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EineinderDiagnoseundTherapiedesprimärenProstatakarzinomsgelebteWirklichkeit PersonalisierteMedizinundInterdisziplinarität

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Einführung zum Thema

Radiologe 2021 · 61:793–794

https://doi.org/10.1007/s00117-021-00896-2 Angenommen: 7. Juli 2021

© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2021

Personalisierte Medizin und Interdisziplinarität

Eine in der Diagnose und Therapie des primären Prostatakarzinoms gelebte Wirklichkeit

Maximilian F. Reiser1· Ulrike I. Attenberger2· Stefan O. Schönberg3

1Klinik und Poliklinik für Radiologie, Klinikum der Universität München, München, Deutschland

2Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland

3Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim, Deutschland

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Liebe Leserinnen und Leser,

Der Begriff der „personalisierten Medizin“

ist in aller Munde und wird bisweilen über- strapaziert. Dabei ist der Grundgedanke bestechend. Die Behandlung der Patien- ten soll individualisiert und an den je- weiligen Patienten zielgenau angepasst werden. Anstelle des Prinzips „one size fits all“ soll im Vorfeld der Behandlung festgestellt werden, welche Behandlungs- form bei einem individuellen Patienten eine möglichst große Sicherheit und Ef- fektivität erwarten lässt und gleichzeitig dazu beiträgt, dass potenzielle Nebenwir- kungen einer unwirksamen Therapie ver- mieden werden.

Die Protagonisten der personalisierten Medizin wollen dazu besonders geneti- sche, epigenetische, molekulare und kli- nische Parameter nutzen. Aber auch Cha- rakteristika der Bildgebung, sog. „imaging biomarker“, können oft entscheidend dazu beitragen, das individuell am besten ge- eignete therapeutische Vorgehen für den Patienten zu identifizieren.

Und damit sind wir beinahe zwangs- läufig bei der Diagnose und Therapie des Prostatakarzinoms. Für die Urologin und den Urologen ist es von entscheidender Be- deutung, zwischen klinisch signifikanten Tumoren, die maßgeblichen Einfluss auf das Überleben der Patienten haben, und indolenten Tumoren zu unterscheiden. Bis- lang erfolgt oft eine Überdiagnose und da- mit konsekutiv eine Übertherapie von kli- nisch nicht signifikanten Prostatakarzino- men. Das Prostatakarzinom ist schon heute die häufigste maligne Erkrankung und die

zweithäufigste karzinombedingte Todes- ursache bei Männern in Deutschland und wird vermutlich mit der absehbaren de- mographischen Entwicklung noch weiter an Bedeutung gewinnen. Umso wichtiger ist es, dass ein effektiver, risiko- und stadi- enadaptierter diagnostischer Algorithmus entwickelt, verifiziert und implementiert wird.

Der zweite als grundlegendes Thema genannte Aspekt ist die Interdisziplinarität.

Verschiedene Disziplinen, wie Radiologie, Nuklearmedizin, Strahlentherapie und na- türlich die Urologie, haben neue Verfahren entwickelt, die einen personalisierten An- satz unterstützen. Die multiparametrische MRT (mpMRT) spielt dabei eine wesentli- che Rolle, indem sie die Detektion von kli- nisch signifikanten Karzinomen verbessert und gleichzeitig hilft, eine Überdiagnostik von indolenten Karzinomen zu verhindern.

Große, methodisch nicht angreifbare Stu- dien haben gezeigt, dass die mpMRT in Verbindung mit der MRT-gesteuerten Bi- opsie eine hohe Sensitivität und Spezifität besitzt. Damit gelingt es besser, das für den jeweiligen Patienten am besten geeigne- te Behandlungskonzept zu finden: „active surveillance“, „watchful waiting“, radika- le Prostatektomie oder Strahlentherapie, aber auch möglicherweise weniger inva- sive fokale Behandlungsverfahren.

Die mit 68 Ga und 18 F markierten PSMA(prostataspezifisches Membranan- tigen)-Liganden haben die PET/CT und PET/MRT zu wertvollen Verfahren für die diagnostische Abklärung des Pros- tatakarzinoms gemacht. Sie erweisen sich insbesondere für den Nachweis und

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Einführung zum Thema

Ausschluss von nodalen, ossären und vis- zeralen Metastasen sowie zur Abklärung des biochemischen Rezidivs als unge- mein hilfreich. Darüber hinaus korreliert die PSMA-Expression mit der Aggressi- vität des Tumors und der Prognose des Patienten.

