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biefem plane bürfte ein weiteres Blatt in ber Sammlung bes

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(1)

Das 5eughaus 3u Berlin. 79

wer biefen berühmten Bau unbefangenen Zluges betrachtet, wirb empfinben, baß er ohne ben plaftifchen Sd7mucl‘, fo wie ihn Blonbel entwarf, ein IDerf echt afabemifchen ®eiftes, regelrecht, aber feineswegs geiftvoll iei. Der vornehm einfache, ftreng fchul:

gemäfie 21ufbau nach ber 1Deiie bes Srangois Zl'ianfart, bie feine wohlabgewogene Detaillirung, bie 21nmuth ber formen, bie reidye, aber fchwächliche (ßlieberung im Der: unb Rücffprunge offenbaren ben eigenihümlichen ®eift ber 5rüh5eit £ubrvig’s XIV., in welcher {ich auch in ber ‘Siieratur bie Plaffi1'che Regel befeftigte, boch bie formen noch gebunben, frei von IDillfür, befcheiben, ohne jenen 11eberfchrvang bes pathos waren , ber ben Sonnenfönig in ben (Eugen {einer Zliannesfraft umgab. (Eine Kunft in ber 21ri bes £afontaine, bes Racine unb bes Boileau.

Dot 21llem war ben ®efet5en ber Qrbnungen, ihrer Derhältnifg:

lehrte, wie fie Ditruv überliefert unb Dallabio neu belebt hat,

®enüge gethan. Die ‚feinheit in ber E)anbhabung ber antifen form, welche bas Berliner 5eughaus ausseichnet, bie Zlbflärung von barocfem Drang beiaß bamals fein Hünftler ber 1Delt, außer ben beften ber Darifer Schule. man braucht nur bie 5eichnungen 5turm’s ober bes £)ollänbers Danfaert burch5ufehen, bie mit lebhaftem (Eifer nach vollem Deritc'inbniß ber Ditruvianifchen formen rangen, um su fehen, wie fchwer es ben Hünftlern jener 5eit noch wurbe, bas ehrlich erftrebte 5iel 511 erreichen. Üa3u beburfte es einer Dorfchule unb einer ausgebilbeten Kunftrichtung, ba5u beburfte es vor llllem ber Dorarbeit bes Desbrofies unb bes 3rangois 2Tianfart. hat boch auch fpäter bas E)ellenenthum fein Künftler in jener IDeife in fich auf3unehmen gewufit, wie es in Berlin geübt wurbe, wenn ihn nicht bie Dorarbeit Schinfel‘s unb bie Berliner Schule beeinflußt hatten.

?

Die frage nun, in wie weit Hering unb ®rüneberg an ber Detailbilbung bes Baues mitgewirft haben, als fie feit 1695 nach einanber ben lluftrag be?amen, ben Bau ausgufiihren, i1't eine fchwer 311 entfcheibenbe. Da bie ®ruubfteinlegung am 28. Zliai 1695 ftattfanb, üering am 24. thober befielben jahres ftarb,”) fo ift er wohl fchmerlich über ben Rohbau hinausgel’ommen, 3umal

(2)

80 Iiering‘s 2Intheil.

auch am 5eughaus burch ben (Einftur5 eines in halbt’reisform errichteten €heiles 5eit verloren gegangen {ein toll. Die 2Iften geben wenig llnhalt, bie von Dr. Steche unb von mir in Dresben aufgefunbenen 5eichnungen entbehren ber bie Bauget'chichte erläu;

ternben 11nterfchriftenß‘*) 5unächft wirb aber burch ein Blatt beftätigt, bafi vor 1701, vor (Eintritt ber f}ohen5ollern in bie Königs:

würbe, jene ;form bes ®ebäubes maßgebenb war, welche auch auf Broebes’tchen Stichen 3u fehen ift. Biete aber tft ficher nicht bie von Blonbel entworfene. flach {einen Regeln bürfte bie 2Ittifa nicht jene E)öhe haben, welche fie bort einnimmt. 3ch nehme baher

