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Norbert Scholl. Die großen Themen des christlichen Glaubens

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Academic year: 2022

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wbg (26257) p. 3 / 31.10.2013

Norbert Scholl

Die großen Themen

des christlichen Glaubens

(3)

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung

durch elektronische Systeme.

2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage 2013

© 2013 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder

der WBG ermöglicht.

Satz: SatzWeise, Föhren Einbandgestaltung: Peter Lohse, Heppenheim Einbandabbildung: 3 Kreuze am Hügel bei Sonnenuntergang

© styleuneed – Fotolia.com

Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany

Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-534-26257-1

Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:

eBook (PDF): 978-3-534-73791-8 eBook (epub): 978-3-534-73792-5

(4)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur zweiten Auflage . . . 11

Zur Einführung . . . 12

I. Glauben – wie geht das? . . . 13

1. Gestalten des Glaubens . . . 13

a) Verschiedene Arten von „glauben“ . . . 13

b) Das biblische Verständnis von „glauben“ . . . 14

c) „glauben“ in indogermanischen Sprachen . . . 14

2. Ich glaube . . . 15

3. Wir glauben . . . 17

4. Glaube und Vernunft . . . 18

5. Glaube und Zweifel . . . 19

6. Glaube und Unglaube . . . 20

7. Das bleibende „Vielleicht …“ . . . 22

II. Die Welt als Schöpfung Gottes? . . . 24

1. Ein konfliktreiches Feld: Kirche und Naturwissenschaften . . . 24

a) Kopernikus und die Folgen . . . 24

b) Grundsätzliche Aspekte für das Verhältnis von Naturwissenschaft und Theologie . . . 26

2. „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde …“: Die Bibel und die Entstehung der Welt . . . 28

a) Der jüngere Schöpfungstext . . . 29

b) Der ältere Schöpfungstext . . . 30

c) Theologie der Schöpfung . . . 31

3. Geheimnis Mensch: Zufall oder „planvolle Freiheit“? . . . 33

a) Die Anfänge . . . 33

b) Das Leben . . . 35

c) Der Mensch . . . 36

III. Die Frage nach Gott . . . 47

1. Ein Blick in die Religionsgeschichte . . . 47

a) Archaische Formen von „Religion“ . . . 47

b) „Gott“ als Tremendum und Fascinosum . . . 48

c) Der Mensch – „unheilbar religiös“ . . . 48

(5)

2. Kann man die Existenz Gottes beweisen? . . . 49

a) Anselm von Canterbury (1033–1109) . . . 49

b) Thomas von Aquin (1215–1274) . . . 51

c) Immanuel Kant (1724–1804) . . . 51

d) Würdigung und Kritik der „Gottesbeweise“ . . . 52

3. „Gotteskrise“ in den westlichen Industrienationen . . . 52

a) Vielfältige Ursachen . . . 53

b) Umfrageergebnisse . . . 58

c) „Stellvertretung des abwesenden Gottes“ . . . 62

4. „Gott“ in einigen der großen Weltreligionen . . . 65

a) Buddhismus . . . 65

b) Hinduismus . . . 67

c) Islam . . . 67

5. Gott – der Angerufene . . . 70

IV. „Unser Gott ist ein Nomade“ – Gotteserfahrungen im Alten Israel . . . 72

1. Die Vielfalt der Erfahrungen . . . 72

2. Der lange Weg zum Monotheismus . . . 74

3. Jahwe – der Einzige und Einsame . . . 76

4. „Einen Bund habe ich geschlossen“ . . . 77

5. Die Propheten . . . 80

6. Gewalt und Gewaltkritik . . . 82

V. Wie glaubwürdig ist die Bibel? . . . 86

1. Das Alte Testament . . . 89

a) Ein langer Entstehungsprozess . . . 89

b) Ein „Kanon“ für die Christen . . . 89

c) Die Tora . . . 90

2. Das Neue Testament . . . 91

a) Die Evangelien . . . 91

b) Die Apostelgeschichte . . . 95

c) Die Briefe . . . 96

d) Die Offenbarung des Johannes . . . 97

3. Die Bibel: „Offenbarung“ oder Menschenwort? . . . 97

4. Welche Bibelübersetzung kaufen? . . . 99

5. Wie man die Bibel heute richtig lesen und verstehen kann . . . 101

a) historisch-kritisch . . . 101

b) kanonisch . . . 103

c) psychologisch . . . 104

d) meditativ . . . 105

e) im Zusammenspiel von Elementen verschiedener Ansätze . . . 105

6 Inhalt

(6)

