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Abdrift reduzieren Mögliche Maßnahmen im Praxisversuch geprüft

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Academic year: 2022

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de verkleinert werden. Der absolute Min- destabstand zu Gewässern für alle PSM- Anwendungen beträgt beispielsweise in der Schweiz 3 m gem. ChemRRV (2005) und 6 m für Betriebe, die den ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) erbringen.

Sicherheitsabstände zu Gewässern betref- fen einen wesentlichen Anteil der produkti- ven Fläche. Es ist deshalb von großem Inte- resse, die Abdrift an sich zu vermindern, um die Abstände zu verkleinern.

Die Schweizerische Regelung zur Risiko- verminderung im Pflanzenschutz wird ak- tuell überarbeitet. Für die Abdrift wird ein kumulatives System diskutiert, welches eine Verkleinerung des verfügten Sicher- heitsabstandes durch die Kombination ver- schiedener abdriftreduzierender Maßnah- men ermöglichen soll.

ZIEL DES VERSUCHS

Es wurden Abdrift-Reduktionsfaktoren für das oben erwähnte System ermittelt. D. h., jede der untersuchten Maßnahmen wurde Abdrift wird davon ausgegangen, dass

nach guter agronomischer Praxis behandelt wird: Gesprüht wird nur bei geeigneter Witterung und mit gewartetem Gerät und die Applikationsparameter sind an die Kul- tur und deren Stadium angepasst.

Je nach Ergebnis der Risikoabschätzung werden Sicherheitsabstände zu Gewässern verfügt, welche die Einhaltung der TER- Grenzwerte gewährleisten. Diese Abstän- de können 6, 20, 50 oder 100 m betragen.

Mit dem Einsatz von abdriftreduzierender Technik dürfen verfügte Sicherheitsabstän- RISIKOMINDERNDE

MASSNAHMEN

Die Menge PSM, die außerhalb der Kultur- fläche abgelagert wird, nimmt mit der Dis- tanz schnell ab. Das Umweltrisiko kann al- so vermindert werden, wenn ein Sicher- heitsabstand zur sensiblen Fläche eingehal- ten wird, in welchem auf die Anwendung des PSM verzichtet wird. Genauso gut kann aber auch die Abdrift an sich redu- ziert werden. Abdriftreduzierende Spritz- technik (Sprühgerätetyp, Düsentyp, Düsen- grösse, Spritzdruck, Luftunterstützung und Fahrgeschwindigkeit) oder physische Barri- eren (Windschutzhecken oder Netze) leis- ten dies effektiv. Weitere Möglichkeiten, wie z. B. einseitiges Sprühen der Randrei- hen oder der Zusatz von Zusatzstoffen, wurden hier nicht berücksichtigt.

AKTUELLE SITUATION

Bei der Zulassung eines PSM wird das zu erwartende Umweltrisiko durch Abdrift ab- geschätzt. Die Höhe des Risikos ergibt sich aus dem Verhältnis von Toxizität (Giftig- keit) und Exposition (zu erwartende Men- ge). Dieses Verhältnis wird als TER-Wert (Toxicity Exposure Ratio) angegeben, ein Indikator für die Risikobewertung. Die Toxi- zität eines Wirkstoffs wird durch ökotoxi- kologische Tests mit Modellorganismen er- mittelt. Für die Abschätzung der Exposition durch Abdrift werden standardisierte De- positionsfunktionen herangezogen, welche auf zahlreichen Praxismessungen basieren.

Es wird unterschieden zwischen verschie- denen Kulturen und Applikationstechni- ken. Die wichtigsten Kategorien sind Obst, Wein und Flächenkulturen, wobei frühe und späte Kulturstadien bei den Raumkul- turen Obst und Wein unterschieden wer- den. Bei der Abschätzung der Risiken durch

Abdrift reduzieren

Mögliche Maßnahmen im Praxisversuch geprüft

Bei der Sprühapplikation von Pfl anzenschutzmitteln (PSM) entsteht Abdrift: Wirkstoffhaltige Tröpfchen, die ausserhalb des Zielbereichs abgelagert werden. Dieser direkte Eintrag in Gewässer und andere Nichtzielfl ächen stellt einen wichtigen Teil der Umweltbelastung durch PSM dar. Verschiedene Maßnahmen können Abdrift redu- zieren und damit einen Beitrag zur angestrebten Ökologisierung der Landwirtschaft leisten – ohne einhergehende Einschränkungen für die Produktion.

