sollen es sogar bis zu 500 werden. Diese aus den Dörfern selbst entstandene Bewegung wird inzwischen von einer Reihe von Kooperationspartnern (Landesregie­

rung, Städte- und Gemeindetag, ANE u.a.) unterstützt und hat sich selbst Strukturen für die gegenseitige Un­

Im Rahmen des Projekts Daseins­

vorsorge 2030 wurde für die Ent­

wicklung der (Bio)EnergieDörfer ein Konzept für einen sich wirtschaftlich nachhaltig tragenden Dienstleister entwickelt, der alle Akteure beteiligt und es den Dörfern ermöglicht, den Einstieg in die Entwicklung zum (Bio)EnergieDorf erfolgreich zu gestalten.

Dörfer auf dem Weg

zum (Bio)EnergieDorf

können erfolgreich

sein, wenn die Aktivität

der Bürger und Unter-

nehmen vor Ort mit

Rahmenbedingungen

und Förderungen

verstärkt werden.

(14)

14 | BIOENERGIEDORF

Vorgehen und Ergebnisse im Projekt

Im Projekt „(Bio)EnergieDörfer als Daseinsvorsorge“ wurde in einer Vielzahl von Gesprächen, Interviews und Arbeitsberatungen mit Bürgerin­

nen und Bürgern, Bürgermeistern, Gemeindevertretern, Landwirten und Unternehmern, Verwaltungsmitar­

beiterinnen und -mitarbeitern her­

ausgearbeitet, welche Bedingungen eine erfolgreiche Entwicklung der (Bio)EnergieDörfer unterstützen und welche übergreifenden gemeinsamen Strukturen die (Bio)EnergieDörfer und andere regionale Akteure dafür schaffen müssen. Im Ergebnis dieser Gespräche wurden

1. die Erkenntnisse über die Wert­

schöpfungspotenziale von (Bio)- EnergieDörfern und die Vor­

aussetzungen für ihre Nutzung vertieft;

2. ein Konzept für eine übergrei­

fende Netzwerkstruktur der (Bio) EnergieDörfer in Westmeck­

lenburg entwickelt: eine (Bio)- EnergieDörfer-Genossenschaft (mit dem vorläufigen Namen Energie-Landwerke Westmeck­

lenburg eG, ELW), die Dienst­

leistungen für die Entwicklung, die Investitionsfinanzierung und den laufenden Betrieb von (Bio)- EnergieDörfern bereitstellen wird und in Ergänzung und Koopera­

tion mit (Bio)EnergieDörfern, Stadtwerken und Unternehmen der Region auch eigene erneuerba­

re Energieanlagen aufbauen und betreiben wird, um die Teilhabe der Bevölkerung des ländlichen Raums an der Gestaltung und am wirtschaftlichen Erfolg dieser neu­

en Zukunftsbranche möglich zu machen. Die ELW eG soll Anfang 2012 gegründet werden.

3. ein Konzept für einen revolvieren­

den Eigenkapitalfonds für regio­

nale erneuerbare Energien ent w i- ckelt, der das Eigenkapital für die Finanzierung der erforderlichen Investitionen bereitstellen soll.

Das Konzept soll in die Diskussion der (Bio)EnergieDörfer-Bewe­

gung und die politische Debatte des Landes MV eingebracht und dem Landtag als Instrument der Entwicklung der erneuerbaren Energien im Garten der Metro­

polen (ländlicher Raum zwischen Hamburg, Berlin und Stettin) vorgeschlagen werden. Es geht um den Funktionswechsel, den dieser Raum für die Metropolen bekom­

men kann, insbesondere mit der Energiewende, dem ökologischen Umbau der Industrie und Land­

wirtschaft, einem erforderlichen neuen Management der Ener­

gie- und Stoffströme sowie für die Lebensmittelproduktion, die Erholung und den Tourismus.

Die (Bio)EnergieDörfer-Genossen­

schaft und der revolvierende Eigen­

kapitalfonds sind institutionell und finanziell getrennte Organisationen.

Die Genossenschaft ist konzipiert als ein Unternehmen der (Bio)Energie­

Dörfer, das Dienstleistungen für den Aufbau, die Weiterentwicklung und den laufenden Betrieb der (Bio)- EnergieDörfer anbietet und sich aus diesen Dienstleistungen finanziert, und zwar zunächst regional begrenzt auf Westmecklenburg.

Finanzierungen (Förderungen, Eigenkapital und Kredite) für (Bio)- EnergieDörfer (Kommunen, Genos­

senschaften, gewerbliche Betriebe, Hausanschlüsse) bereitstellen soll.

Der revolvierende Eigenkapitalfonds ist nicht als Fonds innerhalb der Genossenschaft gedacht, sondern als landesweites Finanzinstrument, das organisatorisch bei einer Landesein­

richtung (Landesbank, Landesför­

derinstitut (LFI) Mecklenburg-Vor­

pommern, Stiftung o.ä.) eingerichtet werden sollte und das verschiedene

Es geht um den Funk- tionswechsel, den die- ser Raum für die Metro- polen bekommen kann, insbesondere mit der Energiewende, dem ökologischen Um- bau der Industrie und Landwirtschaft.

Die (Bio)EnergieDörfer-Genos­

senschaft wird bei Akquisition von Finanzierungen für Investitionen in einzelnen (Bio)EnergieDörfern auf diesen Fonds zurückgreifen, aber nicht exklusiv. Das heißt, auch andere könnten den Fonds nutzen.

