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Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen.

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Academic year: 2022

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Predigt zu 2. Petrus 1, 16-21

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen.

„Wenn es Tag wird fragen wir uns, wo wir Licht zu finden vermögen, in diesem niemals endenden Schatten?“, das sind Worte, liebe Gemeinde von der jungen Lyrikerin Amanda Gorman. In ähnlicher Form, sicher mit anderen Worten und in anderer Formulierung mögen auch die Christen geklagt haben, an die sich der Schreiber des 2. Petrusbrief gewannt hatte. Ihre Worte lauteten vielleicht:

Jeden Morgen fragen wir uns, wann denn endlich die Unterdrückung durch die Römer ein Ende haben wird. Wann werden wir uns, weil wir an Gott und nicht an einen göttlichen Kaiser glauben, nicht mehr verstecken müssen, wann werden wir die gleichen Berufe ausüben können, wie die römischen Bürger, wann

endlich wird Jesus Christus wieder kommen und uns befreien? Wann wird der niemals endende Schatten dem Licht weichen?

Auf diese drängenden Fragen, die immer mehr auch dem Zweifel und dem Leugnen des Glaubens folgten, in Aussage hörte es sich in etwa so an: „ Was ihr erzählt habt über die Auferstehung Jesu Christi und dass er Gottes Sohn sei, ist doch gelogen. Und seine Wiederkunft und Befreiung durch ihn erst recht!“

Heute würde es vielleicht lauten: „Was habe ich davon an Gott und Jesus

Christus zu glauben?“ auf diese Bedrängung hin schreibt der Autor die heutigen Zeilen: „Wir haben euch ja angekündigt, dass unser Herr Jesus Christus

machtvoll wiederkommen wird. Und dabei haben wir uns nicht auf ….., erfundene Geschichten gestützt. Sondern wir haben mit eigenen Augen seine wahre Größe gesehen. Von Gott, dem Vater, empfing er Ehre und

Herrlichkeit,….aus der Herrlichkeit Gottes kam eine Stimme zu ihm, die sagte: „ das ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.“ Diese Stimme haben wir selbst gehört. Sie kam vom Himmel her, als wir mit Jesus auf dem heiligen Berg waren……Denn diese Worte sind wie ein Licht, das an einem finsteren Ort brennt, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in eurem Herzen aufgeht.“

Wie kann das sein? Der Petrusbrief ist die späteste Schrift des Neuen

Testaments, später als 120 n Christus entstanden. Da kann der Schreiber kaum mit Johannes und Jesus auf dem heiligen Berg gewesen sein, wie es im

Evangelium heute beschrieben ist!

Er scheint nicht besser zu sein, als derjenige der das Wort „fakenews“ in unser Vokabular gebracht hat, der seinen Landsleuten versprach das Virus erst mit Malariamitteln und dann mit Desinfektionsmitteln zu besiegen und der alles nur schlimmer gemacht hatte. Der der abgestiegenen Mittelschicht, die von der Politik regelmäßig übersehen worden war, versprach wieder groß zu werden.

Und der die Wirtschaft isolierte.

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Der auf Not und Aufruhr mit Lügen reagierte.

Und doch ist die Motivation des Petrusbriefschreibers nicht Machtergreifung uns Machterhalt mit allen Mitteln, sondern dass das Licht in den Menschen nicht erlöschen möge, sondern der Morgenstern in ihrem Herzen aufgehe.

Seiner Zeit gar nicht unangemessen macht er sich die Autorität des

Jesusbegleiters Petrus zu eigen, um deutlich zu machen: Das Wesentliche, was Gott den Jüngern auf dem Berg erhellte, war sein Leben. Seine wohltätigen Handlungen, seine Heilungen an Leib, vor allem aber an Seele, sein Erkennen der Würde eines jeden einzeln, vor Gott. „Das ist mein geliebter Sohn,“ gilt jedem. Alle sind Töchter und Söhne Gottes!

Der Autor dieses Briefes, ich nenne ihn mal Pseudopetrus, erzählt diesen Mythos um Sicherheit zu geben, in einer zunehmend haltlosen Zeit.

Selbst wenn Jesus nicht zu unserer Zeit wiederkommen wird, so meinte er, wird sein Morgenstern in den Herzen aufgehen, bis er wiederkommt. Denn die alten Prophetenworte wurden auch erst später wahr, als es die Menschen gehofft hatten.

Und heute, liebe Gemeinde, in einer Zeit, in der die Schatten nicht enden wollen? Angesichts eines Virus, mit einer Letalität, einer Tötlichkeitsrate von 1%, welche Mythen begleiten uns und wollen uns stärken?

Sind es die Gebote und Verbote der Politiker?

Sind es die Einschränken des persönlichen Lebens, die das Virus

einzuschränken vermögen? Ist es der Mythos, dass ein Impfstoff die Verbreitung des Virus aufhielte? Oder vielleicht die Mär, dass die Wissenschaft die Natur besiegen könne?

Dabei muss ich sagen, dass die integeren Wissenschaftler schon darlegen, dass ihre Erkenntnisse vorläufig sind und sich immer wieder aufheben können.

Und genau das ist so schwer zu ertragen und auszuhalten.

Zu differenzieren macht das Leben eben unübersichtlich und manchmal kaum verständlich. Und so manches Mal ertragen wir die Unsicherheiten nicht.

Insbesondere bei privaten Schicksalsschlägen, bei plötzlichen Unfällen, wie letzte Woche in Einfeld als die drei jungen Menschen starben, von jetzt auf gleich. Aber auch wenn ein lieber Mensch an der Seite weggerissen wird, oder der Arbeitsplatz verloren geht. Wenn das Leben von einem Tag auf den anderen nicht mehr das selbe ist. Wenn wir nackt und verletzlich sind.

