• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Einführung in die Diagnostik und Therapie der Ejaculatio praecox: Schlusswort" (21.03.2008)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Einführung in die Diagnostik und Therapie der Ejaculatio praecox: Schlusswort" (21.03.2008)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 1221. März 2008 223

M E D I Z I N

DSM-IV unzutreffend, weil der Orgasmus zu früh ein- setzt und nicht die Ejakulation. Des Weiteren wird zwar mehrfach die Notwendigkeit einer umfassenden Se- xualanamnese betont, es fehlt jedoch der wichtige Hin- weis darauf, dass deren Erhebung erlernt werden muss, und dass, wo immer möglich, die Partnerin in dies Ge- spräch miteinbezogen werden sollte: Sexualität betrifft prinzipiell das Paar!

Die Besonderheiten der Sexualmedizin als interdis- ziplinäres Querschnittsfach – zentrale Bedeutung des Paaraspekts in Diagnostik und Therapie, biopsychoso- ziales Verständnis sowohl der Genese als auch der Therapie sexueller Störungen – blenden die Autoren aufgrund ihrer fachspezifisch urologischen Perspekti- ve leider aus. Dabei sind gerade diese Aspekte die Grundlage dafür, dass die Bundesärztekammer auf An- trag der Akademie für Sexualmedizin (ASM) bereits 1995 einen eigenständigen sexualmedizinischen Aus- bildungsgang angeregt hat (1). Dementsprechend setzt die Durchführung sexualtherapeutischer Interventio- nen keine psychotherapeutische, sondern eben eine se- xualmedizinische Weiterbildung voraus. Mittlerweile ist Sexualmedizin von der Berliner Ärztekammer als Zusatzbezeichnung in die Weiterbildungsordnung in- tegriert worden (2). Sexualmedizinische Aspekte fin- den auch bei den Vorgaben zur Zusatzweiterbildung Andrologie Berücksichtigung und werden von der ASM in die Intensivkurse der Deutschen Gesellschaft für Andrologie eingebracht. Auch auf europäischer Ebene wird inzwischen von der European Academy for Sexual Medicine (EASM) ein an diesen Standards ori- entiertes Curriculum angeboten (3).

DOI: 10.3238/arztebl.2008.0223a

LITERATUR

1. Beier K M: Sexualmedizin – Berufsbegleitende Fortbildung mit Zerti- fikat. Dtsch Arztebl 1999; 96(33): 2075–7.

2. Ärztekammer Berlin: 5. Nachtrag zur Weiterbildungsordnung. Amts- blatt für Berlin 2007; 48: 2857.

3. Pryor J: A brief note on the European Academy for Sexual Medicine.

J Sex Med 2007; 4: 310.

Prof. Dr. med. Hartmut A.G. Bosinski Sektion für Sexualmedizin

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel Arnold-Heller-Straße 12

24105 Kiel

E-Mail: hagbosi@sexmed.uni-kiel.de

Schlusswort

Es freut uns sehr, dass unser Beitrag um das Thema Eja- culatio praecox eine interdisziplinäre Diskussion aus- gelöst hat. Dies ist das beste Ergebnis, das ein Ein- führungsartikel haben kann. Zurecht macht Herr Prof.

Bosinski auf die Bedeutung der Sexualmedizin als inter- diszplinäres Querschnittsfach aufmerksam.

Ebenfalls zurecht wird die medizinisch/wissen- schaftliche Problematik der Ejaculatio praecox seit dem 19. Jahrhundert, damals noch Dysgenesia anticipans ge- nannt, diskutiert. Die Ejakulation selbst ist zwar der letzte Teil der männlichen Sexualfunktionskette „Libido – Erektion – Penetration – Erreichen des Höhepunktes“,

aber sie ist facettenreich und beinhaltet viele Aspekte einschließlich biopsychosozialer Phänomene. Als welt- weiter Konsens wird die Bezeichnung Ejaculatio prae- cox im ICD-10 und DSM-IV verwendet, wobei hier, worauf wir in unserem Artikel hingewiesen haben, die Problematik auch das Paar betreffen kann. Es scheint je- doch notwendig zu sein, ausdrücklich darauf hinzuwei- sen, dass ebenso alleinstehende Männer betroffen sein können. Ob die stete Betonung des „Paaraspekts“ dem Thema und den Patienten daher immer dienlich ist, kann sicher diskutiert werden. Wir sehen hier Parallelen zur Diskussion über die erektile Dysfunktion vor circa zehn Jahren, die zu Beginn sehr ähnlich geführt wurde.

