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Anfang, Fortsetzung und Wiederkehr als Grundelemente des musikalischen Zusammenhangs - Wie Musik anfängt und wie es dann weitergeht

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Academic year: 2022

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94 RAAbits Musik Januar 2017

Reihe 21 S 1

Verlauf Material

LEK Glossar Infothek

I/A2

Wie Musik anfängt und wie es dann weitergeht Anfang, Fortsetzung und Wiederkehr als Grundelemente des musikalischen Zusammenhangs

Rudolf Frisius, Klaus Maichel, Günter Klüh, Karlsruhe

Sonogramm zum Anfang von Pierre Henrys „Journal de mes sons“

Das Musikangebot ist heute – vor allem durch die Massenmedien – so vielfältig, dass der Hörer es nicht mehr nach klassischen Mustern erschließen kann. Daher geht dieser Beitrag einen anderen Weg. Da sich wichtige Zusam- menhänge oft erst beim Hören konkreter Musik- beispiele erschließen, stellen Ihre Schülerinnen und Schüler erst einmal die naheliegenden,

„einfachen“ Fragen: Wie klingt es am Anfang?

Wie wird es wohl weitergehen? Woran erkenne ich, dass etwas bereits Gehörtes wiederkehrt?

Von diesen Fragen ausgehend erschließen sie sich nach und nach größere Zusammenhänge und lernen die Anfänge in diese einzuordnen.

So verstehen sie anhand von Texten Bildern, Noten und Klangbeispielen nach und nach, wie unterschiedlichste Komponisten wie Kagel, Wagner, Mahler, Schönberg oder Beethoven gearbeitet haben.

Verlauf Material

LEK Glossar Infothek Ma te rial

In fothek Ma te rial

In fothek

Klassenstufen: 8–10

Dauer: 8–10 Unterrichtsstunden Themenaspekte: Anfänge und Fortsetzungen

von Musikstücken Wie Musik entsteht – Wie Musik sich entwickelt Klangbeispiele: CD 44 zu RAAbits Musik,

(Januar 2017), Track 1–46 Word-Fassung: CD 44 zu RAAbits Musik,

ROM-Teil

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(2)

94 RAAbits Musik Januar 2017

I/A2

Vorüberlegungen zum Thema der Reihe

Hauptthema dieser Unterrichtsreihe ist das konzentrierte Hören: Wie kann man errei- chen, dass ein Musikbeispiel (in der alltäglichen Musikerfahrung) oder ein Klangbeispiel (im Unterricht) von Anfang an so viel Interesse weckt, dass konzentriert und mit neugie- riger Erwartung auf das Folgende gehört wird? Dafür werden Anfänge unterschiedlicher Musikstücke aus verschiedenen Epochen in Klangbeispielen und Notationen so angebo- ten, dass Interesse auch am Hören von Fortsetzungen und größeren Zusammenhängen geweckt werden kann (im Hören, Lesen und Mitgestalten).

Fachliche Hintergrundinformationen

Die Unterrichtsreihe geht davon aus, dass das heute (vor allem über Massenmedien) ver- fügbare Musikangebot so vielfältig ist, dass es sich dem Hörer nicht allein in traditionellen Rubrizierungen erschließen kann (z. B. einsortiert in Systeme von Epochen, Gattungen oder Formschemata), sondern dass sich wichtige Zusammenhänge oft erst im Hören konkreter Beispiele erschließen – ausgehend von einfachen und sinnfälligen Fragen, die der Hörer von Anfang an stellen und zu beantworten versuchen kann, z. B.:

– Wie klingt es am Anfang?

– Welche Fortsetzung kann man erwarten und welche kann man tatsächlich hören?

– Wie kann man erkennen und beschreiben, wenn anfangs Gehörtes später wieder- kehrt (sei es in genauer Wiederholung, sei es mehr oder weniger stark verändert)?

Wie unterscheidet sich ein Anfang von seiner Wiederkehr?

– In welchem größeren Zusammenhang sind Anfang und Wiederkehr zu hören?

