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VII. Aus der medicinischen Klinik in Bern. Ueber den Einfluss des Fiebers auf den arteriellen Blutdruck.

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VII.

Aus der medicinischen Klinik in Bern.

Ueber den Einfluss des Fiebers auf den arteriellen Blutdruck.

Yon

B. Kuhe-~Viegandt

a u s Prag.

(Hierzu Tafel u

Dass der Symptomencomplex, den wit mit dem Namen dos Fiebers belegen und als dessert wesentlichsten Factor wir eine StS- rung der W~rmcSkonomie ansehen, welche zu einer Erhitzung des KSrpers ftlhrt, auf die Blutcirculation einon Einfluss austlbt, ist un- zweifelhaft. Die Steigerung der Pulsfrequenz war das cardinalo Fiebersymptom, ehe die febrile Temperatursteigerung bekannt war;

aueh Uber diese einfaehe, so leicht zu constatirende Thatsache hinaus war den alton Aerzten bekannt, dass das Fieber die Circulation bo- einflusst. Der febrile Puls besass auch, abgesehen yon der Frequenz- steigerung, erkennbaro Eigenheiten; sic bestanden im Wesentlichen in starker Ftlllung, d. h. in einer Erweiterung der Arterie, in einer Celerit~t der Pulswelle. Dass diese Eigenthlimlichkeiten keineswegs immer mit der febrilon Temperatursteigerung zusammentreffen, haben freilich die modernon Beobaehtungen ergeben, doeh steht andererseits fest, dass in do~ alton Lehre ein gutes Sttiek Wahrheit enthalten ist.

Ebenso auffallend wie die Ver~nderungen der Radialarterie und des Radialpulses, ist die Erweiterung der Hautgef~sse im Fieber, welche die fieberhafte RSthung der Wangen bedingt; aueh diese ist eine Erscheinung, die keineswegs immer beim Fieber vorhanden ist, und doch kann Niemand daran zweifeln, dass sic als eine directo Erscheinung des Fiebers anzusehen ist. Um so auffallender muss es erscheinen, dass die modornen Hfilfsmittel, weleho die Physiologic zur Erforsehung der Kreislaufsverh~ltnisse anwendet, erst in der aller- neuesten Zeit Nr die Pathologic des Fiebers nutzbar gcmacht wor- den sind.

Zum Theil liegt es daran, dass die experimentelle Erzeugung dos fieberhaften Symptomencomplexes beim Thiero grossen Schwierig-

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Ueber den Einfluss des Fiebers auf den arteriellen Blutdruck. 127 keiten begegnet. Das experimentelle Fieber, welches durch EinfUh- rung faulender FlUssigkeiten crzaugt wird, ist wenig geeignet zum Studium dar fieberhaften Circulation, well es in vielen Cardinalsym- ptomcn yore typisehen Fiebar des Menschen wesentlich abweieht.

Erst in der allerneuesten Zeit scheint die experimentelle Patho- logic diesc Schwierigkeiten iiberwunden zu haben. Auf der anderen Seite ist ein grosser Theil der physiologischen Untersuehungsmetho- den beim Menschen night gut anwendbar u n d so kam es, dass schoa die eint~tchste Frage, die nach dem Verhalten des Blutdruakes im Fieber, bis zum hautigen Tage eine endgtiltige Beantwortung nicht gefunden hat. Die exacten physiologischen Methoden zur Blutdruck- messung sind beim Menschen nur ganz ausnahmsweise in Anwendung zu ziehen und kSnnen deshalb ftir die Pathologie des Fiebers nicht verwerthct wcrden. Man suchte deshalb durch Vermittlung des Sphyg- mographen indirect dem fraglichen Probleme n~her zu treten. Die sphygmographische Curve hat ja direct mit dam Blutdruck nichts zu thun und wird nur insofern vom Blutdruck beeinflusst werden 7 als die Spannung der Arterienwand die Form der Pulswelle beeinflusst.

Die sphygmographische Untersuchung stellte nun test, dass die Form des fieberhaften Pulses dutch eine mehr oder minder ausgesprochene Dikrotie sich eharakterisirt, dass also dem Fieber diejenige Pulsform zukommt, welche als Ausdruek einer Erschlaffung der Arterienwand angcsehen wird. Dieses Resultat der sphygmographischen Unter- suchungen ist in roller Uebereinstimmung yon Wolf, L a n d o i s und R i c g e l festgestallt worden und es schloss der letztgenannte Autor aus demselben, dass der Blutdruck im Fieber erniedrigt sei. Es war dies in dieser allgemeinan Fassung schwer mit der Erfahrung der klinischen Beobachtung zu vereinigen. Wir kennen eine grosse Zahl yon fieberhaften Zustiinden, in denen der palpirende Finger unzwcifel- haft den Eindruek gewinnt, dass die Spannung der Radialarterie nicht erniadrigt, im Gegentheil erhSht sei. Wenn dem gegentiber bei anderen fieberhaften Processen das Resultat ein entgegengesetztes ist, so liegt as keinesfalls daran, dass in jenen Fiillen ein geringerer Fiebergrad vorhanden ist. Im Gegcntheil, es scheint bei iiusserst hohen Gradan dar Temperatursteigerung~ bei roller Entwicklung dcr fieberhaften Symptome die Gefi~ssspannung eine hohe zu sein. Ware diese Beobachtung der einfachen Palpation zuverliissig, so wtirde daraus wenigsteus hervorgehen, dass dem Fieber sehlechtweg eine blutdruckerniedrigende Wirkung nicht zugeschrieban werden kann.

Allein die Sphygmographen bestritten die Zuverliissigkeit dcrartiger Feststellungen und betonten, um wie viel die sphygmographisehe

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128 u KUHE -WIEoANDT

Untersuchung der einfachen Palpation iibedegen set. Von der anderen Seite wurde eingewendet, dass die Beziehungen zwisehen Pulsform and Blutdruck keineswegs so unzweifelhaft seien, dass die Feststellung der Pulsform als eine genUgende Untersuehungsmethode ftir Erforseh- ung des Blutdruekes angesehen werden dUrfe. Um so freudiger musste es begrUsst werden, als Bas eh durch Erfindung des Sphygmo- manometers eine Methode schuf, welche gestattete, beim lebenden MeDschen ohne jede Inconvenienz den Blutdruck mit ziemlicher Ge- nauigkeit festzustellen. Wie zu erwarten stand, wurde dieses neue Htilfsmittel vom Erfinder wie yon mehreren anderen Autoren zur Beantwortung der Frage, die uns besch~ftigt, verwerthet. Allein es zeigte sich sehr bald, dass auch hierbei gewisse Schwierigkeiten die Feststellung der Resultate erschweren. Sowie tier palpirende Finger bald den Eindruck der gespannten, bald der sehlaffen Arterie beim Fiebernden bekommt, so ergab das Sphygmomanometer sehr ver- schiedene Blutdruckwerthe. Wir dUrfen als unzweifelhaft feststehend annehmen, dass die fiebererzeugende Ursache den Blutdruck in ver- schiedenem Sinne, and zwar sehr miiehtig beeinfiusst.

Auf dem Wege der einfachen statistischen Ermittlung des mitt- leren Blutdruckwerthes fiebernder Individuen ist also ein Resultat nicht zu erzielen. Ebenso kann man als feststehend betrachten, dass gewisse individuelle Momente - - Alter, Erniihrungszustand, Herzkraft and andere, zun~tchst indefinirbare Ursachen - - den Blutdrack be- einfiassen. Es bleibt also nichts tibrig, als die fragliehe Beobaehtung an e i n e m Individuum anzustellen.

Aber selbst wenn man in dieser Weise vorgeht, zeigt sich, dass die LSsung der gestellten Frage grosse Schwierigkeiten darbietet.