Selbstverständlich ist auch aus Sicht der Autoren das

„Verständnis für die Zusammenhänge um biosoziale Aspekte der Geschlechtlichkeit“ ein wichtiger Punkt. Es ist jedoch fraglich, ob dies Gegenstand einer wissen- schaftlich-klinischen Einführung in ein wichtiges inter- disziplinäres Thema sein sollte. Wir verstehen den Kommentar als wertvolle Anregung für eine berufspoli- tisch geprägte Diskussion.

Es ist sicher legitim, die Prävalenzrate der Ejaculatio praecox anzuzweifeln, die Begründung es könne sich wegen der Höhe (circa 30%) um eine Normvariante handeln, überrascht doch. Alle namhaften medizini- schen Gesellschaften definieren die Ejaculatio praecox als Krankheit. Insofern können wir den Kollegen Dr.

Haufs und Gruhn nicht zustimmen. Ob eine ärztliche In- tervention von den gesetzlichen Krankenkassen finan- ziert werden sollte, ist eine andere Frage. Die gleiche Frage stellt sich bei der organisch bedingten erektilen Dysfunktion.

Man kann nur zustimmen, wenn auf die Wichtigkeit der sexualmedizinischen Qualifizierung und Weiter- bildung hingewiesen wird. In keiner deutschen Studien- ordnung ist Sexualmedizin bisher als Wahlpflichtfach verankert. Im Bereich der Ärztlichen Fortbildung und Weiterbildung bemüht sich glücklicherweise die Aka- demie für Sexualmedizin um eine Aufnahme der Se- xualmedizin in die Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer als Zusatzbezeichnung. Auch auf Länderebene werden vielfache Bestrebungen unter- nommen. Leider sind bis heute diese Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt. Die Zusatzweiterbildung Andrologie ist diesbezüglich ein erster Versuch, se- xualmedizinische Aspekte zu betonen. Es bleibt zu hoffen, dass durch diese Maßnahmen zumindest das von Herrn Prof. Bosinski geforderte Erlernen der Se- xualanamneseerhebung gefördert wird.

DOI: 10.3238/arztebl.2008.0223b

Dr. med. Michael J. Mathers F.E.B.U.

Urologische Gemeinschaftspraxis Remscheid

Kooperationspraxis der Klinik für Urologie und Kinderurologie Klinikum Wuppertal, Universität Witten/Herdecke Fastenrathstraße 1

42853 Remscheid

E-Mail: drmathers@urologie-remscheid.de

Interessenkonflikt

Die Autoren aller Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Diagnose- stellung nach den PVSG-Kriterien hat allerdings den Nachteil, dass Frühformen einer primären Myelofibrose (PMF) oder einer Polyzythämia vera (PV) häufig über- sehen

ICD-10 Die Unfähigkeit, die Ejakulation suffizient zu kontrollieren, dass beide Partner Freude am sexuellen Akt haben, weil die Ejakulation vor oder sehr kurz nach Beginn

So demonstrierte eine große Fall- Kontroll-Studie ein höheres Risiko für venöse Throm- boembolien unter Therapie mit niederpotenten im Ver- gleich zu hochpotenten Antipsychotika..

Die wiederholte Infusion von 3 bis 5 mg/kg Körperge- wicht Lidocain über eine Stunde führt bei peripheren, aber auch bei zentralen neuropathischen Schmerzen oft zu deutlicher

Perito- neale Mesothelzellen produzieren auf eine Vielzahl von Stimuli – unter anderem eben bei portal bedingtem Aszites unabhängig vom Bestehen einer peritonealen Malignität –

In dem sehr informativen Artikel sollte hinsichtlich der notwendigen Diagno- stik auch erwähnt werden, dass das ob- struktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) eine mögliche Ursache

Bei der überwiegenden Zahl von Kin- dern mit einer ADHS-Symptomatik, bei denen die motorische Unruhe, Unkon- zentriertheit und Impulsivität innere Spannungen und Konflikte zum

Trientine wirkt wie Penicillamin als Chelator des Kupfers und kann wie Pe- nicillamin in der initialen Therapie wie auch in der Dauertherapie des Morbus Wilson bei Erwachsenen und