A-_/'

[EFZ] tmf_tt@-@lifilm 9: (? ‘:«Jh mama» ,

Sig.9. 5dylüter’s Entwurffürbusäeughaus311Berlin(1699).

an, baf3 biefer Stich unb bas enttprechenbe Blatt aus bem 5eich=

nungsbanbe bes i)resbener 3ngenieurforps jene Bauform barftellen, welche Hering bein Bau geben wollte. Die formgeftaltung entfpricht völlig betten (Entwurf für bie Darochialfirche in einem weiteren 5eichnungsbanbe ber Dresbener Bibliothef. IDie man es als Regel für bie Berliner Bauten jener 5eit betrachten farm, {0 hat auch hier jeber neue 21rchiteft bie DIäne geänbcrt. (Es ift bies eine <erlärung für ben in ben 2Inftellungsurfunben ausgetprochenen IDun1'ch, bie Baumeifter tollen „nach ben gemachten planen“ arbeiten. freilich blieb er in ber Regel ein frommer.

Schlüter erhielt nach ®rüneberg bie @berleitung, unb 3war (nach 2lbler”)) vom jahre 1698 bis 511 2lnfang 1699. 1)iefer

(3)

Baugefchichte. 8 [

5eitraum ift eher su fur5, als 5u lang bemefl'cn. Damals war ber Bau im Rohen fertig. Schlüter hatte vorgefchlagen, auf öie 15 ;fuß hohe 2lttit’a Statuen uni) ‚frontifpice 3u {eigen. Don

biefem plane bürfte ein weiteres Blatt in ber Sammlung bes

3ngenieurforps unb eines in Beget‘s thefaurus Branbenburgenfis (jig. 9) Kunbe geben. Der Bau war {eines Hlafficismus im fransöfifchen Sinn butch biete 21enberungen fait gan5 entfleiöet, bem fransöftfchen 2Iuge mußte fogar bie 1'chwere Befrönung als unverseihlicher ;fehlet gegen bie (Belege bet: Schönheit erfcheinen.

21ber nicht biefer llmftanb entfchieb.

(Eine Baufommiffion, welche am 3. November 1698 einen Be:

/ sa=w \\\‘Z3it na

| .\.\0

Sig. m. Ch.plgler’s Slimvom5eughuus 5uBerlin(Juli „an).

richt über ben 5eughausbau abgab, “) erflärte Schlütcr‘s Dorhaben für gefährlich, ba bie frei ftehenbe 21ttifa fchtverlich „beftänbig“

fein merbe. Schlüter fchlug vor, 21nt‘er in’s Sparrenwerf 3u befeftigen unb Bretter barauf 3u legen, ö. h. bie 21ttifa von hinten gegen Schnee unb Regen absubed'en. Das war gewiß ein 5iemlid7 bilettcmtifcher Rath, ber erft recht Peine Dauer verfprach. „Iiad7—

bem aber,“ wie ber Bericht tagt, „öas IDert' (‚u weit avanciret unb gebachter Schlüter vor allen Schaben ftehen will,“ erflärte fich öie Kommiffion mit ihm einvetftanöen. 035 tft bemnach wohl 5meifel=

los, baß ®rüneberg unb Schlüter eine hohe thtifa, ähnlich jener in IDillanom thatfächlich auf bem 5eughaus aufgeführt haben im!) baß biete burch jean be Bobt, {einen üachfolger am Bau,

Gulli“,llnbr.5d;lütn.

