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Pädagogisches Konzept

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Academic year: 2022

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Pädagogisches Konzept

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1. Vorwort ... 3

2. Rahmenbedingungen (siehe auch Rahmenkonzept) ... 3

· Räumlichkeiten, Struktur ... 3

· Öffnungszeiten ... 3

· Team der Mitarbeitenden ... 4

3. Pädagogik ... 4

· Unser Bild vom Menschen ... 4

· Pädagogische Leitlinien bzw. pädagogischer Ansatz ... 4

· Partizipation und Mitbestimmung, Rechte und Pflichten ... 5

· Rhythmen in Jahr, Woche und Tag ... 6

· Gestaltung von Übergängen ... 6

· Entwicklungsplanung ... 7

· Umgang mit neuen Medien ... 7

· Sexualerziehung ... 8

· Prävention und Krisenintervention ... 8

· Internes Unterrichtskonzept ... 8

· Medizinisch-therapeutische Begleitung ... 9

· Besondere Angebote ... 9

4. Teamarbeit ... 9

· Zusammenarbeitsverständnis ... 9

· Ausbildung der Mitarbeitenden ... 10

· Kompetenzprofil der Mitarbeitenden ... 10

· Bezugspersonen ... 10

· Die Rolle der Leitung ... 11

5. Eltern ... 11

· Grundsätze und Ziele der Zusammenarbeit ... 11

6. Qualitätssicherung ... 11

· Was Qualität für uns bedeutet ... 11

7. Anhänge/Bücher/Links ... 12

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1. Vorwort

Das pädagogische Konzept beschreibt den pädagogischen Hintergrund unserer Ar- beit. Zusammen mit dem Leitbild und dem Rahmenkonzept erhält der Leser so ein differenziertes Bild unserer Kultur, unseres Angebotes und unserer Arbeitsweise.

Der Einfachheit halber sprechen wir im Folgenden von Jugendlichen. Junge Er- wachsene sind dabei eingeschlossen.

Unser Angebot richtet sich an Jugendliche jeglichen Geschlechts, die aus den ver- schiedensten Gründen einen geschützten Rahmen und in ihrer persönlichen und schulischen Entwicklung spezifische Unterstützung brauchen.

Unsere Arbeit gründet allgemein auf dem humanistischen und spezifisch auf dem anthroposophischen Menschenbild: die Achtung vor dem Individuum und die Aus- gewogenheit von Körper, Seele und Geist stehen für uns im Mittelpunkt.

2. Rahmenbedingungen (siehe auch Rahmenkonzept)

Räumlichkeiten, Struktur

Die alten Gebäude der ehemaligen Fattoria Gerbione vermitteln Schutz und Si- cherheit, die Nähe zu den Tieren und Pflanzen lässt die Kraft und die Rhythmen der Natur spüren.

Unsere zehn Plätze verteilen sich auf die zwei Häuser «CasaGialla» und «Casa- Blu». Dadurch, dass die Leitungsfamilie in der Gerbione wohnt, wird der Instituti- onscharakter aufgeweicht, es entsteht ein familiäres Umfeld, das Beziehung för- dert und es den Jugendlichen erlaubt, sich zuhause zu fühlen. Sie können ihren Zimmern eine persönliche Note geben. Bei Bedarf suchen wir später mit den Ju- gendlichen zusammen eine geeignete Räumlichkeit, um ihnen den Übergang ins selbständige Wohnen in einer Aussenwohnung zu ermöglichen.

Unsere Mahlzeiten werden aus hochwertigen biologischen Lebensmitteln gekocht, die möglichst regional eingekauft wurden. Viele Produkte stammen aus dem eige- nen Garten und aus dem Hühnerhof.