wbg (26257) p. 7 / 31.10.2013

VI. Was wir über Jesus wissen . . . 107

1. Israel zur Zeitenwende . . . 107

a) Die politische Situation . . . 107

b) Die sozialen Verhältnisse . . . 108

c) Religiöse Gruppierungen . . . 109

2. Die Vorgeschichte . . . 112

a) Die „Kindheitsevangelien“ . . . 112

b) „Menschwerdung Gottes“ . . . 116

c) „Empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau“? . . . 119

3. Das öffentliche Wirken . . . 120

a) Die gesellschaftliche und politische Situation in Nazaret . . . 120

b) Taufe durch Johannes . . . 121

c) Die Botschaft . . . 123

d) Hat Jesus Wunder gewirkt? . . . 132

4. Leiden und Tod . . . 136

5. „Auferweckt von den Toten“ . . . 139

a) Osterbekenntnisse . . . 140

b) Ostererzählungen . . . 141

c) Die Frage nach der Historizität des Geschehens . . . 142

d) War das Grab leer? . . . 146

VII. Die Kirche des Anfangs . . . 149

1. Israel und die Kirche . . . 149

2. Gemeindeleben . . . 152

3. Von Kulthandlungen wollte die Urkirche nichts wissen . . . 154

a) Taufe . . . 156

b) Herrenmahl . . . 157

c) Versöhnung . . . 159

d) Leitungsdienst . . . 160

e) Petrus – der erste Papst? . . . 160

f) Diakonie . . . 162

VIII. Ein Gott in drei Personen? . . . 164

1. Vom verkündigenden Jesus zum verkündigten Christus . . . 164

a) Die „christologische Karriere“ des Jesus von Nazaret . . . 164

b) Hellenisierung des Christentums? . . . 171

c) Aufgaben heutiger Christologie . . . 175

d) „Erlösung“ . . . 177

2. Der Geist Gottes . . . 181

a) Gottes Geist im Alten und Neuen Testament . . . 181

b) Von der Erfahrung des Gottesgeistes zur Lehre vom Heiligen Geist als göttlicher Person . . . 184

Inhalt 7

(7)