Wenn es niimlich auch zweifelhaft ist, in welcher Weise das Fieber, d. h. die febrile Temperatursteigerung, den Blutdruek m o m e n t a n beeinfiusst, so steht es unzweifelhaft lest, dass ein langandauerndes Fieber s c h l i e s s l i e h den Blutdruck herabsetzt. Wir werden nieht fehlgehen, wenn wir diese blutdruckerniedrigende Wirkung einer langdauernden Temperatursteigerung mit ether Seh~idigung der Herz- kraft in Verbindung bringen. Wie alle Muskeln so wird aueh der tterzmuskel schwerlich dem schw~ehenden Einflusse der febrilen Consumption entzogen bleiben. Diese ungtinstige Wirkung wird um so mehr manifest werden, je liinger das Fieber andauert. In der That zeigt aueh die einfache Palpation der Radialarterie, dass in denjenigen fieberhaften Krankheiten, in welchen der palpirende Finger anfangs eine Steigerung der Gefassspannung wahrnehmen zu k(innen glaubt, dies immer weniger der Fall wird~ je liinger die

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Ueber den Einfluss des Fiebers auf den arteriellen Blutdruck. 129 Krankheit andauert. Unter diesen Umst~inden werden wit den Blut- druck, den der entfieberte Kranke naeh Ablauf der Krankheit a u f - weist, nieht als normal~n Blutdruck ansehen dtirfen, und wenn der- selbe viel niedriger ist, als der im Beginne der Krankheit w~ihrend der Fieberh~he beobaehtete, so wird die Deutung nahe liegen, dass die dutch die Dauer des Fiebers gesetzte Schadigung der Herzkraft als die Ursache dieses erniedrigten Blutdrucks anzusehen ist. Keines- falls werden derartige Beobachtungen als Beweis daftir gelten k(in- nen, dass die febrile Temperatursteigerung an sieh mit einer Steige- rung des Blutdruckes verbunden sei. Die Beobaehtnngen an fiebern- den Kranken konnten deshalb nnr mit Kritik verwendet werden; es musste aus den Umst~nden jedes Falles abgeleitet werden, wie weit die Blutdruckschwankungen desselben dem Fieber und der dureh dasselbe gesetzten Temperatursteigerung, wie weit sie den anderen erw~hnten Factoren zuzuschreiben seien. Jede derartige Kritik unter- liegt aber naturgem~tss sehr leicht der Gefahr, dass bei ihr den indi- viduellen Anschauungen des kritisirenden Beobaehters ein zu grosset Einfluss einger~iumt wird; in dieser Weise allein ist es wohl zu ver- stehen, wenn bei der Anwendung des Sphygmomanometers die ver- schiedenen Beobachter genau die entgegengesetzten Resultate erzielten.

W~hrend We t z e 1 J), welcher unter Anleitung yon R i e g e 1 arbei- tete, zu dem Resultate kam, dass die febrile TemperaturerhShung druckerniedrigend wirkt, dass, je h~iher die Temperatur, je niedriger der Blutdruck, und dass die durch das Sphygmomanometer naehge- wiesene Blutdruckerniedrigung ganz parallel der Steigernng der Di- krotie des Spbygmogramms sei~ haben eine Reihe anderer Autoren genau das Gegentheil behauptet.

Ich stelle hier die Aeusserungen einiger dieser Autoren einander gegenUber. We t z e l sagt am Schlusse seiner Arbeit: ,Fasse ich in KUrze die Resultate zusammen, so ergibt sich als wichtigstes Resultat der druekerniedrigende Einfluss der TemperaturerhShung. In allen Versuchen zeigte sich, dass jedesmal die TemperaturerhShung sofort yon einem Sinken des Druekes begleitet war, um mit Rtlekkehr zur normalen Temperatur wieder einem hliheren Druckwerthe~ wenn aueh nicht stets sofort bis zur Normalzahl, Platz zu machen.

Was zweitens die hier gewonnenen Resultate der Sphygmogra- phie betrifft, so stehen dieselben in vollem Einklang mit dem vor Allem yon Ri e g e I vertheidigten and dureh zahlreiehe Untersuehungen

1) Ueber den Blutdruek im Fieber. Zeltschrift fiir klin. Medicin.

S. 341--342. 1882.

A r c h i v f. e x p e r i m e n t . P a t h o l . u . P h a r m a k o l . X X . B d , 9

V. Bd.

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130 VII. KUHE-WIEG~I~DZ

gestUtzten Satze, ,dass im Fieber stets die Pulsspannung eine Ab- nahme erfahre'. Es bat sich ferner bei unseren Untersuehungen ge- zeigt, dass die Aenderungen der Pulsibrm und der Grad der Druek- herabsetzung im Wesentlieben eiuander parallel gingen."

Z a d e e k 1), dem wit die ersten Untersuehu,ngen iiber den Blut- druek im Fieber verdanken, kommt zu folgendem Sehlusse: ,,Ieh begntlge reich damit, naehgewiesen zu haben, dass das Fieber and zwar die erh~hte Temperatur als solehe den Blutdruek um ein Be- triiehtliches (his zu 30--60 mm~ d. h. ungefahr um den dritten Theil, bis zur H~ilftr seines Normalwerthes) erh~ht."

Arnheim'~) fasst das Resultat seiner Untersuehungen in folgende S~tze zusammen: ,,Bei Typhusf~llen ist eine Blutdrueksteigerung fast immer nachweisbar, and zwar ist diese Steigerung ziemlieh parallel der Hfihe der Aehseltemperatur des Blutdrueks, ist besonders erh~ht im Fastigium und sinkt allm~hlieh w~hrend der Deferveseenz. Bei Reeurrenskranken ist aueh bedeutende Blutdrueksteigernng w~ihrend tier Fieberparoxysmen, in der Apyrexie f~llt aueh tier Blutdruek, aber nieht so bedeutend, wie die Aehseltemperatur, um ziemlich bald wieder die Norm zu erreiehen."

In demselben Sinne iiussert sich E e k e r t 3): ,,Kurzdauernde Fieberproeesse mit raseh ansteigender Temperatur und deutlieher Krisis ~ndern den Blutdruek, indem sie denselben im Anfanffe be- tr~ichtlieh erhfihen, dann abet (w~ihrend der Krisis) weir unter die Norm herabsetzen. Langdauernde Fieberformen rufen im Beginne tier Temperaturerh~hung eine Steifferang des Blutdruckes hervor."

Die letztgenannten Autoren sehreibeu also auf Grand ihrer Resul- tare der fieberhaften Temperatursteigerung eine blutdraekerhiJhende Wirkung zu, w~hrend B a s e h 4), der gleiehfalls einige gelegentliehe Beobachtungen an Fiebernden anstellte, zu eonstanten Resultaten nieht gelangte. Er sagt:

,,Ira Grossen und Ganzen ergibt sieh aus meinen Beobachtuugen, dass w~hrend des Ansteigens der Temperatur Bedinguugen obzu- 1) Die Messung des Blutdruckes am Menschen mittelst des Basch'schen Apparates. Zeitschrift fiir kiln: Medicin. II. Bd. S. 547. 188l.

2) Ueber das Verhalten des W~rmeverlustes der Hautperspiratioa und des Blutdruckes bei verschiedenen fieberhaften Kranken. Zeitschrii~ far klin. Med.

V. Bd. S. 412. 1882.

3) H3in~peHie npoBanaro fl, aRaeaia na A'hraa~ cepur~orpa~a~. Basch' a Wratsch. •r.'17. S. 277. 1882.

4) Einige Ergebnisse der Blutdruckmessung an Gesunden und Kranken. Zeit- schrift far klin. Med. IlL Bd. S. 532. 1881.

