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Ein Geniza-Fragment.
Mitgeteilt von Eugen Mittwoch.
Das nachstehend veröffentlichte Fragment stammt aus der Geniza
von Alt-Cairo, in welcher ich im Jahre 1899 gegen 40 teils grössere,
zumeist aber kleinere Stücke vorgefunden und erworben habe. Die
Fragmente sind zum grössten Teil liturgischen Inhalts, cs befinden
sich unter ihnen aber auch Stücke aus medicinischen, exegetischen ')
und philosophischen Werken, Gedichte, Briefe, Rechnungen und der¬
gleichen. Mit Ausnahme einiger Gedichte und der liturgischen
Stücke , welche durchweg hebräisch sind , sind sie iu arabischer
Sprache, aber in hebräischen Charakteren geschrieben.
Unser Fragment handelt über die Unzuläs.sigkeit der Be¬
schäftigung mit der Wissenschaft. Es enthält 4 zusammengehörige
Seiten in schöner orientalischer Quadratschrift (18 zu 13 cm). Wir
haben es augenscheinlich mit dem Autograph des Verfassers zu
thun, denn es begegnet einige Male, dass ein Wort oder ein ganzer
Satz gestrichen ist und derselbe Gedanke dann in etwas anderer,
dem Autor besser erscheinender Fassung vorgetragen wird. Das
Fragment entstammt der Zeit nach Maimonides, denn über diesen,
sowie über seinen Vater, erhalten wir bemerkenswerte Mitteilungen.
Besonders merkwürdig ist, was unser Autor über die ausser¬
ordentliche Geistes- und Gedächtniskraft des Maimonides schreibt.
,Das Vergessen, welches die Menschen betrifft, hat mich niemals
in der Zeit meiner Jugendo betroffen" habe Maimonides selbst se-ö
sagt. Der wesentliche Inhalt des Stückes ist freilich ein den
maimonidischen Anschauungen entgegengesetzter. Der Verfasser
jiolemisiert eifrig gegen die Beschäftigung mit der Wissenschaft,
tinter der hier wohl vorzugsweise die Philosophie zu verstehen sein
dürfte. Die Beschäftigung mit der Wissenschaft sei aber unerlaubt,
das eine Mal , wei' diese irrige , mit der Religion im Widerspruch
stehende Ansichten lehre , wie die Anfangslosigkeit der Welt und
dergleichen , das andere Mal , weil die Zeit , die man darauf ver¬
wenden müsse, um in der Wissenschaft etwas Tüchtiges zu leisten.
1) Ein solches exegetisches Fragment, das aus einer arabischen Psalmen¬
erklärung stammt, von mir mitgeteilt in ZATW. XXUI (1903) Heft I.
(JO MitUcorh, Ein Geniza-Fragment.
ilem religiösen Studium entzogen werde. Als Gegenbeweis dürfe
man aber nielit etwa Maimonides anfübren : denn ein Mann von
derartigen glänzenden Geistesanlagen wie ^Maimonides, rechtfertige
eine Ausnahme. Sein Vater aber, .Maimon b. .losejib, habe nie den
Wissenschaften obgelegen.
Soviel mag hier über deu Inhalt unseres Fragments genügen,
da weiter unten eine wörtliche Übersetzung folgt.
Ich gebe znnächst den arabischen Text in den ursprünglichen
hebräischen Cbarnkteren. Die vom Autor selbst gestrichenen Worte
sind in die Anmerkungen verwiesen. Zur Transskript iim ist zu
bemerken, dass „ und i durch 3, j durch -;. durch oder i:,
0 C
^ durch D, durch K oder i und \t> durch n wiedergegeben sind.
Nbi Nnn bsrc nb n:-' xb a^NT^ibs mn V- ^s') p»!
