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Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 9, 1. März 1996 (1) iner Mitarbeiterbefragung
in 200 Krankenhäusern zu- folge gewinnt die Finanzie- rung qualitätssichernder Maßnah- men mehr und mehr an Bedeutung:
In über 80 Prozent der ausgewerte- ten Erhebungsbogen spielen die Aspekte Kosten und Effizienz des Qualitätsmanagements in der Me- dizin eine zentrale Rolle. Die sich aufdrängende Frage, ob analog zum Beginn der Industriemassen- produktion der sechziger Jahre nun auch Qualitätseinbußen bei niedri- geren Preisen im Gesundheitswe- sen in Kauf zu nehmen sind, scheint einer der wesentlichen Motivato- ren für dieses Interesse zu sein.
Wie verhält es sich mit der In- terdependenz von Variablen wie Qualität, Kosten, Nutzen oder Ef- fizienz – kann das Qualitätsniveau auf Dauer erhalten bleiben, wenn gespart wird?
Entgegen den Beschwichti- gungsversuchen einer sich neu eta- blierenden Consultingindustrie, die wortreich die Hoffnung vermit- telt, Qualitätssicherung kostenneu- tral zu ermöglichen, liegen hierfür kaum ermutigende Anzeichen vor – bis jetzt jedenfalls. Dagegen exi- stieren reale Daten aus dem Aus-
land, die eine zu positive Erwar- tungshaltung im Hinblick auf eine Kostenneutralität dämpfen: So las- sen die Zahlen der zentralen Erfas- sung von Unternehmensstrategien in der „Profit on Impact on Mar- keting Strategies“-Studie (PIMS, USA) in den kontinuierlichen Un- tersuchungen einen globalen, an- haltenden Kostensenkungseffekt bei verbesserter Qualität vermis- sen – und das bei jährlich 6 000 un- tersuchten Unternehmen.
Die Vorstellung also, Qualität werde sich unmittelbar in mehr Ef- fizienz und Effektivität auswirken, ist offenbar jenen Einrichtungen vorbehalten, in denen eine niedri- ge Qualitätsausgangslage herrscht.
So ist eine Qualitätsverbesserung bei gleichzeitiger Einsparung wahrscheinlich in den Ländern Osteuropas zu erwarten.
Zwar ist auch in gut funktio- nierenden Unternehmen irgendwo ein logistisches Problem auszuma- chen, das sich optimieren ließe.
Doch eine verbesserte Qualität bei gleichzeitiger Beibehaltung der Preise sicherstellen zu können wird sicher nicht zur Regel werden.
Erst recht gilt dies für Einrich- tungen des Gesundheitswesens,
die dem Wirtschaftlichkeitsgebot erst an zweiter oder dritter Stelle Rechnung zollen, wie Zentren der Maximalversorgung.
Wer hieraus jedoch den vor- eiligen Schluß zieht, ein Quali- tätsmanagement umgehen zu kön- nen, sieht sich getäuscht: Einen solchen Verzicht wird sich in naher Zukunft kaum ein Leistungser- bringer mehr „leisten“ können.
Das zertifizierte Qualitätsma- nagement, als Darlegung gegen- über dem zum Kunden umdefi- nierten Patienten, sichert im zu- nehmend wettbewerbsorientierten Gesundheitswesen einen Marke- tingvorteil, dem sich auf Dauer nur wenige verschließen werden.
Damit der Qualitätsnachweis jedoch nicht zum Selbstzweck degeneriert, sind Kosten-Nutzen- Betrachtungen um die Vorgabe einer optimalen Erfüllung der Pa- tientenerwartung im Sinne höch- ster Ergebnisqualität zu erweitern.
Erst wenn neutrale Mechanismen bereitstehen, die eben diese Qua- litätsanforderung an die Qualitäts- sicherung abprüfen, mag das Fazit der Maßnahmen lauten: Qualität rechnet sich – auf jeden Fall für den Patienten. Gregor Viethen
Qualität rechnet sich
E
ie Kassenärzte in den al- ten Bundesländern haben das gesetzliche Arznei- mittelbudget auch im Jahr 1995 eingehalten. Damit haben sie die Arzneimittelversorgung auf ho- hem Niveau noch unterhalb der Ausgaben des Jahres 1991 sicher- gestellt. Darauf hat der Zweite Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. med. Peter Schwoerer, hingewiesen. Nach 1993 und 1994 konnte somit zum dritten Mal in Folge eine Budget- überschreitung vermieden werden.
Das Arzneimittelbudget 1995 wur-
de in den alten Ländern um min- destens 240 Millionen DM unter- schritten. Wie die Apothekerver- bände mitteilten, beliefen sich die Arzneimittelausgaben in den alten Ländern im vergangenen Jahr auf 24,22 Milliarden DM. Das Budget für 1995 liegt jedoch bei minde- stens 24,46 Milliarden DM.
Aufgrund einer Infektionswel- le im Frühjahr 1995 waren die Arz- neimittelausgaben um 12,1 Prozent im ersten Halbjahr gestiegen, wes- wegen eine Budgetüberschreitung erwartet wurde. Diese konnte je- doch durch einen Rückgang des
Ausgabenanstiegs auf 4,3 Prozent im zweiten Halbjahr 1995 abge- wendet werden. Für das Gesamt- jahr ergibt sich daraus ein Ausga- benanstieg von 8,1 Prozent.
In den neuen Bundesländern betrug der Anstieg der Arzneimit- telausgaben im zweiten Halbjahr nur 4,1 Prozent – nach +12,9 Pro- zent im ersten Halbjahr. Für das Jahr 1995 ergibt sich dort eine Zuwachsrate von 8,3 Prozent. Ob es vor diesem Hintergrund zu Budgetüberschreitungen gekom- men ist, kann noch nicht ab- schließend beurteilt werden. KBV