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Erfahrungsbericht: Guadalajara, Mexiko, PJ, August/2008 bis März/2009 Gastinstitution und Kontaktperson (Name und Adresse): Universidad de Guadalajara, Maclovia Medina Plascencia Kontaktperson für eine Unterkunft: nicht vorhanden

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Erfahrungsbericht:

Guadalajara, Mexiko, PJ, August/2008 bis März/2009

Gastinstitution und Kontaktperson (Name und Adresse): Universidad de Guadalajara, Maclovia Medina Plascencia

Kontaktperson für eine Unterkunft: nicht vorhanden

Vom 13.08.2008 bis zum 29.03.2009 war ich in Mexiko, um dort zwei Tertiale meines Praktischen Jahres zu absolvieren. Am 18.08.2008 hat meine Arbeit im Krankenhaus begonnen und ging bis Ende März. Erlebt habe ich sehr viel, Positives und leider auch Negatives.

1. Vorbereitung Heimatland:

An dieser Stelle erst einmal ein paar Worte zu den zu erledigenden Formalitäten, von denen es mehr als genug gibt.

Sich in Guadalajara an der Universität zu bewerben, ging eigentlich recht komplikationslos, da der Austausch über das Auslandsamt läuft und man daher immer eine Anlaufstätte hatte. Außerdem wurde einem immer genau vorgegeben, wann man welche Dokumente auszufüllen hatte. Insgesamt war es natürlich viel Laufarbeit, für die man genügend Zeit einplanen sollte. Aber Schwierigkeiten gab es für mich eigentlich nicht.

Schwieriger wurde es da schon beim Visum: Prinzipiell gibt es zwei Arten von Visa, die für mich in Frage gekommen wären: ein Praktikantenvisum, das allerdings längstens 180 Tage gültig ist, oder ein Studentenvisum für ein Jahr. Da mein Aufenthalt hier 7½ Monate dauert, kam für mich also eigentlich nur letzteres in Frage, da ich vermeiden wollte, zwischendurch ausreisen zu müssen. So schickte ich also alle einzureichenden Unterlagen nach Berlin. Wichtig hierbei ist die Bestätigung der mexikanischen Universität, dass man dort zum Studium zugelassen ist. Hier gab es bei mir die ersten Probleme. Da auf meinem Brief der Universität von Guadalajara zwar stand, dass ich dort Studentin sein werde, jedoch auch das Praktikum erwähnt wurde, wurde mir daraufhin nur ein Praktikantenvisum, nicht aber ein Studentenvisum, zugestanden. Eine Kommilitonin, die mit mir hier ist, hatte das gleiche Schreiben eingereicht, ohne dass es ein Problem mit dem Studentenvisum gab. Bei meinem mehrmaligen Nachfragen stieß ich im mexikanischen Konsulat leider auf keine Kooperation und erreichte lediglich nur, dass nun auch meiner Kommilitonin das Visum nun nicht mehr zugestanden wurde. Das Ganze ließ sich erst mit einem zweiten Brief aus Mexiko lösen, der das Praktikum nicht mehr erwähnte und explizit besagte, dass ich dort immatrikuliert sein werde.

In Mexiko angekommen muss man sich zur Immigration begeben. Für Studenten gibt es ein extra Büro in einem Gebäude der Universität, wo einem sehr gut geholfen und alles genau erklärt wird.

Es sind noch ein paar Formalitäten zu erledigenden: Formulare ausfüllen, Fotos machen lassen, etc.

Beim Praktikantenvisum entfällt dieser Teil, hier muss man nicht immigrieren.

Die Kosten der beiden Visa belaufen sich im Endeffekt ungefähr auf dieselbe Summe. Zwar ist das Studentenvisum in Deutschland umsonst, jedoch wird man hierfür in Mexiko im Immigrationsbüro zur Kasse gebeten. Das Praktikantenvisum kostet in erster Instanz 77 Euro, jedoch kommt da dann auch nichts mehr hinzu. Alle Informationen zum Visum für Mexiko finden sich auf folgender Homepage: http://portal.sre.gob.mx/alemania/

Um das Ganze finanzieren zu können, habe ich Auslandsbafög beantragt. Dafür muss man alle Unterlagen einreichen, die man für normales Inlandsbafög auch benötigt. Außerdem sind dann

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natürlich noch der Sprachnachweis und eine Bestätigung der Gasthochschule, das man angenommen ist, nötig.