D^rn-' NbNb Nna -pb^rrubN niNn^i obNJi Nbi snana -s ybiin^
bn": -n yacbN Nnr-ic 'nbN bNipNbN "jNb cnb^iNpxa n:::Na
cpbybNi ccbN nb ij:-' n"'D ■('nNbN laNa yp-^ ■'ibN anbN
nsp iNa -jNT arabN mn -Nb -i-iNnbN "d nrN'^n -jbTa -n):r'c
srjbNa): -n N':?: "jb- n-:. Nn-^Ec m^mm ""n mi^n PNarN -jNni'^SN-
nn-1'3 nnipN: npi -N-'NT^bN ";ni"ini üipbsa nmabN n-Nipb
b^iNpNbN mn V" ■'N-ibN Nin hndd ^''^i ncoNbcbN ^bn •'Z
am;^ ab- .... sN^p -c Nmabxa cn -nbN ^rNipbNa bN
■N ispi ■'ibN •^-narbN ya-öbND 'yjp 'Nma -b"' i^^^ ^Np iia
•(0 m-;. n7:nD nj: (sie!) ano iNb b^i nj: anabx mn ibr ;"b::i
min'^T *)Nni:N-i;N bsn-'i Tny ara Nnp'^ -nn NbN •')T'T"ia7:bN Ni:b;'bN T'r'm "jcbN N-in ■,-'Ti37:bN N::b?bN nb5:3 "j?: 'n^it' -jN 'rb Nn-'by
cn^by mbN -,1: nN:nrn nj:?: NrbrbN -|J: nT3b -jNa nj: nb ^Na-i
anabN mn nN-ip 'd n:N7:T "inaN ;)Nii£:n ^snpn nbNSJ: mm
ibpj: -a' ]N "i:- ■pa-' nj: -b" V~ V-'' T"iaJ: n^s-' ^-^
1) Vorher folgender vom Autor gestrichene Satz: rpTäjn
Nn-!NraNT cibsbN -^bn r.Npm -jj: (?) ins:-! Nna 'nbN y"n niNirN nibr
cbi'j: cbrnbN Nin ^a^ ",N ::-iu:a Nrnb;' rb::i ^n nb n^i i^r'n
"iNpns'Ni nrNn n.
2) = uii)!..
3) Dieses Wort ist erst nachtraglich, und zwar am Rande, vom Verfasser liinzugefügt worden.
4) = ljadIjÜ. Xach diesem Worte ist gestrichen ~^!^m, womit der
nächste Satz beginnt. Der Autor hat also noch eineu Satz eingefügt.
Mitticoch, Ein Geniza-Fragment. ()3
D^b b-'iNpNbs -jbn -ibN na •\on^^ sn^E nbsp nj: -'S n-iT.
')-bNn7:bN mn n^s -ibDi: mxpn^N n-'b? ■aion-'O "^-a-^in Nn-'by
N:-ai NJ:a m^:; -;n aaa'^ "jN ^ab NbN na-.baa nspbN n':t
mit): Nn:NE Nnbix ^rs nb n-i:7:bN mn ms): "jbT iwg. 3.
-)ab5 inbNT .nN:rc napni nN:-an nj: . . . b^Nb mara nNan
bsn-' abi cibsbN mn ip^:: -i^nNOTbN NrNJrb? ■(■ra "ia ON:bN
-^b-i ■p N-rta ■'ibN aNipNbN -jn abr^ abi -^nin NnnN-ip yiz cnb
bNJ:a v: nb -jNa i-ibN bpT ncj: ira^ bnj:a anis:' ■'d *)-iNT:; cn
n:o ... •^)nb bj:ai cb n:N n^a mt:Ebs mui
nj: Nn'B "^bn -ra q:si Nnbsm cibrbs ^'ND Txn ^p im NbNi
")n:;Eb yz bip-i ^Nai n-'a-n n^rxnar rj'tNSnbN nb -iinsj; in
ba ■'n3"'a-a 1nj:t 'e 'mrr^ -jNa nj: ONrbN ^nny i-ibN -jN^crbN -(N
nj:DnnN ipi nmNi nrE-i '10 axrabN ^br cip-- ■jn jnu-'' ■jia-' cb
brj:E*) ... ■'5b n^ip-' -jNb nbxi: TiaJ: n^E insi nsN-3N
-jNE n^br DNp-' Nb nnpi nJ:Ti iNa 1^bN ya\abN Nin
ba Nn:j: n\so ■'br rb^^N nin ") .. .
n^'zabN •'E bNJ:abN N-n nb c-b ni-r. rag- 4.
