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Zeit für Kita-Leitung

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Academic year: 2022

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Gewerkscha Erziehung und Wissenscha

www.gew-bw.de/bildung-weiter-denken

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Landesverband Baden-Württemberg

Qualität in Kindertageseinrichtungen

Zeit für Kita -L eitung

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Qualitätsentwicklung in Kitas erfordert Investitionen in Leitungs z eit!

//Die GEW tritt seit Jahren für eine verpflich- tende Leitungszeit ein. Das Geld wäre da!

Doch soll es in einen Kinderbildungspass (KiBiPa) fließen. //

Gesellschaftliche und gesetzliche Verände- rungen, die Einführung der Bildungs- und Orientierungspläne sowie neue wissenschaft- liche Erkenntnisse haben dazu geführt, dass sich die Arbeit in Kindertageseinrichtungen (Kitas) in den letzten Jahren stetig verändert hat und immer höhere Anforderungen an die pädagogischen Fachkräfte und Kita-Leitungen gestellt werden.

So werden Kitas in immer stärkerem Maße als Allheilmittel angesehen, um viele - auch schwerwiegende Probleme - zu lösen. Die Forderungen reichen von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bis hin zur nachhalti- gen Integration zugewanderter Menschen, vom Ausbau eines Sozialraum-Managements

bis hin zum Abbau des Mangels an naturwis- senschaftlich und technisch begeistertem Nachwuchs.

Vor allem die Leitungsfunktion einer Kinder- tageseinrichtung hat sich zu einer komple- xen und vielschichtigen Aufgabe entwickelt, die mit der Führung eines Unternehmens durchaus vergleichbar ist. Die Kita-Leitung ist verantwortlich für die Sicherstellung der pädagogischen Qualität der Einrichtung und dafür, dass ein fortlaufender Qualitätsent- wicklungsprozess entsteht. Daneben sind die täglichen Managementaufgaben zu lösen und ein möglichst reibungsloser Betriebsablauf zu gewährleisten. Dabei bewegt sie sich stets im Spannungsfeld zwischen den Erwartungen der Trägerverantwortlichen, der Fachkräfte und der Eltern.

Deshalb: Kita-Leitung geht nicht nebenbei!

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Bertelsmann-Studie: „Kita-Leitung als Schlüsselposition“

Leitungskräfte spüren Belastung

überrascht von der Diversität an Leitungsauf- gaben, -kompetenzen und -persönlichkeiten.

Als weiteres Ergebnis der Befragung lässt sich festhalten, dass sich Leitungskräfte permanent als Verwalter/innen des Mangels erleben und sie ständig in einem Spannungsfeld zwischen ungenügenden strukturellen Rahmenbedin- gungen und einem steigenden Aufgaben- spektrum agieren. Trotzdem bleiben sie „am Steuer“, stärken ihre Teams und übernehmen die Anwaltschaft für die ihnen anvertrauten Kinder.

Deshalb: Kernaufgaben von Kita-Leitungen klar definieren!

„Als Leitung einer so großen Einrichtung habe ich einen Mana- gerjob im pädago- gischen Bereich. Ich muss die Konzeption und das große Ganze im Blick haben, aber auch die Reparatur der Wasserhähne, da es keinen Hausmeis- ter gibt.

Und ich bin Vorbild für die Kolleg/innen, wenn es darum geht mich immer wieder der Vielfalt an Aufgaben zu stellen, Prioritäten zu setzen und mich ständig zu reflektieren. Ich muss hinter dem Konzept stehen und meine Mitarbeiter/innen einbeziehen und wenn nötig motivieren, und erst dann kann ich erwarten, dass die Kolleg/innen auch jedes Kind und jede Familie mitnehmen. Und dafür brauche ich Zeit. Sowas kann nicht neben dem Gruppendienst geleistet werden.“

Katrin Schmidt-Sailer leitet eine Kita mit 36 Beschäftigten. Mit ihrem Team ist sie für 146 Kinder und ihre Familien zuständig.

