Umgestaltung Lippe
Landschaftsagentur+
Bahnhof Haltern
Pädagogisches Konzept
Richt Bahn Selm
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S Bahn
Richt Selm Bahn
L b
Projektbüro 2Stromland Haus Vogelsang
Vogelsangweg 21–23 45711 Datteln Tel. 02363/3905-440 www.2Stromland.de
Herausgeber: Regionale 2016 Agentur GmbH Projektträger: Arbeitskreis 2Stromland Autor: Büro Stein + Schultz
Redaktion: Satzbildner, Miriam Moser
Gestaltung und Satz: Landinsicht, Anke Schmidt, Eva Kraskes
EXPERIMENTIERRAUM FÜR DIE LANDSCHAFT DER ZUKUNFT
Ausgezeichnetes Projekt UN-Dekade Biologische Vielfalt
2018
Der landschaftliche Wandel ist ein komplexer Prozess. Gerade im westlichen Münsterland wächst die Konkurrenz um die Fläche stetig: Neue Hochwas- serschutz-Richtlinien, intensive Landwirtschaft, Naherholung – die Anfor- derungen unterliegen einem ständigen Wandel, überlagern sich, und eine Landschaft der Zukunft muss ihnen sinnvoll gerecht werden. Es gilt, wie in einem Mobile, unterschiedliche Elemente in Balance zu halten: Lebensmittel und Energie zu produzieren, Trinkwasser zu gewinnen, Flora und Fauna zu schützen, Biotope neu zu schaffen etc. Diesen Herausforderungen stellt sich das 2Stromland.
Das 2Stromland ist ein abwechslungsreicher Landschaftsraum zwischen den Städten Haltern am See, Olfen, Datteln und Oer-Erkenschwick sowie den Re- gionen Ruhrgebiet und Münsterland. Namengebend sind die Flüsse Lippe und Stever, deren Flussauen das Bild prägen. Dazwischen wechseln sich Stau- seen, Siedlungen, Heide, Wälder, Felder und Äcker ab. Das 2Stromland ist auch ein Konzept, das diesem Grenz- und Zwischenraum eine Identität gibt. Ideen- geber und Umsetzer sind die o. g. Städte, die Gelsenwasser AG, der Lippever- band, die RAG Montan Immobilien GmbH sowie die Quarzwerke GmbH. Alle teilen die Auffassung, dass eine zukunftsfähige Landschaft ökonomisch trag- fähig, ökologisch nachhaltig und für die Menschen erlebbar sein muss.
Schon jetzt steht das Projekt beispielhaft für eine erfolgreiche interkommu- nale Zusammenarbeit unter Einbindung privater Akteure. Durch gemein- same Landschaftsentwicklungsziele rücken die administrativen Grenzen in den Hintergrund und der Natur- und Landschaftsraum in den Fokus. Die Landschaftsagentur Plus übernimmt die Aufgabe, das Projekt zu koordinie- ren. Sie berät überregional und vermittelt zwischen Investoren, Flächennut- zern und -eigentümern, sodass einer nachhaltigen Entwicklung nichts im Wege steht.
Auch zukünftig werden Landwirtschaft, Auenlandschaften und Hutewälder die 8.000 ha große Gebietskulisse – das 2Stromland – im Gleichklang prägen.
Ziel ist es, eine Landschaft in Balance zu bringen.
Experiment HUTEWALD
Wie entsteht ein abwechslungs- und artenreicher Wald? Einer, der sowohl attraktiv für Naherholungssuchende als auch widerstandsfähig gegen die Auswirkungen des Klimawandels ist? Das Experiment „Hutewald“ wird in einem ehemals von Sandheide geprägten, heute aus Nadel- und Mischwald bestehendem Landschaftsraum zwischen Olfen und Haltern am See durch- geführt.
Hier wird auf zwei jeweils etwa 55 Hektar großen Flächen die früher weit- verbreitete Waldbeweidung wieder eingeführt. Diente diese Waldnutzung früher ausschließlich der Fleischgewinnung, ist das primäre Ziel heute, einen artenreichen, lichten Wald zu schaffen.
Und so funktionierts: Ur-Rinderrassen halten die Flächen von Bewuchs frei.
Begonnen wird mit einer kleinen Herde von acht Tieren. Licht und Wärme dringen an den Boden und ermöglichen den Wachstum lichtliebender Pflanzen.
Der Hutewald ist Teil einer tragfähigen Landschaft der Zukunft, weil …
… er die Biodiversität erhöht.
… er den Wald zum Nah- erholungsort für Menschen des Ruhrgebietes qualifiziert.
… er die klassische Waldwirt- schaft um neue Nutzungen wie Fleischproduktion ergänzt.
… über Beweidung Wald- und Auenlandschaften verknüpft werden, sodass das Gesamt- gebiet 2Stromland langfristig von den Tieren durchquert werden kann.
Experiment FLUSSSTRAND
Wie gestalten Wasser, Pflanzen und Tiere zukünftig die Landschaft? Wie werden Flussauen ökologisch aufgewertet und die Lippe für die Menschen erlebbar?
Geschaffen wurde ein breiter, unbefestigter Flusslauf, der das 2Stromland zukünftig prägen wird. Mit Inseln, Sandbänken, einem neuen Mäander und mehreren Flutrinnen weist die Lippe heute eine hohe Strukturvielfalt auf.
Sie verläuft inmitten einer Aue mit Auenwald und extensiven Rinderweiden.
Durch abwechselnd niedrige und hohe Wasserstände geprägt, verändert sich diese Landschaft ständig. So entsteht ein dynamisches, vielfältiges Auensystem.
