ZUR SOLIFLUKTIONSGRENZE IN DEN GEBIRGEN JAPANS
Ludwig Ellenberg
Mit 3 Abbildungen und 2 Photos
Summary: Concerning the solifluction boundary in the mountains of Japan.
Japan may be divided into four periglacial morphological regions (fig. 2). Region 1 is an area of cool winters and heavy snowfall where periglacial forms seldom appear and then hardly ever below the timber-line. Region 2, in central Hokkaido, has a cold winter climate. In most parts the
terrain in gently sloped and strongly influenced by peri glacial processes. Region 3 is distinguished by a cool winter climate and little snowfall. Here, periglacial forms are not widely spread, but they reach far below the timber-line, e. g.
in central Honshu by approx. 800 metres and in north-east Hokkaido by approx. 1200 metres. In region 4, an area with a mild winter climate, periglacial forms are of little
importance.
In Japan the appearance of periglacial forms at a relativ ely low altitude and below the timber-line is related to the marked seasonal differences of temperature. At a level where woods can thrive in warm and humid summers, peri
glacial forms (especially sorted steps, -rings, -nets and stripes) may appear in relatively cold winters, provided that the soil is not protected by dense plant or snow cover.
Therefore the lower boundary of the periglacial stage in Japan is more difficult to define than in European mountain ranges; it also has a different qualitative significance.
The knowledge gained as a result of investigations in Ja pan is compared with that of conditions in the north-eastern Appalachians, where the climate is very similar to that of
Japan in region 3. Here, too, periglacial forms appear regularly within the upper woods.
As a preliminary hypothesis it is assumed that within the perenially humid, temperate and subtropical climate zones one may generally differentiate between the following
regions (fig. 3):
1. Mountain ranges with a difference of less than 15 ?C between the average temperature of the warmest and cold
est months (temperature amplitude) and a lower boundary of the periglacial stage above the timber-line.
2. Mountain ranges with a temperature amplitude be tween 15? and 22 ?C and a lower boundary of the peri glacial stage at the altitude of the timber-line.
3. Mountain ranges with a temperature amplitude above 22 ?C and a lower boundary of the periglacial stage below the timber-line, i. e. with periglacial forms appearing regu larly within the upper woods. So far mountain ranges of region 3 have been studied the least.
Das Klima in den Gebirgen der gemafiigten humi den Beiten ist grofienteils humid, hinsichtlich der ther mischen Verhaltnisse jedoch sehr unterschiedlich, nam
lich:
1. ausgepragt ozeanisch mit ausgeglichenem Jahres
gang der Temperatur; die Differenz der Mittel tempe
raturen der warmsten und kaltesten Monate (Tempe
ratur-Amplitude) ist kleiner als 15 ?C.
2. abgeschwacht ozeanisch mit einer Temperatur
Amplitude zwischen 15 ? und 22 ?C.
3. thermisch kontinental mit Unterschieden der sommerlichen und winterlichen Temperatur, die 22 ?C iibersteigen. Solche Bedingungen sind nicht nur im
Innern der Kontinente, sondern auch an ihrer Ostseite gegeben.
Die Unterschiede im thermischen Jahresgang (Abb. 1) wirken sich auf die Art und Hohenlage der Solifluk
tionsgrenze1) aus und gestatten eine verschiedene Glie
derung der morphologischen Hohenstufe, die durch solifluidale Prozesse bestimmt oder zumindest mitge
staltet wird.
?c
20 -
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-8 '^^/ \?
-12 -
I I_l i_I_I_I_I_I_I_L_
Jan. Marz Mai Juli Sept. Nov.
Temperatur schwankung -Schottland Ben Nevis 600m 9,9?C
.Alpen Forno Obs. 2200 m 15,8?C
-Honshu Kirigamine 1925 m 26,0?C
-Hokkaido Obihiro 41 m 31,2?C
Abb. 1: Jahresgang der Temperatur in Schottland, den Al pen und Japan
Temperature regime in Scotland, the Alps and Japan
In Schottland (als Beispiel fiir den 1. Fall)
verlauft die auf etwa 50-100 Hohenmeter erkennbare
Solifluktionsgrenze im Mittel 150 bis 300 m iiber der klimatischen Waldgrenze. Solifluktionserscheinungen
innerhalb der Waldstufe gehoren hier zu den grofien Ausnahmen. Im Bereich der 300 bis 600 m. ii. M. gele
genen Waldgrenze ist keine Solifluktionsflecken-Region
!) Nach H. Poser (1954, S. 173) ist die Solifluktions grenze durch das unterste geschlossene Vorkommen der Solifluktionserscheinungen bestimmt; nach P. Hollermann (1964, S. Ill) liegt sie dort, wo eindeutige Formen der Hangsolifluktion auf alien dafiir geeigneten Boschungen
zuerst regelhaft auftreten. Zum Begriff Solifluktionsgrenze, bzw. Strukturbodengrenze siehe auch C. Troll (1944), W.Klaer (1962), S. Hastenrath (1960), K. Kaiser (1965),
C. Rathjens (1965), K. Graf (1973) u. a.
ausgebildet. Die Untergrenzen von Solifluktionser
scheinungen und Strukturboden konnen nahe zusam menriicken oder sogar zusammenfalien (D. Kelletat
1970).