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82 Baugefchichte.

wieber entfernt wurbe. Sagt boch ein glaubwürbiger Bericht, bag vor bem llmtsantritte Bobt‘s bas 5eughaus nach bem ‚Diane eines

„anberen 2Irchiteften“ errichtet werben ieh")

Much fonft machte bie technifche llnerfahrenheit llller am 5eughaus viel 5u fchaffen. (Ein „Schwibbogen nach bem 1Dafier 5u“ war 5errifien. Schlüter griff su bem ihm fcheinbar für untriiglich geltenben mittel ber eifernen 21nfer. 2lber bie Rom:

mifiion fürchtete, bas ®efchoß {ei oben 5u fchwach, weil man ein fo fchweres Dach unb bie 2lttil’a urt'prünglich nicht beabfichtigt habe. Schlüter ftanb beshalb von {einem plane ab, ben 5weiten Stocl’ 5u wölben.

wenn man nun Blonbei‘s Eehrbuch Cours d'Architecture73)

burchfieht, fo wirb man erfennen, bat? bie Befrönung ber ;fagabe {0 von bem frangöftfchen Zlfabemifer nicht entworfen gewefen {ein fann. 11m fo mehr entfprach fie bagegen bem beutfchen, unge:

fd)ulteren aber fünftleriich unbefangeneren (Empfinben, welches bie

<Ein5elform in Besiehung sum ®an5en bringen, nach bilbnerifchen, nicht nach ftiliftifchen ®runbfät5en entwerfen wollte. freilich fo, wie bas 5eughaus nad) ben plänen Schlüter‘s umgebilbet wurbe, wie es fich in ber nach Beger wieber gegebenen 5eichnung barftellt, würbe es ungleich weniger befriebigenb auf ben mo:

bernen ®eichmacf wirlen. Die unteren Stocfwerle finb noch jene Blonbel’s: eine feine, anmuthige, echt pallabianifche, tos=

faniiche pilafterorbnung über einem gequaberten @rbgefchofi:

unb Kunbbogenfenftern. Das £)auptgefims ift satt, in ben Derhc'iltnifien ber @rbnung angepaßt, welcher bas @rbget'chofg als Soäel bient, bie Der: unb Rücffprünge finb befrheiben, fo baß bie wagrechten Siinien unbebingt vorherrfchen. Der gan5e Bau erhielt nach ben Zlbfichten bes großen Kurfürften bas (Eigen:

weten feines 5wecfes: (Er war ein fchlichtes £agerhaus, aber be:

ftimmt, Kanonen unb ®ewehre barin 5u fpeichern, b. h. bie IDaffen eines Staates, bem bas IDort: „IDehrlos, ehrlos!“ 3u tiefftem Bewußtiein geworben war.

Die beutfchen Zfieifter nahmen bem Bau bie fchlichte „Swech mäßigfeit unb gaben ihm ben Schein eines Dalaftes. Die hohe 2Ittifa war eine reine Blenbe, gefchmücft wie 1Dillanow mit Reliefs, welche ben Ruhm Branbenburgs fenn5eichnen follten. (Es

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Jean be Bobt. 33

war eben bie IDartenberg’fche 5eit am f)ofe friebridy‘s eingesogen‚

jene innerlich minber tüchtige, ruhmrebigere, bein Schein mehr als bem IDefen ber Dinge hulbigenbe. Dafür war es aber auch eine phantafievollere Q5eit unb Schlüter ihr rechter Dertreter, ber meifter, welcher an Begabung als Bilbhauer alle {eine Kunftgenofien übertraf unb nun auch bie Baufunft plaftiich geftalten lehrte.

?

(Es 3eigt fich hier, wie an faft allen gleich5eitigen Bauten, wie wenig man su jener 5eit geneigt war, im Kunftmerf bas 3ch bes Künftlers 5u achten. llnbeforgt ließ man ben Bau von einer

£)anb sur anberen übergeben, folgte man ben ®efchmacfsneigungen jeber neu auftauchenben ®röfie. man wirb wenig große Bauten jener 5eit in Deutfchlanb finben, welche völlig einem Kopfe ent:

fprangen: bas ift es eben, was bie (ßefchichte ber Baroclardyitei’tur fo vermicfelt macht, baß überall {ich freu5enbe Strömungen bie

