Monatszeitung für Lichtenberg und Hohenschönhausen | www.bezirks-journal.de | www.facebook.de/bezirksjournalberlin | www.twitter.com/bezirks_journal | 1. Jg.; 4/2014
Keine schwimmenden Häuser in Rummelsburg
Prestige-Projekt scheitert an Genehmigung
Bezirks-Journal Lichtenberger
Die erste Damenmannschaft der Berlin Baskets zeigt den Männern, wo der Korb hängt. Die Mädels sind sogar erfolgreicher als ihre männlichen Vereins- kollegen, spielen in der 1. Regionalliga Nord und belegten dort Platz zwei.
Besonders engagiert sich der Verein in der Jugendförderung, ist Kiezpartner von „Alba macht Schule“ und verfolgt das Ziel, Kinder an Basketball heranzu- führen. Lesen Sie weiter auf Seite 19. BILD: J. KOSTOW
Ein Simulator für Straßenbahnfahrer.
S. 3Ein Wohnhaus für Fahrradfahrer.
S. 8Ein Konzept gegen den Online-Buchhandel.
S. 14Frauenpower unterm Korb
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F
ast unbemerkt ist ein großes Berli- ner Prestige-Projekt zu den Akten gelegt worden: An der Rummels- burger Bucht wird es kein Wohnen auf dem Wasser in schwimmenden Häu- sern, auch Floating Homes genannt, geben. „Das Projekt wird nicht umge- setzt“, sagt Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwick- lung, dem Bezirks-Journal.An der Nachfrage hat es jedoch nicht gelegen. Denn Investoren und Käu- fer gab es in der Vergangenheit genug.
Sogar ein Architektur-Wettbewerb zur Gestaltung der schwimmenden Häuser wurde gestartet – vergebens.
Der Grund für die Beerdigung des Projektes: „Die Wasserbehörde hat da- für keine Genehmigung erteilt“, sagt Petra Rohland. „Die dafür notwendigen Voraussetzungen sind nicht gegeben.“
Betroffen ist auch ein bereits sehr fort- geschrittenes Projekt. So gab es zwar
Vertragsverhandlungen zwischen dem Senat und, wie es heißt, einer „interes- sierten Baugruppe“. Doch letztendlich scheiterte diese Zusammenarbeit laut Rohland an der Genehmigung der Was- serbehörde. Diese müsse allerdings vor- liegen bei einem Projekt, das Wohnen auf dem Wasser vorsieht.
Die Rummelsburger Bucht hat sich auch ohne schwimmende Häuser zu einem beliebten Wohnquartier entwi- ckelt. Hier wohnen unweit der Berliner City rund 4.500 Menschen in vorwie- gend nach 1997 errichteten Gebäuden.
Insgesamt fasst das Areal 130 Hektar, davon 16 Hektar Erholungs- und Grün- flächen. Der rund sechs Kilometer lan- ge Uferweg führt durch ein historisches Stück Berlin. Denn hier wuchs nicht nur Heinrich Zille auf, hier standen die Wo- chenendvillen des Berliner Bürgertums.
Deutschlands erster Seglerverein wurde hier ebenfalls gegründet. (jk.)
Eine Bühne ohne
Publikum.
S.16Bezirks-Leben
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Bezirks-Journal | April 2014V
on außen erinnert das Konstrukt an ein Raumschiff auf Stelzen.Auf Hydraulikarmen steht die runde Schüssel, in die eine Metalltreppe führt. Und wäre jetzt die Tür nicht geöff- net, man könnte den Vergleich sogar mit einem Ufo anstellen. Doch an diesem Tag kann man gut in die Kabine blicken und muss nicht lange raten, was es mit der Anlage auf sich hat: Sie ist ein Stra- ßenbahnsimulator. Von den Armaturen über den Sitz bis hin zu den Geräuschen soll alles möglichst echt wirken in der Fahrerkabine. Vor der Kulisse einer ge- bogenen Leinwand üben angehende Straßenbahnfahrer simulierte Situatio- nen im Straßenverkehr. Außerdem muss jeder Fahrer mindestens einmal im Jahr eine Nachschulung im Simulator auf dem Betriebshof der Berliner Verkehrs- betriebe in Lichtenberg (BVG) absolvie- ren.
Der Straßenbahnsimulator der BVG ist deutschlandweit ein Unikum. Nur die Stuttgarter Verkehrsbetriebe leisten sich ebenfalls einen Simulator. Alle an- deren Verkehrsbetriebe schulen ihr künf- tiges Personal auf Betriebshöfen und später im Fahrschulfahrzeug. Seit 1999 ist die Anlage auf dem Betriebshof an der Siegfriedstraße in Betrieb. Elf Fahr- lehrer, darunter zwei Frauen, nutzen ihn bei ihrer tagtäglichen Arbeit. Und die ist reichlich vorhanden. Da ältere Stra- ßenbahnfahrer in den Ruhestand gehen, ist die BVG immer wieder auf der Su- che nach geeignetem Nachwuchs. Weil
der Frauenanteil bei den Fahrern mit 18 Prozent so niedrig wie lange nicht mehr ist, soll sich das bis 2016 ändern.
Aktuell wirbt das Berliner Nahverkehrs- unternehmen um künftige Straßenbahn- fahrerinnen – sogar an den Haltestellen in Form eines digitalen Laufbandes un- terhalb der Abfahrtszeiten. Momentan sind auf den 361 Straßenbahnen Berlins rund 1.100 Fahrer unterwegs.
Bis 1999 bildete die BVG ihre Fahrer direkt auf den Fahrzeugen aus. Doch dieses Konzept hatte seine Grenzen.
„Um die Ausbildung zu erleichtern und den Stress zu reduzieren, wurde der Simulator angeschafft“, sagt Thomas Klinder, der Sachgebietsleiter des Aus- bildungs-Centers. „Wenn es im Simula- tor einmal knallt, passiert eben nichts“, sagt Klinder. Die auszubildenden Fah- rerinnen und Fahrer würden dabei mer- ken, wo ihre Grenzen sind. Immerhin sind auf diese Weise die „echten“ Un- fälle um ein Drittel zurückgegangen.
„Und das hat unter anderem auch mit dem Simulator zu tun“, sagt Klinder.
Der Ausbildungs-Chef, der 1983 als Fahrlehrer bei den damaligen Ostberli- ner Verkehrsbetrieben anfing, weiß, wie
wichtig eine fundierte Vorbereitung für die angehenden Straßenbahnfahrer ist.
Denn der Verkehr hat in Berlin deut- lich zugenommen, die Fahrer sind mehr denn je gefordert. Sind die ersten Übun- gen im Simulator absolviert, geht es auf die richtige Straßenbahn.
Wie im wahren Leben dürfen die an- gehenden Straßenbahnfahrer auch im Simulator durch Berlin fahren. Die An- wärter sitzen in einer modernen Kabine, während vor und neben ihnen compu- teranimierte Bilder eingeblendet wer- den. Die sich vor der Kabine befindende Leinwand ergibt einen Sichtbereich von 210 Grad und lässt vergessen, dass alles nur virtuell ist. Ganze Straßenzüge wie die Chausseestraße in Mitte wurden nachgebildet. Auf den Spuren neben der Straßenbahn fahren Autos, Kleinlaster oder Streifenwagen der Polizei. Die vir- tuelle Bahn hält an roten Ampeln. An- gehende Fahrer können Fahrgäste aus- und einsteigen lassen. Ab und an kommt es auch zum Unfall, weil die Bahn auf ein Auto vor ihr fährt oder den Zusam-
menstoß mit einer auf dem selben Gleis fahrenden Straßenbahn nicht mehr ver- hindern kann. Im richtigen Leben wäre das fatal. Hier im Simulator drücken die Fahrlehrer von ihrem Mischpult aus einfach auf die Resettaste. Wie in einem Fernsehregieraum sitzen die Aus- bilder vor einer ganzen Reihe von Mo- nitoren und können dort alles steuern:
den Schwierigkeitsgrad, die Dichte des Verkehrs oder plötzlich auf die Straße laufende Fußgänger. Sogar das Wetter oder die Jahreszeit können mit wenigen Mausklicken angepasst werden. Bei der Ausbildung geht es aber auch um Re- geln der Straßenverkehrsordnung und technische Aspekte. Anweisungen werden über Lautsprecher erteilt.
Demnächst beginnen 36 Tramfah- rerinnen und Tramfahrer ihre Ausbil- dung. Darunter sind Quereinsteiger aller Berufsgruppen. Thomas Klinder sagt, dass unter ihnen Bäcker, Verkäufer oder Maurer sind. Zwei Fahrerinnen tragen einen Doktortitel. Die wollen einfach mal auch etwas anderes machen
als zu forschen. Auf die Hand bekommt ein Straßenbahnfahrer bis zu 1500 Euro netto im Monat – wenn er auch an Wo- chenenden oder nachts fährt. Wichtig ist der BVG, dass sie auch flexible Ar- beitszeitmodelle anbietet. Denn das lan- deseigene Unternehmen geht mit gutem Beispiel voran und will, dass seine An- gestellten Arbeit und Familie miteinan- der vereinbaren können.
Viel Zeit verbringen aber auch exter- ne Gäste in der
Anlage.
Das
sind entweder Besucher oder Men- schen, die sich jeden zweiten und vier- ten Donnerstag im Monat privat eine oder mehrere Stunden „mieten“: Für 65 Euro dürfen sie unter Anleitung 60 Minuten Straßenbahnsimulator fahren.
Auch Fahrer aus anderen Ländern wer- den auf dem BVG-Betriebshof in Lich- tenberg geschult – darunter waren Grie- chen, die auf ihren neuen Job bei der Athener Straßenbahn vorbereitet wur- den. Zu Gast waren zudem Polen aus Szczecin (Stettin). Sie wurden mit den Tatra-Straßenbahnen vertraut gemacht, von denen jetzt einige ausrangierte Ber- liner Fahrzeuge auch durch die Hafen- stadt fahren.
Wie im wahren Leben
Bevor künftige Straßenbahnfahrer in Berlin das erste Mal eine Tram lenken, müssen sie eine 42-tägige Ausbildung absolvieren. Einen Teil davon verbringen sie im Straßenbahnsimulator. Dieser steht auf dem BVG-Betriebshof in Lichtenberg.