Fiir die europaischen Alpen (2.) lafit sich die modellartige Gliederung von P. Hollermann (1967, p. 174/175) heranziehen: Im Bereich der obersten Waldstufe und etwas iiber sie hinaus reichend treten
Solifluktionserscheinungen fleckenweise und nur bei iiberdurchschnittlicher Begiinstigung auf. Die soliflui dale Bodenversetzung ist hier eine Ausnahme. Ober halb der eigentlichen Solifluktionsgrenze, die meist im Bereich der Waldgrenze anzusetzen ist oder wenig
iiber ihr liegt, beginnt eine Hohenstufe, in der Formen der gebundenen und gehemmten Solifluktion vorherr
schen. In noch hoherer Lage, im Bereich der sich auf
losenden Vegetationsdecke, treten diese Formen zwar
noch auf, doch zu ihnen gesellen sich audi Formen der ungebundenen Solifluktion mit Strukturboden, die oberhalb der Rasenobergrenze dominieren. In grofiter
Hohenlage treten Solifluktionsformen nur noch spar
lich auf, weil die Steilheit des Reliefs und der Mangel an Feinerde sowie perennierender Schnee oder Eis eine derartige Formbildung hemmen.
Fiir Gebirge im humiden, aber nicht kontinentalen Bereich der gemafiigten Zone scheinen die fiir Schott
land und die Alpen genannten Verhaltnisse allgemein giiltig zu sein (siehe z. B. zitierte Lit. bei K. Graf 1973).
Der Habitus der Periglazialstufe in Gebirgen mit
ausgepragt kontinentalem Jahresgang der Temperatur
wurde bisher selten beschrieben und soli hier am Bei spiel von Japan2) dargestellt werden.
/. Periglazialmorpbologische Gliederung Japans Die periglazialmorphologischen Verhaltnisse sind in den japanischen Gebirgen nicht einheitlich. Ihre regio nalen Verschiedenheiten (Abb. 2) sind klimabedingt und werden durch das Relief modifiziert.
1. In West-Hokkaido sowie im nordlichen und zentralen Teil von Ura-Nippon sind die Sommer feucht und warm (Hokkaido) bzw. heifi (Ura Nippon) und die Winter sehr schneereich und relativ kalt (Hokkaido, Januar im Tiefland
?8 0 bis ?2 ?C), bzw. kiihl (Ura-Nippon, Januar im Tiefland ?2 ? bis 2 ?C). Beobachtungen an den Ber
gen Rishiri, Yotei San, Chokai San, Shirouma Dake und Haku San (L. Ellenberg 1976c) lassen folgende
Gemeinsamkeiten erkennen:
2) Japanische Autoren, besonders K. Kobayashi und T. Koaze bcfafiten sich bei ihren periglazialmorpholo
gischen Untersuchungen vorwiegend mit den Einzclformen und ihrer Entstehung, weniger mit der Hohenlage der Soii fluktionsgrenze. Wenn sie diese iiberhaupt erwahnen, setzen sie sie meist mit der klimatischen Waldgrenze in Analogie zu Ergebnissen europaischer Arbeiten gleich.
( SsACHALIN
|SI|1 1. Region (/y
SvORX 2. Region R h. .17lg Ueakan Dake 1501
^^S^ O D^^;^\n *
raL Rausu Dake^~~
SSS^N 3. Region liSsSt^ifitf/^7
4. Region H0KKAID?^^^^^^
Erlauterung im Text rout san
1893^^^^^^^^san
500 km EsBb Apoi Dake 811
Zahlen = Berghohen in m 6?|sl
JgHaiSSV' '9 San 2041 iP2 Chokai San
2230^^^
Hayachine Sa" 1914
Shirouma Dake 2933?J8L<a^^^W\VVv!y
^x*5^M^^^\^S^SS^^^^^/r,ga/n;f'81925 35?
vi^j^ Hachijo Fuji 854
?<?&Aso San 1592
<jrp7 KYUSHU P&WiG ?G^iUS Abb. 2: Periglazialmorphologische Gliederung Japans
Peri-glacial morphological division of Japan
Periglazialformen treten-vom Schnee unterdriickt
sparlich auf und zwar fast niemals unterhalb der kli matischen Waldgrenze. Oberhalb derselben sind Peri glazialformen (meist Terrassetten und Biilten) auf windexponierte und/oder fruh ausapernde Standorte
beschrankt.
2. In Zentral-Hokkaido sind die Som mer feucht und warm und die Winter schneereich
und sehr kalt (Januar im Tiefland ca. ?10 ?C).
Beobachtungen im Gebiet des Daisetsu San (T. Koaze 1958, 1965; L. Ellenberg 1976b, u. a.) zeigen gene rell:
Periglazialformen sind weit verbreitet und treten haufig auf. Die Untergrenze von Periglazialprozessen fallt nicht mit der klimatischen Waldgrenze zusammen,
sondern liegt tiefer. Strukturboden, Terrassetten und
Biilten liegen, je nach Schneeverhaltnissen, Vegetation, Substrat und Relief oft dicht nebeneinander in glei
cher Meereshohe.