Diese und ähnliche Fragen lassen sich beantworten, wenn beim Hören auf wichtige Eigenschaften und Klangmittel (z. B. Stimmen und Instrumente) und auf charakteristi- sche Formverläufe geachtet wird, z. B. unter folgenden Fragestellungen:

– Zustand oder Prozess?

– Gegensätzlich oder sich allmählich verwandelnd?

– Laut oder leise beginnend, hoch oder tief, mit vielen oder wenigen Instrumenten?

– Wie lange bleibt es wie am Anfang, wie und ab wann bemerkt man Veränderungen (welche)?

Unter diesen und ähnlichen Fragestellungen lassen sich viele unterschiedliche Beispiele hören und beschreiben:

– ausgehend von vielen unterschiedlichen kurzen Anfängen,

– Schritt für Schritt weitergehend zu fortsetzenden und/oder wiederkehrenden Ereig- nissen und

– hinführend zu größeren Zusammenhängen.

Wichtig ist, dass der Hörer von Anfang an versteht, was das spezifische Besondere des jeweiligen Beispiels ist und wie man dessen Verlauf ausgehend vom charakteristischen Anfang verfolgen kann (ausgehend von den Besonderheiten des jeweiligen Werkes, nicht von allgemeinen Verlaufsregelungen).

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94 RAAbits Musik Januar 2017

Reihe 21 S 3

Verlauf Material

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I/A2

Didaktisch-methodische Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung

Klangbeispiele und Notationen sind so ausgewählt, dass der Unterricht sich nicht auf ab strakte Verlaufsregeln konzentrieren muss, sondern vielfältige Spielräume aufmerksa- men und konzentrierten Mitdenkens und Mitgestaltens eröffnen kann: Es kann so anfan- gen oder auch anders (sogar in einem anderen Werk desselben Komponisten). Selbst einfache Ausgangsmaterialien lassen sich unterschiedlich verwenden, z. B.

– ein einzelner Ton (M 3) oder

– ein bestimmtes Intervall, z. B. der Tritonus (M 5).

Dies kann an Klangbeispielen und Notationen aus verschiedenen musikalischen Berei- chen (z. B. modernen Hörstücken, Instrumental- und Vokalmusik) auf verschiedenen Wegen erarbeitet werden:

a) ausgehend vom Klangbeispiel, vertiefend in Verbindung mit den Notationen,

b) ausgehend von den Notationen zur Entwicklung von Hörerwartungen, dann weiterfüh- rend mit verschiedenen Kurzbeispielen

oder

c) mit Schritt für Schritt sich verlängernden Ausschnitten aus demselben Stück.

Die Schülerinnen und Schüler werden angeregt zur Entwicklung von Hörerwartungen, zum musikalischen Mitdenken und Vorausdenken beim Hören und zu musikalischen Aktivitäten, die das Hören und Beschreiben begleiten und vertiefen.

Die Klangbeispiele sind so ausgewählt, dass sie methodisch variabel eingesetzt werden können:

– sei es konzentriert auf vergleichendem Hören kürzerer Anfänge,

– sei es Schritt für Schritt übergehend von kurzen Anfangsausschnitten zu Fortset- zungen oder zu Beispielen der Wiederkehr,

– hinführend zu größeren Zusammenhängen.

Die Beispiele sind so ausgewählt und aufbereitet, dass zunächst mehrere verschiedene Stücke in kurzen Ausschnitten behandelt werden können. Im Anschluss kann die Lehr- kraft bei Stücken, für die sich die Schülerinnen und Schüler besonders interessieren, Schritt für Schritt Interesse auch für größere musikalische Zusammenhänge wecken (bei Stücken, zu denen ihm eine vollständige Aufnahme zur Verfügung steht, z. B. beim Violinkonzert von Beethoven, auch über die hier vorgeschlagenen und auf CD/im Zip-File mitgelieferten kurzen Ausschnitte hinaus).

Was ist zu tun (von Schüler-/Lehrerseite)?