Insofern wären Genossenschaft und Fonds zwei sehr gut zusammenwir­

kende Komponenten einer komple­

xen Strategie zum Aufbau regionaler erneuerbarer Energien im ländlichen Raum. Aber beide Konzepte können durchaus unabhängig voneinander umgesetzt werden. Hinzu kommt, dass die (Bio)Energie Dörfer- Genossenschaft bereits im Januar 2012 gegründet werden soll, während mit der Gründung des Fonds frühe­

stens 2012 zu rechnen ist.

(15)

Die (Bio)EnergieDörfer-Genossen­

schaft kann auch ohne den Fonds Finanzierungen für ihre Dörfer akquirieren, also derzeit bestehende Förderungen, Beteiligungsmöglich­

keiten und Kreditangebote nutzen.

Der Fonds wird aber die Finanzie­

rung erheblich vereinfachen, das Projektentwicklungsverfahren be­

schleunigen, eventuell die Finanzie­

rungskosten senken, vor allem aber ermöglichen, dass die Interessen der Regionalentwicklung bei der Finan­

zierungsakquise stärker gewichtet werden.

Der Entwurf dieser Analyse und der beiden Konzepte wurde am 10. Mai 2011 dem Landrat des Landkreises Ludwigslust sowie Bürgermeistern, Vertretern von Bürgervereinen, Stadtwerken, Unternehmen und Finanzinstituten vorgestellt; er wurde diskutiert und in einer Reihe anschließender Gespräche weiter präzisiert und überarbeitet. Die beteiligten Akteure unterstützen das Konzept und die Gründung einer (Bio)EnergieDörfer-Genossenschaft (Energie-Landwerke Westmecklen­

burg eG) und wollen gegebenenfalls Mitglied werden. Auch das Konzept für den revolvierenden Eigenkapital­

fonds fand grundsätzliche Zustim­

mung, auch wenn die Details in wei­

teren Gesprächen noch abgestimmt werden müssen. Gegenwärtig wird die Gründung eines solchen Fonds weiter vorbereitet, zugleich werden Wege bereitet, die bis dahin anste­

henden ersten Investitionen schon ohne den Fonds zu finanzieren.

Ausblick

Die zwei wesentlichen Umsetzungsschritte sind:

• Gründung und Arbeitsbeginn der (Bio)EnergieDörfer- Genossenschaft

• Aufbau eines revolvierenden Fonds zur Finanzierung regionaler erneuerbarer Energieprojekte

Die Gründung der (Bio)EnergieDörfer-Genossenschaft erfolgt im Januar 2012, gefolgt von organisatorischem Aufbau und Beginn der Geschäftstätigkeit. Hierbei ist eine Evaluation der Zielerrei- chung zur Jahresmitte 2012 unter Einbeziehung der relevanten Akteure geplant.

Bei der Umsetzung des Aufbaus eines revolvierenden Fonds zur Finanzierung regionaler erneuerbarer Energieprojekte sind zuerst drei Aufgaben zu bearbeiten: Erstens muss eine relevante und nachhaltige politische Unterstützung für diese Idee orga- nisiert werden. Zweitens muss eine organisatorische Plattform gefunden werden. Drittens geht es um die weitere Ausarbeitung, Diskussion und Präzisierung des Konzepts. Ziel ist es, den Fonds 2012 zu gründen.

(16)

16 | KOMBIBUS

BRANDENBURG

3. KombiBus

Kombinierte Serviceleistungen als ergänzendes Angebot im Linienverkehr zur dauerhaften

Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Raum am Beispiel Uckermark.

Der KombiBus transportiert nicht nur Personen und Fahrräder, sondern versorgt die Dörfer auch mit Post und Frischwaren.

(17)

Spezifische Rahmenbedingungen des Projekts

Alle Dienstleistungen und Leistungen der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum sind vom demografischen Wandel betroffen, da die räumliche Dichte an Nutzern und Endkunden zurückgeht und damit die Kosten pro Einwohner und Nutzer steigen.

Dieser Effekt wird durch steigende Energie­ und Gesundheitskosten sowie sinkende Reallöhne in den unteren Einkommensbereichen noch verstärkt.

Für den Landkreis Uckermark wird in den Jahren 2009 bis 2030 ein Be­

völkerungsrückgang von 24 Prozent prognostiziert. Die von Landwirt­

schaft und Natur geprägte Region steht besonders in der Ausgestaltung des öffentlichen Personenverkehrs vor großen Herausforderungen.

Es gilt daher, die Bevölkerung bei ausgedünnter Grundversorgung und Anbindung an den konventionellen ÖPNV angemessen zu versorgen.

Aber auch andere Bereiche der Da­

seinsvorsorge sind von den progno­

stizierten Auswirkungen betroffen.

Die politischen Diskussionen, die der demografische Wandel voraus­

sichtlich mit sich bringt, liegen der Grund idee des Projekts zugrunde und zeigen mögliche Lösungswege auf.

Zentrale Zielsetzung des Projekts KombiBus

Nahverkehr und verschiedensten Dienstleistungen zu versorgen.

Zentrales Ziel der Konzeption war es, unter Beteiligung politischer Entscheidungsträger, regionaler Partner und der Bevölkerung ein finanzierungs- und umsetzungsfä­

higes Betriebskonzept im Rahmen des Linienverkehrs zu entwickeln.