3. In Ost-Hokkaido sowie im nordlichen und zentralen Teil von Omote-Nippon sind die Sommer wie in der erstgenannten Region feucht und warm (Hokkaido) oder heifi (Omote-Nippon), die Winter jedoch relativ schneearm und kalt
(Hokkaido, Januar im Tiefland ?10 ?C bis ?4 ?C), bzw. kiihl (Omote-Nippon, Januar im Tiefland ?4 ?C bis 4 ?C). Beobachtungen an den Bergen Rausu Dake, Meakan Dake, Apoi Dake, Iwate San, Hayachine San, Kirigamine, die in Abschnitt II auf gefiihrt werden,
zeigen folgende Obereinstimmung:
Periglazialformen treten nicht haufig auf, sind aber weiter verbreitet als in der 1. Region. Die Formung
vollzieht sich regelhaft auch weit unterhalb der Wald grenze, sofern die Pflanzendecke nicht zu dicht ausge bildet ist. Strukturboden und andere Solifuktionsfor men sind in ihrer Auspragung und Haufigkeit wie in
der 2. Region nicht nach der Hohenlage gestuft. Die fiir die Alpen giiltige innere Gliederung der Perigla zialstufe lafit sich hier nicht beobachten.
4. Im westlichen Teil von Ura- und Omote-Nippon sowie in Shikoku und Kyushu sind die Sommer feucht und heifi und die Winter unterschiedlich feucht, aber uberall schnee
arm und mild (Januar im Tiefland ?2 ?C bis 10 ?C). Erwartungsgemafi zeigten Beobachtungen auf Hachijojima und am Aso San folgende Tatsachen:
Im allgemeinen treten Periglazialformen wegen
mangelnder Winterkalte nicht auf. Ansatze von Peri glazialprozessen wirken auf windexponierten Grat
und Gipfellagen.
Bei dieser Gliederung Japans in vier periglazial morphologische Regionen wurde die Bedeutung des Kammeises (jap. shimobashira) nicht beriicksich tigt. Morphogenetisch wichtige Prozesse werden in winterlich milden bis kiihlen und schneearmen Klima
durch Kammeis induziert, also im sudlichen Teil der 3. und in grofien Teilen der 4. Region (Y. Daigo 1947, M. Schwind 1967, L. Ellenberg 1974 a).
//. Beobachtungen an Bergen im winterlich schneear
men, kiihlen bis kalten Bereich Japans (3. Region) Der Rausu Dake (Lokalisation der Berge in Abb. 2) ist ein 1661 m hoher Vulkan, an dem bis 1200 m ii. M. dichte Mischwalder mit Zwergbambus (Sasa) als Unterwuchs vorherrschen. Dariiber werden die Hange mehr und mehr von Latschen (Pinus pu mila) eingenommen. Uber 600 m Hohe sind an den Baumen an der S-Seite des Berges, die wahrend des Winters im Windschatten liegt, Verformungen durch
Schneedruck erkennbar. Bei 900 m treten an der S-Seite
auf einer Verflachung vulkanische Dampfe aus; schwe felhaltiges Wasser hat hier die Vegetation bis auf we nige Reste zerstort. Im andesitischen Schutt finden sich
15-25 cm weite Steinpolygone, nicht tiefer als 5 cm sortiert und nur dann deutlich sichtbar, wenn die In nenflache feucht ist. Die Komponenten der Schutt
umrandungen haben maximale Langen von 3-6 cm.
Bei leichter Neigung des Gelandes konnen streifen artige Sortierungen entstehen. Die beschriebene Flache war bei der Beobachtung seit einem Monat schneefrei.
In grofierer Meereshohe, wo Periglazialformen wenig
iiberraschen, kommen sie uberall dort vor, wo Pinus
pumila wegen heftiger sommerlicher S-Winde fehlt und der Schutt nicht ausschliefilich grobe Fraktionen aufweist. Noch unterhalb der Geholzgrenze hat sich
unter diesen Bedingungen eine 4 ha grofie Hangpartie
mit Terrassetten gebildet.
K a w a y u Onzen ist ein niedriges Hiigelland zwischen Rausu Dake und Meakan Dake mit sehr
liickenhafter Pflanzendecke, das nur 170 m ii. M. liegt.
Heifie Quellen (Onzen) treten an mehreren Stellen
zutage und Fumarolentatigkeit ist haufig. Im engsten
Umkreis dieser heifien und giftigen Exhalationen kon nen keine Pflanzen gedeihen. Etwas abseits wachst
fleckenweise Pinus pumila auf den Schuttflachen. Kra henbeere (Empetrum) und Sumpfporst (Ledum pa lustre) erganzen die Bestande und vermitteln den Ein
druck einer bodensauren Zwergstrauchheide. Erst au
fierhalb des vulkanischen Einflusses gesellen sich Birken dazu und schliefilich Fichten mit Farnen als Unter
wuchs. Die den Fumarolen am nachsten gelegenen
Latschengebiische sind durch 1-5 m breite, unbewach
sene Schuttflachen getrennt (Komponenten meist zwi
schen 2 und 5 cm, Feinmaterial fast fehlend). In diesen karin man polygonale und ringformige Sortierungen
mit Durchmessern von etwa 20 cm finden. Anscheinend
handelt es sich hauptsachlich um Horizontalverschie
bungen, die von Initialzentren ausgehen. Die Sortie rungsformen liegen auf einem sanft abgedachten
Schuttfacher. Wirkung fliefienden Wassers ist vielerorts festzustellen, und eine von Zeit zu Zeit erfolgende
Umlagerung der obersten Schuttpartien scheint eine bessere Auspragung der Sortierungen zu verhindern.
In der oberen Waldstufe des Meakan Dake
wachsen Latschen, Birken, Haseln, Kiefern und Eiben.