£aienmelt hin unb her warfen unb bie Hünftler im planmäßigen Durchführen ihrer (ßebanfen hinberten. 3n jean be Bobt er:

ftanb bem Bau ein IDieberherfteller feines pallabianifchen Klaffi=

cismus.“) Bobt nannte ftch einen Schüler Blonbel's, obgleich er, nach ber einen Quelle ein Bremenfer, nach ber anberen ein mecf:

lenburger von ®eburt, erft 14 jahre sählte, als ber große liehrer ber Darifer le’abemie ftarb. (Ein umfangreiches Eehrbuch ber pallabianifchen 9rbnungen, welches er fchrieb unb 5eichnete, ein merftm'irbiges Denfmal feines ‚fleißes unb feiner Begabung, befitgt bie Bibliothef bes Pgl. Kunftgewerbe:lflufeums 5u Berlin.”) Daff€lbe hat ben Citel: Les premiers exercises d'Architecture civile de S. A. R. Monseigneur le Prince Roial de Pologne ct Electoral de Saxe, unb ift für ben Unterricht bes fpc'itercn Königs 21uguft III. von polen beftimmt gewefen, alfo etwa 1714 gefchaffen, ba ber Dring 1696 geboren wurbe. (Es verräth vollflänbig ben

flafiiciftifch=fransöfifchen ®eift bes meifters, ber ihn nicht nerlafiefl

hatte, als er, gleich marot ein Refugié, in bie Dienfte IDilhelm‘s von Qranien trat unb biefem 1688 nach £onbon folgte. Dort leiftetc er in ber Baufunft „viele Dienfte“, fopirte namentlich bie DIäne von 1Dhitehall, fich in bie pallabianifche ‚feinheit bes bamals hoch

(„

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84 Helme als 5chlufjfteine.

gefeierten 3nigo jones vertiefenb.”) wir erfahren, baß Bobt, ber 1700 in pretißifche Dienfte trat, neben eigenen Bauten auch am Berliner Schloß gearbeitet habe. (Es finben fich in ben 5ahlreichen 5eichnungen feiner E)anb, welche in Dresben fich erhielten, folche, welche nur im 5ufammenmirfen mit Schlüter entftanben fein tönnen.

üamentlid; gilt bies wohl von bem plane in ber Bibliothef bes 3ngenieurforps, in welchem Bobt nerfuchte, bie hohe llttifa bes 5eughaufes mit bem Flaffifchen Syftem ber Schönheit in (Einflang 5u bringen.

Balb aber gab er biefen Dcrfuch auf unb entfernte, fowie er felbftänbig vorgehen burfte, bie hohe thtifa. 2II5 im juli 1701 Ditgler bas 5eughaus fcißirte (fig. 10), war bie frage hinftchtlich ber 21ttif'a noch unentfchieben.”) <Erft 1705 wurbe bas mebaillon=

bilbniß an bem nun nach bem Dorbilbe bes Souvre 5u paris ver=

änberten Zfiittelportal angebracht, vollsog fich alfo bie gänsliche Ilm:

manblung bes Baues in ben früheren fran5öfifchen Stil. Die großen Sigurengruppen auf ber nunmehr niebrigen, nicht ein eigenes Stocfwerf bergenben 2Ittifa verfet5te Bobt von {einem für ben (Ein;

5ug von 1701 gefchaffenen @riumphbogen hierher, bem beutfchen fmpfmben für bemegtere llmri‘élinie folge gebenb.

?

