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Die Seele, eine Welt

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Die Seele, eine Welt

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Dieses intelligente Gewebe der Welt, in dem jeder Lehrmeister, Korrektiv und Weggefährte aller

anderen ist, ist eine wirkliche spirituelle Einheit. Denn bewusst oder unbewusst leben wir in einer großen

wesenhaften Einheit und lernen wir als Seelen ständig voneinander – es sei denn, wir verschließen

uns.

04 März 2022

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Text: Angela Paap Image: heaven-Gerd Altmann auf Pixabay HD

Seele ist wohl am ehesten etwas, dessen Existenz wir aus der Empfindung heraus bejahen. Was aber ist Seele? Ist sie nicht das, was in uns lebendig ist, was unserem Leben Richtung gibt? In ihr wohnt eine unabsehbare Größe; sie kennt aber auch das Getriebensein durch Begierden, das Gebundensein an Dinge, das Beengtsein durch Angst. Darüberhinaus sucht sie sich selbst und fragt sich: Wer bin ich? Und: Bin ich ewig?

Die Lehre des Hermes

Die hermetische Weisheit erklärt, dass die ursprüngliche Seele von Gott ausging, gleich einem Strahl des Lichts der Lichter – einem Strahl, der mit seinem Ursprung eins und zugleich ein Individuum ist. Und so, wie Gott aus sich selbst die Welten hervorbrachte, so begabte er auch die Seele mit der Fähigkeit, alle Welten zu bewohnen, von der höchsten göttlichen Welt bis in die dichteste Materie. Deshalb nennt man die ursprüngliche Seele seit alters her auch Mikrokosmos, eine Welt im Kleinen. Max Heindel hat in seiner Weltanschauung der Rosenkreuzer die

Schöpfungsfelder dargestellt, in denen der Mikrokosmos sich offenbaren kann, und parallel dazu seine Wesensglieder, die dabei belebt und ausgebildet werden.

Wenn Hermes lehrt: „Der irdische Mensch ist ein sterblicher Gott, und der himmlische Gott ist ein unsterblicher Mensch“ [1], dann spricht er vom Mikrokosmos und zeigt dabei auf, dass der Mensch sowohl sterblich als auch unsterblich sein kann. Ist er sterblich, an die dichte Materie gebunden, dann bewegt sich der Mikrokosmos

zwischen Geburt, Tod und neuer Geburt in dem Stratum, das wir gerade bewohnen, mithin in den beiden dichtesten kosmischen Gebieten. Ist er unsterblich, dann hat er sich von allen Bindungen an die Materie befreit und kann sein geistiges Selbst in Freiheit verwirklichen. Dann kann er in allen kosmischen Gebieten erwachen, sie bewohnen und sie in Einheit mit allen anderen Mikrokosmen gestalten, entwickeln, entfalten. Dann ist die Schöpfung ein gemeinsames Erkennen, Lieben, Werden. Und die Seelen sind es, die alles verwirklichen, was als Potenzial in ihnen selbst und in den Welten angelegt ist. Hingabe und Kraft, Ruhe und Beweglichkeit, Freiheit und Liebe klingen zusammen: Dinge, die in unserem jetzigen Zustand grundsätzlich

spannungsbehaftet sind, sich in der Einheit jedoch als Ergänzungen zeigen. Ja, die ursprüngliche Seele ist eins mit ihrem göttlichen Ursprung, unsterblich, allbewusst. Sie hat nicht Weisheit oder Liebe, sondern ist Weisheit und Liebe.

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Doch wie ist unser Alltag?

Wie völlig anders erfahre ich mich in meinem Alltag. Da gibt es immer wieder

Momente, in denen die Größe der Seele sich andeutet oder die ursprüngliche Seele, bildlich gesprochen, einen Atemzug in mir tut. Gleichzeitig bringt der eine seelische Atemzug neben der Weite, die sich stimmig anfühlt, auch Fragen, die ich aus meinem Sein nicht beantworten kann. Und da sind die vielen Dinge, Pläne und Menschen, an die ich mich binde, weil sie vielleicht mit der Antwort etwas zu tun haben. Denn ist es nicht so, dass wir die große Frage nach unserem wahren Wesen in unserem täglichen Leben zu beantworten versuchen, wie unbewusst auch immer? Und dies ist aus

meiner Sicht kein Irrtum, denn nur die Erkenntnis, die in umfassende Erfahrung mündet, führt zur Antwort.