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Ueber den Einfluss des Fiebers auf den arteriellen Blutdruck. 131 walten scheinen, die das Bestreben haben, den Blutdruek in die HShe zu treiben. W~hrend 1Rngerer Dauer der hohen Temperatur scheinen diese Bedingungen sieh zu Rndern oder anderen zu weiehen, die auf den Blutdruek in entgegengesetzter Weise einwirken. Ja, cs kann aueh vorkommen, dsss der Blutdruek auf den Reiz der er- h(ihten Temperatur gar nieht reagirt. Die Frage, ob im Fieber der Blutdruck steige oder sinke ~ bemerkt er weiter -- kann also nicht mit einem einfaehen Ja oder Nein beantwortet werden."

Etwas gtinstiger liegen augenseheinlich die Verhi~ltnisse, wenn man die Beobachtung vornimmt zur Zeit sehr rapider Temperatur- sehwankungen, wie sie im Verlaufe maneher fieberhaften Krankheiten vorkommen. Die kritische Deferveseenz, mit weleher eine Reihe fieberhafter Krankheiten zu Ende geht, bietet hierzu beispielsweise Gelegenheit.

Der palpirende Finger hat unter diesen Verh~iltnissen den Ein- druck, als ob die Gefassspannung herabgesetzt ware. Das gleiche Resultat hat die sphygmomanometrische Untersuehung in einigen F~llen ergeben. Diesen Resultaten gegentiber ist der Einwand ge- macht worden, dass der hoehgradige Wasserverlust, den die Schweiss- production bei der Krisis mit sich fUhrt, und nicht die Temperatur- erniedrigung das Absinken des Blutdruckes verursacht. Dieser Ein- wand trifft sicher nicht zu in denjenigen Fallen, in denen es mSglich gewesen ist, die Blutdruekmessung vor und naeh einer plStzlichen Temperatur s t e i g e run g vorzunehmen. Die Miiglichkeit hierzu bieten besonders zwei Krankheiten - - Febris intermittens und Typhus re- currens. Ueber letztere Krankheit liegen einige Angaben yon A rn- he ira vor, welehe s~mmtlich daftir pladiren, dass die Temperatur- steigerung Erhiihung des Blutdruckes herbeiftihrt. ~oeh beweisender als diese Falle werden Beobaehtungen an frischen Intermittenten sein.

Sie sind zuniiehst ausserordentlieh sparlieh, jedoch pliidiren zwei yon Z a d c c k (l. c.) mitgethcilte Falle im Sinne einer blutdruekerhiihenden Wirkung des Fiebers.

Bci dieser Saehlage war es klar, dass neuc Beobaehtungen un- erlKsslieh waren, um die bestehenden Widersprtiehe wo miiglich auf- zukliiren.

Diese Aufgabe babe ieh auf Veranlassung yon Herrn Professor L i c h t h e i m unternommen, und zwar war der Plan der, dass bei fieberhaften Kranken durch Vermittelung antipyretischer Agentien rasche Temperatursehwankungen gesetzt werden und der Einfiuss derselben auf den Blutdruek beobaehtet werden sollte. In derselben Absicht hat bereits Z a d e e k Beobachtungen tiber die Wirkung kalter

9*

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132 vii. KUH~.-WmaA~D~

B~der auf den Blutdruck angestdlt. Die Resultate derselben wareu ilbereinstimmend dahingehend, dass das kalte Bad als solches ein miiehtiger Eingriff in die Cireulationsverh~tltnisse ist. So konnte man schliesslieh aueh in die Beweiskrai~ derselben Bedenken setzen; d e s halb babe ieh yon kalten B~tdern nur wenig Gebrauch gemaeht und habe reich haupts~chlich bemtiht~ die Temperaturherabsetzungen durch Vermittelung der modernen antipyretisehen Mittel, deren Wirkung, wie bekannt~ eine rasche und precise ist, zu erzielen. Bevor ieh jedoeh an die Mittheilung der Resultate und an die Kritik derselben gehe, muss ich noch einige Bemerkungen Uber die Methode der Blutdruek- messung voraussehicken. In Bezug auf Anwendung des Sphygmo- manometers babe ieh reich genau an die Vorschriften gehalten, welche yon B a s c h ftlr die Anwendung seiner Methode gegeben worden sind.

Ich benutzte das ttltere Modell des Sphygmomanometers, das fest- stehende Quecksilbermanometer. Die Messung selbst wurde an der Arteria radialis vorgenommen, der Arm des Patienten in mt~gliehst bequemer Stellung in RUckenlage fixirt. Ich bin mir dartiber voll- kommen Mar, dass diese Form der Blutdruekmessung an der Radial- arterie keine Garantie ftir absolute Werthe darbietet und dass die GrSsse des Fehlers bei verschiedenen Individuen verschieden aus- fallen muss. Es wird dieselbe abhttngig sein yon der Dicke der Bedeekungen und yon der Lage der Radialarterie, resp. davon, ob dieselbe direct dem Knochen aufliegt. Ich hatte sogar einmal Ge- legenheit, direct die GrSsse des Fehlers zu bestimmeu bei einer Patientin, welcher in einem ur~mischen Anfalle eine Blutentziehung aus der Arteria radialis gemacht worden and bei welcher eine Blut- druekmessung mit dem Quecksilbermanometer vorausgeschickt werden konnte. Der mit dem Sphygmomanometer gemessene BlutdruCkwerth betrug 280 mm Hg~ wtthrend der mit dem Hg-Manometer erhaltene 150 mm Hg betrug; freilich muss zu diesem Falle bemerkt werden, dass der Fehler bier ungew~hnlieh gross sein masste, weil bei der Kranken - - eine hochgradige Nephritis mit Sehrampfniere - - Arterio- sklerose vorhanden war, so dass ein Theil des erhaltenen Blutdruekes auf die Compression des Arterienrohres selbst zu beziehen ist. Dass diese Fehlerqaelle und insbesondere der Umstand, class die Fehler des Resultates variabel sind, die Verwerthung der sphygmomanometrischen Messung an der Radialarterie fUr Feststellung absoluter Werthe am Mensehen sehr problematiseh maeht, habe ich yon vornherein nicht bezweifelt. Viel gtinstigere Versuehsbedingungen bietet, wie schon yon mehrfaehen Seiten hervorgehoben ist, die Arteria temporalis.

Wenn ieh trotzdem diese Modification nieht angewendet habe, so

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Ueber den Einfluss des Fiebers auf den arteriellen Blu~druck. 133 geschah dies, weil ich ein Interesse an der Bestimmung der absoluten Hi~he des Blutdruckes nicht hatte, sondern far die Frage, welche ieh mir gestellt hatte, nur die Grhsse der Blutdruckschwankungen in Be- traeht kam. Bleiben die Versuchsbedinffangen gleich, so liess sieh annehmen, dass die Fehler vollst~ndig gleichm~issige sein wtlrden.