Don ber ardyitel’tonifchen (Erfcheinung, weldfe 5d)lüter bem 5eughaufe gab, tft bemnach fo gut wie nichts übrig ge:

blieben. E)infichtlich ber Bilbnerei madyt fich fein ®eift aber um fo ftärl’er geltenb. Don ihm finb, nach nicht an5u3weifelnber lleberlieferung, bie Schlußfteine bes (Erbgefchoffes, mahrfcheinlich auch bie Derbachungen über ben ;fenftern bes hauptgefchoffes, bie f)ol5fchnitgereien an einigen Ehüren unb vielleicht auch bie metopen im "Kran3gefims. lefo nur ein Heiner Cheil bes bilbnerifchen Schmuefes gehört fidyer ber 5eit feiner Bauleitung an. 21ber biefer Cheil gehört 511 bem (ßröfäten, mas bie 5eit erfchaffen hat.

Die Schlufäfteine ber Runbbogenfenfter unb ?Zhore (Sig. 11) im <Erbgefchofä 5eigen an ber 21ufäenfeite weit auslabenbe, reich vergierte f)elme. Diefe erinnern in ihrer ®eftaltung lebhaft

(7)

‚in; Il‘orbciÄrugl‘am'rs w ‘J-‘rhn

(8)

‚Sig, 12. 5d7fuf3ftcin anDerllufiennnfid;tbesäcughnufcs511 Berlin.

(9)

Die delufifteine ber 21ufienfeite. 87

an bie Sieges5eichen bes Doliboro ba (Earavaggio, bes 1543 geftorbenen römit'chen 5agabenmalers, befien (Entwürfe ®iovanni Battifta ®aleftru53i (T nach 1661) in fräftigen Stichen wieber:

gab. 2Iuch 21ntoine Dierretg, ein fran5ö'ftfcher Stecher jener 5eit, bürfte auf Schlüter gemirft haben. <Ein5elne von biefen helmen erfcheinen fait als üachbilbungen nach (Zaravaggio, außer etwa in ber Bilbung ber öfters ornamental vermenbeten 2llanthus=

ranfen; biete 5eigen ‚jene fpit3:ftachlige form, bie bem beutt'chen Barod? eigen iii. 11eberall hat aber in Schlüter‘s f)elmen bie 5eichz nung eine ®röße unb freiheit, welche jenen 1Derlen aus ber Blüthe3eit italienifcher Hunft entfpricht, iit ihnen eine Schönheit bes (Entwurfes‚ ein Reichthum an ®ebanfen, eine fühne 21rt in ber Behanblung ber reichlich eingeftreuten figürlichen Darftellungen unb eine jlüffigfeit ber mache eigen, welche felbft in bem funftgerverblichen

€r5eugniß ben meifter ber großen Kunit erfennen lafien (Sig. 12).

2Iehnliche E)elme finben fich an bem bem 5eughaufe gegen:

überliegenben Dalais ber Haiferin Sriebrich, welches ber marfchall Schomburg angeblich feit 1687 unb burch Hering errichten lief;

unb bas feit 1856 eine llmänberung ber fagaben erfuhr. Sie

bürften auf Schlüter 5urücl‘5uführen, bemnach Dorarbeiten für bas

5eughaus fein. 21n meifterfchaft ftehen fie ben IDeri’en bes 5eug=

haufes wenig nach.

Schon in ben äußeren Schlußfteinen verfünbet fich Schlüter als ein mann, befien Sinnen über bas Hunftgewerbe hinaus ging.

Der Schlußftein über bem Chor in ber hinteren 2Ichfe 5eigt 5wei fich über einem Schilbe wc'il5enbe 2fieertveiber von gewaltiger Bil:

bung (Sig. 13). jene über ben ieitlichen Ehoren finb als (Borgonen=

häupter gebilbet (Sig. 14). Selten tft ber Kopf ber fchlangenhaarigen ZHebufa größer unb furchtbarer aufgefafit. Z)as fchmer5volle, gebrochene lluge, ber fehlaffe munb, bas £}inwell’en bes l’raftnollen Sleifches‚ bie “einen ;fältchen am munbe, 21Ues 5eigt bies eine

Einbringlichfeit ber Beobachtung unb eine Kraft ber Daritellung,

wie fie nur ben größten meiftern gegeben ift.

