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Leseprobe. Nora Roberts Abendstern Roman. Mehr Informationen zum Buch gibt es auf Bestellen Sie mit einem Klick für 9,99

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(1)

Leseprobe

Nora Roberts

Abendstern Roman

Bestellen Sie mit einem Klick für 9,99 €

Seiten: 384

Erscheinungstermin: 18. Mai 2015

Mehr Informationen zum Buch gibt es auf

www.penguinrandomhouse.de

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Inhalte

 Buch lesen

 Mehr zum Autor

Zum Buch

A touch of romance …by Nora Roberts

Seit Caleb Hawkins zusammen mit seinen Freunden Fox O´Dell und Gage Turner als damals Zehnjähriger eine Mutprobe am Pagan Stone, einem angeblich verfluchten Heidenstein, machte, geschehen in dem kleinen Städtchen Hawkins Hollow in Maryland alle sieben Jahre unerklärliche Dinge. Mit jedem Mal wird es schlimmer, und daher beschließt Caleb, dem Albtraum ein Ende zu bereiten. Doch dazu braucht er die Hilfe seiner

beiden Freunde. Und die Kraft der Frau, die er liebt: die Journalistin Quinn Black.

Autor

Nora Roberts

Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren.

Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981.

Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die

Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich

Kriminalromane.

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NORA ROBERTS

Abendstern

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Von Nora Roberts bei Blanvalet lieferbar:

Mitten in der Nacht · Das Leuchten des Himmels · Ein Haus zum Träumen · Im Sturm der Erinnerung · Im Schatten der Wälder · Die letzte Zeugin · Ein dunkles

Geschenk · Die Stunde der Schuld · Am dunkelsten Tag (geb. Ausgabe) Die Irland-Trilogie: Töchter des Feuers · Töchter des Windes · Töchter der See Die Templeton-Trilogie: So hoch wie der Himmel · So hell wie der Mond · So fern

wie ein Traum

Die Sturm-Trilogie: Insel des Sturms · Nächte des Sturms · Kinder des Sturms Die Insel-Trilogie: Im Licht der Sterne · Im Licht der Sonne · Im Licht des

Mondes

Die Zeit-Trilogie: Zeit der Träume · Zeit der Hoffnung · Zeit des Glücks Die Ring-Trilogie: Grün wie die Hoffnung · Blau wie das Glück · Rot wie die

Liebe

Die Nacht-Trilogie: Abendstern · Nachtflamme · Morgenlied Die Blüten-Trilogie: Rosenzauber · Lilienträume · Fliedernächte Die Sternen-Trilogie: Sternenregen · Sternenfunken · Sternenstaub

Entdecken Sie auch J. D. Robb, die andere Seite der Nora Roberts:

Rendezvous mit einem Mörder · Tödliche Küsse · Eine mörderische Hochzeit · Bis in den Tod · Der Kuss des Killers · Mord ist ihre Leidenschaft · Liebesnacht mit einem Mörder · Der Tod ist mein · Ein feuriger Verehrer · Spiel mit dem

Mörder · Sündige Rache · Symphonie des Todes · Das Lächeln des Killers · Einladung zum Mord · Tödliche Unschuld · Der Hauch des Bösen · Das Herz des

Mörders · Im Tod vereint · Tanz mit dem Tod · In den Armen der Nacht · Stich ins Herz · Stirb, Schätzchen, stirb · In Liebe und Tod · Sanft kommt der Tod · Mörderische Sehnsucht · Ein sündiges Alibi · Im Namen des Todes · Tödliche Verehrung · Süßer Ruf des Todes · Sündiges Spiel · Mörderische Hingabe · Verrat

aus Leidenschaft · In Rache entflammt · Tödlicher Ruhm · Verführerische Täuschung · Aus süßer Berechnung · Zum Tod verführt · Das Böse im Herzen ·

So tödlich wie die Liebe · Mörderspiele. Drei Fälle für Eve Dallas · Mörder- stunde. Drei Fälle für Eve Dallas · Mörderlied. Vier Fälle für Eve Dallas

Nora Roberts ist J. D. Robb:

Ein gefährliches Geschenk

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Nora Roberts

Abendstern

Roman

Aus dem Amerikanischen von Margarethe van Pée

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Die Originalausgabe erschien 2007

unter dem Titel »Bloodbrothers« bei Jove Books, The Berkley Publishing Group, a division of Penguin Group (USA) Inc., New York.

Verlagsgruppe Random House FSC® N001967

. Auflage

Neuveröffentlichung Juni 2015 bei Blanvalet Verlag, einem Unternehmen der

Verlagsgruppe Random House GmbH, München Copyright © der Originalausgabe 2007 by Nora Roberts

Published by arrangement with Eleanor Wilder.

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2008 by Blanvalet Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur

Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.

Redaktion: Regine Kirtschig LH ∙ Herstellung: sam

Druck und Einband: GGP Media GmbH, Pößneck Printed in Germany

ISBN:978-3-7341-0163-2 www.blanvalet.de

3

(7)

Für mei ne Jungs, die durch die Wäl der streif ten, auch wenn sie es nicht durf ten.

Wo Gott ei nen tem pel hat, hat der teu fel eine Ka pel le.

ro bert Bur ton

Die Kind heit zeigt den Mann wie der Mor gen den tag.

John Mil ton

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Pro log

Hawk ins Hol low Pro vinz Ma ry land

1652

es kroch durch die Luft, die schwer wie nas se Wol le über der Lich tung hing. Durch die Ne bel schwa den, die laut los über den bo den wa ber ten, glitt sein Hass. In der Hit ze der Nacht kam es auf ihn zu.

es woll te sei nen tod.

Wäh rend es sich sei nen Weg durch die Wäl der bahn- te, die Fa ckel zum lee ren Him mel ge reckt, wäh rend es durch Flüs se wa te te, um das Di ckicht he rum, in dem sich die klei nen tie re aus angst vor sei nem Ge ruch ver steck ten, war te te er. Höl len rauch.

ann und das Le ben, das sie in ih rem Leib trug, hat te er weg ge schickt, in si cher heit. sie hat te nicht ge weint, dach te er, wäh rend er die Kräu ter, die er aus ge wählt hat te, ver streu te. Nicht sei ne ann. aber er hat te den Kum mer in ih rem Ge sicht ge se hen, in den tie fen dunk- len au gen, die er in die sem Le ben und in al len an de ren da vor ge liebt hat te.

sie wür de die drei Kin der ge bä ren, auf zie hen und un- ter rich ten. Und von ih nen wür de es, wenn die Zeit ge- kom men war, wie der drei ge ben.