Die scharf ausgepragte Waldgrenze ist nicht klima bedingt, sondern wurde durch vulkanische Einfliisse und Ungunst des Substrats herabgedriickt und liegt bei nur 1000 m ii. M. Unmittelbar iiber ihr setzen Perigla
zialformen ein. Bremsblocke (P. Hollermann 1964,
p. 77) liegen an den fast vegetationsfreien Schutthan
gen verstreut. Ihre Durchmesser betragen 40-80 cm;
Stau-Schuttwalle an ihrem oberen Ende sind weniger gut ausgebildet als freie Flachen unterhalb, die kein grobes Material zeigen und bis zu 2 m lang sind. Die
Hindernisse werden von den groben Schuttkomponen ten umflossen. An vielen nicht zu steilen Hangpartien
(bis zu 25 ?
Neigung) breiten sich Felder von Stein
streifen aus. Sie sind in etwa 1230 m ii. M. am deut
lichsten ausgepragt. Nirgends sind die Streifen aufge wolbt; nur andeutungsweise erhebt sich der kantige
Grobschutt stellenweise hoher als das Feinmaterial.
Der Streifenabstand betragt maximal 12 cm (Photo 1).
Feine Partikel mit weniger als 5 mm im Durchmesser konnen mit den Handen abgehoben werden und sind ungefahr 3 cm tief in die Grobschuttunterlage einge
bettet. Aufierhalb der Feinmaterialanreicherung errei chen die Komponenten 8 cm Durchmesser. An der W-Seite des Berges fehlen Sortierungen in Form von
Steinstreifen, hingegen finden sich an einigen Stellen zwischen grofien Andesitblocken unregelmafiige Trep penboden, am deutlichsten bei 1380 m. Wiirde man das
Photo 1: Steinstreifen am Meakan Dake auf 1230 m ii. M.
Pflanzendecke durch vulkanischen Einflufi zerstort Sorted stripes on Meakan Dake (1230 m ab. s. 1.). Vege tation cover devasted by vulcanism
Gefalle des Hanges ausgleichen, ware er 42 ? steil. Un ter dem groben Material auf den einzelnen Horizon talflachen steht ab 2-5 cm Tiefe nur noch feines Ma terial an; das grobe ist an den Vegetationskanten der Stufenstirnen angereichert. Auch unterhalb der Wald grenze finden sich stellenweise solche Stufen, und zwar
auf sparlich bewachsenen Flachen.
Der A p o i Dake ist ein aus Serpentin aufgebau ter Vorberg der Hidaka Range. Er steigt iiber den Kiistenterrassen des Kap Erimo bis 811 m auf. Der Einflufi sommerlicher Winde aus S und SW macht sich
oberhalb des Fichten- und Kiefernwaldes bemerkbar und lafit an Hangen und Graten ab 360 m ii. M. nur einen Rasen (Hypocboero-Caricetum, T. Ohba 1968) gedeihen. Eingeschaltet sind dort einige Terrassetten,
umstanden von Latschen, Birken, Haseln und Larchen.
An einem 26 ? geneigten Hang, der gegen SW abfallt, sind die Stufen unregelmafiig ausgebildet. Isolierte Kanzeln herrschen vor; die Sortierungstiefe mifit maximal 6 cm. Einfliisse von Spulprozessen sind fest
zustellen; z. B. sind Rasenkanten durchbrochen und er
moglichen Schutt-Transport von den Barflachen hang abwarts. Die Formen zeigen grofie Ahnlichkeit mit de nen auf Cheju Do in Siidkorea (L. Ellenberg 1976 a).
Oberhalb der Gebiete mit Periglazialformen wachst
an windgeschiitzten Standorten wieder geschlossener
Wald.
Im 17. Jh. hatte der Iwate San seine letzten Eruptionen. Heute aufiert sich vulkanische Aktivitat
in Fumarolen am Hauptkrater und einigen Hangpar tien, erganzt durch mehrere Onzen. Der Vulkan be steht aus andesitischem Material, das z. T. pyroklasti
schen Schutt bildet. Stellenweise ist er mit verwitterter Asche vermengt. Uber Amahari Onzen wurde bei
1190 m der Wald durch Fumarolentatigkeit auf natiir iiche Weise vollstandig vernichtet. Im Nahbereich der Schwefelquellen ist das Substrat extrem sauer und ve getationsfrei. Nur einzelne Steine sind flechteniiberzo gen. Auf horizontalen Flachen erfolgen hier Frostsor tierungen in Form von Steinpolygonen mit geringem Durchmesser. Etwas abseits der Quellen, aber noch im Bereich haufig auftretender Dampfwolken, tragen Hange nur schiitteren Bewuchs von Seggen. Hier konn
ten sich Terrassetten bilden, bei denen die Vegetation zu girlandenformigen Sichelkanten angeordnet ist
(Photo 2). Sie bedecken alle Hange zwischen 10 ? und 30? Neigung. Grobmaterial (Durchmesser bis 5 cm) ist iiber verwitterter Asche angereichert, die von 3 cm Tiefe an homogen und feinkornig erscheint. Oberhalb
der Waldgrenze treten wegen des sehr locker gepack
ten, wasserdurchlassigen Schutts nur ganz vereinzelt
Periglazialformen auf. Dieser Befund ist ahnlich wie am Fuji San (3776 m), der trotz seiner grofien Hohe fast frei von Periglazialformen ist.
