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Themenparks re-made in Japan Ein Reisebericht

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FS II 02-102

Themenparks re-made in Japan Ein Reisebericht

Ute Hoffmann

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH (WZB) Reichpietschufer 50, D-10785 Berlin

Telefon (030) 25491-0, Fax (020) 25491-684 uteh@wz-berlin.de

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Homogenisierung bei Erlebnis- und Konsumwelten spielen lokale Freizeit- kulturen weiterhin eine wichtige Rolle. Das Beispiel Japans zeigt anschaulich, wie stark Aufschwung und Niedergang der Erlebnisparkindustrie mit der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung verflochten ist. Die Geschichte der japanischen Freizeitparkindustrie reicht ins 19. Jahrhundert zurück und lässt sich für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in drei Phasen einteilen. In den 1980er Jahren war ein Freizeitboom zu beobachten. Tokyo Disneyland, ge- gründet 1983, ist der meistbesuchte Themenpark überhaupt. Das Besuchs- volumen japanischer Freizeitparks entspricht knapp 80 Prozent der Bevöl- kerung. Geographie, Bevölkerungsverteilung und Freizeitbudget haben für Japan charakteristische Strukturen der Nachfrage hervorgebracht. Als kulturelle Form erfährt das Themenparkkonzept eine lokale Domestizierung, wie sowohl am Beispiel von Tokyo Disneyland, als auch an den zahlreichen „ausländischen Dörfern“ gezeigt werden kann. Unterschiedliche Generationen von Erlebniswel- ten haben sich zeitgenössische technische Innovationen anverwandelt und eigene technische Formen ausgebildet. Virtuelle Erlebniswelten zählen zu den Stärken der japanischen Industrie, konnten bislang jedoch nicht den erhofften kommerziellen Erfolg erzielen.

Abstract

Themed environments have become part of a global consumer culture. How- ever, local cultures continue to play a central role in shaping leisure facilities and activities. Japan is a prime example of how the rise and fall of the theme park industry are connected to the general economy. The history of the leisure industry after World War II can be divided into three phases. Due to geography, the concentration of population and leisure time budgets specific patterns of demand have emerged. Attendance at amusement and theme parks in Japan sums up to 80% of the population. From the 1980s to the 1990s, the leisure market in Japan grew exponentially. Tokyo Disneyland, opened in 1983, has been the most popular theme park in the world to date. Theme parks in Japan feature “American culture” and foreign lands, albeit in a thoroughly domestica- ted way. Regarding amusement park rides and theme park attractions the Japa- nese industry has some strong points. Virtual theme parks are a novel form of urban amusement theme park, but their market performance has not yet lived up to expectations.

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(5)

1 Eine Reise durch Japans Freizeitlandschaften:

globale Konsummuster und lokale Freizeitkultur 9 2 Freizeitnation Japan: Work hard — play hard

Rahmenbedingungen und Strukturen der Nachfrage 20

3 Die Freizeitparkindustrie im Umriss 34

4 Themenparks als kulturelle Form: Das Fremde und das Eigene 65 5 Vehikel des Vergnügens: Erlebniswelten im technischem Wandel 103

6 Literatur 120

7 Links 125

8 Anhang 127

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1 Eine Reise durch Japans Freizeitlandschaften:

globale Konsummuster und lokale Freizeitkultur 9 1.1 Thematisierung als ubiquitäre Erlebnisstrategie 10 1.2 Der internationale Markt der Erlebnisparks 12 1.3 Erlebnis- und Konsumwelten in Japan in der Zusammenschau 16 Rahmenbedingungen und Strukturen der Nachfrage 16

Die Freizeitparkindustrie im Umriss 17

Themenparks als kulturelle Form 17

Erlebniswelten im technischem Wandel 18

1.4 Welcome to the post-September 11 world 19

2 Freizeitnation Japan: Work hard — play hard

Rahmenbedingungen und Strukturen der Nachfrage 20

2.1 Bevölkerung 23

2.2 Freizeitbudget 26

2.3 Haushaltseinkommen und Freizeitkonsum 29

2.4 Freizeitaktivitäten 30

3 レジャ一ランド — Freizeitland:

Die Freizeitparkindustrie im Umriss 34 3.1 Die Anfänge: Der innerstädtische und stadtnahe

Vergnügungspark 34 3.2 Die erste Wachstumsphase der Freizeitindustrie

nach dem 2. Weltkrieg 37

3.3 Die bubble economy und das „Jahrzehnt der Freizeitindustrie“ 39

(7)

Zahl und Art der Freizeitanlagen 46 Umsatzentwicklung und Struktur der Einnahmen 47

Besucherentwicklung 49

Beschäftigte 49

Regionale Verteilung 50

3.4.2 Eiszeit: Der Freizeitparkmarkt Ende der 1990er Jahre 50 3.5 Regionalentwicklung durch Tourismus? Lehren aus dem

Fall Japans 54

3.6 Trends und Perspektiven 56

Oligopol bei den Destinationen-Parks mit nationalen und

internationalen Einzugsbereich 56

Ausbau der Bucht von Tokio zur World Pleasure Zone 56 Nischen-Parks: Vergnügungsparks behalten ihre Rolle als

Naherholungsziel 57

Neupositionierung bestehender Parks 57

Angebote für den demographischen Wandel 58

Verschmelzung von Einkaufszentren und Freizeiteinrichtungen 59

Inszenierte Natur 63

Mini-Themenwelten 64

4 Themenparks als kulturelle Form: Das Fremde und

das Eigene 65

4.1 Themenwelten und kultureller Konsum 67

4.2 Tokyo Disneyland 70

4.3 Die Kawaii-Kultur oder der Trend zur Verniedlichung 76 4.4 Die ausländischen Dörfer: „Buddha ohne Seele“ 80

4.5 Die Exotisierung Japans 95

(8)

5.1 Erlebniswelten aus medien- und techniktheoretischer

Perspektive 103

5.2 Experience parks: Themenparks als Kunstform 105 5.3 Anverwandlung und Genese technischer Innovationen 107 5.4 Stärken und Schwächen der japanischen 111

Freizeitanlagenindustrie

5.5 Virtual-Reality Themenparks 114

6 Literatur 120

7 Links 125

8 Anhang

8.1 Umrechnungstabelle DM – Yen / Euro – Yen 127 8.2 Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 127

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Die 10jährige Chihiro zieht mit ihren Eltern in eine andere Stadt. Auf der Fahrt zu ihrem neuen Haus gelangen sie an einen dunklen Tunnel, auf dessen anderer Seite Chihiros Vater die Überreste eines pleite gegangenen

Themenparks wähnt: „Anfang der 90er Jahre gab es viele davon. Die Krise hat sie alle zerstört.“ – So beginnt der jüngste Animationsfilm Spirited Away (Sen to Chihiro no Kamikakushi) des Zeichners und Regisseurs Hayao Miyazaki.1 Die Anspielung auf die desolate Lage der japanischen Freizeitparkindustrie ist keine pure Fiktion. Tatsächlich sind in Japan nach dem Boom der 1980er Jahre

zahlreiche Themenparks wieder von der Bildfläche verschwunden. Ironie der Geschichte: Just in der Zeit des Niedergangs der Erlebnisparks häufen sich die Zeugnisse einer zunehmenden akademischen Beachtung seitens der

Japanologie (Hamilton-Oehrl 1998; Hendry 1997, 2000a und 200b), der Soziologie (Raz 1999; Yoshimi 2000), der Architekturtheorie (Bauwelt 1998;

Gleiter 1999) und der Tourismusgeographie (Funck 1999b; Hall & Page 1999).

Thematisierung als Form der Erlebnisstrategie ist zum weltweiten Trend geworden, der Museen, Freizeitparks, Einkaufszentren und Stadtentwick- lungsprojekten im Spannungsfeld von globaler Homogenisierung und lokaler Differenzierung seinen Stempel aufprägt. Eine von mir im Frühsommer 2001 unternommene Reise durch japanische Freizeitlandschaften sollte der Be- deutung lokaler Freizeitkulturen angesichts der globalen Homogenisierung massenkultureller Ausdrucksformen nachspüren.2

Das vorliegende Discussion Paper fasst die Ergebnisse dieser Reise zusam- men.3 Verschiedene Quellen fließen darin ein, wobei das heuristische Konzept der „lokalen Freizeitkultur“ die Auswertungsperspektive vorgab. Lokale

Freizeitkultur umfasst sowohl angebots-, als auch nachfrageseitige Dimen- sionen. Auf der Anbieterseite zielte es vor allem auf die Akteurskonstellation in der Themenparkindustrie, einschließlich der Freizeit- und Tourismuspolitik, sowie auf tradierte Formen kultureller Repräsentation. Auf der Nachfrageseite wurde nach charakteristischen Konsummustern und Freizeitorientierungen gesucht. Bei Expertengesprächen und „Vor-Ort-Besichtigungen“ habe ich aktuelle Daten erhoben und Hintergrundinformationen über charakteristische

1 Spirited Away, im Juli 2001 in Japan angelaufen, gilt mit über 22 Millionen Besuchern als der erfolgreichste Film des japanischen Kinos. Auf der Berlinale 2002 erhielt Spirited Away als erster Animationsfilm einen Goldenen Bären. Im April 2002 startete der Auslandsvertrieb mit einer französischen Fassung unter dem Titel Le Voyage de Chihiro. Zu Hayao Miyazaki und seinen Werken siehe http://www.nausicaa.net/miyazaki/.