(9)

Die Macht, die er be saß, wür de er an sie wei ter ge ben, an sei ne söh ne, die ih ren ers ten schrei tun wür den, lan ge nach dem die se Nacht vo rü ber war. Um ih nen die Waf fen zu hin ter las sen, die sie brauch ten, ris kier te er al- les, was er hat te, al les, was er war.

er ver mach te ih nen sein blut, sein Herz und sei ne Vi si on.

In die ser letz ten stun de wür de er al les tun, um sie mit dem aus zu stat ten, was sie brauch ten, um die Last zu tra- gen und sich auf recht ih rem schick sal zu stel len.

sei ne stim me war stark und klar, als er Wind, Was ser, erde und Feu er an rief. Die Flam men in der Feu er stel le fla cker ten, und das Was ser in der scha le bro del te.

er leg te den op fer stein auf das tuch. sein dunk les Grün war rot ge spren kelt. er hat te die sen stein in eh- ren ge hal ten, wie alle vor ihm. Jetzt goss er Macht hi- nein, wie je mand Was ser in ei nen be cher gießt.

er zit ter te und schwitz te, und je stär ker der Licht- ring um den stein wur de, umso schwä cher wur de sein Kör per.

»Für euch«, mur mel te er, »söh ne der söh ne. Drei tei le von ei nem. In treue, in Hoff nung, in Wahr heit.

ein Licht, ver eint, um die Dun kel heit zu über win den.

Hier ist mein Ge lüb de. Ich wer de nicht ru hen, bis das schick sal er füllt ist.«

Mit dem ath ame, dem hei li gen Dolch, ritz te er sei ne Hand flä che, so dass sein blut auf den stein, ins Was ser, in die Flam me fiel.

»blut mei nes blu tes. Hier har re ich aus, bis du zu mir kommst, bis du los lässt, was wie der in die Welt ent las- sen wer den muss. Mö gen die Göt ter dich be hü ten.«

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ei nen kur zen au gen blick emp fand er trau er. Nicht um sein Le ben, des sen sand kör ner durch das Glas ran- nen. er hat te kei ne angst vor dem tod. Kei ne angst vor dem, was nicht der tod war. er trau er te nur da rum, dass er in die sem Le ben sei ne Lip pen nie wie der auf anns Mund drü cken wür de. Dass er die Ge burt sei ner Kin der, die Kin der sei ner Kin der nicht er le ben wür de.

er trau er te, weil er das kom men de Leid nicht auf hal- ten konn te, auch in frü he ren Le ben nicht hat te auf- hal ten kön nen.

er ver stand, dass er nicht das Ins tru ment, son dern nur das Ge fäß war, das nach den be dürf nis sen der Göt- ter ge füllt und ge leert wur de.

also stand er, er schöpft von sei nem Werk, vol ler trau er über den Ver lust, vor der klei nen Hüt te, ne ben dem gro ßen stein, um sei nem schick sal ent ge gen zu- tre ten.

es kam in Ge stalt ei nes Man nes, aber er war nur eine Hül le. so wie sein ei ge ner Kör per eine Hül- le war. er nann te sich La za rus twis se, ein Äl tes ter der » Got tes fürch ti gen«. er und sei ne an hän ger hat- ten sich in der Wild nis die ser Pro vinz nie der ge las sen, nach dem sie mit den Pu ri ta nern in eng land ge bro- chen hat ten.

Im schein ih rer Fa ckel mus ter te er sie jetzt, die se Män ner und die eine, die kein Mann war. sie wa ren in die Neue Welt ge kom men, um Frei heit zu fin den, dach te er, und doch ver folg ten und ver nich te ten sie je den, der ih rem en gen, für sie ein zig mög li chen Weg nicht folg te.

»Du bist Gi les Dent.«

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»Der bin ich«, sag te er, »in die ser Zeit und an die- sem ort.«

La za rus twis se trat vor. er trug den for mel len schwar- zen rock der Äl tes ten. sein ho her Hut mit der brei- ten Krem pe ließ sein Ge sicht im Dun keln, aber Gi les konn te sei ne au gen se hen, und in sei nen au gen sah er den Dä mon.

»Gi les Dent, du und die Frau mit Na men ann Hawkins seid an ge klagt und für schul dig be fun den der Zau be rei und der dä mo ni schen Prak ti ken.«

»Wer klagt uns an?«

»bringt das Mäd chen!«, be fahl La za rus.

sie zo gen sie nach vor ne, ein Mann an je dem arm.

sie war klein und zier lich, und ihr Ge sicht war wachs- weiß vor angst. Man hat te ihr die Haa re ge scho ren, und sie blick te ihn ängst lich an.

»Hes ter De ale, ist das der Mann, der dich ver führt hat?«

»er und sei ne Frau ha ben Hand an mich ge legt.« sie sprach wie in tran ce. »sie ha ben un züch ti ge Hand lun- gen an mei nem Kör per vor ge nom men. sie ka men als ra ben an mein Fens ter, flo gen nachts in mein Zim mer.

sie hielt mir den Hals zu, so dass ich nicht spre chen oder um Hil fe ru fen konn te.«

»Kind«, sag te Gi les sanft, »was ha ben sie mit dir ge- macht?«

Vol ler angst blick te sie ihn an. »sie be zeich ne ten sa- tan als ih ren Gott und op fer ten ei nen Hahn, dem sie den Hals durch schnit ten. sie zwan gen mich, sein blut zu trin ken. Ich konn te sie nicht auf hal ten.«

»Hes ter De ale, schwörst du sa tan ab?«

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»Ich schwö re ihm ab.«

»Hes ter De ale, schwörst du Gi les Dent und der Frau ann Hawk ins ab?«

»Ich schwö re ih nen ab.«

trä nen lie fen ihr über die Wan gen. »Ich schwö re ih- nen ab, und ich bete zu Gott, dass er mich er lö sen möge.

Ich bete zu Gott, dass er mir ver zeiht.«

»Das tut er«, flüs ter te Gi les. »Du hast kei ne schuld.«

»Wo ist die Frau ann Hawk ins?«, woll te La za rus wis- sen, und Gi les blick te ihn mit sei nen kla ren grau en au- gen an.

