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Archiv "Gesundheitsrisiken durch zahnärztliche Materialien?: Schlußwort" (05.05.1995)

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Zu dem Beitrag von

Prof. Dr. med. Dr. med. dent.

Hans Jörg Staehle in Heft 8/1994

MEDIZIN DISKUSSION

Gesundheitsrisiken durch zahnärztliche Materialien?

Literatur beim Verfasser

Die alleinige Vorlage eines Allergie- passes mit dem Hinweis auf eine Quecksilberallergie ist nicht ausrei- chend, um den Kostenersatz für alter- native Füllungen zu begründen.

Richtige

Hauttestungen

Die kritische Auseinanderset- zung mit der angesprochenen Proble- matik kann aus der Sicht allergolo- gisch tätiger Dermatologen nach- drücklich unterstützt werden. Da in diesem Zusammenhang häufig unnö- tige und/oder unqualifizierte Hautte- stungen angefordert und auch durch- geführt werden, möchten wir den kur- sorischen Hinweis auf die „allergolo- gischen Untersuchungen" durch eine aktuelle Empfehlung des Vorstandes der Deutschen Kontaktallergiegrup- pe (DKG) zur Testung bei Verdacht auf eine Amalgam-Unverträglichkeit zusätzlich ergänzen.

Quecksilber-Allergien können Ausdruck einer Spättypallergie (Kon- taktallergie) sein. Epikutantestungen mit verschiedenen Quecksilberver- bindungen zum Nachweis einer Spät- typallergie zeigen wechselhafte, nicht immer reproduzierbare Ergebnisse, wie verschiedene Untersuchungen der letzten Jahre (1, 2, 3, 4, 5, 6), be- sonders auch eigene, noch nicht ver- öffentlichte Untersuchungen zeigen.

Hiernach sollte der Epikutantest mit standardisiertem Quecksilber (II)- amidchlorid in Vaseline (1 Prozent) und Amalgam in Vaseline (5 Prozent) durchgeführt werden. Zu fordern sind eine 24- oder 48-Stunden-Exposition sowie Spätablesungen (mindestens 72 Stunden). Wegen vielfältiger morpho- logischer Reaktionsmöglichkeiten ist die Testung von erfahrenen, derma- tologisch versierten Allergologen durchzuführen. Zur Beurteilung einer Testreaktion sind Kenntnisse über die Testmodalitäten erforderlich. Jeder Eintrag in einen Allergiepaß ist hin- sichtlich der klinischen Relevanz des Testbefundes zu präzisieren. Sind ein- deutige allergische (ekzematöse) Re- aktionen auf anorganisches Quecksil- ber(II)-amidchlorid (1 Prozent Vas.) und/oder Amalgam (5 Prozent Vas.)

im Epikutantest nachweisbar, dann ergeben sich hieraus drei mögliche Folgerungen:

O Es bestehen keine charakteri- stischen klinischen Bilder wie Kon- taktstomatitis, Gingivitis, Lichen ru- ber der Mundschleimhaut, rezidivie- rende aphthöse Veränderungen: die Amalgamfüllungen können belassen werden.

• Eine der genannten Diagno- sen besteht und es erscheint ein zeitli- cher oder topographischer Zusam- menhang mit einer Amalgamversor- gung möglich: Die Füllungen sollten ersetzt werden. Auch sollte jeder wei- tere Kontakt mit Quecksilberverbin- dungen unterbleiben.

In den sehr seltenen Fällen von urtikariell-exanthematischen oder akuten ekzematösen Hauterschei- nungen, die in unmittelbarem zeitli- chen Zusammenhang mit neuen Amalgamfüllungen auftreten und un- ter adäquater Therapie innerhalb we- niger Wochen nicht abheilen, ist glei- chermaßen zu verfahren.

• Bei einer zukünftigen Kavitä- ten-Versorgung ist in jedem Fall vor- sichtshalber auf Amalgam zu verzich- ten.

Allergische Reaktionen auf Phe- nylquecksilberborat oder -acetat be- ziehungsweise auf andere organische Quecksilberverbindungen, wie Thio- mersal, sind allenfalls vage Hinweise, daß auch eine Allergie gegen anorga- nisches Quecksilber vorliegen könn- te. Dies bedarf aber der Bestätigung durch Teste mit den eingangs genann- ten Substanzen. Bleiben diese negativ, ergeben sich keine Konsequenzen.