Für den Lehrer geht es beim Thema „Anfänge“ zunächst darum, Aufmerksamkeit und Interesse für Musik zu wecken, die nicht nur nebenbei als Begleitkulisse zu hören ist, son- dern die von Anfang an so interessant gestaltet ist, dass sich Bereitschaft zum Zuhören und Neugier auf den weiteren Verlauf wecken lassen. Wenn dies in vielen verschiedenen Stunden gelingen soll, dann ist es von entscheidender Bedeutung, unterschiedliche Bei- spiele auszuwählen, die vielfältige Möglichkeiten unterschiedlicher Behandlung bieten.

Einen ersten Überblick über Materialien und methodische Möglichkeiten kann sich der Lehrer verschaffen, indem er zur Vorbereitung zunächst einmal alle hier präsentierten Musikausschnitte im Zusammenhang abhört (CD 44, Track 1–46):

– Einführungsbeispiele: Ungewöhnliche Anfänge (Anfänge moderner Hörstücke) (Track 1–16)

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94 RAAbits Musik Januar 2017

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a) Anregungen zur genaueren Erarbeitung:

b) Anfänge als Keimzellen (für Fortsetzung oder Wiederkehr): Track 17–24 – Anfänge desselben Stückes in verschiedenen Aufnahmen: Track 17–19;

– Anfänge verschiedener Stücke mit derselben Klangfarbe, z. B.:

a) Schlaginstrument [Pauke] Track 17–19, 21;

b) Saiteninstrument(e) [Cello/Celli, Kontrabässe] Track 20, 28

– Instrumentale Anfänge im Vergleich mit Fortsetzung und Wiederkehr:

Track 25–40

Beim vorbereitenden Hören kann sich die Lehrkraft überlegen, welche Beispiele mit wel- cher Ausführlichkeit in einer konkreten unterrichtlichen Situation behandelt werden (auch in anderer Reihenfolge als der hier vorgeschlagenen) und wie sie beim vergleichenden Hören und Erarbeiten den jeweils unterschiedlichen unterrichtlichen Voraussetzungen gerecht werden kann: beim Hören und (Voraus- oder Mit-)Lesen – beim Beschreiben und/

oder Umsetzen in musikalische Aktion.

Wenn die Lehrkraft ein geeignetes Anfangsbeispiel ausgewählt hat, sollte sie darauf ach- ten, dass

– einerseits die unterrichtliche Behandlung allen Schülerinnen und Schülern (nicht nur den musikalisch speziell vorgebildeten) grundsätzlich wichtige musikalische Erfahrun- gen vermittelt (z. B.: wie wirken laute oder leise Anfänge, Fortsetzungen, Beispiele der Wiederkehr?) und

– die individuellen Besonderheiten der verschiedenen Stücke deutlich werden (z. B. im Vergleich der modernen Hörstücke mit den älteren und neueren Instrumentalbeispie- len: Leise Alltagsgeräusche und Sprechtexte mit Alltagsgeräuschen wecken andere Hörerwartungen als Anfänge mit verschiedenen Instrumenten, z. B. Pauke Cello, Trom- pete oder Harfe).

Für die Schülerinnen und Schüler ist wesentlich, dass sie bei der unterrichtlichen Behand- lung dieser Beispiele lernen, auch mit Höreindrücken und Höraktionen differenziert umzu- gehen (nicht nur, wie ihnen im Umgang mit Alltagsgeräten geläufig ist, mit visuellen und taktilen Eindrücken und Aktionen), sich darauf zu konzentrieren und ihre Erfahrun- gen im Kontakt mit anderen zu differenzieren. Dafür sollten einerseits einfache allge- meingültige Grundkenntnisse in Verbindung mit den Klangbeispielen erarbeitet werden (z. B. unterschiedliche Wirkungsmöglichkeiten im Bereich von Lautstärke, Klangfarbe und Klangdichte), andererseits aber auch unterschiedliche Arbeitsformen zur handlungsori- entierten Erarbeitung vorgeschlagen werden (z. B. rhythmisches Mitspielen [Track 21 und 23], auch in Verbindung mit szenischen Aktionen.

Wie wird das Thema unterrichtlich umgesetzt?