»Du wirst sie nicht fin den.«

»tritt bei sei te. Ich wer de die ses Haus des teu fels be- tre ten.«

»Du wirst sie nicht fin den«, wie der hol te Gi les. ei nen Mo ment lang rich te te er sei nen blick auf die Män ner und die we ni gen Frau en, die hin ter La za rus stan den.

er sah tod in ih ren au gen und mehr noch, den Hun- ger da nach. Das war das Werk des Dä mons.

Nur in He sters au gen sah er angst oder schmerz.

er nahm al les, was er ge ben konn te, und rich te te sei ne Ge dan ken auf sie. lauf weg!

er sah, wie sie zu sam men zuck te, zu rück tau mel te, und wand te sich wie der zu La za rus.

»Wir ken nen ei nan der, du und ich. schick die an de- ren weg, lass das Mäd chen frei, dann tra gen wir es un- ter uns aus.«

ei nen au gen blick leuch te ten La za rus’ au gen rot auf.

»Du bist er le digt. Ver brennt den He xer!«, schrie er.

»Ver brennt des teu fels Haus und al les, was da rin ist!«

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sie ka men mit Fa ckeln und Knüp peln. Gi les fühl- te, wie die schlä ge auf ihn ein pras sel ten, und er spür- te die Wut des Has ses, die die schärfs te Waf fe des Dä- mons war.

sie zwan gen ihn in die Knie und steck ten die Holz- hüt te in brand. Wahn sin ni ge schreie gell ten in sei nem Kopf.

Mit letz ter Kraft griff er nach dem Dä mon in dem Mann, des sen dunk le au gen rot leuch te ten, als er sich von Hass, Furcht und Ge walt nähr te. er spür te, wie er tri um phier te, so si cher sei nes sie ges und des Fest- mahls.

er riss an ihm, durch die rauch er füll te Luft. er hör- te den Dä mon vor Wut und schmerz schrei en, als die Flam men in sein Fleisch bis sen. Und er hüll te ihn da- mit ein, als das Feu er sie ver zehr te.

Mit die ser Ver ei ni gung brach der brand erst rich tig los, er fass te und ver nich te te alle Le be we sen im tal.

ei nen tag und eine Nacht lang brann te es, wie der bauch der Höl le.

(14)

1

Hawk ins Hol low Ma ry land 6. Juli 1987

In der hüb schen Kü che des hüb schen Hau ses in der Plea sant ave nue be müh te sich Ca leb Hawk ins, ru hig zu blei ben, wäh rend sei ne Mut ter ihm Pro vi ant für eine Cam ping tour ein pack te.

In der Welt sei ner Mut ter brauch ten zehn jäh ri ge Jun- gen fri sches obst, selbst ge ba cke ne Ha fer mehl plätz chen (die al ler dings so übel nicht wa ren), ein hal bes Dut zend hart ge koch te eier, eine tüte ritz-Cra cker, mit erd- nuss but ter be stri chen und zu sam men ge klappt, ein paar sel le rie- und Ka rot ten stif te (iiih!) und herz haf te sand- wich es mit schin ken und Käse.

au ßer dem noch eine ther mos fla sche mit Li mo na- de, ei nen sta pel Pa pier ser vi et ten und zwei schach teln Pop-tarts fürs Früh stück.

»Mom, wir ver hun gern da nicht«, be klag te er sich, als sie vor dem of fe nen Kü chen schrank stand und über- leg te, was sie noch ver ges sen ha ben könn te. »Wir sind doch nur bei Fox im Gar ten.«

Das war eine Lüge, und er ver kno te te sich fast die Zun ge da bei. aber wenn er ihr die Wahr heit sag te, wür-

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de sie ihn nie ge hen las sen. Und, Mann, er war doch schon zehn. be zie hungs wei se, er wur de es mor gen.

Fran nie Hawk ins stemm te die Hän de in die Hüf ten.

sie war eine zier li che, at trak ti ve blon di ne mit som- mer blau en au gen und ei ner flot ten Dau er wel le. sie hat te drei Kin der, Cal war ihr Jüngs ter und ihr ein zi- ger Jun ge. »Lass mich noch mal in dei nen ruck sack se hen.«

»Mom!«

»Lieb ling, ich will nur si cher ge hen, dass du nichts ver ges sen hast.« Un ge rührt zog Fran nie den reiß ver- schluss an Cals ruck sack auf. »Fri sche Un ter wä sche, sau be res shirt, so cken, gut, gut, shorts, Zahn bürs te.

Cal, wo ist das Pflas ter, das du mit neh men sollst, und das au tan ge gen die In sek ten?«

»Mann, wir fah ren doch nicht nach af ri ka.«

»Das ist egal«, er wi der te Fran nie und streck te ge bie- te risch den Zei ge fin ger aus, da mit er die sa chen hol te.

In der Zwi schen zeit zog sie eine Kar te aus ih rer ta sche und steck te sie in den ruck sack.

er war – nach acht stun den und zwölf Mi nu ten hef- ti ger We hen – ge nau eine Mi nu te nach Mit ter nacht zur Welt ge kom men. Je des Jahr trat sie um zwölf an sein bett, sah ihm eine Mi nu te lang beim schla fen zu und küss te ihn dann auf die Wan ge.

Jetzt wur de er zehn, und sie konn te die ses ri tu al nicht ein hal ten. Ihre au gen brann ten plötz lich, und sie wand te sich ab, um ihre ma kel lo se Kü chen the ke zu wie nern, als sie ihn wie der kom men hör te.

»Jetzt habe ich aber al les, oder?«

Fröh lich lä chelnd dreh te sie sich um. »okay.« sie

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strich ihm über sei ne kur zen, wei chen Haa re. er war als baby so blond ge we sen, aber sei ne Haa re wur den im mer dunk ler, ver mut lich wür den sie hell braun.

so wie ihre ohne die Hil fe von Clai rol.

Fran nie schob ihm sei ne bril le mit dem dunk len rah- men auf die Nase. »Denk da ran, dich bei Miss bar ry und Mr o’Dell zu be dan ken, wenn du an kommst.«

»Ja.«

»Und noch ein mal, be vor du mor gen wie der weg- gehst.«

»Ja, Ma’am.«

sie nahm sein Ge sicht in die Hän de, blick te durch die di cken Lin sen in die au gen, die vom glei chen ru hi- gen Grau wie die au gen sei nes Va ters wa ren. »be nimm dich an stän dig«, sag te sie und küss te ihn auf die Wan- ge. »Viel spaß.« sie küss te ihn auf die an de re Wan ge.