Ich habe mich außerdem noch für ein Stipendium beim DAAD beworben und dies auch bekommen.

Alle Informationen hierzu gibt es auf der Homepage des DAAD. An dieser Stelle möchte ich nur sagen, dass jeder, der mit dem Gedanken spielt, sich dort zu bewerben, ruhig schon mal ein Jahr im voraus einen Blick auf die Homepage riskieren sollte, da die Bewerbungsfristen sehr weit im Voraus ablaufen. Alle Unterlagen für den DAAD zu besorgen, ist ein Abenteuer für sich und alles hier zu erwähnen, würde den Rahmen sprengen. Falls man diese erste Hürde jedoch übersteht, steht einem noch ein persönliches Vorstellungsgespräch in Bonn bevor, für das man die Anreisekosten übrigens nicht erstattet bekommt. Man muss also eine gewisse Portion Geduld und Ausdauer mitbringen.

2. Formalitäten Gastland:

Die erste Stelle, wo man sich bezüglich der Universität melden muss, ist das Auslandsbüro. Dies liegt etwas versteckt auf dem Campus der medizinischen Fakultät. Ich war doch erleichtert, als ich merkte, dass es tatsächlich eine Akte zu meinem Namen gibt. Auch hier gab es noch einige Formalitäten zu erledigen, und man wurde einige Male hin und her geschickt. Für manche Dinge schien einfach niemand zuständig zu sein. Alles in allem wurde man aber freundlich behandelt und alles wurde bei Sprachschwierigkeiten auch zweimal erklärt.

Ein paar organisatorische Schwierigkeiten gab es aber doch. So war unser Arbeitsbeginn von der Universität von Guadalajara eigentlich erst für eine Woche später eingeplant. Keiner konnte verstehen, warum wir schon früher anfangen wollten. Ein Problem war es dann letztendlich aber nicht, da für die Einteilung im Krankenhaus nicht das Auslandsamt zuständig ist, sondern die so genannte Enseñanza, eine Art Büro zuständig für die praktische Ausbildung, zu finden direkt im Krankenhaus. Vom Auslandsamt erhielt ich zur Vorlage dort lediglich einen Zettel, der besagte, wer ich bin und was ich möchte.

Im Krankenhaus erhielt ich als erstes einen Ausweis für eben dieses. Danach wurde ich mit einer Dame namens Mari bekannt gemacht, deren Aufgabe es ist, die Studenten auf die Stationen aufzuteilen. Schnell wurde uns jedoch klar, dass wir als Austauschstudenten hier alle erdenklichen Freiheiten haben. Uns wurde nicht nur freigestellt, wann wir anfangen wollen, auch in der Wahl der Station wurde uns freie Hand gelassen. Wenn man sich entschieden hat, wohin man möchte, erhält man von Mari wiederum einen Zettel, mit dem man sich im jeweiligen Chefsekretariat vorzustellen hat.

3. Studium/Praktische Ausbildung:

Allgemeinchirurgie

Mein praktisches Jahr fing ich in der Allgemeinchirurgie an. Hierzu fragte ich mich am Montagmorgen ins entsprechende Sekretariat durch. Dort hieß es erst einmal warten auf den zuständigen Arzt. Als dieser dann eintraf, warteten wir gemeinsam auf den Arzt, der laut dem schon Anwesenden wirklich zuständig war. Als dieser aber auch nach längerer Zeit nicht kam, machten wir uns auf die Suche und fanden ihn bei der Visite. Hier wurde ich einem Team von ca. neun Leuten vorgestellt. Wie ich mit der Zeit heraus fand, handelte es sich hierbei um einen Facharzt, sechs Assistenzärzte unterschiedlichen Ausbildungsgrades und zwei Internos (wie sich die mexikanischen PJler nennen). Letztere beide bilden zusammen ein Team, Equipo genannt, wovon es insgesamt vier in der Allgemeinchirurgie gibt. Mit diesem Team arbeitet man einen Monat zusammen.