3. Der drei-eine Gott . . . 186

a) Die Symbolik der Dreizahl . . . 186

b) Biblische Grundlagen? . . . 187

c) Ein problematischer Übergang . . . 188

d) „Person“ und „Wesen“ . . . 189

e) Vorschläge für neue Sprachregelungen . . . 191

IX. Kirchengeschichte: Eine „Kriminalgeschichte“? . . . 195

1. Kaiser Konstantin – Heil oder Unheil für die Kirche? . . . 195

2. Finsteres Mittelalter? . . . 198

3. Die Reformation . . . 199

4. Die Neuzeit . . . 199

5. Das zwanzigste Jahrhundert . . . 203

6. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) . . . 206

7. Ende einer Kirchenepoche? . . . 208

X. Kirche heute – Skandal oder Heilszeichen? . . . 211

1. Kirche – wozu? . . . 212

2. Fragwürdige Strukturen . . . 217

a) Das kirchliche Amt . . . 221

b) Orden und ordensähnliche Gemeinschaften . . . 235

c) Die „Laien“ . . . 238

3. Sind Dogmen noch zeitgemäß? . . . 241

a) Glaubensbekenntnis . . . 241

b) Glaubenssätze . . . 244

4. Spiritualität und Gebet . . . 247

a) Elemente christlicher Spiritualität . . . 247

b) Gebet . . . 251

5. Sakramente und Symbole . . . 256

a) Symbole . . . 256

b) Sakramente im Volk Israel . . . 256

c) Historische Entwicklungslinien der christlichen Sakramente . . . . 258

6. Taufe und Eucharistie . . . 261

a) Taufe . . . 261

b) Eucharistie . . . 264

7. Firmung und Konfirmation . . . 274

a) Ursprünge und Bedeutung . . . 274

b) Firmung . . . 275

c) Konfirmation . . . 276

8. Schuld und Rechtfertigung . . . 277

a) Gibt es überhaupt Schuldige? . . . 277

b) Sind Adam und Eva an allem schuld? . . . 280

c) Sich entschuldigen oder um Entschuldigung bitten? . . . 282

8 Inhalt

(8)

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d) Kann die Kirche Schuld vergeben? . . . 284

e) Die Rechtfertigung des Sünders . . . 285

9. Engel und Teufel . . . 287

a) Engel . . . 287

b) Teufel . . . 288

10. Ehe und Familie . . . 290

a) Wandel im Eheverständnis . . . 290

b) Was haben die Kirchen mit der Ehe zu tun? . . . 292

c) Homosexualität und „eingetragene Lebenspartnerschaften“ . . . . 297

d) Alleinerziehende Mütter und Väter . . . 301

e) Pränatale Diagnostik . . . 304

11. Krankheit und Leiden . . . 308

a) Strafe oder Auserwählung Gottes? . . . 308

b) Die Solidarität Gottes mit dem Leid der Menschen . . . 310

c) Ist Organspende Christenpflicht? . . . 312

12. Die Heiligen . . . 314

a) Heilige . . . 314

b) Maria . . . 315

XI. Auf dem Weg zur Ökumene . . . 318

1. Ökumene der christlichen Kirchen . . . 318

2. Ökumene der Weltreligionen . . . 323

a) Mission . . . 323

b) Neue Akzente im Heilsverständnis . . . 324

c) Vielzahl der Religionen . . . 326

XII. Ewiges Leben? . . . 331

1. In Würde sterben . . . 331

2. Einblicke ins Jenseits? . . . 333

3. Die Schwierigkeit der Rede von den „Letzten Dingen“ . . . 336

4. Der Glaube an die Auferweckung der Toten . . . 337

5. Das große Gericht . . . 339

6. Fegefeuer und Hölle . . . 341

7. Können Christen an die Reinkarnation glauben? . . . 343

8. Ein neuer Himmel und eine neue Erde . . . 344

Schlusswort . . . 347

Anmerkungen . . . 348

Inhalt 9

(9)

Vorwort zur zweiten Auflage

Nach wie vor stoßen die großen Themen des christlichen Glaubens auf Interesse. Sonst wäre wohl eine zweite Auflage nicht erforderlich geworden. Aber es haben sich neue Fragen zu den alten hinzugesellt. Darum erscheint eine erhebliche Erweiterung des Buches als sinnvoll.

Dem Ganzen wurde ein eigenes Kapitel über Gestalten und Formen des Glaubens vorangestellt. Die weiteren Kapitel wurden zum Teil erweitert oder ergänzt. Das betrifft vor allem die Ausführungen über die Frage nach Gott, über die Auferweckung Jesu und über ethische Probleme im Hinblick auf Familie, Homosexualität, pränatale Diagnos- tik und Organtransplantation.

Ich danke der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft und insbesondere der Lektorin Cana Nurtsch für die freundliche Förderung und für manche hilfreiche Anregungen.

Im Juni 2013 Norbert Scholl

(10)

wbg (26257) p. 12 / 31.10.2013

Zur Einführung

Fundament aller Theologie ist die jüdisch-christliche Glaubenstradition. „Einen ande- ren Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus“ (1 Kor 3,11). Auf diesem Boden haben die Theologen im Laufe der Jahrhunderte ein gewaltiges Gebäude errichtet. Stein um Stein haben sie hinzugefügt. Immer neue Räume wurden dem Gebäude angegliedert. Denn es ist uralte kirchliche Auffassung, dass es einen theo- logischen Fortschritt gibt. Das gilt für die Kirche insgesamt und für den einzelnen Gläubigen.