Grundlegende Aspekte bei allen Dia- gnose- und Behandlungsverfahren sind die Qualitätssicherung, die Festlegung evi- denzbasierter Leitlinien und die Einigung auf eine strukturierte Befundung. Sie müs- sen an den jeweils aktuellen Stand der Wis- senschaft angepasst und weiterentwickelt werden, und ihr praktischer Wert muss dann kritisch überprüft werden. Für die Durchführung und Befundung der mpMRT wurde 2019 die PI-RADS 2.1 Guideline ein- geführt, die auch Kriterien für die struk- turierte Befundung beinhaltet. Erst kürz- lich, nämlich im Mai 2021 wurde die Ver- sion 6.0 der S3-Leitlinie Prostatakarzinom der AWMF vorgestellt, die auch den Ein- satz und die Indikationen von mpMRT und PSMA-PET/CT ausführlich behandelt.

Neben den Fortschritten auf dem Ge- biet der bildgebenden Diagnostik des Pros- tatakarzinoms sind auch interessante neue Ansätze in der Therapie zu verzeichnen. Mit mehreren fokalen Verfahren soll die Mor- bidität reduziert und die Erhaltung von Sexualfunktion sowie Kontinenz gesichert werden. Diese Methoden sind als interme- diäre Behandlungsstrategie bei Patienten mit niedrigem und mittlerem Risiko zwi- schen aktiver Überwachung und radikaler Ganzdrüsentherapie gedacht. Langzeiter- gebnisse stehen noch aus, sodass noch keine abschließende Bewertung möglich ist.

Ein weiterer innovativer Ansatz wird mit Hybridgeräten aus MRT und Linear- beschleuniger (MR-Linac) verfolgt. Damit kann der Bestrahlungsplan täglich in Echt- zeit angepasst werden mit dem Ziel, die Risikoorgane Rektum, Blase und Urethra besser zu schützen, indem das Zielvolu- men begrenzt werden kann. Derzeit ist das Verfahren noch mit einem erheblich er- höhten Zeitaufwand verbunden, und auch hier sind noch keine Langzeitergebnisse verfügbar.

Die zunehmende Akzeptanz der mpMRT führt dazu, dass immer mehr Patienten überwiesen werden und vielfach Kapa- zitätsengpässe auftreten. Es wird daher

überlegt, ob und ggf. wie der zeitliche und organisatorische Aufwand der Untersu- chung reduziert werden kann. Angesichts der dominanten Bedeutung der T2- und diffusionsgewichteten Aufnahmen lag es nahe, kontrastmittelfreie Kurzprotokolle, die biparametrische MRT (bpMRT), zu erproben. Sie haben den Vorteil, dass potenzielle kontrastmittelassoziierte Ne- benwirkungen vermieden werden und sich Aufwand, Kosten und Zeit deutlich vermindern. Die bisher vorliegenden Er- gebnisse sprechen dafür, dass die bpMRT vertretbar ist, wenn die Bildqualität sehr gut ist und der Befunder über umfangrei- che Erfahrungen verfügt.

Angesichts der unbestritten hohen Evi- denz und der Empfehlung der mpMRT in der aktuellen S3-Leitlinie ist es erforderlich, dass angemessen bewertete eigenständi- ge Gebührenpositionen in EBM und GOÄ eingeführt werden. DRG und BDR haben in enger Zusammenarbeit eine überzeu- gende Darlegung der wissenschaftlichen Evidenz und ein funktionierendes System der Qualitätssicherung erarbeitet. Es ist dringend erforderlich, dass möglichst bald eine angemessene Leistungszulassung der MR-Prostatographie als dedizierte multi- parametrische Organdiagnostik erfolgt.

Ihre

Maximilian Reiser Ulrike I. Attenberger Stefan O. Schönberg

Korrespondenzadresse

Prof. em. Dr. Dr. h.c. Maximilian F. Reiser, FACR, FRCR, ML

Klinik und Poliklinik für Radiologie, Klinikum der Universität München

Marchioninistr. 15, 81377 München, Deutschland

Maximilian.Reiser@med.uni-muenchen.de

Interessenkonflikt.M.F. Reiser, U.I. Attenberger und S.O. Schönberg geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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