War diese Erw~gung richtig, so musste ich die Messung an der Arte- ria radialis deshalb vorziehen, well sie fiir die Kranken die gerinffsten Unbequemliehkeiten darbietet. Im Uebrigen verfuhr ich im Wesent- lichen nach den Angaben yon B a s e h . Die Pelotte des Sphygmo- manometers wurde yon vornherein unter einen Druek yon 60 mm Hg gesetzt, es erleichtert dies, wie sehon B as ch angegeben hat, die Handhabung des Apparates sehr erheblieh, wKhrend tier dadurch gesetzte Fehler geringfUgig ist and ftir mieh, da er sich stets gleich blieb, nicht in Betracht kam. Die Hand warde in der gew~hnlichen Weise am Apparat fixirt, peripher yon tier Applicationsstelle tier Pelotte dureh ein Kautschukband die Fortleitung des Pulses yon tier Peripherie her ausgeschlosseu and nunmehr der Blutdruek gesucht, bei w e l c h e m der Puls peripher yon der Pelotte verschwand. Die Feststellung des Verschwindens des Pulses gesehah mittelst des Fingers. B a s c h selbst gibt an, dass die auf diese Weise erzielten Resultate viel zuverlassiger sind, als die vermittelst eines Ftihlhebels erhaltenen. Unmittelbar nach der Messung wurde der Kranke ent- fiebert, and zwar benutzte ich, abgesehen yon wenigen Versuchen mit kalten B~dern, verschiedene antipyretische Mittel: am Anfange ein- mat Hydroehinin, einmal Chinin, einmal 5Tatriam salieylieum, sparer Kairin and zuletzt fast ausschliesslich Antipyrin, in jttngster Zeit warden auch einige Versuche mit Thallin angestellt. Die Dosirung der Medicamente wurde so gew~hlt, dass cine voile Entfieberung des Patienten zu erwarten war. 51ach Eintritt der Entfieberung wurde der Blutdruck in derselben Weise noehmals festgestellt and falls die Apyrexie nicht zu lange dauerte, wurde eine dritte Messung naeh Wiederbeginn des Fiebers angestellt. Zwischen den einzelnen Messun- gen wurde der Arm freigegeben and der Kranke befand sich in der natUrlichen Lage. Zu den Versuchen warden an verschiedenen fieber- haften Krankheiten Leidende benutzt und die Auswahl tier Kranken geschah im Wesentliehen naeh den Erfordernissen, welehe die Behand- lung mit sich braehte. Gleiehzeitig mit tier Druckmessung warden Pals and Temperatur des Patienten bestimmt. Jede Messung wurde mit Anfnahme einer sphygmographischen Curve verbunden. Es ist zwar Letzteres meines Erachtens nach kein absolutes Erforderniss far die Beantwortung der Frage, wie W e t z e l gemeint hat, aUein es sehien

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134 VII. KuH~.- Wm(~XND~

mir immerhin yon Interesse, well es geeignet war, zu zeigen, in wie weit der Blutdruck und die bokannten Ver~,inderungen der Pulscurvo Hand in Hand gehen und ob wirklich die steigende Dikrotie des Pulses stets einem Sinken des Blutdruckes entspricht.

Ich gehe nunmehr an die Mittheilung der Versuchsresultate. Be- vor die Versueho an fioberhaften Kranken aufgeftihrt werden, scheint es mir nothwcndig, tiber eine Reihe yon Controlversuchen zu be- riehten, welche ieh mit den angewendeten Medicamenten an Gcsunden angestellt habe. Donn es ist j a ohne Weiteres klar, da~s man die Wirkung der fraglichen Arzneimittel auf den Blutdruek nicht fiebem- der Mensehen kennen muss, ehe eine Verwerthung der erhaltenen Resultate fur die Frage des febrilen Blutdruckes m(fglieh ist. Es konnten die erhaItenen Blutdrucksehwankungen lediglich Arzneiwir- kungen sein, w•hrend die Entfieberuug als solehe den Blutdruck nicht beeinflusst hatte, es konnte auch die Arzneiwirkung die Wir- kuug der Entfieberung compensirt odor tibercompensirt hubert, so dass ein negatives odor ein entgegeugesetztes Resultat erzielt worden.

Deshalb war es nothwendig, zuniiehst die reine Arzneiwirkung kennen zu lernen. Es liegen Untersuehungen in Bezug auf die fraglichen Medicamento nur tiber Antipyriu yon Prof. D o m i n o 1) vor, und zwar sind dieselben an Kaninchen angestellt. Dieselben ergaben, dass Antipyrin den Blutdruek sehr erheblich beeinflusst uud zwar s% dass es nach eider raseh vortibergehenden Steigerung ein Absinken des- selben ve~ursaeht. Ich konnte diese Versuehe ohne Weiteres nicht verwerthen, weil die angowendeten Desert die ftir die Entfieberung der Mensehen nothwendigen erheblich tibersteigen.

Ich habe bei gesundon Individuen Versuche nach dem auge:

gebenen Schema angestellt and zwar mit Kairin, Antipyfin und Thallin. Ieh lasso die Protokolle kurz folgen.

V e r s u c h e mit K a i r i n . Yersueh 1.

F r iit i g, Reconvalescent (Gelenkrheumatismus).

2 h - - m . Temperatur 36~7~ Puts 72~ Blutdruck 807 Kairin 075 (Hierzu Tar. V, Curve 1.)

3 h - - m. Kairin 075

4 h - - m. : 0~5

5 h - - m. = 075

6 h - - m. = 3770 = 74 : 80 (HierzuTaf. V 7 [Curve 2.) 1) Fortschritte der Medicin. Nr. 20. S. 665. 1884.

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Ueber den Einfluss des Fiebers auf den arteriellen Blutdruck. 135 Y e r s u c h 2 .

Chinin. Kinderliihmung.

2 h - - m . Temp. 37,0, Puls 94, Blutdruek 1 0 5 - - 1 1 0 , Kairin 0,5

3 h - - m. = 0~5

4 h - - m. = 0,5

5 h - - m . = 36~6 -- 94 = 105

V e r s u e h e m i t A n t i p y r i n . Y e r s u c h 1.

A n g s b u r g e r . Aphasie.

2 h - - m . Temp. 37~5~ Puls 96~ Blutdruck 80, Antipyrin 2,0

3 h - - m. = 2,0

5 h - - m . = 37~5 = 100 = 80 Y e r s u c h 2.

Z a 1 z m a n n ~ Pleuritis, Reeonvaleseent.

9 h - - m . Temp. 37~0, Puls 80~ Blutdruek 90, Antipyrin 2,0

10 h --- m. -- 2,0

11 h - - m. = 1,0

12 h - - m . ~- 37~6 = 86 = 90

V e r s u e h e m i t T h a l l i n . Y e r s u e h 1.

E n g e 1, Selerose en plaques.

2 h - - m . Temp. 37~4~ Puls 80, Blutdruek 60, Thallin 0,25

3 h - - m . -- 0 ~ 2 5

4 h - - m. -- 0,25

5 h - - m . = 36,8 -- 80 = 65 Y e r s u c h 2.

U l m a n n .

2 h - - - m . Temp. 36~9, Puls 88, Blutdruck 50--55~ Thallin 0~25

3 h - - m. : 0~25

4 h - - m. -- 0~25

5 h - - m . -- 36,9 -- 88 -- 60

A u s d i e s e n V e r s u e h e n ist e r s i c h t l i e h , d a s s k e i n e r d e r d r e i g e - b r a u c h t e n Stoffe in d c n j e n i g e n D o s e n , w e l e h e in d e n spRter anzu- ftihrenden V e r s u c h e n a n g e w e n d e t w u r d e n , einen Einfluss a u f den B l u t d r u c k austibt. W e n n in den m i t T h a l l i n a n g e s t e l l t e n V e r s u c h e n d e r B l u t d r u c k um 5 m m H g s t i e g , so m u s s g l e i e h y o n v o r n h e r e i n b e m e r k t w e r d e n , d a s s V a r i a t i o n e n des B l u t d r u c k e s , w e l c h e 10 m m H g n i c h t t i b e r s t e i g e n , hiiehstens d a n n v e r w e r t h b a r s e i n w U r d e n , w e n n s i s in e i n e r g r o s s e n V e r s u c h s r e i h e a u s n a h m s l o s in d e m s e l b e n S i n n e b e o b a c h t e t w e r d e n . I s t dies n i e h t d e r F a l l , so s i n d sie t i b e r h a u p t n i e h t a l s B l u t d r u e k s e h w a n k u n g e n anzusehen~ weU J e d e r , d e r m i t d e m