Bevor künftige Straßenbahnfahrer in Berlin das erste Mal eine Tram lenken, müssen sie eine 42-tägige Ausbildung absolvieren. Einen Teil davon verbringen sie im Straßenbahnsimulator. Dieser steht auf dem BVG-Betriebshof in Lichtenberg.
von Marcel Gäding
Mehr Informationen im Internet:
www.bvg.de
Selina Arnold aus Wedding durfte beim Girls-Day im Simulator Platz nehmen. Die Kabine ist sonst angehenden Tramfah- rern und Selbstzahlern vorbehalten, die pro Stunde 65 Euro investieren. BILDER: M. GÄDING
STRASSENBAHNFAHRER SIND GEFRAGT
Straßenbahn in Berlin: Die Hauptstadt ver- fügt mit fast 300 Kilometern Länge über das größte Straßenbahnnetz Deutschlands. Dazu kommen 794 Haltestellen. 22 Linien sind vor allem im Ostteil Berlins unterwegs. Zum Einsatz kommen 149 Straßenbahnen vom Typ Tatra, die bereits zu DDR-Zeiten unter- wegs waren, 150 Niederflurbahnen sowie 62 sogenannte FLEXITY-Bahnen aus dem Hause Bombardier. Letztere sind die Jüngsten im Fuhrpark. Die Berliner Verkehrsbetriebe unter- halten für die Straßenbahn vier Betriebshöfe, von denen zwei auch sogenannte Schwer- punktwerkstätten beheimaten. Dort werden die Fahrzeuge instandgehalten und gewartet.
Straßenbahnfahrer gesucht: Wer sich für einen Job als Straßenbahnfahrer bewerben möchte, der muss mindestens 21 Jahre alt sein und darüber hinaus bereits zwei Jahre den Führerschein der Klasse B und eine abgeschlossene Berufsausbildung besitzen.
Die Ausbildung dauert 42 Tage, wovon unter anderem auch drei Tage Kundendienstschu- lungen absolviert werden müssen. Bewerber müssen sich einem Eignungstest stellen, bei dem unter anderem die Reaktionsgeschwin- digkeit und die Kommunikationsfähigkeit der Anwärter begutachtet wird.
Informationen: Tel. 030 256-24414 Thomas Klinder, BVG
„Wenn es im
Simulator einmal
kracht, passiert
eben nichts.“
Bezirks-Leben 3
April 2014 | Bezirks-Journal
Grillen im Park: In Lichtenberg ist der Platz knapp
Lediglich an vier ausgewiesenen Flächen dürfen Steaks und Würste gebrutzelt werden
D
ie Sonne lockt nach draußen, die Lust auf Grillen steigt. Wer kei- nen eigenen Garten hat, weicht auf die Grün- und Erholungsanlagen im Bezirk aus. Doch an lediglich vier Or- ten ist es gestattet, Wurst und Steaks zu brutzeln. Die gekennzeichneten Flächen befinden sich im Stadtpark Lichtenberg, im Fennpfuhlpark, im Rudolf-Seiffert- Grünzug sowie an der Ahornallee in Wartenberg. Allerdings haben Beobach- tungen des Bezirks-Journal ergeben, dass die ausgewiesenen Plätze längst nicht ausreichen. Gerade an sonnigen Tagen wird es eng in den Stadtparks.Grundsätzlich ist das in den Parks an diesen ausgewiesenen Stellen erlaubt.
Häufig ist dort ein fester Grill installiert, man kann aber auch seinen eigenen mitbringen. Der Grill darf nach der Be- nutzung nicht im Park stehen gelassen oder im Müllkorb entsorgt werden. Au- ßerdem hat er nichts unter Bäumen zu suchen, da aufsteigender Funkenflug die Zweige in Brand setzen könnte. Nicht er- laubt ist das Grillen von ganzen oder nur grob zerteilten Tieren wie Hammel oder Spanferkel. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Glut sorgfältig gelöscht
ist, so dass keine Brand- oder Verlet- zungsgefahr davon ausgehen kann. Für
die Entsorgung gilt: Asche, Speisereste, Pappteller und Verpackungen gehören am besten getrennt in die Tonnen zu
Hause. Offene Müllkörbe sind für Gril- labfälle nicht geeignet. Gerade Speise- reste locken Krähen, Ratten oder Füchse an.
Doch der Platz zum Grillen reicht in Lichtenberg bei weitem nicht aus. Im Stadtpark Lichtenberg ist der ausgewie- sene Grillplatz gefühlte drei mal vier Meter groß. Daher weichen viele Besu- cher auf andere, nicht zugelassene Flä- chen aus und riskieren ein Bußgeld von 20 Euro.
Übrigens: Das Grillen auf dem heimi- schen Balkon mit einem Holzkohlegrill ist in der Regel nicht gestattet. Meist wird es bereits im Mietvertrag oder durch die Hausordnung untersagt. Anders sieht es dagegen bei Elektrogrills aus. Allerdings gilt auch hier: Unbedingt Rücksicht auf die Nachbarn nehmen.
Rücksicht ist auch angesagt, wenn man mit Freunden, Bekannten oder der Familie grillt. Vor allem zu fortgeschrit- tener Zeit steigt auch der Lärmpegel.
Es wird gelacht oder sogar laut Musik gehört. Aber: In Berlin sehen die Lärm- schutzvorschriften vor, dass ab 22 Uhr kein Lärm mehr verursacht werden darf.
Wer sicher sein will, sollte in der Woh- nung weiter feiern. (jk.)
Lecker, aber mitunter teuer: Wer seinen Grill außerhalb von den dafür gekenn- zeichneten Flächen aufstellt, riskiert 20 Euro Bußgeld. BILD: J. KOSTOW
Bezirks-Leben
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Bezirks-Journal | April 2014D
ie seit Jahrzehnten brachlie- gende Fläche an der Ecke Fer- dinand-Schultze-Straße und Schleizer Straße soll schon bald einem Wohnpark weichen. Auf dem einstigen Gelände der Gärtnerei „Weiße Taube“ist der Bau von 241 Wohnungen geplant.
Wie Projektentwickler Torsten Nehls von der Belle Époque Gruppe dem Be- zirks-Journal mitteilte, handelt es sich um das größte Neubauvorhaben seines Unternehmens. Geplant sind bezahlba- re Mietwohnungen, von Belle Époque auch „Volkswohnungen“ genannt.
Derzeit sollen im Rahmen eines so- genannten vorhabenbezogenen Bebau- ungsplans die Voraussetzungen für den Baustart geschaffen werden. „Wir pla- nen qualitativ hochwertige Wohnungen zu einem vernünftigen Preis-/ Leistungs- verhältnis“, sagt Torsten Nehls. Bewusst habe man sich für Mietwohnungen entschieden, da diese in Berlin fehlten.
Die kleinste Wohnung mit anderthalb Zimmern soll eine Fläche von etwa 40 Quadratmetern haben. Das größte Quartier ist eine Maisonette-Wohnung, die sich über 145 Quadratmeter erstreckt und über einen kleinen Garten verfügt.
Im Gegensatz zu den Nachbarwohnan- lagen „Weiße Taube“ verzichtet Nehls mit seinen Architekten auf geschlosse- ne Wohnblöcke. Stattdessen sehen die Entwürfe nach Süden gerichtete offene Wohnhöfe vor. Öffnungen sind zudem auch oberhalb der zweiten Wohnebene vorgesehen. Auf diese Weise soll das Sonnenlicht optimal genutzt werden.
In der Nachbarschaft hingegen werfen die Wohnhäuser sehr viel Schatten auf Spielplätze und Terrassen. Vieles in der Planung für die Volkswohnungen basiert auch auf Wünschen von Bewohnern der
umliegenden Quartiere, mit denen Nehls Kontakt gesucht hat. Auf diese Weise entstand eine „Wunschliste“.
Licht und Luft sollen den Charakter der vier- bis fünfgeschossigen Anlage ausmachen. Für Familien sind rund 60 Maisonette-Wohnungen meist mit einem Garten in der Planung. Hinzu kommen Dachgeschosswohnungen mit großen Terrassen. Gebaut wird mit ei- ner Mischung aus Beton und Holz: Be- ton für Decken und das Bauskelett, eine Holztafelbauweise für die Außenhülle.
Die bisher von dem alten Gärtnereige- lände getrennte Plauener Straße wird durchgehend nutzbar sein – Belle Épo- que baut sie auf eigene Kosten aus. Park- plätze stehen in einer Tiefgarage für die Bewohner zur Verfügung.
Torsten Nehls hofft, dass Ende des Jahres mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. Gut zwei Jahre soll es dauern, bis der neue Wohnpark errich- tet ist. Die Baufläche hat Belle Époque inzwischen räumen lassen. Das letzte Überbleibsel – ein Werkstattgebäude der alten Gärtnerei – wird abgerissen.
Richtung Landsberger Allee jedoch wird vorerst noch eine Lücke bleiben.
Dieses Grundstück gehört IKEA und war für den Bau eines Möbelhauses vor- gesehen. Dieses Areal sowie die Flächen zwischen der Sollstedter Straße, Arends- weg und Landsberger Allee sind pla- nungsrechtlich für Gewerbenutzung vor- gesehen gewesen. Dem Vernehmen nach planen die Eigentümer jedoch, auch dort Wohnungen zu bauen. „Hierfür ist aber ein Änderungsverfahren unerlässlich“, sagt Lichtenbergs Stadtentwicklungs- stadtrat Wilfried Nünthel (CDU). Ein Antrag dazu liegt dem Bezirk jedoch noch nicht vor. (gäd.)
Günstige Wohnungen für Familien
Ein neuer Wohnpark in Alt-Hohenschönhausen:
An der Ferdinand-Schultze-Straße entstehen voraus- sichtlich 241 neue Quartiere. Viele davon haben einen
eigenen Garten. Der Projektentwickler verspricht ein gutes Preis-/ Leistungsverhältnis.
Offene Wohnhöfe und große Dachterrassen prägen das Bild der Volkswohnungen. ANIMATION: BELLE EPOQUE
Das Baugelände ist so gut wie beräumt. BILD: MARCEL GÄDING
Bezirks-Leben
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Bezirks-Journal | April 2014A
n historischer Stelle erinnert ab sofort eine Gedenktafel an die Entstehung der Großsiedlung Hohenschönhausen: Hintergrund ist der 30. Jahrestag der Grundsteinlegung von Hohenschönhausen 1984 und die zwei Jahre später erfolgte Übergabe der ersten zwölf Wohnbereiche, sagte Kulturstadt- rätin Kerstin Beurich (SPD). Damals hatten die Baubetriebe an der Rüdicken- straße am Mühlengrund symbolisch die neuen Wohnungen an die Stadt Berlin übergeben.Angestoßen hat die Initiative für eine Gedenktafel der Heimatforscher Dr.