Öffnungszeiten

Die Gerbione ist grundsätzlich ganzjährig geöffnet. Alle zwei Wochen findet ein Heimgehwochenende statt (siehe Datenplan), an dem möglichst alle Jugendlichen in ihre Familien zurückkehren. Ist dies nicht möglich oder werden andere Abspra- chen getroffen, suchen wir in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Sozialbehörde eine geeignete Wochenendfamilie. Wir streben ein regelmässiges «nach Hause ge- hen» an, um den Kontakt mit der Herkunftsfamilie zu unterstützen.

Ferienzeiten werden, entsprechend der formulierten Aufenthaltsziele, individuell geregelt.

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Team der Mitarbeitenden

Unser Team besteht aus ausgebildeten Mitarbeitenden (SozialpädagogInnen, Sozi- altherapeutInnen, LehrerInnen, etc), die alle sowohl italienisch wie deutsch spre- chen. Die so versammelten vielfältigen Fähigkeiten ermöglichen gezieltes Arbeiten auf allen Ebenen (Unterricht, Freizeit, Arbeitstraining mit praktischer Arbeit,

künstlerisches Tun).

3. Pädagogik

Unser Bild vom Menschen

Unser Menschenbild gründet auf der anthroposophischen Waldorfpädagogik („Den- ken, Fühlen und Wollen“). Wir orientieren uns ausserdem an Pestalozzi („Kopf, Herz und Hand“), Montessoripädagogik («Hilf mir es selbst zu tun») und dem Kon- zept der Neuen Autorität nach Omer Haim (Kurzfassung im Anhang).

Wir sind offen gegenüber Neuem und kritisch gegenüber allem Dogmatischen.

Wir bieten den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein klares, einfaches und natürliches Umfeld. Dieses ermöglicht ihnen ins Tun zu kommen, Sinnhaftes zu er- leben und Verständnis zu entwickeln für sich und die Welt.

Wir unterstützen die gleichberechtigte Förderung von Denken, Fühlen und Wollen durch ein Angebot von Unterricht, künstlerischen Projekten und praktischem Tun.

Pädagogische Leitlinien bzw. pädagogischer Ansatz

Unser Ansatz zielt klar auf die ganzheitliche Entwicklung im Denken, Fühlen und Handeln. Mit einer individualisierten Förderung stärken wir den Jugendlichen, ent- wickeln Kompetenzen und Fähigkeiten, Selbstvertrauen und Selbstachtung.

Wir legen Wert auf sich wiederholende Elemente im Alltag. Zusammen mit den Ju- gendlichen suchen wir Situationen, in denen es gelingt, Ziele zu erreichen und so- mit Erfolge zu erleben. Das Neue wird dann durch Wiederholung trainiert. Das stete Arbeiten an den eigenen Zielen und das Reflektieren dieser Ziele stärkt das Selbstwertgefühl.

Unser Ziel ist es, die Jugendlichen zu befähigen, sich in sinnvoller und konstrukti- ver Weise mit ihrer Freizeit zu beschäftigen. Sie haben das Recht ihre Freizeit sel- ber zu gestalten. Sie können zum Beispiel ausschlafen, faulenzen, sich langweilen oder auch aktiv ein Hobby betreiben.

Um positive gruppendynamische Prozesse zu fördern und das Wir-Gefühl zu stär- ken, werden die Jugendlichen motiviert, Freizeitangebote für die Gruppe vorzu- schlagen. Die gemeinsamen Aktivitäten können als schön erlebt werden. Wir füh- ren aktiv Begegnungen und damit Beziehungen herbei, so dass Lernprozesse ein- setzen können. Die Gruppe erhält dabei eine grosse Bedeutung.

Wir pflegen keinen spezifischen religiösen Ansatz, verwenden jedoch kulturell westliche, umgangssprachliche und religionsbezogene Begriffe wie «Weihnachtses- sen, Adventszeit, Ostern, …». Die Jugendlichen können ihre Religionsfreiheit le- ben, was einen bereichernden Einfluss auf unsere Gemeinschaft hat.

Im Entwicklungsprozess steht den Jugendlichen immer eine feste Bezugsperson zur Seite. Die konstante Beziehung schafft Vertrauen und Orientierung und gibt festen Halt und Perspektive.