PD Dr. med. Thomas Fuchs Vorsitzender der

Deutschen Kontaktallergiegruppe der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft

Universitätshautklinik Von-Siebold-Straße 3 37075 Göttingen

Schlußwort

Die obigen Ausführungen der Deutschen Kontaktallergiegruppe (DKG) der Deutschen Dermatologi- schen Gesellschaft sind für Ärzte und Zahnärzte, die mit der Frage einer allergischen Reaktion gegenüber Amalgamen konfrontiert werden, sehr wertvoll.

Künftig werden neben Amalgam vermehrt andere Werkstoffe wie zum Beispiel die aus zahnärztlicher Sicht vielversprechenden dentalen Kunst- stoffe (Komposite) und Adhäsive als plastische Füllungsmaterialien oder als Befestigungsmaterialien zum Ein- setzen von Keramikrestaurationen zur Anwendung kommen Aus die- sem Grund wäre es wünschenswert, wenn analog zu den hier vorgestellten Empfehlungen zur Durchführung und Bewertung von Epikutantestun- gen mit Quecksilberverbindungen auch entsprechende Hinweise zum Vorgehen bei dem Verdacht auf aller- gische Reaktionen gegenüber Kunst- stoffen und Adhäsiven erarbeitet werden könnten. Materialien dieser Art enthalten eine Vielzahl von Aus- gangssubstanzen. Dazu zählen Mono- mere und Komonere auf der Basis .aromatischer, aliphatischer und alizy-

klischer Acrylate, Initiator-Akzelera- torsysteme wie Dibenzoylperoxid und aromatische Amine, Photoinitia- toren wie Ketoether und Diketone, Inhibitoren wie Phenolderivate, Sta- bilisatoren wie Hydroxymethoxyben- zophenon, organische Säuren wie Maleinsäure in Adhäsiven, „wasser- A-1324 (64) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 18, 5. Mai 1995

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MEDIZIN

kompatible" Monomere wie Hy- droxyethylmethacrylat, Fixierungs- mittel wie Glutaraldehyd in Adhäsi- ven, Füllstoffe wie Barium-Alumini- um-Fluorsilikat, Strontium-Alumini- umsilikat, Zirconiumsilikat und Ver- bundstoffe wie Methacryloxy-propyl- trimethoxy-silan.

Die Bewertung von dentalen Kunststoffen mit ihren zum Teil bri- santen Inhaltsstoffen wird deshalb er- schwert, weil sie eine sehr große Zahl nichtanalysierter Substanzen in Form von Verunreinigungen enthalten kön- nen. Toxikologisch und allergologisch bedeutsam sind dabei neben den In- haltsstoffen per se möglicherweise auch die durch kontinuierliche Um- wandlungsprozesse neu entstehenden Substanzen wie Spuren von Formal- dehyd (5). Kunststoffe und Adhäsive stellen eine sehr heterogene Gruppe mit variabler chemischer Zusammen- setzung dar. Die rasche Weiterent- wicklung und die ständige Modifikati- on der Ausgangsmaterialien machen eine einheitliche biologische Beurtei- lung besonders schwierig. Zudem sind analytische Meßverfahren zum Nachweis im Organismus nicht eta- bliert. Adverse Reaktionen gegen Kunststoffe/Adhäsive in Form ausge- dehnter Haut- und Schleimhaut- reaktionen mit Urtikaria, Schwellung und Blasenbildung am ganzen Körper bis hin zu Asthma-Anfällen sind bis- lang selten und nur kasuistisch be- schrieben worden (1). Gleiches gilt für lichenoide Reaktionen im Zusam- menhang mit dentalen Kunststoffen (4). Nahezu alle Ausgangsbestandtei- le von dentalen Kunststoffen, die noch im reaktionsfähigen Zustand als plastische Werkstoffe in den Mund gelangen, sind deutlich zellschädi- gend (2). Verschiedene Kunststof- fe/Adhäsive, die in der Zahnmedizin Anwendung finden, wurden in expe- rimentellen Studien als mutagen ein- gestuft (3, 6). Klinisch relevante Aus- sagen über das gentoxische Potential von Dentalkunststoffen lassen sich bis heute allerdings nicht treffen.

Es gibt bislang keine Hinweise dafür, daß das potentielle Risiko sy- stemischer Nebenwirkungen bei den- talen Kunststoffen geringer ist als beim Amalgam (7). Aus diesem Grund dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, daß „aus Gründen des

DISKUSSION / FUR SIE REFERIERT

vorbeugenden Gesundheitsschutzes"

auch ein Verbot von dentalen Kunst- stoffen diskutiert wird.

