SCHWEINEHALTUNG
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Sonja Schuch und Bernhard Haid n , Freising
Sauen i m Wa rtesta l l
von der Besta ndesgröße u nd dem Mana
gement zwischen vier und zwölf Sa uen betragen . Bei weniger a l s vier Sauen sind die Ausmaße des Auslaufes für eine freie Bewegung zu gering, bei mehr als zwölf Sauen wird die Ü bersicht ü ber die G rup
pe zu sehr eingeschrä n kt. Für Betriebe mit weniger als 50 Sauen ist es meist nicht mögl ich, feste Gruppen von m inde
stens vier Tieren zu bilde n , die wäh rend der Trächtigkeit u nverändert bleiben [9] . Systemvergleich von Gruppenhaltungsverfahren -
derzeitiger Stand
Sauen müssen im Reproduktionszyklus mindestens v ier Wochen lang täglich f reie Bewegung erhalten. Deshalb sind neue Haltungstechniken zur Gruppenhal
tung von Sauen im Wartestall für Landwir
te von großem Interesse . Im wesentlichen kommen drei Verfah ren in Betracht: die G ruppenhaltung mit Sel bstfangf reßstän
den, mit Abruffütterung oder mit D ribbel
fütterung. Die drei Gruppenhaltungsver
fah ren werden hinsichtlich ih res Fütte
rungsprinz ips, ihrer technischen Ausstattung, Arbeitswirtschaft und Wirt
schaftlichkeit verglichen. Es finden sich Angaben über das Produktionsmanage
ment, über die Gruppeng röße und über die erforderliche Bestandesgröße.
Zu
zip und die notwend ige technische Beginn werden das FütterungsprinAusstattung der Fütteru ngssysteme be
trachtet.
Selbstfang-Freßstände
Während der Fütterung ist jedes Tier in ei
nen Einzelfreß- oder Freßliegestand ein
gesperrt ( F reßplatz/Tierverhältn is 1 : 1 ).
Dadurch ist gewährleistet, daß die Sauen gleichzeitig und voneinander ungestört i h re individ uel len Futterrationen aufneh
men können . Als Verschlußeinrichtungen werden hochschwenkbare Türen, Dop
pelflügeltüren, schwenkbare Klappen ü ber dem Trog wie a uch Wi ppen verwen
det [8] . Beim R ückwärtsgehen öffnet das Tier den Verschluß.
Relativ neu bei der G ruppenha ltung mit Sel bstfa ng-Freßständen sind d ie pro
zeßrech nergesteuerten F ütteru ngssyste
me mit ind ividueller Tiererkennung. Die Tiere werden durch ein Erke n n u ngssy
stem identifiziert und a utomatisch indivi
d uell gefüttert. Das Erkennungssystem ist a bhängig vom Hersteller entweder sta
tionä r in jeder Box (Wold rix-System und H u rnik-Morris-System) oder beweglich a n einem Futterdosierwagen a ngesch los-
Beide Autoren sind an der Bayenschen Landesanstalt für Landtechnik, Vöttingerstr.
36, 85354 Freising!Weihenstephan, tätig. Dr.
agr. Bernhard Haidn arbeitet in der Abteilung Haltungssysteme, Dipl.-lng. agr. Sonja Schuch ist wissenschaftliche Angestellte in der Abteilung Prozeßtechnik.
Die Studie wurde von der Landwirtschaftli
chen Rentenbank, Frankfurt, gefördert.
258
sen (Porcode-Sh uttle-Feeder-System).
Die Systeme mit Erkennung a n jedem Freßplatz konnten sich bisher wegen der hohen Kosten nicht durchsetzen.
Abruffütterung
Die Sauen erhalten das Futter i n einer Ab
ruffütterungsa nlage. Diese besteht im we
sentlichen aus einer oder mehreren Fut
terstationen , dem Identifikationssystem und dem Prozeßrechner. Die Sauen wer
den d u rch das Identifikationssystem er
kannt u nd rufen ihre individ uell bemes
sene Futterration nacheinander ab. I m U nterschied z u anderen Gruppenhal
tungsverfah ren teilt sich eine Gru ppe von 30 bis 50 Sauen einen Freßplatz.