»Und herz li chen Glück wunsch zum Ge burts tag, mein baby.«

Nor ma ler wei se war es ihm schreck lich pein lich, wenn sie ihn Baby nann te, aber in die sem Mo ment gab es ihm ein gu tes Ge fühl.

»Dan ke, Mom.«

er nahm den ruck sack auf den rü cken und er griff den schwe ren Pick nick korb. Wie soll te er mit dem schwe ren Ding bloß die gan ze stre cke bis nach Hawkins Wood ra deln?

Die Jungs wür den ihn be stimmt aus la chen.

er schlepp te den Korb in die Ga ra ge, wo sein Fahr- rad or dent lich an ei nem Ge stell an der Wand hing. Mit zwei Gum mi sei len von sei nem Va ter si cher te er den Pick nick korb auf dem Ge päck trä ger.

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Dann sprang er auf sein Fahr rad und fuhr die kur ze ein fahrt hi nun ter.

Fox zog das letz te Un kraut aus sei nem teil des Ge mü- se gar tens und sprüh te ihn mit der brü he ein, die sei- ne Mut ter jede Wo che zu sam men mix te, um das Wild und die Ka nin chen fern zu hal ten. Die Kom bi na ti on aus Knob lauch, ro hem ei und Ca yenne pfef fer stank so ent- setz lich, dass er den atem an hielt, als er sie auf die rei- hen mit busch- und stan gen boh nen, Ka rot ten, ra dies- chen und Kar tof feln ver teil te.

er trat ei nen schritt zu rück, hol te tief Luft und be- trach te te sein Werk. sei ne Mut ter war ziem lich streng in pun cto Gar ten ar beit. Ihr ging es da rum, dass man die erde res pek tier te und mit der Na tur im ein klang war und so.

al ler dings ging es auch ums es sen, weil eine sechs- köpf ige Fa mi lie er nährt wer den woll te – und auch je der, der vor bei kam. Des halb ver kauf ten sein Dad und sei- ne äl te re schwes ter sage an ih rem stand eier, Zie gen- milch, Ho nig und selbstge mach te Mar me la de.

er blick te zu sei nem jün ge ren bru der ridge hi nüber, der zwi schen den Ge mü se rei hen lag und mit dem Un- kraut spiel te, statt es aus zu rei ßen. Weil sei ne Mut- ter drin nen ge ra de da mit be schäf tigt war, sei ne ba- by schwes ter zum Mit tags schlaf hin zu le gen, war er für ridge ver ant wort lich.

»Komm schon, ridge, zieh das blö de Un kraut raus.

Ich will end lich los.«

ridge blick te sei nen bru der aus ver träum ten au gen an. »Wa rum kann ich denn nicht mit kom men?«

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»Weil du erst acht bist und noch nicht ein mal zwi- schen den blö den to ma ten Un kraut jä ten kannst.«

Ver är gert be gann Fox, selbst zu jä ten.

»Kann ich wohl.«

Wie Fox ge hofft hat te, be gann ridge mit Feue rei fer zu ar bei ten. Fox rich te te sich auf und rieb sich die Hän- de an den Jeans ab. er war groß und dünn, mit dich ten brau nen Haa ren, die in Wel len um sein kan ti ges Ge- sicht fie len. sei ne gold brau nen au gen leuch te ten zu- frie den auf, als er die sprüh fla sche in die Hand nahm.

er stell te sie ne ben ridge. »Ver giss nicht, al les ein- zu sprü hen.«

er ging quer durch den Gar ten, vor bei an den drei Mau er stü cken und dem ein ge stürz ten Ka min, den Über res ten der al ten stein hüt te in der ecke des Ge- mü se gar tens, die jetzt völ lig von Geiß blatt und wil der trich ter win de über wu chert wa ren.

er ging am Hüh ner haus mit den Hen nen vor bei, am Zie gen ge he ge, wo die bei den Zie gen ge lang weilt he- rum stan den, und am Kräu ter gar ten sei ner Mut ter, der di rekt am Haus lag, das sei ne el tern fast aus schließ lich al lein ge baut hat ten. Die Kü che war groß, über all stan- den ein mach glä ser, Do sen mit Wachs und scha len mit Doch ten he rum.

Fox wuss te, dass sie für die meis ten Leu te in Hol low ko mi sche Hip pies wa ren, aber das war ihm egal. sie ka- men ganz gut klar, und die meis ten Leu te kauf ten ihre Pro duk te ger ne, eier und Ge mü se oder die Hand ar bei- ten sei ner Mut ter. sie en ga gier ten auch sei nen Va ter, wenn es ir gend wo et was zu bau en gab.

an der spü le wusch er sich rasch die Hän de, be vor

(19)

er sich in der gro ßen spei se kam mer nach et was ess ba- rem um sah, das nicht ge sund war.

Kei ne Chan ce.

er müss te zum su per markt fah ren – am bes ten zu dem am stadt rand –, um Litt le Deb bies und Nut ter butt ers zu kau fen.

sei ne Mut ter kam he rein und warf ih ren lan gen brau- nen Zopf, der über ih rer blo ßen schul ter lag, zu rück.

»Fer tig?«

»Ich ja. ridge bei na he.«

Jo an ne trat ans Fens ter. au to ma tisch hob sie die Hand, um ih rem sohn über die Haa re zu strei chen.

»Ich habe Ca rob-brow nies und Ge mü se bur ger, wenn du was mit neh men möch test.«

»Äh, nein dan ke. Ich brau che nichts.«

er wuss te, dass sie wuss te, dass er Fleisch und wei ßen Zu cker zu sich neh men wür de. aber sie wür de ihm kei- ne Vor wür fe ma chen. Mom ließ ei nem in die ser be zie- hung alle Frei heit.

»Viel spaß.«

»Ja, be stimmt.«

»Fox?« sie stand an der spü le, und ein son nen strahl fiel auf ihre Haa re. »Herz li chen Glück wunsch zum Ge- burts tag.«

»Dan ke, Mom.« er lief hi naus und schwang sich auf sein Fahr rad, um das aben teu er zu be gin nen.