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136 VII. KUHE-WIEGANDT

B a s c h'schen Apparate gearbeitet hat, tiberzeugt sein wird, dass diese Abweichungen in denjenigen Grenzen liegen, innerhalb deren die dutch den Apparat gefundenen Werthe nieht vollkommen ver- li~sslieh sind. Wir werden mithin diesen Abweichungen keinen Werth beilegen and gelangen mithin zu dem bereits oben formulirten Re- sultate, dass der Blutdruck in den obigen Versuehen Variationen tlberhaupt nicht gezeigt hat. Zu denselben negativen Resultaten i'tlhrt die Betrachtung der Pulscurve. Die Frequenz des Pulses, die Hi, he and die Form der Pulswelle wird dureh die genannten Arznei- stoffe in der angewandten Dosis nieht beeinflusst; ich hab~ reich begnilgt, zur Erli~uterung dieses Verhaltens eine Pulscurve (Curve 1 und 2~ Tar. V) mitzutheilen. Sind diese Resultate richtig, so folgt aus ihaen die Berechtigung, die Veranderungen, welehe" die oben ge- nannten Stoffe in den weiter unten mitzutheilenden Versuehen an Fiebernden erzeugt haben, auf die Entfieberung zu beziehen and in diesem Sinne zu verwerthen.

Ich komme nunmehr an die Mittheihmg der Versuehe selbst.

K a i r i n v e r s u e h e . Versuch 1.

7. M~rz 1884. S t e i n e r ~ 32 Jahre alt~ Heizer. Ileotyphus in der dritten Woche.

Zeit Temperatur Pals Blutdruck Bemerkungen.

2 h - - m . 40,2 92 195 •aeh der Messung 0,5 Kairin.

(Hierzu Taf. V, Curve 3.) 3 h 30 m. 39,1 92 210 Kairin 0,5.

4 h 30 m. 38~8 80 170 Kairin 1,0.

6 h 30 m. 37,8 78 175 (Hierzu Tar. V, Curve 4.) Versuch 2.

10. Marz. Derselbe Kranke.

Zeit Temperatur Pals Blutdruok

2 h 30 m. 40~0 100 185 3 h 30 m. 38~6 92 175 4 h 30 m. 38,4 92 175 5 h 30 m. 37~8 84 145 6 h 30 m. 36,5 72 180

Yersueh 3.

12. Marz. Derselbe Kranke.

geit Temperatur P a l s Blutdruck

3 h - - m. 39,9 104 116 4 h - - m. 38,1 98 130 5 h - - m. 37,3 84 110 7 h - - m. 39~6 104 120

Bemerkungen.

Naeh der Messung 0,5 Kairin.

Kairin 1,0.

Bemerkungen.

Kairin 0~5.

Kairin 1,0.

(12)

Ar~biv s ~ P h ~ . m a k o l o ~ i e ] ] d . ~ T a f e l %'.

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(13)

Ueber den Einfluss des Fiebers auf den arteriellen Blutdruck. 137 Yersuch 4.

17. M~trz. R o t h , 22 Jahre alt. Ileotyphus in der zweiten Woche.

Zeit Tempozatur Puls Blutd~uck Bemerkungen.

3 h - - m. 39,8 100 130 Kairin 1,0.

4 h - - m. 38,7 100 135 Kairin 0,5.

5 h - - m. 37~3 90 95 8 h - - m. 38~5 96 130

Versuch 5.

31. Miirz. O e c h s l i ~ 19 Jahre alt~ Sattler. Ileotyphus in der dritten Woehe.

Z ~ i t Tempera~;ur Puls Blutdruck Bemerkungen.

9 h 30 m. 38,5 104 65

3 h - - m. 39~7 92 6 0 - - 6 5 Jede halbe Stunde 0~5 K a i r i n bis 1,5.

4 h - - m . 39~3 92 6 0 - - 6 5

'5 h - - m. 37~7 86 5 5 - - 6 0 Schwitzt stark.

5 h 30 m. 37~7 86 5 5 - - 6 0 6 h - - m. 37,0 72 60

8 h 30 m. 39,5 100 6 0 - - 6 5 Wiihrend des Fr6steln.

7. Februar.

fUnften Wocho (Recidiv).

Z e i t Temperatur 4 h - - m. 39,3 4 h 30 m. 38~8 5 h 30 m. 38~1 6 h - - m. 37~7 7 h - - m. 37~7 8 h - - m. 38~3 8 h 45 m. 39~0

9. Februar.

Zeit 2 h 3 0 m . 3 h 3 0 m . 4 h 3 0 m . 5 h 3 0 m . 7 h - - m . 8 h - - m .

11. Februar.

Zeit 3 h - - m . 4 h - - m .

Versueh 6.

Anna B e r g e r , 23 Jahre alte Frau. Iieotyphus in der

Puls Blutdru~k Bemerkungen.

112 75 0,5 Kairin.

96 80 0~5 Kairin.

112 115

96 8 0 - - 8 5 88 1 1 5 - - 1 2 0 112 1 3 0 - - 1 3 5 104 1 3 5 - - 1 4 0 Yersuch 7.

Dieselbe Kranke.

Temporatur Puls Blutdruok Bemerkungen.

39,1 116 7 5 - - 8 0 0~5 Kairin.

38~9 116 110 0~5 Kairin.

37,7 I00 1 2 5 - - 1 3 0

3712 76 75---80

38,3 62 1 1 0 - - 1 1 5 39,8 108 1 0 0 - - 1 0 5 Yersuch 8.

Dieselbe Kranke.

Temporatur Pals Blutdruok Bemerkungen.

39~6 128 1 0 0 - - 1 0 5 0~5 Kairin.

38~6 128 1 0 0 - - 1 0 5 0~5 Kairin.

(14)

1 3 8 VII. Ku~s-WxEa~D~

Zeit Temporatur 5 h - - m. 37,7 6 h - - m. 37,1 7 h - - m. 37,4 8 h - - m. 38,0

22. Juli.

zweiten Woche.

Z e i t Temporatur 12 h - - m. 3975

1 h 45 m. 38,2 3 h ~ m. 37,6 4 h - - m. 3778 5 h - - m. 38,0 6 h - - m. 39,5

Puls B l u t d ~ c k 96 9 0 - - 9 5 96 1 3 0 - - 1 3 5 90 1 4 5 - - 1 5 0 98 1 1 5 - - 1 2 0 V e r s u e h 9.

Bemerktmgen.

Rosa W i i r t z , 2 O j a h r i g e s chlorotisehes M~tdehen. In d e r

Pals Blatdruck Bemerkungen.

98 6 5 - - 7 0 0,75 Kairin.

80 65 0,5 Kairin.

80 70

78 7 5 - - 8 0 H a t erbroehen.

78 7 5 - - 8 0

98 65 H a t F r 6 s t e l n . Yersueh 10.

25. Juli. Dieselbe K r a n k e .

Zeit Temperatur Puls Blutdruck 3 h ~ m. 39,7 100 6 5 - - 7 0 4 h - - m. 39,0 84 6 5 - - 7 0 5 h - - m. 3877 84 65

6 h 30 m. 3774 80 80

8 h - - m. 39,6 70 70 Y e r s u e h 11.

Bemerkungen.

0,75 Kairin.

075 Kairin.

Yersueh 18, 3. N o v e m b e r . D e r s e l b e K r a n k e .

Zeit Temperatur Puls Blutdruck 2 h - - m. 40,1 96 5 5 - - 6 0 3 h - - m. 38,7 84 7 5 - - 8 0 4 h - - m. 37,4 82 5 5 - - 6 0

6 h 30 m. 4074 98 55

Bemerkungen.

0~5 Kairin.