Der Unterricht sollte so verlaufen, dass den Schülerinnen und Schülern deutlich wird, wie viele unterschiedliche Möglichkeiten es gibt, Musik nicht nur konzentriert zu hören, sondern auch zu erfinden und zu gestalten. So können beispielsweise aus einfachsten Klängen (z. B. aufgenommenes Stimmgemurmel [CD 44, Track 1] oder einigen Pauken- schlägen [CD 44, Track 21]) verschiedene höchst unterschiedliche interessante Musik- stücke entstehen, die man konzentriert hören kann. Manchmal lassen sie sich auch mit eigenen Aktionen begleiten (Klänge erzeugen, sprechen, singen, szenisch gestalten).

Was wird damit erreicht?

Die unterrichtliche Behandlung des Themas soll dazu beitragen, dass die Schülerinnen und Schüler – auch und besonders in dem oft vernachlässigten Sinnesbereich des Hörens – – aufmerksam werden auf vielfältig unterschiedliche Phänomene,

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94 RAAbits Musik Januar 2017

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Reihe 21 S 5

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– Interesse entwickeln an der konzentrierten Aufmerksamkeit für viele unterschiedliche, auch ungewöhnliche und ihrer eigenen Erfahrungswelt zunächst fremde Hörereignisse und

– Möglichkeiten entwickeln, an Hörereignissen aktiv gestaltend teilzunehmen und Erfah- rungen im Umgang mit Hörereignissen mit anderen auszutauschen.

Ziele der Reihe/Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können:

– Anfänge unterschiedlicher Musikstücke und verschiedene Möglichkeiten ihrer Fortset- zung und Wiederkehr in ihren charakteristisch unterschiedlichen Eigenschaften und Verläufen

a) hören und beschreiben,

b) sprachlich, musikalisch und szenisch begleiten;

– Anfänge in größere Zusammenhänge einordnen (im Vergleich mit Fortsetzun- gen, Beispielen der Wiederkehr und größeren Formverläufen);

– anhand von Texten, Bildern, Noten und Klangbeispielen aus verschiedenen Epo- chen erkennen, wie unterschiedlich verschiedene Musikstücke gehört werden können und wie unterschiedlich verschiedene Komponisten (oder sogar der- selbe Komponist in verschiedenen Werken) gearbeitet haben (vom Einfall zum fertigen Werk).

Schematische Verlaufsübersicht

Wie Musik anfängt und wie es dann weitergeht Anfang, Fortsetzung und Wiederkehr als Grundelemente des

musikalischen Zusammenhangs (Kl. 8 – 10)

Lerneinheit 1 (1–2 Schulstunden)

Ungewöhnliche Anfänge M 1–M 2

Lerneinheit 2 (2–4 Schulstunden)

Anfang, Fortsetzung und Wiederkehr – Formzusammenhänge: M 3–M 4 Vergleichendes Hören verschiedener Werke

Lerneinheit 3 (4 Schulstunden)

Musik entsteht – Musik erklingt: Vom Einfall zur Ausführung M 5 Minimalplan/Varianten

Die drei Lerneinheiten können auch separat unterrichtet werden. Möglich ist es z.B., in der zweiten Lerneinheit die formalen Aspekte (Anfang, Fortsetzung und Wiederkehr – größere Zusammenhänge) zunächst nicht im Vergleich aller hier vorgeschlagenen Werke zu behandeln, sondern zunächst nur an einigen oder nur an einem einzigen Werk. Die methodische Detailplanung sollte den unterschiedlichen Reaktionen der Schülerinnen und Schüler beim ersten Hören und den vorhandenen Höreinstellungen gerecht werden.

Andererseits sollte sie aber auch Neugier für Vielfältiges, Ungewohntes und Anspruchs- volles wecken (sodass die verschiedenen Beispiele unterschiedlich, auch unterschiedlich ausführlich behandelt und mit anderen Beispielen kombiniert werden können).

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94 RAAbits Musik Januar 2017

I/A2

Materialübersicht

Mat. S.

