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Archiv "Senioren-Union fordert Unterstützung von pflegenden Angehörigen" (18.04.1991)

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Senioren-Union fordert Unterstützung von pflegenden Angehörigen

und wie schmerzhaft das ist, desto intensiver erlebst du auch, wie krank du bist. Ich kann mir ein mittelalter- liches Irrenhaus nicht qualvoller vor- stellen. Wenn sie dich auf die Inten- sivstation bringen, dann mußt du da- mit rechnen, daß du zwar mit dem nackten Leben davonkommst, aber frage nicht, um welchen Preis. Du wirst halb zerschmettert sein hinter- her, geschwächt und zerschmettert."

Soweit die Intensivstation. Im

„Normalfall" liegt der Schwerkranke mit vielen anderen, mehr oder weni- ger kranken Menschen, in einer zu- fällig entstandenen Gemeinschaft auf einer „Abteilung". Die medizini- sche und pflegerische Betreuung konzentriert sich nicht mehr in gleich intensiver Weise auf ihn; er muß sie mit anderen teilen. Es kön- nen Gespräche entstehen, man ge- wöhnt sich an den Bettnachbarn, vielleicht sogar an dessen Besucher.

Aber die Nachbarn wechseln, die Besucher ebenfalls, entstandene menschliche Beziehungen verlieren sich wieder. Intime Gespräche mit eigenen Angehörigen sind kaum mehr vertraulich, da andere zuhö- ren. Die familiäre Situation wird öf- fentlich. Anteilnahme am Leiden des anderen ist da, kann aber das eigene Kranksein nicht in Vergessenheit geraten lassen. Die Langeweile schleicht sich ein; man wird des Le- sens müde; die pflegerische Routine mit Waschen, Zähnereinigen, Stuh- len, Umbetten, Verbandwechsel, Frühstück, Mittagessen, Abendes- sen, dazwischen befohlene Ruhe, ge- legentlich ein Stück Zwieback mit Tee, die Arztvisite — dies sind die kleinen Abwechslungen im Leben ei- nes Krankenhauspatienten. Wenn es ernst wird, sind bereits Zweierzim- mer zu groß.

Dann kommt die Isolation. Man stirbt normalerweise auch im Kran- kenhaus nicht im gleichen Zimmer, in dem sich andere, noch Lebende befinden. Es muß nicht das sprich- wörtliche Badezimmer der Abteilung sein, aber doch irgendwie ein Raum, der sonst für andere Zwecke ge- braucht wird. Von vielen Übeln ist dies noch das kleinste. Wie verhee- rend müßte es sich auswirken, wenn die Krankenhäuser noch eigene Ster- bezimmer einrichten würden!

Der Anteil der älteren Men- schen an der Bevölkerung steigt:

Laut Forschungsbericht der Konrad- Adenauer-Stiftung von 1987 waren vor 100 Jahren nur fünf Prozent der Gesamtbevölkerung 60 Jahre und äl- ter. Die Lebenserwartung für ein ge- rade geborenes Kind betrug damals 35 Jahre. Gegenwärtig liegt der An- teil der über 60jährigen bei rund 20 Prozent der Bevölkerung. Ein 60jäh- riger Mann darf heute im Durch- schnitt — statistisch gesehen — mit weiteren 16 Lebensjahren, eine 60jährige Frau mit noch 20 Lebens- jahren rechnen. Bevölkerungsexper- ten gehen davon aus, so Rolf Stadie, der Autor der Studie, daß der Anteil der Alten an der Gesamtbevölke- rung weiter zunehmen wird.

Altenbericht

der Bundesregierung

Die Veränderung in der Alters- struktur der Bundesrepublik wird weitreichende gesellschaftliche Ver- änderungen mit sich bringen. Eine Herausforderung, der sich Politiker zunehmend stellen, gibt es doch mittlerweile ein spezielles Ministeri- um für Familie und Senioren. Die damalige Bundesgesundheitsmini- sterin Professor Dr. Ursula Lehr (CDU) präsentierte bereits im Okto- ber vergangenen Jahres einen Teil des „1. Altenberichts der Bundesre- gierung" (dazu DÄ 30/1990). Auf Anfrage teilte ein Sprecher des Fa- milienministeriums mit, daß der Ge- samtbericht voraussichtlich Mitte 1992 vorliegen wird. Schwerpunkte der Arbeit der Sachverständigen- kommission, die 1989 von Ursula Lehr ernannt worden war, sind die Erhaltung und Steigerung der Kom- petenz im Alter sowie die Prävention und Rehabilitation zur Verhinde- rung von Pflegebedürftigkeit.

Beispielsweise steigt mit zuneh- mendem Alter die Anzahl der Arzt- besuche. 50 Prozent der Frauen (ab 60 Jahren) konsultierten nach Anga- ben des Forschungsinstituts der

Konrad-Adenauer-Stiftung inner- halb eines Jahres siebenmal und häufiger einen Arzt; bei den Män- nern (ab 63 Jahren) waren es 44 Pro- zent. 46 Prozent der älteren Männer und 35 Prozent der älteren Frauen leiden an längeren oder chronischen Krankheiten.

Die Senioren-Union der CDU hat nun in einer Stellungnahme zum ersten Altenbericht der Bundesre- gierung aufgrund einiger relevanter Daten und Fakten ihre politischen Forderungen formuliert. Damit die gesundheitliche und soziale Hilfe für ältere Menschen sichergestellt wer- den könne, fordert die Senioren- Union eine Förderung des Selbsthil- fepotentials, die Ergänzung der Selbstversorgung in der Häuslichkeit (Haus- und Familienpflege, organi- sierte Nachbarschaftshilfe, mobile Dienste, medizinisch-pflegerische Versorgung) sowie den Ausbau der stationären und teilstationären Ver- sorgungsangebote (Angebote zur zeitlich befristeten Vollversorgung als Stufe zur stationären und ambu- lanten Versorgung).

Die Pflegenden

besser berücksichtigen

Unbedingt notwendig ist, so die Senioren-Union, eine stärkere Be- achtung von pflegenden Familienan- gehörigen. Wichtig sei die Einbezie- hung der Angehörigen in die ambu- lante Rehabilitation von chronisch kranken Patienten sowie außerdem die institutionelle Unterstützung (Angebote zur Einzelberatung bei speziellen Erkrankungen, gruppen- dynamische Angebote zur Verarbei- tung massiver psychischer Bela- stung). Die Erfahrungen, die mit die- ser Form von Angehörigenberatung gemacht wurden, seien ermutigend.

Ebenfalls ermutigend ist die in einem Nebensatz des Berichts der Senioren-Union erwähnte Generati- on der „neuen Alten": Sie seien rei- selustig, verbrauchsfreudig und er- lebnishungrig. Kli A-1342 (36) Dt. Ärztebl. 88, Heft 16, 18. April 1991

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