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Trotz der Transparenz und der möglichen engen Zusammenarbeit lassen wir uns nicht instrumentalisieren, sondern treten immer für das Wohl der uns anvertrau- ten Jugendlichen ein.

Partizipation und Mitbestimmung, Rechte und Pflichten

Wir verstehen unter dem Begriff der Partizipation den Einbezug von Jugendlichen bei allen das Zusammenleben betreffenden Ereignissen und Entscheidungsprozes- sen. Er bezeichnet das aktive Handeln der Jugendlichen und hat Erfahrungen von Zugehörigkeit, Mitwirkung und Verantwortung zum Ziel. Die UN–Kinderrechtskon- vention hat die Partizipation als Grundrecht im Artikel 12 „Unter Berücksichtigung des Kindeswillen“ folgendermaßen festgeschrieben:

„Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind berührenden Angelegenhei- ten frei zu äussern, und sie berücksichtigen die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife.“

Wir streben nach einer respektvollen und wertschätzenden Interaktions- und Kom- munikationskultur. Wir nehmen die Jugendlichen ernst, trauen ihnen etwas zu, nehmen Rücksicht auf ihre Ängste, Gefühle und Interessen. Wir ermutigen sie, Entscheidungen zu treffen und ihre eigenen Interessen zu vertreten, selber erar- beitete Kompromisse einzugehen und sie auch zu diskutieren. Die Jugendlichen gestalten so ihren Alltag in der Gerbione aktiv mit.

„Kinder, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen, müssen die Möglichkeit erhalten, ihr Leben so zu gestalten, dass sie zu selbstbewussten, unabhängigen und aktiven Mitgliedern der Gesellschaft heranwachsen. Dafür müssen sie in einem unterstüt- zenden, schützenden und fürsorglichen Umfeld leben, das die volle Entfaltung ih- res Potenzials fördert.“ (Leitbild der Standards von Quality4Children, 2008).

Beispiele für Partizipation:

Entwicklung von individuellen und gemeinschaftlichen Zielsetzun- gen: Wir sehen die Jugendlichen als Mitgestaltende und (Haupt-)Motiva- toren. Deshalb beziehen wir sie aktiv in ihre persönliche Entwicklungspla- nung ein.

− An der wöchentlichen Sitzung mit den Jugendlichen, die etwa eine Stunde dauert, findet ein Üben von sozialen Kompetenzen statt: zuhören, abwarten, die Verschiedenheit und die Vielfältigkeit respektieren, eigene und andere Ressourcen und Grenzen wahrnehmen. Die Jugendlichen kön- nen sich eine Feedbackrunde wünschen, die in immer gleicher Weise aufge- baut ist und kompetent angeleitet wird.

− In Wochengesprächen und Standortbestimmungen lernen die Jugend- lichen, ihre Bedürfnisse in Worte zu fassen; diese werden gehört und ernst- genommen.

Abmachungen werden gemeinsam getroffen und Pläne gemeinsam er- stellt.

− Bei der Zimmergestaltung sind die Jugendlichen beteiligt und haben einen Gestaltungsfreiraum.

Wochenenden, Ausflüge und Ferienlager werden von Mitarbeitenden und Jugendlichen gemeinsam vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet.

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Dies ist nur ein kleiner Auszug der vielfältigen Beteiligungsmöglichkeiten, die den Jugendlichen in der Gerbione geboten werden.

Das intensive Zusammenleben ermöglicht uns, die Jugendlichen mit ihren Beson- derheiten wahrzunehmen und ihre Individualität zu erkennen und anzunehmen. Es entstehen Felder, in denen sie sich nach ihren Möglichkeiten konstruktiv einbrin- gen können.

Rhythmen in Jahr, Woche und Tag

Die sich wiederholenden Elemente schaffen Sicherheit, Orientierung und Bezug.