Lerneinheit 1: Ungewöhnliche Anfänge

M 1 (Fo, Tx, Kb) Der Anfang eines Hörstückes 1

zu M 2 (Fo) Der Anfang eines klingenden Tagebuchs (Farbfolie) 1 M 2 (Tx, Kb) Der Anfang eines klingenden Tagebuchs 5

Lerneinheit 2: Anfang, Fortsetzung und Wiederkehr – Formzusammenhänge:

Vergleichendes Hören verschiedener Werke

M 3 (Bd, No, Kb) Ein Ton und weiter nichts? – Anfänge und Fortsetzungen 7 klassischer Musikstücke

M 4 (Kb, Lö) Zwei Musikstücke mit Beginn und Wiederkehr 16

Lerneinheit 3: Musik entsteht – Musik erklingt: Vom Einfall zur Ausführung M 5 (Tx, No, Kb) Vom Einfall zur Ausführung: Schönbergs 20

Variationen für Orchester op. 31

Klangbeispiele (Kb)

Sämtliche Klangbeispiele zu dieser Unterrichtsreihe finden sich auf der CD 44 zu RAAbits Musik (Januar 2017) als Track 1–46

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94 RAAbits Musik Januar 2017

Reihe 21 Verlauf Material S 5

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M 2 Der Text-Anfang eines klingenden Tagebuchs

Französischer Text Deutsche Übersetzung

Pierre Henry Journal de mes sons Tagebuch meiner Töne

Tagebuch meiner Töne 1. Dezember 1980 Tout ce que je sais,

tout ce que je vois, tout ce que j´ écoute

Alles, was ich weiß, alles, was ich sehe, alles, was ich höre je le choisis

et je le structure

comme un temps de sons:

ich wähle es aus und strukturiere es wie klingende Zeit.

trame que serait un lien entre le passé et le futur.

Klingende Zeit ist ein Gewebe, das Vergangenheit und Zukunft miteinander verbindet.

De ces trajectoires je fais de la musique.

Aus diesen Verbindungen mache ich Musik.

Aus: Pierre Henry: Journal de mes sons. Arles: Actes Sud 1996.

Dieser Text erscheint am Anfang eines klingenden Tagebuchs, das ein französischer Kom- ponist (Pierre Henry, geb. 1927) 1982 für einen deutschen Radiosender geschrieben und klanglich realisiert hat. Er hat zunächst einen französischen Text verfasst, in dem er seine Arbeit beschreibt. Später hat er diesen Text ins Deutsche übersetzen und auf Deutsch sprechen lassen: von einer berühmten Schauspielerin (Ingrid Caven), die er so sprechen lassen wollte, als sei sie eine Frau, die in seinem Tagebuch liest.

Aufgaben

1. Was erfahren wir aus diesem Text über das Denken und über die Arbeitsweise des Komponisten? Wie könnte man sich nach seinen Worten vorstellen,

a) mit welchem Material er arbeitet, b) wie er damit umgeht und

c) welche Absichten ihn dabei leiten?

2. Vergleicht das, was Pierre Henry hier sagt, mit Aussagen über Künstler in verschiede- nen Bereichen, z. B.

a) ein Komponist, der Noten aufschreibt, die Musiker zum Klingen bringen sollen;

b) ein Schriftsteller, der Texte aufschreibt, die gelesen oder gesprochen werden sol- len;

c) ein Filmemacher, der ein Drehbuch aufschreibt, nach dem er und andere einen Film realisieren sollen.