Abb. 1: Versuchsaufbau, maßstäbliche Darstellung

(2)

den die äußersten fünf Obstreihen beidsei- tig mit einem praxisüblichen Sprühgerät behandelt (Holder NI800 mit Gebläse OVS50, beidseitig je 7 Düsen Albuz ATR80 gelb, Spritzdruck 9,5 bar, Fahrgeschwindig- keit 6,2 km/h, Gebläseleistung insgesamt 13.000 m3/h, Brühmenge 400 l/ha mit 180 g Tracerfarbstoff Helios SC500 von Syngenta). Die Deposition auf den Kollekto- ren (s. Foto 2b) wurde in den Labors von Syngenta fluorimetrisch quantifiziert.

Es wurden vier abdriftreduzierende Maß- nahmen getestet:

1. Injektordüsen (Lechler ID 90-015 grün mit 8,5 bar),

2. Hagelnetz über der Obstanlage (Ma- schenweite 3,3 x 8 mm, optische Dichte 15 %)

3. Windschutzhecke (Hagebuche, 4,4 m hoch, 85 cm breit, optische Dichte 82 %) und

4. vertikales Netz am Feldrand (3,8 m hoch, gleiches Netz wie über der Anlage).

Die zu prüfenden Maßnahmen wurden in die Kategorien (Faktoren)

„Düsentechnologie“,

„physische Barriere über dem Feld“ und

„physische Barriere am Feldrand“

gegliedert und in allen sinnvollen Varian- ten kombiniert. Dies ergab 12 verschiedene Kombinationen (Verfahren T1 bis T12, Abb. 2). Jedes Verfahren wurde mindes- tens drei Mal wiederholt.

Die Wetterbedingungen waren während der ganzen Messperiode sehr wechselhaft.

Während jedem Messdurchgang (Applika- tion inkl. 8 Min. Wartezeit für die vollstän- dige Deposition) wurden alle 30 s Wind- richtung, Windgeschwindigkeit, Tempera- tur und Luftfeuchtigkeit aufgezeichnet. Für mittlerer Baumdurchmesser 1,25 m, Pflanz-

jahr 1998.

Die halbe Breite der Parzelle wurde durch eine Windschutzhecke begrenzt (s. Abb. 1, Messfläche a), die andere Hälfte konnte wahlweise frei bleiben oder mit einem ver- tikalen Netz abgeschlossen werden (Mess- fläche b).

Die Abdrift wurde in Zusammenarbeit mit der Gruppe „Global Application Technolo- gy“ der Firma Syngenta ermittelt, mittels Tracertechnologie. D. h., an Stelle eines PSM wurde eine Tracersubstanz (fluores- zierender Farbstoff) gesprüht und ausge- wertet. Die Deposition des Tracers wurde in den Abständen 0, 1, 3, 5, 10, 15, 20, 30, 50 und 75 m vom Feldrand gemessen. Pro Abstand und Messung wurden fünf Kollek- toren aus Filterpapier mit einer Fläche von je 250 cm2 ausgelegt (s. Abb. 1 und Foto 2a).

Bei jedem Applikationsdurchgang wur- in verschiedenen Kombinationen getestet,

um einen mittleren Reduktionsfaktor ange- ben zu können.

Der Versuch wurde praxisnah geplant und durchgeführt. Als Modellkultur wurde der Obstbau gewählt. Trotz seiner beschränk- ten Gesamtfläche ist der Obstbau bezüglich Abdrift wichtig, einerseits wegen des inten- siven PSM-Einsatzes und andererseits, weil die Abdrift in Raumkulturen stärker ist als im Feldbau.

VERSUCHSANORDNUNG

Die Abdrift-Messungen wurden vom 30. Ok- tober bis am 16. November 2012 auf dem Obstbau-Versuchsbetrieb des BBZ Arenen- berg in Güttingen durchgeführt. Es handel- te sich um eine Apfelparzelle mit ‘Golden Delicious’, ‘Arlet’ und ‘Idared’, alles Spin- delbäume auf M9 vf, Pflanzabstand 3,5 x 1,1 m, Baumhöhe 2,80 m (Höhe Hagelnetz),

Foto 1: Bei jeder Sprühapplikation von Pflanzenschutzmitteln entsteht Abdrift (Fotos: Schweizer)