2 Für ihre Unterstützung bei dieser Reise bedanke ich mich herzlich bei Meinolf und Julian Dierkes, Gundi Dinse, Carolin Funck, Walter Hell, Tadashi Koga, Tomoko Kubo, Wolfram Manzenreiter, Ryuichi Nakamura, Claudia Nentwich, Stephan Rammler, Nao Tomita, bei meinen Interviewpartnerinnen und –partnern, sowie dem Institut für Mobilitätsforschung.

3 Vgl. auch die Online-Version des Papers (s. unter http://www.wz-berlin.de/~uteh/) mit farbigen Abbildungen.

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unterfüttertes Gesamtbild der Erlebnisparkindustrie im besonderen und des Freizeitmarktes im allgemeinen. Zur Frage von Themenparks als Orten

kultureller Produktion und Konsumption konnte auf einen kleinen, aber langsam wachsenden Bestand an überwiegend englischsprachiger Sekundärliteratur zurückgegriffen werden. Das World Wide Web lieferte mit seinen Portalen zur Freizeitparkindustrie, seiner Fülle an Erfahrungsberichten über

Erlebnisparkbesuche, sowie mit den offiziellen und den von Fans gestalteten, inoffiziellen Homepages der Parks eine anschauliche Ergänzung.4

Das Bild, das dieser Bericht gestützt auf all diese Quellen vom Gesicht japanischer Erlebnislandschaften zeichnet, bleibt naturgemäß selektiv, auch wenn ich mich bemüht habe, den Radius meiner Suchbewegungen möglichst weit zu ziehen. So versteht sich dieser Bericht in erster Linie als aktuelle Materialsammlung über einen Ausschnitt der vielgestaltigen Freizeitlandschaft Japans in ihrem historischen und internationalen Kontext.5 Einleitend geht es im folgenden zunächst um Thematisierung als ubiquitäre Erlebnisstrategie und den internationalen Markt der Erlebnisparks. Daran schließt sich eine

Zusammenfassung der Hauptteile dieses Berichts an, die in den Abschnitten 2 bis 5 ausführlicher dargestellt werden und die folgenden Aspekte behandeln:

• Rahmenbedingungen und Strukturen der Nachfrage

• Die Freizeitparkindustrie im Umriss

• Themenparks als kulturelle Form

• Erlebniswelten im technischem Wandel

1.1 Thematisierung als ubiquitäre Erlebnisstrategie

Das Leben — diagnostizierte der Kultursoziologe Gerhard Schulze vor rund zehn Jahren — wird zunehmend beherrscht vom kategorischen Imperativ des Erlebens (Schulze 1993). Mit der Herausbildung der Erlebnisgesellschaft seit den 1960er Jahren — so Schulze — ist ein neues Paradigma von Ich und Welt auf den Plan getreten. Der Wandel vom weltbezogenen Subjekt zur

subjektbezogenen Welt markiert den großen kulturgeschichtlichen Einschnitt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Leben ist zum Erlebnisprojekt

geworden. Über die welthistorischen Ausmaße dieser paradigmatischen Wende mag man streiten, die Entstehung eines Erlebnismarktes markiert jedoch

zweifellos ein neues Kapitel in der Gesichte der Konsumgesellschaft. Von verschiedenen Seiten wurde festgestellt, dass der Konsum von Produkten seit längerem immer weniger dem Regime von Nützlichkeit und Notwendigkeit gehorche, der Stellenwert von Identität, Lebensstil und Bedeutung beim

4 Vgl. die Linksammlung in Abschnitt 7.

5 Als Panorama japanischer Freizeitaktivitäten vgl. Linhart & Frühstück 1998.

(11)

Die systematische und massenhafte Suche nach dem Nichtalltäglichen im Alltag hat einen Markt entstehen lassen, auf dem Erlebnisproduzenten und Erlebniskonsumenten aufeinander treffen. Die innere Dynamik dieses Erlebnis- marktes ist charakterisiert durch eine Explosion von Angeboten, deren

Gebrauchswert teilweise oder ausschließlich in ihrem Erlebniswert besteht.

Diese Angebote lassen den Möglichkeitsraum des Erlebniskonsums beständig expandieren. Gleichzeitig kommt es zu einer Rationalisierung des Erlebens und einer Routinisierung der Muster des Erlebniskonsums. Erlebnisproduzenten und Erlebniskonsumenten arbeiten gemeinsam an der Transformation der

Erlebnisgesellschaft, hinter deren Formenvielfalt auf längere Sicht nur einige wenige allgemeine Formschemata als Generatoren wirken (Schulze 2000). Zu diesen generativen Formschemata der Erlebnisgesellschaft gehört auch das theming: die motivische Milieubildung bei Freizeit- und Konsumwelten. Mark Gottdiener (1997) ist der Genese von „themed environments“ nachgegangen. In den thematisierten Freizeit- und Konsumwelten ist für ihn die Trennung des Gebrauchswerts von Produkten von ihrer symbolischen Bedeutung auf die Spitze getrieben — sie sind „reine Bilder“, die den Erlebniskonsum auf das Erlebnis der Konsumption an sich reduzieren (ebd., 76). Themenparks repräsentieren dieses Phänomen am deutlichsten.

Themenparks und andere thematisierte, rund um eines oder mehrere zentrale Themen gestaltete Orte sind zu einem charakteristischen Merkmal der

Topographie der Erlebnisgesellschaft geworden.7 Dies gilt nicht nur für westliche Konsumgesellschaften. „Themed experiences“ (Gottdiener 1997) versprechen inzwischen eine Vielzahl von Freizeitparks, Einkaufszentren, Hotels oder Ferienresorts rund um den Globus. Der Las Vegas Boulevard versammelt in konzentrierter Form Paris, New York, Venedig, Ägypten, das alte Rom, tropische Paradiese und den Wilden Westen als konsumierbare

Simulation. Legoland präsentiert als Brand Park das eigene Produkt als Mikro- kosmos für Kinder in Dänemark, England, Florida und demnächst Bayern.

Konsum- und Freizeitzentren wie das CentrO in Oberhausen oder das Xscape im englischen Milton Keynes werden als Inszenierung der Innenstadt immer populärer.8 Das Samoa Südseeparadies lockt Erholungsbedürftige ins

6 Zur Verbindung von Konsum und Kultur vgl. beispielsweise McCracken 1990 und Eisendle & Miklautz 1992.

7 Ein „Themenpark“ lässt sich definieren als „abgeschlossene, großflächig angelegte, künstlich geschaffene, stationäre Ansammlung verschiedenster Attraktionen, Unterhaltungs- und Spielangebote … Themenparks … zielen traditionellerweise besonders auf den Kurzreisen- und Ausflugsverkehr ab und versuchen, ein differenziertes Angebot für ‚die ganze Familie’ … zu machen. Im deutschen Sprachraum haben sich die Ausdrücke ‚Freizeitpark’ und ‚Erlebnispark’

durchgesetzt.“ (Kagelmann 1993, 407)

8 Kähler (2000, 47) spricht von 60 allein in Deutschland geplanten Urban Entertainment Centern. Steinecke (2000) liefert einen Überblick über thematische Erlebnis- und Konsumwelten im deutschsprachigen Raum.

(12)

seine Gäste mit afrikanisch thematisierten Fahrgeschäften. Universal Studios Filmparks bieten sich nicht nur in Hollywood und Florida, sondern auch in Spanien und Japan als touristische Destination an. Im saudi-arabischen Alhokairland, das kurz vor der Eröffnung steht, findet sich unter den

thematisierten Zonen neben Ameriland und Afriland auch Euroland mit der Reproduktion eines englischen Schlosses aus dem 16. Jahrhundert. Für Dubai plant die Regierung der Vereinigten Emirate, neben dem existierenden Wild Wadi Park mitMagic World einen weiteren, 600 Mio. US$-Themenpark. Der saudiarabische König — meldete kürzlich die Süddeutsche Zeitung (11.1.2002, 13) — will vom Baukonzern der Familie Bin Laden in Mekka einen Themenpark mit integriertem Twin-Tower-Hotel für Pilger errichten lassen. Als Fluchtpunkt dieser Entwicklung scheint tendenziell jeder beliebige Ort der Erde an jedem beliebigen anderen Ort als konsumierbare Simulation reproduzierbar.

1.2 Der internationale Markt der Erlebnisparks

„Die Themenparks werden die touristischen Kathedralen des 21. Jahrhunderts sein.“ (Opaschowski 1999, 28). Selbst wer diese überschwängliche Prognose nicht teilt, wird künstlichen Erlebniswelten ein gewisses Wachstumspotential nicht absprechen wollen — spektakuläre Pleiten wie den Millenium Dome in London nicht ausgeschlossen. Mit Disneyland in Kalifornien eröffnete 1955 der prototypische Themenpark seine Pforten und seitdem ist „Disneyland“ zum Synonym geworden für ein breites, sich immer weiter auffächerndes Spektrum von Erlebnisparks, das Fantasyparks ebenso umfasst wie Wasserparks, Filmparks und Brandparks. Durch die Verschmelzung unterschiedlicher Anziehungspunkte und Angebote (Themenpark, Hotel, Einkaufszentrum etc.) entwickeln sich künstliche Erlebniswelten zu eigenständigen Destinationen.