In mir überwiegen immer wieder die Verstrickungen und die Unbewusstheit. Doch ich lerne, dass auch die Anhaftung kein Hindernis bleiben muss, sondern zu einer Stufe des Weges werden kann. Ich bin davon überzeugt, dass alles, was uns begegnet, uns nicht nur etwas lehren kann; alle Begebenheiten sind auf eine tiefe Weise eins mit uns. Alle großen Ereignisse unseres Lebens geschehen nicht nur, weil sie möglich sind, sondern weil sie für uns nötig geworden sind. Und im vermeintlichen Außen begegnen wir immer uns selbst, denn wir werden mit den Aspekten unserer selbst konfrontiert, die wir noch nicht sehen oder noch nicht verwandeln konnten. Doch der „Spiegel“ in den Ereignissen ist mehr als ein Lehrmeister. Dieses intelligente Gewebe der Welt, in dem jeder Lehrmeister, Korrektiv und Weggefährte aller anderen ist, ist eine wirkliche spirituelle Einheit. Denn bewusst oder unbewusst leben wir in einer großen

wesenhaften Einheit und lernen wir als Seelen ständig voneinander – es sei denn, wir verschließen uns.

Akzeptanz

Der Schlüssel zur Bewusstwerdung heißt Akzeptanz.

Wenn ich akzeptiere, was mir begegnet, es also wirklich annehme, verändert sich tatsächlich alles. Annehmen, was da ist und Verbundensein ermöglichen das

Verständnis aller Dinge von innen. Die Grenzen, die das Ich vorher zog, öffnen sich.

Die Seele weitet sich, sie beginnt sich als „dasselbe“ in allem zu erkennen. Konflikte können enden, denn sie können nur Wurzeln schlagen, wo es ein Außen gibt, wo Fremdheit und Konkurrenz vorhanden sind.

Die Seele, die nach und nach ihr wahres Wesen und ihre Größe entdeckt, verliert in

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diesem Prozess viele Ängste, wenn wir es wagen, uns diesen Ängsten zu stellen. Eine der größten jedoch, die Angst um die physische Existenz, kann sie nur ablegen, wenn sie alle Identifikationen mit ihrem Besitz, ihrer „persönlichen Geschichte“ und dem Körper löst. Dies gelingt nur, wenn sie sich völlig zum Geist, zu ihrem göttlichen

Ursprung, wendet. Dies ist ein Prozess heiliger Einsamkeit und Leere, aber zugleich ein bewusstes Eintreten in die Einheit vom Anbeginn.

Die Entscheidung

Der Renaissancephilosoph Giovanni Pico della Mirandola (1463-1494), der mit der hermetischen Weisheit vom Menschen als Mikrokosmos vertraut war, fasste seine Sicht in seiner Rede Über die Würde des Menschen in fiktiven Worten Gottes an Adam so zusammen:

Wir haben dir keinen festen Wohnsitz gegeben, Adam, kein eigenes Aussehen noch irgendeine besondere Gabe, damit du den Wohnsitz, das Aussehen und die Gaben, die du selbst dir ausersiehst, entsprechend deinem Wunsch und Entschluss habest und besitzest. Die Natur der übrigen Geschöpfe ist fest bestimmt und wird innerhalb von uns vorgeschriebener Gesetze begrenzt. Du sollst dir deine ohne jede Einschränkung und Enge, nach deinem Ermessen, dem ich dich anvertraut habe, selber bestimmen.

Ich habe dich in die Mitte der Welt gestellt, damit du dich von dort aus bequemer umsehen kannst, was es auf der Welt gibt. Weder haben wir dich himmlisch noch irdisch, weder sterblich noch unsterblich geschaffen, damit du wie dein eigener, in Ehre frei entscheidender, schöpferischer Bildhauer dich selbst zu der Gestalt

ausformst, die du bevorzugst. Du kannst zum Niedrigeren, zum Tierischen entarten;

du kannst aber auch zum Höheren, zum Göttlichen wiedergeboren werden, wenn deine Seele es beschließt.[2]

So kann die Seele – als Mikrokosmos – sich entscheiden, ob sie sich in der Materie verorten oder ob sie sich zu ihrem Ursprung wenden will. Baut sie ihre Existenz in der Materie und der Vergänglichkeit, so wird sie beiden gleich und erleidet in ihrem

bewussten Teil das Schicksal der Vergänglichkeit. Wendet sie sich zu ihrem Quell, so erwirbt sie die bewusste Wiederverbindung mit ihm und ihr wahres, geistiges Wesen.

Nach der Lösung von allen konkreten Dingen geht sie in einem Zustand auf, der alles in allem ist.

 

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[1]   Corpus Hermeticum, Zwölftes Buch, Vers 76, in: Jan van Rijckenborgh, Die ägyptische Ur-Gnosis und ihr Ruf im ewigen Jetzt, Band III, Haarlem 1985

[2]   Giovanni Pico della Mirandola, Über die Würde des Menschen, Hamburg 1990, S.

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