Die ersten zwei Wochen brauchte ich, um mich im Krankenhaus zu orientieren und die Organisationsabläufe zu durchschauen. Das Krankenhaus an sich ist ein sehr großes altes Gebäude, zu dem allerdings auch noch ein neueres Hochhaus als eine Art Bettenturm gehört. Als Patient ist

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man entweder in diesem Hochhaus untergebracht, welches vom Aufbau eher an ein deutsches Krankenhaus erinnert, mit 3 – 4 Patienten pro Zimmer und einer Station pro Stockwerk. Oder aber man liegt im alten Teil in einem von insgesamt 6 Sälen. Dies sind große, lang gestreckte Flure, in denen circa 60 Betten nebeneinander stehen. Zentrale Einrichtungen wie das Röntgen, das Blutlabor oder die Pathologie sind überall im Krankenhaus verstreut und teilweise zweimal vorhanden, wobei man beachten muss, das nicht immer alles offen ist.

Der alte Teil des Krankenhauses ist architektonisch sehr schön gebaut, mit vielen grünen Innenhöfe und hohen Räumen. Jedoch ist dadurch auch alles sehr offen, so dass z.B. Tauben Zugang zu den Krankensälen haben. Diese sind mit den Menschenmassen, die dort behandelt sind, eh schon sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man deutsche Hygienevorschriften gewöhnt ist. Zusätzlich zu den Patienten nächtigen dort nämlich auch noch die Angehörigen der Kranken, wo sie gerade Platz finden – auf einem Stuhl, in einem leeren Bett oder auch auf dem Boden zwischen und unter den Krankenbetten. Außerdem kommen des Nachts dann noch diverse Ratten zum Vorschein, die in den Innenhöfen leben. All dies musste von mir also erstmal verarbeitet und akzeptiert werden.

Gleichzeitig versuchte ich also die Organisation dieses riesigen Krankenhaus zu verstehen. Die Internos erledigen hier die Stationsarbeit, sprich Blutabnahmen, kleinere Untersuchungen, Aufnahmen und Entlassungen, aber auch Botengänge, wie das Blut zum Labor bringen oder die Patienten zu Untersuchungen wie z.B. Röntgenaufnahmen zu fahren, gehört zu ihren Aufgaben.

Hierbei geht nicht nur durch die zu bewältigenden Wegstrecken viel Zeit verloren (so sind es von den großen Sälen bis zum Labor knapp 10 min Fußweg). Auch muss teilweise gemeinsam mit dem Patienten zwei Stunden auf die Untersuchung gewartet werden. Hinzu kommt, dass alles etwas desorganisiert ist: So hat man am Vormittag schon einmal fünf Stunden nichts zu tun, muss aber auf die um auf drei Uhr nachmittags angesetzten Operationen warten, die dann teilweise bis zehn Uhr abends dauern.

Die Operationen sind der Hauptaufgabenbereich der Assistenzärzte. Internos dürfen hier nachmittags oder in den Nachtschichten Instrumente anreichen und nähen. Ansonsten wird die externe Sprechstunde von den Assistenzärzten gehalten. Außerdem übernehmen sie bestimmte Untersuchungen. Die Fachärzte sind nur gelegentlich bei der Visite morgens anwesend, sowie bei komplizierteren Operationen.

Alle 3 – 5 Tage hat man Nachtdienst, d.h. man fängt morgens um 7 Uhr an und arbeitet bis zum nächsten Tag um 4 Uhr nachmittags. Eine Pause folgt nicht. Auch an den Wochenenden oder an Feiertagen hat man als Chirurg oder Interno nicht frei.

Am Monatsende wechseln die Assistenzärzte die Equipos, so dass jeder mal mit jedem zusammenarbeitet, und die Internos die Station, was für mich hieß, dass ich jeden Monat neue Leute kennen lernte oder lernen musste.

Prinzipiell befinde ich mich vom Ausbildungsniveau her auf einer Stufe mit den mexikanischen Internos. Diese sind zwar erst im 5. und nicht im 6. Studienjahr, haben aber gerade in praktischen Belangen durch das so genannte Pre-Internado im 4. Studienjahr einen deutlich größeren Erfahrungsschatz vorzuweisen.

Die Realität stellt sich jedoch leider anders da. Das Krankenhaus war gerade zu Anfang meines Praktikums überlaufen mit ausländischen, vor allem deutschen Famulanten, da noch Semesterferienzeit war. Die Mehrzahl dieser Studenten verfolgte dabei eher das Ziel eine schöne Zeit in Mexiko zu verbringen, anstatt etwas im Krankenhaus zu lernen. So kamen und gingen die meisten, wie sie wollten, und viele waren die Hälfte der Zeit mit Reisen durch Mexiko beschäftigt.