Foto 2a : Depositionsmessung mit Filterstreifen. Im Vordergrund die abdriftreduzierende Maßnahme ‘Netz am Feldrand’, im Hintergrund die Windschutzhecke

Foto 2b: Kollektoren unter UV-Licht. Oben:

Injektordüse. Unten: Hohlkegeldüse. Beide in 5 m Abstand vom Feldrand

a) b)

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digkeiten ≤ 0,5 m/s). Nach Anwendung der Ähnlichkeitskriterien für die Windver- hältnisse standen für diese paarweisen Ver- gleiche jeweils 10 bis 30 Messwerte je Ab- stand vom Feldrand zur Verfügung. Im zweiten Schritt wurden die individuellen Reduktionswirkungen dieser Paarungen zusammengeführt, um die mittlere Abdrift- reduktion für die Maßnahme angeben zu können. Für die Berechnung der Abdrift- Reduktionsfaktoren mit ihren realistischen Variabilitäten wurde ein nicht-parametri- sches Bootstrap Verfahren verwendet.

Im nichtparametrischen Bootstrap wurde aus den verfügbaren Messwerten einer Ver- Ansätze (lineare und nicht-lineare Modelle)

lieferte zufriedenstellende Ergebnisse.

Alternativ wurde ein zweistufiges Verfah- ren entwickelt: Im ersten Schritt wurden Verfahrens-Paare verglichen, welche sich nur in einer bestimmten Maßnahme unter- schieden. Für die Düsen z. B. standen sechs solcher Paarungen zur Verfügung (s. Abb 2:

vordere Ebene, hintere Ebene). Für jedes dieser Vergleichspaare wurde ein Reduk- tionsfaktor berechnet, wobei nur Deposi- tionswerte aus Messungen mit ähnlichen Windbedingungen verglichen wurden (Ähnlichkeitsannahme: Unterschiede der Windrichtungen ≤ 30 °, der Windgeschwin- die Auswertung wurden deren Mittelwerte

verwendet (vektorielle Mittel für Windge- schwindigkeit und -richtung). Die Wind- richtung wurde als Abweichung zur Aus- richtung der Versuchsanordnung berech- net. Für die Auswertung wurden alle Wie- derholungen mit Abweichung der Wind- richtung > 40 ° und Windgeschwindigkei- ten < 0,5 m/s ausgeschlossen (18 von 56).

Die verwendeten Messwerte wurden bei Windrichtungen zwischen –39,6 und 20,3 °, bei Windgeschwindigkeiten zwi- schen 0,6 und 2,8 m/s, bei Temperaturen zwischen 3 und 10,5 °C und bei relativer Luftfeuchtigkeit zwischen 59,3 und 100 % erhoben.

BERECHNUNG DER

ABDRIFT-REDUKTIONSWERTE Abdrift-Reduktionsfaktoren werden nach ISO 22369-2 (2010) durch den Vergleich eines Kandidaten mit einem Referenzver- fahren ermittelt. Dieses Experiment hatte jedoch nicht das Ziel, eine einzelne Techno- logie mit einer gegebenen Referenz zu ver- gleichen. Es wurden Reduktionsfaktoren für mehrere Maßnahmen gesucht, welche in Kombination eingesetzt werden können.

Üblicherweise würde für ein solches mehr- faktorielles Versuchsdesign ein verallgemei- nertes multi-faktorielles Regressionsmodell verwendet. Dies war hier nicht möglich, denn die Beeinflussung der Messwerte durch die Wetterbedingungen konnte nicht quantifiziert werden. Keiner der geprüften Anzeige

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NEUZULASSUNG ERTEILT

Abb. 2: Darstellung aller Verfahren als dreidimensionale Matrix. Jede Box steht für ein Verfahren (T: Treatment), jede Ebene steht für eine Faktorstufe

X: Physische Barriere am Feldrand; Y: Physische Barriere über dem Feld; Z: Düsentechnologie

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schen Verteilungen zur Bestimmung der Verteilung einer Zielgröße (parametrische Methoden sind hier nicht sinnvoll, da z. B.

eine Normalverteilung aufgrund kleiner Samplezahlen nicht plausibilisiert werden kann).