Der alte Mann schlief noch, als Gage sei ne Vor rä te in sei nen ruck sack pack te. Gage konn te ihn durch die dün nen Wän de der voll ge stopf ten klei nen Woh nung über dem bowl-a-rama schnar chen hö ren. Der alte

(20)

Mann putz te dort die bö den, die Klos und was Cals Va- ter sonst noch so für ihn zu tun hat te.

er wur de zwar mor gen erst zehn Jah re alt, aber Gage wuss te, wa rum Mr Hawk ins den al ten be schäf tig te, wa- rum sie miet frei hier woh nen konn ten, wo bei sein Va- ter an geb lich als Haus meis ter für das Ge bäu de fun gier- te. sie ta ten Mr Hawk ins leid – vor al lem Gage, weil er der mut ter lo se sohn ei nes al ten säu fers war.

er tat auch an de ren Leu ten leid, und das ging Gage ge gen den strich. bei Mr Hawk ins al ler dings nicht. er ließ sich sein Mit leid nie an mer ken. Und wenn Gage auf der bow lingbahn half, dann be zahl te Mr Hawk ins ihn in bar. er steck te ihm das Geld heim lich zu, mit ei- nem ver schwö reri schen Zwin kern.

er wuss te, ach zum teu fel, je der wuss te, dass bill tur- ner sei nen sohn von Zeit zu Zeit ver prü gel te. aber Mr Hawk ins war der Ein zi ge, der Gage je mals ge fragt hat te, was er woll te. ob er die Po li zei oder die Für sor ge ho len soll te oder ob Gage lie ber eine Zeit lang bei ihm und sei ner Fa mi lie woh nen woll te?

Die Po li zei und die so zi al ar bei ter hat te er nicht ge- wollt. sie mach ten al les nur noch schlim mer. Und er hät te zwar al les da für ge ge ben, in dem schö nen Haus bei Leu ten zu woh nen, die ein an stän di ges Le ben führ- ten, aber er hat te Mr Hawk ins nur ge be ten, sei nen al- ten Herrn bit te, bit te nicht zu feu ern.

er be kam we ni ger Prü gel, wenn Mr Hawk ins sei- nem Va ter ar beit gab. au ßer na tür lich, wenn bill auf sauf tour ging und sich zu schüt te te. Wenn Mr Hawk ins wüss te, wie schlimm es in sol chen Zei ten tat säch lich war, wür de er wohl doch die Po li zei ru fen.

(21)

also er zähl te er es ihm nicht, und er lern te, Prü gel wie die von ges tern abend gut zu ver ste cken.

Gage be weg te sich vor sich tig, als er aus dem Vor rat sei nes Va ters drei kal te bier nahm. Die strie men auf sei nem rü cken und sei nem Hin tern wa ren noch wund und brann ten wie Feu er. er hat te mit den schlä gen ge- rech net. Das pas sier te im mer um sei nen Ge burts tag he- rum. Und am to des tag sei ner Mut ter wur de er auch im- mer ver prü gelt.

Das wa ren die bei den gro ßen, tra di ti o nel len ter mi ne.

Zu an de ren Zei ten ka men die schlä ge über ra schend.

aber wenn sein Va ter ar beit hat te, be schränk te er sich auf Knuf fen und schub sen.

Gage brauch te nicht be son ders lei se zu sein, als er das schlaf zim mer sei nes Va ters be trat. Wenn bill tur- ner sei nen rausch aus schlief, hät te ihn höchs tens der ein satz der Feu er wehr ge weckt.

Im Zim mer stank es nach schweiß und kal tem rauch, Gage ver zog das Ge sicht. er nahm die halb- vol le schach tel Marl bo ro von der Kom mo de. Der alte Mann wür de sich be stimmt nicht mehr da ran er in- nern, dass er noch Zi ga ret ten ge habt hat te, das war also kein Prob lem.

ohne Ge wis sens bis se öff ne te er die brief ta sche sei- nes Va ters und nahm sich drei ein zel ne Dol lar und ei- nen Fün fer he raus.

er be trach te te sei nen Va ter, wäh rend er sich die schei ne in die Ho sen ta sche stopf te. bill lag breit bei nig auf dem bett, aus ge zo gen bis auf die bo xer shorts, und schnarch te mit of fe nem Mund.

Der Gür tel, mit dem er sei nen sohn am abend zu vor

(22)

be ar bei tet hat te, lag ne ben sei nem Hemd, sei ner Jeans und sei nen schmut zi gen so cken auf dem Fuß bo den.

ei nen Mo ment lang, ei nen win zi gen Mo ment lang, stieg das wil de Ver lan gen in Gage auf, den Gür tel zu er- grei fen und ihn fest über den nack ten, schwab be li gen bauch sei nes Va ters klat schen zu las sen.

Wie wür de dir das wohl ge fal len?

aber dort auf dem tisch, ne ben dem über quel len den aschen be cher und der lee ren bier fla sche stand das bild von Ga ges Mut ter, die ihn an lä chel te.

Die Leu te sag ten, er sähe aus wie sie – die dunk len Haa re, die grü nen au gen, der vol le Mund. Zu erst war es ihm pein lich ge we sen, mit ei ner Frau ver gli chen zu wer den. aber in der letz ten Zeit, seit das Foto von ihr die deut lichs te er in ne rung an sie war, da er ihre stim- me nicht mehr hö ren oder sie rie chen konn te, gab es ihm Kraft.

er sah aus wie sei ne Mut ter.

Manch mal stell te er sich vor, der Mann, der sich die meis ten aben de sinn los be trank, wäre nicht sein Va- ter.

sein Va ter wäre klug, tap fer und wa ge mu tig.

aber dann blick te er sei nen al ten an und wuss te, dass das blöd sinn war.

er zeig te sei nem Va ter den stin ke fin ger, als er das Zim mer ver ließ. sei nen ruck sack muss te er in der Hand tra gen. bei den strie men auf dem rü cken war nicht da ran zu den ken, ihn um zu hän gen.

er ging über die au ßen trep pe nach un ten und hin ters Haus, wo sein al tes Fahr rad an ge ket tet stand.

trotz sei ner schmer zen muss te er grin sen.

(23)

Für die nächs ten vier und zwan zig stun den war er frei.

sie woll ten sich am west li chen stadt rand tref fen, wo der Wald bis an die stra ße reich te. Der Jun ge aus der Mit tel schicht, das Hip pie-Kind und der sohn des säu- fers.

sie hat ten alle drei am glei chen tag Ge burts tag, am sieb ten Juli. Cal hat te sei nen ers ten schrei im Kreiß saal des Wa shing ton County Hos pi tals aus ge sto ßen, wäh- rend sei ne Mut ter keuch te und sein Va ter wein te. Fox war im schlaf zim mer des al ten Farm hau ses di rekt in die war ten den Hän de sei nes la chen den Va ters ge schlüpft, wäh rend bob Dy lan sang »Lay, Lady, Lay« und la ven- del duf ten de Ker zen fla cker ten. Und Gage war in ei nem Kran ken wa gen, der die Ma ry land rou te 65 ent lan gras- te, zur Welt ge kom men.