Aus diesem Grund geht erst einmal niemand davon aus, das man evt. hier sein könnte, um wirklich etwas zu lernen.

So musste ich zuerst klar machen, dass ich nicht nur zum Urlaub machen hier bin und auch länger als nur einen Monat bleiben werde. Als das geklärt war, wurde mit von da an von den Internos aus auch mehr erklärt, so dass ich allmählich zu verstehen begann, wie die Abläufe sind.

Zu Beginn hatte ich sehr mit der Sprache zu kämpfen und musste mir eingestehen, dass meine Spanischkenntnisse längst nicht ausreichend sind. Mittlerweile kann ich mich zwar ohne Probleme unterhalten, jedoch habe ich immer noch Schwierigkeiten, manche Patienten sowie die Gespräche

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der Ärzte untereinander zu verstehen.

Jedoch merkte ich auch schnell, dass ich den einheimischen Internos in keiner Weise gleichgestellt war. Das Hauptproblem besteht darin, dass man als Austauschstudent nicht integriert ist. Auch als PJler hat man hier keinerlei Verpflichtungen oder Aufgaben. Man ist nirgendwo fest eingeteilt und wird somit auch nirgendwo gebraucht. Im Zweifel verursacht man eher ein Plus an Arbeit, als das man eine Hilfe darstellt. Daher muss man sich hier alles erfragen. Mit der Zeit erklärte ich mich bereit, gewisse unbeliebte Aufgaben der Internos zu übernehmen, wie z.B. Aufnahmepapiere auszufüllen oder Blutproben wegzubringen. Im Gegenzug waren sie mir mit den Patienteninterviews sprachlich behilflich und zeigten mir bestimmte Untersuchungsmethoden. Von den Assistenzärzte sah man den ganzen Tag wenig, entweder waren sie im OP oder warteten auf die nächste Operation.

Im OP hing es immer sehr von dem jeweiligen Equipo ab, ob man etwas selber machen durfte oder nicht, so dass meine Zufriedenheit monatlich sehr schwankte. Was mich jedoch noch mehr störte, war, dass selten fachlich erklärt wurde, weder bezüglich der Operationen noch auf Station. Wenn ich dann bei den Internos die Behandlungsmethoden und Medikationen hinterfragte, bekam ich zwar manchmal erklärende Antworten, oft wurde jedoch einfach nur aus Erfahrung gehandelt, ohne die genauen fachlichen Hintergründe zu kennen, da die Ärzte sich nur selten zur Sache äußern.

Was mir jedoch gut gefallen hat, waren die zweimal wöchentlich stattfindenden Fortbildungsveranstaltungen für das komplette Team der Allgemeinchirurgie, in denen entweder ein Thema oder ein Fall besprochen wurde. Außerdem gab es in der ersten Woche noch speziellen Studentenunterricht, der leider im September eingestellt wurde, da der verantwortliche Arzt auf eine andere Station wechselte und sonst niemand Lust dazu hatte - eine typische mexikanische Art, mit den Dingen umzugehen.

Kardiologie

Mein 2. Tertial verbrachte ich dann in der Kardiologie. Die ersten zwei Monate war ich auf der Intensivstation tätig, wo Postinfarkt- und alle weiteren Patienten, die eine Intensivüberwachung benötigen, untergebracht werden. Insgesamt standen 10 Betten zur Verfügung, von denen immer 5-9 belegt waren. Die ärztliche Betreuung erfolgte durch einen Assistenz- und einen Oberarzt. Dreimal wöchentlich gab es Unterricht für das gesamte Ärzteteam der Kardiologie. Ansonsten bestand der Tagesablauf in der ausführlichen Visite und allem aktuell anfallendem.

Mir hat es auf der Station sehr gut gefallen. Ich hatte alle Freiheiten. Es wurde nicht von mir verlangt, dass ich mit den mexikanischen Internos arbeite, und so hängte ich mich an den Arzt und ließ mir immer genau erklären, was gerade passiert und warum. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, mir Herzechos und Herzkatheteruntersuchungen anzuschauen und erklären zu lassen, wann immer ich wollte. Insgesamt war das Klima auf der Station sehr angenehm und ich hatte das Gefühl, auch fachlich einiges mitzunehmen.

