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Archiv "Akutbehandlung der Hypertonie" (16.11.1978)

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(1)

Gallenwegsdiagnostik

Abbildung 6: ERCP mit Darstellung eines erweiterten Ductus choledochus und eines tonnenförmigen präpa- pillären Konkrements. Normale Gallenblase, normaler Ductus pancreaticus

Abbildung 7: ERCP bei Konkrementen und nur leichter Dilatation des Ductus choledochus. Im Infusions-Chole- gramm Konkremente nicht sicher nachweisbar

nen Untersucher nicht. Immerhin konnten wir im eigenen Untersu- chungsgut in 43 Prozent der Fälle, bei denen die lnfusions-Cholangio- graphie versagt hatte, mittels der ERC die Diagnose stellen. Die häu- figste davon waren übersehene oder mit der Cholangiographie nicht aus- zumachende Choledochussteine, wobei der Ductus choledochus manchmal kaum dilatiert war (Abbil- dungen 6 und 7).

e

Die Computertomographie. Die- se Untersuchungsmethode hat sich in jüngster Zeit auf die Gastroente- rologie ausgedehnt. Sie ist in ihrer Aussagekraft ähnlich wie die Sono- graphie zu werten, der Anschaf- fungspreis eines Computertomogra- phen beträgt aber das 25fache eines Ultraschallgerätes und erfordert ei- nen technischen Wartungsaufwand von DM 100 000 pro Jahr, was seine

Anwendung vorläufig erheblich ein- schränkt. Die Deutung der Compu- tertomographie erfordert Übung.

Bei sinnvoller Anwendung der vor- genannten Untersuchungsmetho- den lassen sich heute fast alle Er- krankungen im Bereich des Gallen- systems abklären. Der Internist ist nötigenfalls in der Lage, die Patien- ten mit einer exakten Diagnose dem Chirurgen zu übergeben, der den er- forderlichen Eingriff gezielt durch- führen kann. Bei allen länger anhal- tenden unklaren Oberbauchbe- schwerden muß von den genannten Untersuchungsmethoden Gebrauch gemacht werden. Die Zeiten, da die Patienten jahrelang, etwa unter der Diagnose „Postcholezystektomie- syndrom" oder „Gallengangdyski- nesien", von Arzt zu Arzt gelaufen sind, sollten der Vergangenheit angehören.

Literatur

(1) Danzi, J. P., Macipour, H., Farmer, R. G.:

Primary Sclerosing Cholangitis, Amer. J. Ga- stroenterolog. 65 (1976) 109-116 — (2) Falck, J., Franken, F. H., Holtz, U., Dietel, J., Voigt, K., Wiechers, B.: Leistungsfähigkeit und Grenzen der endoskopisch-retrograden Cholangiogra- phie (ERC), vergleichende Untersuchungen zur lnfusions-Cholegraphie, Zeitschr. Gastro- enterol. 14 (1976) 691-692 — (3) Franken, F. H.:

Erkrankungen des Gallensystems, in: Clodi, Ph.: Gastroenterologie, Springer, Berlin/Hei- delberg/New York 1976 — (4) Meyer-Burg, J.:

Die kranke Gallenblase, Urban-Schwarzen- berg, München/Berlin/Wien 1974 — (5) Okuda, K., et al. (13 Mitautoren): Nonsurgical, Percut- aneous Transhepatic Cholangiography-Dia- gnostic Significance in Medical Problems of the Liver, Dig. Dis 19 (1974) 21-25

Anschrift der Verfasser:

Professor Dr. med.