Gage war als ers ter da. er stieg ab und schob sein Fahr rad zwi schen die bäu me, wo nie mand es se hen konn te.

Dann setz te er sich auf den bo den und zün de te sich sei ne ers te Zi ga ret te an die sem tag an. Ihm wur de im- mer ein biss chen übel da von, aber der akt des an zün- dens ent schä dig te ei nen da für.

er saß da und rauch te und stell te sich vor, er be fän de sich auf ei nem Ge birgs pfad in Co lo ra do oder im hei ßen süd a me ri ka ni schen Dschun gel.

Ir gend wo, nur nicht hier.

er hat te ge ra de den drit ten Zug ge nom men und vor- sich tig in ha liert, als er ein wei te res Fahr rad nä her kom- men hör te.

(24)

Fox schob blitz durch die bäu me. sein Fahr rad hieß so, weil sein Va ter blit ze auf die stan gen ge malt hat te.

In die ser Hin sicht war sein Dad ganz schön cool.

»Hey, tur ner.«

»o’Dell.« Gage streck te ihm die Zi ga ret te ent ge gen.

sie wuss ten bei de, dass Fox sie nur nahm, weil er sonst als Weic hei ge gol ten hät te. er nahm ei nen schnel len Zug und reich te sie Gage dann zu rück. Gage wies mit dem Kinn auf die ta sche am Len ker von blitz. »Was hast du da bei?«

»Litt le Deb bies, Nut ter butt ers und tas teK ake Pie, ap fel und Kir sche.«

»toll. Ich habe drei Do sen bud für heu te abend.«

Fox fie len fast die au gen aus dem Kopf. »Kein scheiß?«

»Nein, kein scheiß. Mein al ter war voll. Das merkt der gar nicht. Ich habe auch noch was an de res. Das Pent house vom letz ten Mo nat.«

»Nicht dein ernst!«

»er ver steckt es im mer un ter der schmut zi gen Wä- sche im ba de zim mer.«

»Lass mal se hen.«

»spä ter. Wenn wir das bier trin ken.«

sie blick ten auf, als Cal mit sei nem Fahr rad über den un e be nen Weg kam. »Hey, schwei ne kopf«, be grüß te Fox ihn.

»Hey, arsch lö cher.«

Nach die ser freund schaft li chen be grü ßung scho ben sie ihre Fahr rä der tie fer in den Wald hi nein.

als sie die Fahr rä der si cher ab ge stellt hat ten, pack- ten sie ihre Vor rä te aus.

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»Him mel, Hawk ins, was hat dei ne Mom dir denn al- les ein ge packt?«

»Wenn du Hun ger be kommst, be schwerst du dich be- stimmt nicht mehr.« Cals arme konn ten das Ge wicht kaum noch tra gen. er warf Gage ei nen fins te ren blick zu. »Wa rum nimmst du ei gent lich dei nen ruck sack nicht auf den rü cken und hilfst mir?«

»Weil ich ihn tra ge.« aber er klapp te doch den De- ckel des Kor bes zu rück und schob ein paar der tup- per ware-Do sen in sei nen ruck sack. »Pack auch wel che ein, o’Dell, sonst brau chen wir noch den gan zen tag, um zu Hes ter’s Pool zu kom men.«

»schei ße.« Fox zog eine ther mos fla sche he raus und stopf te sie in sei nen ruck sack. »Ist es jetzt leicht ge nug für dich, sally?«

»Halt’s Maul. Ich habe den Korb und mei nen ruck- sack.«

»Ich habe den ein kauf aus dem su per markt und mei- nen ruck sack.« Fox nahm sei nen teu ers ten be sitz vom Fahr rad. »Du trägst das ra dio, tur ner.«

Gage zuck te mit den schul tern und er griff den Ghet- tob las ter. »Dann su che ich auch die Mu sik aus.«

»aber kein rap«, er wi der ten Cal und Fox uni so no, aber Gage grins te nur und dreh te so lan ge am sen der, bis er Mu sik nach sei nem Ge schmack fand.

stöh nend mach ten sie sich auf den Weg zur schlucht.

Das Laub war so dicht, dass die som mer hit ze hier im schat ten der hoch auf ra gen den Pap peln und ei chen nicht so schlimm war.

»Gage hat ein Pent house«, ver kün de te Fox. als Cal

(26)

ihn nur ver ständ nis los an starr te, füg te er er klä rend hin zu: »Die Zeit schrift mit den nack ten Frau en, blöd- mann.«

»oh, oh.«

»Na, komm schon, tur ner, hol sie raus!«

»erst wenn wir un ser La ger auf ge schla gen ha ben und das bier auf ma chen.«

»Bier!« Ins tink tiv warf Cal ei nen furcht sa men blick über die schul ter, als ob auf ein mal sei ne Mut ter hin ter ihm stün de. »Du hast bier?«

»Drei Do sen«, be stä tig te Gage. »Zi ga ret ten auch.«

»Ist das nicht toll?« Fox box te Cal in den arm. »Das wird der bes te Ge burts tag, den wir je hat ten.«

»Ja«, stimm te Cal ihm zu. Ins ge heim je doch starb er vor angst. bier, Zi ga ret ten und bil der von nack ten Frau en. Wenn sei ne Mut ter das je mals he raus fand, be- kä me er stu ben ar rest, bis er drei ßig wäre. Und da hat te er noch nicht ein mal mit ge zählt, dass er sie an ge lo gen hat te und durch den Hawk ins Wood mar schier te, um beim aus drück lich ver bo te nen Hei den stein zu zel ten.

Wahr schein lich wür den sie ihn in sein Zim mer ein- sper ren, bis er in ho hem al ter starb.

»Mach dir nicht in die Hose.« Gage nahm den ruck- sack in die an de re Hand. »Das ist doch al les cool.«

»Ich ma che mir nicht in die Hose.« aber Cal zuck te doch zu sam men, als ein fet ter ei chel hä her auf flog und wü tend ke cker te.

(27)

2

Hes ter’s Pool war in Cals Welt eben falls ver bo ten, was nur ei ner der Grün de war, wa rum er und sei ne Freun de den teich un wi der steh lich fan den.