Zln ben Schlußfteinen im E)ofe bes 5eughaufes (Sig, 15 u. 16) treten an Stelle ber f)elme bie Köpfe fterbenber Krieger. 21u8en ift bie glänsenbe, innen bie furchtbare Seite bes Krieges bargeftellt. mu Unrecht nennt man jene “Köpfe masfen. Sie finb nicht theatra:

(10)

88 Die fterbenben Krieger.

Iifcbe £Erfcf;einungen‚ (Es befunöet fid) vielmehr hier ein grimmcr (Ernft bes üaturalismus. Der Schönheit ift Fein Rcdyt über öie

Sig.13. 5dylußl'tein an bei: Zlufienanfidyt has äcuglguuies 511 Berlin.

[Dabrbeit eingeräumt; ber Q'oö ift nicht als ein ®enius mit um:

gefebrter ;facf'el gebucht, fonöern in ber erfcbt'ifternöen ®eftaltung

(11)

Die 1‘terbcnben Krieger. 39

bes l‘coröens. Es ift bus Zfioröcn öcr Schlacht mit all {einem (Staufen öargcitcllt, öas nü[;töncnöc Röcbdn, tms Ericblaffcn ber

.ixg ll fd*lugvh'm anDu Iluumunu:fh Pt;3vugl‘uu‘vi ;“ Bm‚’m

füge, bus 5d7mcr5cnswclfcn be.< Zfiunöca bas Brc:bcn bss 2Iugcs, öcr gangc unfiiglicbc jammcr ohne £rbcbung, ohne Dex-idbnnng,

(12)

90 Die fterbenbcn Krieger.

ohne irgenö eines jener ZT‘tittelchen‚ mit bencn öie neuere Kunft glaubte, öie hatten Dillen ber IDahrheit fich munbgerecht —

Sig.15. 5d7qujflviuimE)ofeb?sSeughaufvs 511Ettlin.

fchöner —— machen 5u müffen. (Es ift auch nichts an ben Köpfen

„geiftreich”, wenn man barunter vielfagenöe Begiehungen beni’t.

(13)

Die 1'tcrbenben Krieger. 91

Die Höpfe bilöcn feinen „€yflus“ unb haben bcm Bcfcbaucr nichts 511 fagcn, als bie Sd7ilöcrung öcs Schlacbtcntoöcs. RES ift

Sig. 1* 5d‘Iufiv'xrinnn Do"rbr; tr\1glxmv'fi311 5crizn‚

fein Ioötcntang, ber in halb bunloriftif:hßn ‘3tlöcrn bio crn1'tc (Beitalt öc5 Knochenmanncs 1'cbilbcm will. 5d)lütcr bcnf’t an

(14)

92 Die fterbenben Krieger.

nichts als an bie 1Dahrheit. (Er will (Etichautes wieöergeben;

er will meber öen Krieg verherrlichen, ned) von ihm abmahnen;

gan5 unbefangen, echt Fünftlerifch ichilöert er fterbenbe, ver:

blutenbe Krieger.

llnö wie hat er fie ge:

1'chilöert! IDelche IDucht in ber plaitifchen Behanölungl man {ehe bie Pühne, unab:

weisbar fichere litt, mit ber öas E)aar gebilöet ift, bie von aller ®Iätte unb aller 2Tiache freie Durchbilbung ber hier

Prampfhaft langet'pannten,

bort tobesfchlafien haut, öie tiefe Kenntni‘é ber 2Iantomie bes menfchlichen (Befid7ts, bie Sicherheit, mit bet öie aus:

örucfsvoflften 5üge getroffen wurben, um ben Seelen5uftanö bes Sterbenöen barsuftellen.

i)afä biete Köpfe, öie fo allem 50hn fprechen, was bie jetgt vorherrfchenbe 2Iefthetif als Beöingung ber „Schönheit“

forbert, boch öauernb ge:

priefen wurben, ba5 fie, bie philofophifchen Bebenflid):