Doch was früheren Generationen als Fortschritt galt, wirkt heute nicht selten über- holt. Der Zahn der Zeit hat am Gemäuer genagt. Manches ist morsch geworden.

Einiges droht einzustürzen. Man hatte die Tragfähigkeit überschätzt. Obendrein sind einige Räume mit Mobiliar einer längst vergangenen Zeit ausgestattet, haben Staub angesetzt und sind mit Firnis überzogen.

Darum arbeiten viele Theologen an der Renovierung. Sie haben dafür genauere Messinstrumente zur Verfügung und wenden neue Methoden an. Auch besitzen sie häufig bessere und solidere Materialien.

Das vorliegende Kompendium der großen Fragen des christlichen Glaubens möch- te interessierte und aufgeschlossene Leserinnen und Leser durch das mächtige und Gebäude der Theologie führen, wie es sich zu Beginn des dritten Jahrtausends darstellt.

Bei diesem Rundgang können nur die wichtigsten der vielen Räume besichtigt werden.

Und auch die nicht in allen Einzelheiten. Bei manchen von ihnen lässt sich leicht erkennen, dass sie dringend renovierungsbedürftig sind. Andere wird der Besucher, der vielleicht früher einmal Bilder davon gesehen hat, kaum wieder erkennen, so sehr haben sie sich verändert. Einige werden die Prachtgemächer des ihnen aus Kindheits- tagen vertrauten „Hauses voll Glorie“ vermissen. Aber es wird auch viele Menschen geben, die den Umbau schon lange herbeigesehnt haben und die sich nun freuen wer- den über das, was schon erreicht wurde. Einiges in dem alten Gebäude wird ihnen erstaunlich modern vorkommen. Große Fenster lassen viel Licht herein. Die Räume sind gut gelüftet. Die hier und da angebrachten Erklärungen sind in verständlicher Sprache abgefasst. Einige vermoderte Wände wurden durch tragfähige, solide Kons- truktionen ersetzt. Kurz: Die Besucher werden ein Haus vorfinden, in dem es sich (wieder) wohnen lässt. In dem man sich (wieder) wohl fühlen kann.

Ich lade Sie ein, sich nun selbst ein Urteil zu bilden

Norbert Scholl

(11)

I. Glauben – wie geht das?

1. Gestalten des Glaubens a) Verschiedene Arten von „glauben“

Im heutigen Sprachgebrauch begegnet „glauben“ in verschiedener Bedeutung:

Ich glaubeetwas(… dass das Wetter heute schön bleibt).

Ich glaubejemandem etwas(… auch wenn für mich die Sache selbst nicht nach- prüfbar ist).

Ich glaubedir(… die Sache steht nicht zur Debatte, weil du für mich eine glaub- und vertrauenswürdige Person bist).

Ich glaubean dich(… es geht überhaupt nicht mehr um eine Sache, auch nicht um die Glaubwürdigkeit einer Person, sondern allein um die Person selbst, um das angesprochene „Du“).

Das christliche Glaubensbekenntnis beginnt: „Ich glaube an Gott“. Das bedeutet: Es geht nicht primär um irgendeine „Sache“ oder um (Glaubens-)Wahrheiten. Vielmehr wird mit dieser Form des Bekennens ein personaler Bezug eröffnet, eine Ich-Du-Bezie- hung. „Ich glaubean…“ drückt eine Haltung, eine Einstellung, eine Gesinnung und Entscheidung aus. „Ich glaube an dich“ gehört einem anderen Sprachspiel an als „ich glaubeetwas“ oder auch „ich glaubediretwas“. Der Satz „Ich glaubean…“ bringt zum Ausdruck, dass es primär um einen Person-Bezug geht und erst sekundär um Inhalte, um ein „etwas“.