Für jedes Vergleichspaar, das für die Be- stimmung einer Maßnahme zur Verfügung stand, wurde eine solche Reduktionsfaktor- Verteilung ermittelt. Diese Verteilungen wurden dann aggregiert und ergaben so das Endresultat: Den Reduktionsfaktor für eine bestimmte Maßnahme mit seiner Va- riabilität, unter Berücksichtigung der ver- schiedenen Maßnahmen-Kombinationen und Wetterverhältnisse.

RESULTATE

Die Plausibilität der Güttinger Messungen wurde im Vergleich mit den Depositions- funktionen (90. Perzentile und Mediane) nach Rautmann bestätigt. Die Depositionen aus Verfahren T1 (s. Abb. 4) entsprechen weitgehend diesen Funktionen.

Die Auswertung wurde auf die Distanzen zwischen drei und 20 m beschränkt, kor- res pondierend mit ISO 22866 (2005), wo- nach die Messdistanz höchstens halb so weit sein darf, wie die Applikationsfläche breit ist (hier 40 m je Messfläche). Die mit- tels nichtparametrischen Bootstraps ermit- telten Abdrift-Reduktionswerte für die vier geprüften Maßnahmen sind in Tab. 1 zu sam- men gestellt.

DISKUSSION

Die eingesetzte Injektordüse reduzierte die Abdrift im Mittel zwischen 76 und 83 %, ein Hagelnetz über der Obstanlage zwi- schen 67 und 84 %. Beide Resultate ent- sprechen in ihrer Größenordnung den Er- gebnissen vergleichbarer Versuche aus an- deren Institutionen.

Für Hecken werden in der Literatur Reduk- tionswerte von 10 % im Winter und bis zu 90 % im vollen Laub angegeben. Richard- son et al. vom Silsoe Research Institute ha- ben festgestellt, dass eine Hecke die Abdrift am besten in ihrer nächsten Nähe redu- ziert. D. h., je weiter weg, desto kleiner er- scheint ihre Reduktionswirkung, was die vorliegenden Ergebnisse tendenziell bestä- tigen. Kriterien für die Beurteilung einer Hecke bezüglich ihrer abdriftreduzieren- den Eigenschaft sind ihre Höhe (höher als die behandelte Kultur), die Dichte (nicht zu dünn, nicht zu dicht) und die Art: Es ist wichtig, dass die Hecke früh Laub entwi- ckelt. Wenneker und Van de Zande vom ein Reduktionsfaktor. Diese Ziehungen mit

Medianvergleichen (Replicates) wurden so- lange wiederholt, bis sich die Verteilung des Reduktionsfaktors stabilisierte (s. Abb.

3b). Statistisch entspricht dies einem Samp- gleichspaarung eine realistische Verteilung

des Reduktionsfaktors simuliert (s. Abb. 3a).

Dafür wurden je Variante und Abstand zu- fällig Messwerte gezogen (mit Zurückle- gen). Aus dem Vergleich der Mediane der

Abb. 3: a) Aus den Stichproben wurde eine Verteilung des Reduktionsfaktors bestimmt (Bsp. Düsen, Vergleichspaarung T1 / T2, Abstand 5 m)

b) Bei ca. 500 Replicates stabilisierte sich die Verteilung für den Reduktionsfaktor

Abb. 4: Vergleich der Depositionswerte in Güttingen (Verfahren T1) mit den Depositions- funktionen (90. Perzentile und Mediane) nach Rautmann

Tab. 1: Mediane und Quartile der Abdriftreduktion in %, für die vier geprüften Maßnahmen je Abstand zum Feldrand. Resultate der Berechnung aus dem mehrfaktoriellen Versuchsdesign mittels nichtparametrischem Bootstrap. (n: Anzahl Messwerte je Abstand)

Mediane und Quartile der Abdriftreduktion [%]

3 m 5 m 10 m 15 m 20 m

Injektordüsen n = 105 80 86

81 87

79 85

83 89 76 88 74 74 67 45 33

Hagelnetz n = 105 67 78

67 87

76 96

84 92 79 94 49 56 64 67 57 Windschutzhecke n = 80 95 98

84 94

85 98

86 96 78 92 89 73 62 66 48 Vertikales Netz n = 35 21 78

29 70

19 55

7 35 –44 –13 –8 8 –36 –22 –73

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wurde, mit Ausnahme beim Einsatz von Tunnelsprühgeräten.