− Das Jahr: Unser Jahr hat verschiedene Höhepunkte, die mit der gesamten Mit- arbeiterschaft und allen Jugendlichen gefeiert werden: der Frühlingsbrunch, die Sommersonnenwende, die Projektwochen und das darauffolgende Sommerfest, das Herbstfest und im Winter die Adventszeit und das Weihnachtsessen. So fei- ern wir das Eingebettetsein in die Kreisläufe von Natur und Kosmos. Diese Im- pulse können auch lebendig bleiben, wenn die Jugendlichen ausgetreten sind und ihr eigenes, selbständiges Leben führen.

Die Geburtstagsfeiern: Feiern schafft Zugehörigkeitsgefühl, aufgehoben sein, im Mittelpunkt stehen, das Gefühl etwas Wertvolles und Besonderes zu sein.

Deshalb feiern wir jeden Geburtstag mit einem gemeinsamen Kuchenessen.

Zudem erhalten die Jugendlichen ein Geschenk, und ihr Lieblingsessen wird ge- kocht.

Auf Wunsch des Jugendlichen kann auch das jährliche Jubiläum des Eintritts in die Gerbione mit einem Wunschmenü gefeiert werden.

− Die Woche: Unser Dienstplan bleibt sich generell gleich, d.h. die Arbeitstage der Mitarbeitenden sind fest. Diese regelmässigen, sich wiederholenden Eins- ätze geben sowohl Jugendlichen wie auch Mitarbeitenden die Möglichkeit sich zu orientieren, sich einzulassen. Die Wochentage haben „ein Gesicht“, und die Diensthabenden können „ihren Tag“ mit ihrer Persönlichkeit prägen.

Um die Tage übersichtlich und verbindlich zu gestalten, haben die Jugendlichen ihre eigenen, individuellen Wochenpläne. Die Grundstruktur ist bei allen gleich;

Begegnungsmomente sind immer die Mahlzeiten, die wöchentliche Sitzung und die Aktivitäten am Wochenende.

− Die Tage: Gemeinschaftliche Begegnungen wie der Morgenkaffee, die Morgen- runde, die Pausen, das Mittagessen oder der Abend, wenn wieder alle zurück sind, sind wichtig für das Gefühl von Zusammengehörigkeit und um wahrge- nommen zu werden.

Gestaltung von Übergängen

Unsere drei Wohnformen (CasaGialla, CasaBlu, Aussenwohnung) bilden einen überschaubaren Entwicklungs- und Erziehungsweg ins selbstbestimmte und selb- ständige Leben. Dank einem strukturiertem Aufbau bietet dieser Weg den Jugend- lichen Orientierung, Zielsetzung und Perspektive.

Den ersten Übergang erleben sie, wenn sie von der CasaGialla in die CasaBlu um- ziehen können. Damit dies möglich wird, müssen sie eine Reihe von Kriterien er- füllen. In der CasaBlu üben die Jugendlichen eigenständiges Wohnen und das Zu- sammenleben mit Gleichaltrigen.

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In der nachfolgenden Phase kann die Gerbione eine Wohnung mieten und eine un- terstützende Begleitung für eine bestimmte Zeit leisten, bevor die Jugendlichen die Alleinverantwortung für ihre eigene Wohnung und ihren Alltag übernehmen.

Auch nach dem Austritt in die Selbständigkeit pflegen wir bei Bedarf den Kontakt zu den jungen Erwachsenen.

Übergänge sind wichtige Momente, in denen vieles erlernt werden kann. Sie sind jedoch auch Momente, die eine Biografie erschüttern oder traumatische Ereignisse wieder hochkommen lassen können. In Übergängen entsteht Potential für Entwick- lung, welches jedoch nur mit eigenem Wollen ausgeschöpft wird.

Aus diesem Grund sind die Jugendlichen immer in die Planung von Übergängen einbezogen und gestalten diese aktiv mit.

Entwicklungsplanung

Eine sichere Basis errichten wir mit den Jugendlichen in der Probezeit durch Bezie- hungsaufnahme, Vertrauensbildung, gezieltes Hinschauen und Begleitung im All- tag.