riN^nnsa cip^i nj: b^xnn ■^s :]13::j: nrNi:; nnaxi bN-bN p-s iia^ ^n
iipi cbl ni"iNr iiJ:Na in niinitbNa nb tins ■nTONa in n^:;-r
mar Nn^E nnN^p -ia-' -,ne ^ins nb in nj: laNi Nna-n 'br
-iNürp ir i-NT bj:n^' -jN p-::^ Nb X'^'^ V^" '^"^ T'-'
m:-' inE ICN ^N:::p iNürpbN -br T'Nt nos: ^br brs'^B mNi büi
Nm'M nbNb-ibN Vt i:an niai ^ibN . . jirbNi 7,^ Nba
^nbNi N:^'a NJ:a ")']b-i ■'br nnpi npNia nb iirb in ")nj::ne
mna "jp ci^' bsnc^ cb bpT iij:i^j: i:ai mbNi in bpi n:r bpr^
1) Nachher sind folgende Worte gestrichen N7:i ncibo "J^'a^obbl.
- i - sE .; .
2) = _Lili. 3) = 4) = 31^.
5) Die Spuren deuten möglicherweise auf C]': (=
C) Gestrichen sind die Worte: •jia"' ab nna^a^O 'B n:N.
O I - O> f.
7) = 8) Wohl = ».Ail xjyü
9) Vor niN sind folgende Worte gestrichen: n^:^r' yNa^JNrN iNbiNn nnbrj:i cnrpi.
lOj Das 3 ist zweifelhaft; doch wahrscheinlich = nJ:;inbN1.
11) Auf dieses Wort weisen die Spuren.
12) Nach -bl gestrichen N"a nn; yZ.
64 Mittwoch, Ein Geniza-Fragment.
Npabs IlS-i ■'bs übNybs sin y: qii::-' ab i)n:ia 573 Nin aibsbs
iran cj^rssn ■^N-n bi i:m ^bs >>< ira ■'nbs
Übersetzung.
, Docb ohne diese Bedingungen ist es ihm nicht
gestattet, sich mit ihnen (den Wissenschaften) zu beschäftigen und
von ihren Büchern Kenntnis zu nehmen , und die Gesellschaft und
den Verkehr derer, welche sich mit ihnen beschäftigen, zu pflegen,
damit sein Innei'es durch ihre Ansichten nicht befleckt werde. Denn
die Ansichten, welche der Mensch hört, sind wie der Kern, welcher
ins Innere der Erde fällt, und von welchem dann Gift und Colo-
quinthen aufwachsen. So wird hierdurch sein Leben in beiden
Welten verbittert. Denn in diesen Büchern ist, wenn auch ihr
Verfasser den Beweis der Existenz Gottes und seiner Einheit beab¬
sichtigt hat, trotzdem Anderes enthalten, was in Widerspruch steht
mit den Vorschriften des Gesetzes, wie z. B. die Ewigkeit (Anfangs¬
losigkeit) der Welt und die Ansicht, dass Gott die Einzeldinge
nicht kenne.-)
Es hat ihnen bereits ein Anderer von den Philosophen wider¬
sprochen und die Verkehrtheit dieser Ansicht bewiesen •')
und hat nioht gefunden , dass sie hierfür einen trefl'enden Beweis
haben. Ein Anfänger nun, der die Absicht hat, von diesen Büchern
Kenntnis zu uehmen, wird nur dann dazu gelangen, das zu ver¬
stehen , was andere von den hervorragenden Gelehrten verstanden
haben , wenn er eine ganze Anzahl Bücher liest und ihren Inhalt
sich aneignet und sich immer wieder mit ihnen beschäftigt, um
einer von den in diesem Fach hervorragenden Gelehrten zu werden.
Dann wird ihm klar sein, was anderen Gelehrten klar war, von
dem, was wir in Sachen ihrer Widerlegung erwähnt haben. .
Dies ist ein Umstand, der es notwendig macht, dass er den
grössten Teil seiner Zeit auf die Lektüre dieser Bücher verwende,
bis er darin hervorragend wird. Ohne dies wird er nicht umhin
können , der Ansicht eines Anderen zu folgen , in Betrefl' dessen,
was er darüber gesagt hat, und eine günstige Meinung darüber
zu hegen und zu glauben , dass man in diese Ansichten keinen
Zweifel setzen kann. So wird sein Glaube getrübt
. . . Und welchen anderen Zweck hat sein Weg, als dass er den
Lohn eines Anderen gewinne, wie wir erwähnt haben
Was dieses Gebot betrifft, so kann er seine Erfüllung entbehren,
weil es ein Gebot ist, das durch Übertretung eines Verbots er-
1) Nach r;:ia gestrichen: TNlt i::a' ab.