Der 1914 m hohe Hayachine San sitzt einem W-E-verlaufenden Grat auf und bildet die hochste Erhebung des Kitakami-Berglandes, das aus palaozoischen Gesteinen aufgebaut ist, Fichten und Laubbaume mit dichtem Zwergbambus-Unterwuchs
herrschen an der S-Seite bis 1400 m vor. Daruber ge sellen sich haufiger Tannen hinzu und - besonders im Bereich grofier Blocke - Latschen mit Umrahmungen von Rhododendron. Nur bis maximal 1600 m ii. M.
steigt der Wald an den Hangen empor, und seine ober sten Partien zeigen Schadigungen durch den sommer lichen Wind. In geschiitzten Rinnen kann dichter, buschiger Bewuchs bis zum Grat ansteigen. Uber und unter der windbeeinflufiten Waldgrenze finden sich zwischen den Blocken einige kleine Flachen mit Terras setten. Diese bedecken jedoch Hangpartien nie geschlos sen wie am Apoi Dake, denn der hier anstehende Ser pentin zerfallt in viel grofiere Bruchstiicke, die die Aus bildung von Periglazialformen erschweren. Auf Bar flachen zwischen Latschengebuschen sind einige Stein
polygone entstanden. Ihre Durchmesser liegen durch weg unter 25 cm. Das an den Seiten angereicherte
Material (Durchmesser bis 3 cm) reicht in schmalen Rissen maximal 4 cm tief. Bei leichter Hangneigung
verzerren sich die Polygone in Richtung der Fallinie.
Der Gipfelgrat ist an felsigen und windexponierten Standorten vegetationsfrei, im ubrigen aber dicht mit
Photo 2: Girlandenformige Terrassetten am Iwate San bei 1190 m. Wald durch Fumarolentatigkeit zerstort Small garland-like solifluction terraces on Iwate San (1190 m). Forest devasted by fumaroles activity
Latschen bestanden. Periglazialformen treten seltener
auf als an der S-Abdachung. Die N-Seite ist steil und liegt vollig im sommerlichen Windschatten. Der Wald reicht hier bis zum Grat hinauf, 300 m hoher als an der gegeniiberliegenden Seite. Periglazialformen konn
ten an diesem Waldhang nirgends gefunden werden.
Das Kirigamine-Bergland ist aus Ande siten aufgebaut und z. T. von Aschen des Norikura Dake und Ontake uberweht worden. Es reicht bis
1925 m ii. M. Von 1600 m an aufwarts gibt es Wald nur in Form junger Aufforstungen, obwohl die klima tische Waldgrenze ca. 700 m hoher als der Gipfel lie gen wiirde. Neben vermoorten Senken ist die vom Relief her wenig akzentuerte Bergregion von Grasland
bedeckt, dessen Entstehung zumindest teilweise anthro
pogen ist (A. Miyawaki, T. Ohba et al 1967). Anrisse in der Pflanzendecke sind ab 1760 m haufig festzustel len. Terrassetten gibt es oberhalb 1800 m. Es handelt sich meist um Stufen mit unbewachsenen, bis 150 cm breiten Horizontalflachen und bis 100 cm hohen, dicht bewachsenen Steilhangen. Das grobe Material ist in
den obersten 8 cm angereichert. An einigen Terrassen
vollzieht sich nach Starkregen eine Umformung durch Abspiilung. Grobes Material wird durch Breschen in
den Vegetationskanten auf tiefere Flachen hin abtrans
portiert. Die winterliche Verlagerung und Sortierung der Gesteinsfragmente auf den Barflachen durch Kammeis und Eislamellen wurde von M. Takebe
(1973) nachgewiesen. Von 75 durch K. Kitazawa (1969) erfafiten Formen liegen 57 an windexportierten Hangen. Beim Aufreifien der Pflanzendecke scheint der
Wind ein wesentlicher Faktor zu sein. An den Innen kanten der Terrassen flachen wird seine Wirkung auch
an scheinbar vollkommen ausgebildeten Formen deut
lich: eine ruckwartige Vergrofierung der Horizontal flachen durch Ausblasen der anstofienden Hangpar tien kann beobachtet werden. Rasenabschalung (C.
Troll 1973) ist im schneearmen Japan ubrigens auch im Tiefland ein wichtiger Prozefi (L. Ellenberg 1974 a).
Periglazialformen finden sich auch an dem nur we nige Kilometer westlich gelegenen Hachibuse Y a m a , der beziiglich Hohe, Relief, Klima, geolo
gischen Verhaltnissen und Vegetation dem Kirigamine
ahnelt. Hier herrschen ebenfalls Terrassetten vor. Da
neben sind aber auch Formen der ungebundenen Soli fluktion nicht selten. K. Kobayashi (1956) untersuchte Steinstreifen in 1650 m Hohe ii. M. und wies ihre rezente Weiterbildung nach. M. Takebe (1973) stellte die Verbreitung der Formen (stone rings, -pits, -pave
ments, -terraces, -stripes, -garlands, block streams) in
einer Kartenskizze dar und mafi die durch Auffrieren und Schmelzen vollzogenen Bewegungen in Sortie
rungsformen.
Es lafit sich zusammenfassend feststellen, dafi Peri glazialformen in Japan sparlicher auftreten als bei spielsweise in den europaischen Alpen. Diese Tatsache erklart sich aus leicht einsehbaren Griinden:
1. Die Berge erreichen nicht alpine Hohen und die rezente Schneegrenze wird nirgends erreicht. Sie lage im zentralen Teil Honshus ca. 300 m iiber dem Fuji San bei etwas iiber 4000 m ii. M.