Da die Jugendlichen zu Gestaltenden ihres individuellen Lebensweges werden und lernen sollen, ihre eigenen Bedürfnisse, Ziele und Perspektiven zu finden und für sie einzustehen, werden sie in der Gerbione in ihre Entwicklungsplanung aktiv ein- bezogen. Das gemeinsame Ausarbeiten der Zielsetzungen schult Kompromissbe- reitschaft, Verbundenheit und Sozialkompetenz.

Weil die eigene Beteiligung Voraussetzung für eine Entwicklung ist, arbeiten wir nur mit Jugendlichen zusammen, die ein Minimum an Bereitschaft zeigen, an sich und ihren Themen zu arbeiten.

Die Standortgespräche sind wertvolle Hilfen für die Jugendlichen. Die Wichtigkeit der persönlichen Entwicklung und der eigenen Perspektive wird durch diese regel- mässigen Momente unterstrichen. So entstehen für die Jugendlichen und die Gerbione wachsende Verbindlichkeiten im Aufenthaltsprozess, in den Zielsetzun- gen und Anliegen. Der verbindliche Charakter und der Wille an den Themen zu ar- beiten, wird durch die Unterschriften der direkt Beteiligten in einem Gespräch mit der Leitung und der Bezugsperson nach dem Standortsgespräch unterstrichen.

Um die formulierten Zielsetzungen der Standortgespräche zu erreichen, entwickeln wir mit den Jugendlichen gemeinsam smart-Ziele (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert) in die vorgegebene Richtung. Um die Umsetzung zu ge- währleisten, stehen ihnen die Bezugsperson, das ganze Team und, nach Bedarf, auch das Bezugsnetz der Gerbione zur Verfügung. Zur Auswertung der smart-Ziele verfügen wir über ein digitales Tool, welches den Jugendlichen die Möglichkeit gibt, sich selber ohne Scheu vor dem Gegenüber einzuschätzen. Eigen- und

Fremdbeurteilungen können danach im individuellen Wochengespräch angeschaut und diskutiert werden.

Umgang mit neuen Medien

Jugendliche sollen sich mit den neuen Medien konfrontieren, sich mit deren Chan- cen und Gefahren auseinandersetzen und, mit Begleitung, den Umgang damit ler- nen. Dies schliesst unter anderem den Umgang mit sozialen Netzwerken als auch den ausgeglichenen Gebrauch im Alltag ein. Unser Ziel ist, dass Jugendliche eine

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adäquate Medienkompetenz erlernen. Ein entsprechendes spezifisches Konzept besteht.

Sexualerziehung

Um die Jugendlichen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben zu unterstützen, gehen wir mit der Genderfrage und Themen in Bezug auf die Sexualität offen und be- wusst um und greifen Fragen auf. Unser Sexualpädagogisches Konzept gibt nä- here Auskunft darüber.

Prävention und Krisenintervention

Wir schauen hin! Wir dulden keine sexuelle Ausbeutung, keinen Missbrauch und keine anderen Grenzverletzungen (Charta zur Prävention von sexueller Ausbeu- tung, Missbrauch und anderen Grenzverletzungen, siehe Anhang)

Die Tätigkeit in sozialen Berufen ist oft mit Grenzerfahrungen und emotionalen Herausforderungen verbunden. Dabei können die persönlichen Freiräume der Be- teiligten – sowohl auf Seiten der Jugendlichen als auch der Mitarbeitenden – ge- fährdet und unter Umständen sogar die körperliche und seelische Unversehrtheit verletzt werden. Diese Tatsache erfordert besondere Aufmerksamkeit und eine of- fene und ehrliche Auseinandersetzung mit allen Fragen, die im Zusammenhang mit Grenzüberschreitungen stehen.

Im bestmöglichen Falle wandelt sich eine Krise zur Chance.