2) Vgl. Kusari I, 1.
3) Der Sinn dieser unvollständigen Stelle dürfte wohl sein : und er hat ihre Ansichten naeh den von ihneu befolgten Kegeln auf dem 'Wege der Analogie abgewogen.
Mittwoch, Ein Gentza-Fragment. 65
füllt wird,*) wegen des was wir erwähnt haben, und Gott
hasst ihn.
Was aber die Menschen zum Irrtum gebracht hat , ist der
Umstand, dass manche von unseren berühmten Gelehrten den Weg
dieser Wissenschaften gegangen sind,-) ohne dass ihnen durch die
Lektüre (ihrer Bücher) Schaden entstand. Sie (die Menschen) be¬
denken aber nicht, dass diejenigen Männer, welche trotz der Be¬
schäftigung hiermit heil geblieben sind, einzigartig in ihrem Zeitalter
waren, wie E. Mose (Maimonides). Dieser besass eine solche Voll¬
kommenheit des und so ausgezeichnete Geistesanlagen , dass
er noch nicht ^) undzwanzig Jahre vollendet hatte, als er
schon die übrigen Wissenschaften sich zu eigen gemacht und er¬
worben hatte. Nachher verfasste er über dieselben seine bekannten
Bücher in hebräischer und arabischer Sprache. Er sagte mit eigenem
Munde: ,Das Vergessen, welches die Menschen befällt, hat mich
nie in der Zeit meiner Jugend befallen*. Vielmehr brauchte er
sich mit einem Buche nicht mehr als ein Mal zu beschäftigen, und
schon hatte sich sein Inhalt in seinem Geiste eingeprägt , und er
wurde hierin hervorragend und fähig , es einen Anderen lesen zu
lassen (ihn darin zu unterrichten). Nach einem Manne, wie dieser,
welcher der Edelstein seiner Zeit war, kann aber nicht gemessen
werden (d. h. analog behandelt werden) Aber
ein Anderer , welcher nicht diese Vollkommenheit der natürlichen
Anlagen besitzt Wenn jemand in dürftigen Ver¬
hältnissen lebt und der grösste Teil seiner Zeit verwendet wird
zum Erwerbe dessen , was zu den Notwendigkeiten des Lebens ge¬
hört oder von Dingen, welche ihm wie Notwendigkeiten des Lebens
werden, oder von überflüssigen*) Dingen, — er hat aber nicht die
Kraft sie zu lassen und nur das Notwendige zu ergreifen — dann
ist seine Lektüre (d. i. sein Studium) ohne Zweifel eine Gesetzes¬
übertretung. Ich möchte doch wissen , ob eine Person , die nicht
ein Pfund mehr als einen Centner zu tragen vermöchte, die sich
aber zu diesem Centner noch einen zweiten Centner aufladet, nicht
1) Das etvraige Gebot zu studiereu wird erltauft durcb das Verbot, den Glauben gefährdeude Ansichten anzunehmen. — Der vorangehende Satz ist, weil unvollständig, nicht ganz klar.
1) 1p"lD = In dieser geistigen Bedeutung ist das Wort nicht
belegt. Doch dUrfte der Zusammenhang eine Bedeutuug wie d)e obeu angegebene erfordern , zumal man sageu kann : \JfLjyal\ „einen Weg einschlagen"
(s. Laue s. v.).
2) Wenn Cj'S zu lesen ist (cf. oben), so würde es heissen: einige zwanzig Jahre.
3) ri'isy. Ich bin nicht sicher, was das Wort bedeutet; vielleicht:
Uber das Maass hinausgehende , d. h. überfiüssige Dinge , die nicht gerade not¬
wendig sind, die er aber niclit stark genug ist aufzugeben.