„Als Leitung eines Kinder- und Famili- enzentrums (KiFaz) habe ich viel mehr an koordinieren- den Aufgaben zu bewältigen. Öf- fentlichkeitsarbeit ist ausgesprochen wichtig, dazu ge- hört es Netzwerke zu schaffen und

aufrecht zu erhalten. Ich bin kontinuierlich im Gespräch mit Eltern und vielfältigen sozi- alen Einrichtungen, von der Schule bis zum Jugendamt. Dafür brauche ich Zeit.“

Cornelia Vogel, Leiterin eines Kinder- und Familienzentrums mit 35 Beschäftigten und 80 Kindern im Alter von 1 - 14 Jahren und ihren Familen.

// Die hohe Belastung von Kita-Leitungs- kräften wird in der Studie „Kita-Leitung als Schlüsselposition. Erfahrungen und Orientie- rungen von Leitungskräften in Kindertages- einrichtungen“ belegt. //

Die bundesweite Befragung von 140 Kita- Leitungen führten Prof. Dr. Iris Nentwig- Gesemann von der Alice Salomon Hochschule Berlin zusammen mit Katharina Nicolai und Luisa Köhler im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durch. Der Studie zufolge sind die Auf- gaben- und Anforderungsprofile der Leitungen oftmals unbestimmt und Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten in der einzelnen Kita nicht geklärt. Die Wissenschaftlerinnen waren

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Zeitanteile für Kita-Leitung in Baden-Württemberg

Bertelsmann Stiftung - Sonderauswertung

Zu wenig Zeit für Leitungsaufgaben in Kitas“

// Das Ergebnis der Sonderauswertung des Ländermonitors Frühkindliche Bildungssysteme

„Zu wenig Zeit für Leitungsaufgaben in KiTas“ zeigt, dass in Baden-Württemberg der Anteil der Kitas ohne ausgewiesene Leitungszeit bei 20 Prozent liegt. Nur Hessen, Berlin und Bremen schneiden schlechter ab. //

freigestellt und haben ein kombiniertes Auf- gabenprofil: Sie sind zugleich Gruppenleitung, Zweit- bzw. Ergänzungskräfte im Gruppen- dienst oder übernehmen gruppenübergrei- fende Tätigkeiten. (März 2015 Bertelsmann Stiftung).

Prof. Dr. Nentwig-Gesemann führt in der Stu- die „Kita-Leitung als Schlüsselposition“ dazu aus, dass Leitungskräfte, die auch noch im Gruppendienst tätig sind (in Ba.-Wü. sind dies 75,7%), immer wieder zwei Rollen austarie- ren und reflektieren müssen. Zum einen die der Chefin und Managerin, zum anderen die des Teammitglieds und der Bezugsperson für Kinder und Eltern. Sie stehen dabei wiederkeh- rend vor der Herausforderung diese beiden Bereiche zu gewichten und u. U. einen davon vernachlässigen zu müssen.

1,8 2,8 3,5 4,9 8,4 9,8 10,1 10,5 11,6

14,5 16 17,7 20 20,7 22,9 32

Kitas ohne Leitungszeit in %

20%

57%

19% 4%

keine Person 1 Person anteilig 1 Person vollständig ein Leitungsteam (vollst. o. anteilig)

Nur in 19 Prozent der Kitas in Baden-Würt- temberg steht den Leitungskräften ihre ge- samte Arbeitszeit für Leitungstätigkeiten zur Verfügung.

57 Prozent der Kita-Leitungen sind anteilig

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KiTas ohne Leitungszeit nach Einrichtungsgröße

Wöchentliche Leitungsstunden pro tätiger Person in Kitas

Im bundesweiten Durchschnitt verfügen Kita- Leitungen über 2 Wochenstunden pro tätiger Person in Kitas. In Baden-Württemberg sind es 1,5 Stunden. Deutlich wird, dass der Zeitan- teil seit Jahren kontinuierlich abnimmt und die steigende Mitarbeiterzahl pro Einrichtung nicht zu einer Erhöung der Leitungszeit führt.