Im einzelnen ist der Markt der Erlebnisparks, der Themenparks und herköm- mliche Vergnügungsparks gleichermaßen umfasst, regional unterschiedlich entwickelt. Der Schwerpunkt liegt in den postindustriellen, konsumorientierten Massengesellschaft in USA, Europa und Asien.9 Nach den nordamerikanischen Parks, die 1999 rund die Hälfte der Umsätze tätigten, belegten die Parks in Asien mit knapp einem Drittel der Umsätze Platz zwei (vgl. Abb. 1.1). Die Parks in Europa hatten mit 16% nur einen geringen Anteil.

Abb. 1.1: Umsatzanteile auf dem Freizeitparkmarkt nach Regionen, 1999

9 Als neueren Überblick über die Konsumdynamik in Asien vgl. Chua 2000.

(13)

32%

49%

Quelle: themata.com

Betrachtet man die Besucherzahlen, ergibt sich ein ähnliches Bild. Im Jahr 2000 befanden sich unter den 50 meistbesuchten Freizeitparks der Welt 28 Parks aus Nordamerika (56%), zehn Parks aus Europa (20%) und 11 Parks aus Asien (22%), darunter sieben allein aus Japan (vgl. Tab.1.1). Tokyo Disneyland war mit 16,5 Mio. Besuchern der weltweit meistbesuchte Themenpark. Der

Marktführer in Deutschland, der Europapark im badischen Rust, belegte mit 3 Mio. Besuchern Rang 31. Mit einem Weltmarktanteil von über einem Drittel bildeten die Walt Disney Attractions die Nummer Eins unter den großen Freizeitparkketten.

Sind für Europa und Nordamerika die Besucheranteile etwas höher als der jeweilige Umsatzanteil unter den Top 50, stellt sich dieses Verhältnis bei den asiatischen Parks umgekehrt dar. Hier ist der Umsatzanteil mit 32% deutlich höher als der Besucheranteil von 22%. Die Parks in Asien erzielen also – dafür sind diese Zahlen ein Indiz – pro Kopf höhere Umsätze als die Parks in den anderen Regionen.

(14)

1998

in % 1999 in %

1 Tokyo Disneyland, Japan 16,507 17,459 16,680 4,7 -5,4

2 Magic Kingdom at Walt Disney World, Lake Buena Vista, Fla., USA 15,400 15,200 15,640 -2,8 1,3

3 Disneyland Anaheim, Calif., USA 13,900 13,450 13,680 -1,7 3,3

4 Disneyland, Paris, Marne-La-Vallee, France 12,000 12,500 12,510 -0,1 -4,0 5 EPCOT at Walt D Disney World, Lake Buena Vista, Fla.,USA 10,600 10,100 10,596 -4,7 4,9

6 Everland, Kyonggi-Do, South Korea 9,153 10,100 10,596 17,9 -9,4

7 Disney-MGM Studios Theme Park at Walt Disney World, Fla.,USA 8,900 8,700 9,473 -8,2 2,3 8 Disney´s Animal Kingdom at Walt Disney World, Fla.,USA 8,300 8,600 6,000 43,3 -3,5

9 Universal Studios at Universal Orlando, USA 8,100 8,100 8,900 -9,0 0,0

10 Lotte World, Seoul, South Korea 7,200 6,101 5,800 5,2 18,0

11 Blackpool Pleasure Beach, UK 6,800 6,900 6,600 4,5 -1,4

12 Islands of Adventures at Universal Orlando, Orlando, USA 6,000 3,400 76,5

13 Yokohama Hakkeijima, Sea Paradise, Japan 5,332 5,667 5,737 -1,2 -5,9

+14 Seaworld Florida, Orlando, USA 5,200 4,700 4,900 -4,1 10,6

+14 Universal Studios Hollywood, Calif., USA 5,200 5,100 5,100 1,9

16 Busch Gardens Tampa, Fla., USA 5,000 3,900 4,200 -7,1 28,2

17 Nagashima Spa Land, Japan 4,500 4,000 3,200 25 12,5

18 Tivoli Gardens, Copenhagen, Denmark 3,900 3,700 2,766 33,8 5,4

19 Huis ten Bosch, Japan 3,861 4,030 4,130 -2,4 -4,2

20 Seaworld California, San Diego, USA 3,600 3,450 3,700 -6,8 4,3

21 Six Flags Great Adventure, Jackson, N.J., USA 3,500 3,800 3,421 11,1 -7,9

22 Knott´s Berry Farm, Buena Park, Calif., USA 3,456 3,650 3,550 2,8 -5,3

23 Cedar Point, Sandusky, Ohio, USA 3,432 3,300 3,400 -2,9 4,0

+24 Morey´s Piers, Wildwood, N.J., USA 3,300 3,300 3,000 10,0 0,0

+24 Six Flags Magic Mountain, Valencia, Calif., USA 3,300 3,225 3,070 5,0 2,3 26 Paramounts Kings Island, Kings Island, Ohio, USA 3,200 3,325 3,400 -2,2 -3,7

27 Ocean Park, Hong Kong, China 3,190 3,300 2,950 11,9 -3,3

+28 Seoul Land, Kyonggi-Do, South Korea 3,150 3,000 2,800 7,1 5,0

+28 Port Aventura, Salou, Spain 3,150 3,000 2,700 11,1 5,0

30 Suzuka Circuit, Japan 3,042 3,163 3,238 -2,3 -3,8

+31 Liseberg, Gothenburg, Sweden 3,000 2,620 2,500 4,8 14,5

+31 Santa Cruz Beach Boardwalk, Calif., USA 3,000 3,040 3,040 0,0 -1,3

+31 Europa-Park, Rust, Germany 3,000 3,000 2,700 11,1 0,0

34 Adventuredome at Circus Circus, Las Vegas, USA 2,977 2,890 2,800 3,2 3,0

35 Paramount Canada´s Wonderland, Maple, Ont. 2,975 2,975 3,025 -1,7 0,0

+36 De Efteling, Kaatsheuvel, The Netherlands 2,900 3,000 2,700 11,1 3,3

+36 Gardaland, Castelnuovo Del Garda, Italy 2,900 2,800 2,700 3,7 3,6

38 Six Flags Great America, Gurnee Ill., USA 2,875 3,100 2,905 6,7 -7,3

39 Six Flags Over Texas, Arlington, USA 2,775 2,750 2,819 -2,4 0,9

40 Six Flags Mexico, Mexico City, Mexico 2,750 0,0

41 Knott´s Camp Snoopy, Bloomington, Minn., USA 2,600 2,600 2,600 0,0 0,0

42 Bakken, Klampenborg, Denmark 2,500 2,500 2,136 17,0 0,0

+43 Alton Towers, North Staffordshire, UK 2,450 2,800 2,500 12,0 12,5

+43 Hersheypark, Hershey, Pa., USA 2,450 0,0

45 Six Flags Over Georgia, Atlanta, USA 2,400 2,550 2,321 9,9 -5,9

46 Kurashiki Tivoli Park, Japan 2,380 2,940 2,986 -1,5 19,0

47 Parque España, Japan 2,313 0,0

+48 Busch Gardens The Old Country, Williamsburg, Va., USA 2,300 3,900 4,200 -7,1 41,0

+48 Dollywood, Pigeon Forge, Tenn., USA 2,300 0,0

50 Six Flags Fiesta, Texas, San Antonio, USA 2,200 2,451 1,490 64,5 -10,2

Quelle: Amusement Business, 2001/2, 52 ; eigene Berechnungen

(15)

war beispielsweise anlässlich der Eröffnung von zwei künstlichen Skihallen in Deutschland zu lesen, ihr Vorbild sei eine Indoor-Skipiste in Tokio gewesen.

Seit 1993 konnte die SSAWS Indoor-Skihalle in Tokio die längste Piste (480 m) der Welt vorweisen, bevor im Januar 2001 das Bottroper Alpincenter mit einer Pistenlänge von 640 m an die Spitze rückte.10 Oder: Die japanische Firma Nomura, die als Käufer des britischen Millennium Dome im Gespräch war, wird in Japan einen eigenen Dome bauen, 30 m höher als sein Vorbild. Der Dome, rund 90 min. von Tokio entfernt, soll der weltweit größte Indoor-Themenpark werden mit angeschlossenen Hotels, einer Shopping Mall, einem Bazar und einer Skihalle (themata.com).

Freizeitparks und künstliche Erlebniswelten haben sich zu einem bedeutsamen sozio-ökonomischen Faktor in Japan entwickelt.11 Im Jahr 1999 zogen allein die 16 größten japanischen Themenparks über 44 Millionen Besucher an. Zum Vergleich: Für Deutschland geht man von insgesamt 22 Mio. Erlebnis-

parkbesuchern aus. Das Besuchsvolumen der Freizeitparks in Japan insgesamt lag bei rund 100 Mio. Menschen (vgl. Tab. 1.2). Gemessen an der Bevöl-

kerungszahl ergibt dies eine Ausschöpfungsquote von knapp 80%. In diese Zahlen nicht einbezogen sind die Besucher einer wachsenden Zahl von Urban Entertainment Centern und thematisierten Shopping Malls.