Rolf Meyerhöfer. Umgesetzt wurde diese wiederum von der Designerin Helga Lie- ser. 1983 hatten in Hohenschönhausen die Vorarbeiten für den Bau von 30.000 neuen Wohnungen in industrieller Plat- tenbauweise begonnen. Es war nach dem Bau von Wohnungen entlang der Falkenberger Chausee sowie der Lands- berger Allee der dritte große Wohnungs- baustandort im neu gegründeten Bezirk Hohenschönhausen. Bis 1990 wuchs das
einstige Dorf damit auf 120.000 Bewoh- ner. Die neuen Wohnungen entstanden zumeist auf früheren Rieselfeldern am Rande der Stadt und sollten ein Prob- lem kaschieren. Ostberlin hatte seit den 1980er-Jahren ein zunehmendes Woh- nungsproblem. Vor allem in den Innen- stadtbezirken Friedrichshain, Prenzlauer Berg und Mitte zerfielen Wohnhäuser aus der Gründerzeit. Ein Sanierungspro- gramm für diese Baudenkmäler existier- te nicht. Stattdessen baute die DDR auf der grünen Wiese neu. Die Wohnungen
waren vor allem wegen ihrer Ausstat- tung und des Komforts sehr beliebt, es gab Warteschlangen. Neben fließendem Warmwasser und Zentralheizung lock- ten auch Nahversorgungszentren in die Großsiedlung.
Der Mühlengrund gehörte zu solchen Nahversorgungszentren, wurde nach der Wende komplett umgestaltet. Im Jahr des Bezirks-Jubiläums steht dem Kiez eine weitere Zäsur bevor: Die nach der Wende errichteten Geschäfte weichen neuen Wohnungen. (gäd.)
Gedenktafel erinnert an Großsiedlung
Tierpark mit neuem Chef
Dr. Andreas Knieriem seit Anfang des Monats im Amt
T
ierpark und Zoo haben einen neu- en Chef: Dr. Andreas Knieriem trat Anfang des Monats sein Amt an.Die Entscheidung für Knie- riem war bereits Ende 2013 gefallen. Er löst Bernhard Blaszkiewitz ab, der Zoo und Tierpark jahrelang ne- gative Schlagzeilen bescher- te und dessen Vertrag vom Aufsichtsrat nicht verlängert wurde. Ihm wird unter an- derem zur Last gelegt, Zoo und Tierpark ohne zukunfts- weisendes Konzept geführt zu haben. „Wir freuen uns, Dr. Knieriem in Berlin zu
begrüßen. Er hat in der Vergangenheit bereits zahlreiche Erfolge verbuchen können und ist ein international aner- kannter Fachmann. Ich bin sicher, dass
er auch in Berlin für Zoo und Tierpark Großes erreichen wird”, sagte Frank Bruckmann, Vorstandschef beider Ein-
richtungen. Der Förderver- ein von Tierpark Berlin und Zoo Berlin begrüßte den nahtlosen Übergang. Man freue sich auf die zukünftige Zusammenarbeit mit Dr. An- dreas Knieriem.
Erst vor wenigen Wochen hatte sich Knieriem den Zoo- und Tierpark-Freunden vor- gestellt und teilweise für sei- ne humorvollen Reden viel Applaus erhalten. Knieriem ist promovierter Veterinär- mediziner. Seit 2010 war er Alleinvor- stand der Münchner Tierpark Hella- brunn AG. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter. (gäd.)
DIE LINKE mit neuer Spitze
Hendrikje Klein und Michael Grunst führen Fraktion
N
eue Köpfe an der Spitze der Frak- tion DIE LINKE in der Lichten- berger Bezirksverordnetenversammlung (BVV): Künftig stehen Hendrikje Klein und Michael Grunst der 20 Mitglieder starken Mannschaft vor, wie ein Spre- cher mitteilte. Der bisherige Fraktions- Chef Christian Petermann hatte aus beruflichen Gründen auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Auch der lang- jährige Fraktionsgeschäftsführer Peter Fischer räumt das Feld – und übergibt die Geschäfte an den Bezirksverordne- ten Norman Wolf.Erstmals wird die Fraktion DIE LIN- KE in Lichtenberg damit von einem Mann und einer Frau gemeinsam ge- führt. Erfahrungen hat Michael Grunst mit solchen Konstellationen. Immerhin steht er gemeinsam mit Evrim Sommer dem Bezirksverband seiner Partei als
Vorsitzender vor. Während der Beamte Grunst das Ordnungsamt Treptow-Kö- penick leitet, ist Hendrikje Klein für das Brandenburger Finanzministerium tätig.
Die Verwaltungswirtin gilt als Haus- haltsexpertin; Grunst engagierte sich viele Jahre in der Jugendpolitik.
„Mit einem Fraktionsvorstand aus erfahrenen und neuen Bezirksverordne- ten stellt unsere Fraktion die Weichen für die verbleibenden zweieinhalb Jahre bis zu den Wahlen zum Abgeordneten- haus und zu den Bezirksverordnetenver- sammlungen im Jahr 2016“, erklärten die Vorsitzenden. Auf der Agenda ste- hen die Themen Mieten, soziale Infra- struktur sowie eine sozial ausgewogene Haushaltspolitik. Kritik übt DIE LINKE unter anderem am Bündnis für Wohnen, das endlich zu einem Bündnis für be- zahlbare Mieten werden müsse. (gäd.)
30 Jahre Hohenschönhausen: Bezirk enthüllt an der Rüdickenstraße Hinweisschild
Dr. Andreas Knie- riem. BILD: M. GÄDING
Musik wie zu Zilles Zeiten
Einmal in der Woche steht Siegfried Eisbrenner auf der Treskowallee in Karlshorst: Mit seinem Leierkasten ver- zaubert er junge und alte Zuhörer. Aus dem Kasten ertönen Altberliner Klänge wie zu Zilles Zeiten, darunter Gassen- hauer, Volkslieder oder Schlager. Mit der Musik verdient sich der Rentner aus Köpenick ein kleines Zubrot zu seiner Rente. „Leben könnte man davon aber nicht“, sagt der Straßenmusiker. Seit 15 Jahren ist Eisbrenner mit seinem Lei- erkasten unterwegs – meist am Forum Köpenick oder dem Zentrum Helle Mit- te. Im Sommer sieht man den 70-Jäh- rigen auch an den Anlegestellen der Ausflugsdampfer in Mitte. Gut 1.000 Lieder hat der gelernte Gastronom auf seinen Rollen. Mit Sonnenbrille und Strohhut verzaubert er nicht nur ältere Damen, die gerne etwas Kleingeld in die Box werfen. Auch junge Menschen finden Freude an Eisbrenners Musik.
Zum Einsatz kommt übrigens eine erst fünf Jahre alte Orgel. Sie stammt von Berlins noch einzig verbliebenen Orgel- bauer, der Firma Stüber aus Biesdorf.
BILD: MARCEL GÄDING
Bezirks-Leben 7
April 2014 | Bezirks-Journal
Plattenbau-Ruinen: Investor drückt auf die Tube
Häuser an der Gehrenseestraße sollen nach Negativ-Schlagzeilen umgebaut werden. Antrag liegt beim Amt vor.
D
ie leerstehenden Plattenbau-Ru- inen an der Ecke Gehrenseestra- ße und Wollenberger Straße sol- len offenbar nicht länger ein Schandfleck bleiben. Wenige Tage nach einem Exklu- sivbericht des Bezirks-Journals über vier Todesfälle in den Gebäuden drückt der Eigentümer des Areals auf die Tube.Wie Stadtentwicklungsstadtrat Wilfried Nünthel (CDU) mitteilte, habe das Un- ternehmen Lakis einen Antrag auf einen
„vorhabenbezogenen Bebauungsplan“
gestellt. Dabei handelt es sich um die Vorstufe, um Baurecht zu erhalten.
Offenbar ist der Druck auf den Eigen- tümer zu groß. Erst im Februar hatte das Bezirks-Journal vier Todesfälle öffentlich gemacht, die sich in den Ruinen inner- halb von nur einem Jahr ereigneten. Bei den Opfern handelte es sich um Obdach- lose aus Osteuropa, die in den Platten- bauten Unterschlupf suchten. Zum Ge- lände in Alt-Hohenschönhausen hatten die Männer und Frauen leichten Zu- gang: Löcher in den Zäunen ließen sie ohne Hindernisse aufs Areal gelangen.
Weil der Eigentümer nicht einlenkte, ließ das Bezirksamt die Immobilie si- chern. Bis heute bietet die 42.000 Qua- dratmeter große Fläche mit ihren neun
Gebäuden genügend Schlupflöcher, so- dass sich dort immer wieder Unbefugte Zutritt verschaffen.
„Wir werden daher weiter den Eigen- tümer auffordern, sein Gelände zu si- chern“, sagt Stadtentwicklungsstadtrat
Wilfried Nünthel. „Im schlimmsten Fall werden wir noch einmal in die Ersatz- vornahme gehen.“ Das heißt: Der Be- zirk lässt Zäune verstärken und holt sich die entstandenen Kosten im Nachhinein vom Eigentümer zurück.
Dem Vernehmen nach sollen 600 Wohneinheiten entstehen. Die Platten- bauten sollen dafür genutzt und wo- möglich um Dachgeschosse aufgestockt werden. „Ich war selbst angenehm über- rascht, dass wir einen entsprechenden Antrag auf den Tisch bekamen“, sagt Wilfried Nünthel.
Mittlerweile hat auch das Bezirksamt Lichtenberg den formellen Weg freige- macht und wird bei der Senatsverwal- tung für Stadtentwicklung anfragen, ob der Umsetzung eines Bebauungsplan- verfahrens etwas im Wege steht. Aller- dings kann das ganze Prozedere bis hin zur Bürgerbeteiligung und der Erteilung eines Bescheides bis zu 18 Monate in Anspruch nehmen. Notwendig ist der Aufwand, weil der Bestandschutz für die Wohnhäuser abgelaufen sei. Über einen städtebaulichen Vertrag soll der Investor zudem verpflichtet werden, auf seine Kosten unter anderem eine Kindertages- stätte zu bauen. (gäd.)