Dribbe/fütterung
Alle Sauen fressen gleichzeitig ( Freß
platz/Tierverhältnis 1 : 1 ). Die Tiere werden d u rch die Dosiergeschwind igkeit des Fut
ters am Trog gehalten, dadurch kann a uf Versch l u ßeinrichtungen a n den Freßplät
zen verzichtet werden. Da mit d ie Tiere d u rch das herabriesel nde Futter sicher fi
xiert sind, sollte die Dosiergeschwind ig
keit der am langsamsten fressenden Sau in der Gru ppe angepaßt werden. Die an
gemessene Dosiergeschwind igkeit liegt zwischen 100 und 140 g Futter pro Mi
n ute, a bhängig von mehreren Fa ktoren wie der Futterbeschaffen heit (pelletiert, mehlig oder geq uetscht), dem Wasseran
gebot, dem Alter der Sauen und der Um
gebung (Haltung a uf Stroh). Letztlich muß die ideale Geschwind igkeit auspro
biert werden. Deshalb muß der Dosier
mechanismus leicht regulier- und ein
stellbar sein [2·, 10] . Gruppengröße,
sinnvolle Mindest bestandesgröße Se/bstfang-Freßstände
Die G röße der Gruppen ka n n a bhängig
Abruffütterung
H i nsichtlich der G ru ppenzusammenset
zung sind zwei verschiedene Verfahren zu unterscheiden: das Rei n-Raus Verfah
ren u nd das dynamische Verfahren . Die G ru ppen hiera r9hie ist a m stabilsten , wenn im Rein-Raus Verfahren umgesetzt wird . H ierfür sind aber große Gesamtbe
stände erforderlich (Tab. 1 ) .
Fü r das dyna mische Verfa hren liegt der M i ndestsa uenbestand zwischen 70 und 1 00 Sauen , wenn etwa 50 % der Sauen im Wartestal l stehen und eine Abrufstati
on 35 bis 50 Tiere versorgt.
Die Frage nach der Anzahl der Sauen je G ru ppe ist im Zusammenhang mit dem der Gruppe zur Verfügung stehenden Raum zu sehe n . Bei gleicher Fläche pro Tier steigen mit zunehmender G ru ppen
größe die Ausmaße der B ucht a n , so daß rangniedere Sauen bessere Ausweich
möglichkeiten haben. Bei einer technisch einwa ndfrei arbeitenden Station können bis zu 50 Tiere an einem Freßplatz ver
sorgt werden. Eine Gruppe ka nn a l ler
d i ngs durchaus größer sein, es sind dann mehrere Futterstationen a ufzustellen.
G ru ppen um die 100 Sauen werden emp
fohlen [6] . H ierfür sind m indestens zwei Futterstationen einzuplanen. Aus a rbeits
und kontrolltechnischen G ründen soll al
lerdings die G ruppengröße 1 20 Sauen nicht ü berschreiten [7] . Ü ber diese Zahl hinaus sind mehrere kleinere Gru ppen zu bilden.
Dribbelfütterung
Die Sauen, die in einer G ru ppe gehalten werden, m üssen system bedingt den glei
chen Futteranspruch haben, sie m üssen a lso im gleichen Trächtigkeitszusta nd sein und möglichst d ie gleiche Kondition besitzen . Das bedeutet, daß eine Prod u k-
Tab. 1 : Bestandesgrößen für die Abruffütterung von Sauen im Wartestall im Rein-Raus Verfah
ren [3]
Table 1 : Stock sizes for respander feeding of sows in the pregnancy sta/1 in the in-out method
Sauen je Station
35
25
Umsetzrhythmus in Wochen
1 2 3 1 2 3
Gruppen im Sauen i m Gesamt- Wartestal l Wartestal l bestand
12 420 840
6 210 420
4 140 280
12 300 600
6 150 300
4 100 200
52. Jahrgang LAN DT EC H N I K 5/97
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Tab. 2: Produktionsergebnisse aus einem Vergleich der Fütterungssysteme Dribbelfütterung, Abrufstation, Freßliegebucht mit und ohne Auslauf [4]
Freßliegebucht Table 2: Production
Dribbel- Abruf- results comparing the
Fütterung fütterung Auslauf feeding systems
ohne mit
dribble feeding,
lebend geborene 10,7 1 1 ,0 1 1 , 1 10,9 respander station,
Ferkel/Wurf feeding-lying box with
Geburtsgewicht and without run (4)
leb. geb. Ferkel [kg] 1,45a 1 ,40b 1,45a 1,44a a, b unterschiedliche Buchstaben in einer Reihe bedeuten signifikante Unterschiede der Prüfgrup
pen
Freßliegestand mit Laufgang Gebäude
Platzbedarf je Sau in m2 3,05
Kosten11 1525
Technik bei 60 Plätzen
Wasserversorgung 30
Vorratsbehälter 45
Automat. Fütterung
Kastenstände 300
Gitter
Kosten je Platz 1 900
(nur Technik, 60 PI.) (375) Technik bei 120 Plätzen
Wasserversorgung 30
Automat. Fütteru ng 180
Kastenstä nde 300
Gitter
Kosten je Platz 2035
(nur Technik, 120 PI.) (510)
11 Annahme, Gebäudekosteno 500 DM je m2
Dreiflächen- bucht
3,5 1750
30 45 300 2 1 25 (375) 30 180 300 2260 (510)
tionsgru ppe in mi ndestens zwei, besser mehr Futtergruppen einzuteilen ist. Die M indestgröße der Futtergru ppe sollte je
doch sechs Sauen nicht unterschreiten.