Franz-Hermann Franken Dr. Ulrich Holtz

Innere Abteilung des Krankenhauses St. Josef Bergstraße 6-12

5600 Wuppertal-Elberfeld

(2)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin ÜBERSICHTSAUFSATZ

1. Besonderheiten der Akutbehandlung

Die drohende oder manifeste Links- herzdekompensation mit Lungen- ödem oder die Enzephalopathie bei Hirnödem sowie spontane Rupturen oder Dissekationen von Arterien je- der Lokalisation sind, wenn sie mit einem Bluthochdruck einhergehen, Indikationen für die Akutbehand- lung der Hypertonie. Diese Indikatio- nen gelten unabhängig davon, ob die Ursache für den hypertensiven Notfall eine krisenhafte Zunahme des Blutdruckes oder eine krisen- hafte Abnahme der Muskelkraft des Herzens ist - im zuletzt genannten Fall wäre gleichzeitig eine Digitali- sierung erforderlich. Der Maßstab für den Beginn dieser Behandlung ist nicht die absolute Höhe des Blut- druckes. So kann ein Hochdruck von 160/100 mm Hg zum Beispiel nach einem Herzinfarkt die sofortige intravenöse Applikation hypotensiv wirkender Medikamente erforderlich machen, während zum Beispiel ein unkomplizierter Hochdruck von 200/130 mm Hg noch Zeit haben kann für die chronische Einstellung mit Tabletten.

Für die Akutbehandlung der Hyper- tonie sind nur solche intravenös applizierbaren Hypotensiva geeig- net, die eine relativ starke Wirkung schon innerhalb weniger Minuten entfalten.

Die Nebenwirkungen und Kontrain- dikationen, die bei dieser Art der Hy- pertoniebehandlung zu beachten sind, sind oft andere als bei der Ein- stellung des chronischen Hochdruk- kes mit Tabletten. Die Akutbehand- lung soll deshalb hier gesondert be- schrieben werden.

2. Wirkungsweise

von vier geeigneten Hypotensiva Clonidin 1 ), Dihydralazin 2), Diazoxid 3) und Natriumnitroprussid (NNP 4) sind die Medikamente der Wahl bei der Akutbehandlung der Hypertonie.

Weniger für diesen Zweck geeignet sind wegen der zu langsam einset- zenden Wirkung das Reserpie und das a-Methyldopd) und wegen zu starker Nebenwirkungen das Gua- nethidin 7). Auf die speziellen An- wendungen von Phentolamin s) und Magnesiumsulfat kommen wir am Schluß der Arbeit kurz zurück.

Clonidin l ) wirkt blutdrucksenkend durch eine Dämpfung zentraler sym- pathischer Nervenimpulse. Diese Hemmung der sympathischen Ner- venaktivität wird möglicherweise durch eine Stimulation a-adrenerger Rezeptoren im Kreislaufzentrum des verlängerten Rückenmarkes durch das Clonidin ausgelöst. Auch peri- phere a-adrenerge Rezeptoren kön- nen anfangs stimuliert werden, wo- durch ein therapeutisch uner- wünschter initialer Blutdruckanstieg verursacht werden kann. Infolge sei- ner Einflüsse auf das ZNS wirkt Clo- nidin sedierend. Die Blutdrucksen- kung erfolgt sowohl über eine Ver- ringerung des peripheren Gefäßwi- derstandes als auch über eine Sen- kung der Herzfrequenz und des Herzzeitvolumens. Die sympathi- sche Kreislaufregulation bleibt erhalten.

Dihydralazin 2), Diazoxid 3), und NNP4) wirken vorzugsweise durch eine direkte Tonusminderung der glatten Gefäßmuskulatur und damit unabhängig vom zentralen und au- tonomen Nervensystem. Der Haupt- angriffsort sind die Arteriolen, so

Lebensbedrohliche Zustände durch einen Bluthochdruck erfordern die i. v. Applikation blutdrucksenkender Medika- mente. Vier Hypotensiva - Clonidin, Dihydralazin, Diazo- xid und Natriumnitroprussid (NNP) - sind wegen ihrer ra- schen und zuverlässigen Wir- kung für solche Indikationen geeignet. Das Risiko thera- piebedingter Zwischenfälle scheint dabei mit Clonidin am geringsten und mit NNP am größten zu sein. Die Dauer und Intensität der Blutdruck- senkung ist jedoch nur bei ei- ner Dauerinfusion von NNP si- cher kontrollierbar. Wenn eine gewissenhafte Patientenüber- wachung gewährleistet und die Grenzen der Dosierung genau beachtet werden, kann NNP daher sogar als das Mit- tel der Wahl bei hypertensiven Notfällen empfohlen werden.