In dem schlam mi gen brau nen Was ser, das von dem bach an tie tam ge speist wur de und tief im dich ten Wald lag, spuk te es an geb lich, weil dort ir gend ein Pu ri ta ner- Mäd chen er trun ken sein soll te.

sei ne Mut ter hat te auch von ei nem Jun gen er zählt, der dort er trun ken war, als sie noch ein Kind war, und das war für sie ein Grund, Cal ab so lut zu ver bie ten, je- mals dort zu schwim men. an geb lich lau er te der Geist des Kin des im mer noch dort und war te te nur da rauf, ein an de res Kind zu sich in die tie fe zu zie hen, da mit er je- man den zum spie len da un ten hat te.

Cal war in die sem som mer schon zwei mal dort ge- schwom men, ganz zit te rig vor angst und auf re gung.

Und je des Mal hät te er schwö ren kön nen, dass kno chi- ge Fin ger über sei ne Knö chel stri chen.

Die Ufer re gi on war dicht mit rohr kol ben und den wil den oran ge far be nen Li li en be wach sen, die sei ne Mut ter so ger ne hat te. Far ne be deck ten den stei ni gen ab hang und ran ken mit bee ren, de ren saft bei na he wie ech tes blut aus sah.

als sie das letz te Mal hier ge we sen wa ren, hat te er eine schwar ze schlan ge ge se hen, die sich den ab hang am Ufer hoch ge schlän gelt hat te.

Fox stieß ei nen schrei aus und ließ sei nen ruck sack

(28)

fal len. In se kun den schnel le hat te er sich schu he, t- shirt und Jeans aus ge zo gen und schoss wie eine Ka no- nen ku gel ins Was ser, ohne auch nur ei nen Ge dan ken an schlan gen oder Geis ter zu ver schwen den.

»Kommt schon, ihr schwäch lin ge.« Fox tauch te und glitt wie ein see hund durch den teich.

Cal setz te sich und schnür te sei ne Con ver se all stars auf. sei ne so cken steck te er sorg fäl tig hi nein. Dann blick te er zu Gage, der nur dastand und übers Was ser blick te, in dem Fox ju belnd plantsch te.

»Gehst du nicht rein?«

»Ich weiß noch nicht.«

Cal zog sein shirt aus und fal te te es, aus rei ner Ge- wohn heit. »es steht aber auf der Lis te. Wir kön nen es erst aus strei chen, wenn wir es alle ge tan ha ben.«

»Ja, ja.« aber Gage rühr te sich nicht, als Cal sich bis auf die Un ter ho se aus zog.

»Wir müs sen alle hi nein ge hen und die Göt ter he raus- for dern und so.«

ach sel zu ckend streif te Gage sei ne schu he ab. »Mach schon wei ter. bist du ein Homo oder was? Willst du mir beim aus zie hen zu gu cken?«

»Iiih.« Cal setz te sei ne bril le ab und leg te sie in ei nen schuh. Dann hol te er tief Luft, ins ge heim froh da rü ber, dass er al les nur noch ver schwom men sah, und sprang.

Das Was ser war kalt, und Cal war kaum auf ge taucht, als Fox ihm auch schon Was ser ins Ge sicht spritz te, so dass er prak tisch nichts mehr se hen konn te. Ge ra de, als sich sei ne kurz sich ti gen au gen ein biss chen an die Um- ge bung ge wöhnt hat ten, sprang Gage ins Was ser, und wie der war er blind.

(29)

»Mann!«

Ga ges Kraul stil wühl te das Was ser auf, des halb brach- te sich Cal erst ein mal in si cher heit. Von den drei en war er der bes te schwim mer. Fox war schnell, aber er hielt nicht lan ge durch, und Gage, na ja, Gage at ta- ckier te das Was ser, als müs se er da ge gen kämp fen.

Cal fürch te te schon, ei nes ta ges die Le bens ret tungs- tech ni ken an wen den zu müs sen, die sein Va ter ihm bei- ge bracht hat te, um Gage vor dem er trin ken zu ret ten.

er stell te sich ge ra de vor, wie Gage und Fox ihn dank- bar und be wun dernd an blick ten, als eine Hand sich um sei nen Knö chel schloss und ihn un ter Was ser zog.

ob wohl er wuss te, dass es Fox war, klopf te Cal das Herz bis zum Hals, als das Was ser über ihm zu sam men- schlug. Pa nik stieg in ihm auf. es ge lang ihm, sich los- zu rei ßen, und als er sich ab stieß, um wie der nach oben zu ge lan gen, sah er links eine be we gung.

es – sie – glitt durch das Was ser auf ihn zu. Ihre Haa- re hin gen um ihr blei ches Ge sicht, und ihre au gen wa- ren tief schwarz. als sie die Hand aus streck te, um nach ihm zu grei fen, öff ne te Cal den Mund zu ei nem schrei und schluck te Was ser.

Ge läch ter er tön te, als er auf tauch te, es hall te ble- chern wie die Mu sik aus dem al ten tran sis tor ra dio, das sein Va ter manch mal be nutz te. Keu chend schwamm er zum rand des tei ches.

»Ich habe sie ge se hen, ich habe sie ge se hen, im Was- ser, ich habe sie ge se hen«, stieß er her vor, wäh rend er den ab hang hi nauf krab bel te.

In sei ner Fan ta sie kam sie wie ein Hai auf ihn zu, mit of fe nem Mund und mes ser schar fen Zäh nen.

(30)

»raus! Kommt raus aus dem Was ser!« rut schend und keu chend zog er sich hoch. er sah sei ne Freun de, die im teich Was ser tra ten. Fast schluch zend beug te er sich über sei nen schuh, um sei ne bril le auf zu set zen.

»sie ist im Was ser! Ich habe sie ge se hen! Kommt raus, schnell!«

»oooh, der Geist! Helft mir, helft mir!« Mit ge spiel- tem Gur geln sank Fox un ter Was ser.

Cal sprang auf und ball te die Fäus te. Wut und ent set- zen misch ten sich in sei ner stim me. »Ver dammt noch mal, kommt raus!«

Ga ges Grin sen er losch. er kniff die au gen zu sam- men und pack te Fox am arm, als die ser la chend wie- der auf tauch te.

»Wir ge hen raus.«

»ach, komm! er ist doch bloß sau er, weil ich ihn ge- tunkt habe.«

»er meint es ernst.«

Das drang auch bis zu Fox durch, der sich miss trau isch um blick te und ge hor sam ans Ufer schwamm.