Quelle: Bertelsmann Stiftung: Ländermonitor Frühkind- liche Bildungssysteme // www.ländermonitor.de Daten zum Stichtag 01.03.2015

27

20

12

0 5 10 15 20 25 30

kleine KiTas (< 8 päd. Tätige)

mittlere KiTas (8 - 12 päd. Tätige)

große KiTas (> 13 päd. Tätige)

Fehlende Leitungszeit ist in Baden-Württem- berg nicht nur ein Problem kleiner Kitas. 27 Prozent der Leitungskräfte kleiner Kitas steht keine Zeit für Leitungsaufgaben zur Verfügung, dies gilt aber auch für 20 Prozent der mittleren und 12 Prozent der großen KiTas.

2 1,8 1,7 1,6 1,5

2011 2012 2013 2014 2015

Uta Köhler leitet eine Kita mit 25 Kindern und hat eine Mitarbeiterin. Sie ist gleich- zeitig Grupplenleitung. Für die Leitungs- aufgaben steht ihr keine Leitungszeit zur Verfügung.

„Wir gehen regel- mäßig zu Leiter/

innentreffen, zu Treffen mit Koope- rationspartnern, halten Kontakt zum Träger, Schulen, Elternvertreter/

innen und müssen z.B. Datenschutz- richtlinen im Blick haben und Bran-

schutzübungen durchführen. Ich schiebe viele Überstunden vor mir her, die ich nicht abbauen kann.“

Kernaufgaben von Kita-Leitungen

Zu den Kernaufgaben von Kita-Leitungen gehören, so Prof. Dr. Petra Strehmel, sieben Aufgabenbereiche:

1. Die pädagogische Leitung und Betriebs- führung,

2. die Führung und Förderung der pädagogi- schen Mitarbeiter/innen,

3. die Zusammenarbeit im Team, mit Eltern und Kooperationspartnern im Sozialraum, 4. die Organisationsentwicklung mit allen

Beteiligten,

5. das Selbstmanagement, (eigene fachliche Positionierung und Fortbildung, Arbeits- organisation, Zeitmanagement, Reflexion der eigenen Führungsrolle),

6. die Beobachtung von Rahmenbedin- gungen und Trends und das Ziehen von Schlussfolgerungen für die Einrichtung sowie

7. die strategische Planung für das eigene Leitungshandeln.

Quelle: Strehmel, P./Ulber, D. (2014): Leitung von Kin- dertageseinrichtungen. Weiterbildungsinitiative Frühpä- dagogische Fachkräfte, WIFF-Expeertisen, Bd. 39.

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Die gesetzliche Verankerung der Leitungszeit ist notwendig!

In Baden-Württemberg fehlt noch immer die Verankerung einer verbindlichen Leitungszeit im Kindertagesbetreuungsgesetz (KiTaG). Ge- regelt ist nur, wer die Leitung einer Kita über- nehmen darf (§ 7 KiTaG Abs. 6). Und die Aus- führungshinweise des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales in Baden-Württemberg (KVJS) zur Kindertagesstättenverordnung (KiTaVO) weisen – unter Bezug auf § 47 SGB VIII – lediglich darauf hin, dass der Träger einer erlaubnispflichtigen Einrichtung dem KVJS den Namen und die berufliche Ausbildung der/des Leiter/in anzuzeigen hat.

Weder sind bisher die Kernaufgaben einer Ki- ta-Leitung klar definiert noch ist die Notwenig- keit einer verbindlichen Leitungszeit benannt.

Die konkrete Ausgestaltung der Leitungsfunk- tion und die sogenannte „Freistellung“ vom Gruppendienst liegt somit im Ermessen der Kommunen bzw. der Kita-Träger. Wird diese, so der KVJS, jedoch freiwillig gewährt, muss in demselben Umfang - zur Einhaltung des Min- destpersonalschlüssels - eine Fachkraft für die Arbeit mit den Kindern eingestellt werden.

Deshalb: Qualitätsentwicklung erfordert Zeit!

Kita-Leitungen brauchen fachliche Begleitung!

In Baden-Württemberg gibt es keine Regelung über Fach- und Praxisberatung. Dies liegt aus- schließlich in der Verantwortung der Träger.