2. Stratovulkane, die den Grofiteil der japanischen Berge darstellen, weisen steile Hange auf, die fiir die Entstehung von Periglazialformen ungiinstig sind.
Pragnant konnen Frostwechselprozesse hier nur in der Kraterregion wirken.
3. Auch bei nichtvulkanischen Bergen iiberwiegen steile Abdachungen. Einerseits ist das durch die relativ geringe, auf die Gipfelregion beschrankte glaziale
Reliefpragung wahrend des Quartars zu erklaren, an
derseits durch die starke fluviatile Abtragung (hohe Niederschlage, die z. T. als Starkregen niedergehen)
bei grofier tektonischer Aktivitat.
4. Die Substratverhaltnisse sind haufig ungiinstig.
Im lockeren Andesitschutt z. B. versickert das Wasser
und lafit Frostprozesse weniger effektiv erscheinen.
5. Die lange Andauer machtiger Schneedecken -
dies gilt besonders fiir die 1. Region - verhindert die Einwirkung des Frostes auf den Boden.
6. Die sommerliche Formung durch Spiilprozesse
infolge von Starkregen kann entstandene Periglazial formen nicht nur umgestalten, sondern sogar teilweise vernichten.
7. Die Pflanzendecke ist in der oberen Waldstufe und oberhalb der klimatischen Waldgrenze wegen der
in Japan fast fehlenden Bergweidewirtschaft relativ
geschlossen und beeintrachtigt frostinduzierte Boden
bewegungen bzw. mildert die Wirkung des Frostes am und im Boden.
So gestalten Periglazialprozesse das Relief nur in bescheidenem Ausmafi. An geeigneten Stellen wirken
sie sich jedoch auch weit unterhalb der Waldgrenze
aus. Strukturboden, verschiedene Arten von Terrasset
ten und Girlandenboden und selbstverstandlich auch Biilten sind in Zentral-Honshu iiber 1800 m, in Nord Honshu iiber 1000 m, in Siidost-Hokkaido iiber 300 m
und in Nordost-Hokkaido sogar in Meereshohe zu
finden. Periglazialformen treten also innerhalb der
oberen Waldstufe auf, sofern die Pflanzendecke ihrer Anlage kein zu grofies Hindernis entgegenstellt. Der
Abstand zwischen Waldgrenze und Untergrenze mog lichen Auftretens der Formen vergrofiert sich von ca.
800 m in Zentral-Honshu (Waldgrenze 2600 m ii. M.) auf ca. 1200 m in Nordost-Hokkaido (Waldgrenze
1200 mu. M.).
Ursache des Auftretens von Periglazialformen un
terhalb der klimatischen Waldgrenze
In Schottland kommen Periglazialformen unterhalb der Waldgrenze kaum, in den europaischen Alpen nur in bescheidenem Umfang vor. Warum greifen Perigla zialprozesse in Japan allgemein so tief in die Wald stufe hinunter?
Die feuchten und zugleich warmen Sommer in Ja pan (August-Mittel im Tiefland von Zentral-Honshu 26 ?C, in Nord-Honshu 23 ?C, in Zentral-Hokkaido 20 ?C) gestatten Waldwuchs bis in relativ grofie Hohe,
Fiir die Obergrenze des Waldes ist in erster Linie die Lange der Vegetationsperiode und die Menge der som merlichen Warmezufuhr entscheidend. Die kalte Jah
reszeit (Januar-Mittel im Tiefland von Zentral-Hon shu 0 ?C, in Nord-Honshu ?5 ?C, in Zentral-Hok
kaido ?10 ?C) hat zwar Einflufi auf die Artenzusam
mensetzung der Bestande in der oberen Waldstufe,
nicht jedoch auf ihre Hohenlage.
Periglazialformen dagegen entstehen in der kalten Jahreszeit und die Untergrenze ihres moglichen Auf tretens bestimmt die winterliche Kalte. Bei den grofien Jahresamplituden der Temperatur in Japan reichen formbildende Periglazialprozesse bis in die Waldstufe hinunter. Das Hinabreichen unter die klimatische Waldgrenze ist um so betrachtlicher (von 800 bis 1200 m), je grofier die Temperaturdifferenz zwischen Som mer und Winter ist (von ca. 26 ?C bis iiber 30 ?C).
Die ungleich grofien Amplituden im Jahresgang der
Temperatur gestatten es meines Erachtens, die unter
schiedlichen periglazialmorphologischen Verhaltnisse in Schottland, den europaischen Alpen und Japan (bzw.
in den einleitend genannten Kontinentalitatsbereichen) befriedigend zu erklaren. In Schottland bilden bei kleiner Temperaturamplitude Wald und Solifluktions
formen voneinander getrennte Hohenstufen, d. h. die
Solifluktionsgrenze liegt oberhalb der klimatischen Hohengrenze des Waldes. In den Alpen reicht der
Wald wegen hoherer Sommertemperaturen bis in gro
fiere Meereshohe empor. Aber auch der hohenwartige Schwankungsbereich periglazialer Prozesse vergrofiert
sich. Die Solifluktionsgrenze fallt oft mit der heutigen
Waldgrenze zusammen oder liegt nahe oder unter ihr.
Hierbei spielen moglicherweise anthropogene Verande rungen der Waldgrenze eine Rolle. In beiden Fallen bildet sich eine Untergrenze der Solifluktion, die im Gelande erkennbar bleibt, auch wenn sie nicht durch
gehend zu verfolgen ist.