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Wenn Leben durch Menschen beendet werden darf, wie bei einem assistierten Suizid, über den der Bundestag gestern erneut beraten hat.

Dann suchen wir eben auch nach uns stärkenden Nachrichten, nach Halt und Orientierung, nach Aufhellungen der Seele und nach Aufklärung des Geistes.

Wir werden immer wieder auf unsere Endlichkeit geworfen und somit auf die Frage der Würde des Lebens jetzt.

Auf jedem Friedhof würdigen wir nicht allein unsere Verstorbenen, sondern die Würde des Lebens selbst. Indem wir erinnern und darauf unser Leben bauen, indem wir Leben pflanzen, gegen alle Hoffnungslosigkeit.

Ja, auch indem wir glauben, dass Leben eben immer weiter geht.

Und nichts anderes versucht unser Pseudopetrus mit seinen Zeilen. Er selbst steht am Ende seines Lebens. Nur wenige Zeilen vor unserem Predigttext schreibt er, dass die „Hütte“ seines irdischen Daseins er bald verslassen muss.

Angesichts des eigenen Lebensendes werden keine Fabeln oder Märchen

erzählt, liebe Gemeinde, sondern das, was man den Nachkommenden mitgeben möchte. Was für einen prägend war, beeindruckend, vielleicht auch irritierend, vor allem aber wohl tröstend und Zuversicht vermittelnd.

Die Pandemie wirft uns auf unsere Endlichkeit zurück, auch auf unsere

Verletzlichkeit. Wir spüren das alle in unsere Seele und es nützt auch wenig zu verdrängen. Wir sind mürbe.

Wir bemerken, dass auch in unserer hochmodernen, zivilisierten und

medizinisch hoch entwickelten Gesellschaft Grenzen sind. Und das macht erst mal fassungslos, denn wir sind doch geprägt vom Mythos der Unverwundbarkeit und Unversehrtheit.

So schön es zweifelsohne ist, unter keinen oder wenigen Beeinträchtigungen

leiden zu müssen, so muss Gesundheit als allerhöchstes Gut einer Gesellschaft, in der materieller Erfolg als das zu erstrebende Ziel angesehen wird, auch in Frage gestellt werden. Denn sie selbst ist eine Mär, wie wir gerade erfahren.

Denn Leiden, Krankheit, Behinderung und auch Sterben nimmt den Menschen gerade nicht seine Würde. Jesus hat gelitten und ist gestorben! Und hat dennoch gesiegt.

Alte Menschen haben genauso viel Würde wie junge. Kranke, wie gesunde.

Kleine und große Leute mit Einschränkungen tragen die Würde in sich, wie auch jene deren Entfaltung ihrer Möglichkeiten durch Krankheit und seine Folgen, genommen worden sind.

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Und das ist kein schicksalsergebendes Hinnehmen, aber es ist ein Erhellen, eine Aufklärung. Wie die Jünger es auf dem Berg erlebt haben. Nämlich das Jesus kein Unterschied macht zwischen der Sünderin und dem Gelähmten, dem

Kollaborateur und dem Verräter, dem samaritanischen Ausländer oder der Elite, sie alle bekamen durch sein Handeln Gottes Liebe und Annahme geschenkt- ihre eigene Würde.

Es ist ein erhellen darüber, dass heute in einer aufgeklärten, aber wohl postmodernen Welt, einfache Lösungen nicht greifen, ja sogar gefährlich werden können. Auch Wahrheiten in Salamitaktik helfen nicht.

Weiterführend ist vielmehr ein differenziertes Reden und Überlegen. Sich die Situation genau anschauen, die Risiken abwägen. Das ist anstrengend und vielleicht auch nicht immer leicht im Umgang und für die Seele.

Vielleicht gehört die Wahrheit dazu, dass das Virus eben nicht besiegt werden kann. Mit Impfungen nicht und auch mit Medikamenten nicht, mit Beiden aber werden wir vielleicht mit ihm leben können. Anders als heute und anders als vor der Pandemie. Möglicherweise ortsbezogener, aber vielleicht auch die kleinen Schritte würdigender.

Vielleicht ist es auch die Wahrheit, dass unser Leben im Alter eingeschränkter wird, und trotzdem ein angesehenes, weises Leben ist. Vielleicht haben sich Alten-und Seniorenheime überholt. Statt Pflegeroboter eher kleine familiäre Wohngemeinschaften?

Anders als die Adressaten des Petrusbriefes vor knapp 1900 Jahren, glauben wir heute nicht mehr an eine leibliche Wiederkunft Jesu Christi.

Aber wir können unseren Leben wieder so viel Würde wieder geben, dass es dem Morgenstern, der in unseren Herzen scheint, nahe kommt.

Enden möchte ich, wie ich begonnen habe mit zwei Zeilen aus dem Gedicht von Amanda Gorman. Ich bin zutiefst beeindruckt von dieser 22 -jährigen jungen Amerikanerin. Beeindruckt von der Intensität ihres Vortrages, von der Klugheit ihrer Gedanken. Sie steht mit ihrem Gedicht und ihrem Auftritt für die

Hoffnung, die wir in die nachfolgenden Generationen setzen können. Ein Stern der leuchtet für Liebe und Menschenwürde.

Sie schreibt: „Und doch gehört die Morgendämmerung uns, noch ehe wir es wussten. Irgendwie schafften wir es.“

Amen

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