Gage folg te ihm so sorg los pad delnd, dass Cal un- will kür lich dach te, er woll te he raus for dern, dass et was pas sier te.

als sei ne Freun de sich ans Ufer zo gen, sank Cal zu bo den. er zog die Knie an, press te die stirn da rauf und be gann zu zit tern.

»Mann.« Fox, der tropf nass in sei ner Un ter wä sche vor ihm stand, trat von ei nem Fuß auf den an de ren.

»Ich zie he nur ein biss chen an dir, und du ras test aus.

Wir ha ben doch nur ge spielt.«

»Ich habe sie ge se hen.«

(31)

Fox hock te sich hin und schob sich die nas sen Haa re aus der stirn. »Kum pel, du siehst ohne die se Coke-Fla- schen bö den gar nichts!«

»Halt den Mund, o’Dell!« Gage hock te sich eben- falls hin. »Was hast du ge se hen, Cal?«

»Sie. Ihre Haa re schwam men um sie he rum, und ihre au gen, oh, Mann, ihre au gen wa ren so schwarz wie die von dem Hai in Der wei ße Hai. sie hat te ein lan ges Kleid an, mit lan gen Är meln und so, und sie streck te die Hand aus, als woll te sie nach mir grei fen …«

»Mit ih ren kno chi gen Fin gern«, warf Fox spöt tisch ein.

»sie wa ren nicht kno chig.« Cal hob den Kopf. Wut und angst stan den in sei nen au gen. »Das hat te ich auch ge dacht, aber sie sah so … so wirk lich aus. Gar nicht wie ein Geist oder ein ske lett. oh, Mann, o Gott, ich habe sie wirk lich ge se hen, das ist nicht er- fun den.«

»oh, Mann.« Fox wich et was vom teich zu rück und fluch te, als er sich den arm an den Dor nen ran ken auf- riss. »schei ße, jetzt blu te ich auch noch.« er riss ein bü schel Gras aus und wisch te sich das blut ab, das aus den Krat zern tropf te.

»auf gar kei nen Fall.« Cal sah, wie nach denk lich Gage das Was ser be trach te te. »Kei ner geht da mehr rein. au ßer dem kannst du gar nicht gut ge nug schwim- men, um es zu ver su chen.«

»Wa rum hast du sie als ein zi ger ge se hen?«

»Das weiß ich nicht, aber das ist mir auch egal. Ich will hier nur noch weg.«

Cal sprang auf und er griff sei ne Hose. be vor er hi-

(32)

nein schlüp fen konn te, fiel sein blick auf Ga ges rü- cken. »ach, du lie be schei ße. Dein rü cken sieht ja übel aus.«

»Mein al ter war ges tern abend be trun ken. es ist nicht so schlimm.«

»Mann.« Fox trat um ihn he rum, um es sich eben falls an zu se hen. »Das muss doch weh tun.«

»Das Was ser war schön kühl.«

»Ich habe mei ne ers te-Hil fe-ta sche …«, be gann Cal, aber Gage un ter brach ihn.

»Ich habe doch ge sagt, es ist nicht schlimm.« er zog sich sein t-shirt über den Kopf. »Wenn ihr zwei nicht den Mut habt, noch ein mal ins Was ser zu ge hen, dann kön nen wir ei gent lich auch wei ter ge hen.«

Fox ver teil te Litt le Deb bies und nahm eine Dose Coke aus dem six pack, das er im su per markt ge kauft hat te. Weil der Zwi schen fall im teich und die strie men auf Ga ges rü cken zu wich tig wa ren, re de ten sie nicht da von. statt des sen zo gen sie sich an und mach ten sich kau end auf den Weg.

auf hal ber stre cke über leg te Cal, was er ei gent lich ge se hen hat te. Wa rum war er der ein zi ge ge we sen? Wa- rum war ihr Ge sicht im schlam mi gen Was ser so klar ge- we sen? er hat te doch noch nicht ein mal die bril le auf- ge habt. Wie so hat te ge ra de er sie ge se hen? Mit je dem schritt, den er sich wei ter vom brun nen ent fern te, fiel es ihm leich ter, sich ein zu re den, dass er sich al les nur ein ge bil det hat te.

er wür de es zwar im Le ben nicht zu ge ben, aber viel- leicht war er wirk lich nur aus ge ras tet.

Die Hit ze trock ne te sei ne feuch te Haut, und er be-

(33)

gann zu schwit zen. Wie moch te Gage es wohl aus hal- ten, dass ihm das t-shirt am rü cken kleb te? Mann, die se strie men wa ren so rot und dick, das muss te doch ein fach weh tun. so schlimm wie die ses Mal war es noch nie ge we sen. er wünsch te, Gage lie ße sich von ihm sal- be da raufschmie ren.

Wenn es sich nun ent zün de te? Wenn er nun eine blut ver gif tung be kam und an fing zu fan ta sie ren, wäh- rend sie auf dem Weg zum Hei den stein wa ren?

Dann wür de er Fox los schi cken, um Hil fe zu ho len, ja ge nau, das wür de er tun – Fox wür de Hil fe ho len, wäh- rend er bei Gage blieb und die Wun den ver sorg te und ihm zu trin ken gab, da mit er nicht – wie hieß das noch mal? – de hyd rier te.

Na tür lich wä ren sie alle dran, wenn sein Dad sie ab- ho len käme, aber auf je den Fall wür de Gage ge hol fen.

Viel leicht wür de Ga ges Va ter ja ins Ge fäng nis kom- men. Und was wür de dann pas sie ren? Müss te Gage dann ins Wai sen haus?

Der Ge dan ke jag te ihm bei na he so viel angst ein wie die Frau im teich.

sie mach ten rast und setz ten sich in den schat ten, um sich eine von Ga ges ge stoh le nen Marl bo ros zu tei- len. Cal wur de da von im mer schwin de lig, aber er fand es ganz nett, mit sei nen Freun den hier im Wald zu sit- zen, wäh rend hin ter ih nen Was ser über die stei ne plät- scher te und um sie he rum die Vö gel zwit scher ten.

»Wir könn ten ja hier un ser La ger auf schla gen«, sag te Cal mehr zu sich selbst.

»auf kei nen Fall.« Fox box te ihm an die schul ter.

»Wir wer den am Hei den stein zehn. Der Plan wird jetzt

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