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Archiv "Zeitplan EBM-Reform: Verzögerung wäre fatal" (11.05.2007)

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A1278 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 19⏐⏐11. Mai 2007

P O L I T I K

Das Hauptproblem liegt für Han- sen jedoch darin, dass sich bei den klassischen Nachahmerpräparaten nur begrenzte Einspareffekte erzie- len ließen. „Sich einseitig auf die preiswerten Generika zu konzen- trieren, wird das Ausgabenproblem nicht langfristig lösen“, so der KV-Vorsitzende. Die steigenden Ausgaben bei den Arzneimitteln seien vielmehr denjenigen patent- geschützten Präparaten zuzuschrei- ben, deren Zusatznutzen äußerst zweifelhaft sei und der in keinem Verhältnis zum erhöhten Preis stehe.

Hansen plädiert deshalb dafür, den sogenannten Analogpräparatemarkt in die Rabattverträge einzubezie- hen. Unterstützung erhält er dabei von Birger Rostalski, Referatsleiter in der Abteilung Vertrags- und Ver- sorgungsmanagement beim VdAK.

„Die Einsparungen von schätzungs- weise 30 Millionen Euro durch un- sere Rabattverträge nehmen wir gerne mit. Sie kompensieren aber nicht die Preissteigerungen in ande- ren Marktsegmenten“, betonte der Kassenvertreter.

Hersteller beklagen Wettbewerbsverzerrungen

Auch die Industrie – insbesondere die mittelständischen Generika- unternehmen – betrachten die derzei- tige Entwicklung mit Sorge. Es fehl- ten bis heute jegliche gesetzlichen Vorgaben zur Ausgestaltung der Ra- battverträge, kritisierte Dr. Dietmar Buchberger, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Generikaverbandes.

Die Ausschreibemodalitäten erfolg- ten nicht nach einheitlichen Kriteri- en, die Vergabekriterien seien völlig intransparent. Er forderte, die Kas- sen sollten sich auf einen gemeinsa- men Kodex einigen, der Mindest- standards für wettbewerbskonfor- me Ausschreibungsverfahren und Rabattverträge festlege. Dumping- Strategien großer Hersteller zur Marktbereinigung müssten verhin- dert werden. Bereits jetzt vollziehe sich ein dramatischer Konzentra- tionsprozess auf dem deutschen Ge- nerikamarkt. Die drohende Oligo- polbildung führe jedoch langfristig zu höheren Arzneimittelausgaben

für alle Kassen. I

Heike Korzilius

Z

eit ist Geld? Ja, findet Dr.

med. Andreas Köhler, Vor- standsvorsitzender der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung (KBV).

Und deshalb macht er Druck: „Wir wollen auf Teufel komm raus den 1. Januar 2009 halten.“ Dann sollen niedergelassene Ärztinnen und Ärz- te nach einer neuen Gebührenord- nung abrechnen – in Euro und Cent (DÄ, Heft 18/2007). Doch um diesen Termin einhalten zu können, darf es keine Terminverzögerungen geben.

Zumindest das erste Zwischenziel wurde erreicht. Das Institut des Be- wertungsausschusses von KBV und Krankenkassen ist, wie im GKV- Wettbewerbsstärkungsgesetz vorge- schrieben, zum 30. April gegründet worden, wenngleich noch nicht voll arbeitsfähig. „Es ist derzeit schwie- rig, Ärzte zu finden“, erläuterte Köhler am 4. Mai in Berlin. Deshalb wird die KBV im Auftrag des Be- wertungsausschusses die anstehen- de Neustrukturierung des Einheit- lichen Bewertungsmaßstabs (EBM) übernehmen. Diese Alternative lässt das Gesetz ausdrücklich zu.

Als nächstes müssen sich KBV und Krankenkassen bis 31. Oktober als Übergangslösung auf einen „Pau- schalen-EBM“ geeinigt haben. Er soll zum 1. Januar 2008 in Kraft tre- ten. Bis zum 31. August 2008 sind weitere Vorarbeiten zu beenden: die Neuberechnung der Leistungsmenge, die Festsetzung eines Orientierungs- punktwerts, die Morbiditätsmessung sowie die Entwicklung eines Verfah- rens zur Berechnung und Anpassung von Regelleistungsvolumen.

Dass Köhler derart hartnäckig auf der Einhaltung des Zeitplans besteht, hat Gründe. „Über kurz oder lang werden die Kopfpauschalen keine adäquate Vergütung mehr gewährleis- ten“, warnt er. Der Wettbewerb zwi- schen den Krankenkassen habe be-

reits dazu geführt, dass vor allem junge, gesunde Versicherte zu günsti- gen Kassen gewechselt seien. Die je- doch zahlten, so Köhler, oft relativ niedrige Kopfpauschalen. Nun fusio- nierten mehr und mehr Krankenkas- sen. Womöglich würden in der Folge Kopfpauschalen nach unten korri- giert – und der ambulanten ver- tragsärztlichen Versorgung stünde da- durch noch weniger Geld zur Verfü- gung. Dazu komme eine zunehmen- de Risikoselektion innerhalb der ein- zelnen Kassen, warnt Köhler: „Junge, gesunde Versicherte werden massiv in Wahltarife eingeworben.“ Doch das Geld für Beitragsrückerstattun- gen oder Prämien fehlt für die Ver- sorgung von schwer und chronisch kranken Menschen.

Im Rahmen der neuen Gebühren- ordnung würde dies die Ärzte theo- retisch weniger treffen als heute. Denn von 2009 an sollen bei der Honorie- rung auch die Morbidität der Versi- cherten, die Kostenentwicklung in den Praxen und die Leistungsverlagerung aus dem stationären in den ambulan- ten Bereich berücksichtigt werden.

Ärzte befürchten zu geringes Plus, Kassen Mehrausgaben

Köhler rechnet jedoch nicht nur mit Verzögerungsversuchen und Diskus- sionen mit den Krankenkassen, die Mehrausgaben befürchten. Er ist auch auf Debatten innerhalb der Ärzte- schaft eingestellt. So sei davon auszu- gehen, dass die regionalen Abwei- chungen von den bundesweiten Ori- entierungspunktwerten nicht allzu groß ausfallen werden, denn: „Bay- ern ist mehr als München.“ Als Folge würde sich die Vergütung der Ärzte im Süden Deutschlands womöglich kaum verbessern, die der Kollegen im Norden aber schon – Sprengstoff

im KV-System. I

Sabine Rieser

ZEITPLAN EBM-REFORM

Verzögerung wäre fatal

Der KBV-Vorstandsvorsitzende will alles daransetzen,

dass der Euro-EBM bis Januar 2009 fertig ist – notfalls

auch gegen Widerstände aus den eigenen Reihen.

Referenzen

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