Es besteht ein erheblicher For- schungsbedarf, um die als Amalgam- alternativen künftig eingesetzten Ma- terialien einer eingehenden Analytik zu unterziehen. Es wäre wünschens- wert, wenn sich Toxikologen, Aller- gologen und Vertreter anderer Fach- richtungen bereits jetzt intensiver mit diesen Werkstoffen auseinanderset- zen würden, um bei künftigen Kam- pagnen über aussagekräftige Unter- suchungsergebnisse zu verfügen.

Auch die zunehmend wichtiger werdende Abgrenzung zwischen po- stulierten subtoxisch bedingten un- spezifischen Beschwerden und psy- chosomatischen Leiden schafft aus zahnärztlicher Sicht nahezu unlösba- re Probleme.

Aus Gründen des Patienten- schutzes muß gefordert werden, daß die Anwendung von Dentalmateriali- en auf der Grundlage des aktuellen Wissensstandes erfolgt und nicht von spekulativer Willkür abhängig ge- macht wird.

Literatur:

1. Hallström U: Adverse reaction to a fissure sealant: Report of case. J Dent Child 1993;

60: 143-146

2. Lehmann F, Leyhausen G, Spahl W, Geurt- sen W: Vergleichende Zellkultur-Untersu- chungen von Kompositbestandteilen auf Zytotoxizität. Dtsch Zahnärztl 1993; 48:

651-653

3. Li Y, Noblitt TW, Dunipace AJ, Stookey GK: Evaluation of mutagenity of restorati- ve dental materials using the Ames salmo- nella/Microsome test. J Dent Res 1990; 69:

1188-1192

4. Lind PO: Oral lichenoid reactions related to composite restorations. Acta Odontol Scand 1988; 46: 63-65

5. Öysaed H, Ruyter 1E, Sjovik Kleven IJ: Re- lease of formaldehyd from dental composi- tes. J Dent Res 1988; 67: 1289-1294 6. Schmalz G, Schweikl H, Bey B: Mutageni-

city of dentin bonding agents. J Dent Res 367; 1993: Abstr. No 1221

7. Lenhard M, Staehle HJ: Kunststoff-Fül- lungsmaterialien und Amalgam — Zur Fra- ge potentieller Risiken systemischer und lo- kaler Nebenwirkungen. Zahnärztl Mitt 1994; 84; 846-855

Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle Poliklinik für Zahnerhaltungskunde der Universität Heidelberg

Im Neuenheimer Feld 400 69120 Heidelberg

Reinfektion = Maltom-Rezidiv

Seit den Untersuchungen der Arbeitsgruppe von IS aAcson steht fest, daß das niedrig maligne B-Zell- Lymphom der Magenschleimhaut (MALTOM) offensichtlich durch ei- ne Helicobacter-pylori-Infektion aus- gelöst wird.

Entsprechende Zellkulturen las- sen eine Stimulation durch das Heli- cobacter pylori-Antigen erkennen, entsprechend bilden sich oberflächli- che MALT-Lymphome zurück, wenn die Helicobacter-pylori-Infektion an- tibiotisch angegangen wird.

Die Autoren berichten über ei- nen Fall, bei dem sich das B-Zell- Lymphom der Magenschleimhaut zu- nächst unter einer Helicobacter-pylo- ri-Sanierungstherapie mit Omeprazol und Amoxicillin zurückbildete.

Nach 18 Monaten kam es zu ei- nem Rezidiv, offensichtlich ausgelöst durch eine Helicobacter-pylori-Rein- fektion, nachdem zuvor mehrere en- doskopische Kontrolluntersuchungen in drei-monatigem Abstand Keim- und Rezidivfreiheit ergeben hatten.

W

Cammarota G, Motalto M, Tursi A, Vecchio FM, Fedeli G, Gasbarrini G:

Helicobacter pylori-reinfection and rapid relapse of low-grade B-cell gastric lym- phoma. Lancet 1995; 345:192.

Department of Internal Medicine, Ga- stroenterology Unit, Policlinico A Gemel- li, Catholic University of Rome, 00168 Rome, Italy; and Department of Patholo- gy, Policlinico A Gemelli.

Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 18, 5. Mai 1995 (65) A-1325

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