Dieses sollte flexible Bedienformen einbinden und die Aufgabe erfüllen, den ländlichen Raum und seine Ein­

wohner mit einem auskömmlichen

Eine Kombination von Linienbus, Post, Kurier- und Fahrdienst für bewegungseingeschränkte soll daher die Wirtschaftlichkeit einzel­

ner Dienstleistungen im ländlichen Raum verbessern und die Versorgung der ländlichen Bevölkerung dauer­

haft und auf hohem Niveau sicher­

stellen. Durch Flexibilisierung und Multifunktionalisierung sollen diese Ziele erreicht werden.

Anforderungen an die

Gestaltung des Liniennetzes und des Fahrplanangebotes

Das Liniennetzsystem im ländlichen Raum ist zurzeit in hohem Maße auf den Schülerverkehr ausgerich­

tet. Dies wird vor dem Hintergrund immer knapper werdender Finanzie­

rungsmittel langfristig nicht mehr tragfähig sein.

Die Erreichbarkeit der Standorte wird zukünftig eine sehr zentrale Rolle in den ländlichen Gebieten ein­

nehmen. Faktoren wie sinkende Ver­

fügbarkeit von PKW durch steigende Altersarmut und die kontinuierliche Abwanderung von Fachkräften wir­

ken sich auf die Mobilitätsangebote und die Sicherung der Daseinsvor­

sorge ganz unmittelbar aus.

leistungen je nach Bedarf durchge­

spielt werden können.

Als wesentliches Planungsinstrument des Projekts dient die Einführung ei­

nes „Integralen Taktfahrplans“ (ITF) und die Kombination von Dienst- leistungen und Mobilität. Dabei bieten hierarisch strukturierte Li­

nienbusnetze wegen der begrenzten Nachfrage (Schulzeiten, Einkaufs- und Berufsverkehr) freie Kapazitäten für andere Zwecke (Zustellungen, Briefkastenleerung, Fahrdienste, Botendienste). Netzplan und Fahr­

plan der Linienbusse bilden dabei die Basis, auf der Modifikationen für die Kombination mit weiteren Dienst-

Diese Planungsmethode führt neben einer verbesserten Personenbeför­

derung durch die Minimierung von Wartezeiten auch zu einer weitver­

zweigten Güterverteilung bis in die entlegensten im Landkreis zu versor­

genden Dörfer. Das ITF-Modell dient als Konzept zur Organisation der Linienangebote im städtischen und ländlichen Verkehr.

Da hierdurch Parallelverkehre ver­

mieden und Busumläufe optimiert werden, zeigen sich auch wirtschaft­

liche Einsparpotenziale, die für eine Ausweitung des ÖPNV-Angebotes und zur Kompensation von Einnah­

merückgängen und Kostensteigerun­

gen eingesetzt werden können.

Logistische Lücken im ländlichen Raum und innovativer Ansatz Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Feststellung, dass ein nicht voll besetzter Linienbus potenziell Frachtraumkapazitäten für Dritte bereithält, die zum Transportie­

ren von Gütern entgeltlich genutzt werden können. Vorbilder sind dabei landesweite KombiBus-Angebote in Skandinavien, bestehend aus Perso­

nenverkehr und Güterbeförderung.

Diese funktionieren in ländlichen wie auch urbanen Gegenden bereits sehr erfolgreich.

Mit einer Kombination dieser Ange­

bote kann eine Angebotssteigerung im ÖPNV erzielt werden und gleich­

zeitig sowohl die Bedienqualität als auch die Wirtschaftlichkeit gesteigert werden.

(18)

18 | KOMBIBUS

Ministerpräsident Matthias Platzeck überreicht Lars Boehme, Geschäftsführer der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft, die Auszeichnung für den KombiBus als Demografie-Beispiel des Monats.

Eine Kombination von Linienbus, Post, Kurier- dienst und Fahrdienst soll die Versorgung der ländlichen Bevölke- rung dauerhaft und auf hohem Niveau sicher- stellen.

Ermittlung der möglichen logisti- schen Nachfragepotenziale

genes Logistiksystem (Lebensmittel- Großhandel, Logistikunternehmer, Vertreter der Gesundheitsbranche) vorhalten, während die zweite Grup­

pe zwar einen logistischen Bedarf hat, aus Kostengründen oder wegen zu geringer Kapazitäten jedoch kein eigenes System vorhalten kann.

Im Rahmen einer Analyse hinsicht­

lich des Zeitpunktes und der Men­

ge des von Wirtschaftsvertretern benötigten Frachtraums sowie der sich daraus ergebenden Chancen für ÖPNV­Leistungen wurden mög­

liche logistische Nachfragepoten­

ziale ermittelt. Die Ergebnisse der Marktübersicht zeigen verschiedene Branchen auf, die einerseits auf Frachtraum und andererseits auf eine besonders gute Standorterreichbar­

keit angewiesen sind. Insbesondere in den Bereichen Lebensmittel, Lo­

gistik, Bankwesen, Gesundheit und Tourismus spielen diese Einflussgrö­

ßen eine wichtige Rolle. Zwei Nach­

fragegruppen kristallisierten sich innerhalb dieser Branchen besonders heraus. Zur ersten Gruppe gehören Branchenvertreter, die bereits ihr ei­

Thematische Komplexität und Finanzierung

Die zunächst einfache Idee vom „vor­

handenen Frachtraum im Linienbus“

entwickelte sich im Verlauf der Pro­

jektkonzeption zu einer komplexeren Thematik. Hierzu gehörte neben der Klärung der spezifischen Nachfrage­

situation und der genauen Darstel­

lung der Auswirkungen des demogra­

fischen Wandels vor allem die Frage nach der zukünftigen Finanzierung des ÖPNV.