daß vor allem eine Minderung des peripheren Gefäßwiderstandes re- sultiert. Die sympathische Kreislauf- regulation bleibt auch bei diesen Pharmaka erhalten. Infolgedessen tritt jedoch insbesondere beim Dihy- dralazin oft eine unerwünschte re- flektorische Tachykardie auf. Beim Diazoxid ist die Reflextachykardie weniger stark ausgeprägt. Diazoxid bewirkt jedoch eine störende Na- trium- und Wasserretention, obwohl es chemisch nahe mit den Thiazid- Diuretika verwandt ist. Beim Cloni- din kommt eine Natrium- und Was- serretention ebenfalls vor, die je- doch in diesem Fall bei der Akutbe- handlung der Hypertonie von gerin- ger Bedeutung ist.

NNP ist der stärkste periphere Vaso- dilatator. Wirksam auf die Gefäß-

1) Catapresan®

2) Nepresol®

3) Hypertonalum®

4) Nipruss®, Nipride®

5) Sedaraupin., Serpasil®

6) Presinol®

7) Ismelin®

8) Regitin.

Akutbehandlung der Hypertonie

Volker Schulz und Rudolf Gross

Medizinische Universitätsklinik Köln (Direktor: Professor Dr. Rudolf Gross)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 46 vom 16. November 1978

2751

(3)

Hirnstamm

Ganglien

Gefäße

Clonidin

Dihydralazin Diazoxid Nitroprussid

Darstellung 1:

Wirkorte von vier für die Akutbe- handlung der Hypertonie ge- eigneten Hypo- tensiva

Hypertonie-Akutbehandlung

muskulatur sind die intakten Nitro- prussid-Ionen. Diese zerfallen im Kontakt mit dem Hämoglobin in Mi- nutenschnelle in ihre chemischen Bestandteile. Dabei werden neben anderen auch Zyanid-Ionen in das Blut freigesetzt, die, zusammen mit ihrem Metaboliten, von besonderem toxikologischen Interesse sind.

3. Klinische Anwendung und Nebenwirkungen

Bei bewußtseinsgetrübten Patienten kann eine zusätzliche Sedierung störend sein, weil dadurch die Beur- teilung des Krankheitsbildes er- schwert wird. Deshalb sollte das Clonidin speziell bei hypertoner En- zephalopathie nicht injiziert werden.

Da Clonidin selbst die Herzfrequenz

senkt, soll es nicht mit einem ß- Blocker kombiniert werden. Dage- gen würde aus theoretischen Erwä- gungen eine Kombination des sym- pathikusdämpfenden Clonidins mit dem peripher angreifenden Dihydra- lazin durchaus sinnvoll erscheinen.

Dihydralazin sollte wegen der aus- geprägten reflektorischen Tachykar- die immer zusammen mit einem 13- Blocker appliziert werden. Da diese Tachykardie bei entsprechender Disposition eine Angina pectoris oder sogar einen Herzinfarkt auslö- sen kann, sollte Dihydralazin bei Pa- tienten mit bekannter Koronarinsuf- fizienz nicht gegeben werden.

Diazoxid wird im Blut bei Nierenge- sunden zu etwa 90 Prozent und bei Niereninsuffizienten zu etwa 80 Pro-

zent an Plasmaeiweiße gebunden.

Wegen der hohen Eiweißbindung muß das Diazoxid im Gegensatz zu allen anderen Hypotensiva rasch i. v.

injiziert werden, da nur der nicht an das Eiweiß gebundene—feil die Re- zeptoren an der glatten Gefäßmus- kulatur erreicht. Die unterschiedli- che Plasmaeiweißbindung könnte auch die Ursache dafür sein, daß niereninsuffiziente Patienten häufig empfindlicher als Nierengesunde auf die Bolusinjektion von Diazoxid reagieren.

