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Obst- und Weinbau S C H W E I Z E R

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Academic year: 2022

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Obst- und Weinbau

S C H W E I Z E R Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T

-

U N D W E I N B A U

(

S Z O W

) ,

W Ä D E N S W I L W I S S E N T R Ä G T F R Ü C H T E 155. Jahrgang | 8. März 2019

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A g roscop e Agroscope I SOV I BDW

Die Amerikanische Rebzikade in der Schweiz

Walnuss-Projekte in der Schweiz

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4 S C H W E I Z E R Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T - U N D W E I N B A U 5 / 1 9

P F L A N Z E N S C H U T Z

Die Amerikanische Rebzikade 2018 in der Schweiz

Im Jahr 2018 organisierte Agroscope zum sechsten Mal gemeinsam mit den kantonalen Fachstellen für Rebbau eine landesweite Bestandesaufnahme der Amerikanischen Rebzikade (Scaphoideus titanus ). Das Insekt ist Überträger der gefürchteten Rebenkrankheit

«Goldgelbe Vergilbung» (Flavescence dorée). Wie früher wurden alle bedeutenden Schweizer Weinbauregionen ins «Monitoring» einbezogen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich das

Auftreten der Zikade weiterhin auf das Tessin und die Westschweiz beschränkt.

Chr ist i a n L inder, Pat r ik K ehr l i, Simon Bl a ser, M auro Jer mini u nd M a r k us Bü n t er, Agroscope

markus.buenter@agroscope.admin.ch

Die Goldgelbe Vergilbung (GGV; franz. Flavescence dorée), ist eine Quarantänekrankheit der Rebe, die durch das Phytoplasma Candidatus phytoplasma vitis verursacht wird. Phytoplasmen sind zellwandlose Bakterien, die im Fall der GGV von der Amerikani- schen Zikade (Scaphoideus titanus Ball; Homoptera: Scaphoideus titanus Cicadellidae) übertragen werden, einem saugenden Insekt, das ausschliesslich auf Reben lebt. Die Saug- schäden von S. titanus sind vernachlässigbar. Wenn S. titanus sich aber infi zierte Zikaden (Inkubationszeit etwa ein Monat) auf noch gesunden Reben ernähren, besteht die Gefahr, dass sie die Krankheitserreger weiterver-

breiten und eine epidemische Ausbreitung der GGV im Rebberg auslösen. Für GGV besteht eine Melde- pfl icht an die zuständigen kantonalen Stellen. Die Be- kämpfung ist obligatorisch!

Ceneri und Alpenkamm überwunden

Der tierische Überträger, wissenschaftlich Vektor ge- nannt, stammt wie der deutsche Name vermuten lässt, ursprünglich aus Nordamerika und wurde in Europa erstmals in den 1950er-Jahren im Südwesten Frank- reichs beobachtet. Das Insekt breitete sich im Lauf der 1960er-Jahre nach und nach bis nach Norditalien und in die Südschweiz aus. Bis heute hat die Zikade rund 15 euro päische Länder erreicht. In der Schweiz blieb ihr Vorkommen lang auf das Gebiet südlich des Monte Ceneri im Tessin beschränkt, bevor sie 1998 dieses

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natürliche Hindernis überwand und die ganze Süd- schweiz besiedelte. Nördlich der Alpen wurde die Amerikanische Rebzikade erstmals 1996 in Genf beob- achtet. Von 2006 bis 2007 breitete sie sich nach und nach in den Rebgebieten der La Côte, des Lavaux sowie des Chablais aus und wurde 2016 erstmals im Zentral- wallis gefunden.

