Basis für eine erfolgreiche und nachhaltige Milchproduktion sind eine gute Tiergesundheit, hohe Fruchtbarkeit und hohe Lebensleistung bei guter Milch- qualität. Eine sorgfältige Be- obachtung der Tiere, optimierte Fütterung und schnelle Reak- tion auf Änderungen des Ge- sundheitszustands sind wichtig.
Die Anforderungen an die Tier- betreuung nehmen gemeinsam mit dem Trend wachsender Be- standesgrössen stetig zu.
Den Melker unterstützen
Die Melktechnikhersteller bieten Zusatzausrüstungen an, die beim Beobachten, Entschei- den und Durchführen unter- stützen und die Arbeitsproduk- tivität steigern können. Gleich- zeitig können die Anforderun- gen an einen zeitgemässen und ergonomisch gestalteten Ar- beitsplatz erfüllt werden.Welche Auswirkungen haben diese mechanischen und elek- tronischen Komponenten in modernen Melkanlagen? Lohnt sich ihr Einsatz aus arbeits- und betriebswirtschaftlicher Sicht?
Laut einer Praxisumfrage zum Einsatz von Elektronik in der Landwirtschaft ist ein Grossteil der Betriebe mit den von ihnen für das Melken und
M E L K T E C H N I K - S E R I E ( 3 / 8 ) : Milchproduktion mit Elektronik und Informationstechnik
Bei gezieltem Einsatz können elektronische Hilfsmittel die Melkarbei- ten optimieren. Die Kos- ten zahlen sich so aus.
MARTIN HOLPP*
CHRISTOPH MORIZ*
Füttern eingesetzten mechani- schen und elektronischen Tech- nikkomponenten zufrieden.
Nach Meinung der Befragten bestehen vor allem in den Berei- chen Arbeitszeitbedarf und Ar- beitsplatzqualität sowie Milch- menge, Zellzahlen und Kraft- futterverbrauch positive Aus- wirkungen. Haupthinderungs- gründe für einen Einsatz von mehr Elektronik sind hohe In- vestitionskosten, nicht erkenn- bare ökonomische Vorteile und fehlende Schulung.
Vergleich der Ausstattung
Für den arbeits- und den be- triebswirtschaftlichen Ver- gleich wurden verschiedene Melkstandtypen unterschiedli- cher Grösse in den drei Varian- ten Grundausstattung, mittlere Ausstattung und Vollausstat- tung zusammengestellt. Die Grundausstattungsvariante istauf das reine Melken ausgelegt.
Die Variante mit mittlerer Aus- stattung unterstützt mit einer Teilautomatisierung beim Mel- ken und einer individuellen Kraftfutterzuteilung den Land- wirt. Das Herdenmanagement- Programm wird in seinen Basis- funktionen genutzt. In der Vari- ante Vollausstattung stehen bei- spielsweise mit Milchmengen-, Aktivitäts- und Zellzahlmes- sung viele zusätzliche Daten zur Verfügung. Mit den Auswer- tungsfunktionen des Herden- management-Programms sind weitreichende Analysen der Milchleistung und Fruchtbar- keit möglich, die eine gezielte Betreuung des Einzeltieres er- lauben.
Die arbeitswirtschaftlichen Unterschiede fallen gering aus.
Es gibt jedoch eine Verschie- bung weg von der körperlichen hin zur geistigen Arbeit. Ent-
sprechend ist die
Arbeitsplatzqualität bei mehr Elektronikeinsatz in der Um- frage überwiegend positiv be- wertet worden.
Kosten zahlen sich aus
Die Jahreskosten für einen Melkstand in Grundausstattung betragen je nach Grösse zwi- schen 150 und 340 Franken pro Kuh und Jahr. Die Zusatzkosten pro Kuh und Jahr betragen bei mittlerer Ausstattung zirka 110 Franken bzw. für die Vollaus- stattungsvariante zirka 200 Franken. Diesen Kosten steht neben allfälligen Leistungsstei- gerungen durch ein optimiertes Herdenmanagement sowie eine gesteigerte Arbeitsproduktivität vor allem ein hohes Potenzial durch eine Senkung der Ge- sundheitskosten gegenüber.Wenn es dem durch die Technik unterstützten Landwirt gelingt, alle Tiergesundheitsstörungen um 20 Prozent zu reduzieren, so können über 100 Franken pro Kuh und Jahr eingespart wer- den.
Eine eindeutige Beurteilung der Wirtschaftlichkeit von zu- sätzlichen mechanischen und elektronischen Komponenten für das Melken und Füttern ist aufgrund der komplexen Zu- sammenhänge in der Milch- viehhaltung nicht immer mög- lich. Sie können, müssen aber nicht der richtige Weg zu einer arbeits- und betriebswirtschaft- lichen Optimierung sein. Dreh- und Angelpunkt für eine erfolg- reiche Milchproduktion bleibt weiterhin der Landwirt mit sei-
nen Fähigkeiten. Eigene Be- obachtungen ergänzen die Da- ten des Systems und führen zu einer sichereren Interpretation und zu besseren Entscheidun- gen.
Vor einer Investition in die Technik muss mit Rindvieh- und Melktechnikberatern die Herden- und Arbeitssituation analysiert und der Lösungs- bedarf bestimmt werden. An- schliessend kann ein Konzept erarbeitet werden, das für die individuellen Bedürfnisse und Präferenzen der beteiligten Per- sonen auf dem Betrieb am bes- ten geeignet ist.
Bei der Lösungsauswahl soll- ten die Interessen aller Beteilig- ten berücksichtigt werden. Mel-
ken sowohl die junge Betriebs- leiterin als auch der mithelfende Vater, so werden sie eine tech- nische Lösung nur dann konse- quent und nutzbringend an- wenden, wenn beide sich damit identifizieren können. Leis- tungsfähige, teure Zusatzaus- stattungen sind unnötig, wenn sie nicht genutzt werden.
Berater einbeziehen
Heute ist es auch kaum mehr möglich, sich alles aktuelle, not- wendige Wissen laufend selbst anzueignen. Die Beratung und Begleitung durch Dritte sollte daher als fester Bestandteil in den Betriebsablauf integriert sein. Sie dienen der kontinuier- lichen Begleitung und Überprü- fung der aktuellen Situation.Beispiele sind Bestandesbetreu- ungskonzepte mit Rindviehbe- ratern oder Tierärzten. Begin- nende Probleme können so im Anfangsstadium erkannt und Gegenmassnahmen frühzeitig eingeleitet werden.
Die Daten aus Herdenma- nagementprogrammen, kombi- niert mit Milchanalysen und Beobachtungen des Landwirts, ergeben weitreichende Mög- lichkeiten zur Schwachstellen- analyse und zur Optimierung auf hohem Niveau. So lässt sich mit dem Einsatz von Elektronik und Informationstechnik der Erfolg eines Milchproduktions- betriebs langfristig sichern.
*Martin Holpp und Christoph Moriz arbei- ten als wissenschaftliche Mitarbeiter an der Agroscope Reckenholz-Tänikon ART. Wei- tere Infos auf www.art.admin.ch oder per Mail an martin.holpp@art.admin.ch.
«chp_wett_melken3_009»(Ressort:wetter und beratung/ Ausgabe:sb) Gedruckt von christoph.peter am 08.02.2008 09:37:50
Der Computer hilft beim Melken mit
Die Elektronik unterstützt den Melker .(Bild: ART)