Bei Niereninsuffizienten sollten da- her als Anfangsdosis nicht mehr als 150 mg injiziert werden. Wegen der ausgeprägten Natrium- und Wasser- retention sollten zusätzlich zum Dia- zoxid 20-40 mg Furosemid injiziert werden. Eine Kombination von Dia- zoxid mit Dihydralazin ist wegen ähnlicher Wirkorte und Nebenwir- kungen nicht sinnvoll.

Die Dauer der hypotensiven Wirkung nach intravenöser Applikation ist bei Clonidin, Dihydralazin und Diazoxid nicht genau vorherzusehen. Sie kor- reliert kaum mit den Plasmaspiegeln beziehungsweise mit den Elimina- tionshalbwertzeiten dieser Pharma- ka. Diazoxid wirkt in der Regel stär- ker blutdrucksenkend als Clonidin und Dihydralazin, doch läßt sich die relative Wirksamkeit aller drei Medi- kamente im Einzelfall nicht voraus- berechnen.

Diese mangelhafte Regulierbarkeit ist ein wesentlicher Nachteil für die Akutbehandlung der Hypertonie, insbesondere deshalb, weil eine zu nachhaltige Blutdrucksenkung sehr zum Schaden für die Patienten sein kann.

Bei der Behandlung mit NNP entfällt der zuletzt genannte Nachteil. Durch eine stufenweise gesteigerte Dauer- infusion von NNP kann man den Blutdruck allmählich auf die ge- wünschte Höhe „titrieren". Die blut- drucksenkende Wirkung endet stets mit der Unterbrechung der Infusion.

Insofern ist NNP als das optimale Hypotensivum für Akutbehand- lungsfälle anzusehen. Nachteilig

(4)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Hypertonie

-

Akutbehandlung

Tabelle 1: Vier Antihypertensiva mit raschem Wirkungseintritt, die zur intravenösen Injektion oder Infusion geeignet sind. Zwei Zusatzmedikamente zur Minderung bestimmter Nebenwirkungen der Antihypertensiva Eigennamen Handelsnamen Ampullengröße Einzeldosis Tageshöchstdosis Wirkungsdauer Clonidin Catapresan® 0,15 mg / 1 ml 0,15-0,3 mg 1 mg 1-6 Stunden Dihydralazin Nepresol® 25 mg trocken 12,5-25 mg 100 mg 1-6 Stunden Diazoxid Hypertonalum® 300 mg / 20 ml 150-300 mg 1500 mg 1-12 Stunden Natrium-

nitroprussid Nipruss® 60 mg trocken 0,2-8 p.g/min/kg 500 mg 3 Minuten Zusatzmedikamente:

Furosemid Lasix® 20 mg / 2 ml 20-40 mg 2-6 Stunden

2-6 Stunden

Tabelle 2: Nebenwirkungen und Kontraindikationen bei der Akutbehandlung der Hypertonie. Zu den Handels- namen der Medikamente siehe Tabelle 1. NW = Nebenwirkung, Ziffer der Nebenwirkung in Klammern. Für Clonidin, Dihydralazin und Diazoxid wurden die wichtigsten Nebenwirkungen und Zusatzmedikamente unterstri- chen.

Propranolol Docitone 1 mg / 1 ml 0,5-1 mg

Eigennamen Akute

Nebenwirkungen

Subakute Nebenwirkungen

Besserung der NW durch

Verschlimmerung der NW durch

Kontra- indikationen Clonidin Initialer

RR-Anstieg (1)

Sedierung (2) Bradykardie (3)

Dihydralazin ( 1 ), ( 3 )

Propranolol (3) Hypertone Enzephalopathie Dihydralazin Tachykardie (1) Kopfschmerzen (2) Propranolol (1)

Clonidin (1)

Diazoxid (1) Koronare Herzkrankheit Diazoxid Tachykardie (1) Na- und Wasser-

retention (2)

Furosemid (2) Propranolol (1)

Dihydralazin (1) Siehe Abschnitt 4 Natrium-

nitroprussid

Zyanid- vergiftung

Thiozyanat- vergiftung

Resistenz gegen NNP Zusatzmedikamente:

Furosemid Hypokaliämie (1)

Rhythmusstör. (2)

Kalium (1), (2) Digitalis (2)

Propranolol Bradykardie (1) Herzinsuff. (2) Broncho- spasm. (3)

Atropin (1) Orciprenalin

(1), (3)

Clonidin (1) AV-Block, Asth- ma, Herzinsuff.

wirkt sich beim NNP der hohe Über- wachungsaufwand aus, der nur auf Intensivstationen gewährleistet ist.