Bd. LVII. ö
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66 Mittwoch, Ein Geniza-Fragment.
ohne Zweifel sterben würde. Die Vorschrift, welche Maimonides in
seinem , Dalälat alhä'irin" und anderen Büchern erwähnt, besteht
nur für denjenigen, welcher Kraft und Stärke dazu besitzt, wie wir
erklärt haben. Wenn nun überliefert wird, dass sein Vater, Rabbenu
Maimon , sich niemals einen Tag mit diesen Wissenschaften be¬
schäftigt habe, so geschah dies, obwohl er sich garnicht von dieser
Welt hinweg zur zukünftigen Welt zuwandte, bis er mit Rabbenu
Mose nach kam und die Werke seines Sohnes sah "
An dieser Stelle bricht das Fragment ab. Es ist dies um so
eher zu bedauern , als uns gerade nähere Angaben über den Vater
des Maimonides und sein Verhältnis zur Wissenschaft sehr will¬
kommen wären.
Aus welchem Werke unser Stück stammt, und wer sein Ver¬
fasser ist, wird sich schwer sagen lassen. Derartige Anschauungen, wie sie hier zu Tage treten , waren ja in der nachmaimonidischen
Zeit nicht gerade selten. Soviel steht jedenfalls fest, dass unser
Verfasser, wenn er auch ein entschiedener Gegner des Studiums
der Wissenschaften ist, so doch für Maimonides selbst die höchste
Verehrung besessen hat. Da unser Stück, wie wir schon im Ein¬
gang bemerkt haben, Autograph des Verfassers ist, so möchte man
zunächst annehmen, dass derselbe in Kairo gelebt hat; doch ist es
andererseits möglich, dass das Werk von auswärts nach Kairo und
so in die Geniza gewandert ist.
1) Das Wort ist verblasst. Vielleicht könnte man "13113 „nach Ägypten" lesen.
1 0
67
Die Fragmente
des Thargum jeruschalmi zum Pentateuch.*)
Von Dr. M. (liinsburger.
In dem Bestreben , mich möglichst kurz zu fassen , habe ich
in der Einleitung zu meinem Fragmententhargum (S. Calvary it Co.,
Berlin 1899) manche auf dasselbe bezügliche Fragen nicht besprochen
mit der dort am Schlüsse allerdings nur angedeuteten Absicht, dieses
bei anderer Gelegenheit zu thun. Eine solche Gelegenheit hotte
ich nun bald finden zu können , da ich nämlich schon in nächster
Zeit das sogenannte Pseudo-Jonathan'sche Thargum zu veröffent¬
lichen gedenke. In der Einleitung zu dieser Ausgabe sollen alle
das Thargum jeruschalmi betreft'enden Probleme einer eingehenden
Besprechung unterzogen werden ; hier aber möchte ich die Lösung
einer Aufgabe versuchen , die rait Pseudo-Jonathan nicht in Zu¬
sammenhang steht, aber doch von grosser Wichtigkeit ist und daher
mit Recht schon von Bacher in seiner Besprechung meiner Ausgabe
des Frgmth. (Deutsche Litteraturzeitung, 1899, Nr. 27) gefordert
wird , nämlich eine übersichtlich geordnete Zusammenstellung der
uns erhaltenen Fragmente des Thargum jeruschalmi zu geben. Die
Lösung dieser Aufgabe ist schon deshalb keine leichte , weil ja
bekanntlich die Fragmente in den Handschriften und auch in den
älteren Ausgaben nicht numeriert sind, daim aber kann man auch
im Zweifel sein darüber, ob die vielen Hunderte von Citaten bei
alten Schriftstellern einem Fragmententhargum entnommen sind oder
nicht. Ich habe einen grossen Teil derselben in meinem Fragmenten¬
thargum (pag. 91—122) angeführt, andere seither mir bekannt
gewordene werde ich in meiner Ausgabe des Pseudo-Jonathan bringen,
«ausserdem werde ich dort alle diejenigen Citate zusammenstellen,
die sich in den uns bis jetzt bekannt gewordenen Versionen nicht
nachweisen lassen. Schon jetzt aber will ich bemerken , dass dies
immerhin noch eine ganz beträchtliche Anzahl ist, so dass wir wohl
1) Dieser Aufsatz befindet sich schon seit Ende d. J. 1901 in deu Händen der Kedalition; inzwiscben ist meine Ausgabe des Ps.-Jon. erschienen.