Verschandeln Alt-Hohenschönhausen: alte Gastarbeiter-Unterkünfte an der Gehrenseestraße. Vier Menschen starben darin. BILD: M. GÄDING
Bezirks-Leben
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Bezirks-Journal | April 2014W
er mit seinem Fahrrad abends nach Hause kommt, der kennt das Problem zu gut:Gerade die etwas teureren Modelle sind bei Dieben begehrt. Daher schließen vie- le Lichtenberger ihren Drahtesel lieber im Keller ein. „Ein für Berlin typisches Phänomen ist auch, dass Radfahrer ihr Fahrrad auf den Balkon stellen“, sagt Lars Göhring. Genau diese Zielgruppe hatte der Architekt und leidenschaftli- che Radfahrer vor Augen, als er Ende 2010 mit seinem Partner Paul Wichert die Idee von einem Fahrradloft ent- wickelte. „Damals nahmen wir damit an einem Wettbewerb in Wien teil“, sagt Göhring. In der österreichischen Bundeshauptstadt wurde das Konzept jedoch nie umgesetzt. „Als mich das Heimweh wieder nach Berlin verschlug, war klar, dass ich hier in einem Fahrrad- loft wohnen möchte.“
An der Lückstraße nahe dem S-Bahn- hof Nöldnerplatz soll das Fahrradloft gebaut werden. Die Baufläche ist be- reits vorbereitet, der erste Spatenstich im Rahmen eines kleinen Festes erfolgt:
100 Menschen, junge wie alte, sollen im Sommer kommenden Jahres ihre Woh- nungen beziehen. Der Neubau ist ganz auf die Bedürfnisse der Radfahrer aus- gerichtet. So gibt es einen Aufzug, in den selbst ein Lastenfahrrad passt: Die Be- wohner fahren vorwärts in den Lift und steigen auf ihrem Fahrradbalkon aus, ohne sich drehen und wenden zu müs- sen. Auf dem zur Lückstraße gelegenen Fahrradbalkon ist dann Platz für das gute Stück, aber auch für Kinderwagen
und Rollstühle. „Ein positiver Nebenef- fekt: Die Wohnungen sind barrierefrei“, sagt Lars Göhring. Im Haus wird es eine Fahrradwerkstatt geben. Der Innenhof bekommt einen 2.000 Quadratmeter großen Gemeinschaftsgarten und einen Spielplatz für die Kinder. Hier sollen Feste gefeiert oder ruhige Sonntage ver- lebt werden. Nach vorn hin entsteht ein Kulturraum, der auch Kapazitäten für die Mitglieder des Allgemeinen Deut- schen Fahrradclubs sowie anderer Or- ganisationen bietet. Bewusst wolle man sich dem Kiez damit öffnen.
Die neuen Bewohner des Fahrrad- lofts sind im Schnitt um die 40 Jahre alt. Unter ihnen sind ältere Pärchen, die aus dem Speckgürtel wieder zurück in die Stadt wollen. Viele nutzen das Rad auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkau- fen oder am Wochenende für Ausflüge.
Zunächst hatten Lars Göhring und sei- ne Mitstreiter nach einem Grundstück in Friedrichshain gesucht, aber nichts Bezahlbares gefunden. Quasi um die Ecke stießen sie dann auf das Areal am
Nöldnerplatz. Zunächst sei man skep- tisch gewesen, nach Lichtenberg zu ge- hen. „Doch das hat sich schnell gelegt“, sagt Göhring. Schnell wurde klar, dass man dort gut wohnen kann und „dass es mehr Freiheiten gibt“. Während in der Innenstadt jeder Quadratmeter Bauland genutzt wird, bietet das Bauprojekt in Lichtenberg Platz. „Schließlich wurden wir auch sehr freundlich vom Stadtpla- nungsamt betreut“, sagt Göhring.
Das Fahrradloft entsteht zum Selbst- kostenpreis. Natürlich bekäme er als pla- nender Architekt ein Honorar für seine Arbeit, sagt Lars Göhring. Bei einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 2.200 Euro mache man aber keine Gewinne mit diesem Projekt. Das mag ein weiteres Argument dafür gewesen sein, dass alle 43 Eigentumswohnun- gen zügig einen Nutzer fanden. Hinzu kommt aber auch die Bauweise: Ökolo- gische Materialien werden verbaut. Die Wohnungen im Energieeffizienzstan- dard KfW 70 sind zwischen 70 und 180 Quadratmeter groß und vom Grundriss
her sehr flexibel. „Wir planen jede Woh- nung individuell“, sagt Göhring. Da- durch entstehe zwischen den künftigen Bewohnern und dem Haus eine enge Bindung. Viele setzen auch auf eine in- takte Nachbarschaft – und entscheiden sich gegen die Anonymität der Groß- stadt. Die Räume sind mit 2,80 Meter angenehm hoch, raumhohe Fenster las- sen viel Licht in die Quartiere. Während die Balkone zur Straßenseite hin Platz für Fahrräder, Kinderwagen und Roller bieten, dienen die Terrassen nach hinten der Erholung.
Versorgt werden die beiden Gebäu- de des Fahrradlofts aus einem Mix herkömmlicher Fernwärme und sola- rer Energie. Schon jetzt ist der Zusam- menhalt der künftigen Bewohner groß – auch deshalb, weil man in einer Bau- gemeinschaft baut und Mitsprache beim Projekt ausdrücklich erwünscht ist.
Unter den Wohnungsbesitzern wer- den neben Menschen aus Friedrichs- hain, Prenzlauer Berg und Mitte auch alteingesessene Lichtenberger sein. Im Planungsstab sind zudem die künftigen Bewohner vertreten: Neben Göhring als planender Architekt beteiligen sich ein Bodengutachter und eine Landschafts- planerin an der Umsetzung der Pläne.
Auch sie werden Wohnungen im Fahr- radloft bewohnen.
Die anfänglichen Berührungsängste mit Lichtenberg sind schnell einer bis heute anhaltenden Begeisterung ge- wichen. „Der Bezirk hat Potenzial“, schwärmt Göhring. Er lobt die Anbin- dung an die Fahrradwanderwege, von denen einer unter anderem bis nach Polen führt. Und auch der Anschluss an die Innenstadt sei ideal.
Mit dem Drahtesel in die Wohnung
Berlins erstes Fahrradloft entsteht in Lichtenberg:
An der Lückstraße beginnen die Arbeiten für 43 Wohneinheiten, eine Fahrradwerkstatt
und einen Gemeinschaftsgarten.
Großzügig sind die Fahrradbalkone des Fahrradlofts konzipiert. Dicke scheiben schützen vor dem Lärm der Lückstraße. BILD: FAHRRADLOFT
von Marcel Gäding
Bezirks-Leben 9
April 2014 | Bezirks-Journal
Selbstbestimmt leben
An der Matenzeile wohnen Menschen mit Behinderung Tür an Tür – in einer eigenen WG
W
ie Inklusion gut funktioniert, beweist die Stephanus-Stif- tung mit ihrer Wohngemein- schaft in der Matenzeile 23 in Hohen- schönhausen. Dort leben vier Menschen mit geistiger Behinderung auf 151 Qua- dratmetern zusammen. Die Bewohner sind in ihrer Umgebung bestens inte- griert. Beim Netto um die Ecke sind sie gut bekannt, es herrscht Rücksichtnah- me.„Die Nachbarn kennen sie, halten auch gerne mal ein Pläuschchen im Hausflur mit ihnen“, berichtet Sabine Meyer, Mitarbeiterin der Wohngemein- schaft Matenzeile. Sie ist eine von zwei Angestellten der Stephanus-Stiftung, die sich vor Ort um die Bewohner küm- mern. Gemeinsam gestalten sie die Frei- zeitaktivitäten der Wohngemeinschaft, machen Ausflüge, fahren Fahrrad oder gehen Schwimmen. „Dabei bestimmen die Bewohner selbstverständlich mit“, sagt Meyer. „Sie sind sehr aufgeschlos- sen für Unternehmungen.“ So führte eine Reise ins ferne Spanien, wo man in Figueres das Dali-Museum besichtig- te. Davon zeugt die Wandgestaltung im Flur der Wohngemeinschaft, wo Drucke von Salvador Dali hängen. Doch nicht
nur für Kunst interessieren sich Nico, Peter, Nicole und Daisy. Fast jeder von ihnen hat ein leidenschaftliches Hobby.
Nico beispielsweise ist Helene Fischer- Fan, erzählt stolz von einem Konzert-
besuch. Musikalisch geht es auch bei Nicole zu, die mit der Musik von Frank Schöbel aufgewachsen und seitdem gro- ße Bewunderin des Sängers ist. Noch in diesem Monat will sie mit ihrer Mama
und Mitbewohner Peter ein Konzert des Schlagerstars besuchen. Außerdem ste- hen bei ihr die Eisbären ganz hoch im Kurs. Deshalb träumt sie auch am aller- besten in der Bettwäsche des siebenmali- gen Eishockey-Meisters. Für Daisy, die erst seit rund drei Jahren in der Maten- zeile wohnt, ist ihr Freund Christian der Größte. Ihn besucht sie alle zwei Wo- chen. Wenn sie zuhause ist, kümmert sie sich liebevoll um ihre Fische oder macht Handarbeit. „Wenn ich richtig gut drauf bin, male ich auch“, sagt sie mit einem Lächeln und zeigt ein Landschaftsbild, das sie mit Ölpastellkreide und Buntstif- ten gemalt hat.
Selbstbestimmtes Leben wird in der Wohngemeinschaft der Stephanus-Stif- tung groß geschrieben. Alle Bewohner gehen in Werkstätten arbeiten. „Zuhause unterstützen sie sich gegenseitig, so dass Defizite gut ausgeglichen werden“, sagt Sabine Meyer. Insgesamt verantwortet die Stephanus-Stiftung in Berlin und Brandenburg über 90 Einrichtungen mit Wohn- und Arbeitsangeboten für Men- schen mit Behinderungen. Die Wohnge- meinschaft in der Matenzeile 23 ist eine davon und feiert im nächsten Jahr bereits ihr 15-jähriges Bestehen. (jk.)
Daisy lebt gerne in der Wohngemeinschaft. Sie kümmert sich täglich um die Fische in ihrem Aquarium. BILD: J. KOSTOW
KULINARISCHES | VERANSTALTUNGEN | FEIERN IN HOHENSCHÖNHAUSEN UND LICHTENBERG
Osterfeuer, Tomatentag und Malchower Ostertafel
Die schönsten Veranstaltungen im April und Mai
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er Frühling im Bezirk wird kunterbunt. Nicht nur zu Os- tern können sich die Lichten- berger und Hohenschönhausener auf spannende Veranstaltungen freuen.Das Bezirks-Journal hat die wichtigsten Frühlings- und Osterveranstaltungen zusammengestellt.