31. Oetoberl D a n z , 19 J a h r e alt. I l e o t y p h u s in der ersten W o c h e . Zeit Teml)eratur Pals Blutdruek Bemerkungen.

2 h - - m. 40,0 90 95 0,5 Kairin.

3 h - - m. 40,0 90 95 0,5 Kairin.

4 h - - m. 39,5 90 95 0,5 Kairin.

5 h - - m. 38,2 80 100 Versueh 12.

1. N o v e m b e r . D e r s e l b e K r a n k e .

Zeit Tem•oratur Puls Blatdruck Bemerkungen.

2 h ~ m. 40,2 94 90 0,5 Kairin.

3 h ~ m. 40,0 94 90 1,0 Kairin.

4 h - - m. 39,0 94 90 0,5 Kairin.

5 h ~ m. 38,0 82 75

(15)

Ueber den Einfluss des Fiebers auf den arteriellen Blutdruek. 139 V e r s u e h 14.

5. November. Derselbe Kranke.

Zeit Temporatar Pals Blutdruek

2 h 15 m. 39,4 98 60

3 h 15 m. 39,0 98 55

4 h - - m. 37,7 84 60 5 h - - m. 36~7 80 60 7 h - - m. 37,0 80 55

Bemerkungen.

1,0 Kairin.

1,0 Kairin.

0,5 Kairin.

Sehwitzt stark.

V e r s u e h 15.

4.

typhus~

November. F r i e d r i c h hli c h e 1, 15 Jahre alter Landarbeiter. Ileo- Anfang der dritten Woche.

Zeit Temperatur Pals Blutdruck

2 h 30 m. 39,5 106 65 3 h 30 m. 38~0 100 65

4 h 30 m. 37~0 82 65

5 h - - m. 36,7 96 65 6 h 30 m. 38,0 100 65 7 h - - m. 40,0 116 60

9 Y e r s u e h 16.

Bemerkungen.

0~5 Kairin. (Hierzu Tar. V, Sehwitzt wenig. [Curve 5.) Sehwitzt stark. (Hierzu Tar. V, [Curve 6.)

1. November. W e i g e r t , 19 Jahre alte Magd.

Woche.

Zeit Temperatur Pals Blutdruck Bemerkungen.

12 h ~ m. 40,0 110 85 0,5 Kairin.

1 h - - m. 39~5 110 85 1,0 Kairin.

2 h ~ m. 36,9 80 70

3 h ~ m. 38,7 100 65 Erbreehen.

5 h - - m. 40,3 108 I00 Fr6steln.

Ileotyphus ~ dritte

Y e r s u c h 17.

5. Januar 1885. Elise P f i f e r , 14jithriges, graeil gebautes Miidehen.

Ileotyphus, Ende der dritten Woehe.

Z e i t Temperatur Pals Blutdruck Bemerkungen.

4 h - - m. 39,4 112 65 0,75 Kairin.

5 h - - m. 39,4 112 65 0~5 Kairin.

6 h - - m . 36,8 80 6 5 - - 7 0 Yersuch 18.

13. F e b r u a r 1884. W o o d t l i ~ 30 Jahre a l t , Steinhauer. Maehte eine sehwere linksseitige Lungenentztindung durch und aequirirte in der Reconvalescenz einen Ileotyphus, in der zweiten Woche.

Zeit Tempergtur Puls BIutdruck Bemerkungen.

8 h 30 m. 39~2 92 75 0~5 Kairin.

9 h 45 m. 37,8 90 7 5 - - 8 0 0~5 Kairin.

10 h 45 m. 37,0 80 8 5 - - 9 0 1 1 h 45 m. 36,9 80 1 1 0 - - 1 1 5

2 h 30 m. 39,4 112 7 5 - - 8 0 3 h 30 m. 39~9 108 8 0 - - 8 5

(16)

140 VII. KVEE-WIwG.~DT Yersuch 19.

12. Februar. Derselbe Kranke.

Zeit Tomperatur Puls Blutdruck Bemerkungen.

2 h 30 m. 39~1 98 80 0,5 Kairin.

3 h 30 m. 38~9 88 80 %5 Kairin.

5 h - - m. 38,0 86 80 075 Kairin.

6 h - - m. 38~7 84 75 7 h --- m. 39,4 96 7 0 - - 7 5

Yersueh 20.

9. Januar 1885. M i i l l e r , 41 Jahre alt. Erysipelas faeiei. Am 4. Januar erkrankt.

Zeit Temperatur Puls Blutdruck Bemerkungen.

12 h - - m. 39,5 88 100 0,75 Kairin.

1 h - - m. 0f15 Kairin.

2 h - - m. 0,5 Kairin. Naehher jede

Stunde 0,5 bis 4,0.

7 h 30 m. 38,0 72 100 9 h N m. 40,2 88 110.

10. Januar 1885.

Z e i t Temperatur 6 h 30 m. 38,9 7 h 30 m. 37,6 8 h 30 m. 37,0

k n t i p y r i n v e r s u e h e . Versuch 1.

M i l l l e r ~ Erysipelas faciei. E r k r a n k t am 4. Jan.

Puls Blutdruck Bemerkungen.

70 95 Nach der Messung 2,0 Antipyrin.

1,0 Antipyrin.

12. Januar. Derselbe Z e i t Temperatur 12 h - - m. 39,4

l h ~ m .

2 h N m. 38,6 3 h - - m. 38,8 4 h - - m. 39,0

13. Januar. Derselbe Zeit Tempe~atur 3 h 30 m. 40,8 4 h 30 m. 39,8 5 h 30 m. 38,6 7 h - - m. 37~7

14. November 1884.

60 9 5 - - 1 0 0

60 80.

Y e r s u c h 2.

Kranke.

Puls B l u t d r u ~ 78 105

64 9O

Erysipelas faeiei.

Bemerkungen.

2,0 Antipyrin.

1,0 Antipyrin.

2,0 Antipyrin.

68 1 0 5 - - 1 1 0 2~0 Antipyrin.

68 1 0 5 - - 1 1 0 Yersueh 3.

Kranke.

Puls ~ Blutdruck Bemerkungen.

80 1 0 5 - - 1 1 0 2,0 Antipyrin.

80 1 0 5 - - 1 1 0 2,0 Antipyrin.

76 80 2,0 Antipyrin.

70 8 0 - - 8 5 Yersueh ~.

Elise S e h tl p b a c h , 18 Jahre altes Miidehen.

Am 10. November erkrankt.

(17)

Ueber den Einfluss des Fiebers auf den arterielleu Blutdruck. 141

Z e i t Temperatur Pals Blufdruck

12 b - - m. 39~5 116 65 2 h - - m. 38,5 98 65 4 h - - m. 37~7 104 70

Versueh ~.

15. November.

Zeit Tomperatar Puls Blatdruck

10 h 30 m. 40~5 130 60 11 h 30 m. 3979 130 60 1 2 h 3 0 m .

1 h 30 m. 3779 116 70

5. Januar 1885.

Zeit 3 h - - m . 5 h - - m .

8. Januar.

Zeit 3 h - - m . 5 h 3 0 m .

Bemerkungen.

Jede Stunde 1,0 Antip. bis 4,0.

18. Januar.

Zeit 1 2 h - - m .

3 h 3 0 m . 5 h - - m .

Bemerkungen.

1,0 Antipyrin.

1,0 Antipyriu.

1,0 Antipyrin.

Elise P

Temgeratur Puls Blatdruok

39~8 105 65

36,8 84 6 5 - - 7 0 Versueh 7.

Dieselbe Kranke.

Temiperatur

40~0 36~5

Dieselbe

Temperatur

40,7 38,4 37,6

23. Januar. Dieselbe Zeit Temperatur 12 h - - m. 40~5

3 h - - m. 38,0 5 h - - m. 36,9

7. November 1884.

E r k r a n k t am 3. Juni.