Neben den inhaltlichen Zielstellun­

gen des Projekts wurde ein Grund­

gerüst für ein tragfähiges Finanzie­

rungskonzept aufgestellt, das unter den Gesichtspunkten Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit langfristig Bestand haben soll.

„Gesetzliche Gratwanderung“

und Neuordnung des politischen Rahmens

Auf einige innovative Lösungen ist der bestehende gesetzliche Ord­

nungsrahmen noch nicht ausge­

richtet. Dank eines engen Zusam­

menspiels und eines gemeinsamen Dialogs zwischen Bund, Ländern und Kommunen konnten bestehende juristische und fiskalische Spielräu­

me für die Umsetzung des Projekts KombiBus geklärt werden. So sind die Zuständigkeiten für den Perso­

nen- und Güterverkehr nach aktu­

eller Rechtslage auf die politischen Akteure verteilt. Innovativ an der Idee KombiBus ist die Ergänzung des Personenverkehrs durch den Güter­

verkehr. Die derzeitigen bundesge­

setzlichen Regelwerke – zum Beispiel

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das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) und das Güterkraftver­

kehrsgesetz (GüKG) – sehen einen solchen Dienstleistungsmix aktuell nicht vor. Ergänzend ist das Land für das ÖPNV­Gesetz zuständig, in dem Verantwortlichkeiten und Finanzie­

rung geregelt sind. Auf kommunaler Ebene sind die Aspekte zur wirt­

schaftlichen Betätigung von Kommu­

nen zu berücksichtigen. Die aktuelle Rechtslage zeichnet sich durch die Notwendigkeit aus, den bestehenden rechtlichen Rahmen neu zu regulie­

ren. Es müssen Kriterien entwickelt werden, die es der öffentlichen Hand erlauben, Transport- und Versor­

gungsaufgaben neu zu regeln. Nur so kann die Daseinsvorsorge in Gebie­

ten aufrechterhalten werden, aus denen sich privatwirtschaftliche und teilweise sogar öffentliche Anbieter bereits zurückgezogen haben.

Es müssen Kriterien ent- wickelt werden, die es der öffentlichen Hand erlauben, Transport- und Versorgungsauf- gaben neu zu regeln.

Ausblick

Kritische Erfolgsfaktoren bei der Umsetzung des KombiBusses sind in erster Linie der Rückhalt durch die politischen Entschei- dungsträger auf Länder- und Bundesebene und die Nutzung des Potenzials, die das Konzept mit sich bringt. Die regionalen Akteure müssen selbst die Initiative ergreifen und ihre regionalen Ressourcen mobilisieren.

Das Modellvorhaben zeigt, dass die Lösungsansätze und Ideen auf andere Regionen und Landkreise übertragen werden kön- nen, wenn wesentliche Akteure – sprich Landkreise, Kommunen und Verkehrsbetriebe – gewonnen werden können.

(20)

20 | JUGENDMOBIL

BRANDENBURG

4. JugendMobil

Im Vordergrund dieses Projekts steht die Einbindung von Jugendlichen als Zielgruppe und deren aktiver Beitrag zur Mobilitätsplanung.

Experten aus der Kinder- und Jugendhilfe, der Stadt- und Regionalentwicklung sowie des

Verkehrswesens begleiten die Jugendlichen bei deren Erhebungen und Expertengesprächen.

Beispielregionen „Kleeblattregion“

und „Sängerstadtregion“ die Mobi­

litätssituation und Partizipations­

möglichkeiten junger Menschen zu verbessern. Vor diesem Hintergrund wurden gemeinsam mit den Jugend­

lichen unter Beteiligung von Exper­

ten und Pädagoginnen deren Mobili­

tätssituation analysiert und konkrete Vorschläge zu deren Verbesserung erarbeitet. Ergebnis dieser Arbeit ist der Aufbau eines jeweiligen „Netz­

werks Mobilität“ in den Beispielre­

gionen, verbunden mit der Umset­

zung von „Leuchtturmprojekten“ und wissenschaftlich begleitet von einer Wissensdatenbank, die wesentliche Vorschläge aus Wissenschaft und Auf Grundlage dieser spezifischen

Praxis zusammenfasst.

Rahmenbedingungen ist es das zen­

trale Ziel des Projekts, in den beiden Rahmenbedingungen des Projekts

Die Folgen des demografischen Wan­

dels auf die Lebenswirklichkeiten und Perspektiven junger Menschen im ländlichen Raum Brandenburgs bilden den Ausgangspunkt für das Projekt JugendMobil. Wegen fehlen­

der Mobilitäts- und Ausbildungsan­

gebote sowie fehlender Einbindung in die kommunalen Entscheidungs­

prozesse sinkt die Bereitwilligkeit junger Menschen, in der Region zu bleiben.

Zentrale Zielsetzung des Projekts JugendMobil

Modellregionen und Zielgruppe Seitens des Ministeriums für Infra­

struktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg (MIL) wurden die im wirtschaftlich eher schwachen und ländlich geprägten Norden rund um die Kreisstadt Kyritz gelegene

„Kleeblattregion“ sowie die im Süden rund um die für brandenburgische Verhältnisse prosperierende Stadt Finsterwalde gelegene „Sängerstadt­

region“ ausgewählt.

Die demografische Entwicklung seit den 1990er Jahren und deren Prognose für das Jahr 2030 ist in beiden Regionen vergleichbar stark rückläufig. Beide Regionen sind mit der Aussicht konfrontiert, bis zum Jahr 2030 einen weiteren Bevöl­

kerungsrückgang von 25 Prozent

(21)

Gemeinsame Projekte sollen Verantwortungsgefühl und Lebensqualität der Jugendlichen stärken.