Tab. 1.2: Besuchsvolumen von Freizeitparks in den USA, Europa und Japan, 1999

USA Europa Japan

Zahl der Besuche (Mio.) 300 150 100

Einwohner (Mio.) 272 727 126

Zahl der Besuche

in % der Bevölkerung 110 % 21 % 79 % Quelle: themata.com, YKS 2000; eigene Berechnungen

1.3 Erlebnis- und Konsumwelten in Japan in der Zusammenschau Rahmenbedingungen und Strukturen der Nachfrage

10 Der Name SSAWS (http://www.ssaws.com/) steht für “spring, summer, autumn and winter snow“. Als Überblick über Skihallen weltweit vgl. http://www.goski.com/experts/

snowdomes/snowdomes.htm. In Tokio entstand bereits in den 1950er Jahren die weltweit erste, 90 m lange Kunstpiste in einem umgebauten Baseballstadion eröffnet. Eisenbahnwaggons karrten echten Schnee aus den Bergen heran. Die erste, ganzjährig betriebene künstliche Skipiste wurde 1987 in einem umgebauten Bierzelt in der Nähe von Antwerpen errichtet; sie ist bis heute in Betrieb.

11 Kitano (1997) listet über 30 verschiedene Anlagentypen auf – vom „Artistic Park“ bis zum

„Water Park“,

(16)

individuelle Motorisierung. Eine entsprechende, in Abschnitt 2 dargestellte Nachfragekapazität hat sich in Japan erst nach dem Zweiten Weltkrieg herausgebildet. Ein von den Medien propagierter konsum- und freizeit-

orientierter Lebensstil rückte mit dem wachsenden Haushaltseinkommen bei vielen ins Zentrum der Lebensgestaltung.

Die Vermutung, Freizeit- und Themenparks hätten sich deswegen so stark aus- breiten können, weil in Japan eine besondere Affinität zu Formen der

„parakollektiven Form der Freizeitgestaltung“ bestehe und das gesamte

Freizeitverhalten primär gruppenbestimmt sei (Michna 1986, 37), kann für heute nicht mehr gelten. Für den Freizeitparkbesuch wie für andere Formen des Freizeitkonsums besteht jedoch durchgehend ein enger Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Im wirtschaftlichen Abschwung nimmt die freizeitbezogene Ausgabebereitschaft generell ab, ohne dass der Trend zur Individualisierung des Freizeitverhaltens abnimmt. Die Entwicklung des Freizeitparkmarktes verläuft in mehreren Schüben, wobei Alltagsfreizeit und Reisen starke Parallelen aufweisen. Der für Japan typische „hedonistische Kurzzeit-Reisende“ (Funck 1999b, 336), der in kurzer Zeit sein Vergnügen möglichst maximieren und dafür viel auszugeben bereit ist, wird auch künftig nicht von der Bildfläche verschwinden.

Tourismus heißt in Japan im wesentlichen Binnentourismus. Während in Deutschland im Jahr 2000 mehr als zwei Drittel der Urlaubsreisenden ins Ausland fahren und die Inlandsreisen auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren gesunken sind, ist das Verhältnis in Japan genau umgekehrt: Reiseziele im Inland dominieren gegenüber Auslandsreisen, obwohl der Wunsch nach einer Fernreise stark ausgeprägt ist.

Deutlich ausgeprägt ist in Japan eine Betonung des Zentrums gegenüber der Peripherie. Die Peripherie wurde erst unter dem Einfluss des westlichen Tourismus zur Bühne für Freizeitaktivitäten. „Historisch weist der inner-

japanische Tourismus eine starke zentrale Tendenz auf, die im Widerspruch zu der westlichen Betonung der Peripherie steht.“ (Funck 1999a, 61) Bei den Freizeitparks sind im wirtschaftlichen Abschwung die Anlagen in den

Metropolregionen und den traditionellen touristischen Zentren die (relativen) Gewinner gegenüber Parks, die in peripheren Regionen gelegen sind.

Die Freizeitparkindustrie im Umriss

Themenparks in Japan sind in der Hauptsache ein Kind der bubble economy, die dem Land in den 1980er Jahren einen Freizeitboom bescherte. Analysten betrachteten noch Anfang der 1990er Jahre Ostasien als den zukünftig

international führenden Themenparkmarkt (vgl. beispielsweise Jones und

(17)

Abschnitt 3 zeichnet die Geschichte der japanischen Freizeitparkindustrie nach, die in das 19. Jahrhundert zurückreicht. Eine Pionier-Rolle in der

Freizeitparkindustrie spielten die privaten Eisenbahngesellschaften. Generell ist die Bedeutung von Unternehmen, die nicht aus dem primären Freizeitbereich kommen, als Entwickler und Betreiber von Freizeitanlagen hoch. Das

Engagement ursprünglich branchenfremder Unternehmen im Freizeitsektor wurde angekurbelt durch politische Initiativen zur Regionalförderung Ende der 1980er Jahre, die auch die Kommunen und Präfekturen mobilisierten.

Planungs- und Managementschwächen, die zahlreiche Projekte und Parks scheitern ließen oder in Bedrängnis brachten, sind zu einem gewissen Teil auf diese Akteurskonstellation zurückzuführen.

Insgesamt herrscht gegenwärtig tendenziell ein Überangebot an Vergnügungs- und Themenparks, die zudem Konkurrenz in Form neuartiger Erlebniswelten erhalten. Sowohl im Hinblick auf die Konzepte, die aus japanischer Sicht als innovativ gelten, als auch die Gestalt der jüngsten Generation von

Erlebniswelten ist kein Sonderweg Japans erkennbar. Es bleibt bei lokalen Varianten globaler Trends. Die große Zahl kultureller Themenparks, die als japanisches Spezifikum gelten können, leidet in der Rezession besonders stark an Besucherschwund.

Themenparks als kulturelle Form

Künstliche Freizeit- und Konsumwelten mit ihrer Form der narrativen Raum- produktion sind zum Kennzeichen einer globalen Massenkultur geworden. Doch die Heimat des Theming von Umwelten war und ist die USA. Bedeutet die weltweite Ausbreitung von kulturellen Erzeugnissen der USA eine

Amerikanisierung der Welt? Fragen wie diese, die sich im Zusammenhang mit kulturellen Globalisierungsprozessen stellen, werden häufig vor einem Szenario verhandelt, das nur zwei Alternativen kennt: In der einen Variante wird eine Auslöschung lokaler Kulturkreise konstatiert als zwangsläufige Folge einer von Außen induzierten und von Oben durchgesetzten Modernisierung. Die andere Variante geht von einer mehr oder weniger großen Widerständigkeit der lokalen Kulturen gegenüber globalen Prozessen aus

— im Spiel der Kräfte bleibt der Ausgang offen (Horne 1998). Beide Szenarien gleichen sich darin, dass Globalisierung als (versuchte) Überwältigung der jeweiligen lokalen Kultur durch eine hegemoniale, westliche Macht gedacht wird.

Weiter führt ein Ansatz, der Kulturen als variabel betrachtet und den Blick auf kulturelle Wechselwirkungen richtet. Die Übertragung kultureller Formen stellt sich aus dieser Perspektive nicht als Akt der Überwältigung, sondern als Resultat einer Übersetzung dar. Die Bedeutung einer kulturellen Form ist nicht ein für allemal gegeben und mit ihrem fremden Ursprungskontext verwoben,

(18)

Abschnitt 4 geht am Beispiel bestimmter Parks und einzelner Themengruppen der Frage nach der grenzüberschreitenden Repräsentation von Kultur und des transnationalen kulturellen Konsums genauer nach. Im Mittelpunkt steht dabei Tokyo Disneyland, der nicht nur der meistbesuchte Themenpark der Welt ist, sondern auch ein Drittel des gesamten Freizeitparkmarktes Japans für sich vereinnahmt. Die „ausländischen Dörfer“ stellen rund ein Drittel der

Themenparks in Japan und versprechen die Begegnung mit dem fremden Kulturräumen: etwa der Schweiz, Kanada, Holland, Deutschland oder der

Türkei. Oft gleichen diese kulturellen Themenparks jedoch einem „Buddha ohne Seele“. Als Ersatz für eine Auslandsreise taugen sie nicht. Nicht nur fremde Kulturen, auch die eigene wird in den Themenparks zum Stoff einer

Exotisierung. Internationalisierung und Japanisierung sind keine

gegensätzlichen Thematisierungsstrategien, sondern zwei Seiten einer Medaille.