Danach wechselte ich auf die normale Station. Der Tag beginnt für die Internos, die mexikanischen Pjler, normalerweise um halb 7. Ihre erste Aufgabe ist, die ihnen zugeteilten Patienten zu befragen und zu untersuchen, um dann bei der Visite um 7 Uhr den Patienten entsprechend seiner aktuellen Kondition kurz vorzustellen. Bei der Visite sind normalerweise 3-4 Assistenzärzte und die Internos anwesend. Der Oberarzt stößt mehr oder weniger später dazu. In einem Team wurden dann gemeinsam mit ihm noch einmal alle Patienten besprochen, im anderen Team nur die neuen Aufnahmen.

Danach hatten wir Zeit bis 12 Uhr alle anfallenden Aufgaben zu erledigen: Blutabnahmen, Patienten zu Röntgenaufnahmen und weiteren Untersuchungen fahren. Um Punkt 12 hatte man sich dann zur externen Sprechstunde einzufinden. Hier betreuen Internos und Assistenzärzte nicht hospitalisierte Patienten und betrieben die Nachsorge von entlassenen Patienten. Hierbei wurde der Patient erst einmal selbstständig vom Interno interviewt und untersucht – ohne Kontrolle durch einen Arzt.

Danach begab man sich ins Nebenzimmer und stellte dort die Krankengeschichte dem Arzt vor, der dann wiederum sagte, wie vorzugehen sei. Dies teilte man dann dem Patienten mit, stellte die entsprechenden Rezepte aus und veranlasste evt. weitere Untersuchungen.

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Der Sprechstunde folgte jeden Tag eine Besprechung der aktuellen Untersuchungsergebnisse jedes Patienten (Laborergebnisse, etc.). Bei Bedarf wurden dann noch weitere Untersuchungen angeordnet. Diese und der fortlaufenden Bericht über jeden Patienten muss noch erledigt werden, bevor man als Interno dann sehr spät nach Hause darf.

Insgesamt erschien mir die fachlich Überwachung durch den Oberarzt besser als ich es in der Chirurgie erlebte. Dafür fehlte die Kontrolle völlig, was die Sprechstunde betrifft, die ja u.a. auch von den Internos gehalten wurde.

4. Unterkunft

Ich wohnte in einem schönen Stadtteil von Guadalajara in einem Haus mit drei Mexikanern und einer Französin. Preislich gesehen zahlte ich ein etwa das gleiche wie in Deutschland (2600 Peso), was für Mexiko relativ teuer ist. Dazu muss man allerdings sagen, dass ich entsprechend besser wohnte (großes Haus, schöne, sichere Gegend) und Guadalajara als eine der reichsten Städte Mexikos auch etwas teurer ist als der Durchschnitt. Finden tut man eigentlich ohne Probleme eine Unterkunft – dank Foren wie z.B. studivz, wo Wohnungen direkt weitergegeben werden. Es gibt aber auch verschiedene Homepages zur Wohnungssuche, die ich leider nicht mit Namen kenne, da ich mein Zimmer auch einfach von meiner Vorgängerin „vererbt“ bekommen habe.

5. Finanzen:

Für die Vorbereitung habe ich nicht allzu viel Geld ausgeben müssen, vielleicht mit Portokosten usw. so 50 Euro. Hinzu kamen allerdings die Kosten für das Visum vor Ort (ca. 80 Euro) und die Anfahrtskosten zum DAAD (100 Euro). Wohnen kann man prinzipiell billig, so ab 100 Euro im Monat, Lebensmittel sind billiger als in Deutschland. Gerade Obst und Gemüse kann man auf vielen Märkten günstig einkaufen. Im Krankenhaus bekommt man aber auch Essen umsonst. Bus fahren kostet 5 Peso (ca. 30 Cent) pro Bus. Zusätzliche Kosten entstehen eigentlich nur

selbstverschuldet, also durch Wochenendausflüge und ähnliches. Hierbei sind aber Busreisen auch günstig.

6. Was haben Sie gelernt, sowohl in fachlicher als auch in menschlicher Hinsicht?

Es lässt sich schwer etwas Allgemeines über meine Zeit hier sagen. Insgesamt bin ich zufrieden, aber nicht begeistert. In der Allgemeinchirurgie hat es mir gerade anfangs nicht gut gefallen. Das liegt sicherlich einerseits daran, dass ich sprachlich gesehen noch erhebliche Probleme hatte und mich erst einmal orientieren und zurechtfinden musste. Aber ich hatte auch oft das Gefühl, meine Zeit zu verschwenden, da ich weder theoretisch noch praktisch viel gelernt habe. Hierbei wurden gerade meine Hoffnungen enttäuscht, dass man in Mexiko vielleicht öfter als in Deutschland auch mal praktisch zum Zug kommt. Da war leider eher das Gegenteil der Fall. Zum Glück hat sich das gegen Ende dann gebessert, so dass ich danach wieder besserer Dinge war und endlich auch einmal erste praktische Erfahrungen sammeln konnte.