Anders sind die Verhaltnisse in Japan, wo die Un
tergrenze der Solifluktionserscheinungen nicht selten
weit unterhalb der Waldgrenze liegt. Dichte Vegeta tion in der oberen Waldstufe verhindert allerdings die
Auspragung von Periglazialformen, deren Auftreten
ja an Stellen schiitter Pflanzendecke gebunden ist, au fier bei Formen der gebundenen Solifluktion. Daher kann man ihre Untergrenze meist nicht im Gelande
kartieren. Auch qualitativ ist sie anders einzuschatzen
als in Europa. In Japan spricht man besser nicht von einer periglazialen Hohenstufe und einer Solifluktions
grenze, sondern von
Periglazialerscheinungen, die bis
zu einer in der Waldstufe verlaufenden klimatischen
Untergrenze auftreten konnen.
Ein ahnliches Nebeneinander von dichter Waldvege tation und Periglazialformen an offenen Stellen, wie es von mir in den japanischen Gebirgen festgestellt wurde, ist in den boreal-kontinentalen Teilen Asiens
zu beobachten. Hier gilt die Vergesellschaftung von Taiga mit Periglazialformen seit langem als normal und zwar iiberall dort? wo die Temperaturdifferenz
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fAbb. 3: Regionen mit unterschiedlicher Lage der Solifluktionsgrenze in den Gebirgen innerhalb der dauernd humiden Klimate des gemafiigt-subtropischen Raumes
Regions with varying position of the solifluctions in the mountains within the permanently humid climates of the temperate-subtropical area
zwischen Sommer und Winter grofiere Ausmafie an nimmt, als sie in Europa iiblich sind (siehe z. B. Karten p. 1010-1021 in B. Frenzel 1959).
IV. Parallelen in den norddstlichen USA
Wenn die dargelegte Erklarung fiir das Auftreten von Periglazialformen innerhalb der Waldstufe seine Richtigkeit hat, so sind in Gebirgen mit ahnlichem Klima wie in grofien Teilen Japans ahnliche Verhalt
nisse zu erwarten.
Die nordostlichen Appalachen entsprechen klima tisch dem nordlichen Omote-Nippon und Ost-Hokkai do. Sie sind dauernd humid, haben ahnliche Sommer
und Wintertemperaturen und einen ahnlichen Jahres
gang der Temperatur. Beispielsweise lafit sich das Kli ma von Portland (Januar-Mittel ?7 ?C, Juli-Mittel
19 ?C, Summe des Jahresniederschlags 1059 mm) mit dem von Kushiro in Ost-Hokkaido (Januar-Mittel
?7,1 ?C, Juli-Mittel 18,3 ?C, Summe des Jahresnie derschlags 1048 mm) gut parallelisieren.
Uber die periglazialmorphologischen Verhaltnisse in diesem Raum liegen einige Untersuchungen vor, von denen hier auf die von E. Antevs (1932), R. L. and F. Nichols (1936), C. S. Denny (1940), A. P. But ler Jr. and L. L. Ray (1946), R. S. Sigafoss and D. M. Hopkins (1951), M. T. U. Smith (1962) und A. L. Wasburn et al (1963) hingewiesen sei. Wie auch weiter nordlich auf Newfoundland (E. P. Henderson
1968) kommen hier tief gelegene Periglazialformen in nerhalb der Waldstufe vor.
Einem Berg im Innern von Nordost-Hokkaido entspricht in klimatischer Hinsicht der 1917 m hohe Mount Washington3) in New Hampshire
(44?16'NB, 71?18'WL). Eigene Beobachtungen an ihm sollen die aus der Literatur bekannten Befunde er
ganzen.
Zeitweilige Eigenvergletscherung haben in den stark metamorphen Serien Kare und Trogtaler geschaffen.
Die nordamerikanische Inlandeismasse, die zumindest zeitweilig die Presidential Range voll einbezog, ver
starkte die glaziale Gestaltung, so dafi heute breite Grate, flache behabige Sattel und sanfte Hange das Relief charakterisieren (R. P. Goldthwait 1940, 1970). Dieses Relief begunstigt die Anlage von Peri
glazialformen.
Weniger giinstig sind die grobblockig zerfallenden Felsen (mica-schist), zwischen denen sich nur wenig Feinmaterial gesammelt hat. So ist die blockiibersate Gipfelkuppe ganzlich frei von periglazialen Sortie
rungsformen, trotz sehr sparlichen Bewuchs. Immerhin
sind nordlich des Gipfels, z. B. bei Halfway House (1280 m) und Six Mile Post (1780 m), wo Laubwald
3) Klimadaten des Mt. Washington Observatory, 1917 m ii. M.
mittlere Jahrestemperatur ? 2,7 ?C Mitteltemperatur Februar ?14,6 ?C Mitteltemperatur Juli 9,5 ?C
Temperaturamplitude 24,1 ?C
Summe des Jahresniederschlags 1874 mm mittlere Windgeschwindigkeit 56,5 km/h
Nebel an mehr als 300 Tagen pro Jahr
noch in windgeschiitzten Senken wachst und im iibri gen ein liickenhafter Latschenbestand den Boden be
deckt, Terrassetten unregelmafiigen Aussehens und un
terschiedlicher Qualitat zu finden. Spiilprozesse schei
nen an der Ausgestaltung der Formen wesentlich mit
beteiligt zu sein. Sortierungsformen im Schutt kommen
vor, sind aber selten.