Abb. 1.2: Nyan-mage, Nikko Edo Mura

Erlebniswelten im technischem Wandel

Der fünfte und letzte Abschnitt ist der Technik von Vergnügungs- und

Themenparks unter einer zweifachen Perspektive gewidmet. Zum einen geht es um den Themenpark als materiell-technisches Ensemble. Hier ist eine Folge unterschiedlicher Generationen von Erlebniswelten zu beobachten, die sich jeweils zeitgenössische technische Innovationen anverwandelt und eigene technische Formen geprägt haben. Zum anderen stehen die Stärken und Schwächen der japanischen Industrie in einschlägigen Technikbereichen zur Debatte. Mit dem urban theme park – einem innerstädtischen High-tech- Vergnügungspark – haben japanische Unternehmen aus dem Bereich der Automaten- und Videospiele einen neuartigen Typ von Freizeitpark geschaffen, der vorwiegend interaktive und virtuelle Attraktionen bietet. Dieser Typ erweist sich weder in Japan, noch in den USA als das erhoffte Erfolgsmodell. Im Lichte dieser Erfahrungen scheint es so, dass sich die Ausbreitung von Virtual Reality- Attraktionen weniger über die Durchsetzung eines eigenständigen Typs

virtueller Themenparks, sondern eher über ihre Integration in bestehende

(19)

1.4 Welcome to the post-Sept. 11 world

Die Ereignisse um den 11. September 2001 hatten für die Unterhaltungs- und Tourismusindustrie einschneidende Folgen.Beim grenzüberschreitenden Tourismus gab es für das Jahr 2001 erstmals seit 20 Jahren kein Wachstum, sondern eine Reduktion der Ankünfte um 1,3% (themata.com, Februar 2002).

Die Walt Disney Company meldete rapide gesunkene Umsatz- und

Besucherzahlen in den Disney-Parks (Freizeit Leisure Professional 01/2002, 10). Weltweit konstatierten Fahrgeschäfte-Hersteller, dass das Jahr 2001 eines der schlechtesten Jahre für die Branche gewesen ist. Zwar sind dies keine ausschließlichen Konsequenzen des Anschlags auf das World Trade Center, dieser verstärkte jedoch die Auswirkungen der angespannten wirtschaftlichen Lage auf die Vergnügungsindustrie vor allem in den USA. In Japan war in der Folge des Anschlags die Bereitschaft zu Auslandsreisen stark betroffen, was wiederum dem Inlandstourismus einen Boom bescherte und der

Freizeitparkindustrie zugute gekommen ist. Bei den Reisen zum Jahresende — traditionell einer der Hauptreisezeiten in Japan — wird für 2001 von einem Rückgang der Auslandsreisen um mehr als 30% gegenüber dem Vorjahr gesprochen, während die Reisen innerhalb Japans um 40% zugenommen haben (The Japan Times Online, 29.12.2001). 12 Zu den beliebtesten

Reisezielen zählten die Themenparks im Tokyo Disney Resort und Universal Studios Japan. Die Krise der Erlebnisparkindustrie kennt nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner.

12 Eine Umfrage der Japan Association of Travel Agents zufolge ist im vierten Quartal 2001 der Flugverkehr von Japan in die USA praktisch zum Erliegen gekommen (http://www.jata- net.or.jp/english/reports/2002/trends.htm#01-1012). Als ein erstes Zeichen einer Normalisierung hat die Fluggesellschaft Japan Airlines ihre Flüge nach Las Vegas zum 1. März 2002 wieder aufgenommen.

(20)

2 Freizeitnation Japan: Work hard — play hard

Rahmenbedingungen und Strukturen der Nachfrage

Japan gilt in westlichen Augen nicht gerade als Freizeitgesellschaft, zu domi- nant ist das Image der Wirtschaftsmacht oder das Bild der Kulturnation.

Allenfalls im Bereich der Kinder- und Jugendkultur – darauf verweist etwa das Schlagwort der Nintendo- Generation – spielt Japan als anerkannte Quelle kultureller Produkte für den Freizeitkonsum eine Rolle.1 Tatsächlich verfügt Japan über eine reiche Kultur der Muse und des Spiels (vgl. Harada 1994, Linhart & Frühstück 1998). In der Nachkriegszeit wächst der Freizeit und einem entsprechenden Freizeitkonsum ein zentraler Stellenwert innerhalb der

wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung Japans zu. Indikatoren dafür sind unter anderem die Verringerung der Arbeitszeit, wachsende

Ausgaben für Freizeitgüter und eine steigende Vielfalt von Freizeitaktivitäten.

Der Staat ist daran nicht nur im Rahmen seiner Arbeitszeitpolitik beteiligt, sondern auch durch eine umfassendere, auf die Förderung von Freizeit und Tourismus ausgerichtete Freizeitpolitik, deren Wurzeln in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zurückreichen (vgl. Leheny 2000, Robertson 1998a).

Die Entwicklung verläuft in mehreren Schüben, wobei Alltagsfreizeit und Reisen starke Parallelen aufweisen (Funck 1999a, 207ff.). In den 1960er Jahren erlebte Japan seinen ersten Freizeitboom. Die Arbeitszeit verringerte sich im

historischen Verlauf erstmalig, rejâ — ein vom Englischen leisure abgeleitetes Lehnwort — avancierte zum Modewort des Jahres 1961 (Kleinstück 1999, 31).

Der Bau der Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszüge, der Ausbau von Regionalstrecken durch private Eisenbahngesellschaften und der Bau von Autobahnen stimulierten den Inlandstourismus. 1964 wurden anlässlich der Olympischen Spiele in Tokio auch die bis dahin geltenden Devisen-

Beschränkungen für Reisen nach Übersee aufgehoben (Kato 1995). Diese erste Wachstumsphase der Freizeitindustrie wurde von der Ölkrise 1973 wieder abgebremst.

Ein zweiter Schub ließ die 1980er Jahre zum „Jahrzehnt der Freizeitindustrie“

werden, das unter anderem durch einen Entwicklungsboom bei Themenparks gekennzeichnet ist (vgl. dazu ausführlicher Abschnitt 3). Zwischen 1982 und 1992 wuchs der Freizeitmarkt (Harada 1994, 281) von knapp 40 Billionen ¥ (rd.

350 Mrd. Euro) auf über 75 Billionen ¥ (rd. 650 Mrd. Euro). Die Bedeutung der Freizeit im Wertebewusstsein nahm zu. Unter den Lebensbereichen, denen die JapanerInnen für die Zukunft besondere Wichtigkeit einräumen, verdrängte seit 1983 „Freizeit und Erholung“ den vorherigen Spitzenreiter „Wohnen“ von Platz

1 Vgl. Allison (2000), die für die USA den Import von jugendkulturellen Produkten aus Japan untersucht hat. Im Ergebnis war der Markterfolg von Produkten, deren japanischer Ursprung maskiert worden war, größer als der von Produkten mit einer japanischen Duftmarke.

Wie später ausführlicher gezeigt, ist in Japan das westliche Markenzeichen eines kulturellen Produkts zwar kein Erfolgsgarant, aber ein wesentlicher Bestandteil seines symbolischen Wertes. Es gibt demnach signifikante Unterschiede in der Art der Transformation, die kulturelle Produkte im Zuge ihrer Domestizierung je nach Ursprungs- und Empfängerkultur erfahren.

(21)

eins (Abb. 2.1). Mit dem steigenden Kurs des Yen nahm seit Mitte der 1980er Jahren auch die Zahl der Auslandsreisen zu.

Abb. 2.1: Wichtigster Lebensbereich in Zukunft (in %), 1971—1992

Quelle: Harada 1994, 280

Das Ende der bubble economy Anfang der 1990er Jahre bremste auch den zweiten Freizeitboom (rejâ bûmu) ab. Trotz des wirtschaftlichen Abschwungs blieben die freizeitrelevanten Ausgaben der privaten Haushalte zunächst relativ konstant (Manzenreiter 1999), zum Ende der 1990er Jahre verzeichneten dann auch der Freizeit- und Tourismusmarkt eine stagnierende bis rückläufige

Tendenz.

Die Krisenstimmung beeinflusst jedoch nicht die Um-Bewertung von Freizeit und Arbeit. Einstellungsumfragen zeigen eine anhaltende Präferenz für Freizeit.

Im Jahr 1995 überwiegt erstmalig der Anteil derjenigen, in deren Leben die Freizeit gegenüber der Arbeit den wichtigeren Platz einnimmt (Abb. 2.2). Trotz der schlechten Wirtschaftslage baut die Gruppe „der Hedonisten“, die sich durch eine eindeutige Festlegung („am wichtigsten“) oder relative Präferenz für Freizeit („wichtiger als…“) auszeichnen, in der Folge ihren Vorsprung vor den

„Workaholics“ weiter aus. Im Wertesystem der Männer nimmt Arbeit einen deutlich höheren Stellenwert ein als im Leben der Frauen, mit Ausnahme der jüngeren Männer, bei denen ebenfalls die „Hedonisten“ überwiegen (Abb. 2.3).

Abb. 2.2: Arbeit oder Freizeit: Was ist wichtiger im Leben? 1990 – 1999

(22)

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999

Quelle: YKS 2000, 13

Abb. 2.3: Arbeit oder Freizeit: Was ist wichtiger im Leben? 1999, nach Alter und Geschlecht

Quelle und Legende: s. Abb.2.2

Im Rückblick zeigt sich ein enger Zusammenhang von Wirtschaft und Freizeit.