Die „Dynamischen

Fahrgemeinschaf-

ten“ könnten nicht nur

in Brandenburg den

Grundstein für ein „in-

termodales Mobilitäts-

konzept“ legen, son-

dern auch in anderen

Regionen.

(22)

22 | JUGENDMOBIL

erwarten zu müssen, verbunden mit den Anforderungen und Problemen, eine angemessene Daseinsfürsorge- Infrastruktur zu erhalten. Begleitet ist diese Entwicklung von dem land­

läufigen starken Anstieg des Durch­

schnittsalters.

Die Zielgruppe des Projekts Jugend­

Mobil waren Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren mit einem Schwer­

punkt auf die 14- bis 18-jährigen, die allesamt weiterführende Schulen besuchten.

Analyse des Handlungsbedarfs und Schlussfolgerungen

Ausgehend von der Analyse, dass die Mobilitätssituation für Jugendliche im ländlichen Raum des Landes Brandenburg unzureichend ist, und wegen der weiter sinkenden Bevöl­

kerungszahlen wird der Prozess der Reduzierung und Konzentration der Standorte der Daseinsfürsorge weitergeführt. Die Bevölkerung muss künftig weitere Wege und länge­

re Fahrzeiten zum Erreichen der notwendigen Infrastruktureinrich­

tungen in Kauf nehmen. Vor diesem Hintergrund wurden folgende vier schwerwiegendste Probleme als Kernhandlungsfelder identifiziert:

• die erheblichen Angebotslücken des ÖPNV in den Abend- und Nachtstunden und am Wochen- ende,

• die Angebotslücke (niedrige Takt­

dichte) in Ortsteilen mit geringer Einwohnerzahl,

• die mangelnde Verzahnung von ÖPNV und Individualverkehr sowie

• Kommunikations­ und Beteili­

gungsdefizite zwischen Verkehrs­

anbietern und Jugendlichen.

über eine Integration mit dem ÖPNV die Mobilitätssituation mit dem Ziel verbessern, dass insbesondere für die bestehenden Angebotslücken des ÖPNV private Verkehre als Alternati­

ve genutzt werden können. Über die Mitfahrsysteme soll die Erreichbar­

keit der Einrichtungen der Daseins­

fürsorge in den Mittelzentren und mittelbereichsangehörigen Kom­

munen deutlich verbessert werden;

insbesondere sollen die Angebots- lücken des ÖPNV über die Mitnahme in privaten PKW geschlossen werden.

Entsprechend dem analysierten Handlungsbedarf sollten für die bei­

den Projektregionen Mitfahrsysteme entwickelt und realisiert werden, die

Die Etablierung regionaler Mobili­

tätsnetzwerke ermöglicht es, Betrof­

fene in die Erarbeitung von bedarfs­

gerechteren Lösungen einzubinden sowie das Thema Mobilität als Quer­

schnittsthema der Daseinsfürsorge dauerhaft zu etablieren.

Projektergebnisse: „Spontan- mitfahrsystem“ und „Dynamische Fahrgemeinschaften“

Unter Mitwirkung der jugendlichen Beteiligten am Projekt JugendMobil wurde für beide Regionen je ein spe­

zifisch strukturiertes Mitfahrsystem, das ab 2012 verwirklicht werden soll, entwickelt – das „Spontanmitfahr­

system“ in der „Kleeblattregion“ und die „Dynamischen Fahrgemeinschaf­

ten“ in der „Sängerstadtregion“.

Hinter dem „Spontanmitfahrsystem“

steckt die Idee, mit Hilfe der Weiter­

entwicklung des klassischen „Tram­

pens“ die Angebotslücke des ÖPNV zu ergänzen, allerdings unter nahezu vollständiger Eliminierung negativer beziehungsweise unsicherer Risiko­

faktoren. Vorbilder für derartige Mit­

fahrsysteme wurden in der Schweiz und Österreich gefunden.

Ab 2012 sollen in der „Kleeblattre­

gion“ an zu ermittelnden geeigneten Standorten Kästen mit einem Display angebracht werden, die als „Tram­

per-Haltestellen“ fungieren sollen.

Der Kontakt zwischen Mitfahr- und

(23)

Mitnahmewilligen erfolgt über eine SMS, über die das gewünschte Fahrziel auf das Display des Mitnah­

mewilligen übertragen wird. Mit der Bestätigungs-SMS, die die Telefon­

nummer des Mitfahrers und das Autokennzeichen des Fahrers enthält, wird automatisch eine Insassenver­

sicherung abgeschlossen. Aufgrund der Identifikation von Fahrer und Mitfahrer wird etwaigen Sicherheits­

bedenken Rechnung getragen. Die Fahrtkosten werden individuell unter Fahrer und Mitfahrer vereinbart.

Das Prinzip des Modells der „Dy­

namischen Fahrgemeinschaften“

in der „Sängerstadtregion“ basiert auf der Grundlage der „klassischen Mitfahrzentrale“: Eine Person sendet vor einer gewünschten Fahrt eine SMS mit Start, Ziel und Zeitfenster und lässt sich von einem ohnehin fahrenden PKW mit vergleichbarem Fahrziel mitnehmen. Auf die Region und kürzere Strecken adaptiert ist dies deutlich flexibler und kurzfristi­

ger einsetzbar als die althergebrach­

te Mitfahrgelegenheit. Der Server gleicht Angebot und Nachfrage ab und sendet bei Übereinstimmungen eine SMS an Anbieter und Nachfra­

ger. Nach der erfolgten Fahrt wird eine Bestätigung der Ankunft am Zielort an den Server gesendet.