Die Reduktionswerte konnten für 3 bis 20 m Abstand vom Feldrand berechnet werden. Aus diesen Resultaten kann nicht ohne Weiteres auf die Deposition in grö- ßeren Distanzen geschlossen werden. Es ist insbesondere zu erwarten, dass beim Einsatz von physischen Barrieren am Feld- rand die Abdriftreduktion mit zunehmen- der Distanz abnimmt.

SCHLUSSFOLGERUNGEN

Die Wirkungen der abdriftmindernden Maß- nahmen im Güttinger Versuch entsprechen lich ist zu weiten Teilen der Einbezug

dieser verschiedenen Maßnahmen-Kom- binationen, aber auch die praxisgerechte Berücksichtigung der unterschiedlichen Wetterbedingungen. Dies sollte bei der Ausarbeitung einer Regelung zur Verklei- nerung der Sicherheitsabstände berück- sichtigt werden. Insbesondere bei der Kombination mehrerer Maßnahmen, wel- che zusammen eine sehr große Ab drift- reduk tion ergeben würden, ist Vorsicht angebracht. Herbst et al. vom Julius-Kühn- Institut stellten in diesem Zusammen- hang fest, dass in Obstanlagen nie eine Abdriftreduktion von 99 % gemessen empfehlen Ahorn, Holunder, Weißdorn

oder Hainbuche. Die Hainbuchenhecke in Güttingen hatte eine optische Dichte von 82 % und zeigte eine vergleichsweise gute Abdriftreduktion mit Medianwerten zwi- schen 78 und 95 Prozent.

Die Verfahren, welche das vertikale Netz am Feldrand als Faktor integrierten, wur- den unter besonders ungünstigen Windbe- dingungen durchgeführt. Nach Anwen- dung der Ähnlichkeitskriterien konnten nur 35 Messwerte je Abstand verwendet werden. Wenige Messwerte mit großen Variabilitäten führten zu enormen Streu- ungen der Resultate. Dass für das verti- kale Netz z. T. negative Re-

duktionswerte erscheinen, ist vor diesem Hintergrund zu sehen. Trotzdem kann festgehalten werden, dass mit dem Einsatz des vertika- len Netzes kaum eine Ab- driftreduktion erzielt werden konnte, obwohl das gleiche Netz verwendet wurde wie über der Obstanlage. Weite- re Untersuchungen müssen zeigen, ob mit einem ande- ren Material wie z. B. mit ei- nem feinmaschigen Insek- tenschutznetz oder mit ei- nem Wind schutz vlies bes- sere Effekte erzielt werden können.

INTERPRETATION DER RESULTATE

Die in Tab. 1 angegebenen Re- duktionsfaktoren liegen im Rahmen der Resultate ver- schiedener Europäischer Ins- titutionen, obwohl in diesem Versuch die Maßnahmen in unterschiedlichen Kombina- tionen untersucht wurden.

Eine Regelung zur Verkleine- rung von Sicherheitsabstän- den, wonach verschiedene Maßnahmen kombiniert wer- den können, ist also möglich.

Aus Sicht der Praxis ist dies zu wünschen, denn so bleibt den Produzenten größtmögli- che Freiheit in der Wahl der Maßnahmen.

Die Streuung der Redukti- onswerte ist jedoch relativ groß; die Quartile liegen z. T.

weit vom Median entfernt (s. Tab. 1). Dafür verantwort-

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ge betrug jeweils 1.000 l/ha. Die Versuche wurden in den Jahren 2010 bis 2013 durch- geführt. Die Spritztermine der einzelnen Jahre sowie die Aufwandmengen der Pro- dukte sind jeweils in den Ergebnistabellen angegeben. Zur Erfassung des Mehltaube- falls wurden 15 Triebe pro Strauch mar- kiert, d. h. 75 Triebe pro Parzelle und der Anteil Triebe mit Befall errechnet. Z. T.

wurde auch die Intensität des Befalls er- fasst, d. h., wie viele Blätter pro Trieb befal- len waren. Dies wird hier aber nicht darge- stellt. Es bringt auch keine zusätzlichen In- formationen, da ein hoher Anteil befallener Triebe auch immer mit einem erhöhten Anteil befallener Blätter korreliert. Die Ver- suche wurden im Versuchsbetrieb der Ver- suchs- und Beratungsstation für Obst- und Gemüsebau in Langförden durchgeführt.

Bei diesem Standort handelt es sich um ei- nen schwach humosen lehmigen Schluff, was in etwa einem lehmigen Sand ent- spricht.