An zwei Stellen, den sogenannten Flussstränden, soll diese Fülle an Flora und Fauna zugänglich sein. Diese Experimente zur Erlebbarkeit bedürfen keiner intensiven Pflege, –hier können Besucher „Flussnatur“ auf natürliche Weise erfahren und die gestalterische Kraft des Wassers verstehen lernen.
Die Flussstrände sind Teil einer Landschaft der Zukunft, weil …
… sie die Biodiversität erhöhen.
… sie sanfte Naherholungs- gebiete schaffen.
… hier mit Flussdynamik experimentiert wird.
… durch sie die Fluss- und Auendynamik als Bestandteil unserer Landschaft vermittelt werden kann.
Experiment
STADTMÜHLENBUCHT
Wie können Wassererlebnis und „Wasserlernen“ clever verknüpft werden?
Die Stadtmühlenbucht am Halterner Stausee wird zum Einstieg ins 2Stromland werden und Besuchern die komplexe Wasserlandschaft spie- lerisch nahebringen. Wasser fördern und pumpen, stauen und speichern, leiten und fließen lassen sind die Kernthemen des Wassermodells. Die öf- fentlichen Simulationen kann jeder nach Belieben durchwandern, -waten, anfassen oder sogar in sie hineinspringen. Dabei lernt man anschaulich, wie beispielsweise die Filtereigenschaften der Halterner Sande bei der Trinkwassergewinnung genutzt werden. „Sinnliche Erlebnisse statt tro- ckener Hinweistafeln“ lautet das Motto am Stausee. Der Wasserspielplatz ist Ausgangspunkt für Radtouren und Anlaufpunkt für Workshops zum Thema „Wasser“.
Die Nutzung der Flussufer durch Menschen räumlich zu begrenzen, ist außerdem ein Experiment der Besucherlenkung: Könnten Weidezäune und Rinderherden akzeptable Begrenzungen abgeben?
Das Wassermodell ist Teil einer Landschaft der Zukunft, weil es …
… die Landschaft der Zukunft in einer Kombination aus Erlebnis und Wissens- vermittlung verständlich macht.
… Zusammenhänge,
Wirkungen und Dynamiken der Landschaft erfahrbar macht.
… das Bewusstsein für den Wert des Wassers wachsen lässt.
Experiment AKADEMIE VOGELSANG
Landschaft im Wandel! Es geht um die großen Zukunftsfragen: Wie wollen wir Klimawandel, Ressourcenverbrauch und den Umgang mit unserer Um- welt und den Energien künftig gestalten? Wertorientierung gibt die Akade- mie der Nachhaltigkeit auf Haus Vogelsang, indem sie den Wissenstransfer und Dialoge zu betreffenden Themenfeldern fördert. Mit Seminaren, Quali- fizierungen und Vorträgen unterstützt sie die Nachhaltigkeits- und Bio- diversitätsstrategie des Landes NRW.
Zielgruppen sind Unternehmer, Entscheider und Meinungsbildner, deren Verantwortungsbewusstsein durch ihren Aufenthalt und durch die Ver- mittlung von Best Practice-Beispielen geschärft wird. Die Akademie führt Menschen an die Natur heran, informiert sie und weckt ihr Interesse an einer intakten Umwelt – dies alles in entspannender und erholsamer Um- gebung.
Die Akademie Vogelsang ist Teil einer Landschaft der Zukunft, weil sie …
… ein Schatz an der Lippe und Orientierungspunkt in der Landschaft ist.
… Ankerpunkt für eine erfahrungsbasierte Art des Forschens ist.
… mit Übernachtungs- möglichkeiten eine neue Basisinfrastruktur bietet.
… hilft zu zeigen, was Öko- systeme leisten.
… zielgruppenübergreifend ein breit gefächertes
Angebot zur Verfügung stellt.
… eng mit Partner und Kommunen vernetzt ist.
Experiment
WIRTSCHAFTSWEGE
Die landwirtschaftlichen Flächen des Experimentierraums sind durch Ratio- nalisierung und Mechanisierung einem Strukturwandel unterworfen. Des- halb werden sie so umgestaltet, dass die Kulturlandschaft erhalten und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe erhöht wird. Dazu wird das Wegenetz saniert, denn dieses ist eine grundlegende Voraussetzung für die Erreich- barkeit und kostengünstige Bewirtschaftung von land- und forstwirtschaft- lichen Flächen.
Für das 2Stromland ist geplant, kleinere Wege aufzugeben oder zu Wander- wegen umfunktionierten und größere auszubauen. Letztere müssen vielen Ansprüchen gerecht werden und dabei dennoch ökologisch sinnvoll ange- legt sein: Angedacht sind beispielsweise eine Einspeisung für Biogas und Verkabelung mit Breitband. Nach der Umsetzung werden Landwirtschaft und Naturschutz mehr Flächen zur Verfügung stehen als zuvor.
Ein innovatives System von Wirtschaftswegen ist Teil einer Landschaft der Zukunft, weil es …
… landwirtschaftliche Flächen besser strukturiert.
… Landschaften für den Tourismus nutzbar macht.
… die Erreichbarkeit für land- wirtschaftliche Maschinen (weiterhin) sichert.
… die technische Ausstattung mit Breitband und modernen Stromnetzen vorantreibt.
… deutschlandweit das erste Projekt dieser Art ist.
Pädagogisches Konzept 2Stromland
Mühlbachaue Strandallee
Erlebnis Mühlbachaue
Wassermodell
© Hans Blossey
© Rebecca Esser
© Guido Bludau
© 2Stromland e.V.
© Stephan Sagurna, LWL-Medienzentrum für Westfalen
© Hans Blossey