Nationales Überwachungsprogramm

Parallel zu eigenen Untersuchungskampagnen (Moni- torings) in der Westschweiz rief Agroscope 2006 mit Unterstützung der zuständigen kantonalen Stellen ein nationales Programm zur Überwachung des Überträ- gerinsekts ins Leben. Das Vorkommen des Vektors ist Voraussetzung für die Weiterverbreitung der gefürch- teten Krankheit im Rebberg und die Ausrottung des übertragenden Insekts ist die zentralste Tilgungsmög- lichkeit bei Phytoplasma-Befall. Im Rahmen des Über- wachungsprogramms wurden alle wichtigen Wein- bauregionen unseres Landes durch fünf Stichproben- kampagnen in den Jahren 2006, 2009, 2012, 2014 und 2016 kontrolliert. Nicht nachgewiesen wurde das In- sekt bei diesen Monitorings in den Rebbergen im Nor- den des Kantons Waadt, in der Drei-Seen-Region und in der deutschsprachigen Schweiz, die zusammen rund einen Drittel der Schweizer Rebbaufl äche aus- machen (Linder et al. 2017). Nach den ersten Ausbrü- chen der GGV nördlich der Alpen im Jahr 2015 wurde die schweizweite Überwachung der Amerikanischen Rebzikade im vergangenen Jahr weiter intensiviert und ein weiteres nationales Monitoring ist für Sommer 2020 vorgesehen.

GGV-Befallsregionen

In der Schweiz trat die Goldgelbe Vergilbung erstmals im Jahr 2004 im Kanton Tessin auf. Nördlich der Alpen tauchte sie 2015 an Reben in La Tour-de-Peilze und Blonay (VD), 2016 in Villeneuve (VD) und Fully (VS) auf. In den darauffolgenden Jahren wurde der Qua- rantäneorganismus auch in Chardonne (VD) und Puidoux/Rivaz (VD) gefunden. In diesen Regionen werden seither rigoros die vorgeschriebenen Bekämp- fungsmassnahmen und intensiven Kontrollen durch- geführt. In Villeneuve und Fully gilt die Krankheit seit Winter 2018/19 als getilgt.

Das «Monitoring»

Mit Klopfproben und Fallen wird beim Monitoring un- tersucht, ob S. titanus in den untersuchten Parzellen S. titanus vorhanden ist. Bei der Klopfmethode wird bei 30 Stö- cken das Laubwerk über einem Trichternetz mit Auf- fanggefäss geschüttelt (Abb. 1). Der Fallenfang ver- wendet gelbe Leimstofftafeln (Aeroxon® oder Rebell®), die je nach Standort während ein bis drei Wochen vertikal oder horizontal im Bestand angebracht wer- den (Abb. 2). Insgesamt wurden 140 zufällig ausge- wählte Parzellen in 20 Kantonen von Ende Juli bis Ende August 2018 beprobt (Tab.). Alle Fänge wurden mit den Koordinaten der Versuchsparzellen in eine Ver- breitungskarte von S. titanus übertragen (Abb. 3).S. titanus

Verbreitung und Flugaktivität

Der Vektor S. titanus wurde bis zum letzten Jahr nörd-S. titanus lich der Alpen nur in den Kantonen Genf, Wallis und Waadt gefunden (Abb. 3). 2018 wurde das Insekt zum ersten Mal nun auch im Norden des Kantons Waadt (La Sarraz) beobachtet, was auf eine langsame Ausbrei- tung Richtung Norden hinweist. Dagegen blieben die Drei-Seen-Region und die Deutschschweiz weiterhin Abb. 3: Verbreitung von S. titanus gemäss Überwa- chungsdaten 2018. Rote Punkte = Fallen mit Fängen;

blaue Kreise = Fallen ohne Fänge. In den violett einge- färbten Gebieten ist S. titanus endemisch vorhanden.S. titanus Abb. 1: Klopfmethode – Trichternetz mit Auffanggefäss.

Abb. 2: Fallenfang – gelbe Leimstofftafeln vertikal und horizonal anwendbar.

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verschont: In diesen Gebieten wurde bei allen sechs Überwachungskampagnen einschliesslich 2018 kein Individuum gefunden (Linder et al. 2019).

In den letzten drei Jahren begann die Flugaktivität der adulten Zikaden in der nicht mit Insektiziden be- handelten Referenzparzelle von Yvorne jeweils im Juli (Abb. 4). 2018 erreichte die Aktivität bereits Anfang August ihren Höhepunkt, d.h. ein bzw. zwei Wochen früher als 2017 und 2016. Für diese Verschiebung nach vorne waren zweifellos die trockenen und heissen meteorologischen Bedingungen des Sommers 2018 verantwortlich.