Die „Dynamischen Fahrgemein­

schaften“ könnten nicht nur in Brandenburg den Grundstein für ein mittel- bis langfristig aufzubauendes

„intermodales Mobilitätskonzept“

legen, sondern auch in anderen Regionen unterschiedlicher Größe, die dünn besiedelt sind und derzeit ungenutzte Potenziale des Individu­

alverkehrs stärker für die Mobilität der Allgemeinheit nutzen wollen und müssen.

gemeinschaftlich getragenen, dauer­

haften Strukturen: Verantwortungs­

gemeinschaften, die interdisziplinär zusammenarbeiten, um den An­

forderungen, die durch den demo­

grafischen Wandel gestellt werden, gerecht zu werden. Daher werden

in einem ersten Schritt in beiden Modellregionen „Mobilitätsnetzwer­

ke“ installiert, zusammengesetzt aus Bürgermeistern und Amtsdirektoren, Vertretern des Landkreises und des ÖPNV sowie Jugendlichen, die sich bereits in der Planungsphase enga­

giert haben, und weiteren Vertretern der jungen Generation.

Voraussetzung für die Verbesserung der Mobilitätssituation und somit auch der Lebensqualität der jungen Menschen ist die Schaffung von

Die Etablierung regio- naler Mobilitätsnetz- werke ermöglicht, das Thema Mobilität als Querschnittsthema der Daseinsfürsorge dauer- haft zu etablieren.

Ausblick

Mit der Umsetzung der „Dynamischen Fahrgemeinschaften“

soll im Januar 2012 begonnen werden. Bis Mitte des Jahres 2012 sollen der Bekanntheitsgrad und die Teilnehmerzahl so groß ge- worden sein, dass das System online gehen kann. Die geplante Testphase erstreckt sich über den Zeitraum von einem Jahr. Mitte 2013 könnte das Modell in den Dauerbetrieb gehen.

Für das „Spontanmitfahrsystem“ ist eine Testphase von 24 Mo- naten vorgesehen. Die längere Testlaufzeit beruht auf in der Schweiz gemachten Erfahrungen mit einem Vorgängermodell, dass die Bevölkerung eine gewisse Zeit benötigt, um die Standor- te der Rufsäulen zu realisieren und in ihren mobilen Alltag aufzu- nehmen. Am Ende der Testlaufzeit soll entschieden werden, ob das Projekt weitergeführt wird und ob andere oder zusätzliche Standorte für die Säulen nötig sind. Mitte 2014 könnte es in den Dauerbetrieb gehen. Die Netzwerke Mobilität sollen auch nach Ablauf der Testphase erhalten werden und unmittelbar in die Verantwortung der Mittelbereiche übergehen.

(24)

24 | KITAMOBIL

SACHSEN-ANHALT

5. KitaMobil

Systemwechsel bei der Finanzierung der Kindertagesstätten der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf.

Rahmenbedingungen des Projekts

Die Verbandsgemeinde Beetzendorf- Diesdorf im Altmarkkreis Salzwedel im Norden von Sachsen-Anhalt be­

steht aus acht Mitgliedsgemeinden.

Im Gemeindegebiet leben derzeit rund 14.000 Einwohner. Mit einer Bevölkerungsdichte von 26 Einwoh­

nern pro Quadratkilometer gehört die Verbandsgemeinde zu den be­

sonders dünn besiedelten Räumen in Deutschland.

ge an den demografischen Wandel Aspekte der Kostenminimierung mit Aspekten der Qualitätssicherung und

­steigerung sinnvoll miteinander verbunden werden können.

Die Verbandsgemeinde ist Träger von insgesamt 16 Kindertagesstätten im Gemeindegebiet und als solche für die Sicherung der Daseinsvorsorge auf dem Gebiet der Kinderbetreuung verantwortlich. Die demografischen Entwicklungstendenzen stellen die Verbandsgemeinde allerdings vor große Herausforderungen bei der Er­

füllung dieser Aufgabe. Das Projekt KitaMobil zeigt auf, wie hinsichtlich des „Modellvorhabens 2030“ bei der Anpassung der Daseinsvorsor­

Bei der Analyse der demografischen Rahmenbedingungen und der demo­

grafischen Entwicklungen sowie bei der Abschätzung der Nachfrage nach Einrichtungen der sozialen Infra­

struktur wurde ein Bevölkerungs­

verlust von 41 Prozent bis 2050 für das Gemeindegebiet ermittelt. Nach dieser Prognose werde dabei die Zahl der Kinder, die für eine Betreuung in einer Kinderkrippe oder in einem Kindergarten in Frage kommen, bis 2030 um über 40 Prozent zurückge­

hen. Auf die Nachfrage werde sich der Rückgang der Kinderanzahl so auswirken, dass 20 Prozent aller be­

stehenden Plätze nicht mehr benötigt würden und 375 Plätze langfristig reduziert werden könnten.

Zentrale Zielsetzung des Projekts Hauptziel des Projekts ist es, inner­

halb von zwei Jahren strukturelle Veränderungen und einen System­

wechsel bei der Entwicklung und der Umsetzung neuer Finanzierungs­

modelle für die Kindertagesstätten zu vollziehen. Gleichzeitig sollen päd­

agogische Konzepte gestärkt werden und die Qualität der Leistungsange­

bote verbessert werden. Alternative Mobilitätsangebote runden das Pro­

jekt KitaMobil ab und tragen so zu einer Stärkung der Kinderbetreuung und damit zu Sicherung der Daseins­

vorsorge im ländlichen Raum bei.