Um dem anspruchsvollen Tätigkeitsproil Rech- nung tragen zu können, benötigen Kita-Leitun- gen bedarfsgerechte Fort- und Weiterbildun- gen. Diese müssen, so Nentwig-Gesemann,

„sowohl die Erfordernisse berücksichtigen, die das Management kleinerer oder mittlerer Unternehmen mit sich bringt als auch die Spe- zifika einer pädagogischen Institution, deren Kernaufgabe in der Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern, also personenbezoge- nen sozialen Dienstleistungen liegt.“

Zusätzlich bedarf es einer kontinuierlichen Begleitung durch fachliche und kollegiale Bera- tung, individuelles Coaching und Supervision.

Für die Qualifizierung der Kita-Leitungskräfte wird ein eigenes Curriculum empfohlen, das sich am Aufgabenprofil der Kita-Leitung ori- entiert. Dazu sollten verschiedene Qualifizie- rungswege möglich sein:

• einschlägige Studiengänge (Bachelor- und- Masterstudiengänge)

• Fort- und Weiterbildungsmodule, die in einem Baukastensystem zu Zertifikaten mit Ausweitung und Akkreditierung nach ECTS zu einem Abschluss auf Bachelorniveau

Sie hat aus ei- genem Antrieb berufsbegleitend studiert und sich auf eigene Kosten weitergebildet.

Sie ist psycholo- gische Berate- rin, Fachwirtin im Sozialwesen sowie staatlich anerkannten So-

zialfachmanagerin. „Mit meinen Zusatzaus- bildungen fühle ich mich gut gewappnet für schwierge Situationen.“ Auswirkungen auf die Eingruppierung haben die Zusatzqulifi- kationen allerdings nicht.

Ute Méon, Leiterin einer Kindertagesein- richtungen mit 85 Kindern und 10 pädagi- gischen Fachkräften.

zusammengeführt werden können

• Berufsbegleitende, zertifizierte Fort- und Weiterbildungen insbesondere für erfahre- nes pädagogisches Personal bzw. Tätige in stellvertretenden Leitungspositionen.

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Die Landesregierung hat sich aber darauf verständigt, jährlich 84 Millionen Euro in einen Kinderbildungspass (KiBiPa) zu investieren, um Familien im letzten Kindergartenjahr zu ent- lasten. Damit will sie die frühkindliche Bildung stärken. Wie dies aber erreicht werden soll, wenn die Gelder an die Eltern gehen und nicht in die KiTas investiert werden, ist ein Rätsel.

Auch ein zusätzlicher Integrationseffekt kann durch diese Maßnahme bei einer Betreuungs- quote von nahezu 100 Prozent wohl kaum erreicht werden. In erster Linie verursacht die Genehmigung und Ausgabe eines solchen KiBiPa zusätzliche Bürokratie und Kosten.

Deshalb: Leitungszeit statt KiBiPa!

Impressum

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg

Silcherstraße 7, 70176 Stuttgart, Tel. 0711 2 10 30-0, E-Mail: info@gew-bw.de, www.gew-bw.de Redaktion: Heike Pommerening

November 2016

Leitungs z eit statt KiBiPa! (Kinderbildungspass)

// Im grün-schwarzen Koalitionsvertrag und den Nebenabreden finden sich keine Aussagen be- züglich der finanziellen Mittel, die für die verbindliche Umsetzung des Orientierungsplans und damit in die dringend notwenige Qualitätsentwicklung der Kitas fließen sollen. //

Deshalb fordern wir:

Deshalb setzt sich die GEW entschieden dafür ein, verbindliche Zeitkontingente für Leitungskräfte festzuschreiben. Es darf nicht länger akzeptiert werden, dass in vielen Einrichtungen die gesamte Arbeitszeit von Kita-Leitungen für den Grup- pendienst vorgesehen ist. Die GEW fordert mindestens 25% Zeit für Leitungsauf- gaben pro Kita-Gruppe und zum Ausgleich für die Arbeit am Kind, die Einstellung von zusätzlichem Fachpersonal. Die Anzahl der Kinder und Mitarbeiter/innen bzw. die individuellen Bedarfe der Kinder und Familien müssen zeitlich ebenfalls berücksichtigt werden.

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Gewerkscha Erziehung und Wissenscha

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