Distanzlernaufgabe Klasse 10 – 23.10.2021
Liebe Schüler*innen,
gestern haben wir mit unserem Drama „Faust“ begonnen. Ihr wisst nun, um was es im Groben geht, wer die Hauptfiguren sind und warum der Teufel im Menschen ein so hohes Interesse weckt. Goethe war nicht nur ein begabter Dramaturg, sondern auch ein großer Dichter. So lässt er Faust in seinem Stück, völlig verzweifelt und kurz davor, sich das Leben nehmen, das Erwachen des Frühlings entdecken und dadurch neuen Lebensmut schöpfen. Mit diesem Gedicht sollt ihr euch heute befassen.
1. Lies das Gedicht „Osterspaziergang“ mindestens zweimal laut.
2. Benenne das Thema des Gedichts. Beschreibe in Schlagworten, welche Stimmung hervorgerufen wird. (schriftlich)
3. Fasse den Inhalt jeder Strophe in Stichpunkten zusammen. (schriftlich) 4. Untersuche, welche formalen Besonderheiten das Gedicht aufweist (Verse,
Strophen, Reime). Schau im Lb. S. 57 nach. (schriftlich)
5. Finde mindestens drei stilistische Mittel und schreibe sie heraus.
(Auflistung stilistischer Mittel S.210) (schriftlich)
6. Überlege, welchen Einfluss die sprachlichen Mittel auf den Inhalt, die Aussage und die Wirkung des Gedichtes haben. Notiere dazu Stichpunkte.
(schriftlich)
BP- Personifizierung: „Der alte Winter in seiner Schwäche.“ (V.4)
kalte Jahreszeit wirkt schon schwach, es dauert nicht mehr lang, bis die warme Jahreszeit anbricht
Hinweis: Diese Aufgabe ist wieder einmal nicht freiwillig. Beachtet, dass auch nach eurer Prüfung eure Arbeitsleistung bewertet wird.
Viel Erfolg und Spaß, eure Frau Volkmann
∼ Osterspaziergang ∼
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden belebenden Blick, im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche, zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur ohnmächtige Schauer körnigen Eises in Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes, überall regt sich Bildung und Streben, alles will sie mit Farben beleben;
doch an Blumen fehlt's im Revier, sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen nach der Stadt zurückzusehen!
Aus dem hohlen, finstern Tor dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn, denn sie sind selber auferstanden:
aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, aus Handwerks- und Gewerbesbanden, aus dem Druck von Giebeln und Dächern, aus den Straßen quetschender Enge, aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge durch die Gärten und Felder zerschlägt, wie der Fluß in Breit und Länge
so manchen lustigen Nachen bewegt, und, bis zum Sinken überladen, entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel, hier ist des Volkes wahrer Himmel, zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
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