Wirtschaftliches Wachstum und steigender Wohlstand lassen die Frei- zeitindustrie florieren, im wirtschaftlichen Abschwung kontrahiert auch die Freizeit- und Tourismusbranche. Dieser allgemeine Zusammenhang gilt nicht nur für Japan. Im interkulturellen Vergleich zeichnen sich jedoch traditionell unterschiedliche Bedeutungshöfe der Freizeitvorstellungen in Japan und im Westen ab (Linhardt 1989, Kleinstück 1999). So wird auf die in Japan

schwächer ausgebildete Grenzziehung zwischen Arbeit und Freizeit verwiesen.

Die Wertschätzung der Freizeit, die sich in den Umfragen spiegelt, sei nicht gleichzusetzen mit der Verbreitung eines substantivischen Freizeitverständ- nisses im westlichen Sinn. Private Zeit, die dem einzelnen zur Verfügung steht

(23)

und aktiv gestaltet wird, entspreche weder der japanischen Organisationskultur noch ihren traditionellen normativen Fundamenten. Dagegen bestehe „ein Bedürfnis bei den Mitgliedern der japanischen Gesellschaft […], dass ihre von der Arbeit oder vom Unterricht befreite Zeit von außen geregelt und

institutionalisiert wird.“ (Shimada 1994). Dieses Bedürfnis sei ein nicht

unerheblicher Grund für das starke Wachstum der japanischen Freizeitindustrie.

Gleichwohl lässt sich nicht nur auf die Fortexistenz einer gruppengebundenen, nicht ausdifferenzierten Zeitform verweisen, sondern auch auf gegenläufige Tendenzen einer Auflösung der gruppenorientierten Gesellschaft.

Freizeitaktivitäten, die außerhalb eines Gruppenzusammenhangs durchgeführt werden, nehmen in den 1990er Jahren zu, Freizeit löst sich stärker von der Arbeitswelt ab und die Zeit, die im Kreis der Familie verbracht wird, wächst weniger stark als die allein verbrachte Zeit. Selbst Pauschalreisen, die lange das Bild des japanischen Gruppenreisenden im Ausland prägten, verlieren an Popularität. Unter den japanischen Überseetouristen ist der Anteil derjenigen, die Pauschalangebote nutzen, von rund 70% im Jahr 1992 auf 52% im Jahr 1997 gesunken.2

Im folgenden werden einige der Rahmenbedingungen genauer skizziert, die die Strukturen der Nachfrage im Freizeitbereich prägen. Im einzelnen sind dies die Bevölkerungsverteilung und -entwicklung, das Freizeitbudget, sowie die

Einkommensentwicklung bei den privaten Haushalten. Eine Übersicht über die häufigsten Freizeitaktivitäten gibt Aufschluss über den Stellenwert von

Freizeitparkbesuchen.

2.1 Bevölkerung

Mit 127 Millionen Menschen zählte Japan im Jahr 2000 zu den zehn einwohner- stärksten Ländern der Welt. Mit einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von gut 330 Einwohnern/km2 steht es im internationalen Vergleich an der Spitze (Abb. 2.4). Die Bevölkerung konzentriert sich, den naturräumlichen

Gegebenheiten folgend, vor allem in den Küstenebenen, Tälern und

intramontanen Becken. In den drei großen Ballungsräumen Tokio, Osaka und Nagoya an der pazifischen „Vorderseite“ Japans leben 49,6% der gesamten Bevölkerung auf nur 6% der Landesfläche (Tab 2.1; Abb. 2.5).

Abb. 2.4: Bevölkerungsdichte im internationalen Vergleich (Einwohner pro km2), 1997

2 U. S. Department of Commerce – National Trade Data Bank, November 3, 2000, http://www.tradeport.org/ts/countries/japan/isa/isar0033.html

(24)

Quelle: Demographic Yearbook, 1997 Edition, United Nations Secretariat http://jin.jcic.or.jp/stat/stats/01CEN2A.html

Tab. 2.1: Bevölkerungs- und Flächenanteil der drei Metropolregionen, 1970-2000

Bevölkerungsanteil nach Region

in %

Flächenanteil der Regionen

in % 1970 1980 1990 2000

Metropolregion Tokio 16,7 22,5 23,6 26,4 2,0 Metropolregion Osaka 10,9 13,2 13,1 14,6 2,0 Metropolregion Nagoya 5,7 6,7 6,8 8,6 1,9 Metropolregionen insgesamt 33,4 42,4 43,6 49,6 5,9

Übriges Japan 66,6 57,6 56,4 50,4 94,1

Quelle: Pohl & Mayer 1998, 48; http://www.stat.go.jp/english/zuhyou/151d1-4.xls

Die Altersstruktur der Bevölkerung wird sich in den kommenden Jahren weiter gravierend verändern. Schätzungen gehen davon aus, dass der Anteil der über 65-Jährigen von 17% im Jahr 2000 auf 22% im Jahr 2010 und 26% im Jahr 2020 ansteigen wird (Abb. 2.6). Japan altert damit im internationalen Vergleich stärker als andere Industrienationen. Freizeitforscher sprechen von den Älteren als Teil einer „neuen Freizeitklasse“, die von den Unternehmen zunehmend als neue Zielgruppe entdeckt wird (Harada 1998, 207).

Abb. 2.5: Karte Japan

(25)

Quelle: Japan Information Network, http://jin.jcic.or.jp/kidsweb/japan/map/j_regi.html

(26)

Abb. 2.6: Anteil der über 65jährigen an der Bevölkerung im internationalen Vergleich, 1990—2020

Quelle: Japan Information Network, http://jin.jcic.or.jp/stat/stats/01CEN2C.html

2.2 Freizeitbudget

Die tatsächliche Jahresarbeitszeit ist im Durchschnitt zwischen 1960 und 1999 von 2432 Stunden auf 1842 Stunden gesunken (Abb. 2.7).3 Dahinter steht auch das Bemühen der japanischen Regierung, im Rahmen einer Ende der 1980er Jahre forcierten „Politik der kurzen Stunden“ über die Reduzierung der

Arbeitszeit den Freizeitkonsum anzukurbeln und damit die Nachfrage der privaten Haushalte zu beleben.

Zwischen 1983 und 1999 stieg, zusätzlich zu den gesetzlichen Feiertagen, der den ArbeitnehmerInnen zustehende, bezahlte Urlaub von 14,8 auf 17,8 Tage im Jahr. Tatsächlich in Anspruch genommen werden davon 1999 jedoch nur 9 Tage. Entsprechend kurz, nämlich 7,5 zusammenhängende Tage, ist im Durchschnitt die Dauer des Sommerurlaubs. In den 1990er Jahren war die Urlaubsnutzungsrate rückläufig. Wurde 1990 der bezahlte Jahresurlaub zu gut 52% in Anspruch genommen, sank der entsprechende Wert im Jahr 1999 auf 50,5% (Tab. 2.2).

3 Hauptsächliche Datengrundlage zur im folgenden skizzierten Freizeitlage der Nation sind die Erhebungen des Freizeitentwicklungszentrums (Yoka Kaihatsu Sentâ), die jährlich im Freizeit-Weißbuch veröffentlicht werden. Ausführlichere Analysen der Freizeit- und

Konsumtrends nach dem Ende der bubble economy bis 1996 finden sich bei Harada 1998 und Manzenreiter 1999.

(27)

Abb. 2.7: Jahresarbeitsstunden (inkl. Überstunden),1955—1999

Quelle: YKS 2000, 7

Tab. 2.2: Feiertage und Urlaub pro Jahr, 1983—1999

Quelle: Japan Information Network, http://jin.jcic.or.jp/stat/stats/20LES11.html

(28)

In der subjektiven Perspektive der ArbeitnehmerInnen spiegelt sich die

Reduktion der Arbeitszeit nur bedingt als Zunahme der Freizeit (Abb. 2.8). So weist bis 1992 ein zunehmender Prozentsatz auf ein anwachsendes

Freizeitvolumen hin, seit 1993 mehren sich jedoch die Antworten derer, die sagen, ihre Freizeit habe abgenommen. Seitdem wächst auch der Anteil derer, die sinkende Ausgaben für Freizeit angeben, von wachsenden

freizeitbezogenen Ausgaben sprechen dagegen immer weniger Menschen.

Abb. 2.8: Freizeitbudget und Freizeitausgaben im subjektiven Empfinden, 1982—1999

Quelle: YKS 2000, 11

(29)

2.3 Haushaltseinkommen und Freizeitkonsum

Das Einkommen der privaten Haushalte stagniert seit Mitte der 1990er Jahre und ist seit Ende der 1990er Jahre rückläufig (Tab. 2.3). Gleichzeitig steigt die Sparquote und die Konsumneigung sinkt. Der private Endverbrauch, der mit rund 60% zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, bietet in der Folge ebenfalls ein Bild der Stagnation. Freizeitbezogene Ausgaben machen 1999 rund ein Viertel des privaten Verbrauchs und knapp 16% des Bruttoinlandsprodukts aus. 1999 werden 64,7% des Freizeitmarkts in der Kategorie „Unterhaltung“ (u.a.

Lotterien, Glückswetten und Pachinko-Hallen) erwirtschaftet. Die Segmente

„Bildung und Hobby“ (Unterhaltungselektronik, Theater, Museen, etc.) und

„Tourismus und Reisen“ schlagen jeweils mit rund 14% zu Buche. Der Sportmarkt bildet mit 6,8% das Schlusslicht.