In der Inneren Medizin kam es dann natürlich sowieso mehr auf die Theorie an, so dass man viel durch zuhören lernen konnte. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich bis zum Schluss wirklich sehr konzentrieren musste, wenn ich Gespräche zwischen den Ärzten verfolgen wollte, z.B. bei der Visite. Wenn ich allerdings selber am Gespräch beteiligt war oder mir jemand persönlich etwas erklärt hat, habe ich sehr gut verstanden.

Insgesamt hat es also von meiner Seite aus etwas an Sprachkenntnissen gefehlt. Von der anderen Seite, der Universität, bzw. dem Krankenhaus, hätte ich mir eine bessere Organisation gewünscht.

Bis zum Schluss hat niemand wirklich kontrolliert, womit ich so den Tag verbringe und es hing

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immer von den Assistenzärzten ab, wie und ob ich integriert wurde, was ich sehr schade fand.

Gelernt habe ich daher vor allen Dingen mutiger zu sein und auf Leute zuzugehen.

7. Was hat Ihnen an diesem Auslandsaufenthalt am besten gefallen?

Hier muss ich sagen, dass Land und Leute mich einfach begeistert haben. Ich bin immer offen und herzlich begrüßt worden und man hatte meistens viel Geduld mit mir. Mexiko vereint kulturell und landschaftlich so viel verschiedenes, dass man Wochen herumreisen könnte ohne dass einem langweilig werden würde.

8. Was hat Ihnen an diesem Auslandsaufenthalt am wenigsten gefallen?

Am wenigsten hat mir die (nicht wirklich vorhandene) Organisation der Universität von Guadalajara bezüglich der medizinischen Austauschstudenten gefallen. Hier wird einfach jeder angenommen, der sich bewirbt – wobei von Bewerben eigentlich keine Rede sein kann, da ein Telefonanruf und anschließend einfaches Erscheinen auch reicht. Leider fehlt dabei völlig die Verbindung zwischen Auslandsamt und Ärzten, die ja im Endeffekt mit den Studenten arbeiten müssen.

9. Gab es Verhaltensweisen der Menschen oder Situationen im Gastland, welche Sie irritiert haben? Wenn ja, bitte beschreiben Sie diese.

Wenn man offen und neugierig in ein Land reist, denke ich, dass man selten irritiert ist, sondern sich freut, neue Verhaltensweisen kennen zu lernen. Und Mexiko speziell habe ich in vielen Sachen nicht als andersartig erlebt. Als Frau sollte man sich allerdings auf gesteigertes Interesse an der Person einstellen. In der einen oder anderen Situation muss man sich dann schon durchsetzen müssen.

10. Stadt, Land, Menschen

Außerhalb des Krankenhauses gefällt mir Mexiko, bzw. Guadalajara sehr gut. Wenn man sich an gewisse kleinere Widrigkeiten, wie unplanbare Busfahrzeiten u.ä. gewöhnt hat, lässt es sich hier sehr gut und ohne Einschränkungen leben.

Kulturell hat Guadalajara viel zu bieten. Mit den Mariachi und dem Tequila kommen zwei typische mexikanische Bekanntheiten aus dieser Region. Neben vielen Theatern oder Kulturcafés finden regelmäßig andere Veranstaltungen statt. Im Rahmen der Fiestas de Octubre konnte man z.B. jeden Abend gratis ein Freilichtkonzert besuchen. Hier waren über die schon erwähnten Mariachi bis zur Philharmonie von Jalisco alle Musikrichtungen vertreten.

Auch gibt es in der näheren Umgebung viele Ausflugsziele, die sich gut für Wochenendbesuche eignen, so z.b. den Lago de Chapala, den größten See Mexikos oder viele kleinere Städtchen. Die Menschen, die hier leben, muss man einfach mögen, da sie (fast) immer gute Laune haben, sehr hilfsbereit sind und auch immer ein Interesse an mir, meinem Land und meinem Leben hatten. So ist es mir sehr leicht gefallen, mich hier einzuleben.

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