Besondere Vorfälle wie Mobbing, verletzende Beleidigungen, herabsetzendes Ver- halten, körperliche Auseinandersetzungen, Missachten von strikten Anweisungen oder Ähnliches werden sofort mit allen Beteiligten angegangen. Schriftliches Fest- halten, Gespräche mit Einzelnen und/oder in der Gruppe schaffen Transparenz und helfen, einen schwierigen Prozess mit einer gewissen Gelassenheit anzugehen und aufzuarbeiten.

Uns ist bewusst, dass besondere Vorfälle eine Wirkung auf die gesamte Gruppe haben. Deshalb thematisieren wir Relevantes in der wöchentlichen Sitzung oder in den Wochengesprächen. Der Schutz der Gruppe und des Einzelnen hat immer höchste Priorität und ist somit auch richtungsweisend für den Lösungsprozess.

Besondere Vorfälle sind wie im Rahmenkonzept und im Konzept „kritische Ereig- nisse, Übergriffe und Gewalt“ beschrieben zu behandeln.

Angebrachtes Verhalten, um kritischen Situationen vorzubeugen, sind in den Do- kumenten K1_121018 Notfallhandbuch, I4_170808 Konzept Kritische Ereignisse, Übergriffe und Gewalt und I6_190311 Prävention sexuelle Übergriffe sowie im Do- kument Rechte und Pflichten beschrieben.

Internes Unterrichtskonzept

Wir bieten den Jugendlichen die Möglichkeit, mit internem Unterricht Lücken im Schulstoff zu schliessen und sich gegebenenfalls auf die Licenza per privatisti vor- zubereiten. Auch Themen der Berufswahl und die Durchführung von externen Praktika sind Teil unseres Angebots.

Ein entsprechendes spezifisches Konzept ist vorhanden.

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Medizinisch-therapeutische Begleitung

Grundsätzlich arbeiten wir bei minderjährigen Jugendlichen mit deren Eltern und Hausärzten zusammen.

Zum Erwachsenwerden gehört, Eigenverantwortung über Körper und Seele zu übernehmen. Unser Ziel ist es, die Jugendlichen zu befähigen, den Umgang mit medizinischen und therapeutischen Fragen richtig einzuschätzen und eigenverant- wortlich zu handhaben (womit gehe ich wann zu wem, und wen orientiere ich dar- über).

Besondere Angebote

Im Jahreslauf gibt es vier Anlässe, die für alle Jugendlichen obligatorisch sind:

Zwei Gruppenwochenenden, das Sommerfest und der Jahresabschluss.

Die Gruppenwochenenden: Die Jugendlichen werden in die Planung und Gestal- tung der Aktivitäten miteinbezogen. Dabei entstehen vielerlei Lernfelder (Erfolg, Unterordnen, Planen, Ausführen, Information, Logistik, Gruppendynamik, Konflikte wahrnehmen und angehen).

Die Sommerprojektwochen: Vor den Sommerferien finden unsere zwei Projekt- wochen statt. Jugendliche und Mitarbeitende erarbeiten miteinander ein Theater- stück, eine Show oder ein handwerkliches Resultat. Der grosse öffentliche Anlass wird vorbereitet. Dabei erfahren und sprengen wir Grenzen, entdecken neue Fä- higkeiten und Interessen. Zusammen an einem grossen Ganzen arbeiten, ähnliche Emotionen wie das Lampenfieber vor einem eventuellen Auftritt, Ängste, Freude, Wut und Frustrationen, sich näher kommen und sich auf einer anderen Ebene ken- nenlernen, sind Elemente mit denen sich die Jugendlichen und die Gruppe ausei- nandersetzen.

Der Jahresabschluss: In der Adventszeit findet das Wichteln statt: Feierlich zie- hen Anfang Dezember alle Mitarbeitenden und Jugendlichen ein Los mit dem Na- men eines Anwesenden. Im Geheimen werden nun kleine Aufmerksamkeiten ge- wichtelt, jede Person ist zugleich schenkend und beschenkt. Die Auflösung findet während des Weihnachtsessens statt, an dem alle Jugendlichen und die gesamte Mitarbeiterschaft teilnehmen. Mit dieser Feier beschliessen wir zusammen als Ge- meinschaft das Jahr.