Tab. 2.3: Wachstumsraten des Haushaltseinkommens, 1986—1999

HH-Einkommen

(nominal) verfügbares HH- Einkommen (real)

1986 1,8 1,2

1987 1,7 2,3

1988 4,5 4,3

1989 3,0 1,5

1990 5,2 1,4

1991 5,2 1,9

1992 2,7 0,5

1993 1,2 -0,2

1994 -0,6 0,1

1995 0,6 0,5

1996 1,5 1,3

1997 2,7 0,1

1998 -1,1 -0,9

1999 -2,4 -2,0

Quelle: YKS 2000, 9

Der Freizeitkonsum schrumpft seit Mitte der 1990er Jahre stärker als die

Konsumausgaben der privaten Haushalte (Tab. 2.4). Innerhalb des Tourismus- und Reisemarktes verbuchen neben Hotels und Pensionen vor allem

Vergnügungs- und Themenparks besonders schwere Umsatzeinbußen.

(30)

Tab 2.4: Privater Endverbrauch und Freizeitkonsum (Billionen Yen), 1996—1999

Privater Endverbrauch Freizeitkonsum

Darunter

Ausgaben für Tourismus

+/- geg.

Vorjahr in %

+/- geg.

Vorjahr in %

+/- geg.

Vorjahr in %

1996 299,3 85,1 12,1

1997 305,9 2,1 82,5 -3,0 11,8 -2,5

1998 304,7 -0,4 79,7 -3,5 11,3 -4,4

1999 306,7 0,7 78,5 -1,4 10,9 -3,0

Quelle: YKS 2000, 66

2.4 Freizeitaktivitäten

Unter den bevorzugten Freizeitaktivitäten rangieren seit Jahren Restaurantbe- suche, Ausflüge mit dem Auto und Inlandsreisen an vorderer Stelle.

Anhaltender Beliebtheit als Zeitvertreib erfreuen sich auch Karaoke, Videofilme ansehen und Musik hören. Der Besuch eines Freizeit- oder Themenparks belegt im Jahr 1999 unter 90 abgefragten Aktivitäten Rang 12 der

Beliebtheitsskala (Abb. 2.9). Die Beteiligungsquote ist im Vergleich zum Beginn der 1990er Jahre auf knapp 33% gesunken. Der Inlandstourismus hat ebenfalls abgenommen, allein der Auslandstourismus weist eine höhere

Beteiligungsquote auf (Tab. 2.5 und Abb. 2.10).

Tab. 2.5: Freizeitparkbesucher, Inlands- und Auslandsurlauber (Mio.), 1991 —1999

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 Freizeitpark-

Besucher (Mio.) 39,0 39,6 40,8 39,3 37,1 36,6 35,6 35,6 32,9 Inlandsurlauber (Mio.) 59,2 61,7 60,8 63,6 60,1 62,7 60,8 56,4 56,0 Auslandsurlauber (Mio.) 9,4 10,0 11,1 11,9 12,9 14,4 13,0 11,5 12,6 Quelle: YKS 2000, 48

(31)

Abb. 2.9: Häufigste Freizeitaktivitäten (Mio.), 1999

0 20 40 60 80

1

M io.

1 Essen gehen

2 A usflüge m it dem A uto 3 V erreisen innerhalb Japans 4 Karaoke

5 V ideos anschauen 6 M usik hören 7 im G arten arbeiten

8 in den Zoo, Botanischen G arten etc. gehen 9 in die Kneipe gehen

10 Lotto spielen 11 Picknick, W anderung 12 einen Freizeitpark besuchen

Quelle: YKS 2000, 15

Abb. 2.10: Beteiligungsquote bei Freizeitparkbesuchen, Inlands- und Auslandsreisen in % der Bevölkerung, 1991–1999

0 20 40 60 80

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999

%

Freizeitpark-Besucher A uslandsurlauber Inlandsurlauber

Quelle: YKS 2000, 38

(32)

In der Gesamtschau gewinnen in neuer Zeit vor allem solche Freizeit- beschäftigungen an Beliebtheit, die man im häuslichen Umfeld ohne große Kosten ausüben kann (Videospiele, Jogging). Ein ähnlicher Trend hin zu kostengünstigen Freizeitaktivitäten im Gesundheits- und Bildungsbereich

vollzog sich in den 1970er Jahren. Erkennbar ist auch gegenwärtig die Neigung, die Freizeit verstärkt zur Selbst- und Weiterbildung zu nutzen. Jüngere

Altersgruppen möchten vor allem ihre sportlichen Betätigungen ausweiten, Ältere wollen besonders ihren Hobbys mehr Zeit widmen.

Ein besonders ausgeprägtes Wachstumspotential besteht — quer über alle Altersklassen — bei den Auslandsreisen. Im Jahr 2000 reisten 17,8 Mio.

Japaner ins Ausland (Abb. 2.11). Über 80% waren Touristen. Die meisten Reisen führten in asiatische Länder (47,6%), danach folgten Nordamerika (31%) und Europa (13,3%).4

Beteiligungsquote und Wunschquote divergieren bei den Auslandsreisen stark.

Während im Jahr 1999 unter 100 JapanerInnen nur 12% tatsächlich einen Auslandsurlaub verbringen, äußern 43% den Wunsch danach. Aus Tourismus- analysen ist bekannt, dass Reisewünsche und tatsächliches Reiseverhalten nicht übereinstimmen müssen. Aktivitätswünsche sagen aber durchaus etwas über Stimmungen, Konsumprioritäten und Ausgabenbereitschaft aus. Wenig Anlass zum Optimismus ist bei den Vergnügungs- und Themenparks gegeben.

Hier liegt die Beteiligungsquote mit 30% höher als die Wunschquote mit 27%, was auf eine gewisse Marktsättigung in diesem Segment hindeutet.

4 The Asahi Jimbun, http://adv.asahi.com/english/market/transportation.html

(33)

Abb. 2.11: Reisende ins und aus dem Ausland (Mio.), 1964—2000

Quelle: Japan Association of Travel Agents,

http://www.jata-net.or.jp/english/materials/materials01.htm

(34)

3 レジャ一ランド — Freizeitland:

Die Freizeitparkindustrie im Umriß

Themenparks gehören zu den Unterhaltungsangeboten einer Freizeitindustrie, die sich in eine immer größere Vielzahl und Vielfalt von Erlebniswelten auf- fächert. Wir haben es bei diesen Erlebniswelten mit Anlagen verschiedenster Ausprägung zu tun, für die keine einheitliche, die einzelnen Länder übergrei- fende Begrifflichkeit gibt.

In den USA stellen amusement park und theme park distinkte Kategorien dar, das Konzept themed environment schließt eine Fülle von thematischen

Konsum- und Freizeitstätten von der Shopping Mall bis zum Flughafen ein. Im deutschen Sprachraum gilt (künstliche) Erlebniswelt als vergleichbarer Ober- begriff, der verschiedenartige, überwiegend thematisch gestaltete Einrichtungen wie Einkaufszentren, Freizeitparks, Kinos, Hotels oder Museen umfaßt. Als Freizeit- und Erlebnispark werden themenorientierte und nicht-themen- orientierte Anlagen bezeichnet, die Grenzen zum Themenpark sind hier fließend.

Analog zum US-amerikanischen Sprachgebrauch erscheinen im Japanischen die Vergnügungsparks — yûenchi — von den Themenparks — têmapâku — sprachlich separiert. Im Gegensatz zum Themenpark, der in den 1980er Jahren als Lehnwort ins Japanische eingeführt wurde, hat der Vergnügungs- park mit yûenchi ein japanisches Pendant. Als Überkategorie für eine Reihe stationärer Freizeitanlagen findet der Begriff Freizeitland — rejâ rando — als Lehnwort aus dem Englischen (leisure land) Verwendung. Er umfaßt neben Freizeitparks auch naturorientierte Freizeitanlagen wie Zoologische Gärten oder themenorientierte Museen.

Dieses Freizeitland wird im folgenden in Umrissen dargestellt. Zunächst zeich- net ein geschichtlicher Abriss den Entstehungsverlauf der japanischen Freizeit- parkindustrie nach. Anschließend wird die Situation der Freizeitanlagenindustrie in den 1990er Jahren beschrieben. Schließlich werden Trends und

Perspektiven skizziert, die die japanische Freizeitlandschaft im Wandel zeigen.

3.3 Die Anfänge: Der innerstädtische und stadtnahe Vergnügungspark Die Wiege der heutigen Freizeitparks liegt in Europa. Zu seinen Wurzeln Ende des 18. Jahrhunderts gehören die höfischen Parkanlagen in Paris und die Lust- gärten in London und nicht zuletzt die temporären Rummelplätze, die die in vielen größeren Städten regelmäßig stattfindenden Messen begleiteten und mancherorts immer noch begleiten. Zu den ältesten noch existierenden Parks zählt der seit 1766 bestehende Wiener Prater. Seit Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die USA zunehmend zum Zentrum der Vergnügungspark- industrie. 1894 eröffnet in Chicago der erste umzäunte Vergnügungspark, ein Jahr später eine ähnliche Anlage auf Coney Island bei New York.

