A2984 Deutsches ÄrzteblattJg. 103Heft 4510. November 2006
A K T U E L L
Mehr als die Hälfte der Mütter folgt nicht der Empfehlung der Nationalen Stillkommission, ihre Säuglinge bis zum Alter von sechs Monaten aus- schließlich zu stillen. Das ist das Er- gebnis einer Befragung zum Stillver- halten, die das Bundesinstitut für Ri- sikobewertung (BfR) seit 2004 mit 4 000 Wöchnerinnen und jungen Müttern in Berlin durchgeführt hat.
Das Ergebnis deckt sich mit Daten vom Bayerischen Landesamt für Ge- sundheit und Lebensmittelsicherheit
zum „Stillverhalten in Bayern“ aus dem Jahr 2005. „Nach zwölf Jahren Aufklärungsarbeit können wir mit der Tatsache, dass Mütter zu früh mit der Zufütterung von Muttermilcher- satz und Beikost beginnen, nicht zu- frieden sein“, erklärte Prof. Dr. Hil- degard Przyrembel, Geschäftsführe- rin der Nationalen Stillkommission am BfR. Als positiv für ihre Arbeit wertet sie hingegen, dass immerhin 90 Prozent der befragten Mütter ihre Kinder nach der Geburt stillen.
Zwar besteht in Deutschland ein Verbot, kostenlose Proben von Säug- lingsanfangsnahrung an Schwangere und Mütter abzugeben, doch nicht alle Hersteller halten sich nach An- gaben der Nationalen Stillkommissi- on daran. Die Kommission fordert diese Hersteller auf, das Verbot zu respektieren. Notwendig wäre aber auch eine noch intensivere Auf- klärung der stillenden Mütter, be-
tonte Przyrembel. PB
STUDIE ZUM STILLVERHALTEN
Beikost und
Ersatzmilch zu früh
Mit einer Gegenstimme des Landes Schleswig-Holstein haben die Minis- terpräsidenten der Bundesländer die Rundfunkgebühr für Computer beschlossen. Vom 1. Januar 2007 an werden monatlich 5,52 Euro Ge- bühren für internetfähige PC und Mobiltelefone fällig, sofern nicht schon andere Geräte bei der Ge- bühreneinzugszentrale angemeldet sind. Innerhalb eines Jahres wollen die Länder jedoch über ein neues Gebührenmodell zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rund- funks entscheiden. Erwogen wird eine auf den einzelnen Haushalt und nicht auf einzelne Geräte bezoge- ne Gebühr. Zuvor hatten vor allem
Wirtschaftsverbände und Freibe- rufler als Hauptbetroffene die Erhe- bung der Computer-Gebühr heftig kritisiert, weil sie auf internetfähige Computer angewiesen sind, diese in der Regel jedoch nicht zum Empfang der Rundfunksender nutzen. KBr LIFESTYLE-ARZNEIMITTEL
Liste um Acomplia ergänzt
Das Medikament „Acomplia“ zählt zu den sogenannten Lifestyle-Arz- neimitteln. Das hat der Gemeinsame Bundesausschuss Mitte Oktober be- schlossen. Damit darf der zuge- lassene Wirkstoff „Rimonabant“, den Ärzte zur Behandlung von über- gewichtigen Patienten einsetzen, nicht länger zulasten der gesetz- lichen Krankenversicherung ver- ordnet werden.
In die Kategorie Lifestyle-Arz- neimittel fallen nach § 34 Absatz 1 Satz 7 des Fünften Sozialgesetzbu- ches Arzneimittel, die die Lebens- qualität von Patientinnen und Pati- enten erhöhen sollen. Hierzu zäh- len beispielsweise all diejenigen Medikamente, die den Appetit zü- geln und der Regulierung des Kör- pergewichts dienen. MM
PC-RUNDFUNKGEBÜHR
5,52 Euro monatlich ab 2007
MEDIZINTECHNOLOGIE
Verband fordert Task-Force
Der Bundesverband der Medizin- technologie (BVMed) hat Anfang November die Ergebnisse einer ver- bandsinternen Umfrage veröffent- licht. Danach gaben 46 Prozent der rund 120 befragten Unternehmen an, in diesem Jahr neue Arbeitsplätze ge- schaffen zu haben. Im Vergleich dazu hätten im Vorjahr nur 36 Prozent der Medizintechnikunternehmen neue Jobs geschaffen. Statt wie im Jahr 2005 erwarteten allerdings nicht mehr 40 Prozent, sondern nur noch knapp 35 Prozent der befragten Un- ternehmen ein im Vergleich zum Vor- jahr besseres Geschäftsergebnis.
Verbesserungen erhofft sich der BVMed unter anderem im Umgang mit medizinischen Innovationen. Es bestünden erhebliche Defizite bei der Einführung von Innovationen in die Regelversorgung, kritisierte dessen Vorstandsvorsitzender An- ton J. Schmidt. Der Verband schlägt deshalb die Gründung einer „Task Force Medizintechnologie“ vor. Be- setzt werden solle diese mit Vertre- tern des Gesundheits-, Forschungs- und des Wirtschaftsministeriums.
Das Handeln der Ministerien könne so besser aufeinander abgestimmt werden, hieß es beim BVMed. TB
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