Fazit

• Da Phytoplasmen nicht direkt bekämpft werden können, sind die Abwehrmassnahmen gegen die tödliche Rebenkrankheit GGV beschränkt auf die

Überwachung und (bei Auftreten der Krankheit) Ausrottung des Überträgerinsekts mit Insektiziden sowie die Rodung befallener Rebstöcke oder sogar Rebparzellen.

• Heute sind die Rebfl ächen der Kantone Genf und Tessin vollständig von der Vektor-Zikade besiedelt.

In der Waadt kommt das Insekt in den Weinbauge- bieten am Genfersee sowie des Chablais vor und breitete sich langsam weiter nordwärts bis nach La Sarraz aus.

• Das Unter- und Zentralwallis sind ebenfalls weitge- hend von S. titanus besiedelt; im Oberwallis sind bis S. titanus heute keine Fänge bekannt.

• In der übrigen Schweiz ist das Überträgerinsekt im letzten Jahr wie schon in den Vorjahren noch nicht festgestellt worden.

Dank

Die Autoren danken den kantonalen Rebbau-Fachstel- lenleitern für ihre Unterstützung und das Sammeln der Proben in den Rebbergen.

P F L A N Z E N S C H U T Z

Cicadelle de la fl avescence dorée 2018 en Suisse R É S U M É

En 2006, 2009, 2012, 2014, 2016 et 2018, la présence de la cicadelle Scaphoideus titanus a été suivie par Scaphoideus titanus échantillonnage aléatoire dans six campagnes de surveillance dans toutes les principales régions viti- coles de Suisse. L’insecte est vecteur de la Flaves- cence dorée, une maladie mortelle de la vigne.

Scaphoideus titanus est considéré comme endé- Scaphoideus titanus

mique dans les cantons du Tessin, des Grisons du Sud, de Genève, ainsi que dans le Bas-Valais et le

Valais central et dans le vignoble vaudois du lac Léman. La présence la plus septentrionale de S. tita- nus en Suisse à ce jour a été observée à La Sarraz (VD) nus

en 2018. Avec les premiers foyers de Flavescence dorée au nord des Alpes en 2015, la surveillance de la cicadelle en Suisse est plus que jamais d’actualité.

La prochaine surveillance à l’échelle nationale est prévue pour l’été 2020.

Kanton Anzahl

Parzellen

Kontroll- methode*

Aargau 3 K

Bern 6 F

Basel Land 6 K, F

Basel Stadt 2 K, F

Freiburg 1 F

Genf 4 F

Graubünden 5 F

Jura 3 K

Luzern 2 K

Neuenburg 8 F

St. Gallen 6 F

Schaffhausen 4 K

Solothurn 3 K, F

Schwyz 4 K

Thurgau 2 K

Uri 1 K

Waadt 32 F

Wallis 41 F

Zug 1 K

Zürich 6 F

Total Parzellen 140 11 K; 12 F

Vorkommen von Scaphoideus titanus und angewen-Scaphoideus titanus dete Kontrollmethoden bei der nationalen Überwa- chungskampagne 2018. (* K: Klopfproben; F: Fallen)

Anzahl Scaphoideus titanus/Falle 50 40 30 20 10 0

Abb. 4: Flugaktivität von S. titanus in einer unbehan-S. titanus delten Parzelle in Yvorne (VD) in den Jahren 2016 bis 2018. Die Hauptaktivität des Insekts fällt in den Monat August.

Juli 2016

2016 2017 2018

August September

Literatur

Linder C., Schaerer S., Kehrli P., Jermini M., Blaser S. und Bünter M.:

«Goldgelbe Vergilbung» nördlich der Alpen! Schweiz. Z. Obst- Weinbau 153, 5, 5–7, 2017.

Linder C., Kehrli P., Bünter M. et Blaser S.: Le vecteur de la fl avescence dorée Scaphoideus titanus en Suisse. Revue Suisse de Scaphoideus titanus Viticulture Arboriculture Horticulture 51, 1, 60–61, 2019.

Referenzen

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