Bessere Bedingungen fiir die Entstehung von Peri glazialformen sind sudlich des Gipfels gegeben, wo der Wald in Hohen zwischen 1600 und 1700 m reicht. Am
oberen Ende von Tuckerman Ravine (1750 m) und bei Bot Spur (1830 m) oberhalb der Waldgrenze, aber auch in deren Hohe (1660 m) sowie in tieferer Lage findet
man deutliche Terrassetten und frostbedingte Sortie
rungen des Schuttmaterials, besonders grofiflachig bei Glen Boulder (1230 m). Die Treppenboden sind nie sehr regelmafiig, weil der Hang mit groben Blocken
uberstreut ist. Vor allem an windexponierten Frei
flachen nehmen sie aber innerhalb der oberen Wald
stufe zusammenhangende Areale ein. Auf Terrassen
flachen von iiber 50 cm Breite ist der Schutt regelhaft
sortiert, d. h., das Grobmaterial in den obersten 3 cm und an den Stufenstirnen angereichert.
V. Schlufifolgerung
Als Arbeitshypothese sei eine Karten skizze (Abb. 3) vorgelegt. In ihr sind die klimamor phologischen Zonen der dauernd humiden gemafiigten und subtropischen Klimate der Nord-Halbkugel nach H. Wilhelmy (1974) dargestellt und in drei Regionen
unterschiedlicher Temperatur-Jahresamplituden einge
teilt. Fur Gebirge, die in der 1. Klimagruppe liegen (Temp.ampl. kleiner als 15 ?C), liegt meiner Auffas sung nach die Untergrenze der Solifluktion mehr oder minder weit oberhalb der klimatischen Hohengrenze
des Waldes. In der 2. Region mit einer Temperatur
amplitude zwischen 15? und 22 ?C fallt sie mit der klimatischen Waldgrenze zusammen oder liegt in de
ren Bereich. In der wesentlich grofieren 3. Region mit Temperaturamplituden iiber 22 ?
(diese fehlt inner halb der gemafiigten Breiten auf der Siidhalbkugel)
reichen Periglazialformen in den Gebirgen regelhaft in die Waldstufe hinunter. Der Begriff der Solifluk tionsgrenze sollte hier also nicht unkritisch angewendet werden. Der Hohengurtel, in dem sowohl Wald als
auch Periglazialformen nebeneinander in guter Aus bildung vorkommen konnen, ist um so breiter, je gro
fier die jahrliche Temperaturamplitude ist.
Liter a tur
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VERANDERUNGEN DES MESOKLIMAS DURCH SIEDLUNGEN IM RAUM NEUSTADT/WEINSTRASSE
Mit 4 Abbildungen, 2 Photos und 2 Tabellen
Michael Geiger
Summary: Meso-climatic changes in the Weinstrasse re gion south of Neustadt.
This study covering a rurally-structured area is intended to complement what have become fairly numerous inves tigations of urban climates within cities and agglomeration areas.
Making use of mobile instruments for measuring temper atures, minima and maxima thermometers and infra-red aerial photography, an investigation was carried out into the meso-climatic changes in the Weinstrasse region south of Neustadt. Corresponding with the size of settlement temperature rises of between 0.5 ?C and 5 ?C were regis tered. Settlements lying within and in front of the valley funnels of the Pfalzerwald alter the natural circulation of air. They block the fresh air on arrival, and warm it up so that it no longer proceeds to the Rhine Plain. This inter
ference with the bioclimatically highly significant local
wind systems ought to be taken account of adequately in future measures adopted by regional and town planners. In this regard meso-climatic mapping represents a necessary investigation of underlying factors.
/. Problemstellung
Die Erweiterung unserer Siedlungen, das krebsar tige Auswuchern unserer Stadte brachte vielen Men
schen friiher nie gekannte individuelle Wohnverhalt nisse und Erholungsmoglichkeiten. Mit diesen Vorzii
gen ergaben sich auch eine Reihe verschiedener Proble me. In manchen Gebieten schritt die Zersiedlung der Landschaft schon soweit fort, dafi das okologische Gleichgewicht der Naturlandschaft einschneidend ge
stort wurde.
Zu diesen Auswirkungen gehoren auch die Verande rungen des Mesoklimas durch die menschliche Sied
lungstatigkeit. Solche Veranderungen stellen sich meist
erst allmahlich ein. Die langsame Gewohnung an die veranderten klimatischen Verhaltnisse lafit uns die
auslosenden Ursachen nicht sicher erkennen. Uberdies glaubt man, solche Veranderungen der unberechenba
ren langfristigen Wettercntwicklung zuschreiben zu
konnen.
Seit einiger Zeit befafit sich die Stadtklimatologie mit den Fragen der Beeinflussung des Klimas durch
stadtische Siedlungen (siehe u. a. Bach 1970, Eriksen 1971, 1975, Fezer 1975 b, Kratzer 1956, Miess 1974, Nubler 1975, Seitz 1975)1).
Eriksen (1971 s. 259ff.) fiihrt die wesentlichsten anthropogen bedingten klimatischen Veranderungen
in den Stadten auf:
x) Die Literaturangaben beschranken sich hier auf einige Autoren, ein ausfiihrliches Schriften-Verzeichnis findet der
Interessierte bei Eriksen 1975, der auch die nichtdeutsche Literatur auswertet.