Zeit Temporatur 3 h - - m. 40,2 6 h - - m. 35,6

Versueh 6.

f i f e r . Ileotypbus.

Bemerkungen.

2~6 Autipyrin.

Pals Blutdruck Bemerkungen.

108 6 5 - - 7 0 2~0 Antipyrin. (HierzuTaf. V, [Curve 7.) 92 70 (Hierzu Taf. V~ Curve 8.)

Versueh 8.

Kranke.

Puls Blutdruck Bemerkungen.

120 55 1,0 Antipyrin.

116 60 1,0 Antipyrin.

100 65

Versueh 9.

Kranke.

Puls Blatdruck Bemerkungen.

120 65 2,0 Antipyrin.

100 6 0 - - 6 5 100 6 0 - - 6 5 Versueh 10.

T i l t s e h e r , 62 Jahre alte F r a u . Pneumonie.

Puls Blutdruck Bemerkungen.

104 145 4,0 Antipyrin.

98 135 Versueh 11.

8. F e b r u a r 1885. R o t h l i s b e r g e r , 19 Jahre alter Metzger. Pneu- monia duplex. E r k r a n k t am 4. F e b r u a r 1885.

(18)

142 VII. KuI-IE oWIEGA:SDT

Zeit Temperatur Puls Blutdruck Bemerlmngen.

12 h - - m. 40,7 120 60 2,0 Antipyrin.

1 h - - m. 39,9 120 60

2 h - - m. 39,5 120 60 1,0 Antipyrin.

3 h 30 m. 38,8 116 60 1,0 Antipyrin.

4 h 30 m. 39,0 116 60 V c r s u c h 12.

9. Februar. Derselbe Kranke.

Zeit Temperatur Puls Blutdruck Bemerkungen.

1 h - - m. 40,4 128 60 2,0 Antipyrin.

2 h - - m. 39,8 128 60 2,0 Antipyrin.

3 h 30 m. 39,0 128 6 0 1,0 Antipyrin.

5 h - - m. 38,7 112 60 Vcrsuch 13.

10. F e b r u a r . Derselbe Kranke.

Zeit rs Puls Blutdruck Bemerkungen.

2 h 45 m. 39,3 100 90 2,0 Antipyrin.

3 h 45 m. 39,0 100 90 2,0 Antipyrin.

4 h 45 m. 38,4 90 9 5 - - 1 0 0 1,0 Antipyrin.

5 h 45 m. 38,0 90 9 5 - - 1 0 0 1,0 Antipyrin.

7 h - - m. 37,4 86 95 V c r s u c h 14.

29. Januar 1885.

Bronchopneumonic nach Masern.

Zeit 2 h - - m . 3 h - - m . 4 h - - m . 5 h 3 0 m . 31. Januar:

2 h ~ m . 1. Februar :

2 h - - m .

Hans E r n s t , 6 Jahre aires Kind. Doppelseitige

Temperatur Puls Blutaruck Bemerkungen.

40,5 12() 60 0,5 Antipyrin.

39,5 120 60 0,25 Antipyrin.

38,5 118 60 0,25 Antipyrin.

37~8 98 6 5 ~ 7 0

37,5 96 65 Kritische Erscheinungen:

37,0 88 60

Ycrsuch 15.

19. December 1884. W i t s c h i , 30 Jahre alt, Schmied. Im Status typhosus aufgenommen. Phlegmone des rechten Armes. Septiciimie.

Zeit Tempora~ur Puls Blutdruck Bemerkungen.

4 h 30 m. 40,3 1 0 O - - l l 0 2,0 Antipyrin.

5 h 30 m. 40,3 1 0 0 - - 1 1 0 2,0 Antipyrin.

6 h 30 m. 39,5 1 0 0 - - 1 1 0 1,0 Antipyrin.

7 h 30 m. 38,0 100

(19)

Ueber den Einfluss des Fiebers auf den arteriellen Blutdruck. 143 Yersuch 16.

10. J a n u a r 1885. S e s a r ~ 32 Jahre all.

Zeit Temporatur Pals Blutdruck Bemerkungen.

3 h - - m. 40~1 96 70 2,0 Antipyrin.

4 h - - m. 39~9 2,0 Antipyrin.

5 h 30 m. 37~8 88 120 Sensorium freier. Patient sehr unruhig.

Versueh 17.

20. Januar 1885. B a n g e t e r ~ 38 Jahre all. Tubereulosa pulmo- hum et intest.

Zeit Temporatur Pals Blutdraok Bemerkungen.

3 h - - m. 39,0 100 130 2,0 Antipyrin.

4 h - - m. 38,5 100 130 i~0 Antipyrin.

5 h 30 m. 37~6 88 100 Versueh 18.

22. Januar. Derselbe Kranke.

Z e i t Temperatur Pals B l u t d r u c k Bemerkungen.

2 h 30 m. 39,4 120 105 2~0 Antipyrin.

3 h 30 m. 38~4 100 105 1~0 Antipyrin.

4 h 30 m. 37~8 92 85

T h a l l i n v e r s u e h e .

u 1.

15. F e b r u a r 1885. M a i l e r . Erysipelas faciei.

Zeit Temperatar Pals Blatdruck Bemerkungen.

3 h 45 m. 40,4 80 105 0,25 Thallin.

4 h 45 m. 39,5 80 105 0,25 Thallin.

5 h 45 m. 37,6 60 80

Versueh 2.

11. M~trz 1885. G r o s s e n b a c h e r ~ 29 Jahre alt~ Landarbeiter.

Ileotyphusreeidiv, im Anfang der zweiten Wo~he.

Zeit Temperatur Puls B h t d m e k Bemerkungen.

2 h - - m. 4071 118 70 0,5 Thallin.

3 h - - m. 39~8 0~25 Thallin.

4 h - - m. 38~0 96 70 5 h - - m. 37~8 96 70 6 h - - m. 36,0 84 70

Yersueh 3.

23. F e b r u a r 1885. F r i e d r i e h G e r b e r , 17 Jahre alt. E r k r a n k t am 18. F e b r u a r . Pneumonie.

Zeit Temperatar Pals Bhtdru~k Bemerkungen.

12 h 30 m. 40,1 100 70 0,25 Thallin. (Hierzu Tar. V, 1 h 30 m. 38,5 100 70 0,25 Thallin. [Curve 9.) 2 h 30 m. 38~0 96 70 0~25 Thallin.

(20)

144 VII. KUttE- WI~GANI)T

Z e l t Temperatur

3 h 30 m. 37,0 4 h 30 m. 36,8 24. Februar Krise.

12 h - - m. 36~6

Pals Blutdruck

74 70 80 70

Bemerkungen.

(HierzuTaL V, Curve 10.) 80 75 Schwitzt.

Y e r s u c h ~ . 10. Miirz.

5. M~irz. Pneumonie.

Zeit Teml)eratur 2 h - - m. 40,0 3 h - - m. 40,0 5 h - - m. 36,8 12. Marz Krise.

2 h - - m. 37~2

P u I v e r , 29 Jahre alt, Landarbeiter. Erkrankt am

Pals Blutdruok Bemerkungen.

100 80 0,25 Thallin.

100 80 0~25 Thallin.

84 7 5 - - 8 0

16. Mai. F r u d e n ~ 20 Jahre alt~ Landarbeiter. Typhus abdomi- nails 7 in der dritten Woche.

Z e i t Temperatar Pals Blutdrtmk B e m e r k u n g e n .

12 h - - m. 39~6 104 80 1Nach der Messung 0~25 Thallin.

1 h - - m. 38,6 - - 80 2 h 30 m. 37~2 90 75

Yersuch 6.

18. Mai. Derselbe Kranke.

Zeit Temperatur Pals Blatdruck Bemerkungen.