3. Wie könnte der Anfang eines „klingenden Tagebuchs“, in dem dieser Text verwendet wird, klanglich gestaltet werden? Macht euch Notizen über eure Ideen, probiert sie aus. Nehmt eure Anfangs-Szenen auf und vergleicht sie mit dem Anfang von Henrys Produktion. Eure Notizen sollten Antwort geben auf verschiedene konkrete Fragen zur Realisation, z. B.:

a) Wie sollen französischer und deutscher Text eingesetzt werden? (z. B.: nacheinan- der, im Wechsel, synchronisiert, mit begleitenden Klängen [welchen? wie?]) b) Wie sollen begleitende Klänge ausgewählt und angeordnet werden? (z. B.: einlei-

tend, untermalend, überleitend, abschließend)

CD 44,Track 8–16

© Jean-Christophe Windland, Paris

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94 RAAbits Musik Januar 2017

I/A2

Zu den Aufgaben 1–4

Im Unterricht sollte deutlich werden, dass auch dieser Anfang etwas Besonderes ist, aber in anderer Weise als im zuvor besprochenen Klangbeispiel (CD 44, Track 1–7 zu M 1/

Kagel: Antithese): Das Stück von Henry ist nicht für die öffentliche Aufführung vor grö- ßerem Publikum gedacht, sondern als Radiostück mit Text (zum Thema „Klänge“) und Klängen (in denen das, wovon der Text spricht, sinnfällig hörbar wird, zunächst mit Eisen- bahngeräuschen). Was hier anfängt, ist also weder ein normales Musikstück noch ein normales Hörspiel, sondern beides zugleich: der Anfang eines modernen Hörstücks (als Gegenbeispiel zum Hörstück in M 1).

Anfang von Pierre Henrys „klingendem Tagebuch“ (Journal de mes sons; 0:00–3:20):

Track Dauer Inhalt

8 0:17 französischer Titel (Stimme Pierre Henry) – deutscher Titel (Stimme Ingrid Caven) + Ton (Eisenbahnsignal)

9 0:15 Waggons

10 0:06 Eisenbahnsignal 2

11 0:07 Waggons 2

12/13 0:14 nachgespielte Eisenbahngeräusche :

a) hohe Blechgeräusche – b) dumpfe, tiefe Blechgeräusche 14/15 0:17 wieder originale Eisenbahngeräusche + Eisenbahnsignal 3

16 1:32 Fortsetzung Eisenbahngeräusche + deutscher Leitspruch (Stimme Ingrid Caven): „Tagebuch meiner Töne ... Musik“

(weitere Details siehe Infothek)

M 3 Ein Ton und weiter nichts? –

Anfänge und Fortsetzungen klassischer Musikstücke

Teil 1: Sechs Anfänge

Sechs Anfänge, ungeordnet: a

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CD 44,Track 17–36

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94 RAAbits Musik Januar 2017

Reihe 21 Verlauf Material S 8

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I/A2

Einer der Anfänge – drei verschiedene Interpretationen:

A B

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Sechs Anfänge mit Instrumenten-Angaben angeordnet nach den Tonlagen:

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Teil 2: Sechs Fortsetzungen zu den Anfängen 1.

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94 RAAbits Musik Januar 2017

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94 RAAbits Musik Januar 2017

Reihe 21 Verlauf Material S 16

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I/A2

M 4 Zwei Musikstücke mit Beginn und Wiederkehr

Ludwig van Beethoven Gustav Mahler

Klangbeispiele

Ludwig van Beethoven: Violinkonzert D-Dur op. 61. Weitere Ausschnitte (Arthur Grumiaux; Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam, Sir Colin Davis)

CD 44, Track 37/38

Reprise (Anfang; 5 Takte) CD 44, Track 37 Rückleitung (Ruhepunkt – Steigerung) CD 44, Track 38 und Reprise (Anfang; 9 Takte)

Gustav Mahler: 9. Symphonie, 1. Satz (Wiener Philharmoniker, Claudio Abbado) CD 44, Track 39/40

Ausschnitt b (Ein-Ton-Motiv auf b; 3 [+13] Takte) CD 44, Track 39 Ausschnitt c (Ein-Ton-Motiv auf c; 8 [+2] Takte) CD 44, Track 40 Anfang und Wiederkehr (Überblick)

Titel des Stücks: __________________________________________________________________________

Anfang – Fortsetzung Vorbereitung der Wiederkehr Wiederkehr L

I

T

Tu

Tb

Abkürzungen L = Lautstärke – I = Instrumente – T = Tonlage – Tu = Tonumfang – Tb = Tonbewegungen

akg/Beethoven-Haus akg-images

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