Daneben besteht auch eine Scheu wegen der besonderen Toxizität die- ses Pharmakons.

Die NNP-Trockensubstanz soll in 5- prozentiger Glukoselösung gelöst werden. Die Lösung muß vor Licht- einfluß geschützt werden. Sie ist, auch wenn sie im Kühlschrank auf- bewahrt wird, maximal zwölf Stun- den verwendbar. Die Dauerinfusion

muß über einen separaten Zentral- venenkatheter erfolgen, damit ein kontinuierlicher Dosisstrom gesi- chert ist. Die Behandlung muß im- mer mit niedrigsten Dosen (ca.

0,2 µg/min/kg) begonnen werden und kann bei Bedarf in Zeitabstän-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 46

vom 16. November 1978 2753

(5)

Hypertonie-Akutbehandlung

den von 10 bis 20 Minuten stufen- weise bis zur Höchstdosis (verglei- che Abschnitt 4) gesteigert werden.

4. Therapiesicherheit bei der Infusion von NNP

NNP wurde erstmals schon vor 100 Jahren am Tier, vor 50 Jahren an gesunden Probanden und vor etwa 25 Jahren an Hypertonikern geprüft.

Im Handel ist es jedoch erst seit drei Jahren. Die Ursache für diese thera- peutische Zurückhaltung ist wohl ebenso in der starken Wirksamkeit, wie in der besonderen Giftigkeit von NNP zu suchen. Akute Überdosie- rungen führen zum Kreislaufkollaps oder auch zur Zyanidvergiftung. Subakute Überdosierungen können eine Thiozyanatvergiftung nach sich ziehen.

NNP besteht zu 44 Prozent aus Zy- anid-lonen, die im Blutstrom frei werden. Kleine Mengen Zyanid, wie

1-'9 NPN/min/60 .k9

..

1000

500

sie mit NNP bei therapeutischer Do- sierung in den Kreislauf gelangen, sind jedoch unschädlich. Sie wer- den durch ein besonderes Enzym in der Leber schnell zu Thiozyanat ent- giftet. Nach bisherigen Erfahrungen wird die Entgiftungskapazität des Körpers für Zyanid noch nicht über- schritten, solange der Dosisstrom von NNP weniger als etwa 8 ~g/min/

kg beträgt. Diese Obergrenze für die therapeutische Anwendung ent- spricht bei einem mittelschweren Patienten der Menge von etwa 500 ~g NNP/min (Darstellung). Bei den meisten Hypertonikern kann der Blutdruck schon mit einem Bruch- teil dieser Dosis ausreichend ge- senkt werden. Falsch ist jedoch die verbreitete Vorstellung, daß durch eine Dauerinfusion von NNP bei je- dem beliebigen Patienten jeder ge- wünschte RA-Wert eingestellt wer- den könne. Insbesondere bei jünge- ren Patienten gibt es Fälle, die sich als nahezu resistent gegen NNP er- weisen. Durch exzessive Steigerun-

Cyanidvergiftung

gefährlich

wirksam

Darstellung 2: Grenzen für die akute (Zyanid-)Toxizität bei der antihypertensi- ven Therapie mit NNP. bezogen auf einen Patienten mit mittlerem Körperge-

wicht. Nach bisherigen Erfahrungen besteht nicht die Gefahr einer Zyanidver·

giftung, solange ein Dosisstrom von etwa 500 14g/min/Pat. nicht überschritten

wird

gen der Dosis weit über die oben genannte Höchstmenge hinaus kam es bei einigen solchen Patienten in den letzten Jahren zu fatalen Zwi- schenfällen im Sinne von Zyanidver- giftungen.