Feiten bet ibealiftifchen Schön:

Sig. 1:7. fthürfüflungvom äeughaus 5uBerlin aus heitslehre Öm‘Chbrechenö, [br

beräeitvorx7on Dafeinsrecht fich 5u wahren vermochten —‘ bas i1't bet glän5enbite Beweis für öie macht ber in ihnen vermirflichten IDahrheit, bie Sieghaftigfeit bes völlig riicffichtslofen Realismus! ‚

unter 5chh‘iter’s 2Tiitwirfung, entftanben wohl auch bie in (Eiche geichnitgten füflungen mehrerer €hüren. Biete ftammen aus ver:

fchicbenen 5eiten, theils aus ben fifagen vor ber Hönigsf'rönung, Sriebrich's — unö biete (Zhüren halte ich für unter Schlüter‘s @influß

(15)

(Ihüren unb (Irophäen. 93

entftanben (Sig. 17 u. 18) —‚ theils aus ber 5eit nach 1701 (jig. 19). Diefe lebteren bürften eher bem marine angehören, ber an Stelle Schlüter‘s als Bilbhauer bes 5eughaufes fett 1700 trat, bem (Buillaume E)ulot”) uni) feinem fünftlerifchen £anösmanne be Boöt. mu bem 5eichen

bes Kurfürften „frieörich verfehen fmb bie €hüren gegen bie möllergaffe unö bas Haftunienwälbchén, alfo bie von bem öamaligen Berlin abgewenbeten. (Es ift fchwer angunehmen, öaf3

man mit ber f)erftellung

ber Chüren biefes ffheiles angefangen habe. IDahr:

fcheinlich wurben fie fpätet verfth unb jene thüren an ihre Stelle gebracht, welche Die föniglichen 5eichen tra:

gen. Die älteren fmb un:

gleich naturaliftifcher, auch berber gefchnitten. Sie 3eigen weniger flaffifche Rüftungen, als bamals ge:

bräuchliches Kriegsgeräth in genauer Z'tachbilbung.

21uch hier offenbart fich eine rücfftchtslofe IDahr:

heitsliebe, bie oft an Stil; 5ig.xs. (Ihürfullung vomäeugbans im Berlin aus Der

Iofigfeit ftreift. äm vor 1701»

Diefe (Eigenart tritt

am ftiirfften an ben 2‚qubauten ber thtil'a 511 (tage. 5wat öie fl'rophäen 3eigen noch vielfach bie Sonnen ber Schlufifteine, obgleich floh hier fchon manches Kleinliche einmifcht. demerlich hat Schlüter fie felbft ausgeführt, wenn er ihren Zlufbau auch über;

macht haben mag. Der fiaturalismus mirb aber an ben großen Befrönungsgruppen fait 5ur Spielerei. Namentlich an jenen ber

(16)

94 Crophäen.

Seitenfagaben‚ in welchen Räber, Kanonen, Dul0erfäfier‚ ‚fahnen, auf Stangen aufgeftellte, in fich 5uiammenfallenbe Rüftungen bie große mafi'e einnehmen ober je 5mei gefefielte Sflaven ober fliegenbe 21bler unb blafenbe ®lorien bie Befrönung ober ben feitlichen Zlbfchlu8

bilben. IDährenb nun an

ber bem Hönigsfchloffe 5u=

gewenbeten Spreefeite bie Bilbung ber Sflauenföpfe, ber ftürmi1'ch bewegten Körper, bie ficherere Be:

hanblung bes 2lufbaues Schlüter wenigftens als mitwirl’enb an ben mach;

tigen Bilbwerfe vermuthen Iafien, i1't bies bei ben 1Derfen gegen bus 1{aftaz nienmälbchen fchmer su glauben, ba hier bie baroée manier 2qubau unb Bil:

bungber®tnselheitengleich mächtig beherrfcht. (Etwa Balthat'ar Dermofet ober

®eorg ;friebrich 1Deyhen:

meyet mögen biete IDerfe gefchaffen haben; legteren begeichnet £)umbert”) aus:

brücflich neben E)ulot als

ben Detfertiger.