Das Linden-Center am Prerower Platz hat sich für den Osterhasen or- dentlich herausgeputzt und zeigt bis zum 19. April eine wahrhaft königliche Osterwelt, in der sich alles um die sa- genumwobene Cleopatra und ihr Ge- folge dreht. Für die kleinen Besucher gibt es eine Osterbastelstube im Erd- geschoss, in der von 11. bis 13. April sowie am 17. und 19. April jeweils von 14 bis 17 Uhr Osterschmuck gebastelt werden kann. Zudem lädt das Center am verkaufsoffenen Sonntag (13. April, 13-18 Uhr) zum Osterbummel ein. Ins Allee-Center in der Landsberger Allee 277 ist gleich ein ganzes Hasendorf ein- gezogen. Auch hier gibt es bis 19. März die Möglichkeit zum Osterbasteln – im- mer dienstags und mittwochs von 15 bis 18 Uhr. Der Osterhase ist donners- tags und sonnabends von 15 bis 18 Uhr zu Besuch.
Der Tierpark Berlin lädt um die Osterfeiertage gleich mehrmals zu Führungen ein. Am Karfreitag, 18.
April, heißt es um 10 Uhr „Frauenpo- wer - Das Familienleben der Hyänen“.
Weitere Führungen im Tierpark: Sonn- abend, 19. April, 10 Uhr: „Von Oster- lämmern, Palmeseln und Osterhasen“
und ebenfalls Sonnabend, 19. April, 10 Uhr: „Wie Tiere zu ihrem Namen kom- men“. Für die Führungen ist lediglich der reguläre Eintritt in den Tierpark zu bezahlen. Erwachsene: 12 Euro, er- mäßigt: 9 Euro sowie Kinder von 5 bis einschließlich 15 Jahren: 6 Euro. Treff- punkt ist am Bärenschaufenster, Am Tierpark 125, 10319 Berlin. Darüber hinaus veranstaltet der Tierpark Berlin am 19. April um 19 Uhr eine Führung mit anschließendem Osterfeuer. Die Teilnahme kostet 8 Euro für Erwachse- ne, 5 Euro für Kinder. Eine Anmeldung unter Telefon 51 53 14 07 ist erforder-
lich. Am Sonntag, 20. April, ab 10 Uhr sowie Montag, 21. April, ab 11.30 Uhr finden im Tierpark Berlin die traditio- nellen Osterspaziergänge statt. Auch hier ist lediglich der reguläre Eintritts- preis zu entrichten.
Auch in der Naturschutzstation Malchow gibt es im Frühling allerhand Interessantes zu entdecken. Am 19.
April geht es unter dem Motto „Vogel- stimmen kennenlernen und unterschei- den“ von 14 bis 16 Uhr auf einer Ex- kursion rund um den Malchower See.
Die Teilnahme ist kostenlos. Start ist in der Dorfstraße 35, 13051 Berlin-Mal- chow. Am gleichen Ort wird einen Tag später, am 20. April, von 13 bis 17 Uhr zur Malchower Ostertafel eingeladen.
Um 14 Uhr startet die große Osternes- tersuche im Erlebnisgarten. Der Eintritt ist frei. Ebenfalls am Ostersonntag, 20.
April, veranstaltet der Pferdesportpark Berlin-Karlshorst, Treskowallee 129, 10318 Berlin, ab 12 Uhr ein großes Os- terfest mit Tanz ums Osterfeuer. (jk.)
Österlich ist es derzeit im Allee-Cen- ter an der Landsberger Allee in Alt- Hohenschönhausen. BILD: M. GÄDING
Mittelalterfest rund ums Rathaus
Rund um das Rathaus Lichtenberg wird es mittelalterlich: Dort findet am 30.
April und 1. Mai das „Spectaculum“
statt. Im Rahmen des Mittelalterfestes treten unterschiedliche mittelalterli- che Formationen auf mit so klangvol- len Namen wie Fabula, Spielwütiges Gesinde, Viatores Historica. In einem Märchenzelt warten Geschichtenerzäh- ler auf Zuhörer. Drum herum gibt es einen Handwerkermarkt mit Wollfär-
berei, Glasperlenmacherin, Stickatelier, Töpferwerkstatt, Webstuhl, Schmiede und Kupferklopfer. Kleine Besucher dürfen sich auf ein Marionettentheater freuen. Speisen und Getränke werden in der mittelalterlichen Taverne ausge- schenkt.
Öffnungszeiten:
30. April, 19-23 Uhr, 1. Mai 12-20 Uhr
GAUKLER UND MÄRCHENERZÄHLER
FRÜHLING
KULINARISCHES | VERANSTALTUNGEN | FEIERN IN HOHENSCHÖNHAUSEN UND LICHTENBERG
GOTTESDIENSTE
Evangelische Gottesdienste:
Gründonnerstag, 17. April
19.00 Uhr, Gemeindezentrum Am Fennpfuhl, Paul-Junius-Straße 75, 10369 Berlin, Gottes- dienst mit Tischabendmahl
19.00 Uhr, Dorfkirche Friedrichsfelde, Am Tierpark 28, 10315 Berlin, Gottesdienst mit Tischabendmahl
Karfreitag, 18. April
10.00 Uhr, Gemeindezentrum Am Fennpfuhl, Paul-Junius-Straße 75, 10369 Berlin, Gottes- dienst mit Kreuzwegmeditation
10.00 Uhr, Kirche „Zur frohen Botschaft“
Karlshorst, Weseler Straße 6, 10318 Berlin, Kindergottesdienst
10.30 Uhr, Alte Pfarrkirche Lichtenberg, Möl- lendorffstraße 33, 10367 Berlin, Gottesdienst mit Abendmahl
15.00 Uhr, Kirche „Zur frohen Botschaft“
Karlshorst, Weseler Straße 6, 10318 Berlin, Kindergottesdienst
Ostersonntag, 20. April
5.30 Uhr, Dorfkirche Friedrichsfelde, Am Tierpark 28, 10315 Berlin, Osternacht 6.00 Uhr, Alte Pfarrkirche Lichtenberg, , Möl- lendorffstraße 33, 10367 Berlin, Liturgische Osternacht
9.30 Uhr, Dorfkirche Friedrichsfelde, Am Tier- park 28, 10315 Berlin, Familiengottesdienst 10.00 Uhr, Gemeindezentrum Am Fennpfuhl, Paul-Junius-Straße 75, 10369 Berlin, Famili-
engottesdienst
10.00 Uhr, Kirche „Zur frohen Botschaft“
Karlshorst, Weseler Straße 6, 10318 Berlin, Kindergottesdienst
Ostermontag, 21. April
10.00 Uhr, Alte Pfarrkirche Lichtenberg, Möl- lendorffstraße 33, 10367 Berlin, Gottesdienst Katholische Gottesdienste:
Gründonnerstag, 17. April
19.00 Uhr, Zum Guten Hirten Friedrichsfelde, Kurze Straße 4, 10315 Berlin, Abendmahlfei- er, anschl. Anbetung
Karfreitag, 18. April
15.00 Uhr, Zum Guten Hirten Friedrichsfelde, Kurze Straße 4, 10315 Berlin, Karliturgie und Kleinkindgottesdienst
15.00 Uhr, St. Marien Karlshorst, Gundelfin- ger Str. 36, 10318 Berlin, Karliturgie 15.00 Uhr, St. Mauritius, Mauritiuskirchstr.
1, 10365 Berlin, Karfreitags-Liturgie, anschl.
Beichtgelegenheit Karsamstag, 19. April
8.00 Uhr, Zum Guten Hirten Friedrichsfelde, Kurze Straße 4, 10315 Berlin, Karmette 21.00 Uhr, St. Mauritius, Mauritiuskirchstr. 1, 10365 Berlin, Osternacht, anschl. Agape im Pfarrsaal
22.00 Uhr, St. Marien Karlshorst, Gundelfin- ger Str. 36, 10318 Berlin, Osternacht Ostersonntag, 20. April
10.00 Uhr, Zum Guten Hirten Friedrichsfelde,
Kurze Straße 4, 10315 Berlin, Osterhochamt 10.00 Uhr, St. Mauritius, Mauritiuskirchstr. 1, 10365 Berlin, Hochamt
Ostermontag, 21. April
8.30 Uhr, St. Marien Karlshorst, Gundelfinger Str. 36, 10318 Berlin, Eucharistiefeier 10.00 Uhr, Zum Guten Hirten Friedrichsfelde, Kurze Straße 4, 10315 Berlin, Eucharistiefeier 10.00 Uhr, St. Mauritius, Mauritiuskirchstr.
1, 10365 Berlin, Hochamt (parallel Kleinkind- gottesdienst), anschl. Osternestersuchen für Kinder
WEITERE VERANSTALTUNGEN IM BEZIRK:
Donnerstag, 17. April, 11-14 Uhr Osterbrunch
Ort: Nachbarschaftshaus Kiezspinne, Saal, Schulze-Boysen-Str. 38, 10365 Berlin Kosten: 5 Euro
Donnerstag, 17. April, 15:30 Uhr
Ostereierrollen und Osterüberraschungen für die Kinder aus dem Wohngebiet
Treffpunkt: 15 Uhr, Obersee-Park, Obersee- straße/Waldowstraße, 13053 Berlin Donnerstag, 17. April, 17-20 Uhr Osterfeuer mit Stockteig und Fackel-Umzug Ort: Nachbarschaftshaus ORANGERIE, Schulze-Boysen-Str. 38, 10365 Berlin Sonntag, 20. April, 10:00 Uhr 6. Wartenberger Osterlauf
Start: Fennpfuhlweg 53, 13059 Berlin, im
Stadion Wartenberg Kosten: Startgeld 4-6 Euro Sonntag, 27. April, 12:00 Uhr
Fahrradtour mit dem ADFC Berlin: „Geschich- ten einer Rieselfeldlandschaft“
Treffpunkt: S-Bahnhof Hohenschönhausen, unter der Brücke
Anmeldung: keine
Kosten: Normaltarif 6 Euro, Ermäßigungstarif 3 Euro, ADFC-Mitglieder 3 Euro
Sonntag, 27. April, 10 Uhr
Familienbrunch In Kooperation mit dem Kinderclub kids-OASE
Ort: Frauentreff Alt-Lichtenberg, Hagenstraße 57, 10365 Berlin
Anmeldung: bis 24. April 2014 unter Telefon 55 09 545 oder 55 009 280
Kosten: Erwachsene 4 Euro, Kinder 2 Euro (bis 3 Jahre frei)
Mittwoch, 30. April, 15-19 Uhr Frühlingsfest
Mit Spiel und Spaß in die Gartensaison.