ERGEBNISSE – 2010

Im Jahr 2010 wurden gegenüber der Stan- dardempfehlung Folicur und Flint im Wechsel die Pflanzenstärkungsmittel Fru- togard (Spiess Urania) und Vacciplant (Bel- chim) eingesetzt. Frutogard ist ein Extrakt Die Standardsorte in Schwarzen Johannis-

beeren für den Frischmarkt, d. h. lange Rispe, gute Pflückbarkeit und gutes Shelf Life, ist ‘Tenah‘. Ihr großer Nachteil ist die hohe Anfälligkeit für den Amerikanischen Stachelbeermehltau (Sphaerotheca mors- uvae, s. Foto 1). Zur Bekämpfung empfeh- len wir in den letzten Jahren den Einsatz von Flint und Folicur im Wechsel im Ab- stand von 12 bis 14 Tagen. Der Wirkstoff- wechsel von Strobilurin und Azol soll die Bildung von Resistenzen vermeiden. Der Schwerpunkt der Versuche der letzten vier Jahre lag in der Prüfung von Pflanzenstär- kungsmitteln in alleiniger Anwendung oder in der Spritzfolge mit Folicur und Flint.

Das Ziel war die Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln sowie die Ver- ringerung von deren Rückstandsgehalten auf den Früchten.

MATERIAL UND METHODEN Die Versuche wurden bei der sehr anfälli- gen Sorte ‘Tenah’ durchgeführt. Es war ei- ne Pflanzung aus dem Jahr 2007 mit einem Abstand von 3,0 x 1,25 m. Jede Parzelle bestand aus fünf Sträuchern. Pro Variante wurden vier Wiederholungen angelegt. Die Sträucher wurden jährlich stark geschnit- ten. Die Folge war ein starkes Triebwachs- tum, was die Mehltauanfälligkeit noch we- weitgehend den Ergebnissen aus anderen

Europäischen Versuchen.

Eine Regelung für die Verkleinerung von Sicherheitsabständen, welche abdriftredu- zierende Maßnahmen frei kombinierbar einsetzt, ist aufgrund der Resultate möglich.

Die große Streuung der Reduktionsfaktoren ist jedoch bei der Verwendung der Werte zu berücksichtigen. Sie zeigen die Variabili- tät der Abdriftreduktion unter Praxisbedin- gungen.

Mit dem nichtparametrischen Bootstrap im mehrfaktoriellen Versuchsdesign wurde ei- ne Methode gefunden, welche die Bewer- tung einer abdriftreduzierenden Maßnah- me in unterschiedlichen Kombinationen und bei verschiedenen Wetterbedingungen ermöglichte.

ZUSAMMENFASSUNG

Bei der Sprühapplikation von Pflanzen- schutzmitteln (PSM) werden Gewässer und andere benachbarte Nichtzielflächen durch direkte Abdrift belastet: Wirkstoff- haltige Tröpfchen werden verfrachtet und außerhalb der Zielfläche abgelagert. Bei der Zulassung eines PSM wird das zu er- wartende Umweltrisiko durch Abdrift ab- geschätzt. Wenn nötig, werden Ab- standsauflagen zwischen 6 und 100 m zu Oberflächengewässern verfügt (Sicher- heitsabstand mit Einsatzverbot). Wird die Abdrift mit geeigneten Maßnahmen redu- ziert, dürfen diese Abstände verkleinert werden. Vier abdriftreduzierende Maß- nahmen wurden unter Praxisbedingun- gen der Schweizer Apfelproduktion ge- prüft. Hecke und Injektor düsen reduzier- ten die Abdrift je um rund 75 %, ein Ha- gelnetz über der Obstanlage um rund 65

%. Ein grobmaschiges Netz als Wind- schutz am Feldrand wirkte schlecht im Bereich von 20 % Abdriftreduktion. ●

Simon Schweizer, Heinrich Höhn und Andreas Naef,

Forschungsanstalt Agroscope, Extension Obstbau,

8820 Wädenswil, Tel.: 0041 44 783 61 91,

E-Mail: simon.schweizer@agroscope.

admin.ch

Peter Kauf, IAS Institut für Angewandte Simulation, ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, 8820 Wädenswil

Mehltaubekämpfung an

Schwarzen Johannisbeeren

Foto 1: Amerikanischer Stachelbeermehltau an Schwarzen Johannisbeeren

Referenzen

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