Die oben genannte Höchstdosis sollte daher in keinem Fall über- schritten werden, und zwar insbe- sondere auch dann nicht, wenn dar- unter der Blutdruck nicht oder nur unzureichend anspricht.

Wenn NNP mehrere Tage lang infun- diert wird, so muß auch dessen subakute Toxizität durch Thiozyanat beachtet werden. Thiozyanat ist das Entgiftungsprodukt des Zyanides im Körper und als solches etwa 100mal weniger toxisch als Zyanid. Es wird jedoch nur sehr langsam über die Nieren eliminiert (Piasmahalbwert- zeit etwa 3 bis 8 Tage) und kann deshalb im Körper kumulieren. Die Gefahr einer Thiozyanat-Vergiftung besteht jedoch nur dann, wenn über längere Zeit Tagesdosen von 100 mg NNP, sowie Gesamtdosen von we- nigstens 1000 mg NNP überschritten werden. Zur Vorbeugung solcher subakuter Vergiftungen geht man so vor, daß man regelmäßig den Tages- verbrauch von NNP notiert.

Anhand des mittleren Tagesverbrau- ches wird interpolierend mit Hilfe der in Darstellung 3 vorgestellten Kurvenschar der etwaige Zeitpunkt ermittelt, an dem frühestens die to- xische Schwelle der Thiozyanatkon- zentration im Serum (100 mg/1) er- reicht sein könnte. Zu diesem Zeit- punkt sollte entweder die Therapie mit NNP abgebrochen oder der Thiozyanatspiegel im Serum be- stimmt werden. ln Darstellung 3 ist berücksichtigt, daß viele Hypertoni- ker niereninsuffizient sind und des- halb Thiozyanat langsamer als Ge- sunde ausscheiden.

5. Spezielle

Behandlungsformen bei Phäochromozytom und Eklampsie

Bei Verdacht auf das Vorliegen ei- nes Phäochromozytomes sollen zu-

(6)

mg/I Thiozyanat im Serum

r"

_

25-•

100 75 — 50 —

/'

250 — 225 — 200 — 175 — 150 — 125 —

1. 2. 3 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Tag der Applikation

Darstellung 3: Kumulative Thiozyanatspiegel im Serum, berechnet für eine Dauerinfusion von NNP bis zu zwölf Tagen. Einfach gestrichelte horizontale Linie: toxischer Thiozyanatspiegel, doppelt gestrichelte horizontale Linie: töd- licher Thiozyanatspiegel.

: 125 mg NNP/Tag, : 250 mg NNP/Tag,

. 500 mg NNP/Tag, : 1000 mg NNP/Tag.

Man notiert im Krankenblatt täglich die verbrauchte Menge an NNP. Aufgrund des mittleren Tagesverbrauches wird aus der Kurvenschar inter- und extrapo- lierend der Zeitpunkt ermittelt, an dem die toxische Schwelle erreicht sein könnte. Zu diesem Zeitpunkt soll entweder die Therapie mit NNP beendet sein, oder es soll der Thiozyanatspiegel im Serum gemessen werden

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Hypertonie-Akutbehandlung

nächst 2,5-5-10 mg Phentolamin (Regitin®, Ampullen zu 10 mg/1 ml) langsam intravenös injiziert werden.

Kommt es dabei zu einer ausrei- chenden Blutdrucksenkung, so muß Phentolamin wegen seiner kurzen Wirkung von nur 20 Minuten als Dauerinfusion weiter gegeben wer- den. Dabei tritt jedoch häufig eine Tachyphylaxie auf. Die Behandlung kann aber auch mit NNP durch- oder weitergeführt werden. Nicht gege- ben werden darf bei Verdacht auf Phäochromozytom das Clonidin, weil dadurch eine wesentliche wei- tere Blutdrucksteigerung verursacht werden kann.

Bei der Eklampsie kann durch die Infusion von Magnesiumsulfat (zum Beispiel 4 g/20 min, dann 1 g stünd- lich) gleichzeitig eine blutdrucksen- kende und krampflösende Wirkung erzeugt werden. Zur Blutdrucksen- kung bei der Eklampsie können je-

doch auch die anderen Antihyper- tensiva verwendet werden.