Ort: Kinderhaus NAPF, Hauffstraße 13, 10317 Berlin
Sonnabend, 3. Mai, 12-17 Uhr Tomatentag in Malchow
Alte und seltene Tomatensorten, Pflanzen zu kleinen Preisen
Ort: Naturschutzstation Malchow, Dorfstraße 35, 13051 Berlin-Malchow
Kosten: Eintritt frei
Zusammenstellung: Jeannine Kostow
IM KIEZ
Unterwegs in Lichtenberg
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Bezirks-Journal | April 20141: Der Obersee ist kein natürliches Gewässer. Viele Wasservögel haben dort ihr Zuhause. Familien können direkt am Ufer entspannen. BILDER: MARCEL GÄDING
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ichtenberg ist ein grüner Bezirk:Wälder, Parks, Grünanlagen, Landwirtschaft und Seenland- schaften machen 27,5 Prozent der Ge- samtfläche des Bezirks aus. Damit entfal- len laut dem Amt für Umwelt und Natur auf jeden Einwohner in Lichtenberg und Hohenschönhausen 55 Quadratme- ter Grünfläche. Es würde mehrere Tage dauern, die Parks und Grünanlagen des Bezirks zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden. Das Bezirks-Journal hat sich daher vier der schönsten Parks herausge- sucht und stellt sie vor.
Oberseepark, Alt-Hohenschönhau- sen (1): Zwischen Villen und Einfamili- enhäusern liegt der Oberseepark. Er ist neun Hektar groß und liegt am Obersee, der ein sogenanntes stehendes Gewässer darstellt. Derzeit wird er saniert, was sich insbesondere am Ufer positiv be- merkbar macht. Die am See liegende hü- gelige Parklandschaft wird von Familien, Joggern und Skatern gleichermaßen ge- nutzt. Zum weltbekannten Mies van der Rohe-Haus ist es ein Katzensprung. Im Sommer lädt das benachbarte Freibad am Orankesee zum Baden ein. Neben- an befindet sich zudem ein Biergarten.
Schön ist der Rundweg um den Obersee.
Einzigartig ist der Blick aufs Wasser von der Bar im Wasserturm aus. Eine kleine Terrasse zieht vor allem im Sommer vie- le Menschen an.
Landschaftspark Herzberge, Fenn- pfuhl (2): Er gehört zu den jüngsten Parks im Bezirk, hat aber eine lange Geschichte – 150 Hektar ist der Land- schaftspark groß. Er erstreckt sich zwischen dem Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge und dem Zentral- friedhof in Friedrichsfelde. Er ist geprägt
von alten Laubbäumen. Auf neuen We- gen lässt es sich prima Radfahren und Skaten. Mittendrin ist eine Schafherde zu Hause. Die rauhwolligen pommer- schen Landschafe halten das Gras auf den Wiesen kurz. Nebenan entstehen derzeit Eigentumswohnungen. Toll: Im Park hält die Straßenbahnlinie 8. Durch den Park führt zudem ein Natur- und Gesundheitspfad mit 15 Stationen. Dort gibt es Tipps für Fitnessübungen.
Barnimer Feldmark, Falkenberg (3):
Neben dem Tierheim Berlin geht es vom Hausvaterweg in die Barnimer Feld-
mark, die sich vom Land Brandenburg bis nach Malchow zieht. Die landwirt- schaftlichen Flächen sind von Rad- und Wanderwegen durchzogen. Ab und an trifft der Besucher auf Pferde, robus- te Rinder oder Greifvögel. Besonders schön sind die derzeit blühenden Ap- felbäume am Wegesrand sowie auf den Streuobstwiesen. Die länderübergreifen- de Parklandschaft ist sehr abwechslungs- reich. Hier kann gewandert, geradelt oder geskatet werden. Jogger werden ihre Freude ebenso haben wie Familien, die ein Picknick unter blauem Himmel
planen: Sitzgelegenheiten finden sich überall.
Rheinsteinpark, Karlshorst (4): Gut zwei Hektar groß ist der Park zwischen Rheinstein- und Königswinterstraße.
Vor allem Familien aus Karlshorst ver- bringen die Nachmittage in der Anlage.
Sie verfügt über viele Wiesen und einen großen Bestand an alten Bäumen. Ur- sprünglich wurde dieser Wohngebiets- park aus mehreren Einzelgärten zu- sammengelegt. Familienfreundlich sind die beiden Spielplätze, die an sonnigen Tagen jedoch völlig überfüllt sind. (gäd.) 2: Landschaftspark Herzberge: Mitten
in der Stadt und doch extrem ruhig.
Die Straßenbahn hält mittendrin.
Wasser, Wald
und Wanderwege
Kein Bezirk hat derart facettenreiche Parkanlagen wie Lichtenberg zu bieten: Im Norden geht es ländlich zu, während im Süden Kinder auf ihre Kosten kommen.
Das Bezirks-Journal stellt die schönsten Parks vor.
3: Pferde vom Pferdehof Hahn prägen das Bild der Barnimer Feldmark. Im Hintergrund: Ahrensfelde
4: Der Rheinsteinpark entstand nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor allem Familien nutzen ihn.
Bezirks-Geschichte 13
April 2014 | Bezirks-Journal
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it ihren gerade einmal 150 Me- tern dürfte sie zu den kleinsten Straßen Lichtenbergs zählen.„Zur alten Flussbadeanstalt“ steht auf dem Schild. Die Bürgersteige sind frisch asphaltiert, alles sieht noch sehr neu aus.
Nach wenigen Schritten mündet die von der Köpenicker Landstraße in Rummels- burg führende Straße in einen Kreisver- kehr, von dem aus die Spree zu sehen ist.
Ein altes Gebäude ist das Einzige, was hier noch vom Flussbad Lichtenberg üb- rig blieb. Bis kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges tummelten sich am feinen, weißen Strand der Spree täglich bis zu 17.000 Menschen. Vom Winter- garten eines erst in den 1930er-Jahren errichteten Ausflugslokals aus konnte man gut zu Zenner im Treptower Park schauen oder einen Blick auf die Kirch- turmspitze der Halbinsel Stralau werfen.
Aus Lautsprechern schallte Musik von den Comedian Harmonists, während auf der Terrasse Berliner Weiße mit Schuss getrunken wurde.
1927 ging dieses Flussbad Lichten- berg in Betrieb. Es ist dem Lichtenber- ger Stadtbaurat Rudolf Gleye zu ver- danken, der auch den Bau des heute leerstehenden Stadtbades Lichtenberg verantwortete. Parallel zur Spree ent- standen ein 100-Meter Becken, zwei 50-Meter-Becken sowie ein kleines Nichtschwimmer-Bassin. Vom flachen Strand der Spree ging es ins Wasser, das sich die Schwimmer mit Kohlekäh- nen und Ausflugsdampfern teilten. Auf der Liegewiese kamen die Kleinsten im Planschbecken auf ihre Kosten. Das Wasser im Flussbad war stets angenehm warm, denn vom benachbarten neuen Kraftwerk Klingenberg wurde das er- hitzte Kühlwasser in die Spree geleitet.
Bis heute hat sich hieran nichts ge- ändert. Dutzende karpfenartige Fische tummeln sich vor der Öffnung, die noch aus der alten Zeit stammt. An manchen Tagen sitzen hier Angler, die sich Zutritt zu dem sonst gut gesicherten Gelän- de verschaffen. Der neue Eigentümer lässt sie weilen. Angler machen keinen Krach. Sie sind friedliche Zeitgenossen.
Anders ist das mit abenteuerlustigen jungen Menschen, die im Boot anlegen, ihre Grillkohle auspacken und auf der Brache Partys feiern. Mehr als einmal mussten sie schon das Feld räumen.
Vom Glanz des einstigen Flussbades existieren heute nur noch Bilder – den- noch gibt es auf dem Gelände reichlich Spuren. Noch immer sind die Wände alter Becken, die Handläufe und eine Plattform vorhanden, auf der sich einst der Sprungturm befand. An der Stelle des feinsandigen Strandes wurden nach dem Krieg Schutt und Trümmer zusam-
mengeschoben, sodass vom Strand und dem Kinderplanschbecken nichts mehr zu sehen ist. Noch in den letzten Kriegs- jahren sollen Berliner in dem Flussbad gebadet haben. Da war das Kassen- häuschen lange verwaist. Während die Deutschen sich an der Front erbitterte Gefechte lieferten, war zumindest hier die Welt für einige Stunden in Ordnung.
Nach dem Ende des Zweiten Welt- krieges sollen die Russen das Areal an der Köpenicker Straße besetzt haben, sagt Jürgen Hofmann vom Förderverein Stadtbad Lichtenberg. Beiläufig stieß er bei seinen Recherchen zu dem Stadtbad an der Hubertusstraße auch auf das Flussbad sowie das Freibad Wernersee in Mahlsdorf. Alle gehörten damals zum Bezirk Lichtenberg. Letztere dienten im Sommer dem Schwimmen, während das Stadtbad in den Wintermonaten re- gen Zulauf genoss. Das Flussbad verfüg- te über einen Eingang, wie er heute noch im Strandbad am Orankesee zu finden ist. Heute steht an dieser Stelle in Rum- melsburg ein schmuckloses, großes Tor.
Das daneben liegende Gebäude stammt jedoch noch aus jener Zeit: Hier wur- de geschwoft, hier wurde getanzt – von außen sind die raumhohen Fenster des Ausflugslokals im Umriss noch zu erah- nen. Sie wurden zu DDR-Zeiten durch Milchglasfenstern ersetzt.
Bis kurz nach der Wende hatte der Zoll hier eine Außenstelle. Eine noch vorhandene Röntgenanlage im nebenan errichteten DDR-Bürogebäude lässt ver- muten, dass Zoll und Stasi hier Pakete und Briefe aus dem Westen durchleuch- tet und geöffnet haben. Genaues wissen Hofmann und seine Vereinsfreunde nicht. Ab und an lassen sich vorm Tor mal ältere, grauhaarige Männer blicken, die aber wenig kontaktfreudig sind. Ver- mutlich sind dies frühere Beschäftigte, die ihre Erinnerungen noch einmal auf- frischen wollen.
Neue Eigentümerin des Geländes ist die Spreestudios GmbH. Sie will das 22.000 Quadratmeter große Areal ge- werblich nutzen. Ateliers sind geplant sowie Flächen für Ausstellungen und Veranstaltungen. Darüber hinaus soll das Potenzial für die Restaurierung alter Schiffe genutzt werden. Im Gespräch ist auch eine Marina für historische Schiffe.
Derzeit ist nicht daran zu denken, dass auch das Flussbad wieder eröffnet.
Das Wasser der Spree in Rummelsburg leidet heute noch unter den Altlasten der DDR-Industriebetriebe. Diese nutzten das Gewässer als Müllkippe. Hier zu ba- den, wäre derzeit lebensgefährlich.