Das Bekenntnis „Ich glaubeanGott“ besagt: Beim Sprechenden ist eine personale Entscheidung vorausgegangen. Er hat eine für ihn bedeutsame Erfahrung gemacht. Er ist zu einer ihn ganz persönlich betreffenden und betroffen machenden Einsicht ge- langt. Dieses Widerfahrnis hat eine Beziehung zu einem Du aufkommen lassen, das ihm nun als unbedingt und unumstößlich glaub-würdigerscheint, für das er sich mit seinem ganzen Lebensentwurf entschieden hat, das ihn zu einer tiefen inneren Sicher- heit aufgrund persönlichen Vertrauens und Zutrauens führte. Dieser Glaube ist nicht Ausdruck mangelnden Wissens oder unzureichend begründbarer Annahmen. „Glau- be“ besagt hier unbeirrbare Festigkeit der Zustimmung. Er nährt sich aus dem unbe- dingten Ja zu einer Person, auf die ich mich ganz und gar verlassen kann und der ich rückhaltlos vertraue.

Der Glaube liegt so als eigene und einzigartige Verhaltensweise des Menschen gleichsam am Schnittpunkt von Wissen und Wollen. Er liegt näher bei der personalen, existentiellen Entscheidung als beim bloßen verstandesmäßigen „Für-wahr-halten“

einer vorgelegten (Glaubens-)Lehre.

(12)

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b) Das biblische Verständnis von „glauben“

In diesem Zusammenhang kann es hilfreich sein, sich an das zu erinnern, was die jüdisch-christliche Tradition unter „glauben“ versteht.

DasAlte Testament kennt eine größere Anzahl von Wörtern und Wortstämmen, die jeweils Teilaspekte dessen wiedergeben, was mit „glauben“ gemeint ist:amán(fest, sicher),batáh(trauen),qiwwáh(hoffen),hikkáh(harren),hasáh(sich bergen). Für den Einzelnen wie für das gesamte Volk gilt, dass Glaube die Existenzform des an Jahwe gebundenen Menschen meint. Es geht nicht um die Annahme von bestimmten Glau- benssätzen, nicht einmal um formale Zustimmung zu einem bestimmten Gottesbild, sondern um Antwort auf den sich in der Geschichte mitteilenden Gott: „Abraham glaubte dem (Wort des) Herrn, und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit an“ (Gen 15,6). Glaube ist Zutritt und Bleiben in einem Raum gottgewirkter Zuversicht: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“ (Jes 7,9). Darin findet der Mensch einen festen Stand, um sein Leben hoffend und vertrauend in die Hand zu nehmen. Es ist ein Sich-Bergen in Jahwe, bei dem der Mensch aber nicht aus seiner eigenen Verantwortung entlassen wird. Glaube wird zur Ermöglichung menschlicher Existenz überhaupt.

Auch imJudentumbedeutet „glauben“ nicht mehr und nicht weniger als Vertrauen auf Gott, und es ist unabhängig von Glaubensinhalten oder Dogmen. Glaube bezieht sich als umfassendes Programm auf alle Bereiche des Lebens (Politik, Kultur, soziale und ethische Werte, Gottesdienst).1In diesem weit gefassten Verständnis des Glaubens liegen allerdings Gefahren, die offenkundig werden, wenn es um die Anwendung und Durchsetzung bestimmter Glaubensfragen in Staat und Gesellschaft geht. Hier stoßen nicht selten Interessengegensätze und Interpretationsfragen aufeinander, die zu hefti- gen Auseinandersetzungen und Verwerfungen führen können und deren Durchsetzung sich schließlich daran entscheidet, wer über die nötigen Machtmittel verfügt. Manche Vorgänge im heutigen Staat Israel zeigen das.