Projektbaustein Finanzierung und Ehrenamt

Finanzwirtschaftlich werden sich die Folgen des demografischen Wan­

dels in erster Linie durch sinkende Elternbeiträge und sinkende Landes­

zuschüsse bemerkbar machen. Dage­

gen nehmen die für den Erhalt und die Verwaltung der Einrichtungen bestehenden Fixkosten (insbeson­

(25)

Ein Projekt für alle: KitaMobil richtet sich an Kinder, Erzieher und Eltern, aber auch zukünftige Mütter und Väter, Vereine und Unternehmen.

(26)

26 | KITAMOBIL

Da der ÖPNV Kinder von 0 bis 6 Jahren nicht transportiert, werden andere Beförderungsangebote geschaffen.

KitaMobil zielt darauf ab, Raumgestaltung und Materialangebot in den Kitas stärker auf den Bildungsfort- schritt der Kinder aus- zurichten.

dere Gebäudekosten wie Reinigung, Energie, Instandhaltung und Werte­

verlust) nicht in demselben Maße ab und müssen weiterhin refinanziert werden.

Zentraler Hebel zur Erreichung eines Systemwechsels ist erstens die der­

zeitige Finanzierung der Kinderta­

gesstätten von einer Defizit- zu einer mittelfristigen Pauschalfinanzierung durch die Bereitstellung von Budgets und zweitens die Umstellung einer bisher ausschließlich öffentlichen Fi­

nanzierung auf alternative Finanzie­

rungsformen in öffentlich-privaten Partnerschaften.

kaum inhaltliche und wirtschaftliche Entwicklungsperspektiven. Mit Hilfe der Bereitstellung pauschaler Bud­

gets sollen insbesondere finanzielle Gestaltungsspielräume geschaffen und durch die eigenverantwortliche Bewirtschaftung Anreize zur Kosten­

reduktion geschaffen werden.

Diese Kerninstrumente sollen dazu beitragen, die Einrichtungen zukünf­

tig stärker als bisher nach wirtschaft­

lichen Kriterien auszurichten. Das derzeitige Finanzierungssystem im Sinne eines Defizitausgleichs bietet

Ergänzend werden gezielt finanzielle Mittel aus Spenden, Sponsoring und ehrenamtlicher Betätigung eingewor­

ben, um weitere finanzielle Hand­

lungsspielräume für die pädagogi­

sche Arbeit zu eröffnen.

Projektbaustein Pädagogik Weiterer zentraler Projektbaustein ist die Verbesserung der pädagogi­

schen Qualität der Betreuungsange­

bote. Eine Analyse der bestehenden pädagogischen Konzepte hat erge­

ben, dass diese in weiten Teilen nicht den heutigen Anforderungen an eine

(27)

frühkindliche Bildung entsprechen.

Die bestehenden Strukturen sollen zukünftig modernen pädagogischen Anforderungen gerecht werden.

Das Projekt KitaMobil zielt beispiels­

weise darauf ab, Raumgestaltung und Materialangebot in den Kitas stär­

ker auf den Bildungsfortschritt der Kinder auszurichten. Dabei sollen auch Eltern und weitere erwachsene Bezugspersonen stärker in die päd­

agogische Arbeit einbezogen werden, indem sie beispielsweise„Erziehungs- patenschaften“ übernehmen.

Zur Deckung eines hochwertigen und flexiblen Betreuungsbedarfs ist es notwendig, stärker miteinander vernetzte Kindertagesbetreuungsan­

gebote zu schaffen. Mit einer Kombi­

nation von verschiedenen Angeboten kann für jeden Kita-Standort ein ver­

netztes Betreuungsangebot aufgebaut werden, dass den Bedürfnissen der Familien stärker entspricht und auch leistungsfähiger ist als das bisherige Angebot.

Zusätzlich ist eine qualitative Verbes­

serung der Einrichtungen notwendig, um den Bildungsauftrag erfüllen zu können. Tragende Säule hierfür sind gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher und qualifizierte Einrich­

tungsleitungen. Über entsprechende Aus- und Fortbildungsangebote soll der Qualifizierungsbedarf sicherge­

stellt werden.

Grundidee ist es, die Kitas zukünftig zu sozialen Zentren ausrichten. Im Vordergrund steht dabei der Ge­

danke, Mehrgenerationenhäuser zu schaffen und mehrere Funktionen der Daseinsvorsorge in diesen Häu­

sern integrativ zusammenzufassen.

Damit übernehmen die Kitas zentrale generationenübergreifende und neue Funktionen im ländlichen Raum.

Projektbaustein Mobilität

Durch die flächenhafte Ausdehnung der Verbandsgemeinde haben bereits heute viele Eltern weite Anfahrtswe­

ge zu den bestehenden 16 Einrichtun­

gen. Eine weitere Reduzierung der Einrichtungen im Verbandsgebiet würde diese Situation unzumutbar verschärfen. Insofern sind Lösungs­

möglichkeiten zur Steigerung des Organisationsgrades der Mobilität erforderlich. Das Projekt knüpft dabei an eine stärkere Anbindung der Beförderungsleistungen für Kin­

dertagesstätten in das neue ÖPNV­

System im Altmarkkreis Salzwedel an. Die 16 Einrichtungen sollen so in das ÖPNV-System einbezogen wer­

den, dass sich die Bedienungsgebiete und Beförderungszeiten an der Be­

darfssituation der Kitas ausrichten.