Das vergessene Schwimmbad
Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es in Rummelsburg ein Flussbad. Tausende Lichtenberger tummelten sich an guten Tagen am Strand der Spree. Reste von einst gibt es heute noch.
von Marcel Gäding
Mehr Informationen im Internet:
www.juergenhofmann.de
Aufnahme aus den 1930er-Jahren. Heute steht nur noch ein Zaun. Das Gebäude daneben ist jedoch noch erhalten. BILDER: M. GÄDING
An der Stelle des Zauns war der Strand: Weißer Sand, Liegestühle und erho- lungssuchende Lichtenberger prägten das Bild vom Flussbad Lichtenberg.
Bezirks-Wirtschaft
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Bezirks-Journal | April 2014W
er am Fennpfuhl auf der Su- che nach einem guten Buch ist, der geht den klassischen Weg in die Buchhandlung. Seit 35 Jah- ren gibt es am Anton-Saefkow-Platz die Buchhandlung Petersohn, die sich trotz E-Books sowie stärker werdender Konkurrenz von Onlinehändlern und großer Filialen wacker schlägt. Denn die Stammkunden halten dem kleinen Geschäft die Treue – nicht zuletzt auch, weil sie von gut ausgebildeten Buch- händlerinnen beraten werden. Falko Micklich, Geschäftsführer der Buch- handlung, erkennt aber auch ein bewuss- tes Kaufverhalten vor Ort.Wenige Tage vor dem Welttag des Bu- ches lohnt sich ein Blick in die Lichten- berger Buchhandlungen, die mit vielen Ideen und reichlich Service eine ange- nehme Alternative zu den anonymen Online-Buchhandlungen darstellen.
Doch die Zeiten sind hart für die Kiez- Händler. „Die Rahmenbedingungen für den stationären Buchhandel haben sich in den vergangenen zehn Jahren gravie- rend verändert“, sagt Falko Micklich.
„Auf der einen Seite haben wir mit Ama- zon ein starkes amerikanisches Online- Unternehmen, welches sich insbesonde- re im Bereich Buchvertrieb einen hohen Marktanteil gesichert hat.“ Dazu kämen ein von großen Buchhandelsketten „for- cierter Verdrängungswettbewerb“ sowie der zunehmende Direktvertrieb von Verlagen. Zudem tragen laut Micklich das E-book-Geschäft und der Buchver- trieb in sogenannten Nebenmärkten wie Kaufhäusern, Lebensmittelgeschäften oder Drogerien „auf Grund der Umsatz- verlagerung zu einer angespannten Situ- ation im klassischen Buchhandel“ bei.
Seit 1979 ist die Buchhandlung Peter- sohn eine Institution am Anton-Saef- kow-Platz. Vor fünf Jahren übergab Eckhard Petersohn seine Buchhandlung aus Altersgründen an seinen Nachfolger.
Seitdem leitet Frank Micklich mit seinem Team die Geschicke. Und hat gerade in den letzten Jahren viel investiert, um dem Trend entgegenzuwirken. So könne man im Onlineshop unter www.buch-
handlungpetersohn.de „einen gleichwer- tigen Service wie z.B. amazon bieten“.
Viele Kunden schätzen allerdings nach wie vor die angenehme Atmosphäre und das gut sortierte Buchangebot. Das brei- te Sortiment begeistert nicht nur die bis- herige Stammkundschaft, sondern auch viele junge Familien und Kinder. „Inso- fern ist sich das Team der Buchhandlung auch sicher, dass die Möglichkeit des Besuches in der Buchhandlung – auch als Form der Entschleunigung aus einer schnelllebigen Welt – auch in Zukunft Bestand haben wird“, sagt Micklich.
Alte gehen, neue kommen Um die Buchhandlung am Anton- Saefkow-Platz braucht man sich also keine Sorgen machen. An anderer Stelle im Bezirk hat jedoch ein alteingesessener Buchladen gerade seine Türen geschlos- sen. Seit 1932 gab es die Buchhandlung der Paulus-Gemeinde im Kaskel-Kiez.
Aus Altersgründen machte Betreiber Gerd Noe Ende März dicht. Doch der Laden in der Pfarrstraße 121 bleibt den Lichtenbergern erhalten, wird mit neu- em Leben und neuen Büchern gefüllt.
Vier Frauen möchten dort ab 5. Juni mit der Buchhandlung „Paul und Pau- la“ einen kulturellen Treffpunkt im Kiez schaffen. Die Kunden können sich dann nicht nur auf Kinderbücher und Belle- tristik, sondern auch auf regelmäßige Lesungen freuen.
Menschen für Bücher zu begeistern, das ist auch das Ziel des Welttag des Buches am 23. April. Neben den Biblio- theken nehmen auch zahlreiche Buch- handlungen aus Lichtenberg an diesem Aktionstag teil. (jk.)
Buchhändler trotzen der Online-Konkurrenz
Wer gerne liest, bestellt seine Bücher im Internet oder kauft sie vor Ort. Die kleinen Geschäfte in Lichtenberg setzen auf Service und Fachberatung. Zum Welttag des
Buches machen sie Lust aufs Lesen.
Gute Auswahl, freundliche Beratung von Jennifer Baßiner: Bei Petersohn am Fennpfuhl sind die Regale bis zur Decke gefüllt. BILDER: J. KOSTOW
BIBLIOTHEKEN LADEN ZUM WELTTAG DES BUCHES
Die Egon-Erwin-Kisch-Bibliothek (Frankfurter Allee 149, 10365 Berlin) lädt am 23. April um 19 Uhr zu einem musikalisch-literarischen Programm „Wenn ich zwei Vöglein wär…“ mit dem Kalliope-Team ein – eine Hommage an Joachim Ringelnatz zu dessen 80. Todestag.
Die Anton-Safkow-Bibliothek (Anton-Saefkow- Platz 14, 10369 Berlin) hat am 24. April um 19 Uhr Andreas Dresen und Hans Dieter Schütt zu Gast.
Die Bodo-Uhse-Bibliothek (Erich-Kurz-Straße 9, 10319 Berlin) hat am 24. April um 19.00 Uhr die Journalistin Jana Simon eingela- den. Sie liest aus ihrem Buch „Sei dennoch unverzagt: Gespräche mit meinen Großeltern
Christa und Gerhard Wolf“. Die Enkelin des berühmten Schriftstellerpaares hat zehn Jahre lang die Gespräche am Küchentisch aufgezeichnet.
In der Anna-Seghers-Bibliothek (Prerower Platz 2, 13051 Berlin) liest am 25. April um 19 Uhr die Schauspielerin Ursula Werner aus ihrer Biografie „Immer geht’s weiter“.
Der Welttag des Buches wird am 23. April als Feiertag für das Lesen, für Bücher und die Rechte der Autoren begangen. Mitglieder des Fördervereins Lichtenberger Bibliotheken e.V. wollen an diesem Tag Rosen an Besucher der Bibliotheken verschenken und werden gebrauchte Bücher verkaufen.
Bezirks-Wirtschaft 15
April 2014 | Bezirks-Journal
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n der unteren Etage des Einkaufs- zentrums „Center Am Tierpark“haben Graffitisprayer ihre Spuren hinterlassen. Die Scheiben eines frü- heren Fastfood-Restaurants sind zuge- hängt. Und im Caféhaus in der ersten Etage bedankt sich der einstige Inhaber mit einem Zettel an der verschlossenen Eingangstür bei seinen Kunden. Wenigs- tens hat man hier alles so gelassen, wie es vor Monaten vom Gastronomen über- geben wurde: Stühle, Tische und Tresen machen den Eindruck, als würde hier morgen wieder Eis verkauft und Kaffee ausgeschenkt werden – so wie in den guten Tagen des Einkaufszentrums. Elf Geschäfte sind derzeit in dem Shopping- Center gegenüber vom Tierpark unge- nutzt. Und das „Center Am Tierpark“
ist kein Einzelfall. Das Viktoria-Center am Ostkreuz, das Dolgensee-Center, das Hohenschönhauser Tor oder das Hansa- Center in Hohenschönhausen kämpfen mit dem gleichen Problemen: Leerstand.
Das „Center am Tierpark“ hat sei- ne besten Jahre hinter sich. Selbst ein Discount-Schuhhändler hat die Segel gestrichen. Die Volksbank hat ihre Fi- liale geschlossen und wenigstens einen Geldautomaten zurückgelassen. Wie es mit dem Einkaufszentrum weitergeht, ist offiziell nicht bekannt. Die für die Vermietung zuständige „Estama Real Estate“ lässt telefonische Anfragen eben- falls unbeantwortet. So kann man über die Gründe des Leerstandes nur speku- lieren. Auch das nur wenige Kilometer entfernte Dolgensee-Center soll ernst- hafte Schwierigkeiten haben. Vor Ort gähnende Leere in Form leerstehender Geschäfte. Eine bekannte Supermarkt- kette hält noch die Stellung – wie eine Shisha-Bar. Wer aufmerksam durch das Hohenschönhausener Tor am Weißense- er Weg läuft, macht ähnliche Beobach- tungen. Hier kam sogar eine Insolvenz des Betreibers dazu. Mittlerweile ist das Center in neuer Hand.
Nach Ansicht von Ralph Teuber, dem
neuen Centermanager des Allee-Centers an der Landsberger Allee, hängt der Erfolg kleinerer Einkaufszentren vom Standort ab. 50 Fachgeschäfte zählt sein Einkaufszentrum, das sich zudem als Treffpunkt für die Menschen im Kiez versteht. Auch das
Allee-Center muss sich immer wieder um neue Mieter be- mühen, hat hierfür aber einen eigenen Ver mietungsma- nager im Team, sodass kurzfristige Leerstände schnell ausgeglichen wer- den können. „Da-
mals wurde bei der Planung des Ein- kaufszentrums sehr genau abgewogen“, sagt Ralph Teuber. Vor allem die Stand- ortfrage war entscheidend. „Die Lage an der Landsberger Allee, die Straßenbahn vor der Tür und 300 kostenlose Pkw-
Stellplätze sind ein klarer Wettbewerbs- vorteil.“ Darüber hinaus konnte sich das Allee-Center auch gegen größere Einkaufszentren behaupten – darunter sind das Linden-Center und das Eastga- te in Marzahn, die wie das Allee-Center
von der ECE-Pro- jektmanagement GmbH betreut werden. „Unser Konzept funktio- niert seit 20 Jahren ausgesprochen gut, auch mit der grö- ßer gewordenen Konkurrenz im Umfeld“, sagt Ral- ph Teuber.