_ „ „ ‚ » üicht viel ma tfd)ein:

39" lg. Churfnuunggäfnlaäetizzfls 5u Emm % ber licher als an ben nc'?rblichen unb weftlichen Hrönungs:

gruppen tft Schlüter‘s Zlntheil an jenen über ber jront gegen ben 5eughausplatg, in welchen mars unb minerna inmitten eines mächtigen 2qubaues von Kriegsmaterial, oberhalb je 5weier gefefielter Sflaven, in ftürmifcher Bewegung thronen. Die ®ruppen haben not ben anbern voraus, ba}; fie burch bie ®ottheiten einen eigentlichen ®ipfelpunft erhielten, bafg ihr Zqubau ber flarfte unb

(17)

Die Statue bes ®rof;en Kurfiirften. 95

wirfungsnollfte tft. Die beforative 2T‘teifterfchaft an biefen IDerfen tft groß, aber fie fmb eben boch nur Del’orationen. Das über:

trieben Dathetifche an ihnen meift auf E)ulot, ben Stansofen.

Sehrreich ift ber Dergleich ber beutfchen 21rbeiten mit ben vier Statuen unb ben Reliefgeftalten f)ulot’5 am hauptthor. 3n biefen bem Criumphthor entlehnten (Eon1pofttionen offenbart ftch ber ‚fran30fe in ber: glatteren, ftlliftifcheren, abgellärteren "Kunftrveife, ber 5unächft bie naturaliftifchen ®ernaltfamfeiten ber Deutfchen mit Hopffchütteln angefehen haben mag. Bobt felbft fcheint aber von ber frifchen, beutfchen Schmucffucht erfaßt werben 511 fein, benn fein Schloßthor in Dotsbam unb fein Berliner Chor in IDefel, bei welchem ihm f)ulot als Bilbhauer 5ur Seite ftanb, 5eigen fliege;

rifche ®ruppen, bier an Bewegung unb üaturalismus über bas htnausgehen, was in Darts für Punftgerecht galt unb beten form fich bem ®ebanl’enfreife bes Q5eughaufes anfchliefät.

?

3n bie erften jahre von Schlüter-‘s 21ufenthalt in Berlin fällt auch bie Durchführung feines größten unb beften 1Derfes, ber Statue bes ®roßen Kurfürften. 3hre llusführung bilbete eine (Ergän5ung von Dancfelmann‘s politifchem Syftem ber bewußten fortbilbung ber von jriebrich IDilhelm bem Staat gegebenen Richtung; fie ift ein fortfchaffen in feinem (5eifte. Diefer follte nun burch bie wenigftens im Bilbe bauernbe (Begenwart bes jürften veranfchaulicht werben.

Die Statue wurbe am 2. November 17c0 gegoffen unb 5war wieber burch ben (Bießer joham1 3acobi aus hamburg D. b. h.”) Ilm 17. fiel ber ll‘tantel ber ®ußform. lllles erfchlen wohl gerathen.

Der: Kurfürft Pant felbft in bas ®ief5haus, um bas 1Derf vollenbet 3u fehen. (Es war ber ®ufi felbft eine gang ungewöhnliche Seiftung.

Die 5ahl großer Bronceftatuen war bamals noch nicht eine fo bebeutenbe wie heute. Die Bewunberung für ben ®ief5er, welche jene für ben Bilbhauer faft übertroffen 5u haben fcheint, war bemnach feine ungerechtfertigte. 3acobt‘s Kante wurbe gefeiert, fein Bilbni[;

erfchien 1709 in einem größeren Kupferftich (Sig. 20) nach einem Bilbe 3. S. 1Den5el‘s. (Et lehnt über einem ber von ihm gegoffenen

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