Das Glaubensverständnis imNeuen Testamentliegt genau auf der vom Alten Tes- tament vorgezeichneten Linie. Glaube ist die umfassende und grundlegende Antwort des Menschen auf das Heilshandeln Gottes, wie es nun vor allem im Wort und in der Tat Jesu erfahrbar und durch die Evangelien weitererzählt wird.

c) „glauben“ in indogermanischen Sprachen

Nicht uninteressant ist ein Blick in die Sprachwissenschaft. Die deutsche Sprache um- fasst mit dem einen Verbum „glauben“ zwei sehr unterschiedliche Bewusstseinszustän- de. Der Komiker Otto Waalkes hat sie treffend aufgespießt im Bonmot: „Ich habe eine Glaubenskrise; ich glaube, ich muss noch einen trinken.“ Im Griechischen, Lateini- schen und Englischen unterscheidet man zwischen pístis und dóxa, fides und opinio bzw. zwischen faith und belief. Die Ausdrücke pístis/fides/faith bezeichnen im Unter- schied zu dóxa/opinio/belief in der Regel keine Vorstufen des Wissens, sondern eine subjektive Haltung gegenüber dem Geglaubten, die man am Besten als Vertrauen oder Sich-darauf-Verlassen beschreibt.2

Etymologisch sind das deutsche Wort „glauben“ und das englische „to believe“

14 Glauben

(13)

(dieses mit anderer Vorsilbe: be- statt g-) zurückzuführen auf das germanische ga-laubjan„für lieb halten, gutheißen“. Beide Verben gehören damit zu der weit ver- zweigten Wortgruppe von„lieb“. Schon bei den noch nicht christianisierten Germanen bezog sich „glauben“ also auf das freundschaftliche Vertrauen eines Menschen zur Gottheit. Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt: Auch das deutsche Wort „loben“ ge- hört in diese Wortgruppe.

In der lateinischen Sprache wird für „glauben“ das Wort „credere“ verwendet, das wahrscheinlich abgeleitet ist von „cor dare“ (= das Herz geben). Im griechischen „pis- teuein“ schließlich steckt das indogermanische „pasto“ (= fest). „Glauben“ hat hier die ursprüngliche Bedeutung „(sich) fest machen“.

Addiert man die Bedeutungsvarianten aller drei Sprachen zusammen, so ergeben sich interessante und aufschlussreiche Hinweise für das, was mit „Glauben“ gemeint ist: Wer glaubt, dergibt sein Herzan etwas, das erfür liebenswert hältund zu dem er deshalbfestund treu steht.3

2. Ichglaube

Wer oder was ist eigentlich dieses „Ich“, das da von seinem Glauben spricht? Ist es die

„Seele“, die sich der menschlichen Sprachorgane als Werkzeug bedient? Ist es der

„Geist“, der sich hörbar Ausdruck verschafft? Ist das „Ich“ der ganze Mensch – Leib, Geist und Seele? Wie kommt das Ich-Bewusstsein überhaupt zustande?

Verschiedene Antwortversuche sind im Laufe der menschlichen Geistesgeschichte auf die Frage nach dem Ich gegeben worden4:

Das Ich ist Ausdruck des Bewusstseins seiner selbst:ichzweifle,ichdenke,ichent- scheide,ichhandle – und ich bin mir dessen bewusst.

Das seiner selbst bewusste Ich erkennt sich als bezogen auf anderes, vor allem auf ein menschliches, aber auch auf ein transzendentes, jenseitiges Du. Der Mensch wird am Du zum Ich (Martin Buber). Der Mensch ist eine „offene Person“, ein dialogisches Wesen.

Das menschliche Ich ist nicht plötzlich von einem Augenblick auf den anderen dagewesen. Es hat sich vielmehr in einem „sehr allmählichen Übergang“ aus dem Stadium des unbewussten Existierens (Embryo, Kleinkind) zum seiner selbst be- wussten Ich entwickelt. Der Mensch ist Person-in-Evolution, Person-im-Werden.

Das Ich ist nicht „Herr im eigenen Haus“ (Sigmund Freud). Es ist bestimmten Ansprüchen und Anforderungen aus seinem Inneren, aus dem Unterbewusstsein („Es“), und von außen („Über-Ich“) ausgesetzt. Diese muss es miteinander ver- söhnen und in Einklang zu bringen suchen („Was ‚Es‘ ist, soll ‚Ich‘ werden“).

