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Genius loci - Bad Lauchstädt: Kuranlagen und Goethetheater. - [Rezension]

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Genius Loci

Bad Lauchstädt: Kuranlagen und Goethe­

Theater. Fotografien von Reinhard Hentze.

Einführung von Birthe Rüdiger, fliegenkopf verlag, Halle/Saale 1992.

88 S. mit 14 Abb., 49 Fotos, DM 39, 80

Unsere Vorstellung von spätbarocken Landschaftsgärten ist geprägt von den berühmten Beispielen Schwetzingen und Muskau. Ein Kleinod der Gartenbaukunst und Architektur in Deutschland blieb dage­

gen bisher fast unentdeckt: Bad Lauch­

städt, zwischen Halle an der Saale und Mer­

seburg in Sachsen-Anhalt gelegen. Im jun­

gen Hallenser fliegenkopf verlag ist ein Band erschienen, der zum ersten Mal einen Einblick in dieses vergessene Stück deut­

scher Kultur- und Geistesgeschichte ge­

währt.

Im Jahre 1700 wurde im Städtchen Lauch­

städt eine Mineralquelle entdeckt, die bald zum Mittelpunkt eines regen Kur- und Ba­

debetriebes werden sollte. Kurfürst Fried­

rich August III. von Sachsen veranlaßte ab 1775 die grundlegende Neugestaltung des Bades. Das Zentrum der Anlage, der Brun­

nen, wurde verändert und durch Neubau­

ten - einen großen Tanz- bzw. Kursaal, Quell- und Badepavillons, Wirtschaftsge­

bäude, Arkaden mit »Krambuden« - er­

gänzt. Nach den Regeln des französischen Barockgartens, aber bereits mit Elementen des englischen Landschaftsgartens wurde der Kurpark neu angelegt. In den Jahren nach 1780 avancierte das Bad für eine kur­

ze Zeit zum Modebad, in dem sich Adlige, Intellektuelle, Literaten, Kaufleute und Stu­

denten aus ganz Mitteldeutschland ver­

gnügten.

Zum Ende des 18. Jahrhunderts verringerte sich die Zahl der Gäste. Gleichzeitig stieg die Bedeutung des Theaters. Als Herzog Karl August 1791 in Weimar das Hofthea­

ter unter der Leitung Goethes gründete, übernahm dieses die Tradition der Som­

meraufführungen in Lauchstädt. Am 26.

Juni 1802 wurde ein Theaterneubau feier­

lich erTffnet. Bis 1811 gastierte die Weima- 84 REZENSIONEN

rer Truppe regelmäßig in Lauchstädt, die letzte Vorstellung fand am 7. August 1814 statt. Mehrere ungünstige Faktoren be­

wirkten nach 1815 den Niedergang des Städtchens.

Das mehrfach vom Abriß bedrohte Theater wurde 1907-1908 wiederhergestellt und mit moderner Technik ausgestattet. 1948- 1965 fanden einige Instandsetzungsarbei­

ten an Kursaal, Wirtschaftsgebäude und Pavillons statt. Die Parkanlagen und das Theater wurde in den Jahren 1966-68 re­

konstruiert sowie Museumsräume einge­

richtet. Schwerpunkt war die Rekonstrukti­

on der theatergeschichtlich höchst bedeu­

tenden Bühnentechnik, so daß Lauchstädt heute die einzige noch in Funktion befind­

liche Bühne dieser Zeit besitzt. Seit 1968 finden während der Monate Mai bis Sep­

tember bis zu 40 Aufführungen verschie­

dener Gastensembles statt.

Rüdigers zweifellos kenntnisreich geschrie­

bene Einführung enthält leider einige Schwächen im Bereich der Architektur­

beschreibungen, z.B. der Fassade des Kur­

hauses. Maßangaben gibt die Autorin grundsätzlich in Ellen an, ohne diese umzu­

rechnen. Wissenschaftlichen Ansprüchen genügt der Text nur bedingt, da die Quel­

len- und Literaturangaben in den Anmer­

kungen häufig unvollständig sind. Mehre­

re Zitate aus Goethes Annalen werden gar nicht nachgewiesen. Nicht erwähnt wird eine Federzeichnung Goethes mit der skiz­

zenhaften Darstellung des alten Theaters, die im Corpus der Goethezeichnungen (bd.

Via, Nr.177) publiziert ist. Ärgerlich sind zudem die über dreißig Orthographie-, Grammatik- und lnterpunktionsfehler im 19 Druckseiten umfassenden Text.

Den eigentlichen Kern und Anlaß zur Her­

ausgabe des Buches bilden jedoch die 49 Schwarzweiß-Aufnahmen von Reinhard Hentze (Halle). Ein Teil seiner Diplomarbeit an der Hochschule für Grafik und Buch­

kunst in Leipzig bestand aus einem Porto­

folio mit über 60 Fotoarbeiten von Park und Theater in Bad Lauchstädt. Hentzes Foto­

grafien sind weniger nüchterne Dokumen­

tation, als vielmehr poetische Annäherung

und künstlerisch Interpretation. Es ist ge­

nau der genius loci, der Ruhm und das Flair vergangener Tage, denen Hentze in seinen una ufdri ng I ich-ei nd ring I ichen Im pressio­

nen nachspürt.

Die Aufnahmen Reinhard Hentzes sind nur wenige Monate vor der Wende entstan­

den. Sie dokumentieren einen mittlerweile historischen Zustand. Während sich der Park heute nahezu unverändert präsen­

tiert, wurden am und im Theater seither verschiedene Restaurierungen durchge­

führt. Die Schwitzwasserflecken auf der be­

malten Zeltdecke im Inneren sind ver­

schwunden, eine neu installierte Entlüf­

tungsanlage wird die Entstehung solcher Schäden in Zukunft verhindern.

Christoph Zuschlag Originalveröffentlichung in: Neue bildende Kunst 3 (1993), Nr. 6, S. 84

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