Dabei soll das bestehende ÖPNV- System um eine Rufbus-Komponente weiterentwickelt werden.

Neben einer Ausrichtung des ÖPNV an den Kita-Öffnungszeiten soll ein Begleitservice (Kitalotsen) eingerich­

tet werden. Für eine sichere Beförde­

rung der Kinder sorgen Kleinbusse, die mit entsprechenden Rückhaltesy­

stemen ausgestattet sind.

Im Vordergrund steht der Gedanke, Mehrge- nerationenhäuser zu schaffen und mehrere Funktionen der Da-

seinsvorsorge in diesen Häusern integrativ zu- sammenzufassen.

Übergreifende Projektbausteine und Ausblick

Damit der Systemwechsel gelingen kann, setzt das Projekt bei einer aktiven Prozessgestaltung an. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort und den unmittelbar Betroffenen sollen die Chancen von Veränderungen identifiziert und genutzt werden.

KitaMobil setzt aktiv innovative Impulse für einen breit angeleg- ten Veränderungsprozess, der eine nachhaltige Entwicklung der Verbandsgemeinde gewährleistet und auf diese Weise dazu beiträgt, das Leben auf dem Land attraktiv und zukunftsfähig zu gestalten.

Der Schwerpunkt der erforderlichen Veränderungen liegt da r in, entsprechende Rahmenbedingungen zu einer optimierten Steuerung der Kitas zu schaffen.

(28)

28 | PARTNER_STADT

SACHSEN

6. Partner_Stadt

Organisierte und institutionalisierte Aktivierung und Einbindung von Senioren ab 65 Jahren in zentrale Daseinsvorsorgebereiche.

Rahmenbedingungen des Projekts

Die vier interkommunalen Part­

ner der Modellregion Oelsnitz/

Erzgebirge, Lugau, Hohndorf und Erlbach-Kirchberg stehen vor der Herausforderung, dem generellen Bevölkerungsrückgang und dabei der gleichzeitigen Überalterung der Be­

völkerung mit innovativen Lösungs­

ansätzen entgegenzutreten.

Die Modellregion wird zukünftig von den Folgen des demografischen Wan­

dels voraussichtlich in einer Art und Weise betroffen sein, dass der Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung bis zum Jahr 2030 sukzessive sinken wird, während der Seniorenanteil in der Region deutlich steigt. Dies geht einher mit einer drohenden Ver­

schlechterung allgemeiner Daseins­

vorsorgeleistungen im Modellgebiet.

lichen Leben ausgeschlossen sein werden. Rückläufige Renteneinkünf­

te lassen zudem Lösungsansätze zur Bekämpfung drohender Altersarmut notwendig werden.

Weiter ist mit einer Nachfragestei­

gerung in den Bereichen der Alten- und Krankenpflege und im öffentli­

chen Personen­ und Nahverkehr zu rechnen. Es besteht die Gefahr, dass gerade ältere Personen im ländlichen Raum perspektivisch vom öffent­

Zentrale Zielsetzung des Projekts Infolge des demografischen Wandels und schrumpfender kommunaler Haushaltseinnahmen sind Kürzun­

gen der Daseinsvorsorgeleistungen unvermeidlich, wenn nicht frühzeitig wesentliche Veränderungen in der bisherigen Leistungsstruktur der Da­

seinsvorsorge angestrebt werden.

Unter dem Gesichtspunkt der „Ge­

nerationengerechtigkeit“ zielt das Projekt Partner_Stadt darauf, die bestehenden Erfahrungen und das Wissen der Menschen im sogenann­

ten dritten Lebensalter, also der 65- bis 80-Jährigen, vom Eintritt in die Ruhestandsphase an aktiv und bewusst zu nutzen, um die demogra­

fisch bedingten Schrumpfungspro­

zesse insbesondere im ländlichen Raum zu bewältigen. Hierdurch soll die Lebensqualität für die Bevölke­

rung im ländlichen Raum langfristig erhalten und verbessert werden.

Die Grundidee des Modellprojekts Partner_Stadt ist es, Senioren aktiv in unterschiedlichen Bereichen der Daseinsvorsorge wie Bildung, Kultur, Gesundheitswesen, Kinderbetreuung und soziale Infrastruktur einzubezie­

hen und so in das gesellschaftliche Leben umfassend zu integrieren. Die Senioren erbringen generationen­

übergreifende Leistungen für das Kleinkind bis zum alten Pflegebe­

dürftigen im Bereich der Daseinsvor­

soge.

Zudem sollen für die Senioren Anreize in Form von Aufwandsent­

schädigungen geschaffen werden, um hierdurch zielgerichtet freiwillige eh­

renamtliche Tätigkeiten und bürger­

schaftliches Engagement zu fördern und gleichzeitig einen adäquaten Anerkennungsbeitrag zu vermitteln.

So können über eine Aktivierung der Senioren für das gesellschaftliche Le­

ben zusätzliche Einkünfte neben den Renteneinkünften geschaffen wer­

den, die der drohenden Altersarmut mit einem geeigneten Instrumentari­

um entgegenwirken.

(29)

Über eine Aktivierung der Senioren für das gesellschaftliche Leben können zusätz- liche Einkünfte neben den Renteneinkünften geschaffen werden.

Alle gewinnen: Partner_Stadt hilft Senioren, unterstützt Institutionen und entlastet die Haushalte.

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