Im Bekenntnis des Glaubens schwingen alle diese Aspekte mit.

„Ich“ spreche ein bewusstes Ja zu den darin niedergelegten Glaubensaussagen.

Mein Verstand hat das aufgenommen und kritisch geprüft, was „ich“ im Bekennt- nis als Glaubensinhalte benenne. „Ich“ allein bin verantwortlich für meine mit vollem Bewusstsein gesprochenen Aussagen.

Ichglaube 15

(14)

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„Ich“ bekenne meinen Glauben nicht nur für mich selbst im stillen Kämmerlein, sondern auch in der Öffentlichkeit. „Ich“ lege damit Zeugnis ab vor anderen Men- schen und für andere Menschen, die diese Worte hören und die so zur Stellung- nahme herausgefordert werden. Sie können sich dem An-Spruch meines Bekennt- nisses öffnen oder verschließen. Sie können meine gläubig-bekennenden Worte überhören oder ignorieren, kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen oder brüsk ab- lehnen, nachdenklich erwägen oder freudig annehmen.

„Ich“ bekenne meinen Glauben aber auch vor Gott. „Ich“ bezeuge antwortend meine Dankbarkeit für das in der Geschichte auf vielfache Weise ergangene und erfahrbar gewordene Gotteswort. „Ich“ bekunde mein Verwundern und Staunen über die machtvolle Schöpfungstat Gottes, über seine Zuwendung zu den Men- schen in Jesus von Nazaret, über das heilbringende Wirken des Gottesgeistes in Zeit und Welt.

„Ich“ lebe in der langen Tradition des allmählichen Erwachens von Religion. „Ich“

weiß mich verbunden mit den Uranfängen der Menschheit, in denen geschaffene Wesen tastend suchend und dunkel ahnend in ihren Bestattungsriten zum Ausdruck brachten, dass ihre Hoffnungen über das irdische Leben hinausreichen. „Ich“ weiß mich wegen der allmählichen Entwicklung des Menschen aus dem Tierreich, ja aus der materiellen Welt überhaupt, verbunden mit allen Geschöpfen dieser Welt. Da- rum kann und darf „ich“ mich nicht zum absoluten Herrscher über Tiere und Pflan- zen, über Rohstoffe und Ressourcen, über Wasser und Ackerboden aufspielen und sie nach Gutdünken ausbeuten und zerstören. Wenn „ich“ vor Gott und Menschen meinen Glauben an Gott, den „Schöpfer des Himmels und der Erde“, bezeuge, kann

„ich“ mir nicht absolute Verfügungsgewalt über „Himmel und Erde“ anmaßen.

„Ich“ bin in meiner inneren Freiheit und Selbstbestimmung eingeschränkt und ständig gefährdet. „Ich“ weiß darum, dass Glaube und religiöse Erfahrung auch unbewusste Voraussetzungen haben und dass deswegen in die Äußerungen des Glaubens neurotische Störungen und Ängste, irrationale Wünsche und Strebun- gen, Elternbindung und Kindheitsfixierungen, psychodynamische Mechanismen und Gewohnheiten einfließen können, die gar nicht immer sofort als solche zu erkennen sind.

Weil das Ich des Menschen ein derart komplexes und vielschichtiges Gebilde darstellt, ist zu erwarten, dass die unterschiedlichen Komponenten nicht immer im richtigen Verhältnis auszubalancieren sind. Es kann und wird vorkommen, dass der eine oder andere Aspekt entweder ständig dominiert oder zumindest in gewissen Situationen, zu bestimmten Zeiten, bei gegebenen Anlässen die Oberhand gewinnt. Das geschieht nicht nur aufgrund der individuellen Verfassung des einzelnen, sondern auch aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gesellschaftsschicht, zu einem Beruf oder in Abhängigkeit von einer modischen Zeitströmung. Meine Erlebnisse und Erfahrungen, meine gewordene und gewachsene Persönlichkeit fließen, ob ich es will oder nicht, in meine bewusste Auseinandersetzung mit dem Glauben ein. Das mag ich begrüßen oder bedauern. Es bleibt eine Tatsache.

