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Replik zum Fortbildungsbeitrag: Neuraxiale Blockaden und Hämodynamik

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Academic year: 2022

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© Anästh Intensivmed 2017;58:161 Aktiv Druck & Verlag GmbH

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Letters to the Editor

Replik zum Fortbildungsbeitrag:

Neuraxiale Blockaden und Hämodynamik

(Anästh Intensivmed 2016;57:657-668)

Mit großem Interesse haben wir die Übersichtsarbeit „Neuraxiale Blocka- den und Hämodynamik“ gelesen. Es erscheint uns nicht unwesentlich, hier auch den Guttmann-Reflex, synonym:

Autonome Hyperreflexie oder Autonome Dyreflexie, zu erwähnen. Dies ist ein im Zusammenhang mit neuraxialen Blo- ckaden mögliches lebensbedrohliches Zustandsbild, welches zum einen einige Zusammenhänge von Sympathikus, Para- sympathikus und übergeordneter zentra- ler Dämpfung verdeutlichen kann und zum anderen gerade dadurch interessant ist, dass dieses pathophysiologische Phä- nomen trotz einer neuraxialen Blockade auftreten kann.

Der Guttmann-Reflex (Ludwig Guttmann, OBE, deutscher Neurologe und Neuro- chirurg) ist gekennzeichnet durch eine potentiell lebensbedrohliche sympa- thische Hyperreflexie bei der Dehnung eines Hohlorgans. Am häufigsten tritt dieser Zustand einer ungehinderten Ent - l adung des sympathischen Nervensys- tems bei Querschnittslähmungen kranial von T6 auf. Die häufigste Ursache liegt in einer Dehnung der Blase (90%), jedoch können auch andere Hohlorgane betrof- fen sein.

Die Symptome sind vor allem gekenn- zeichnet durch massivste Blutdruckan- stiege, heftigste, pochende Kopfschmer- zen, Schweissausbrüche, eine verstopfte Nase und Bradykardien. Unerkannt und unbehandelt führt diese häufig zu Todes- fällen oder schwersten neurologischen

Schäden (Apoplex, Erblindung etc.). Der Guttmann-Reflex ist eine der häufigsten Todesursachen bei hohen Querschnitts- lähmungen. Die Behandlung besteht in der sofortigen Senkung des Blutdrucks und der Aufhebung der Dehnung des Hohlorgans.

Eine Querschnittslähmung führt, neben der neurologischen Schädigung selbst, vor allem zu einer ausgeprägten sym- pathischen Dysfunktion. Diese äußert sich vor allem in einem instabilen Blut- druckverhalten, einer orthostatischen Hypotension und dem genannten Gutt- mann-Reflex.

Die Pathophysiologie liegt in einer massiven Entladung des sympathischen Nervensystems unterhalb der Quer- schnittshöhe begründet. Es findet eine Noradrenalin- und Dopaminausschüt- tung statt, welche zu einer Vasokonstrik- tion vor allem im Splanchnikusgebiet, einer Umverteilung des Blutvolumens und einer massiven systemischen Hy- pertension führt. Die beim intakten Rückenmark von supraspinal gesteuerte descendierende Inhibition bleibt aus.

Kompensationsmechanismen erfolgen durch die Aktivierung des Sinus Caroti- cus und der im Aortenbogen lokalisierten Baro- und Chemorezeptoren, also kranial der Querschnittshöhe. Es kommt zu einer Aktivierung des Nervus vagus, welcher am sinuatrialen Knoten frequenzverlang- samend wirkt, und einer Zunahme der parasympathischen Aktivität, welche zu einer Vasodilatation in diesem Gebiet

führt. Zusammengenommen sind diese Kompensationsmechanismen nicht aus- reichend, um zu einer Stabilisierung des Zustandbildes zu führen.

Da bei Paraplegikern immer wieder uro- logische Eingriffe durchgeführt werden müssen, bietet sich zur direkten neurolo- gischen Überwachung und zur Ausschal- tung von Muskelreflexen die neuraxiale Blockade an. Bei diesen Patienten bietet jedoch selbst eine neuraxiale Blockade keinen Schutz vor massivsten Hyper- tonien und reflektorischen Bradykardien, d.h. es liegt eine „entkoppelte Hämo- dynamik“ im doppelten Sinne durch die supraspinal ungedämpfte Hyperreflexie vor.

Literatur

1. Frankel HL, et al: Cardiovascular Aspects of Autonomic Dysreflexia Since Guttmann and Whitteridge (1947).

Paraplegia 1979;17:46-51

2 Lindan R, et al: Incidence and clinical features of autonomic dysreflexia in patients with spinal cord injury.

Paraplegia 1980:18:285-292

3 Wan D, et al: Life-threatening outcomes associated with autonomic dysreflexia;

A clinical review. J Spinal Cord Med 2014; Vol 37 no 1

4 Philips A, et al: Contemporary cardiovas - cular concers after spinal cord injury:

Mechanisms, maladaptions and manage- ment. J Neurotrauma 2015; May 12.

Dr. Stefan Brugger, Freiburg im Breisgau Dr. Malika Lakal, Dachsberg-Finsterlingen Dr. Maria-Dolores Santafé-Marti, Freiburg im Breisgau

Referenzen

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