Darunter sind die B uchtenausmaße für eine freie Bewegungsmöglichkeit der 11e
re zu gering. U nter diesen Voraussetzun
gen kann die Dribbelfütterung nur in größeren Beständen sinnvoll eingesetzt werden. U mgerechnet auf 23 Produk
tionswochen und Absetzen im Wochen
rhythmus muß bei einer Gruppengröße von sechs Sauen und zwei Futtergru ppen der Besta nd 280 bis 300 Sauen umfas
sen . Ein Dreiwochena bsatzrhythmus er
laubt den Ei nsatz der Dribbelfütterung bei kleineren Beständen.
Arbeitswirtschaftliche Aspekte
l n Rosmalen ( N iederlande) wurde von Januar 1994 bis März 1996 der Arbeits
zeitbedarf bei verschiedenen Gru ppen
haltu ngssystemen (Abruffütterung, Freß
liegebucht ohne und mit Auslauf, Drib
belfütterung) bei einem Sauenbestand von 210 Sauen ermittelt [4) . Der Arbeits
zeitbedarf war bei der Abruffütterung ge
ringer als bei Freßl iegebuchten und Drib
belfütterung, die sich nicht unterschie
den. Die Kontrollmögichkeiten sind in der Ei nzelhaltung am besten. Frühere Unter
suchu ngen a us Futterkam p und Weihen
stephan zeigen, daß zwischen den Gru p
penhaltu ngssystemen keine U nterschie
de im Arbeitszeitbedarf bestehen.
5 2 . Jahrgang LANDTEC H N I K 5/97
Tab. 3: lnvestitionsbe- Dribbel- Abruf-. darf (Angaben in DM) fütterung futterung für verschiedene
Haltungssysteme für
2,85 2,50 60 und 120 tragende
1425 1250 Sauen ([1], erweitert)
1 5 7 Table 3: Investment
requirements (in DM) 225 370 for various keeping
methods for 60 and
1 1 5 7 5 120 pregnant sows
1 780 1 702 (1), extended
(355) (452)
10 5
200 265
75 50
1 7 1 0 1 570
(285) (320)
U nterschiede liegen vor a llem in der Art der d u rchzufü hrenden Arbeiten. Bei der Abruffütterung ist d ie Arbeitseinteilung flexi bler u nd d ie Arbeitsschwerpunkte vertei len sich. Als neue Arbeit kommt bei der Abruffütterung das Anlernen der Sau
en hinzu. Für das Anlernen neuer Sauen ist m it einem Arbeitszeitaufwand von 5 Akmin je Sau [5) zu rechnen.
Produktionsergebnisse
Tabelle 2 zeigt die Prod uktionsergebnisse aus einem Vergleich der Fütterungssyste
me Dribbelfütterung, Abrufstation, Freß
l iegebucht mit und ohne Auslauf [4) . Hinsichtlich der Zahl der lebend gebo
renen Ferkel u nterscheiden sich die un
tersuchten G ru ppenhaltungssysteme nicht wesentlich. Dagegen war das Ge
burtsgewicht der Sauen aus der Abruffüt
terung sign ifika nt geringer als in den übri
gen Systemen.