4. Teamarbeit

Zusammenarbeitsverständnis

Uns als Experten einzubringen und fortzubilden, an unserer eigenen Entwicklung zu arbeiten, betrachten wir als eine Selbstverständlichkeit, bildet dies doch die ei- gentliche Grundlage unserer Aufgabe. Supervisionen (Team, Bereich, Einzelfall), Intervision, interne und externe Fortbildungen gehören dazu.

Wertschätzende, transparente, ehrliche und direkte Kommunikation ist ein fester Bestandteil unserer Betriebskultur: Im Miteinander liegt eine besondere Kraft. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Organe Verein, Vorstand, Leitung, Mitarbei- tende und anderer Interessengruppen wie Jugendliche, Eltern und Sozialstellen geschieht auf der Grundlage der gegenseitigen Unterstützung und des Einbezugs.

Dabei beachten wir auch systemische und betriebswirtschaftliche Ansätze.

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Wir sind uns unserer Vorbildwirkung bewusst und denken, fühlen und handeln im Sinne erzieherischer Verantwortlichkeit. Die Mitarbeitenden pflegen bewussten Umgang mit Nähe und Distanz, schwierigen Situationen, der Genderfrage, Gewalt und Übergriffen und kulturellen Verschiedenheiten.

Die Mitarbeitenden werden von den Jugendlichen als „tuende“ Menschen erlebt.

Alle praktischen Arbeiten in Bereichen Garten, Kochen, Putzen betrachten wir als wichtige Lern- und Tätigkeitsfelder und führen sie mit einer entsprechenden Hal- tung aus. Alle Mitarbeitenden erleben sich als Teil eines ganzen, sozialen Organis- mus, der die Aufgabe hat, Jugendliche zu begleiten.

Ausbildung der Mitarbeitenden

Um die hohe Fachkompetenz zu gewährleisten, stellen wir ausschliesslich pädago- gisch ausgebildetes Personal ein. Gerne sehen wir es, wenn zusätzliche künstleri- sche oder handwerkliche Fähigkeiten vorhanden sind. Die Gerbione sieht sich auch als Ausbildungsstelle und bietet sich als Praxisplatz für Auszubildende, Studie- rende und PraktikantInnen an.

Kompetenzprofil der Mitarbeitenden

Die Rolle als Vorbild verlangt von den Mitarbeitenden Verlässlichkeit, Selbständig- keit, Selbstkompetenz, Authentizität und Präsenz. Dabei ist Humor als wichtiges verbindendes Element von besonderer Bedeutung. Beziehungen gestalten die Mit- arbeitenden mit Empathie. Im Gespräch und im Kontakt mit den Jugendlichen und dem Team zeichnen sie sich aus durch Kommunikationskompetenz und Teamfä- higkeit.

Ihre pädagogische Wirkungsweise bereichern und erweitern die Mitarbeitenden mit praktischen und künstlerischen Fähigkeiten und Freude am Tun.

Um mit den ständigen Entwicklungen Schritt zu halten, sind die Mitarbeitenden bereit zur Weiterbildung, sind flexibel und resilient. Neuen Aufgaben und Routine begegnen sie mit Begeisterungsfähigkeit und Lernbereitschaft.

Unsere Mitarbeitenden verfügen über Sprachkenntnisse in Deutsch und Italienisch, da wir Jugendliche aus beiden Sprachregionen bei uns aufnehmen.

Unsere administrativen Prozesse und die Begleitung der Jugendlichen zur Medien- kompetenz verlangen von den Mitarbeitenden entsprechende Grundkenntnisse.