(35)

In Japan können Freizeitparks auf eine ins 19. Jahrhundert zurückreichende Tradition zurückblicken. Zunächst entstanden am Ende der Edo-Periode (1600—1867) innerstädtische Vergnügungsparks, wie beispielsweise im Jahr 1853 Asakusa Hanayashiki1 in Tokio. Der in einem alten Vergnügungsviertel gelegene Park zählt zu den ältesten, noch in Betrieb befindlichen Freizeitparks der Welt und empfing als „historical theme park“ im Jahr 1998 über 450.000 Besucher (Abb. 3.1) . Temporäre Vergnügungsparks entstanden in Verbindung mit Messen und Ausstellungen. Anlässlich einer Gewerbeausstellung wurde in Tokio um 1910 erstmalig in Japan ein Riesenrad aufgestellt, nachdem das erste, nach seinem Konstrukteur benannte Ferris Wheel 1893 bei der

Weltausstellung in Chicago seine Weltpremiere hatte und 1896 als Nachbau in den Wiener Prater eingezogen war.

Abb. 3.1: Asakusa Hanayashiki

Als älteste stationäre Anlage in Japan gilt der 1910 gegründete Hirakata Park in der Präfektur Osaka. Zu den älteren Anlagen zählt ebenfalls der Toshimaen Park in Tokio, der im Jahr 1925 entstand und vor dem Zweiten Weltkrieg vor- wiegend von Angehörigen der oberen und mittleren sozialen Schichten aufge- sucht wurde. Im Jahr 1914 errichteten die Hankyû-Bahnen, eine private Eisen- bahngesellschaft, in der Nähe von Osaka einen mit einem Onsen (Bad mit heißen Quellen) und einem Revue-Theater kombinierten Vergnügungspark: das Takarazuka Family Land. Das Konzept, an einem Ende der Bahnstrecke ein Warenhaus und ein Hotel und am anderen Ende einen Vergnügungspark zu errichten, griffen bald auch andere private Eisenbahngesellschaften auf. Dieses

1 http://www.hanayashiki.net/first.html

(36)

für Japan sehr typische Phänomen hat dazu geführt, dass in metropolitanen Regionen, aber auch in ländlichen Gebieten, die lokalen Verkehrsanbieter an vielen der Freizeitparks mitbeteiligt sind.

Auf ähnliche Weise waren es in den USA die Betreiber elektrischer Straßen- bahnen, die die Vergnügungsparks als amerikanische Institution etablieren halfen. Hier waren am Ende der Strecke zunächst Grünanlagen als Picknick- plätze eingerichtet und anschließend mit Fahrgeschäften zu Parks ausgebaut worden. Diese trolley parks (Straßenbahnparks) verloren mit der in den USA bereits nach dem Ersten Weltkrieg einsetzenden Motorisierung der privaten Haushalte wieder an Bedeutung.

In Japan spielten die Eisenbahngesellschaften als Entwickler und Betreiber von Vergnügungsparks bis in die 70er Jahre hinein eine zentrale Rolle. Erst als um 1970 die „My car“-Bewegung die Motorisierung in Japan einläutete, verloren die Eisenbahngesellschaften ihre vorherrschende Rolle. Das Auto wurde bei

Ausflügen und Urlaubsfahrten auch in Japan immer wichtiger. Die nachlas- sende Anziehungskraft der traditionellen Naherholungsparks zeigt sich bei- spielhaft in der Entwicklung der Besucherzahlen des traditionsreichen Takarazuka Family Land, das 1974 einen seitdem nie wieder erreichten Spitzenwert von über 3,5 Mio. verzeichnete.

Tab. 3.1: Besucherzahlen Takarazuka Family Land (Mio.)

2. Hälfte 1950er Jahre 2 1960er Jahre 2,5 1970er Jahre 3

1974 > 3,5

1998 2,3 Quelle: KITANO Nobuji, persönliche Mitteilung

Die Eisenbahngesellschaften haben in Japan nicht nur den Vergnügungspark als mit Massenverkehrsmitteln erreichbares Naherholungsziel geprägt, sie haben in der Freizeitparkindustrie insgesamt für lange Jahre die Betriebsform des Nebenerwerbs vorherrschend werden lassen. Die Eisenbahngesellschaften betrieben Vergnügungsparks als Begleitunternehmen, das Fahrgäste anziehen sollte. Die Haupteinnahmequelle bildete nach wie vor der Bahnbetrieb, die Parks selbst mussten nicht unbedingt rentabel arbeiten. Damit wurde die Her- ausbildung einer eigenständigen Identität der Freizeitparkindustrie in Japan eher behindert. Mit dem Betrieb der Fahrgeschäfte in den Parks beauftragten die Privatbahnen zumeist die Hersteller. Dadurch entstand eine große

Abhängigkeit von den Herstellern und ein Typ von Park, bei dem die Fahrgeschäfte die Hauptattraktion bildeten. Den Parks fehlte so ein durchgängiges Konzept und ein einheitliches Betriebssystem, schnelle

Reaktionen auf die Veränderungen des Marktes und der Freizeitbedürfnisse der Menschen wurden erschwert.

(37)

3.4 Die erste Wachstumsphase der Freizeitindustrie nach dem 2. Weltkrieg Eine Übersicht über die Haupt-Entwicklungsphasen der Freizeitparkindustrie nach dem 2. Weltkrieg zeigt Abb. 3.2. Die Freizeitindustrie profitierte von dem wirtschaftlichen Aufschwung, der Ende der 50er Jahre einsetzte und erst von der Ölkreise in den 70er Jahren gedämpft wurde. 90% der heutigen Parks eröffneten nach 1950 (Hamilton-Oerl 1998, 238). In Abb. 3.3 lässt sich der Gründungsboom der 1960er Jahre gut ablesen.

In den 60er Jahren bildeten sich um die Metropolregionen Tokio, Osaka und Nagoya je nach Entfernung touristische Zonen in Form konzentrischer Kreise heraus: Halb-Tages-Zonen, Tageszonen und Übernachtungszonen, wobei letztere häufig an Orten mit Thermalquellen gebunden waren. Ein Drittel aller Kurzreisen diente dem Besuch von heißen Quellen. Im Fremdenverkehrsgebiet bei Hakkone, östlich von Tokio, entstand 1961 FujiQ Highland Park (1,8 Mio.

Besucher im Jahr 2000). Dieser Park repräsentierte einen neuartigen Typ, der sich mit der zunehmenden Motorisierung neben den innerstädtischen und stadtnahen Anlagen mit Naherholungscharakter in bestehenden Fremden- verkehrsgebieten entwickelte und einen bereits vorhandenen Zustrom an Besuchern nutzte.

Zwar dominierten unter den Neugründungen nach wie vor Parks, deren Haupt- attraktion die Fahrgeschäfte waren, es entstanden aber auch einige anders ausgerichtete Anlagen. Meiji Mura (1965), ein in der Nähe von Nagoya gele- genes Freilichtmuseum mit Gebäuden aus der Meiji-Zeit (1868-1912), gilt als einer der ersten Themenparks in Japan, ebenso wie der bei Kyôto gelegene Filmpark Toei Eiga Mura (1975). Expoland, ein begleitend zur Weltausstellung in Osaka 1970 zunächst temporär eingerichteter Vergnügungspark, zog wäh- rend der Ausstellungszeit 64 Mio. Besucher an und wurde anschließend im Dauerbetrieb weiter geführt. Neben Eisenbahngesellschaften und

Fahrgeschäfteherstellern entdeckten nun auch zunehmend Banken,

Versicherungsgesellschaften, Spielzeughersteller, Maschinenbauunternehmen, Energiekonzerne und Medien die Freizeit(park)industrie und engagierten sich als Kapitalgeber oder Mitbetreiber von Anlagen. Für das Jahr 1976 gaben bei einer Befragung 23,1 Mio. Personen den Besuch von Vergnügungsparks an (Michna 1986, 34). Die Beteiligungsquote (Anteil der Freizeitparkbesucher an der Bevölkerung) lag damit bei 21%.

Abb. 3.2: Entwicklungsphasen der Freizeitparkindustrie nach dem Zweiten Weltkrieg

(38)

Abb. 3.3: Neugründungen bei Freizeitparks 1900 – 1985

Quelle: Michna 1986, 37

Die 1960er und 1970er Jahre beobachteten eine Gründungswelle bei Freizeit- parks nicht nur in Japan. In Westdeutschland bildete sich in diesen Jahren ein hierarchisches System mit Anlagen von lokaler, regionaler und nationaler Bedeutung heraus, das in seinen Grundzügen bis in die 90er Jahre Bestand hatte. Die USA erlebten in den 1970er Jahren eine Boomphase der

Themenparks. Gab es in Nordamerika 1970 nur drei Themenparks mit ungefähr 12 Mio. Besuchern, zogen am Ende des Jahrzehnts über 20 größere

Themenparks mehr als 60 Millionen Besucher an (Adams 1991, 112). In Disney World in Florida wurde Anfang der 1970er Jahre das Resort-Konzept

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UEMURA, Kinyü biggu ban, kaikei to hö [Der Big Bang im Finanzbereich, Rech- nungslegung und Gesetz], 1998, zur Einfuhrung der International Accounting Standards (IAS), 6 ff., zu