Literatur

Goodman, L. S., Gilman, A.: The Pharmacolo- gical Basis of Therapeutics, 5th Ed. Macmillan Publishing Co., Inc., New York (1975) 705-726 - Gross, F.: Antihypertensive Agents. Heffter- Heubner's Handbook of Experimental Phar- macology, Vol. 39. Springer-Verlag Berlin/

Heidelberg/New York (1977) 418-430 - Rahn, K. H.: Die Behandlung hypertensiver Notfälle, Herz 1 (1976) 180-184 - Pearson, R. M.: Phar- macokinetics and Response to Diazoxide in Renal Failure, Clinical Pharmacokinetics 2 (1977) 198-204 - Schulz, V., Döhring, W., Rath- sack, P.: Thiozyanat-Vergiftung bei der antihy- pertensiven Therapie mit Natriumnitroprussid, Klin. Wschr. 56 (1978) 355-361 - Talseth, T.:

Clinical Pharmacokinetics of Hydrallazine, Cli- nical Pharmacokinetics 2 (1977) 317-329 - Tin- ker, J. H., Michenfelder, J. D.: Sodium Nitro- prusside: Pharmacology, Toxicology and The- rapeutics. Anesthesiology 45 (1976) 340-354

Anschrift der Verfasser:

Professor Dr. Rudolf Gross Dr. Volker Schulz

Medizinische Universitätsklinik Köln Josef-Stelzmann-Straße 9

5000 Köln 41

FÜR SIE GELESEN

Lipoproteine bei Patienten mit ischämischer zerebro- vaskulärer Erkrankung

Die bisher veröffentlichten epide- miologischen Daten über den Zu- sammenhang von Hyperlipoprotein- ämien und zerebrovaskulären Er- krankungen sind noch kontrovers.

Während bei der koronaren Herzer- krankung und der peripheren arte- riellen Verschlußkrankheit diese Zu- sammenhänge mannigfach belegt wurden, ist dieses Konzept für das zerebrale Strombahngebiet noch umstritten. Aufgrund von angiogra- phischen Studien konnte Ryttmann kürzlich anhand eines Krankengutes von 357 Patienten zeigen, daß eine schwach positive Korrelation so- wohl für die Serumtriglyzeride als auch für das Gesamtcholesterin be- stand. Auch in der Framingham-Stu- die ergaben sich signifikante Korre- lationen, allerdings nur bei Männern unter 60 Jahren.

Im Gegensatz dazu fanden Ballan- tyne und Mitarbeiter keine Zusam- menhänge zwischen den Serumlipo- proteinen und dem Ausmaß von ze- rebrovaskulären Atheromen. In einer jetzt vorgelegten Arbeit einer schwe- dischen Arbeitsgruppe konnte an- hand von 61 Patienten mit zerebro- vaskulärer Erkrankung, die alle un- ter 55 Jahren waren, gezeigt werden, daß keinerlei signifikante Korrelatio- nen zu irgendwelchen quantitativ bestimmten_ Lipoproteinfraktionen vorhanden waren. Die Diagnosen wurden bei diesem Krankengut an- giographisch, spektrometrisch und komputertomographisch untermau- ert. Bemerkenswert war, daß sowohl bei den erkrankten Frauen als auch bei den Männern HDL (also das Al- pha-)Cholesterin um 18 Prozent niedriger war als in der Kontroll- gruppe. Dies unterstreicht erneut die protektive Rolle dieses Lipopro- teins offenbar auch bei der Entste- hung der Zerebralsklerose. Dem

Rössner, S.; Kjelin, K. G.; Mettinger, K. L.; Si- den, A.; Söderström, C. E.: Dyslipoproteinemia in patients with ischemic cerebro-vascular dis- ease Atherosclerosis 30 (1978) 199-209, King Gustav V Research Institute and the Depart- ment of Neurology and Internal Medicine, Karolinska Hospital, Stockholm (Sweden)

2756 Heft 46 vom 16. November 1978 DEUTSCHES ARZTEBLATT

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