Das Glaubensbekenntnis der Kirche ist immer und überallmeinhöchst individu- elles, ureigenes, durchmeinIch begrenztes und eingefärbtes Bekenntnis.

16 Glauben

(15)

3. Wirglauben

Das Apostolische Glaubensbekenntnis war ursprünglich ein Bekenntnis, das der Neu- getaufte abzulegen hatte. Daher erklärt sich die Singular-Form „Ich glaube“. Das Nicaeno-konstantinopolitanische Bekenntnis hat zwar auch seinen Ursprung in einem Taufbekenntnis, es wurde aber in der uns heute vorliegenden Form im Wesentlichen auf dem sogenannten Zweiten Ökumenischen Konzil von Konstantinopel (381) ver- abschiedet. Dieses Konzil hatte es sich zur Aufgabe gestellt, die Glaubenseinheit nach den Wirren des Arianismus wiederherzustellen und den christlichen Glauben gegen- über erneut aufkommenden Irrlehren abzugrenzen, zu „definieren“ (lat. finis = Ende, Grenze). Das Bekenntnis diente also der Festigung der Einheit nach innen und der Abgrenzung nach außen. In einer solchen Situation sind nicht der Einzelne und sein Glaube gefragt, sondern der Glaube aller. Dazu erscheinen „Wir-Gefühl“ und Zusam- menschluss erforderlich.

Wer als einzelner sagt: „Wirglauben“, bekundet seine Zugehörigkeit zu einer Glau- bensgemeinschaft. Er bekennt nicht zuerst seine persönliche Glaubensüberzeugung, sondern die Überzeugung einer Gruppe, der er sich angeschlossen und deren Glauben er sich zu Eigen gemacht hat.

„Wirglauben“ – das kann dem Einzelnen Mut machen: Du bist nicht allein. Viele teilen deine Überzeugung. Sie werden dich stützen, wenn du zu wanken oder zu fallen drohst. Sie werden sich um dich kümmern, wenn du in Anfechtungen ge- rätst. Sie werden dich durch Zweifel und Unsicherheiten hindurchtragen. Hab da- rum keine Angst!

„Wirglauben“ – das kann den Einzelnen aber auch in Gewissensqualen stürzen, wenn er glaubt, dieses Bekenntnis nicht mehr aus Überzeugung mitsprechen zu können, es aber gleichzeitig nicht wagt, seinen inneren Konflikt innerhalb dieser Glaubensgemeinschaft aufzudecken: Was werden die anderen sagen? Werden sie mich verstehen? Oder werden sie mich als Zweifler oder gar als Abtrünnigen ab- stempeln?

Vor allem aber ist das „Wir“-Bekenntnis an Außenstehende gerichtet. Es kann besagen:

„Wir (Christen, Katholiken, Protestanten …) glauben“ – alle sollen hören, mit wem sie es zu tun haben. Wir haben uns nicht zu verstecken. Wir halten mit unserer Überzeugung nicht hinter dem Berge, sondern legen offen, was uns um- treibt, was uns wichtig ist. Ihr könnt uns daran messen. Ihr könnt nachprüfen, ob wir das, was wir sagen, auch tun. Wir stellen unser Licht nicht unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit es alle sehen und sich daran orientieren können, wenn sie es wollen. Wir laden euch ein zum fairen Dialog und, wenn es sein muss, auch zum Streitgespräch.

„Wir(Christen, Katholiken, Protestanten …) glauben“ – wir haben eine Überzeu- gung, aber wir sind lernbereit. Wir wissen, dass unser Glaube gewachsen ist. Wir wissen auch, dass wir noch tiefer in diesen Glauben eindringen müssen. Wir haben das Geheimnis unseres Glaubens, der uns als Gabe und Aufgabe geschenkt ist, noch nicht ausgeschöpft. Wir sind noch immer unterwegs zur „Tiefe des Reich- tums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes“ (Röm 11,33). Wir laden euch ein,

Wirglauben 17

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