Bezugspersonen

In Beziehung mit den Jugendlichen zu stehen, ist unser zentrales pädagogisches Anliegen! Eine wichtige Funktion kommt dabei der Bezugsperson zu: sie ist den Jugendlichen am nächsten, nimmt Anteil, ist direkte Ansprechperson, Mentorin und Unterstützerin.

Die Bezugspersonen stehen in intensivem Austausch untereinander. Um die ein- zelne Bezugsperson zu unterstützen, werden alle wichtigen Entscheidungen ge- meinsam im Team gefällt. Das Team soll sich über die Grundlagen des Zusam- menlebens und der Zusammenarbeit im Betrieb einig sein und damit auch Ruhe und Sicherheit ausstrahlen.

In der wöchentlichen Teamsitzung arbeiten die Bezugspersonen zusammen mit der Leitung, den Unterrichtenden oder der Hauswirtschaft an aktuellen Themen.

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erarbeitet, Haltungsfragen etc. diskutiert und entwickelt. Wir üben uns auch im Querdenken.

Die Rolle der Leitung

Die Präsenz der Leitung ist wirkungsvoll, in dem sie in pädagogischer Hinsicht eine wachsame, empathische und koordinierende Instanz verkörpert. Da die Leitungs- familie intern wohnt, wird diese kontinuierliche Präsenz im Alltag gewährleistet. So wird ein grosser Rahmen für eine gemeinsame Orientierung gebildet und Sicher- heit, sowohl im Mitarbeiter- als auch im Bewohnerteam, geschaffen.

Neben den spezifischen Aufgaben der Heimleitung übernehmen die Leitungsperso- nen auch alltägliche Betreuungsarbeiten und betätigen sich praktisch.

5. Eltern

Grundsätze und Ziele der Zusammenarbeit

Wir Begleitende haben weder das Recht noch den Anspruch, die Eltern zu erset- zen. Wir betrachten uns als Fachkräfte, die die Jugendlichen während einer be- stimmten Zeit ihres Lebens unterstützen und fördern. Unsere Arbeit mit den Ju- gendlichen kann nur gelingen, wenn die Eltern mit deren Platzierung einverstan- den sind und uns als Miterziehende auf Zeit anerkennen. Der aktive Einbezug der Eltern findet von Anfang an statt: erster Besuch, Auswertung der Schnuppertage, Eintrittsgespräch, regelmässige Standortgespräche und reger Austausch.

6. Qualitätssicherung

Was Qualität für uns bedeutet

Wir verstehen uns als einen authentischen, beweglichen Organismus, und wir sind eine lernende, innovative Organisation.

Eine Struktur, die die Entwicklung von Jugendlichen fördert, muss sich periodisch hinterfragen, sich den neuen Herausforderungen der Zeit stellen, sich anpassen, Neues ausprobieren, um lebendig zu bleiben und qualitativ gut zu arbeiten. Alle vorher beschriebenen Bereiche, in denen die Jugendlichen mitbestimmen, sie als

„Experten“ für ihren Lebensweg zu sehen, die kontinuierliche Auseinandersetzung innerhalb des Teams zu pädagogischen Fragen, die enge Zusammenarbeit mit den Eltern, externen Beratungsstellen und Ämtern ist dazu unabdingbar.

Die Qualität wird schlussendlich vor allem an der Entwicklung der Jugendlichen sicht- und spürbar.

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7. Anhänge/Bücher/Links

• Die Qualität der Jahrsiebte der menschlichen Biografie Philip E. Jacobsen (Psychologe, Biografiearbeiter BBAS)

• Rudolf Steiner, Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik.

GA 293

• Omer Haim “Neue Autorität”

Charta zur Prävention von sexueller Ausbeutung,

Missbrauch und anderen Grenzverletzungen, charta-prävention.ch

https://www.unicef.ch/sites/default/files/attachements/un_konven- tion_ueber_die_rechte_des_kindes.pdf

https://www.freunde-waldorf.de/die-freunde/publikationen/waldorfpaedagogik- weltweit/teil-1/die-grundlagen-der-waldorfpaedagogik/

Referenzen

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