Kosten
Tabelle 3 enthält Kostenbeispiele für ver
schiedene Gruppenhaltungssysteme bei
60 und 120 tragenden Sauen. Die Kosten sind i m wesentlichen abhä ngig von der techn ischen Ausstattu ng, dem Platzan
spruch und der Bestandesgröße.
Sauen im Wartestall können a uch in Gebä uden mit einfacher, preiswerter Hül
le untergebracht werden. Gebä udekosten mit 300 D M/m2 oder 80 D M/m3 umbau
ten Raum sind realisierbar.
Fazit
Bei der Auswahl eines Gruppenhaltungs
systems für den Wa rtesta l l stehen Ei nzel
buchten m it Auslauf, Dri bbel- und Abruf
fütterung je nach betrie blicher Situation und I nteressen des B etriebsleiters zur Verfügung. Die Tiere passen sich gut an alle Systeme an. Vom System abhängige Leistungsunterschiede oder gravierende Einflüsse a uf das Wohlbefinden der Tiere sind nicht zu erwa rten. Die Abruffütte- . rung ist besonders bei großen Beständen
günstig, a llerd i ngs sind d ie Ansprüche an das Management hier a m größten.
Lite ratur
Bücher sind mit • gezeichnet
[ 1 ] Backus G.: Economische aspecten van het hauden van zeugen in groepen. Praktijk-on
derzoek varkenshouderij. Special. Proefstati
on voor de varkenshoudarij te Rosmalen, 8 ( 1 994), Nr. 2, S 3 1 -32
[2] Baey-Ernsten, H. de und L. Kuke: Gru ppen
haltung von Sauen m it Dribbelfütterung:Kei
ne Extras für Schnellfresser, DGS 32 (1994), H. 32, S. 1 6 - 18
[3] Baey-Ernsten, H. de, F.J. 8ockisch, B. Haidn, 0. Hesse, G. Hofmeier, M. Schlichting, K.
Schäfer-Müller, H.-P. Schwarz, S. Stamer u nd S. Van den Weghe: Gruppenha ltung von Sau
en - Chancen rechnergestützter Verfahren.
KTB L Schrift 372, 1996
[4] Ge' Backus, H., PV Vermeer, P. Roelofs, P.
Vesseur, J. Adams, G. 8innendijk, J. Smeets, C. van der Peet-Schwering und F. van der Wilt: G roepshuisvesting kan, maar niet voor iedereen, praktijkonderzoek varkenshouderij.
Varkensproefbedrijven te Raalte en Sterksel, Proefstation voor de Varkenshouderij te Ras
malen, 10 ( 1996), N r. 4
[5] Haidn, 8.: Arbeitswirtschaftliche Untersu
chungen und Model l kalkulationen in der Zuchtsauenhaltung. T U M , Freising, I nstitut für Landtechnik. SV-Ko m m u na lschriften Druckerei G m b H , 1992
[6] Koch, L.: B isherige Erfahrungen beim Einsatz mit Abruffütterungsa nlagen. Schweinezucht und Schweinemast 37 ( 1 989), H. 3, S.71 - 76 [7] Peet, 8. J. : Housing and ma nagement in prac
tice - straw bedded system . l n : Electronic ldentification in Pig Prod uction. International Symposium, September 1990, Coventry. Roy
al Agricu ltural Society of England, Stoneleigh, Warwickshire, Engla nd, S . 25-37
[8] Süss, M.: Stallei n richtung in Schweineställen.
Deutsche Geflügelwirtschaft und Schwei
neprod u ktion 44 ( 1 992); H .34, S. 984-988 [9] Süss M., R. Juli, K. Hammer und P. Mattem:
Zuchtsauen Gruppenhaltung mit Freßliege
bucht und in Buchten mit Einzelfreßständen.
Schule und Beratung 5 ( 1993), H . 2, S. 3-6 [ 10] Süss M. : Fressen ohne Streß. Dribbelfütte
rung in der Sa uengruppenhaltung. DLZ 46 (1995), H. 9, S 98 -100
Schlüsselwö rter
Fütterungstechnik, G ru ppengröße, Min
destbestandesgröße, Wirtschaftlichkeit Keywords
Self-catching feed ing device, respander feed i ng, d ri bble feed ing, tech nology, mi
nimum stock size, economics
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