Bezirksbürgermeister und Wirtschafts- stadtrat Andreas Geisel (SPD) wundert sich nicht über den Leerstand in einigen Einkaufszentren. Er sagt, dass in den 1990er-Jahren mehr gebaut wurde, als der Markt vertragen konnte: „Die Ver-
kaufsflächen sind schneller gewachsen als die Kaufkraft“, räumt Geisel ein.
Der Bezirk versuche Einkaufszentren wie das „Center Am Tierpark“ zu schüt- zen, „in dem wir in der Umgebung keine weiteren großen Einzelhandelsprojekte mehr genehmigen“. So sieht es ein soge- nanntes Zentren- und Einzelhandelskon- zept vor. Es enthält Aussagen darüber, wo überhaupt noch Handel genehmigt werden darf und in welcher Dimension.
Doch mehr kann auch der Bezirk nicht tun. Der Erfolg steht und fällt mit den Kunden. Und auf die hat selbst ein Bür- germeister keinen Einfluss. „Ich möchte aber klar betonen, dass uns gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels die wohnortnahe Bevölkerung der Lichtenberger am Herzen liegt.“
Einen Neustart wird das für das Han- sa-Center geben, das 2009 mit REAL den wichtigsten Mieter verlor und seit- dem ein trostloser grauer Kasten ist. An- fang 2015 soll auf einer Fläche von 4.000 Quadratmetern ein EDEKA-Center er- öffnen, wie ein Unternehmenssprecher von EDEKA Minden-Hannover dem Bezirks-Journal auf Anfrage mitteilte.
EDEKA ist zugleich neuer Eigentümer.
EDEKA plant unter anderem eine neue, futuristische Fassade und will neben ei- nem eigenen XXL-Supermarkt weitere Fachmärkte ins Hansa-Center holen. Im Gespräch seien unter anderem Anbieter aus dem Textil- und Elektrofachhandel sowie eine Drogeriekette. In Zusam- menarbeit mit einem Berliner Projekt- entwickler soll der gesamte Standort revitalisiert werden. EDEKA-Unterneh- menssprecher Andreas Laubig sagt, dass gut 19,5 Millionen Euro ins Hansa-Cen- ter fließen. Während der Einzelhandel das Erdgeschoss nutzt, sollen die Ober- geschosse weiterhin für Sport- und Frei- zeiteinrichtungen zur Verfügung stehen.
Bürgermeister Andreas Geisel glaubt, dass die kleineren Einkaufszentren eventuell vom Zuzug neuer Lichtenber- ger profitieren. „Damit steigt auch die Kaufkraft langsam, sodass die Verkaufs- flächen nach und nach gefragt werden“, sagt der Politiker.
Shopping-Center zwischen Krise und Boom
Kleine Einkaufszentren haben mit Leerstand zu kämpfen. In einigen Regionen fehlt es schlichtweg an Kaufkraft.
Gut gelegen, schlecht angenommen: das Center Am Tierpark.
von Marcel Gäding
Im Victoria-Center stehen viele Läden leer. Das Hansa-Center (r.) hingegen hat einen neuen Eigentümer: EDEKA. BILDER: GÄDING/ FUN ARCHITEKTEN
Andreas Geisel (SPD), Bezirksbürger- meister und Wirtschaftsstadtrat
„Mit dem Zuzug
nach Lichtenberg
steigt die Kaufkraft.“
Bezirks-Kultur
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Bezirks-Journal | April 2014A
uf dem Johannes-Fest-Platz ist an diesem sonnigen Nachmittag viel los. Die Parkbänke sind bis auf den letzten Platz besetzt, die Kellner beim benachbarten Italiener haben alle Hände voll zu tun. Keine Frage, nach der Umgestaltung des Areals ist zwischen Ehrenfelsstraße und Treskowallee wie- der ein schöner, lebendiger Stadtplatz entstanden. Nur abends, wenn auch der letzte Gast seine Rechnung beim Itali- ener beglichen hat, kehrt eine teilweise gespenstige Ruhe ein. Vor zehn Jahren noch war das anders. Damals war der Platz zwar wenig ansehnlich, aber im Theater Karlshorst brannte noch Licht.Zuletzt wurden in dem direkt am Johan- nes-Fest-Platz liegenden Haus Operetten aufgeführt. Als der letzten Betreiberin schließlich das Geld ausging, fiel der letzte Vorhang. Seitdem hat Karlshorst eine Bühne ohne Publikum.
Das Theater Karlshorst ist ein Haus voller Geschichte. Es wurde erst in den 1940er-Jahren gebaut und bis in die 1960er-Jahre von der Sowjetarmee ge- nutzt. Wenn man so will, dann war das Haus der kulturelle Mittelpunkt des Orts- teils, der in der sowjetischen Besatzungs- zone stark russisch geprägt war. Der Geheimdienst KGB hatte in dem Viertel seinen Sitz, ranghohe Offiziere wohnten in den herrschaftlichen Häusern. Zur So- wjetischen Militäradministration konn- ten sie laufen. Das Theater war bei den Karlshorstern im Volksmund als Russen- Oper bekannt. Im Inneren brauchte das Haus den Vergleich mit großen Bühnen
nicht scheuen: Der Saal wurde von sam- troter Bestuhlung dominiert. Auf den Rängen und auf dem Parkett fanden 602 Zuschauer Platz. Nach dem Ab- zug der Russen wechselten die Betreiber mehrfach. Zuletzt wurden im Theater Karlshorst Operetten und Schwänke gezeigt. „Das weiße Rössl“ stand auf dem Programm, aber auch Kinderstücke mit dem bekannten Hermann van Veen.
Weil sich das Konzept aber auf Dauer nicht durchsetzte und rechnete, wurde der Theaterbetrieb 2007 eingestellt.
Die Howoge Wohnungsbaugesell- schaft ist Eigentümerin der Immobilie.
Sprecherin Annemarie Rosenfeld sagt, dass die Außenhülle des Komplexes so- wie des dazugehörigen Bürotraktes zwi- schen 2009 und 2011 denkmalgerecht sa- niert wurden. Parallel erfolgten Umbau und Erweiterung. Seitdem haben das ita- lienische Restaurant und die bezirkliche Musikschule eine Heimat gefunden. Das Theater selbst ist aber ungenutzt. „Die im Jahre 2011/ 2012 zusammen mit dem Bezirk Lichtenberg angestoßene Betrei- bersuche blieb trotz aller Bemühungen erfolglos“, teilt die Sprecherin auf Nach- frage mit. „Es stellte sich leider heraus, dass nicht nur eine gute Idee zum kos- tendeckenden Betrieb, sondern vor allem auch eine hohe Investitionssumme nötig ist, um das Theater überhaupt in einen nutzungsfähigen Zustand zu versetzen“, erklärt Annemarie Rosenfeld. Die Inves- titionssumme belaufe sich laut einer von der Howoge beauftragten Untersuchung auf mehrere Millionen Euro.
Der Bezirk hofft sehr, dass wieder Le- ben ins Theater einzieht. Wie Bezirks- bürgermeister Andreas Geisel (SPD) sagt, soll das Theater mit einem daneben liegenden Baugrundstück jetzt verkauft werden. Hierzu muss das Abgeordneten- haus noch seine Zustimmung erteilen, denn die Howoge ist ein landeseigenes Unternehmen. Einen Interessenten gibt es auch. „Wir unterstützen ein Konzept der öffentlichen Nutzung für Veranstal- tungen und Theateraufführungen“, sagt Geisel. (gäd.)
Bühne ohne Publikum
Im Theater Karlshorst wird sich so schnell kein Vorhang öffnen. Alle Bemühungen, einen Betreiber zu finden, schlugen bislang fehl.
Seit sieben Jahren ist das Theater Karlshorst ohne Betreiber. BILD: MARCEL GÄDING
Museum lädt zum Fest ein
Das Deutsch-Russische Museum erinnert mit einem Museumsfest an den sogenannten Tag der Befreiung: Am 8.
Mai können Besucher zwischen 12 Uhr Mittags und 1 Uhr nachts das Muse- umsgelände an der Zwieseler Straße besuchen, einen Blick in das Muse- umsgebäude werfen und um 22 Uhr im
„Kapitulationssaal“ dem traditionellen Toast auf den Frieden beiwohnen. An dem Ort unterzeichneten die Natio- nalsozialisten 1945 die Kapitulation.
Damit wurde das Ende des Zweiten Weltkrieges eingeläutet. Allerdings gilt das Jahr auch als Beginn des „Kalten Krieges“. Das Deutsch-Russische Mu- seum plant am 8. Mai auch ein buntes Programm. Weitere Informationen im Internet: www.museum-karlshorst.de
KARLSHORST
Fan-Sets zum Start von Spider-Man
Ab Gründonnerstag, 17. April, können Fans von Spider-Man ihren Superhel- den bei seinem nächsten Abenteuer wie- der auf der Leinwand bewundern. Sich zwischen Wolkenkratzern hin und her zu schwingen, ist für Peter Parker das Größte. Er genießt es, ein Held zu sein und Zeit mit Gwen zu verbringen. Doch Spider-Man zu sein, hat auch seinen Preis: Nur er kann seine Mitbürger vor den furchteinflößenden Bösewichten schützen, die die Stadt bedrohen... Für diejenigen, die nicht abwarten können, gibt es bereits am Mittwoch, 16. April, um 20.10 Uhr eine Preview-Vorstellung im CineMotion in der Wartenberger Straße 174. Außerdem vergibt das Bezirks-Journal zum Kinostart von „The Amazing Spider-Man 2“ drei Fan-Sets mit je einem Sportbeutel und einem coolen Notizbuch. Senden Sie uns eine E-Mail mit Ihrer Rufnummer und Betreff „Spider-Man“ an gewinnspiel@
bezirks-journal.de Die Gewinner wer- den benachrichtigt. Einsendeschluss:
9. Mai. Rechtsweg: ausgeschlossen.
GEWINNSPIEL
Kunstmeile im Weitlingkiez
Vom 3. Mai bis 14. Juni verwandeln sich die Läden und Cafés rund um die Weitlingstraße wieder in Galerien. Bei der 3. Kunstmeile werden in den Schau- fenstern und Räumlichkeiten der Ge- schäfte zahlreiche Kunstwerke aus dem Kiez präsentiert. Sie ist eine Initiative von Anwohnern, Kunstschaffenden, Gewerbetreibenden, Schulen und Verei- nen des Weitlingkiezes in Lichtenberg.
Künstler, egal ob Laien oder Profis, können sich mit ihren Werken an der Kunstmeile beteiligen. Anmeldungen an: kunstmeile@gmx.info