6 h - - m. 39~0 104 85 0~25 Thallin.

7 h - - m. 38,0 - -

8 h 30 m. 36~4 84 80

Versuchen wir nunmehr das F a e i t aus den mitgetheiltcn Ver- suehsresuItaten zu ziehen, so wird es am zweekm~issigsten sein, sie, wie dies auch oben geschehen ist, naeh den Entfieberungsmitteln zu gruppiren.

Beginnen wir mit dem Kairin, so scheint die Uebereinstimmung bei den einzelnen Versuehen am geringsten zu sein. I e h habe mit Kairin 18 Entfieberungsversuehe angestellt, bis auf eine Einzelbeob- aehtung bei Erysipelas betreffen dieselben siimmtlieh an Ileotyphus leidende Kranke. Sie vertheilen sieh auf 10 K r a n k e , so dass die grlisste Zahl tier Einzelversuehe bei demselben Individuum 4 nieht libersteigt.

Die Resultate zeigen, wie sehon vorhin erw~thnt, wenig Ueber- einstimmung untereinander. W i r finden, dass der Blutdruek bei einer grossen Zahl der Fiebernden g a r nicht oder nieht nennenswerth sich

~indert, wir finden daaeben Blutdrueksteigerungen bis zu 35 m m Hg 96 85 Schwitzt.

Versuch 5.

(21)

Ueber den Einfluss des Fiebers auf den arteriellen Blutdruck. 145 und Blutdruckverminderungen, deren Maximum gleichfalls 40 mm Hg betr~igt. Diese Differenzen hangen, wie sich dies leieht zeigen lasst, nicht yon der IntensitKt der Entfieberung ab, ebensowenig yon tier Fieberursaehe, der Krankheit; noeh weniger yon dem Alter der Pa:

tienten, wie sieh leicht controliren liisst. Am wahrscheinlichsten scheint mir die Deutung zu sein, dass diese Blutdruckschwankungen yon zufi~lligen Vorkommnissen abhi~ngig waren. Es ist ja bekannt und auch am Menschen nachgewiesen, dass Muskelbewegunffen, Hustenparoxysmen u. s. w. den Blutdruek steigern. Ich habe selbst gefunden, dass eine gezwungene Lage, wie sie bei langdauernden sphygmomauometrischen Versuchen yon den Kranken gefordert wird, den Blutdruck erhSht. Da ich die Versuche mit Kairin im Anfange meiner Arbeit angestellt habe, zu einer Zeit, wo mir die Technik derselben nicht in jeder Richtung geliiufig war, so wi~re es auch m(iglieh,, dass hierin zum Theil die geringe Uebereinstimmung ihren Grund butte. Ich habe mich nicht darauf eingelassen, in den ein- zelnen Versuchen der MSglichkeit einer zuf~lligen Beeinflussung des Blutdrucks durch eines der vorhin erwiihnten Momente nachzugehen, weil ich der Ansieht war, dass in einer grossen Versuchsreihe das Gesetz der febrilen Beeinflussung des Blutdruckstrotz dieser zu- fiilligen Abweichungen erkennbar sein wtirde. Ziehen wir nun, diesem Gesichtspunkte folgend, aus den vorliegenden 20 Versucheu das Mittel der Veri~nderung des Biutdrucks, so zeigt sich, dass die positiven und negativen Beeinfiussungen sich zufi~llig vollkommen aufheben. Es ist klar, dass diese Form der BeweisfUhrung an sich nicht ausreichend sein wtirde, um darauf den Schluss zu basiren, dass der Blutdruck durch Entfieberung, d. h. dutch das Fieber, weder in positivem, noch in negativem Sinne beeinflusst wird, wenn nieht ausserdem die grosse Mehrzahl der Versuche in der That ergeben hi~tte, dass der Blutdruck trotz der Entfieberung der gleiche blieb.

Von den vorliegenden 20 Versuchen ist derselbe in 14 entweder gar nicht oder nicht mehr als um 10 mm Hg geiindert worden, und ich babe schon oben bemerkt, dass so geringftigige Aenderungen des Blutdrucks innerhalb der Fehlergrenzen der Methode liegen. Aueh bei den Ubrigbleibenden Versuchen, bei weleheu das Resultat ein abweiehendes ist~ liisst sieh ohne Schwierigkeit zeigen, dass der scheinbare Einfluss der Entfieberung auf den Blutdruek eben ein scheinbarer ist und yon anderen Momenten abhiingig sein muss. Ich verweise in dieser Hinsicht auf den Versuch hIr. 6 bei Berger;

hier ist bei einer Anfangstemperatur yon 39,3 der Blutdruek 75 ram, unter dem Einfluss von 1,0 Kairin sinkt die Temperatur zuniiehst

h r c h i v f. experiment. Pathol. u. Pharmakol. XX. Bd. 10

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146 vii. KV~-WI~oANDT

auf 38,1 und der Blutdruck steigt auf 115, dann sinkt die Tempe- ratur auf 37,7, wahrend der Blutdruck auf 80--85 zurUckgeht. Eine Stunde sp~iter ist die Temperatur die gleiche geblieben, wiihrend der Blutdruck auf 115--120 sich gehoben [hat. Es ist klar, dass die letztcre Zahl nicht auf Rcchnung der Entfieberung zu schieben ist.

Daftlr bUrgt der fehlende Parallelismus zwischen dem Sinken der Temperatur und der Blutdrueksteigerung. In anderen Fallen liegen direct Momente vor, welche ftir die Aenderung des Blutdrucks in Anspruch genommen wurden; so ist in einem Falle eine Blutdruck- erniedrigung yon 15 mm Hg wohl darauf zurtickzuftlhren~ dass die Kranke durch das Medicament Nautes and Erbreehen bekommen hat.

In manchen Fallen ist auoh das Ansteigen der Temperatur beim Wiederauftreten des Fiebers mit in den Kreis der Beobachtung ge- zogen; auch bier zeigt es sich wiederholt, dass der Blutdruck eben- sowenig, wie er vorher durch die Entfieberung beeinflussr worden war, dutch das Wiederauftreten des Fiebers eine Aenderung crfuhr.

Sehr viel einsinniger sind die Resultate bet dem zweiten der in Anwendung gezogenen Antipyretica - - dem Antipyrin. Hicr liegen im Ganzen 18 Versuche bet 9 Krankcn vor, davon fallen

4 Vcrsuche auf Kranke mit Typhus,

5 . . . . Pncumonie,

5 . . . . Erysipel,

1 . . . . Septicamie,

1 . . . . acute Py~mie~

und 2 . . . . Tuberculose.

Davon ergeben sammtliche Versuche bis auf die drei zuletzt ge- nannten keine Beeinfiussung des Blutdruekes, welche einen Werth yon 15 mm Hg iibersteigt. Letzterer Werth, und zwar in der Form einer Blutdruckabsinkung, wurde bet zwei Versuehen an einem Erysipel- kranken gefunden. Von den restirenden Versuehen ist in 7 der Blut- druck vollstandig constant geblicben, in den anderen sind positive und negative Schwankungen yon 5--10 mm Hg, also innerhalb der Fehlergrenzen liegend, beobachtet worden.

Ein abweichendes Resultat ergab erstens die eine Beobachtung bet Pyi~mie, welche eine Blutdrucksteigerung yon 50 mm Hg bet der Entfieberung zeigte, und zwei Beobachtungen bet Tubereulose, bet denen beide Male dcr Blutdruck ungef~ihr um 30 mm Hg sank. Auf- fallcnderweise ist gerade in den beiden zuletzt erw~ihnten Fallen die antifebrile Wirkung des Medicaments eine sehr geringe gewesen und bleibt weit hinter den gew~hnlichen yon mir erzielten Effecten zurliek.

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